Produktionsstopp Volkswagen - Hintergründe

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Vollzeiturlauber

Erfahrenes Mitglied
27.11.2012
9.229
2.088
Corona-Land
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Hallo, kennt jemand den vollständigen Grund des Lieferstopps der beiden Zulieferungen.

Wenn es um eine unrechtmäßige Kündigung der Verträge geht, währe doch der Rechtsweg besser.

Wenn es eine vertragskonforme Kündigung währe, haben die Zulieferer doch jetzt schon verloren.
 

Brainpool

Erfahrenes Mitglied
15.03.2014
2.801
122
Wenn es eine vertragskonforme Kündigung währe, haben die Zulieferer doch jetzt schon verloren.

Naja, wenn VW es schafft von jetzt auf gleich die benötigten Teile anderweitig in der Menge, Qualität und Preis zu beschaffen, gebe ich dir recht.
Glaube aber kaum das ein Werk mit dem richtigen Werkzeugen und 1000 Mitarbeitern mal eben so rumsteht und nur drauf wartet das VW pfeift.

Ich denke eher das VW gut beraten wäre einen höheren Preis zu zahlen und dafür die Produktion aufrecht zu erhalten. Die unendliche Knebelung der Zulieferer kann auf Dauer nicht gut gehen.
 

xcirrusx

Erfahrenes Mitglied
16.10.2012
3.779
972
KUL (bye bye HAM)
Da einige Insassen im Automotive-Bereich tätig sind, vielleicht könnt ihr mal das Für und Wieder für Außenstehende erklären:

ok, es gibt Streit um ein Entwicklungsprojekt. Daher hat der Zulieferer "kreativ" die Daumenschrauben angezogen. VW soll seine Lieferanten massiv gepresst haben (Aldi-Prinzip) und diese aufgebauten Abhängigkeiten stets zu eigenen Gunsten auslegen. Aus dem Maschinen- und Anlagenbau kennt man sowas als Zulieferer auch. Gefühlt wird einem gerade der Ruhepuls zum Leben gelassen, wobei die gegenseitige Abhängigkeit bewusst ist. Nur, kennt sich in der Branche nicht eh fast jeder? Also wenn ich bei einem großen EPC oder Endkunden der Prozeßindustrie es so eskalieren lasse, dann bin ich branchenweit verbrannt. Sieht Automotive das entspannter, oder bröselt das gerade die komplette Firmengruppe des Verursachers auseinander, da auch kein Wettbewerber sich so einem Verhalten aussetzen will (unabhängig von der Vorgeschichte)?
 
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airhansa123

Erfahrenes Mitglied
03.11.2012
4.143
12
Sieht Automotive das entspannter, oder bröselt das gerade die komplette Firmengruppe des Verursachers auseinander, da auch kein Wettbewerber sich so einem Verhalten aussetzen will (unabhängig von der Vorgeschichte)?

Der letzte größere Zulieferer der einen Produktionsstop bei einem großen Automobil-Hersteller herbiegeführt hat war der Hersteller von Türschlössern Kieckert, der 1998 die Produktion von Ford lahmgelegt hat. Die Firma hat überlebt, war zwischenzeitlich in den Händen von Private Equity investoren und gehört jetzt Chinesen.

Kieckert ist ein typisches Beispiel, die sind mit rund 20% Anteil Marktführer und haben auch technologisch die Nase vorn. Auf solche Zulieferanten möchte man ungern verzichten. Außerdem wissen auch die VW-Wettbewerber, wie rüde mit Lieferanten umgesprungen wird und das der "kleine" Zulieferer im Zweifelsfall mit seinen Argumenten recht hat.
 

flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.600
503
Obwohl ich in der Branche bin, kann ich bei dem Thema nicht z.Zt. nicht mit Insiderwissen aufwraten, weil das zwar in jedem Einkauf sicher diskutiert wird, aber doch so neu ist, dass es selbst den Mittags/ Toiletten/ Flur Funk noch nicht erreicht hat. Und für neugieriges Nachfragen bei persönlich bekannten fehlte die Zeit. Auch würde ich 'ganz Geheimes' auch nicht hier verbreiten.

Daher von mir auch nur Spekulation aus öffentlich zugänglichen Quellen und ausschließlich eigene Mutmassungen.

1) Der Vorgang ist absolut ungewöhnlich und ein Industrie First in dieser Ausprägung.

2) Die Anforderungen an Lieferanten und auch die permanente Suche der Einkaufsabteilungen nach Kostenoptimierung ist branchenübergreifend, dabei hat sich aber eingebürgert die Kostenvorteile zu teilen (nicht immer paritätisch, aber immerhin). Aber letztendlich ist jede Optimierung eine Reduzierung der Preise für den Fahrzeughersteller, wie auch immer es aufgeteilt ist. Ich glaube aber nicht dass VWs Suche nach besseren Preisen hier für die Situation ausschalgebend ist.

3) Beide Lieferanten gehören sein Nov15, oder sogar erst seit 2-3 Monaten zur Prevent Gruppe und sind eher kleinere/ mittlere Firmen, die wohl auschließlich aus strategischen Gründen gakauft wurden. Bei Prevent handelt es sich (selber nie gehört) um ein Sammelsurium an Firmen und Beteiligten die da untereinander verflochten sind oder nicht.

4) Für mich sticht ein Artikel heraus, der sonst kaum Echo findet und für mich und meine persönliche Spekulation eventuell ursachenerklärend für das gegenwärtige Problem ist.

Volkswagen-Zulieferer : Mit wem hat VW da eigentlich Streit? - Unternehmen - FAZ

Dieser Artikel veranlasst mich im im Grunde zu mutmaßen, dass es Prevent und diverse vielleicht anders genannte Beteilugungsgesellschaften unter gleichem Besitzer/ Konsortium darauf abgesehen haben etweder für strategisch wichtige Produkte höhere Preise durchzusetzen, oder gänzlich auf Kompensation für ohnehin erwartbare Stornierungen setzen.
Besonders der Hinweis auf einen Vorfall in Brasilien vor einem Jahr ist interessant

Hier hat möglicherweise jemand ein Geschäftsmodell entdeckt (oder möchte es atablieren), etwas im Stile von Patentverwertungsgesellschaften um hohe Summen und Abfindungen zu kassieren z.B. für abgebrochene/ gekündigte Aufträge.

Man kann jetzt spekulativ folgenen Ablauf der gegenwärtigen Lage spekulieren:
1) Prevent kauft den Gussteile Lieferant, wohl wissend dass sie einzelner / Hauptlieferant sind.
2) Versucht höhere Preise durchzusetzen, bzw reklamiert kompensation für nicht erhaltene Aufträge.
3) Der VW Einkauf kennt Prevent/ lernt sie kennen und kündigt die Aufträge für 2018 (solange dauert es durchaus einen neuen Lieferanten mit hoher Produktionsrate und entsprechendem Investment in Produktionsnalagen zu etablieren)
4) Prevent sieht die Fälle ohnehin davonschwinden und will jetzt kassieren und beginnt mit dem Lieferstop.

Wie gesagt, reine Spekulation, aber es ist nicht das erste mal dass eine mittelständische Firma, die über ein obskures Konsortiom an Geldgebern (Finanzinvestoren) aufgekauft wurde, auf der Suche nach schnellem Geld zu ungewöhnlichem Geschäftsgebaren neigt.

Eine Sache wundert mich an der dermangelnden Flexibilität in diesem Fall:
Eigentlich sollte das Getriebeteil zumindest in Teilmengen doch gleichteilig mit z.B. China lokalisierten Bauteilen sein.
Dass gleich die Ganze Golf Baureihe steht ist da schon verwunderlich, denn Diesel und Benzinmotoren haben durchaus verschiedene Getriebe in verschiedenen Drehmomentklassen, sodass man üblicherweise eigentlich nur auf bestimmte Motor/ Getriebekombinationen verzichten müsste.
Vielleicht ist es aber 'block-kostentechnish') günsiger 1 Woche ganz auszusetzen, denn was nicht gebaut wird, muss auch nicht verkauft werden, insbesondere auf einem schwächelndem UK Markt und der Diesel Verunsicherung.

Na mal sehen was draus wird.

Flyglobal

Spekulant
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Achtung: das hier ist reines Latrinenwissen:

Es gab wohl Seitens eines Lieferanten ein Problem bei der Vertragserfüllung, da er für die zugesicherte Menge nicht genügend Rohware am Markt einkaufen konnte. Das wiederum führte zu Lieferengpässen was VW wiederum dazu bewegte knallhart und existenzbedrohende Vertragsstrafen auszusprechen.

Damit begann sich die Spirale zu drehen.

