DB: Passagiere ganze Nacht ohne Strom im ICE eingesperrt

ANZEIGE

Gulliver

Erfahrenes Mitglied
10.11.2009
1.590
17
Kerkrade (NL)
www.kuhnert.nl
ANZEIGE
Zwischen Gütersloh und Bielefeld ist heute Nacht ein ICE liegengeblieben, weil umgefallene Bäume vor und hinter dem Zug die Hochspannungsleitung niedergerissen hatten. Die Passagiere mussten ohne Licht, Klimaanlage etc. die Nacht im liegengebliebenen ICE ausharren. Je nach Quelle 7 - 9 Std. hat es gedauert, bis sie den Zug verlassen konnten (WDR Twitter und Radio: 9 Std., WDR Website 7 Std.)

Passagiere saßen ganze Nacht fest - Bahnstrecke bei Bielefeld wieder frei - Nachrichten - WDR

Frage: ist es da wirklich nicht möglich, den Strom schneller abzustellen? Oder sind die Passagiere der Bahn wirklich so egal? Was ist denn, wenn jemand dringend medizinische Hilfe benötigt, heißt es dann: "tut uns leid, in 9 Std. kann der Notarzt zu Ihnen"?
 
  • Like
Reaktionen: mpm

Snappy

Erfahrenes Mitglied
23.07.2010
4.397
260
Bielefeld
Zum Glück wars draußen warm. Was mich daran am meisten gernevt hätte wäre wohl das man sein Smartphone nicht mehr hätte nachladen können - so geht die Wartezeit dann noch langsamer rum.

Kann man Bäume neben Bahnstrecken nicht einfach mal vorsichtshalber fällen bzw. gar nicht erst pflanzen?
 
  • Like
Reaktionen: popo

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
21.753
7.262
irdisch
Ein ICE-Sessel ist immer noch bequemer, als nachts bei Unwetter im Wald zu schlafen. Von daher verständlich. Die Dauer bis zum Abholen ist aber tatsächlich lang. Vermutlich war die Feuerwehr überlastet und hat sich erstmal um dringendere Dinge gekümmert.
 

jc8136

Erfahrenes Mitglied
19.02.2011
1.275
24
ZRH
Frage: ist es da wirklich nicht möglich, den Strom schneller abzustellen? Oder sind die Passagiere der Bahn wirklich so egal? Was ist denn, wenn jemand dringend medizinische Hilfe benötigt, heißt es dann: "tut uns leid, in 9 Std. kann der Notarzt zu Ihnen"?

Die Deutsche Bahn hat sehr viel Geld gespart um fit für die Börse zu werden. Wesentliche Elemente davon waren die Reduktion des Bestands an (Diesel-)Lokomtiven und der Rückbau von Weichen. Im Normalbetrieb hat das geringe Auswirkungen. Bei Grossereignissen führt das aber dazu, dass es lange dauert bis eine Diesellokomotive beim blockierten Zug ist und das Personal den Zug befreien kann. Verlängert wird die Fahrt, da die Diesellok teilweise ordentliche Umwege fahren muss, bis es zur nächsten Weiche kommt.

Die DB Energie könnte den Strom auf grösseren Abschnitten abstellen, dann legt sie aber nicht nur die betroffene Oberleitung des ICEs auf einem Streckenabschnitt lahm, sondern ziemlich sicher auch einige andere Züge (zudem kann sie für die Reparaturarbeiten dann keine E-Loks nutzen, d.h. es dauert noch länger). Der ganze Umbau wurde vom heutigen SBB-Chef Andreas Meyer https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Meyer_(Manager) umgesetzt. Im Notfall könnte die DB Energie den Strom abschalten, das hat dann aber Domino-Effekte...
 
  • Like
Reaktionen: ningyo

Brainpool

Erfahrenes Mitglied
15.03.2014
2.801
122
Wenn die Oberleitung runterkommt gibt es eh einen Erdschluss und die Sicherung fliegt raus. Das ist nicht das Problem.
Das Problem besteht darin das die Oberleitung geerdet werden muss und das kann dauern.
Ein anderes Problem:
Wenn es in Deutschland ein Unwetter gibt, über das Bundesweit in den Nachrichten berichtet wird und überall Verwüstung und Personenschaden anrichtet, darf auch mal ein Zug wegen Bäumen auf den Gleisen liegen bleiben. Aber was zum Teufel will man dann als Passagier außerhalb des sicheren Zuges auf freier Strecke?
Zum Thema Notfall:
Die Regel lautet in Deutschland 8 Minuten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte. Innerhalb der Stadt kein Problem. Außerhalb kann es schon mal länger dauern. Wer bei der letzten Bahnfahrt mal aus dem Fenster geschaut hat wird gesehen haben das es Streckenabschnitte gibt die durch völlige Pampa gehen. Da gibt es höchsten einen matschigen Feldweg um neben der Bahntrasse herzufahren. Dann sind immer noch Bahndämme durch Unterholz zu erklimmen etc. Unter solchen Bedingungen kann es locker 3-4 Stunden dauern bis Hilfe vor Ort ist.
 
