Kreditkartenzahlung im ÖPNV - Deutschland vs. Österreich

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Amino

Erfahrenes Mitglied
03.04.2016
3.836
64
Wien
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Warum muss das in Deutschland so kompliziert sein?

In Österreich kann man jedes Verbund-Ticket mit Kreditkarte zahlen. Außerdem sind Verbund-Tickets auch im Fernverkehr gültig, nicht so wie in DE, wo man für den Fernverkehr extra zahlt. Und es gibt werder Mindestbeträge noch Surcharges. Auch sind die Preise in AT weniger hoch, da der ICE, RJ oder IC nicht mehr kostet als die S-Bahn auf gleicher Strecke.
 

MaxBerlin

Erfahrenes Mitglied
27.01.2015
4.448
10
In the heart of leafy Surrey
AT ist halt ein kleineres Land, was natürlich auch gewisse Vorteile hat. In DE gibt es mehr Unterordnungen zwischen Bundesland und Gemeinde (Regierungsbezirke, Landkreise, Verwaltungsgemeinschaften/Verbandsgemeinden/Ämter) und mehr Leute, die was zu sagen haben wollen.

DE hat auch eine andere Finanzierung des ÖPNV. Der Schienenpersonennahverkehr wird von den Bundesländern bestellt (die das teilweise auf niedrigere Ebenen delegiert haben - siehe die Karte auf https://bag-spnv.de/mitglieder) und der übrige ÖPNV von den Landkreisen und kreisfreien Städten. Fernverkehr fährt jeder eigenwirtschaftlich. Ich finde die Trennung NV/FV recht willkürlich, in England wird alles vom Zentralstaat bestellt. Das ist sicher nicht immer fair, zumindest aber irgendwie konsequent.

Historisch und aus der Ferne gesehen sind sich die Kulturen in DE und AT zwar relativ ähnlich, aber es gibt doch gewisse Unterschiede.
 

Amino

Erfahrenes Mitglied
03.04.2016
3.836
64
Wien
Leider gibt es in AT auch 8 Verkehrsverbünde, obwohl einer reichen würde, aber immerhin stellt nicht jeder seine eigenen Automaten auf, und selbst wenn eine Stadt eigene Automaten hat, kann man trotzdem auch alle Tickets am Bahn-Automaten bekommen.

Interessant ist jedenfalls, dass die händlerseitige Kreditkartenakzeptanz in AT viel, viel besser als in DE ist. Beim Kreditkartenangebot ist es jedoch genau umgekeht, dieses ist in AT viel, viel schlechter als in DE.

Als Österreicher muss man auf ausländische Angebote wie Advanzia, DKB, N26, Revolut oder Fidor zurückgreifen, da die Kreditkartenangebote der österreichischen Banken ausnahmslos mies sind.

Das Problem ist, dass die österreichischen Banken ihre Kreditkaren nicht selbst ausgeben, sondern an Paylife oder CardComplete weitervermitteln. Somit gibt es genau 2 Banken, die Visas und Mastercards ausstellen, und beide setzen eigene Wechselkurse und schlagen noch ein Auslandseinsatzentgelt oben drauf. Paylife und CardComplete beherrschen den Markt und stimmen ihre Preise aufeinander ab.
Wer also in Österreich wohnt und keine Advanzia hat, muss offensichtlich zu viel Geld haben (oder ist nur in der Euro-Zone unterwegs).

In AT werden also fast überall KK genommen, die Österreicher selbst bezahlen jedoch fast immer nur mit Bargeld oder Maestro. Auch an der Supermarkt-Kasse sieht man viele, die mit Maestro-Paypass über NFC bezahlen, aber ich habe beim Einkaufen noch nie jemanden gesehen, der mit NFC-Kreditkarte bezahlt hat.
 

sk9

Erfahrenes Mitglied
29.03.2014
814
1
Warum muss das in Deutschland so kompliziert sein?

In Österreich kann man jedes Verbund-Ticket mit Kreditkarte zahlen. Außerdem sind Verbund-Tickets auch im Fernverkehr gültig, nicht so wie in DE, wo man für den Fernverkehr extra zahlt. Und es gibt werder Mindestbeträge noch Surcharges. Auch sind die Preise in AT weniger hoch, da der ICE, RJ oder IC nicht mehr kostet als die S-Bahn auf gleicher Strecke.