Meine Bestellungen wurden Seitens VW leider noch nicht kommissioniert, und ich sitze noch auf unverbindlichen Lieferterminen, daher kann ich zu Verzögerungen nichts sagen. Was ich aber sagen kann, ich könnte ein Fahrzeug heute bei der Sitzauswahl nicht mehr so bestellen, wie ich es vor 14Tagen noch konnte. Man scheint hier aufwändigere Modelle aus der Planung herausgenommen zu haben, um Rückstände besser aufarbeiten zu können.
 
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EinerWieKeiner

Erfahrenes Mitglied
11.10.2009
5.796
355
Kein Geheimnis ist, dass - so sagt man- VW alle seine Zulieferer bis aufs Mark ausquetscht. Es kursiert da ein Wert von 3% bis 5 % um den die Zulieferer jedes Jahr billiger werden sollen/müssen. keiner Liefert gerne an VW, aber wenn man grosse Stückzahlen produziert kommt man zumindest in D kaum an VW vorbei. Andere Autobauer werden deutlich lieber gesehen. Trotzdem erreicht vw als Kernmarek ja nur mickrigste Umsatzrenditen.
Ich weiss auch nicht, was mit den Zulieferern ist, aber ich würde mich wundern, wenn sich VW das gefallen lässt, wenn es wirklich ein unfreiwilliger Lierferstop ist.
und die unternehmensberater eines grossen hauses sitzen noch immer in Wolfsburg zu eruierung der Schadenshöhe durch den Dieselgate... und das seit monaten....
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Trotzdem erreicht vw als Kernmarek ja nur mickrigste Umsatzrenditen.....


Ich hatte mir fest vorgenommen erstmalig die 20% unter UPE zu reißen, bin aber bei 19,8% incl. Auslieferungspauschale und KFZ-Brief-Gebühr gescheitert.

Der Freundliche meinte, noch 1€ mehr, und er müsse zum Raport.
 

sflyer

Erfahrenes Mitglied
11.06.2012
914
90
Ich habe auch viele Jahre bei einem Tier1-Automotive-Lieferanten gearbeitet.
Der zuerst angedrohte und dann durchgeführte Lieferstopp ist manchmal das einzige Druckmittel, um auf gewisse Missstände hinzuweisen bzw. zu eskalieren.
Wir hatten auch mal einen Fall, als uns ein OEM hohe Qualitätskosten belastet hat, die wir begründet abgelehnt haben. Trotzdem wurde der Betrag beim nächsten Zahlungslauf einfach abgezogen. Viele Emails, Telefonate brachten uns nicht weiter, sodass es auch zu einem Lieferstopp kam, der dann auf GF-Ebene vor dem Produktionsausfall erfolgreich verhandelt wurde.
Viele OEMs haben ja durch Dual-Sourcing immer Möglichkeiten, mehr Volumen in so einem Fall auf einen anderen Lieferanten zu switchen, allerdings sind für manche Komponenten die Werkzeug- oder Qualifizierungskosten so hoch, dass man das Risiko trägt, auf einen Lieferanten angewiesen zu sein. Und dann kann es eben zu solchen Fällen kommen.
 

Eastside

Erfahrenes Mitglied
21.03.2009
6.987
1.816
DRS, ALC
Ohne Hintergründe genau zu kennen , bin ich auf der Seite der kleinen sächsischen Betriebe. Vielleicht geht's da wirklich um alles bei denen...
Qualität gibt's nicht zum Nulltarif.
 
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honk20

Erfahrenes Mitglied
19.05.2011
5.357
13
Ich zitiere das Handelsblatt von gestern

"tatsächlich streiten VW und Prevent vor Gericht darüber, wer die Kosten für ein gescheitertes Gemeinschaftsprojekt tragen muss. Im Hintergrund, so erzählen es Kenner der branche, schwelt aber ein genereller Konflikt. Dieser dreht sich darum, wie die Wolfsburger seit Bekanntwerden der Abgasaffäre mit ihren Lieferanten umgehen. So hat der autobauer erst kürzlich weitere Zugeständnisse bei Preisen verlangt. "... " warum sollen wir für die Fehler von VW bezahlen " klagt ein Manager.

Also spielen hier mehrere Faktoren sowie ungenannte eine Rolle. Das mit den Preisen kann ich mir am schlüssigsten nachvollziehen. Habe auch mal bei einem Zulieferer gearbeitet zu Zeiten Lopez. War kein Zuckerschlecken.

Die Jungs kamen ziemlich selbstbewusst daher...
 
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Luftikus

Megaposter
08.01.2010
21.583
7.089
irdisch
Das kann man heute noch am VW-Gebrauchtfahrzeugmarkt nachverfolgen, welchen Pfusch die Zulieferer damals an VW geliefert haben, um die geforderten, tieferen Lopez-Preise zu erreichen. Da sind einzelne Jahrgänge billiger und verrufener als andere.
 
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honk20

Erfahrenes Mitglied
19.05.2011
5.357
13
Unsere Erfahrungen bei einem Rollstuhl Hersteller wo ich mal beschäftigt war und in der Zwischenzeit mehr oder weniger die 0815 Ware nur noch aus China kommt :

Preisverhandlung das gleiche. Immer weniger. Was macht der Chinese - nimmt dünnwandige Rohre die dann mal brechen. Logisch.

Wer die Produkte nicht klar spezifiziert lässt Tür und Tor offen für Änderungen am Zulieferteil. Wenn aber klar spezifiziert ist irgendwann mal Feierabend. Da streichen die Lieferanten die Segel und sagen klar dass man woanders sourcen soll.

Da aber mehr oder weniger alle am Limit produzieren wirds schwierig neue lieferanten zu finden. Simpel, u get what u pay
 

Seemann

Erfahrenes Mitglied
23.03.2010
1.646
673
MUC
2) Die Anforderungen an Lieferanten und auch die permanente Suche der Einkaufsabteilungen nach Kostenoptimierung ist branchenübergreifend, dabei hat sich aber eingebürgert die Kostenvorteile zu teilen (nicht immer paritätisch, aber immerhin). Aber letztendlich ist jede Optimierung eine Reduzierung der Preise für den Fahrzeughersteller, wie auch immer es aufgeteilt ist. Ich glaube aber nicht dass VWs Suche nach besseren Preisen hier für die Situation ausschalgebend ist.
Ich stimme den Spekulationen von flyglobal zu.
Diese Konflikte zwischen Lieferant und Automobilherstellern sind im Grunde genommen Alltagsgeschäft. Mal wollen die Zulieferer nicht zu den gewünschten Preisen liefern, mal können sie können sie nicht, weil sie die Prozesse nicht im Griff haben oder kurzfristig Änderungen durchgedrückt werden. Da rumpelt es schon mal mächtig. Bei einem funktionierenden und vertrauensvollen Verhältnis zwischen den Vertragspartnern wird das aber geregelt und zwar so, dass weder die Serie steht noch die Sache an die Öffentlichkeit kommt. Oft genug wird dabei auch dem Lieferanten unter die Arme gegriffen und geholfen.

Für mich rätselhaft ist, dass beide es so weit eskalieren ließen. VW ist bekannt, da gerne den starken Max zu mimen.

Single Source spart Kosten, nur einmal Werkzeuge, prüfen und freigeben..... und erhöht das Risiko, eigentlich ganz logisch.
VW hat hoch gepokert, oder besser zu hoch, und eben mal verloren.
 
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Timtim

Erfahrenes Mitglied
29.10.2009
1.414
4
STR
Was ich wirklich gestört finde ist die Kurzarbeit. Wieso trägt die Allgemeinheit nun die Kosten für das Missmanagement von VW oder dem Zulieferer? Für so etwas kann man tatsächlich Kurzarbeit anmelden?
 

kingair9

Megaposter
18.03.2009
22.381
763
Unter TABUM und in BNJ
Was ich wirklich gestört finde ist die Kurzarbeit. Wieso trägt die Allgemeinheit nun die Kosten für das Missmanagement von VW oder dem Zulieferer? Für so etwas kann man tatsächlich Kurzarbeit anmelden?

Teil-Ironie an

Weil de facto (also natürlich nicht juristisch "richtig") VW ein Staatskonzern ist und man sich eine PR-Maschine incl. Niedersäsischem MP gegen den "bösen, bösen Zulieferer" leistet. Wenn da schon der MP öffentlich die Schuldkarte verteilt und das Vorgehen des Zulieferers verurteilt, dann ist es doch nur folgerichtig, dass der ach so soziale und für die Mitarbeiter kämpfende MP auch für die Anerkennung von Kurzarbeit sorgt

Teil-Ironie aus
 

tarantula

Erfahrenes Mitglied
02.02.2011
2.369
1.419
Löhne
Was ich wirklich gestört finde ist die Kurzarbeit. Wieso trägt die Allgemeinheit nun die Kosten für das Missmanagement von VW oder dem Zulieferer? Für so etwas kann man tatsächlich Kurzarbeit anmelden?

Kurzarbeitergeld gibt es dann, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen vorliegen, Rechtsgrundlage ist das Sozialgesetzbuch Teil III, §§ 95 ff.

Da existiert keine besondere Regelung für VW. Kurzarbeitergeld gibt es bei Arbeitsausfällen, die auf wirtschaftlichen Ursachen oder einem unabwendbaren Ereignis beruhen.

Wer es genauer wissen will, wird hier fündig:

https://www.arbeitsagentur.de/web/w...tei/mdaw/mtqx/~edisp/l6019022dstbai800985.pdf

Im Übrigen zahlt nicht die Allgemeinheit die ganze Sache, sondern die Beitragszahler in die Arbeitslosenversicherung, also Arbeitnehmer und Arbeitgeber jeweils zur Hälfte.
 
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hippo72

Erfahrenes Mitglied
11.03.2009
11.433
3.870
Paralleluniversum
Gestern war in einem TV Bericht zu hören, dass VW dadurch Einnahmeausfälle von mehreren 100 Millionen Euro habe.
Wie kommt so eine hohe Summe zustande? Die jetzt nicht produzierten Fahrzeuge werden doch später produziert und die Besteller warten halt einfach zwangsweise länger. Nur ein kleiner Teil wird doch stornieren, oder?
Oder war der Bericht falsch, und es handelt sich nicht um Einnahmeausfälle sondern grundsätzlicher Schaden durch Kurzarbeit etc?
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Gestern war in einem TV Bericht zu hören, dass VW dadurch Einnahmeausfälle von mehreren 100 Millionen Euro habe.
Wie kommt so eine hohe Summe zustande? Die jetzt nicht produzierten Fahrzeuge werden doch später produziert und die Besteller warten halt einfach zwangsweise länger. Nur ein kleiner Teil wird doch stornieren, oder?
Oder war der Bericht falsch, und es handelt sich nicht um Einnahmeausfälle sondern grundsätzlicher Schaden durch Kurzarbeit etc?

Zahlendreherei. Es gibt da die ominöse Zählstelle. Jedes Fahrzeug, was darüber geht, zählt. Jedes was lt. Plan fehlt kostet. Das führt dazu, dass hier manchmal auch Fahrzeuge mit falschen Komponenten rübergehen. Radio statt Navi, weil diese fehlen, oder Felgen welche so gar nicht bestellt sind.

Und Stornos werden sich eh im Rahmen halten, da der Kunde relativ lange im Status des unverbindlichen Liefertermins gehalten wird.

Im Grunde geht VW in dieser Phase der Gewinn pro Fahrzeug, welches nicht gebaut werden kann, durch die Lappen.
 
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xcirrusx

Erfahrenes Mitglied
16.10.2012
3.779
972
KUL (bye bye HAM)
Gestern war in einem TV Bericht zu hören, dass VW dadurch Einnahmeausfälle von mehreren 100 Millionen Euro habe.
Wie kommt so eine hohe Summe zustande? Die jetzt nicht produzierten Fahrzeuge werden doch später produziert und die Besteller warten halt einfach zwangsweise länger. Nur ein kleiner Teil wird doch stornieren, oder?
Oder war der Bericht falsch, und es handelt sich nicht um Einnahmeausfälle sondern grundsätzlicher Schaden durch Kurzarbeit etc?

So einfach ist das leider nicht. Produktionsanlagen werden in der Regel nach dem zu erwirtschaftenden Cash Flow ausgelegt. Die direkte Rentabilität ist da erst einmal nebensächlich. Besagter Cash Flow wird der angegebene Schaden sein und nicht der Deckungsbeitrag. Es handelt sich dabei um einen direkten Ausfall da die Produktionslinien in der Theorie an jedem Produktionstag durchlaufen. Und somit am Ende des Geschäftsjahres 7 Produktionstage in dem Werk fehlen.
 
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Seemann

Erfahrenes Mitglied
23.03.2010
1.646
673
MUC
Ein sachlicher Bericht in der SZ, der etwas Licht in die Sache bringt.