  • Like
Reaktionen: Snappy und Layh

berlinet

Erfahrenes Mitglied
21.07.2015
4.987
2.423
Ich war gestern mit dem Auto unterwegs: Mobilfunknetz zusammengebrochen, Bahnübergänge wegen brennender Leitungen nicht passierbar (Schranken blieben unten), Autos in Brand oder umgeweht ... Da keiner eine Bahnstrecke durchs Wohnzimmer möchte, führen die im besten Fall durch die Natur. Und die soll abgeholzt werden, weil 1-2 mal im Jahr ein paar Leute in einem Zug übernachten müssen? In weiten Teilen war gestern Ausnahmezustand -- das ist wörtlich zu nehmen.
 

janetm

Erfahrenes Mitglied
11.02.2012
3.974
1.035
DUS, HAJ, PAD
Kommunikation trotzdem dünne und Organisation schlecht.

Meine Frau war heute um 12.15 am Bahnhof BI für den ICE 12.22 nach Köln. Der kam nicht dafür um 12.40 ein ICE nach Düsseldorf als Ersatzzug in den sie laut Aussage DB Personal am Bahnsteig nicht einsteigen durfte. Reservierte Sitzplätze galten natürlich nicht im dem Zug und er war so voll, dass die Leute rausgefallen sind als sie die Tür aufmachten.

Nächste ICE (RE waren alle ausgefallen) sollte um 13.22 kommen mit 27 Minuten Verspätung. Um 13.40 wechselte die Anzeige auf +80 Minuten. Wie es am Bahnhof aussah kann man sich vorstellen. 100 Leute im Infocenter und kein Vorwärtskommen.

Wenn der Baum nachts auf die Strecke fällt sollte man 12h später schon wissen, was wann fährt. Dies war nicht wirklich der Fall. Wie das dann am Freitag nachmittag ohne REs in den fahrenden Zügen aussieht kann man sich denken. Extra Kapazitäten nicht vorhanden...

Nach 2h ist sie wieder nach Hause gefahren, Reise gecancelt. Mal sehen ob die Bahn es hinbekommt mir einen Maxdome Code zuzuschicken für das nicht benutzte Ticket...
 

mpm

Erfahrenes Mitglied
02.07.2011
1.354
291
Reihe 42a
Um es mal zusammenzufassen: Das ist alles extrem "auf Kante gestrickt". Überall Extrakosten reduzieren, Arbeitsplätze einsparen, etc. Wenn dann mal was nicht stimmt, ist das das Ergebnis.
 
  • Like
Reaktionen: Gulliver und janetm

jodost

Erfahrenes Mitglied
23.10.2011
3.912
617
CGN
Um es mal zusammenzufassen: Das ist alles extrem "auf Kante gestrickt". Überall Extrakosten reduzieren, Arbeitsplätze einsparen, etc. Wenn dann mal was nicht stimmt, ist das das Ergebnis.
Dass vor und hinter einem Zug Bäume auf die Leitungen fallen, und das in einem Ausnahmezustand, der zu ein paar mehr Einsätzen (und entsprechenden Wartezeiten bei allen Hilfskräften) ist sicherlich mehr als nur "wenn dann mal was nicht stimmt".

Dass man auf Reisen irgendwo festsitzt, kann bei jedem Verkehrsmittel passieren. Gab schon genug Fälle wo Leute stundenlang auf der Autobahn fest saßen, wenn man dann in nem Fernbus sitzt, ist das auch keine Freude.

Klar war das blöd für die Leute da drin, aber sie waren sicher, sie hatten Platz, sie hatten WCs, es gibt eine Notbeleuchtung, und womöglich sogar ein Bordbistro ... Es gibt sicherlich schlimmere Orte, an denen man eingesperrt sein kann.
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
Die Türe lässt sich immer manuell öffnen, es gibt da eine Notentriegelung. Muss ja auch so sein. Und die Fahrleitung wird binnen Sekunden vom Stromkreis abgekoppelt. Die Erdung ist dann ein überschaubares Problem.

