Ganz ehrlich: Ebola macht mir Angst!
Ich bin zu Hochzeiten von SARS in Fernost unterwegs gewesen, auch in Singapur und Hong Kong (der schwachsinnigen Maske hatte ich mich nach dem ersten Flug entledigt), auch zu Hochzeiten der Vogelgrippe. Aber damals war ich auch noch alleinstehend. Und natürlich habe ich mitbekommen und nicht darauf reagiert als ich vor 10 Tagen Ort war, dass nun auch Singapur Dengue Fieber hat.
Selbst wenn die Ebola-Opferzahlen mit ca. 4.000 bedauerlichen Schicksalen stark untertrieben sein sollten, sind sie noch überraschend niedrig.
Und dennoch habe ich grosse Angst vor Ebola! Es mag daran liegen, dass für mich dieser Virus noch fremd und unerklärlich ist. Fremdes und Ungewohntes verunsichert, das geht uns allen so.
Jeder definiert "Vielflieger" anders und z.B. "MisterG" hat mir gezeigt, dass andere deutlich mehr und länger im Flugzeug sitzen als ich 2x/Jahr für 7 Wochen.
Aber ich habe seit Ende August gerade 40 Flüge hinter mir (alles Ausland, z.T. Langstrecken oder Flüge innerhalb Nordamerikas oder Asiens). Und es war seit 2011 nicht mehr so ein beklemmendes Gefühl zu Reisen! Nicht nur, dass man in letzter Zeit wieder jeden Mitfluggast etwas kritischer beäugt, der auch nur im entferntesten Muslimisch aussieht. Dafür schäme ich mich, denn meine Eltern haben es mir, bei allen anderen Fehlern, ermöglicht frei von Vorurteilen aufzuwachsen. Und ich habe auch geschäftlich viel Kontakt zu äusserst integren Muslimen und auch persönliche Freunde darunter. Erst hier im Forum sind mir die Augen geöffnet worden. So hat mir zum Beispiel der joviale (wenn er aus dem Panik-Room kommt) und menschenfreundliche Weinfreund (sowas verbindet) aus Duisburg, der auf seinem Avatar-Bild so blass und schlank wirkt, mehrfach wortwörtlich erklärt, dass grundsätzlich alle Muslime das Zeug zum radikalen Islamisten haben und potentielle Terroristen sind. Aber nicht erst seither schaue ich bei meinen Mitfliegern genauer hin, auch nicht erst seit dem 11. September. Dafür schäme ich mich wirklich, weil ich hin und wieder sogar relativ sicher bin potentielle Übeltäter unter den Mitfliegern ausgemacht zu haben, ganz sorgfältig aufpassen, ob sie von der Flugzeugtoilette auch zurückkommen und erleichtert bin, wenn wir heil ankommen. Das sind Vorurteile gegenüber einzelnen Glaubensrichtungen, beurteilt nach Äusserlichkeiten. Also eigentlich das Gegenteil meiner Überzeugung. Aber natürlich tun radikale Islamisten derzeit wenig meine Ängste zu zerstreuen und aller extreme Glauben ist mir fremd und Fremdes/Ungewohntes macht Angst - fragt mal im Panikroom nach - da sind wir ja gar nicht so weit auseinander.
Zu meiner eigenen Beruhigung kann ich, eigenen Kontakten zum Trotz, Russen und Ukrainer immer noch nicht an ihren Äusserlichkeiten erkennen / stigmatisieren / diskriminieren. Das ist gut so, denn eine Bedrohung reichte bisher. Und ich war auch froh, dass mein letzter Rückflug aus Fernost (SQ) den Irak nur gestreift und die Ukraine umflogen hat.
Und nun. plötzlich, erwische ich mich dabei wie ich beim Boarding auch jeden kritisch mustere, der gemäss Hautfarbe auch aus Westafrika stammen könnte. Wegen Ebola! Das macht mir richtig Angst! Angst, mich in der recycelten Luft im Flugzeug anzustecken und Angst vor meinen eigenen Vorurteilen!
Radikale Islamisten, Ukrainer, Russen und nun Ebola! Das ist viel. Zuviel. Worauf muss ich noch achten, Hilmer (Keks), NCCData? Stimmt, auf den Draghi! Nicht, dass der auch noch mitfliegt.
Die Temperaturkontrolle vor Einreise kenne ich seit SARS aus den meisten Flughäfen in Fernost. Ich war pro Jahr 1-6x in Japan, China (div. Flughäfen) Hong Kong, Südkorea, Taiwan, Vietnam, Singapur, Sri Lanka, Indien... .
In der Tat habe ich habe ich häufiger erlebt, dass "Menschen" auf Grund überhöhter Wärmeabbilder dort herausgefischt wurden. Was aus ihnen wurde, weiss ich freilich nicht, ich war schon froh mit einer marginaleren Erkältung durchgekommen zu sein. Insofern halte ich dieses Instrument nicht nur für eine Placebo-Lösung um das eigene Volk zu beruhigen, sondern für eine durchaus kostengünstige und effiziente Möglichkeit grössere Auffälligkeiten gleich zu lokalisieren und würde die sofortige Einführung auch bei uns sehr begrüssen! In England wurde gerade eine Ebola-Alarm-Übung veranstaltet. Wie liefe das bei uns ab? Klar, tolle Kliniken in den USA und bei uns konnten Ebola-Erkrankte heilen. Bei 20 Mann pro Patient und mit "Kollateralschäden" in Madrid. Und wie sähe das bei einer Epidemie aus?
Ich achte also jetzt beim Boarding auf potentielle, islamische Terroristen und auf potentielle Ebola-Opfer. Und was machen wir, wenn jemand bei uns die Panik schürt, muslimische Westafrikaner würden den Virus absichtlich einschleppen? Unter "Gott und die Welt" wäre das nicht unwahrscheinlich!
Worauf ich hinaus will: Ich möchte keine Beschwichtigungen von Herrn Gröhe! Ich möchte eine so optimale Kontrolle auf ansteckende Erkrankung Europaweit (und wir wissen ja, trotz manch anderslautender Beiträge hier im Forum ja nun, wie sehr andere EU-Länder derzeit einer Leitfunktion Deutschlands folgen) wie möglich an den Verkehrsknotenpunkten (und das sind für Einreisen aus entfernteren Ländern immer noch die Flughäfen und die Italienischen Auffanglager an den Küsten, die wir so gerne ignorieren) und dazu gehört für mich zuallererst eine solche Temperaturkontrolle. Nicht nur zur Vermeidung von Ansteckungen in Deutschland, sondern vor allem zur Vermeidung einer weiteren Verschärfung einer Situation, in der wir mit Messern und Gabeln auf alle fremd aussehenden Menschen losgehen!!!