Österreich halt. Kann es sein, das der ÖPNV politisch einen höheren Stellenwert hat? Bei uns in München z.B. werden Tramausbaumaßnahmen, die eine Verringerung der Autospuren zur Folge hätten, partout von der CSU blockiert. Über Zulaufstrecken zum Brennerbasistunnel wird bei uns noch diskutiert, während man in AT schon mit Railjets drüberdüst.

Kartenzahlung ist hier seltener und dann meistens per Girocard, da denken die Verkehrsverbünde nicht an Maestro oder gar KK.

Das produktklassenfreie System macht AT natürlich auch einfacher. In Deutschland sehe ich das aber in der nächsten Zeit nicht kommen, da hier ja der eigenwirtschaftliche Fernverkehr strikt vom subventionierten Regionalverkehr getrennt ist, unter anderem wegen der Ausschreibungen.

Dann kommen bei uns noch Regionaltarife dazu wie der NRW-Tarif, der irgendwo zwischen DB- und Verbundstarif liegt. Manchmal gelten im Regionalverkehr auch keine Bahncard 50.

Manche Verkehrsverbünde haben die Möglichkeit, einen 1. Klasse Zuschlag zu bezahlen, andere nicht, da wird dann nach DB-Tarif bezuschlagt. Aber nur wenn der Schaffner, pardon, Kundenbetreuer im Nahverkehr (bzw. wie auch immer der beim zuständigen Eisenbahnverkehrsunternehmen heißt), weiß wie das geht, erst recht in Verbindung mit Bahncard-Rabatt. Sonst wird man auch mal aus der Ersten geworfen, oder sitzen gelassen.
In Hamburg muss man wiederum für innerstädtische Schnellbusse einen Erstklasszuschlag bezahlen, und wenn es auch nur eine Haltestelle ist, bei der der Schnellbus genauso schnell wie der Stadtbus ist.
Mit dem Fernverkehr ist es ähnlich, manchmal gibt es FV-Zuschläge, sonst gelten Verbundstickets gar nicht im FV.

Die ÖBB fragt ja immer gleich nach, ob ein Verbundsticket vorhanden ist. Meines Wissens nach wird dann auch ab dem Grenztarifpunkt gerechnet. Bei uns im MVV zählt der erste Halt im Gültigkeitsbereich des Verbundstickets. Mit Expresszügen, die die letzte S-Bahn-Haltestelle auslassen, kann das lustig werden.

Ja, in Österreich habt ihr es da eindeutig besser.
 

Amino

Erfahrenes Mitglied
03.04.2016
3.836
64
Wien
Kann es sein, das der ÖPNV politisch einen höheren Stellenwert hat?
Schwer zu sagen. In Wien hat der öffentliche Verkehr tatsächlich einen sehr hohen Stellenwert, statistisch werden auch mehr Wege mit dem OPNV zurückgelegt als mit dem Auto. Eine Jahreskarte für ganz Wien kostet 365€ (also 1€ pro Tag), diese gilt auch in den Nachtbussen und ist somit 24/7 gültig.

Aber wenn man irgendwo am Land wohnt, dann sieht es mit dem OPNV meist schlecht aus. Da gibt es viele Regionen, wo nur Schulbusse fahren und sonst nichts. Und immer wieder werden Nebenbahnen stillgelegt, weil sich Bahn und Länder nicht über die Finanzierung einigen können.
 

wernerw

Aktives Mitglied
31.03.2014
141
0
In AT werden also fast überall KK genommen, die Österreicher selbst bezahlen jedoch fast immer nur mit Bargeld oder Maestro. Auch an der Supermarkt-Kasse sieht man viele, die mit Maestro-Paypass über NFC bezahlen, aber ich habe beim Einkaufen noch nie jemanden gesehen, der mit NFC-Kreditkarte bezahlt hat.

Sogar meine Frau macht das regelmäßig bei Hofer und Interspar (und inzwischen auch bei anderen Geschäften). Sie sagt zwar in Diskussionen, dass sie das nicht mag, hat aber schon erkannt, dass diese NFC Zahlungen bequem sind.
 
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NFCTag

Erfahrenes Mitglied
01.07.2016
1.327
6
Warum muss das in Deutschland so kompliziert sein?

Und dann wundern dass die Leute lieber das Auto nutzen weil keiner vorher Stundenlang den Tarifdschungel studieren will und dann doch zu viel bezahlt weil er irgendeinen Spezialtarif nicht kennt.

Jeder DB-Fahrkarten Automat oder Internetseite wäre in der Lage nach Eingabe aller Informationen zur Fahrt den günstigsten Preis mit auszugeben wenn man mehr Geld in und Zeit in die Programmierung der Automaten stecken würde.

Aber dann würde man zweimal Geld verlieren. Einmal Kosten für die Programmierung und ein zweites mal an den Kunden die dann immer das günstigste Ticket kaufen würden.
 

DerSimon

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01.03.2015
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8
Jeder DB-Fahrkarten Automat oder Internetseite wäre in der Lage nach Eingabe aller Informationen zur Fahrt den günstigsten Preis mit auszugeben wenn man mehr Geld in und Zeit in die Programmierung der Automaten stecken würde.
Oder die Verbünde DB Vertrieb dafür schlicht und ergreifend bezahlen würden.
 

sk9

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29.03.2014
814
1
Oder die Verbünde DB Vertrieb dafür schlicht und ergreifend bezahlen würden.
DB Vertrieb würde davon ja eh eine Provision abbekommen. Die ist wohl auch so gut, dass KK-Akzeptanz finanzierbar ist. Ist ja bei der MVG nichts anderes: Der Verbund verpflichtet niemanden zur Irgendwas-Akzeptanz, aber die MVG akzeptiert KK inkl. Amex.
 
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MaxBerlin

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27.01.2015
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In the heart of leafy Surrey
Und dann wundern dass die Leute lieber das Auto nutzen weil keiner vorher Stundenlang den Tarifdschungel studieren will und dann doch zu viel bezahlt weil er irgendeinen Spezialtarif nicht kennt.

Jeder DB-Fahrkarten Automat oder Internetseite wäre in der Lage nach Eingabe aller Informationen zur Fahrt den günstigsten Preis mit auszugeben wenn man mehr Geld in und Zeit in die Programmierung der Automaten stecken würde.

Aber dann würde man zweimal Geld verlieren. Einmal Kosten für die Programmierung und ein zweites mal an den Kunden die dann immer das günstigste Ticket kaufen würden.
Ich bin auch schon mal aus Versehen in Hamburg schwarz gefahren, weil ich das mit dem Nahbereich und den Zahlgrenzen nicht verstanden habe und mich auf das Urteil irgendeines Passanten verließ ("Ich hab ja ein Abo, aber ich glaube..."). Und in Berlin sehe ich ständig Touristen mit ungestempelten Tageskarten.

Oft wird da ein Auge zugedrückt, aber manchmal eben auch nicht. Ob das das beste Bild ist?
 
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sk9

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29.03.2014
814
1
Ich bin auch schon mal aus Versehen in Hamburg schwarz gefahren, weil ich das mit dem Nahbereich und den Zahlgrenzen nicht verstanden habe und mich auf das Urteil irgendeines Passanten verließ ("Ich hab ja ein Abo, aber ich glaube..."). Und in Berlin sehe ich ständig Touristen mit ungestempelten Tageskarten.

Oft wird da ein Auge zugedrückt, aber manchmal eben auch nicht. Ob das das beste Bild ist?

In München wird gnadenlos kontrolliert. Da kann es sein, dass jemand seine sechs Streifen falsch gestempelt hat, und daher ein saftiges Bußgeld bezahlen muss. Beispiel: Zwei Erwachsene und zwei Kinder, eine Zone, man müsste zweimal zwei und zweimal einen Streifen stempeln. Statdessen wurden einmal sechs Streifen gestempelt. Erst wollten die 240€ Strafe, bis sie darauf aufmerksam gemacht wurden, dass einer ja ein Erwachsener ja gültig gestempelt ist, sogar für drei Zonen. Dann waren es nur noch 180€. Englisch konnten die Kontrolleure überhaupt nicht und erst wollten sie das Angebot eines Passanten, zu Übersetzen, auch nicht annehmen.
Aber immer noch günstig in Deutschland - In Porto z.B. zahlt man das Hundertfache eines Einzeltickets, das sind um die 200€.
 

