Langsam verärgert mich die Diskussionsweise über die OTAs im Allgemeinen, nicht nur, aber vor allen Dingen bei Unister.
Es ist sicherlich richtig, dass es da einen Haufen an völlig legitimer Kritik gibt und es ist ebenso richtig, dass man schon gut aufpassen muss, was man da wie zu welchen Konditionen bucht. Und ja, das ist auch sehr wichtig, dass man das sowohl in Foren als auch den Medien aufarbeitet.
Es ist aber in meinen Augen nicht von großer Objektivität gezeichnet, wenn man eigene Schludrigkeit als Kritik am OTA formuliert - weniger hier als z.B. auf Fratzenbuch. Vollzeiturlauber beschreibt einen Fall, wo happige Gebühren für seine Nichte fällig wurden. Ärgerlich, ja sicher, aber den Schluss, den man daraus ziehen muss, ist ja nicht, dass fluege.de hier "betrogen" hat, sondern, dass Vollzeitzaubers Nichte hier einfach nicht gescheit gelesen hat, denn angezeigt wurde das ja wohl (sonst wäre es möglicherweise wirklich Betrug gewesen). Ich bitte das nicht als persönlichen Angriff zu verstehen, so ist das unter keinen Umständen gemeint, aber die "Lebenserfahrung", die dadurch gewonnen wird, sollte ja eigentlich darauf hinaus laufen, dass man immer alles durchliest, was man "unterschreibt". Eigentlich eine Selbstverständlichkeit bei einem geschäftsfähigen Erwachsenen. Wenn da steht "Visa-Zahlung kostet 30€ pro Person und Flug" dann ist das vielleicht weder nett noch fair und evtl. sogar aus wettbewerbsrechtlichen Gründen unzulässig, aber es ist eben nicht betrügerisch und auch nicht missverständlich.
Mir scheint, dass in der öffentlichen Diskussion einfach undifferenziert argumentiert wird. Da werden tatsächliche Missstände mit branchenüblichen Verhaltensweisen und sogar eigenen Fehlern zu einem Mischmasch verwoben, bei dem man hinterher überhaupt nicht mehr nachvollziehen kann, was nun das eigentliche Problem war. Das hilft weder dem Betroffenen noch anderen, die hier evtl. ein wirkliches Problem übersehen könnten. Ich sehe hier eine beängstigende Tendenz dazu, dass der gute und sinnvolle Vebraucherschutz immer mehr zum Freifahrtschein für an Fahrlässigkeit grenzendes Verhalten missbraucht wird und letztendlich werden unter zu rigiden, realitätsfremden Regeln und ausufernden Abmahn- und Rechtskosten alle Kunden leiden. Das Wettbewerbsrecht und der Verbraucherschutz sind dazu gedacht um die Kunden vor unlauterem Wettbewerb und einseitigen Verträgen zu schützen, aber eben nicht, damit es auch jah dem letzte Pfosten (und nein, Vollzeiturlauber, damit meine ich nicht deine Nichte) recht gemacht wird. Ponyhof und so...
Ja, es war völlig richtig und legitim, dass man eingegriffen hat und die OTAs verdonnert hat, mindestens eine Zahlungsart kostenfrei zu machen. Ja, es war auch richtig, das ganze so zu präzisieren, dass das schon eine halbwegs übliche Zahlungsart sein soll, auch wenn man sich schon fragt, wieso man das nicht gleich gemacht hat, der Fehler in der Verordnung war mehr als nur offensichtlich. Jetzt geht aber das Theater schon wieder los, dass es oft American Express ist (bei der fluege.de MC steht ja noch ein entsprechendes Urteil aus). Soll jetzt bitte der Gesetzgeber selbst wettbewerbsverzerrend agieren und verordnen, dass es Visa und/oder MasterCard sein muss? Und dann? Bekommen dann etwa die, die gar keine Kreditkarte haben, ihren Willen zu kostenfreier Lastschrift oder SEPA-Überweisung? Wie weit soll das ganze denn noch gehen? Barzahlung per Kurier? Naturalientausch?
Das Interessante ist doch eher, was hinter diesen Geschichten steckt. Wenn man in ein Reisebüro geht, dann zahlt man üblicherweise wie selbstverständlich eine Service Charge, das war vor 20 Jahren so und hat sich bis heute kaum geändert. Klar, von irgendwas müssen die ja auch leben. Wenn das aber die OTAs machen, auch wenn die SC korrekt im Endpreis eingerechnet ist, dann kocht die "Volksseele". Dann kommt noch die Stiftung Warentest daher und gibt ein bisschen brummelig zu, dass man vielleicht ein klein wenig bei der Flugbuchung online sparen könne, das aber völlig kokolores sei, da man ja vieeeel mehr Zeit bräuchte (kein Wunder, die brauchen wohl schon eine Stunde um den Power-Knopf an ihrem PC zu finden), dann wird einem schon langsam klar, wer da so dahinter stecken könnte.