Sind Eltern Kinderlosen moralisch überlegen?

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Schneeflocke

Erfahrenes Mitglied
16.03.2009
255
0
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… würde mich mal interessieren, wie ihr das seht.

Aus meiner Sicht ist der "moralische" Wert eines Menschen anhand von Elternschaft/Kinderlosigkeit nicht beurteilbar, ich mag Kinder, arbeite beruflich mit ihnen, aber habe keine Eigenen.
Ich mag Familien und finde, dass wir als Gesellschaft Familien so gut wie möglich unterstützen sollten, egal ob in der Rolle als Eltern, erwachseneres Kind, Bruder, Schwester, Tante, Onkel, Nichte, Neffe usw.

So, nun bin ich mal neugierig, was Ihr so schreiben werdet.

:)
 

Reverend_O

Erfahrenes Mitglied
15.07.2010
415
19
Interessant. Allerdings lässt deine Fragestellung schon einiges an Interpretation zu. Moral bezieht sich erst einmal auf das handelnde Individuum in Relation zu einer bestimmten Ordnung. Also: welche Prinzipien gelten,welche Werte sind für den Einzelnen ausschlaggebend und welche Bedingungen herrschen?
Insofern interpretiere ich deine Fragestellung mal dahingehend, dass ein Mensch, der sich fortpflanzt, moralisch überlegener sein könnte, wenn er sich fortpflanzt, weil er damit der "Erhaltung" der Art dient.
Und diese Frage würde ich ganz klar mit nein beantworten. Das zugrunde liegende Weltbild ist mir persönlich zu utilitaristisch-biologistisch. Anders gesagt: Der vielzitierte "Sinn des Lebens" würde sich damit auf die Fortpflanzung und dem Weiterbestand der Art reduzieren. Und daraus würden sich einige eher unangenehme Konsequenzen ergeben, an die ich nicht glauben (sic!) mag.

Man kann es auch mit einer Gegenfrage beantworten: War jemand wie Mutter Teresa tatsächlich unmoralischer als Saddam Hussein (6 Kinder)?

Anders sieht es aus, wenn man deine Frage soziologisch und gesellschaftspolitisch betrachtet: Da würde ich sagen, dass es Ziel einer jeden funktionierenden Gesellschaft sein sollte, den Wert der Familie zu betonen und politisch Anreize zu schaffen, dass Familien weder ökonomisch noch gesellschaftlich schlechter gestellt sind. Gleichzeitig dürfen aber (aus welchem Grund auch immer) kinderlose Menschen nicht sanktioniert oder diskriminiert werden. Damit sind wir aber nicht mehr im Bereich der Moral, sondern der politischen und gesellschaftlichen Ethik.
 

mainz2013

Erfahrenes Mitglied
18.09.2013
3.638
598
Sorry, die Frage an sich ist nonsens! Sorry! Warum sollte es moralische Unterschiede geben? Wie und was definiert der TE mit "moralisch überlegen"? Was hat Kinder haben oder nicht mit Moral zu tun? Und mit welcher Moral? Die Frage ist eine Provokation ohne sachliche Grundlage. Meine Meinung! Ach so => Kinder = 2, Enkelkinder = 3. Mein Alter = 55 Jahre, Meine Frau = 53 Jahre.
 

SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
20.442
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FRA/QKL
Bei meinen Bekannten und Verwandten gibt es einige Paare, die unverschuldet kinderlos geblieben sind. Sind diese Personen dann moralisch eher bei den Eltern oder bei den Kinderlosen anzusiedeln? :confused:
 
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Friemens

Erfahrenes Mitglied
23.01.2012
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MUC
Aus meiner Sicht ist der "moralische" Wert eines Menschen anhand von Elternschaft/Kinderlosigkeit nicht beurteilbar

Was ist das überhaupt für eine abstruse These? Um hierzu Stellung beziehen zu können, müsstest Du erstmal definieren, was der "moralische Wert" eines Menschen ist und wie man ihn messen kann.
 

Schneeflocke

Erfahrenes Mitglied
16.03.2009
255
0
Aus meiner Sicht hat Elternschaft per se nichts mit Moral zu tun, und ein Mensch ist per se wertvoll, ob er sich moralisch verhält oder nicht, ob sein Verhalten moralisch ist oder nicht, läßt sich an der moralischen Norm seines "Systems" messen, nicht vom Gutdünken einer einzelnen Person. Warum ich diese Frage hier in den Raum stelle: weil ich es immer mal wieder erlebe, dass Kinderlosigkeit als "Normabweichung" empfunden wird und man gefragt wird, warum man keine Kinder hat, wohingegen ich von meiner Seite aus noch nicht auf die Idee gekommen bin, Personen zu fragen, warum sie Kinder haben. Ich kann weder mit ideologischer Verherrlichung von Elternschaft etwas anfangen, noch fühle ich mich "benachteiligt" oder "abgewertet", wenn mir gesagt wird, dass mir "etwas fehlt". Um ein Kind groß zu ziehen, braucht es "ein ganzes Dorf", also auch Erwachsene, die nicht zwangsläufig selber Eltern sind.
 

mainz2013

Erfahrenes Mitglied
18.09.2013
3.638
598
Dann ist deine Frage falsch gestellt. Weil mit Moral hat das beim besten Willen nichts zu tun. ;) Und wie schon geschrieben wurde, es gibt viele Paare, die haben keine Kinder und zerbrechen bald und zerbrechen an dem unerfüllten Kinderwunsch. Andere haben Kinder und sind damit totunglücklich. Für mich ist Kinder haben oder nicht absolut kein Bewertungsmaßstab.
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.148
464
Fortpflanzung ist keine Moralfrage, sondern eine persönliche Entscheidung.

Oder auch nicht. Man kann den Kinderlosen nicht an der Nasenspitze ansehen, ob sie freiwillig oder unfreiwillig kinderlos sind. Oft kann man ihnen noch nicht einmal ansehen, ob sie kinderlos sind oder nicht.

Bei der Frage nach der Moral sollte man es eher genau umgekehrt sehen: Beim Kinderlosen kann man es nicht beurteilen, während man bei denen, die Kinder haben, die Moralität durchaus daran beurteilen kann, wie sie mit ihren Kindern umgehen. Es gibt also eine Gruppe "unmoralischer", und diese liegt nicht innerhalb der kinderlosen, sondern der kinderhabenden, die ihre Kinder verwahrlosen lassen und ihrer Verantwortung als Eltern nicht gerecht werden.
 
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Friemens

Erfahrenes Mitglied
23.01.2012
1.164
0
MUC
weil ich es immer mal wieder erlebe, dass Kinderlosigkeit als "Normabweichung" empfunden wird und man gefragt wird, warum man keine Kinder hat

Das würde ich mir verbitten, das geht doch wohl nur Dich und Deinen Mann was an. Haben die Leute bei Euch keine anderen Probleme, als sich in das Leben anderer einzumischen? Ich muss allerdings auch sagen, dass ich sowas in M (Stadt) gar nicht kenne, vermutlich weil hier es eher "normal" ist, keine Kinder zu haben.
 

Anonyma

Erfahrenes Mitglied
16.05.2011
16.098
8.273
BRU
Also ich denke, „moralisch“ ist das falsche Wort.

Ich sehe teilweise schon eine gewisse Tendenz, dass (gewollt) Kinderlose als „Egoisten“ hingestellt werden. Die nicht bereit sind, für Kinder gewisse „Opfer“ zu bringen. Egal, ob das jetzt die Karriere, der persönliche Freiraum, finanzielle Belastung durch die Kinder usw. sind.

Übersieht meiner Meinung nach allerdings: Wer sich für Kinder entscheidet, tut das letztendlich aus genauso „egoistischen“ Motiven heraus, wie jemand, der sich gegen Kinder entscheidet - nämlich weil es seinem Wunsch, seinen Lebensvorstellungen entspricht. Und ich maße mir nicht an, den "moralischen" (oder wie auch immer man es bezeichnen mag) Wert eines Menschen danach zu beurteilen, ob er sich für oder gegen Kinder entscheidet.
 
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GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.148
464
Um das nochmal zu ergänzen:

Ich maße mir nicht an, jemanden zu beurteilen, der kinderlos ist. Ich weiß nicht, ob es den Umständen geschuldet ist oder eine freiwillige Entscheidung, und wenn letzteres, weiß ich nicht, was die Gründe sind.

Ich maße mir jedoch an, jemanden zu beurteilen, der Kinder hat. Denn wer Kinder in die Welt setzt, hat m.E. auch der damit verbundenen Verantwortung gerecht zu werden.

Nochmals anders ausgedrückt: Wer keine Kinder hat, kann niemandem persönlich schaden. Man kann hier höchstens über einen eventuellen, abstrakten, allgemeinen entgangenen gesellschaftlichen Nutzen philosophieren. Wer Kinder hat, kann diesen jedoch schlimmstenfalls sehr wohl und ganz konkret schaden.
 

nin

Aktives Mitglied
22.12.2009
123
0
DUS & FUK
Ich halte ethische und sittliche Überlegenheit eines Menschen für ebenso befremdlich wie "moralische Überlegenheit". Ich kann damit schlichtweg recht wenig anfangen...
Deine Frage kann ich nur auslegen und meine, es muss sich wohl um Lebensorientierung oder Handlungsmuster handeln, die Dich interessieren, z. B. Präferenzen und Einstellungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Es ist nicht allzu lange her, dass möglichst viele Kinder zur Existenzsicherung der Eltern notwendig waren.
Infolgedessen hat sich der Kinderwunsch sicherlich historisch gesehen gewandelt. Heutige Motive sind nicht unbedingt weniger egoistisch, z. B. die Bereicherung des Lebens der Eltern.
Das Motiv, Kinder wegen ihres ideellen Nutzens haben zu wollen, steigt meiner Meinung nach sogar bei Personen, die bereits Eltern sind. Vermutlich findet dieses Motiv seine Grenze in der akzeptablen finanziellen Belastung, die vermutlich bei 2 Kindern liegt. :)
Die Frage, ob es Eltern gibt, die verächtlich auf bewusst Kinderlose herabschauen, vermag ich nicht zu beantworten. Ich kenne keine solchen.
Nachdem ich selbst Kinder habe, kann ich lediglich nachvollziehen, wenn Eltern auf Kinderlose mit einer Art von Bedauern reagieren, da diesen aus der Sicht der Eltern offenbar eine wichtige und unbeschreibliche Erfahrung, durchaus einschließlich Entbehrungen, vorenthalten bleibt.
Das hat mit „Überlegenheit“ ganz und gar nichts zu tun. Es ist wohl einfach nur ein Mangel an Erfahrung, kein Makel.
 

Anne

Erfahrenes Mitglied
20.06.2010
4.421
2
Warum ich diese Frage hier in den Raum stelle: weil ich es immer mal wieder erlebe, dass Kinderlosigkeit als "Normabweichung" empfunden wird und man gefragt wird, warum man keine Kinder hat...

Das liegt vermutlich einzig und allein an der Einwohnerzahl Deines Landkreises und deren speziellen Vorstellungen, "wie etwas sein muß und was merkwürdig daherkommt."

Was denkst Du, warum so viele junge Leute in Großstädte ziehen?

Die Kehrwoche haben sie allerdings trotzdem im Reisegepäck...:cry:
 

MS.PANAM

Erfahrenes Mitglied
14.09.2010
961
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SRQ/HAM
Ob es eine Diskussion wert ist ? Für mich nicht.... aber wenn es in meinem Umfeld jemanden geben würde, der es moralisch verurteilen würde, dem würde ich nur mit einem Schulterzucken begegnen.... so what, was sich andere Leute um deine persönlichen Lebenumstände Gedanken machen .... Oder belastet das etwa ? All die vielen Gründe, die hier schon genannt wurden, warum Kinder/warum keine Kinder - alles persönliche Angelegenheit.
 

flysurfer

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06.03.2009
26.000
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www.vielfliegertreff.de
Sind Eltern bessere Menschen? Die Frage kann man einreihen in ähnliche Diskussionen, nach denen Frauen die besseren Menschen sind, oder Christen, usw.

Allein die Frage ist natürlich bereits eine Diskriminierung, da sie ja nicht ohne Grund gestellt wird. Gestellt werden solche Fragen (und anschließend natürlich positiv beantwortet) stets von Gruppen, die sich davon gesellschaftliche Vorteile auf Kosten von anderen versprechen – was per se ja eher unmoralisch ist.

Es geht also um Lobbyismus, um die Umdeutung von politischer Korrektheit für die eigenen Zwecke. Feministinnen fordern auf einer solchen Basis dann die Bevorzugung von Frauen, Christen fordern Sonderrechte jenseits des Grundgesetzes, und allen ist gemein, dass sie meinen, die Moral für sich gepachtet zu haben. Das kann auf Dauer zu einer deutlichen Realitätsverzerrung führen, wie man etwa am Beispiel von Frau Schwarzer beobachten kann.
 

John Galt

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05.03.2010
1.219
33
ISBN 3932564030
Das geniale an dem Thema ist, das sich (gewollt) Kinderlose selber vorsätzlich ausrotten.
Sie sind langfristig, also über mehrere Generationen, nicht mehr als eine bedeutungslose Randnotiz der Geschichte.

Uns DAS beruhigt mich (z.B. bei Claudia Roth). :)
 

steroidpsycho

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03.12.2010
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Natürlich sind die Kinderlosen den Eltern haushoch überlegen. Denn bekanntermaßen leiden wir schon jetzt unter einer Überbevölkerung, die dazu führen könnte, daß am Ende die Erde ohne Menschehit dasteht. Da dies die Menschheit nicht wollen kann (Selbsterhaltungstrieb) sind per se die Kinderlosen, die auf das von der durchschnittlichen Mehrheit postulierte Glück (=Kinderschar) zugunsten welcher Motive auch immer, jedoch mit der Folge der Verlängerung des Daseins der gesamten Menschheit auf der Erde verzichten, diejenigen, die dieser Menschheit am meisten Nutzen bringen. Deren Handlung (Kinderlosigkeit) enthält somit den höchsten Anteil an Moral, wenn man diesen als größten Nutzen an der Menschheit definieren will.

Ist man dagegen Nihilist und Misantroph, der die Erde am schnellsten von der Menschheit befreit sehen möchte, dürfte man dies naturgemäß anders sehen.
 

Schneeflocke

Erfahrenes Mitglied
16.03.2009
255
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Danke für Eure Beiträge. Ihr habt alle angenehm sachlich geantwortet. Und ja, Anne, meine Frage hängt mit meinem Wohnort zusammen, wo es der Norm entspricht, Eltern zu sein, und man deshalb oft regelrecht überrumpelt wird mit der Frage, warum man denn keine Kinder hat, ob man wohl zu egoistisch ist, ob man sich mal Gedanken gemacht hat, wer später die Renten finanzieren soll usw.:rolleyes:
Es wird einem schon immer wieder suggeriert, man schulde der Gesellschaft den "eigentlichen" Beitrag als Frau. Die Leute hier haben wirklich keine Probleme, vielmehr ist ihnen in ihrem eigenen Leben etwas langweilig, so dass sie deshalb Zeit haben, sich Gedanken über anderer Leute Familienplanung, Autowaschfrequenz, Höhe des Rasens im Garten, und ähnliche mehr oder weniger existenzielle Themen den Kopf zu zerbrechen und das Maul zu zerreißen. :eek:

Inzwischen mache ich mir einen Sport daraus, so einsilbig und gelangweilt wie möglich auf bestimmte Fragen zu antworten und bin froh, wenn ich dann entnervt in Ruhe gelassen werde… :p

Da ich selbst nicht auf die Idee käme, von anderen Leute Rechtfertigungen persönlich weitreichender Entscheidungen zu erfragen, und ich selbst es auch nicht als ein moralisches Thema sehe, hat es mich einfach mal interessiert, wie Nicht-BaWü-Kleinstädter das wohl sehen.
 
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Reverend_O

Erfahrenes Mitglied
15.07.2010
415
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Zuerst einmal bin ich ja positiv überrascht, dass wir schon zwanzig Beiträge haben und immer noch ernsthafte Meinungsäußerungen vorherschen...(y)

Definitiv Nein... Und da wird die kath. Kirche sogar zustimmen... ;-) (Pfarrer...)

Die Bemerkung ist gar nicht so schlecht: Das Konzept der Kinder (eigentlich ja: Ehe-) losigkeit gibt es ja nicht erst seit der katholischen Kirche, z.B. auch Miraculix war als Druide zum Zölibat verpflichtet. Hier steht aus meiner Sicht ein wesentlicher Aspekt im Vordergrund: wer durch die mit einer Familie einhergehenden Herausforderungen nicht belastet ist, kann sich vollständig auf seine (höhere) Aufgabe widmen. Problem (unter anderen): das Ganze passiert nicht freiwillig und ist deshalb zwar eine bewusste Entscheidung, unterliegt aber äußeren Zwängen.

Ich glaube, die korrektere Fragestellung müsste lauten: Darf ich mich bewusst gegen Kinder entscheiden und bin ich trotzdem ein guter Mensch?
Mal abgesehen davon, dass man sich damit latent versucht, die gesellschaftliche Absolution zu erwirken, denke ich, dass die Motive hier sehr ausschlaggebend sind. Wer sich gegen Kinder entscheidet, weil er dann sein Porsche Cabrio verkaufen und aus dem Loft in München Schwabing ausziehen muss, darf kaum auf Verständnis hoffen ob seiner rein materiellen Motive. Wer aber z.B. alleine lebt, seine kranken Eltern selbst pflegt und vielleicht noch einen herausfordernden Beruf wie Krankenpfleger hat, dem ist auch aus einer Gesellschaft heraus, die den Nachwuchs fördern möchte kein Vorwurf zu machen.

In vielen Gesprächen zu dem Thema habe ich den Eindruck, dass generell niemand den Wert von Kindern bzw. auch der Elternschaft ablehnt, viele, die kinderlos bleiben wollen, ihre egoistischen Motive kaschieren mit Sätzen wie "in diese Welt darf man keine Kinder setzen". Erinnert mich dann immer ein wenig an die Diskussion über erneuerbare Energien: Wir brauchen unbedingt Windkraft, Geothermie und Solar, aber doch bitte nicht vor meiner Haustür.

Im Grunde gibt auch hier Kants kategorischer Imperativ die Antwort: "Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst."
Übersetzt auf die Frage: Bekomme bitte nur dann Kinder, wenn Du dir über die Konsequenzen deines Handelns bewusst bist und Kinder nicht einem egoistischen Trieb heraus (wie z.B. Selbstverwirklichung, Projektion einer mangelhaften Beziehung etc.) bekommen möchtest. Andererseits ist ein eogistisches Motiv wie materielle Besserstellung (s.o.) kein hinreichender Grund für die Elternlosigkeit.

Ganz ehrlich glaube ich aber nicht, dass auch nur ein Viertel der Bevölkerung dieses ethische Prüfkriterium heranzieht. Die allermeisten werden sich aus emotionalen Gründen für oder gegen ein Kind entscheiden - und vermutlich ist das auch gut so. Bessere oder schlechtere Menschen sind sie deswegen sicher nicht!
 

flysurfer

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
26.000
36
www.vielfliegertreff.de
Die Entscheidungsmöglichkeit, kinderlos zu bleiben, gibt es ja erst seit einigen Jahrzehnten mit der Erfindung effektiver Verhütungsmittel. Vorher hat der Sexualtrieb ganz von alleine dafür gesorgt, dass sich so gut wie jeder auch fortpflanzte, der die Gelegenheit dazu hatte. Fortpflanzung ist ein rein egoistischer Vorgang, sie dient der Weitergabe der eigenen Gene, die in Konkurrenz zu den Genen der Artgenossen stehen. Mit Arterhaltung und ähnlich überkommenen Anschauungen hat das Ganze nichts zu tun, mit gesellschaftlicher Verantwortung ebenfalls nicht. Vielmehr geht es dabei einzig um die Selbsterhaltung, eben die Weitergabe der eigenen Gene an möglichst viele Vertreter der nächsten Generation. Deshalb bringen Löwenmänner auch erstmal alle anderen Nachkommen im Rudel um, wenn sie selbst das Rudel übernehmen. Damit schaffen sie die Gene der besiegten Konkurrenten aus dem Weg und zugleich mehr Platz für die eigenen Gene in eigenen Nachkommen. Von Arterhaltung keine Spur.

Interessant ist, dass die Art Homo sapiens sich hier nun in einer Zwischenposition befindet: Die Individuen sind dank Verhütung in der Lage, den Fortpflanzungsakt (Sex) von der Fortpflanzung zu trennen. Sie können ihren Selbsterhaltungstrieb also per Sex befriedigen, ohne sich in Wahrheit damit selbst zu erhalten. Die Natur wurde überlistet, denn die Natur hat schlicht und einfach diese Trennung nicht vorgesehen, da Sex normalerweise zwangsläufig auch zu Nachkommen mit denen Genen der Eltern führt.

Die Erfindung der Verhütung hat die natürliche Evolution der Art Homo sapiens also endgültig außer Kraft gesetzt. Ein interessantes Experiment, da man sich fragen muss, wie sich unsere Art ohne Evolution weiterentwickeln kann. Sie evolutionären Gesetze der Auslese gelten nicht mehr, längst sehen wir, dass die stärksten, wolhlhabendsten, gebildetsten Vertreter unserer Art deutlich weniger Nachkommen haben als die Armen und Ungebildeten. Sie haben nicht weniger Sex, sie haben nur weniger Kinder.

Wenn, dann muss man sich also fragen, ob Verhütung nicht eine recht destruktive Sache ist, da ihre mittel- und langfristigen Folgen auf die weitere evolutionäre Entwicklung des Menschen überhaupt nicht abzusehen ist. Wenn überhaupt, dann sehen die Prognosen eher düster aus, da sich die Gene der Erfolgreichen/Gebildeten gegen jene der Gescheiterten/Ungebildeten offenbar immer weniger durchsetzen. Wer weiß, am Ende ist Homo sapiens in ein paar hundert Jahren nur noch ein ziemlich primitiver und gewalttätiger Haufen. Quasi Steinzeitmenschen mit moderner (Waffen-)Technik – dass das nicht gut ausgehen wird, ist abzusehen.
 

Reverend_O

Erfahrenes Mitglied
15.07.2010
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So ganz mag ich da nicht mitgehen. Mir ist das zu biologistisch, zu deterministisch.
Gehen wir mal davon aus, dass der Sexualtrieb tatsächlich erst einmal rein zur Selbsterhaltung analog der Tierwelt vorhanden war - was ja durchaus plausibel ist. Selbst das damit verbundene Lustempfinden kann man noch als "Anreiz" interpretieren.
Dann ist der Evolution aber etwas "dazwischengekommen": Das menschliche Bewusstsein und die damit verbundenen Handlungsoptionen. Nur dass nach der Theorie der Evolution das menschliche Bewusstsein kein "Fehler", sondern eine Weiterentwicklung darstellt (ich lass jetzt mal bewusst die ganze religiöse Komponente weg). Mit dem Bewusstsein ergeben sich nun aber ganz andere Verhaltensformen und -muster.
Der Mensch ist als einziges Lebewesen in der Lage, sich selbst auszurotten oder zumindest die Natur aus dem Gleichgewicht zu bringen. Menschen handeln, bewusst oder unbewusst, aus reiner Kontemplation, Missgunst, Wut oder Freude. Natürlich kann man all dem immer auch eine "biologische" Komponente zugestehen, aber der Interpretationsrahmen wird dadurch schon sehr verengt. Der Mensch unterscheidet sich eben deutlich von allen anderen Lebewesen.
So gesehen entwickelt sich der Mensch nicht unter Ausschluss der Evolution weiter, sondern das Bewusstsein ist Teil eines evolutionären Prozesses mit dessen Ergebnis unsere nachfolgenden Generationen zurecht kommen müssen.

An dem Beispiel der geringeren Nachkommenzahl in der Bildungsschicht kann man, denke ich, auch den Konflikt sehr schön deutlich machen, der sich aus der Theorie der rein biologischen Evolution im Gegensatz zum humanistischen Bewusstsein ergibt: Aus rein biologischer Sicht wäre es demnach ja erstrebenswert, hauptsächlich die körperlich und geistigen Leistungsträger zur Fortpflanzung zuzulassen. Dagegen spricht das über die Jahrtausende durch das menschliche Bewusstsein entwickelte Verständnis von Demokratie und Werthaftigkeit des menschlichen Lebens an sich.
Konzentrationslager, chinesische Geburtenkontrolle und noch einige Beispiele aus der Geschichte verdeutlichen, denke ich, dass der rein evolutionär gedachte Weg nicht der richtige ist.
 

LHFan

Erfahrenes Mitglied
13.06.2011
2.196
0
Oder auch nicht. Man kann den Kinderlosen nicht an der Nasenspitze ansehen, ob sie freiwillig oder unfreiwillig kinderlos sind.

Kein Paar muss unfreiwillig Kinderlos bleiben:idea:

Ansonsten ganz schön dämliche Frage, da unglaublich viele Eltern ebenso unmoralisch handeln wie Kinderlose Personen.