Konsularische Hilfe in unverschuldeten Notsituationen

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unseen_shores

Erfahrenes Mitglied
30.10.2015
5.462
7.450
Trans Balkan Express
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Der Thread „Beförderung verweigert, dringend Hilfe benötigt“ veranlasst mich einmal genauer nachzufragen und einen eigenen Thread zum Thema „Konsularische Hilfe im Ausland“ aufzumachen. Nach § 5 Konsulargesetz haben Deutsche im Ausland in bestimmten Situationen einen Anspruch auf konsularische Hilfe. Soweit es vor Ort kein deutsches Konsulat gibt, kann sich jeder EU-Unionsbürger an jedes Konsulat anderer EU-Staaten wenden, das dann konsularische Hilfe gewährt (Art. 23 AEUV).

Wie ist eure Erfahrung mit konsularischen Hilfeleistungen in ernsthaften Notlagen (Unfälle, Diebstähle, Raub, schwere Erkrankungen)?

Welche Lösungsvorschläge für Probleme haben Konsulate angeboten?

Waren diese brauchbar?

Haben die Konsulate im Nachgang einen Auslagenersatz geltend gemacht? Dazu sind sie ja berechtigt.

Wenn ja, in welcher Höhe?

Welche Konsulate waren besonders hilfreich? Welche nicht?

Habt ihr bereits bestimmte positive/negative Erfahrung mit Konsulaten anderer EU-Staaten gemacht?

Falls es kein deutsches Konsulat vor Ort gibt, an welches Konsulat eines EU Staats würdet ihr euch wenden?

Ich weiß, das alles kann sich mit durch die dreijährige Rotation der Konsulatsmitarbeiter jederzeit ändern. Aber es wäre interessant zu wissen, wie Probleme in bestimmten Konsulaten gehandhabt wurden.

Vielleicht können wir so eine Übersicht erstellen, auf die Juser im Ernstfall zurückgreifen können, damit sie wissen, was sie von einem Konsulat erwarten können und was nicht.
 

tian

Erfahrenes Mitglied
26.12.2009
10.709
140
Die Konsulate sollte man nur in Notfällen einschalten und dazu gehört es nicht, dass man kein Geld mehr auf der Kreditkarte hat. Wenn alles weg wäre, Kreditkarte, Reisepass etc, dann ja sonst kann man sich ja nicht mal mehr bei Western Union ausweisen.
Oder wenn man im Krankenhaus liegt und die Bezahlung Probleme macht, da könnte das Konsulat evtl. zwischen Krankenhaus und Krankenversicherung vermitteln.

Hatte mal das Problem, dass ich in Chengdu zum Arzt musste, ist schon ein paar Jahre her. Um zu erfahren welcher Arzt mir bei meinem Problem weiterhelfen kann, hab ich das deutsche Konsulat vor Ort angerufen. Da hies es dann nur "kommen sie vorbei, sonst geben wir keine Auskunft". Also einmal durch die Stadt dahin nur um vor Ort eine Adresse in die Hand gedrückt zu bekommen. Würde ich nicht wieder machen, heutzutage gibts ja im Internet alle Informationen.
 

fbm

Reguläres Mitglied
08.10.2010
57
0
Die Kollegen von Rechts und Konsularwesen weisen Kunden in solchen Fällen erstmal auf Western Union und ähnliche Service aus. Dazu kann dann unter Umständen, falls der Pass verloren gegangen ist, ein Notreiseausweis oder ein anderes Ausweisdokument auf Rechnung ausgestellt werden. Manche Auslandsvertretungen bieten auch an, dass auf ein Konto des AA überwiesen werden kann und wir das auszahlen. Hängt aber von der AV und dem Einzelfall ab. Geldmittel, bezahltes Hotel, Rückflug wird nur vorgestreckt und gibt es nicht so einfach. Oftmals wird geprüft, ob wirklich keiner etwas per WU schicken kann. Dies geschieht unter Amtshilfe durch das BKA und dann eine zuständige Polizeidienststelle in Deutschland vor Ort. Kann also dauern. Diese Nothilfen sind aber alle nicht zur Fortführung des Urlaubs/ der Reise gedacht. Alle Leistungen werden auch nur vorgestreckt, also auch Rückflüge.

Das mit anderen EU Staaten kommt bei Deutschen wegen des doch recht dichtem Netz an Auslandsvertretungen eher selten vor. Gestaltet sich in der Praxis auch recht schwierig, weil dann doch bei der jeweiligen Zentrale und einer anderen deutschen AV nachgefragt wird.
 

alpla

Erfahrenes Mitglied
15.10.2013
299
18
Sollte man bei Notfällen das Konsulat seiner Staatsangehörigkeit, oder jenes des Wohnsitzes aufsuchen/ kontaktieren?
 

fbm

Reguläres Mitglied
08.10.2010
57
0
Zuständig ist wenn das Land dessen Staatsngehöriger man ist.

Grundsätzlich ja aber mit ein paar Ausnahmen. Im Unionsrecht wie oben erwähnt bereits: (Art. 23 AEUV) , wobei das eigene Land hier grundsätzlich maßgebend ist, wenn eine Vertretung vor Ort unterhalten wird. Dann gibt es sicherlich noch ein paar Fälle wo sich ein Staat auch für Nichtbürger mit Daueraufenthalsrecht eventuell einsetzen würde das ist aber wohl nrigendwo (meines Wissens nach) rechtlich so fixiert und eher freiwillig oder von Interessen geleitet.

In einigen Ländern nehmen auch dritte Staaten die Interessenvertretung für andere wahr, dies wohl auch im Bereich des Konsularwesen. Etwa die Schweiz für die USA im Iran.
 
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fbm

Reguläres Mitglied
08.10.2010
57
0
Falls es kein deutsches Konsulat vor Ort gibt, an welches Konsulat eines EU Staats würdet ihr euch wenden?

Kleine Anmerkung noch: Mit vor Ort ist wohl nicht Stadt oder Region sondern Land gemeint. Nehmen wir an EU Land X hat eine konsularische Vertretung in Vladivostok, während Vladivostok für Deutschland zum Amtsbezirk des mehrere Tausend Kilometer weit entfernten Generalkonsulat Novosibirsk zählt. Das hat dann für den in Not befindlichen deutschen Staatsangehörigen B nicht zur Folge, dass er sich an das Konsulat des Landes X in Vladivostok wenden könnte nur, weil dies im Gegensatz zum Deutschen vor Ort befindet.
 

unseen_shores

Erfahrenes Mitglied
30.10.2015
5.462
7.450
Trans Balkan Express
Kleine Anmerkung noch: Mit vor Ort ist wohl nicht Stadt oder Region sondern Land gemeint. Nehmen wir an EU Land X hat eine konsularische Vertretung in Vladivostok, während Vladivostok für Deutschland zum Amtsbezirk des mehrere Tausend Kilometer weit entfernten Generalkonsulat Novosibirsk zählt. Das hat dann für den in Not befindlichen deutschen Staatsangehörigen B nicht zur Folge, dass er sich an das Konsulat des Landes X in Vladivostok wenden könnte nur, weil dies im Gegensatz zum Deutschen vor Ort befindet.

Danke für den lehrreichen Input. Würde der Deutsche in Vladivostok dann vom Konsulat des Landes X grundsätzlich weggeschickt (d.h. nach Novosibirsk verwiesen) werden. Oder gibt es die Möglichkeit einer Ermessensausübung?
 
B

Bergmann

Guest
Kaum zu glauben, aber wahr:

Ein deutscher Honorarkonsul und sein Konsulat bekommen keinen einzigen Cent von der Bundesrepublik Deutschland. Das schränkt seine Möglichkeit, finanzielle Hilfe anbieten zu können, schon mal sehr ein.

Diese Konsulate finanzieren sich ausschliesslich über Gebühren, die sie von deutschen Staatsbürgern einnehmen - wie zum Beispiel durch die konsularische Übersetzung eines deutschen Führerscheins (falls jemand mal vergessen hat, sich vor der Reise daheim einen internationalen Führerschein anstellen zu lassen). Oder durch die Lebensbescheinigung! Ja, richtig gelesen. Die Rentenversicherungsanstalt wünscht jährlich eine Lebensbescheinigung von deutschen Rentnern, die im Ausland leben. Die stellt dann das Konsulat gegen Gebühr aus. Fehlt diese Bescheinigung, gibt's kein Geld aus Deutschland.

Ich hoffe nun, dass ich durch meinen kleinen Beitrag mal die Grenze aufzeigen konnte, was ein Konsulat überhaupt leisten kann: finanziell jedenfalls nicht so viel, wie man denkt.

Man versucht aber auszuhelfen, wo es nur geht. Die Hilfe gilt vordringlich den Menschen, die wirklich in Not geraten sind - die beispielsweise im Ausland in Untersuchungshaft sitzen und gleichzeitig krank sind.

Der Job eines Honorarkonsul ist übrigens ein Ehrenjob. Dafür gibt es keinen einzigen Cent. Man macht es wegen der Ehre.

Und ein kleiner Tipp für Vielreisende: Die konsularische Übersetzung eines Deutschen Führerscheins kostet weltweit zwar etwa 45 Euro, dafür ist diese Übersetzung lebenslang gültig - und damit billiger als ein internationaler Führerschein, der nur drei Jahre lang gültig ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

unseen_shores

Erfahrenes Mitglied
30.10.2015
5.462
7.450
Trans Balkan Express
Würde ich nicht wieder machen, heutzutage gibts ja im Internet alle Informationen.

Das ist ein interessanter Punkt: Eine Mandantin von mir hatte im letzten Jahr in einem grenzüberschreitenden Sachverhalt Rechtsprobleme in Polen, bei denen ich inhaltlich nicht helfen konnte. Die deutschen Generalkonsulate in Polen haben Listen ins Netz gestellt, auf denen auch aufgelistet war, welche Rechtsanwälte im Konsularbezirk Deutsch sprechen und in welchen Rechtsgebieten sie tätig sind. Anhand dieser Liste konnte ich recherchieren, welcher Anwalt mir vertrauenswürdig erschien und im richtigen Rechtsgebiet tätig war. (Das Problem hat sich dann glücklicherweise so gelöst.) Ich gehe davon aus, dass derartige Listen mittlerweile auch von anderen deutschen Konsulaten ins Netz gestellt werden, so dass ein Besuch entbehrlich wird.
 
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Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Die Kollegen von Rechts und Konsularwesen weisen Kunden in solchen Fällen erstmal auf Western Union und ähnliche Service aus. Dazu kann dann unter Umständen, falls der Pass verloren gegangen ist, ein Notreiseausweis oder ein anderes Ausweisdokument auf Rechnung ausgestellt werden. Manche Auslandsvertretungen bieten auch an, dass auf ein Konto des AA überwiesen werden kann und wir das auszahlen. Hängt aber von der AV und dem Einzelfall ab. Geldmittel, bezahltes Hotel, Rückflug wird nur vorgestreckt und gibt es nicht so einfach. Oftmals wird geprüft, ob wirklich keiner etwas per WU schicken kann. Dies geschieht unter Amtshilfe durch das BKA und dann eine zuständige Polizeidienststelle in Deutschland vor Ort. Kann also dauern. Diese Nothilfen sind aber alle nicht zur Fortführung des Urlaubs/ der Reise gedacht. Alle Leistungen werden auch nur vorgestreckt, also auch Rückflüge.

Das mit anderen EU Staaten kommt bei Deutschen wegen des doch recht dichtem Netz an Auslandsvertretungen eher selten vor. Gestaltet sich in der Praxis auch recht schwierig, weil dann doch bei der jeweiligen Zentrale und einer anderen deutschen AV nachgefragt wird.

Es ist nicht eure Verantwortung. Denn es wird nur verfahren wie es der politische Arm wünscht.

Aber genau diese Handhabe, man wird nicht als Deutscher Bürger begrüßt und ihm unbürokratisch geholfen, sondern er bekommt mit voller Härte die Faust des deutschen Bürokratismus in die Fresse, ist es, was uns auch hierzulande wieder vor längst überwunden geglaubten Herausforderungen stellt.

Selten habe ich in einer deutschen Auslandsvertretung eine Willkommenskultur erlebt.

Aus meiner Sicht wäre ein Mechanismus wünschenswert, wo der in Not geratene Bürger unbürokratisch nach MUC oder FRA rückgeführt wird, er sich aber immer darin im Klaren sein muss, dafür später eine Selbstkostenrechnung von der Gemeinschaft zu erhalten.
 
B

Bergmann

Guest
ja, die gibt es in der Tat. Es gibt auch Botschaften. Meist ist aber nur ein Honorarkonsulat vor Ort da, wo man gerade ist ...
 
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SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
20.497
8.896
FRA/QKL
Bevor ich mich auf irgendwelche Konsulate oder Staatsdienste verlasse sicher ich mich doch lieber privat ab mit Amex Global Assist. Im Fall der Fälle helfen die einfach, schnell, unbürokratisch. Mir ist es noch nicht passiert, aber ich kenne Personen denen schon entsprechend geholfen wurde mit Bargeld und Ersatzkarten. Das kostet natürlich ein paar Euro über die Karte und ist natürlich auch gegen den weitverbreiteten maximierenden Schnäppchenjägergedanken hier im Forum (KK für umme, keine Gebühren beim Geld abheben etc. :rolleyes:), aber wer seriöse Leistungen erwartet muss manchmal auch ein paar Euro dafür ausgeben.
 
B

Bergmann

Guest
Amex Global Assist hilft aber nun wirklich nicht, wenn man eine amtliche deutsche Bestätigung im Ausland braucht. Oder amtliche Hilfe, weil man in Not geraten ist. Da hilft nur die Botschaft, oder das Generalkonsulat oder meist der Honorarkonsul. Gegen so etwas kann man sich bisher noch nicht über Kreditkarten absichern (und in Zukunft sicher auch nicht). Nicht alles kann man und wird man mit einer Kreditkarte bezahlen oder absichern können. Gut, dass es Botschaften und Konsulate gibt.
 
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alpla

Erfahrenes Mitglied
15.10.2013
299
18
Aus meiner Sicht wäre ein Mechanismus wünschenswert, wo der in Not geratene Bürger unbürokratisch nach MUC oder FRA (oder ZHR o. VIE, Anm.) rückgeführt wird, er sich aber immer darin im Klaren sein muss, dafür später eine Selbstkostenrechnung von der Gemeinschaft zu erhalten.

Und ich war bis eben der naiven Ansicht, dass es im Fall der Fälle genau so ablaufen würde...

Egal, trotzdem Steuern immer pünktlich zahlen...
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Bevor ich mich auf irgendwelche Konsulate oder Staatsdienste verlasse sicher ich mich doch lieber privat ab mit Amex Global Assist. Im Fall der Fälle helfen die einfach, schnell, unbürokratisch. Mir ist es noch nicht passiert, aber ich kenne Personen denen schon entsprechend geholfen wurde mit Bargeld und Ersatzkarten. Das kostet natürlich ein paar Euro über die Karte und ist natürlich auch gegen den weitverbreiteten maximierenden Schnäppchenjägergedanken hier im Forum (KK für umme, keine Gebühren beim Geld abheben etc. :rolleyes:), aber wer seriöse Leistungen erwartet muss manchmal auch ein paar Euro dafür ausgeben.

Bitte nicht falsch verstehen, aber natürlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass man sich nur dann ins Ausland begibt, wenn man die Aufwendungen für eine Rückreise finanziell abgesichert hat. Darum geht es mir auch weniger.

Stellt dir Amex denn aber auch neue Ausweisdokumente aus, oder organisiert einen Konvoi zur nächst sicher einzuschätzenden Örtlichkeit, wenn ganz plötzlich und unerwartet der Mob oder das Militär auf den Straßen Samba tanzt.

Die Realität sieht heute aber doch so aus: Ach, sie haben Ihren Pass und Geldbörse verloren. Der Passersatz kostet 50Dollar. Hier die Adresse von WU.
 
B

Bergmann

Guest
Es gibt auch Fälle, in denen einem wirklich alles abhanden gekommen ist: Der Reisepass, der Führerschein, die Kreditkarten, das letzte Bargeld. Entweder gestohlen oder verloren. Da hilft nur noch die Botschaft oder das Konsulat. Und keine Kreditkartengesellschaft. Diese liefern Ersatzkarten auch nur dann ins Ausland, wenn man sich dort ausweisen kann. So meine Erfahrung.
 

fbm

Reguläres Mitglied
08.10.2010
57
0
Danke für den lehrreichen Input. Würde der Deutsche in Vladivostok dann vom Konsulat des Landes X grundsätzlich weggeschickt (d.h. nach Novosibirsk verwiesen) werden. Oder gibt es die Möglichkeit einer Ermessensausübung?

Beschränkt sich jetzt auf meine persönliche Einschätzung aber würde sagen ja. Keine Auslandsvertretung (gerade bei für gewöhnlich schlechter personeller Besetzung) will sich den Mehraufwand aufbürden vor allem, wenn kein rechtlicher Anspruch oder eine Zuständigkeit besteht. Honorarkonsule könnten in der Tat aber helfen, wenn Anweisung der zuständigen AV kommt.

Ich gehe davon aus, dass derartige Listen mittlerweile auch von anderen deutschen Konsulaten ins Netz gestellt werden, so dass ein Besuch entbehrlich wird.

Solche Listen mit Anwälten, Ärtzten/Kliniken oder sogar Apotheken je nach Land gibt es eigentlich überall. Gelegentlich sind die sogar auf den Webseiten offen einsehbar.

Es ist nicht eure Verantwortung. Denn es wird nur verfahren wie es der politische Arm wünscht.

Aber genau diese Handhabe, man wird nicht als Deutscher Bürger begrüßt und ihm unbürokratisch geholfen, sondern er bekommt mit voller Härte die Faust des deutschen Bürokratismus in die Fresse, ist es, was uns auch hierzulande wieder vor längst überwunden geglaubten Herausforderungen stellt.

Selten habe ich in einer deutschen Auslandsvertretung eine Willkommenskultur erlebt.


Vielleicht eher nicht der politische Arm sondern die geltenden Gesetze und Verwaltungsvorschriften. Ich möchte mir aber auch die Anmerkung erlauben, dass man ja auch in Deutschland nicht zum Rathaus oder irgendeiner Behörde geht, wenn man auf einmal kein Geld mehr hat, den Zug verpasst hat oder die Kreditkarte aus irgendeinem Grund nicht geht. Bei echter und überprüfbarer Notsituation wird in der Tat ja auch Nothilfe geleistet. Hürden bestehen aber natürlich. Im Übrigen habe ich (nicht zuständig für Rechts- und Konsularwesen) auch schon bizarre Situationen erlebt. Backpacker die beim ehemaligen Posten neben der Kanzlei auf der Straße pennen und dann Geld für eine FOrtsetzung des Urlaubs haben wollen, weil sie mit 26 Jahren ihre Eltern oder Freunde ja nicht nach Western Union fragen können. Hotel statt Hostel sollte es dann auch sein und für die Rückreise ist die Busfahrt (12h bis München) auch nicht zumutbar sondern nur ein Flug soll es sein. Gerade von Kollegen in etwa Südoastsien oder auch gerne mal PMI hört man da auch recht heftige Geschichten. Wer mal etwas ganz absurdes sehen/hören möchte sollte Benjamin Holst googeln (mir persönlich oder beruflich nicht bekannt), die zu findenden Onlineartikel und sein FB Profil sind recht abschreckend. Er scheint aber regelmäßig Kunde zu sein.

aus meiner Sicht wäre ein Mechanismus wünschenswert, wo der in Not geratene Bürger unbürokratisch nach MUC oder FRA rückgeführt wird, er sich aber immer darin im Klaren sein muss, dafür später eine Selbstkostenrechnung von der Gemeinschaft zu erhalten

Das klappt meines Wissens nach sogar recht gut. je nach Land und Entfernung kann da aber auch mal ein Bus- oder Zugticket rausspringen. Rechnung kommt natürlich danach so wie auch für alles Ausgelegte.

Der Passersatz kostet 50Dollar. Hier die Adresse von WU.

Ja, in der Regel so. Aber Notreiseausweise gibt es gelegentlich (bei nachgewiesenen Notlagen) auch auf Rechnung. WU geht aber teilweise ja auch mit Passwort.
 

flying_mom

Erfahrenes Mitglied
03.11.2014
2.169
511
HOQ/NUE/CGN
Es war zwischen Weihnachten und Neujahr 2004, als ich es verletzt und ohne Geld, Reisepass, Kreditkarten etc. nur mit dem was ich am Leib trug mit Hilfe der britischen Botschaft in einer unendlich langen Irrfahrt in ein "Auffanglager" nach Colombo geschafft habe. In diesem Gebäude befanden sich Tische mit Mitarbeitern so ziemlich jeder Botschaft. Nur von den Deutschen war um 18Uhr keiner mehr da und wurde auch danach weder gesichtet noch telefonisch erreicht. Ich brauchte allerdings wirklich dringend Hilfe. Nachdem ich mich wenigstens auf die aushängenden Listen der deutschen Botschaft eingetragen habe, machte ich mich auf eigene Faust auf den Weg zum Flughafen, weil es die medienwirksame Meldung gab (jetzt wird es OT), dass die LTU jeden kostenlos und unbürokratisch aus dem Katastrophengebiet ausfliegt. Nun ja, mich fragten sie nach einem gültigen Ticket oder Geld, um eines zu kaufen. Dieses schwamm allerdings vermutlich mit all meinen anderen Sachen irgendwo im Indischen Ozean. Auf jeden Fall ließ die LTU mich nicht an Bord.
Ausgeflogen würde ich dann von den Italienern, aber das ist eine andere Geschichte.
Zurück in D habe ich mich sofort beim Auswärtigen Amt gemeldet, um mich zurückzumelden und von der nicht existenten Hilfe der Botschaft in Colombo zu berichten.
Ende der Geschichte: meine Eltern erhielten am nächsten Tag, es war der 31.12.2004, einen Anruf vom Auswärtigen Amt, dass man mich nicht finden konnte und die Chancen schlecht stehen, mich lebend zu finden.
Sicher, das war alles eine Ausnahmesituation, aber ich habe mich von der deutschen Vertretung in Sri Lanka völlig im Stich gelassen gefühlt und das in einem Zustand, der wirklich nicht rosig war.

Heute habe ich auf Reisen alle meine Dokumente in unserer Cloud und könnte sie abrufen. Flugbuchungen gehen heute auch einfacher und Notgeld liegt immer auf einem Konto, auf das ich aus dem Ausland rankäme.
 

fbm

Reguläres Mitglied
08.10.2010
57
0
Es war zwischen Weihnachten und Neujahr 2004, als ich es verletzt und ohne Geld, Reisepass, Kreditkarten etc. nur mit dem was ich am Leib trug mit Hilfe der britischen Botschaft in einer unendlich langen Irrfahrt in ein "Auffanglager" nach Colombo geschafft habe. In diesem Gebäude befanden sich Tische mit Mitarbeitern so ziemlich jeder Botschaft. Nur von den Deutschen war um 18Uhr keiner mehr da und wurde auch danach weder gesichtet noch telefonisch erreicht. Ich brauchte allerdings wirklich dringend Hilfe. Nachdem ich mich wenigstens auf die aushängenden Listen der deutschen Botschaft eingetragen habe, machte ich mich auf eigene Faust auf den Weg zum Flughafen, weil es die medienwirksame Meldung gab (jetzt wird es OT), dass die LTU jeden kostenlos und unbürokratisch aus dem Katastrophengebiet ausfliegt. Nun ja, mich fragten sie nach einem gültigen Ticket oder Geld, um eines zu kaufen. Dieses schwamm allerdings vermutlich mit all meinen anderen Sachen irgendwo im Indischen Ozean. Auf jeden Fall ließ die LTU mich nicht an Bord.
Ausgeflogen würde ich dann von den Italienern, aber das ist eine andere Geschichte.
Zurück in D habe ich mich sofort beim Auswärtigen Amt gemeldet, um mich zurückzumelden und von der nicht existenten Hilfe der Botschaft in Colombo zu berichten.
Ende der Geschichte: meine Eltern erhielten am nächsten Tag, es war der 31.12.2004, einen Anruf vom Auswärtigen Amt, dass man mich nicht finden konnte und die Chancen schlecht stehen, mich lebend zu finden.
Sicher, das war alles eine Ausnahmesituation, aber ich habe mich von der deutschen Vertretung in Sri Lanka völlig im Stich gelassen gefühlt und das in einem Zustand, der wirklich nicht rosig war.

Heute habe ich auf Reisen alle meine Dokumente in unserer Cloud und könnte sie abrufen. Flugbuchungen gehen heute auch einfacher und Notgeld liegt immer auf einem Konto, auf das ich aus dem Ausland rankäme.

Möchte jetzt nicht leugen, dass das zu der Zeit und in der Situation so war. Aber normalerweilse wird das über BKA und dann zuständige Polizeidienststelle geregelt. Selbst, wenn es das AA gemacht hat war es primär nicht zuständig - was man wohl auch an diesem äußerst problematischen Anruf der nicht hätte pasieren dürfen sollen sehen kann.
 

Seemann

Erfahrenes Mitglied
23.03.2010
1.647
675
MUC
Nur nach dem Staat zu schreien, ist natürlich einfach.
Wichtigster Punkt ist für mich die persönliche Vorsorge, dazu zähle ich:
- eine ausreichende/umfassende Reiseversicherung, die mir sowohl organisatorisch als auch finanziell hilft, insbesondere im Krankheitsfall.
- ein Konto, auf dem verfügbare Mittel liegen, um im Notfall agieren zu können,
- ein seriöses Reisebüro, bei dem ich die Reise gebucht habe und zB meine CC Karten Daten hat, um zB einen plötzlichen Rückflug buchen zu können,
- Nutzung des Services des AA, damit der konsularischen Vertretung bekannt ist, dass ich in dem Land weile.
Natürlich alles immer angemessen der Reise, der Entfernung und des Landes, in dem ich unterwegs bin.
Ich fürchte, dass für Maximierer das eine oder andere wegfällt, selbst die Registrierung beim AA/Elefand, obwohl sie kostenlos ist.
Ich glaube, dass ich die Hilfe des Konsulats nur bei einer großen Katastrophe oder wenn ich mich plötzlich im Knast wiederfinden würde, brauche zudem wenn es einen Verlust der Papiere gäbe.
Habe Kopien der Papiere dabei, ebenso als pdf auf einem USB als auch auf einer Cloud.

Bisher hatte ich das Glück, solche Katastrophen nicht miterleben zu müssen.
 

tian

Erfahrenes Mitglied
26.12.2009
10.709
140
OT: "Welche Cloud" nutzt ihr für die Notfalldokumente? Hab meine zwar in Google Drive liegen, nur würde ich da dank 2 Faktor Autorisierung nicht mehr rankommen wenn mein Handy weg wäre und in Ländern wie China ist Google ja von Haus aus eh eher schwierig.
 

chris-99

Moderator Mitgliedertreff & Payback
Teammitglied
08.03.2009
8.775
1.590
MUC
Ich nutze ein ganz normales Webmailkonto, an das ich die Dokumente maile.