Was ist Crema und wofür braucht man sie?

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Mr. Hard

Spaßbremse
23.02.2010
10.795
3.316
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Früher, als alles besser war, und es noch nicht üblich war sich für eine Tasse Kaffee, die mehr als die Hälfte des deutschen Mindeststundenlohn kostet, anzustellen, ja früher da gab es Filterkaffee.
Dieser war nicht nur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ein Zeichen für den Wohlstand der gesamten Gesellschaft, auch in Deutschland, galt er als Errungenschaft und Aushängeschild für sozialen Aufstieg. Im Westen sprach man über Qualität (alle Tassen nur halb leer getrunken) im Osten stand er dem Vernehmen nach für gute Beziehungen zur vom Klassenfeind unterdrückten Verwandtschaft.
Kindern wurde in Liedern zwar vom Verzehr abgeraten (C A A F F E - trink nicht so viel Kaffee), aber mit dem Erwachsenwerden fand er seinen Weg unweigerlich durch die erstarkten Speiseröhren.
Wer es sich nicht leisten konnte musste Caro trinken, schmeckte dafür aber den Wind im Roggenfeld und mag vermutlich noch heute Regen wenn er fällt. Auch war Kaffee geeignet fehlende Statussymbole auszugleichen (ich habe gar kein Auto).

Umso erstaunlicher war die Entwicklung die Anfang des Jahrtausends auch Deutschland erreichte. Wir kaufen keinen Filterkaffee mehr (mit Milch und Zucker, draußen nur Kännchen) sondern Variationen vom Espresso, mit Variationen von Milch und Variationen von Sirup. Damit meist verbundenes Anstehen und überhöhte Preise nehmen wir in Kauf - insbesondere im Osten der Republik ist dies eine beeindruckende Entwicklung, zurück zum Anstehen - wenn auch statt für Schlauchäpfel nun für eine Decaff-Nonfat-Soja-Venti-Latte, oder so!

Nachdem der Filterkaffee so unweigerlich an Boden verloren hat, wird es auch still um das dazugehörige Elektrogerät: 8 1/2 Tassen, hängende Filter, Druckverschluss. Pat-Maschinen (nennt man die so) und Kapsel-Automaten beherrschen den Markt. Der Preis für das Endprodukt, also die Tasse Heißgetränk, spielt dabei offenbar ebensowenig eine Rolle, wie etwaige Umweltfragen oder Entsorgungsgedanken für Aluminium.

Um den vermeintlich gesättigten Markt wieder oder weiter anzuheizen zieht die Marketingindustrie nun einen neuen Trumpf: die Crema. Vollmundig, elegant, meisterhaft und auch am meisten davon, die Crema scheint das Nonplusultra im schwarzen Gebräu!

Und so Frage ich euch: was ist Crema und wofür braucht man sie?
 

bursche99

Erfahrenes Mitglied
14.07.2011
2.831
601
MUC, near OBAXA
Ich nehme den Beitrag von Harti mal ernst und wage mal eine Antwort, bzw. einen Erklärungsversuch:

Vor der Espresso- und sonstige Schaumgetränke-Flut kannte man in DE keinen Arabica.
Im Filter gab es nur die Wahl zwischen Tchibo, Prodomo, Kaffee Haag und sonstigen ungenießbaren Zeug.
Im Büro wurde man mit Douwe Egberts 5-Liter-Maschinen "verwöhnt", und auch sonst hielt der Alltag wenig Highlights bereit.

Da bildete sich (schon früh) eine kleine Espresso-Fraktion beim Italiener raus, die dies zur Kultur und Genuß erklärten. Dies erntete gelegentliches Augenbrauen-Hochziehen, der Italiener bot auch Kännchen an, und so lebte man schiedlich friedlich nebeneinander her.
(Die Latte Machiato, so erzählte es mir ein ital. Kollege war ein Getränk dass man Kindern verabreichte, da der Kaffee ja zu stark sei.)

Nun, wir wissen wie es kam, und der Siegeszug des Arabica-Kaffee im Siebträger bzw. sonstigen Hochdruck-Verabreichungen setze ein.

Aber: es gab schon früher einige wenige wissende Länder und Kulturen, die (in Ermangelung von Hochdruck und sonstigen Gerätschaften) den gemahlenen Arabica einfach in den Filter kippten, und einen geschmackvollen, aromatischen Kaffee genossen. (die Mengendosierung entsprechend der Stärke des Kaffees angepasst, da sonst Exitus durch Herztod drohte.)