Marlino

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
1.640
16
MUC
Irgendwie finde ich die Beschwerde über zu komplexe ÖPNV-Tarife hier im Forum etwas paradox. Ein paar Themenbereiche weiter gibt es ellenlange Threads wie man am meisten aus Flugtarif XY rausholen kann, werden stundenlang Flugtarife verglichen , dutzende FFP verglichen und dann ist es ausgerechnet zu komplex und zeitaufwendig sich mit einen ÖPNV Tarifsystem auseinander zu setzen.
 

pjotr

Aktives Mitglied
15.07.2016
127
7
Besonders verwirrend ist es auch in München, dass die DB-Automaten die Einzeltickets standardmäßig entwertet herausgeben und bei den MVG-Automaten noch eine Entwertung vor der Fahrt notwendig ist. Man bräuchte einfach ein System wie das leider eingestellte Touch&Travel, bei dem nach ein- und auschecken der Fahrpreis automatisch berechnet wird und man nicht zuerst das unübersichtliche Tarifsystem studieren muss. Das würde es für Gelegenheitsfahrer und Touristen deutlich vereinfachen.
 

MaxBerlin

Erfahrenes Mitglied
27.01.2015
4.448
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In the heart of leafy Surrey
Irgendwie finde ich die Beschwerde über zu komplexe ÖPNV-Tarife hier im Forum etwas paradox. Ein paar Themenbereiche weiter gibt es ellenlange Threads wie man am meisten aus Flugtarif XY rausholen kann, werden stundenlang Flugtarife verglichen , dutzende FFP verglichen und dann ist es ausgerechnet zu komplex und zeitaufwendig sich mit einen ÖPNV Tarifsystem auseinander zu setzen.
Mir macht das Spaß, mit Ticket Splitting das Meiste rauszuholen, und die Unterschiede in den Restriktionen zwischen Off-Peak Return und Off-Peak Day Return auf englischen Schienen kennenzulernen. Ich sage aber auch, es ist nicht für jeden.
 

Amino

Erfahrenes Mitglied
03.04.2016
3.836
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Wien
Irgendwie finde ich die Beschwerde über zu komplexe ÖPNV-Tarife hier im Forum etwas paradox. Ein paar Themenbereiche weiter gibt es ellenlange Threads wie man am meisten aus Flugtarif XY rausholen kann, werden stundenlang Flugtarife verglichen , dutzende FFP verglichen und dann ist es ausgerechnet zu komplex und zeitaufwendig sich mit einen ÖPNV Tarifsystem auseinander zu setzen.

Das ist aber ein gewaltiger Unterschied! Fluglinien gibt es hunderte, die deutsche Bahn gibt es jedoch nur einmal.
 
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mfkne

Erfahrenes Mitglied
Irgendwie finde ich die Beschwerde über zu komplexe ÖPNV-Tarife hier im Forum etwas paradox. Ein paar Themenbereiche weiter gibt es ellenlange Threads wie man am meisten aus Flugtarif XY rausholen kann, werden stundenlang Flugtarife verglichen , dutzende FFP verglichen und dann ist es ausgerechnet zu komplex und zeitaufwendig sich mit einen ÖPNV Tarifsystem auseinander zu setzen.

Das ist Deutschland aber auch wirklich dank Kleinstaaterei eine Seuche. Der Unterschied zur Flugbuchung ist, dass man sich damit befassen kann, wenn man will, aber wer mal versucht, in einer fremden Stadt in Deutschland ein Ticket zu kaufen, das gültig und nicht überteuert ist, dem gnade Gott. Das liegt an der deutschen Krankheit, ÖPNV-Tarife auf Biegen und Brechen so auszulegen, dass sie auch ja für jeden kleinsten Einzelfall gerecht sind.

deutschlandausland.jpg
 

DerSimon

Erfahrenes Mitglied
01.03.2015
7.354
8
Wobei ich das hier immer so hoch gelobte UK persönlich auch nicht all zu viel besser finde. Unterschiedliche Tickets mit unterschiedlichen Preisen für unterschiedliche Betreiber gültig für unterschiedliche Zeiten auf unterschiedlichen Routen mit teils absurd hohen Standardpreisen im Schienenverkehr und Tarifchaos im städtischen Busverkehr.

Vergleiche auch: https://medium.com/@dannyjeremiah/southern-rail-has-a-ux-problem-461c8915f8a9

Einzig London dürfte da wohl als positive Ausnahme (wenn auch wieder mit absurden Regelungen gerade zu den Airports) rausstechen.

SFO ist auch Chaos, einzig die MTA ist tariflich wohl ziemlich entspannt.
 
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sk9

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29.03.2014
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Wobei ich das hier immer so hoch gelobte UK persönlich auch nicht all zu viel besser finde. Unterschiedliche Tickets mit unterschiedlichen Preisen für unterschiedliche Betreiber gültig für unterschiedliche Zeiten auf unterschiedlichen Routen mit teils absurd hohen Standardpreisen im Schienenverkehr und Tarifchaos im städtischen Busverkehr.

Vergleiche auch: https://medium.com/@dannyjeremiah/southern-rail-has-a-ux-problem-461c8915f8a9

Einzig London dürfte da wohl als positive Ausnahme (wenn auch wieder mit absurden Regelungen gerade zu den Airports) rausstechen.

SFO ist auch Chaos, einzig die MTA ist tariflich wohl ziemlich entspannt.
Ich denke da immer an Glasgow, wo Buslinien vefranchiset werden und jeder Franchisnehmer einen eigenen Tarif hat. Ein und die selbe Strecke kann je nach Franchisnehmer teilweise doppelt so viel kosten wie beim anderen Franchisnehmer. Cash Only beim Fahrer.
In Edinburgh hingegen wird alles von Lothian Buses betrieben, da ist das System recht einfach. Statt Stempeln muss man auf Tageskarten das aktuelle Datum übrigens freirubbeln - auch das verstehen viele Touristen nicht. Ich mache das mit dem Vergleichen, splitten etc. ja auch ganz gerne und finde mich im Tarif zurecht, aber das ist nicht jedermanns Sache.
 
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Amic

Erfahrenes Mitglied
05.04.2016
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Irgendwie finde ich die Beschwerde über zu komplexe ÖPNV-Tarife hier im Forum etwas paradox. Ein paar Themenbereiche weiter gibt es ellenlange Threads wie man am meisten aus Flugtarif XY rausholen kann, werden stundenlang Flugtarife verglichen , dutzende FFP verglichen und dann ist es ausgerechnet zu komplex und zeitaufwendig sich mit einen ÖPNV Tarifsystem auseinander zu setzen.
Das eine ist die Frage, was ich persönlich tue (ich maximiere bzw. minimiere bei Zahlungs- und ÖPNV-Kosten).
Das zweite ist die grundsätzlich-politische Frage, wer sich um ÖPNV kümmern soll. Da spricht schon einiges dafür, dass es eben nicht ein nationaler Zentralstaat macht, sondern lokale und regionale Funktionsträger.
Und zuguterletzt stellt sich die ganz praktische Frage, ob ein System an sich einfach verständlich und in dem Sinne kundenfreundlich ist... daran zweifle ich oft.

Gestern hatte ich eine Nahverkehrsreise durch drei Verkehrsverbünde und das (quasi) innerhalb eines einzigen deutschen Bundeslands:

1) Einzeltickets bzw. Hin- und Rückfahrtickets zum DB-Tarif am DB-Automaten oder im Internet: Nicht komplett buchbar, da die abschliessende Busstrecke nicht buchbar ist. DB-Tarif bis zum letzten Bahnhof plus Bus einzeln wäre auch deutlich mehr als doppelt so teuer wie die günstigste Variante gewesen.

2) Splitten in einzelne Verbundtickets: Zwischen Verbund 1 und Verbund 2 besteht für Einzeltickets keine Zonen-/Waben-Übergangsregelung. D.h., für die ein- oder zweiminütige Bahnfahrt vom letzten Bahnhof in Verbundgebiet 1 bis zum ersten Bahnhof in Verbundgebiet wären zusätzlich ein Ticket zum DB-Tarif zu lösen.

3) Die Tickets für Verbund 2 und 3 sind nicht an Automaten oder Schaltern ausserhalb des Verbundgebiets zu lösen. Und "natürlich" im Zug auch nicht. Ausnahme: funktionsfähige HandyTicket.de-App.

4) Für Tagestickets dagegen besteht eine Übergangsregelung von meinem Abfahrtsbahnhof in Verbundgebiet 1 zum Verbundgebiet 2. Diese kundenfreundliche Übergangsregelung wird nicht beworben, sondern offensichtlich den Kunden bewusst verheimlicht. Im Gegensatz zu früher: Denn vor einigen Jahren stand das explizit auf der Webseite von Verbund 2, inklusive eigener Gültigkeitskarte für die Tageskarten. Beides wurde in der Zwischenzeit von der Webseite getilgt. Sie steht aber aber durchaus noch irgendwo im Anhang zu den geltenden Beförderungsbedingungen in der Download-Sektion des Webseite, die sich kein Normalsterblicher anschaut.

5) Wie auch früher schon, ist für diese Übergangsregelung aber das Tagesticket von Verbund 2 nicht durch die Angabe von gültigem Abfahrts- und Zielbahnhof buchbar in der HandyTicket-App, da der Abfahrtsbahnhof in Verbundgebiet 1 zwar gefunden aber nicht für das Ticket akzeptiert wird. Stattdessen muss man halt den nächsten akzeptierten Bahnhof angeben. Diese Haltestellen-Angabe wiederum ist in der Benutzerführung der App verpflichtend ist, d.h., man kann sie nicht überspringen - obwohl preislich völlig irrelevant, da Tagestickets ausschliesslich zum Einheitspreis für das ganze Gültigkeitsgebiet ausgegeben werden.

6) Tagestickets für Verbund 3 kosten doppelt so viel wie entsprechende Einzeltickets, was durchaus einfach und intuitiv in der Preisgestaltung ist: "Hin- und Rückfahrt am gleichen Tag = Tagesticket". Einzeltickets gibt es neben lokaler Rabattkarte über Handyticket rabattiert. Dieser Rabatt ist jedoch für nicht Tagestickets verfügbar, die über Handyticket wieder mehr als doppelt so viel wie ein Einzelticket kosten wurden. Sprich: von den "gebräuchlichsten" Gelegenheitsnutzertickets werden also nur einzelne Tickets über einzelne Vertriebskanäle rabattiert.

7) Länder-Ticket: Fast naheliegend, da meine Reise ja quasi innerhalb eines Bundeslandes stattfand? Werden gross a la "ganzen Tag fahren" beworben - sind aber an Werktagen erst ab einer gewissen Uhrzeit gültig. In meinem Falle wäre das aber auch noch über 20% teurer gewesen als...

8) Grenzüberschreitendes regionales Angebot: In Deutschland nur im Regionalverkehr gültig, im angrenzenden Ausland "natürlich" in allen Zügen im Gültigkeitsbereich, damit es ja nicht zu einfach wird. Im Gegensatz zu anderen Angeboten gibt's darauf auch BahnCard-Rabatt. Dieses Ticket ist jedoch nicht im Internet buchbar, sondern ausschliesslich an Automaten und Schaltern, und wird "natürlich" in der Fahrplanauskunft am Automaten nicht als günstigste Option angezeigt. Ich weiss nicht, ob es überhaupt ausser über die alphabetische Suche am Automaten findbar ist.

Kurzum: Der ganz normale Wahnsinn. :rolleyes:

Jeder kocht irgendwie sein eigenes Süppchen, es gibt unterschiedliche konkurrierende Angebote und Tarife, manches ist nur im Internet, manches eben gerade nicht dort lösbar. Ländertickets sind noch die unkomplizierteste Option - und ggf. überhaupt die einzige, bei der man die ganze Buche zusammenhängend als ein einzelnes Ticket buchen kann - aber das hört dann natürlich auf, wenn man ländergreifend unterwegs ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

Inlandsvägen

Erfahrenes Mitglied
10.02.2010
3.371
1.138
Main-Taunus-Kreis
Kann es sein, dass ihr ein wenig übertreibt? Jeder, der einigermaßen mitdenkt, wird in fremden Städten sich den korrekten/sinnvollsten Tarif heraussuchen können. Es gibt genug Informationsmöglichkeiten, bevor man eine Region oder Stadt bereist. Und wenn man auf einer Reise mal 2 Euro mehr zahlt... denke, das interessiert dann auch keinen. Wer eben meint, einfach drauf los fahren zu müssen, zahlt eben mehr. Ja... und Ländertickets gibts schon ewig. Wer die nicht kennt...
 
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MaxBerlin

Erfahrenes Mitglied
27.01.2015
4.448
10
In the heart of leafy Surrey
Der VVS ist sowieso, auf gut Deutsch gesagt, ein A***laden. Tariflich und auch vom Kundenservice her.

Das Problem https://www.youtube.com/watch?v=J_vQumql5xw hatte man jahrelang und ist erst nach x Beschwerden geändert worden. Wer weiß, wie viele Kunden ungültige Fahrkarten hatten.

(Und ja, das ist auch ein VVS-Problem - ist zwar ein DB-Automat, aber die DB-Automaten im VBB etwa verhielten sich korrekt, die behielten das Datum oder fragten nochmals nach. Der VBB ist da aber auch mehr hinterher.)
 
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