  • Die Zulieferfirmen Car Trim und ES Guss wollen, dass Volkswagen 58 Millionen Euro für eine beendete Kooperation zahlt.
  • VW erklärt die Forderungen als teils "dubios" und "sittenwidrig".
  • Aufgrund fehlender Bauteile - es geht vor allem um Getriebeteile - steht die Produktion in sechs VW-Werken still.
Auslöser des Streits, so viel wenigstens steht fest, war eine von VW und Porsche gekündigte Entwicklungskooperation mit Car Trim aus dem sächsischen Plauen.
Car Trim trat einen Teil der Forderungen an die Prevent-Schwesterfirma ES Guss ab, so dass diese nun auch Ansprüche gegen VW geltend machen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:

Timtim

Erfahrenes Mitglied
29.10.2009
1.414
4
STR
Kurzarbeitergeld gibt es dann, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen vorliegen, Rechtsgrundlage ist das Sozialgesetzbuch Teil III, §§ 95 ff.

Da existiert keine besondere Regelung für VW. Kurzarbeitergeld gibt es bei Arbeitsausfällen, die auf wirtschaftlichen Ursachen oder einem unabwendbaren Ereignis beruhen.

Wer es genauer wissen will, wird hier fündig:

https://www.arbeitsagentur.de/web/w...tei/mdaw/mtqx/~edisp/l6019022dstbai800985.pdf

Im Übrigen zahlt nicht die Allgemeinheit die ganze Sache, sondern die Beitragszahler in die Arbeitslosenversicherung, also Arbeitnehmer und Arbeitgeber jeweils zur Hälfte.

Danke für die Erklärung. Wirklich gestört!!!
 
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flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.600
503
Achtung: das hier ist reines Latrinenwissen:

Es gab wohl Seitens eines Lieferanten ein Problem bei der Vertragserfüllung, da er für die zugesicherte Menge nicht genügend Rohware am Markt einkaufen konnte. Das wiederum führte zu Lieferengpässen was VW wiederum dazu bewegte knallhart und existenzbedrohende Vertragsstrafen auszusprechen.

Damit begann sich die Spirale zu drehen.

Meine Bestellungen wurden Seitens VW leider noch nicht kommissioniert, und ich sitze noch auf unverbindlichen Lieferterminen, daher kann ich zu Verzögerungen nichts sagen. Was ich aber sagen kann, ich könnte ein Fahrzeug heute bei der Sitzauswahl nicht mehr so bestellen, wie ich es vor 14Tagen noch konnte. Man scheint hier aufwändigere Modelle aus der Planung herausgenommen zu haben, um Rückstände besser aufarbeiten zu können.

Dein Latrinenwissen findet sich Teilweise bestätigt in der aktuellen Spiegel online Zusammenfassung wieder.

Streit bei VW: Lieferstopp hätte vermieden werden können - SPIEGEL ONLINE

Ausgangspunkt waren demnach Qualitätsprobleme bei Car Trim mit Lederbezügen beim VW Touareg und Porsche Cayenne. Danach erfolgte wohl eine Vertragskündigung für die man Kompensation forderte. Summen und Höhen seien mal dahingestellt.

Weiter kann man aus dem Artikel schließen, dass die ES Guss dann einige Forderungen kaufte und ihrerseits Lieferungen einstellte, ohne dass über die Gussteile irgendwas negatives gesagt wird.

Sieht nach dem Bericht so aus, dass die ES Guss hier wohl nur als Druckmittel für den Konzern herhalten muss, damit das Sitzebezugsdilema gelöst wird, weil der Hebel deutlich größer ist, denn die Getriebeteile sind ja aus kundenspezifischen Spezialwerkzeugen.

Diese Jungs / (und Mädels, wollten welche in der giesserei sein) tun mir nun aber wirklich leid. Denn sie dienen dann als reine Manövriermasse für den Konzern in einem bösen Spiel.

Bezüglich single Sourcing bei Sitzbezügen werden sich andere Hersteller aber die Augen reiben, dass da ein Lieferstop zum Produktionsstop führt. Man könnte ja auch mal einige Zeit kein Leder, oder nur 'Highline Trim' produzieren.

Beim Getriebegehäuseteil ist auch verwundrelich, dass man nicht auf lokalisierte Teile aus z.B. China zurückgreifen kann, dann da werden ja auch Massenweise 'gleiche' Teile produziert (wahrscheinlich gleich aber doch nicht austauschbar in allen 'Butzen').

Etwas kommt mir dieser Streit vor wie der zwischen VC und dem Lufthansavorstand.
Gefühlt haben nicht alle reine Westen und auf allen Seiten sitzen Sturköpfe.

Flyglobal

mit einer Träne für die zu bemittleidenden AS Guss Schachfiguren (Bauern) im Machtpoker.