Wahrscheinlich hatten sie einfach keinen Ersatztransport und man hat die Leute lieber im Zug als dass sie irgendwo auf den Gleisen rumlaufen.
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Die Türe lässt sich immer manuell öffnen, es gibt da eine Notentriegelung. Muss ja auch so sein. Und die Fahrleitung wird binnen Sekunden vom Stromkreis abgekoppelt. Die Erdung ist dann ein überschaubares Problem.

Wahrscheinlich hatten sie einfach keinen Ersatztransport und man hat die Leute lieber im Zug als dass sie irgendwo auf den Gleisen rumlaufen.

Mein ehemaliger Eisenbahnbau Prof. riet damals: Bleiben sie auf einer elektrifizierten Strecke stehen, und wissen nicht genau was der Grund dafür ist; Steigen sie nicht aus! Es wird sich schon ein anderer Idiot finden. Wenn sie dann aber doch der Idiot sein müssen, setzen sie ganz kleine Trippelschritte. Jeder größere Schritt könnte ihr letzter sein.

Schon damals berichtete er darüber, wie beliebt PlanStellen waren, bei dem man nebenbei als Notfallmanager bei der Bahn tätig sein musste.
 

jotxl

Erfahrenes Mitglied
19.11.2009
5.974
863
TXL
Die Türe lässt sich immer manuell öffnen, es gibt da eine Notentriegelung. Muss ja auch so sein. Und die Fahrleitung wird binnen Sekunden vom Stromkreis abgekoppelt. Die Erdung ist dann ein überschaubares Problem.

Wahrscheinlich hatten sie einfach keinen Ersatztransport und man hat die Leute lieber im Zug als dass sie irgendwo auf den Gleisen rumlaufen.

klar. alles kein Problem. Strom einfach abschalten, jeder Schaffner hat n Notknopf. Und die Türen schnell mal entriegeln, damit die Fahrgäste es sich auf dem Nachbargleis bequem machen können. Oh Mann, hier gibt's Ideen...
 

berlinet

Erfahrenes Mitglied
21.07.2015
4.987
2.423
War hier sonst noch jemand im Unwetter unterwegs? Ich hätte einen Teufel getan, aus dem Auto auszusteigen, geschweige denn aus einem Zug. Welchen Vorteil hätte es gebracht, sich in Hagel und Sturm neben Gleise zu setzen? Dazu die Warnung, dass Leitungen brennen und ein Funknetz über weite Teile nicht funktionierte.
 
  • Like
Reaktionen: Brainpool und jodost

darthvader

Erfahrenes Mitglied
04.11.2010
1.186
6
127.0.0.1
Da ich über "ein klein wenig" Einsazterfahrung bei der freiwilligen Feuerwehr verfüge, möchte ich kurz meine Sichtweise dazu darlegen.

Natürlich wäre ich als Fahrgast extrem genervt eine Nacht im ICE ohne Strom zu verbringen.

Aus Sicht der Einsatzkräfte stellt sich die Lage etwas anders dar. Der Einsatzleiter (EL) über die entsprechende Leitstelle der Bahn eine Stromabschaltung der Oberleitung und eine Streckensperrung in beide Richtungen veranlassen, das geht meist sehr schnell - evtl. ist die Abschaltung durch einen Kurzschluss eh schon automatisch erfolgt. Aus Sicherheitsgründen wird die Abschaltung / Sperrung per Fax an den EL Feuerwehr bestätigt - vorher wird man Gleis nicht tätig. Erst dann wird vor und hinter der Schadensstelle geerdet. Solche "Bahnerdungssätze" sind typischerweise bei allen größeren Feuerwehr entlang den Bahnstrecken mit Oberleitung vorhanden. Die Gegenrichtung wird meist auch geerdet, ansonsten kann es zu Induktionsströmen kommen. Ab Alarm sollte die Erdung nach etwa 30 min stehen wenn alles gut läuft - tut es aber nicht immer.

Wichtig ist für den EL, dass gegen Feuergefahr abgesichert wird - an den Stellen wo die Bäume die Oberleitung getroffen hat können schnell Brände entstehen. Dazu braucht es Gerät und Personal.

Dann hat der EL noch das Problem, dass er bis zu 850 Passagiere (max. Kapazität ICE) aus dem Zug bringen muss und die irgendwohin müssen. Ich kenne die Örtlichkeit nicht, aber wenn das Mitten in der Pampa passiert muss man erst mal Transportkapazität für 800 Leute mit Gepäck schaffen, im schlimmsten Fall mit Allradfahrzeugen. Dann gibt es noch das Problem, die Leute erst mal rauszubringen, auf dem Bild sieht man eine recht höhe Böschung. Personen, die eingeschränkt sind da runterzubringen ist nicht einfach. Dazu kommt auch noch die Psychologie: wenn man nach mehreren Stunden warten endlich raus darf, will jeder der erste sein und eine Panikreaktion ist nicht ausgeschlossen. Selbst wenn das alles geklappt hat, braucht man noch Notfallquartiere für 800 Personen. Bis sowas eingerichtet ist, vergehen Stunden. So werkwürdig es klingt, 9 Stunden im Zug zu warten ist da wahrscheinlich für alle die einfachere und risikoärmere Variante.

Einfacher ist es in einem solchen Fall auf dem Gegengleis einen Zug heranfahren zu lassen und die Passagiere über "Befehlsbrücken" aus Leitern und Holz übersteigen zu lassen. Das dauert aber, insbesondere wenn es nicht der einzige parallele Schadensfall ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.259
3.097
klar. alles kein Problem. Strom einfach abschalten, jeder Schaffner hat n Notknopf. Und die Türen schnell mal entriegeln, damit die Fahrgäste es sich auf dem Nachbargleis bequem machen können. Oh Mann, hier gibt's Ideen...

Bei allem Respekt, lass keinen Müll raus, wenn du keine Ahnung hast. Ich habe lange genug bei der SBB gearbeitet und wurde darauf geschult. Glaubst du, die Bahn kann es sich erlauben, eine Fahrleitung über Stunden auf Strom zu lassen und die Fahrleitung berührt den Boden? Hast du überhaupt kapiert, wie gefährlich das ist?

Und es ist kein Notknopf. Jede Türe hat eine Notentriegelung (hab ich ja schon geschrieben, nützt nichts) und jeder kann die Tür entriegeln, da braucht es keinen Schaffner. Und das Stromnetz wird mittlerweile ferngesteuert. Sobald eine Unregelmässigkeit gemeldet wird, können die den Sektor ausschalten.

In welcher Welt lebt du? Der Zug liegt ab und der Strom ist weg und niemand kann den Zug verlassen? Also bitte...
 

darthvader

Erfahrenes Mitglied
04.11.2010
1.186
6
127.0.0.1
Wieso geländegängig? Der Zug ist liegen geblieben zwischen Gütersloh und Bielefeld und nicht irgendwo im Niemandsland...
Wie gesagt, ich kenne die Örtlichkeit nicht. Ich kenne aber Bahnstrecken, die schwer zugänglich sind. Und die Worte "Bielefeld" und "Niemandsland" in einem Satz erinnern mich an eine bestimmte Verschwörung ;-)
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Ich werde wohl doch langsam alt.

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da galt die Devise: Wenn man unbedingt irgendwo hin musste, und es stand eine außergewöhnliche Witterungslage an. Ob Sturm oder Wintereinbruch, "Man nahm lieber die Bahn!"

Dann änderte sich der Zeitgeist, und heute ist es die Bahn, die als erstes immer den Betrieb einstellt. [emoji25]
 
  • Like
Reaktionen: Gulliver

jotxl

Erfahrenes Mitglied
19.11.2009
5.974
863
TXL
Bei allem Respekt, lass keinen Müll raus, wenn du keine Ahnung hast. Ich habe lange genug bei der SBB gearbeitet und wurde darauf geschult. Glaubst du, die Bahn kann es sich erlauben, eine Fahrleitung über Stunden auf Strom zu lassen und die Fahrleitung berührt den Boden? Hast du überhaupt kapiert, wie gefährlich das ist?

Und es ist kein Notknopf. Jede Türe hat eine Notentriegelung (hab ich ja schon geschrieben, nützt nichts) und jeder kann die Tür entriegeln, da braucht es keinen Schaffner. Und das Stromnetz wird mittlerweile ferngesteuert. Sobald eine Unregelmässigkeit gemeldet wird, können die den Sektor ausschalten.

In welcher Welt lebt du? Der Zug liegt ab und der Strom ist weg und niemand kann den Zug verlassen? Also bitte...
. das mit dem Notknopf war Ironie.. Natürlich gibt es die Notentriegelung von Türen bei einem Unglück, die sind hier wohl nicht gemeint.
die Erdung und Stromlosschaltung macht auch nicht einfach der Zugchef. Und eh die Türen auf freier Strecke entriegelt werden und Fahrgäste den Zug verlassen können brauchs etliche Sicherungen, u.u. auch erst durch den Notfallmanager..

Im Übrigen empfehle ich die Lektüre zu einem ähnlichen Vorfall vor ein paar Monaten, kurz vor Hamburg Hbf, nachzulesen im ICE-Treff..
 
Zuletzt bearbeitet: