Tag 3 - Brause zum Abschied
Der Flug nach Berlin startet ab STN. Ein Flughafen den ich ankommend kenne und abfliegend heute kennenlerne. Meiden werde ich ihn abfliegend zukünftig auch.
Etwa eine halbe Million Menschen, warten vor der Siko, die wir dank Fast Track recht schnell passieren, eine weitere halbe Million Menschen bevölkert den Bereich, den die Briten Departure Lounge nennen. Ein Durchkommen ist kaum möglich. Die Escape Lounge ist voll, glücklicherweise hat BA vorab Plätze gebucht. Schön ist es nicht, aber angenehmer als in der Menschenmenge unterzugehen. Dieser begegnen wir erneut, als es daran geht, den Zug zum Satelliten, von welchem wir abfliegen, zu besteigen. Wer stolpert trägt das Risiko totgetrampelt zu werden.
Das Boarding für den BA-Cityflyer-Fluges wird bereits deutlich vor dem Beginn als solches angezeigt und ist weit vor der geplanten Zeit beendet. Überpünktlich geht zum Start und dann sind wir auch schon wieder in der Luft.
Dort oben ist die Welt dann auch wieder in Ordnung. Eine kalte Platte, ein Glas Brause, später Scoones mit clotted Cream und dazu Tee. Die knapp 80 Minuten vergehen wie im Flug, und wie so oft frage ich mich, warum Menschen sich freiwillig einpferchen lassen, um die gleiche Distanz servicelos zu überwinden. Mag aber auch daran liegen, dass diese Menschen, im Gegensatz zu mir, von A nach B fliegen um dort anzukommen. Trotzdem frage ich mich immer häufiger, was aus dieser Welt wird oder geworden ist. In Zeiten nicht gekannten Wohlstandes, nehmen wir das Frühstück im Stehen - wenn überhaupt - den Kaffee to go, und das Mittagessen am Arbeitsplatz oder im Auto. Es fragt sich kaum einer, ob nachmittags Zeit für eine Tasse Tee ist, oder ob stattdessen ein Gin-Tonic angemessen wäre. Allenfalls Rentnern gesteht man zu, das Leben ein wenig zu genießen. Alle anderen haben zu arbeiten, zu sparen und auf ihre Gesundheit zu achten. Arbeiten bis in den Burn-Out gilt als chic, wer viel leistet, dem winkt ein anerkennendes Nicken des Nachbarn. Sparen ist sowieso das große Thema überhaupt. Beim Reisen, beim Wohnen, beim Einkaufen, sogar bei Lebensmitteln. Aber wenn man am eigenen Leben spart, welchen Wert misst man sich dann selbst zu? Statt dem Leben Qualität zu geben wird nach Quantität gesucht.
Nun ja, ich habe gut lachen, da oben über den Wolken, mit dem Glas in der Hand. Nicht immer bin ich bei den genannten Themen selbst konsequent.
Wie auch immer ich genieße den Flug mit all seinen Annehmlichkeiten wie auch der mitreisende Vorist in der Reihe nebenan.
Berlin wird weit vor der Zeit erreicht, und damit geht diese Tour ihrem traurigen Höhepunkt entgegen.
Erstmals schaffe ich es in die Weltbürger-Lounge. Es wird der letzte Besuch bleiben.
Die Dash 8 steht bereit, für meinen 67. und letzten Flug mit einer Ab-Flugnummer.
2005 war es, als ich meinen 22. Flug überhaupt antrat. Mein erster AB Flug brachte mich nach Zürich. Gut 15 Jahre später geht es heute nach Köln. War vor Wochen noch ein Flug 6513 buchbar, so fehlt dieser heute in Programm. 6517 ist vermutlich auch deswegen recht voll. 1:10 auch deshalb mag ich die Dash nicht, weil sie langsam ist, aber heute sind es 70 Minuten Nostalgie. Da waren einige unspektakuläre Flüge innerhalb Deutschlands und Europas. Da war der A330 auf PMI-DUS, als krönender Abschluss dieser Tour:
http://www.vielfliegertreff.de/reiseberichte/28827-venedig-die-suedstaaten-und-ein-a3-gold-oder.html
Da gab es die 3 Versuche in FNC einen GoAround zu erleben, und den Flug ORD-TXL, der mich im Moment größter Sorge spontan nach Hause brachte. Unvergessen der Blick auf die Niagarafälle und dann meine erste Folge House of Cards, die Serie mit das Beste was ich je gesehen habe.
Pauschalerlebnisse wie dieses:
http://www.vielfliegertreff.de/reiseberichte/77045-mr-hard-macht-eine-pauschalreise.html Geschäftliche Erlebnisse wie jenes:
http://www.vielfliegertreff.de/reiseberichte/99626-beinah-live-einmal-mit-profis-reisen.html
Nie wirklich außergewöhnlich, dafür irgendwie vertraut. Auch wenn es mit der Currywurst nichts mehr geworden ist, den Abschied möchte ich gebührend zelebrieren.