DDR-Vielflieger, gab es die?

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Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
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Heute mal eine historische Frage: Gab es Vielflieger in der DDR? Ich meine nicht unbedingt mit "Status", eher nach Häufigkeit der Flüge. Sagen wir mal, Kombinatsleute, Ingenieure, Funktionäre etc. (oder ihr Umfeld), die immerzu, mehrfach im Monat, fliegen mussten? Moskau und die RGW-Hauptstädte kämen sicher in Frage, mit dieser ganzen zentralen Steuerung und Kontrolle. Vielleicht kennt jemand noch Geschichten von früher? Evtl. gab es sogar auch DDRler als West-Vielflieger von Tegel? Einfach persönliche Neugier, vielleicht hat jemand Lust zu erzählen?

Die Hochseefischer scheinen ja relativ viel und weit zu ihren Einsatzgebieten geflogen zu sein. Und die Pipeline-Bauarbeiter an die "Trasse". Ich meine eher noch mehr normale "Geschäftsreisende". Danke.
 
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E

embraer

Guest
Ich habe in der DPRK eine ehem. Diplomatin kennengelernt, die in den 70er- und 80er Jahren mind. einmal pro Monat zwischen Korea und Ostdeutschland unterwegs war - ich denke das qualifiziert zum (statuslosen) Frequent Flyer ;)
 
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Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
Da waren noch nicht mal die Crews "klassenlos". Es gab welche mit West-Zulassung und welche ohne. Gab es nicht teilweise auch so eine Art erste Klasse und separate Kabinenbereiche?
 

concordeuser

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01.11.2011
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Hamburg
aber es gab eine Lounge der Interflug in Leipzig, weiss jemand er da vor 1989 rein durfte? Erich und wer noch?
 

SuperConnie

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18.10.2011
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Nordpfalz
bei Interflug wurden alle Paxe wie Vielflieger behandelt. (Klassenlose Gesellschaft)

Beim Einsteigen in die An-24 in HDF wurde ich angeschnauzt, weil ich die FB nicht freundlich genug gegrüßt hatte... Sonst habe ich nichts Negatives über weitere IF-Flüge mit Il-18 und Tu-134 zu vermelden; ein grandioser Approach auf ATH - fast Sturzflug mit praktisch ab Reiseflughöhe ausgefahrenen Speedbrakes.

Die flogen mit der Il-18 bis Hanoi.
 

Sid

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31.05.2014
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MUC
Auch wenn es deine Frage nach "Vielfliegern" nicht beantwortet (da mir nichts bekannt ist): Der bessergestellte Bonze mit (Politik- / Geld-)Status kam problemlos wenigstens einmal im Jahr nach Vietnam, Nordafrika oder Kuba, natürlich idealerweise nonstop um die Fluchtgefahr einzugrenzen.
 

Luftikus

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08.01.2010
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In Schönefeld gab es ein eigenes Regierungsterminal, das sogenannte Generalshotel, auf dem Vorfeld. Das war aber nur für Regierung und Funktionäre.
http://www.moz.de/fileadmin/media/images/articles/1012818899.jpg

Außerdem gab es noch das, was sich heute Event-Terminal nennt, die Sonderabfertigung. Das wäre evtl. schon eher so loungemäßig für besondere Passagiere gewesen. War da mal jemand zu Ost-Zeiten drin?
Normale Westler im Transit flogen auch separat, aber da, wo heute easyJet abfertigt.
 
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spocky83

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21.12.2014
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MUC, BSL
Nicht immer Nonstop. SXF - HAV konnte z.B. mit der IL-62 lange nicht ohne Tankstop (üblicherweise in YQX) geflogen werden. Da sind der Interflug aber wuch der Aeroflot reihenweise die Leute abgehauen. In Gander hat sich da zeitweise eine Art deutsche Kleinkolonie gebildet.

Auch war es wohl grundsätzlich nicht unbedingt so einfach einen Flug ins Ausland (vom NSW sprechen wir hier ja gar nicht) zu bekommen. Die Plätze waren da recht limitiert und gerade für die interessanteren Ziele (also Jugoslawien und aufwärts) war das recht schwer. Da musste man sich schon im Betrieb entsprechend verdient machen oder aber Parteibonze sein. In den 80ern gingen ja auch viele Plätze der Interflug an den Klassenfeind, gegen harte Währung.

Insofern dürften Vielfliegern, abgesehen von Diplomaten und Parteiganoven, recht selten gewesen sein.
 

concordeuser

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01.11.2011
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Hamburg
habe es mit Interflug als Westler immerhin auf 6 legs gebracht - zuerst immer mit dem Transitbus in den Osten. Flüge waren völlig ok, IL 62, TU 154 und TU 134
 
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Luftikus

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08.01.2010
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Insofern dürften Vielfliegern, abgesehen von Diplomaten und Parteiganoven, recht selten gewesen sein.