Sprich (ich hoffe man folgt mir noch bei dem Gedankensprung,) uns wurde einfach jahrelang braunes Pulver vorgesetzt vom Kaffeeröster-Monopol, und der gute dunklere Stoff monopolistisch dem Markt vorenthalten.

Ich weiß, hier sind einige gewagte Thesen und Sprünge dabei, aber ich behaupte: hätte man schon früher gute Arabica-Mischungen für den Filter angeboten wäre es nicht zu diesen Auswüchsen gekommen....
 
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Siwusa

Erfahrenes Mitglied
24.11.2010
4.884
-22
Espresso-Kaffee aus ordentlichen Siebdruckmaschinen schmeckt einfach besser, mit Crema.
 
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Forstbetrieb

Erfahrenes Mitglied
17.03.2013
1.335
46
Interessante Frage!

Crema brauche ich auf meinem café, also meinem Espresso. Ist ein Qualitätszeichen. Auf einem normalen Kaffee eher nicht. Da ich mich - zumindestens in Deutschland - nicht für eine coffeinhaltiges Getränk anstelle, weiß ich auch die hiesigen Preise nicht. In Italien zahle ich für einen Espresso im Stehen an der Bar zwischen 0,80 und 1,30 €. Wenn ich in Deutschland manche Aufsteller vor Coffeinverteilerzentren sehe, weiß ich nie, ob ein afrikanisches Qualitätsprodukt beworben und verkauft werden soll, oder ob die Brühe so schlecht ist, daß sie zum davonlaufen ist...

Filterkaffee trinke ich immer noch gerne. Mit Milch / Sahne und Zucker.

In Restaurants trinke ich eigentlich nie Espresso, außer sie haben eine gute Siebträgermaschine. In der Regel allenfalls einen normalen Kaffee. Morgenlatte mit Lambadasonde und rechtsdrehenden Sonykulturen auf linkdrehendem Reisschaum mit einem Spritzer von MIRFALLENGLEICHDIEPICKELRAUS und ähnliches brauche ich nicht.

Übrigens: Cappuccino trinkt man eigentlich nur zum Frühstück, cafè latte ist ein stinknormaler Milchkaffee und latte macchiato, also die befleckte Milch gibt man Kindern um diese nicht zuviel Koffein auszusetzen...
 
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Simineon

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23.03.2013
4.159
2.286
FRA
Und so Frage ich euch: was ist Crema und wofür braucht man sie?

Die Frage der Fragen, was ist sie/es ? Crema, la Crema, das hellbraune auf nem guten Espresso. Der Schaum, der entsteht, wenn die Maschine genau den richtigen Druck aufbaut, um den langsam gerösteten Bohnen das Aroma zu entreissen. Der Schaum der mir zeigt, dass das schnöde Kaffeepulver mit genau dem richtigen Druck im Siebträger gepresst wurde, fest genug, um den Druck aufzubauen, locker genug um das Wasser tropfenweise hindurchzulassen.

latte macchiato, also die befleckte Milch gibt man Kindern um diese nicht zuviel Koffein auszusetzen...

Deswegen trinke ich dann lieber einen Doppio oder einen Doppio macchiato
 
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bursche99

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14.07.2011
2.831
601
MUC, near OBAXA
Crema wird allgemein überbewertet.
(so wie die Kruste beim Schweinsbraten...)

Espresso wird allgemein überbewertet, und der Kult darum ist etwas albern.
(manche fallen ja schon fast auf die Knie bevor sie ihren heiligen Espresso genießen...)
Es gibt gute Röstungen, und eine gute Röstung schmeckt aus einer schlechten Maschine auch nicht sonderlich,
Und schlechte Röstungen, bei der die beste Maschine nix hilft.
Und verschiedene Geschmäcker....
aber dieses eifrige, eitle Gewese um den Kaffee halte ich weiterhin für albern und übertrieben.

P.S. ich mag Espresso, Espresso machiato, Cappucino, oder andere Schaumgetränke, solange nur Wasser, Kaffee, Milch (und Zucker, oder auch nicht) drin ist.
Mein Reinheitsgebot sozusagen...
 

Anne

Erfahrenes Mitglied
20.06.2010
4.421
2
Nun, wir wissen wie es kam, und der Siegeszug des Arabica-Kaffee...

Ich will Euch ja nicht ärgern, aber die Crema kommt vor allen Dingen von der Robusta Bohne.

Wer viel Crema will, muß zwingend eine Mischung aus beiden Bohnen kaufen.

Ach ja, bei Kapsel- und Billigmaschinen entsteht die Crema durch künstliche Einblasung von Luft (CO2).
 

SaschaT82

Erfahrenes Mitglied
23.01.2012
2.418
1
Crema entsteht durch die Zubereitungsart des Espresso. Darüber kann man - sofern sie nicht in der Maschine "künstlich" erzeugt wird - etwas über den Espresso aussagen. Da sich hier Besetandteile des Kaffees binden, im Wesentlichen mit CO2 durch den Hochdruck, steckt hier auch Aroma drin.

Es ist allerdings Geschmacksache ob man Filterkaffee oder Espresso (Cafe Crema als längerer Espresso..) bevorzugt. Persönlich mag ich Espresso lieber, da sich hier weniger Bitterstoffe gelöst haben und ich das Aroma feiner finde. Zudem vertrage ich den auch besser.
 

singmeister

Erfahrenes Mitglied
16.08.2011
2.401
99
BSL
Crema ist für mich beim Espresso ein Hinweis, dass die Maschine ordentlich funktioniert (wie von Simineon beschrieben).

Zu Hause trinke ich gerne Filterkaffee und habe entsprechend einen Gegentrend gestartet: Statt dem üblichen >1.000€ Vollautomat habe ich einen 10€ Handfilter aus Keramik.
Dazu eine Kaffeemühle und Bohnen, welche ich meist je nach Reiseaufkommen persönlich importiere (dieses Jahr gab es Bohnen aus 2x Brasilien, Vietnam und Philippinen, letztere waren grausig).

Frisch aufgebrühter Filterkaffee aus selbstgemalenen Bohnen, da brauche ich für ein gemütliches Samstagmorgenfrühstück keine Crema :)
 

bursche99

Erfahrenes Mitglied
14.07.2011
2.831
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MUC, near OBAXA
Da erkennt man den Laien. Du hast ja keine Ahnung vom Schweinsbraten. =;
Eine Kruste macht einen schlechten / trockenen Schweinsbraten nicht besser.
D.h. sie wird überbewertet, da ein guter Schweinsbraten auch ohne Kruste gut ist.

Edith sagte (nach dem economyflieger) Und bewahre uns vor den Gastronomie-Krusten-Beilagen (kann man im Gastrohandel kaufen) die nichts mit dem servierten Braten zu tun haben.
 

SaschaT82

Erfahrenes Mitglied
23.01.2012
2.418
1
Wenn du einen Espresso in einer Cafe Bar bestellst und diese ist sehr dunkel und verschwindet schnell. Dann ist oft entweder an der Maschine was nicht OK (oft zu heiss eingestellt, weil der Deutsch einen heissen Kaffee will ...), oder die Bohnen nicht gut geröstet / zu fein gemahlen.
Das schmeckt man dann auch oft (leider...).
 

Simineon

Erfahrenes Mitglied
23.03.2013
4.159
2.286
FRA
Ach ja, bei Kapsel- und Billigmaschinen entsteht die Crema durch künstliche Einblasung von Luft (CO2).

Da sich hier Besetandteile des Kaffees binden, im Wesentlichen mit CO2 durch den Hochdruck, steckt hier auch Aroma drin.

Ich habe noch in keiner Kaffeemaschine ne CO2-Patrone als Schaumschläger gesehen, der Milchschaum wird mit hochgespanntem Dampf erzeugt (und ist nicht die Crema !!), die Crema auf dem Espresso entsteht durch das komplexe Zusammenspiel zwischen Bohne, Mahlgrad, Temperatur und Druck.
 

SaschaT82

Erfahrenes Mitglied
23.01.2012
2.418
1
Ich habe noch in keiner Kaffeemaschine ne CO2-Patrone als Schaumschläger gesehen, der Milchschaum wird mit hochgespanntem Dampf erzeugt (und ist nicht die Crema !!), die Crema auf dem Espresso entsteht durch das komplexe Zusammenspiel zwischen Bohne, Mahlgrad, Temperatur und Druck.

Mir ist durchaus bewusst, dass der MIlchschaum keine Crema ist.
Es gibt aber diese Riesen Industrie Automaten, hat man desöfteren in Hotel Frühstücksräumen. Dort kommt die Crema sehr sehr grobporig mit großen Blasen raus, und hier vermute ich das. Die verwenden -so meine Vermutung -entweder extra Co2 oder bringen das durch eine spezielle Düse, um das zu erzeugen. Das schmeckt dann auch nicht nach Crema. Ich hab aber gerade kein Beispielbild dafuer.
 

EinerWieKeiner

Erfahrenes Mitglied
11.10.2009
5.796
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Grundsätzlich sollte man erstmal die produktionsbedingten Unterschiede vom Kaffee aus der "klassischen" maschine und dem Espresso mit Hochdruck festhalten.

Durch die lange Kontaktzeit vom Kaffee mit dem Wasser ist der Koffeinanteil im klassischen Kaffee 3-4 mal ( gibt auch 2-10 mal Zahlen) höher als beim Hochdruck system.
Andersrum bei den Geschmackstoffen. Die lösen sich bei Hochdruck besser als bei druckfreiem durchlaufen.
Insofern unterscheiden sich die beiden Produkte doch recht stark, vor allem weil landläufig der "starke " espresso mit viel Koffein assoziert wird, was nicht stimmt.
Die Crema kann so eigentlich beim normalen Kaffee kaum entstehen. Beim Espresso hingegen bleiben die Duftstoffe auch in den Bläschen im Crema enthalten wodruch der deutlich stärkere Geschmack zustande kommt.
Espresso morgens frisch gemahlen aus der Maschine um Welten besser als Kaffee.
Im Hyatt HH wird neuerdings beim Frühstück auch deutlich Zwischen Kaffee und cafe Creka unterschieden.
 
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Langstrecke

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31.08.2013
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5.957
LEJ
Für mich ist die Kernfrage eine ganz andere.
Wie blöd ist eigentlich die Gesellschaft, um jeden neuen Werbemüll wie Pads & Co anzunehmen und ein vielfaches für einen chemisch verfälschten und geschmacklich angepassten Kaffee zu bezahlen. Der Geschmack von Kaffee liegt auch an der Röstung. Es gibt etliche kleine Röstereien mit guten Kaffeesorten. Selbst das Einkaufen macht dort Spass und da fängt für mich Genuss an.

.... und wieder drei Feinde mehr
 

Mr. Hard

Spaßbremse
23.02.2010
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Ich glaube, in den meisten Fällen, in denen die Werbung von Crema spricht, handelt es sich um Erzeugnisse, bei denen von Natur aus gar keine Crema vorgesehen ist.

Das aber nur am Rande
 
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Mr. Hard

Spaßbremse
23.02.2010
10.795
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Für mich ist die Kernfrage eine ganz andere.
Wie blöd ist eigentlich die Gesellschaft, um jeden neuen Werbemüll wie Pads & Co anzunehmen und ein vielfaches für einen chemisch verfälschten und geschmacklich angepassten Kaffee zu bezahlen. Der Geschmack von Kaffee liegt auch an der Röstung. Es gibt etliche kleine Röstereien mit guten Kaffeesorten. Selbst das Einkaufen macht dort Spass und da fängt für mich Genuss an.

.... und wieder drei Feinde mehr

Dir fehlt hier offen erkennbar nicht nur der Ernst, sondern vermutlich auch der intellektuelle Zugang. Schließlich geht es hier um ein Grundgenussmittel, dass zum Wohlbefinden der Weltbevölkerung dient. Eine Mondlandung ist ein Kinderspiel im Gegensatz zum erzeugen von Crema auf Kaffee
 
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Simineon

Erfahrenes Mitglied
23.03.2013
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FRA
Jetzt ist ja hinreichend geklärt WAS Crema ist, nun kommen wir zum zweiten Teil der Frage: Wozu braucht man die Crema ?

Nun, der geübte Espressotrinker zuckert ja seinen Espresso nicht, trotzdem kommt bei mir ein kleiner Teelöffel Zucker auf die Crema, um diese dann mit dem Löffel abzufischen und als Süssspeise zu geniessen. Alternativ lege ich das mitgelieferte Amarettino auf den Teelöffel und nehme etwas Crema auf den Löffel, so dass sich der Keks vollsaugt und nun als Süssspeise genossen werden kann.

Danach kann dann der leicht bittere Geschmack des Espresso wirken.

Mit anderen Worten: Etwas Süsses braucht der Mensch und wenn es etwas zungenschmeichelnde cremige Crema mit etwas Industriezucker ist.
 
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