Die DDR war ja als Exportland ziemlich viel in Afrika und Asien engagiert. Da muss es doch die entsprechenden Geschäftsreisenden gegeben haben? Und im RGW sowieso. Druckereien, Textilfabriken, LKW-Werktstätten, Betonwerke. Keine Ahnung was die noch alles geliefert haben (okay Waffen) aber es müsste doch einiges zusammengekommen sein. Wo sind die Leute dazu? Jenseits der Funktionäre muss doch jemand die eigentlichen Baumaßnahmen, Planungen, Abnahmen, Reparaturen und so gemacht haben?
 

paulraum

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08.04.2009
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13
ARN / ZRH
Die DDR war ja als Exportland ziemlich viel in Afrika und Asien engagiert. Da muss es doch die entsprechenden Geschäftsreisenden gegeben haben? Und im RGW sowieso. Druckereien, Textilfabriken, LKW-Werktstätten, Betonwerke. Keine Ahnung was die noch alles geliefert haben (okay Waffen) aber es müsste doch einiges zusammengekommen sein. Wo sind die Leute dazu? Jenseits der Funktionäre muss doch jemand die eigentlichen Baumaßnahmen, Planungen, Abnahmen, Reparaturen und so gemacht haben?
Mein Opa war ein paar Jahre (80er) als Chef einer Planungsabteilung für Industrie- und Grossprojekten öfters mal in Russland, Bulgarien, Ukraine und Korea zu Lokalterminen und Übergaben. Wenn ich mal wieder in der Nähe bin, frage ich mal nach noch verbliebenen Unterlagen.
 
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Weltenbummler42

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08.06.2010
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428
noch TXL
habe es mit Interflug als Westler immerhin auf 6 legs gebracht - zuerst immer mit dem Transitbus in den Osten. Flüge waren völlig ok, IL 62, TU 154 und TU 134

@concorduser: Das die Interflug auch Tu154M im Bestand hatte (sie kamen ende der 80iger Jahre) war den wenigsten (DDR-)Vielflieger /Bürgern bekannt.
(Habe es auch nicht gewusst und gestaunt als ich Bilder 1989 von der IF - Tu154 gesehen habe)
Die Tu154M hatten wie einige IL62M zwar eine Interflugbemalung und -Registrierung, es waren bis zur Wende i.R. Salonmaschinen bzw. VIP Flieger der Regierungsflieger, sie gehörten formal zum Transportfliegergeschwader (TG44?). Geflogen wurden sie bis zur Wende von den Miltärfliegern, die gleichzeitig für (Regierungsflüge ins NSW auch eine zivile Interfluguniform hatten. Außerdem mussten sie ja auch auf ihre Flugstunden kommen, und so war es durch aus üblich das sie auch auf normalen Interflugrouten ihren Dienst taten.
In wieweit die Tu154M eine Salonausstattung hatte, ist mir nicht bekannt, vielleicht wurde sie zurückgebaut und eine Maschinewar ja auch im "Open Sky" Einsatz, leider über Afrika in den 90-iger Jahren verunglückt.

Weltenbummler
 
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AUA772

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10.08.2011
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Geflogen wurden sie bis zur Wende von den Miltärfliegern, die gleichzeitig für (Regierungsflüge ins NSW auch eine zivile Interfluguniform hatten. Außerdem mussten sie ja auch auf ihre Flugstunden kommen, und so war es durch aus üblich das sie auch auf normalen Interflugrouten ihren Dienst taten.
Hatte die komplette Crew, nicht nur das Cockpit. F/A haben dann die Bediensteten/Personenschützer spielen dürfen; wen das Kapitel interessiert sei "Honecker Privat" ans Herz gelegt, ein Teil davon befasst sich auch mit den Reisen der Führungsriege.
 
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xcirrusx

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16.10.2012
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972
KUL (bye bye HAM)
Der Opa von der Schwiegerfamilie war als Ing. immer im Bereich Anlagenbau tätig. Der kann dem Chemiedreieck auch heute noch was abgewinnen. Er musste in den 70ern und 80ern auch viel in die Bruderstaaten. Entweder für IST-Aufnahmen oder IBN wenn Anlagenteile made in GDR angekommen waren. Er kam damit immer auf 4-6 Fernreisen pro Jahr.
 

Huey

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06.04.2009
4.484
-2
Die gab es mit Sicherheit!

Der eiserne Vorhang war ja ökonomisch gar nicht so eisern! Vergesst in diesem Zusammenhang den Genossen Schalck-Golodkowski mit seiner KoKo nicht. Kommerzielle Koordinierung – Wikipedia

Während ihres Bestehens konnte KoKo etwa 30 Milliarden DM erwirtschaften und unterhielt etwa 170 Unternehmen mit ca. 3.100 Mitarbeitern in der DDR und im kapitalistischen Ausland.

Mir persönlich ist aus Kindheitstagen noch ein Onkel in Erinnerung, welcher wohl im Raum Magdeburg lebt und arbeitete. Seine Reise führte ihn immer mit dem Auto von Magdeburg nach Berlin, dann weiter mit dem Flugzeug von Berlin nach Moskau, von Moskau nach Frankfurt am Main, und von Frankfurt nach Hannover. Den letzten Weg von Hannover ging es dann wieder mit dem Auto weiter nach Wolfsburg. Das macht, wenn ich mich nicht irre, 6 Flüge bis er nach einer Arbeitswoche wieder daheim war. Schwachsinniges Vielfliegen gab es also auch im real existierenden Sozialismus.

Der Onkel, der natürlich nicht ein echter Onkel war, sondern uns Kindern nur so vorgestellt wurde, ist mir mindestens auf 3 bis 4 Besuchen seinerseits in Erinnerung. Und wo ich jetzt an ihn so denke, wo ist nur das Golf 2 Scheinwerferglas geblieben, welcher im Glas den Aufdruck GDR führte, und als Gastgeschenk hinten zu einem Aschenbecher geschliffen wurde im Keller abgeblieben. :confused: