Sonstige: Turbulenzen im baltischen Luftraum

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Zocky

Erfahrenes Mitglied
23.11.2015
2.031
109
ZRH
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http://www.nzz.ch/wirtschaft/turbulenzen-im-baltischen-luftraum-1.18670617

Immer wieder interessant, wie der Nationalstolz im Bereich einer eigenen Fluggesellschaft gross ist, als vielleicht die Vernunft walten zu lassen und nachzugeben. Insgesamt nicht die bahnbrechenden News, aber trotzdem fünf Minuten wert dies zu lesen
 
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concordeuser

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01.11.2011
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Hamburg
Der Nationalstolz leitet sich ab aus den Jahrzehnten der Besetzung durch die UdSSR und ist mir, wenn ich meinen litauischen Freunden folge, durchaus sehr verständlich. Und sicherlich aber auch ist das Baltikum als Markt zu klein für drei nationale Airlines, wie ja auch der vorletzte Zusammenbruch der Air Lituanica im Frühjahr 2014 zeigte.

Wo soll auch der massenhafte Verkehr für Baltische Airlines herkommen? Ein nicht unerheblicher Teil der Bürger im Baltikum ist als "Verlierer des Kapitalismus" schlichtweg so arm dass sie sich keine Flugreisen leisten können. Vieles ist Touristik, der vor allem im Sommer die Flieger füllt. Dazu saugt die LH von dem wenigen Verkehr ex VNO via FRA, BRU und VIE noch merklich einiges ab
 
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jotxl

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19.11.2009
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TXL
die Pendelstrecken nach Helsinki, die dann aber auch durch Flybe / Norra / AY bedient werden tun ein Übriges...
 
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sehammer

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08.06.2011
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LOWW / LOWG / LOGI / LOXZ / LOKW
Die Sache ist doch gegessen - OV hat sich mit der Expansion 2012 völlig überhoben (und sich an AY/SK/BT die Zähne ausgebissen, zu meinem Leidewesen übrigens denn die Route VIE-TLL-JOE war sensationell), das Geschäftsmodell von Air Lithuanica war im Grunde eine Totgeburt.

Bleibt BT, die sich nach herausfordernden Jahren finanziell konsolidiert haben und ziemlich clever den baltischen Markt abgrasen. Besonders imponiert mir bei BT die Flottenplanung, wo sie mit etwas gestreckten Flugzeiten DH4 und Jets flexibel im Mischbetrieb einsetzen.
 

concordeuser

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01.11.2011
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Hamburg
Es ist ja erstaunlich dass Air Lituanica überhaupt so lange durchgehalten hat. Habe kurz vor dem Kollaps noch 2x drinnengesessen. HAM - VNO und VNO - BMA

Waren schöne Flüge, aber von den Einnahmen konnten sie gerade einmal die Crew bezahlen
 

juliuscaesar

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12.06.2014
16.742
14.128
FRA
im kleinen, interessanten baltischen Markt kann sich wirklich nur eine Airline mit einem besonderen Konzept, siehe BT, durchsetzen....
 

POCTOB

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31.10.2010
625
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CGN/ EDKB
im kleinen, interessanten baltischen Markt kann sich wirklich nur eine Airline mit einem besonderen Konzept, siehe BT, durchsetzen....

Für mich ist bei BT das "besondere Konzept", dass man die Leistungen einer Low-Cost-Airline zu überwiegend gepfefferten Preisen verkauft und so tut, als ob man eine richtige Airline wäre. Was mir an Air Lituanica gefallen hat war die Tatsache, dass nach deren Eintritt die Preise nach Litauen um 60 bis 70% gefallen sind und dass man endlich von Berlin eine Direktverbindung hatte statt immer über Riga zu müssen.

Interessant ist der Markt aber sicher nicht wirtschaftlich - dafür ist er einfach zu klein. Zuwächse kamen eigentlich nur durch Fluggäste aus dem wesentlich grösseren Nachbarland (BY), die mit FR und Wizz mit Freude von Wilna aus fliegen, statt die Monopoltarife von Belavia zu bezahlen.
 
T

Temposünder

Guest
Wieder eine Fluggesellschaft weniger mit Turbopropschrott. (y)
 

GoldenEye

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30.06.2012
13.155
471
...Ein nicht unerheblicher Teil der Bürger im Baltikum ist als "Verlierer des Kapitalismus" schlichtweg so arm dass sie sich keine Flugreisen leisten können....

Sorry, aber das ist Unsinn aus der Schublade der stereotypen Vorurteile. Wenn ich das Pro-Kopf-Einkommen von Estland mit dem etwa von Weissrussland vergleiche, dann ist doch völlig klar, wo die Verlierer der ex-Sowjetunion sitzen, und wo die Gewinner.
Und das Pro-Kopf-Einkommen unterzeichnet noch den Lebensstandard: Wer unter 45 ist und nicht völlig auf den Kopf gefallen, dessen Lebensstandard unterscheidet sich nur unwesentlich von dem seiner Altersgenossen im Westen. Zumindest gilt das in Tallinn, aber das ist immerhin ein Drittel der Bevölkerung, und auf dem flachen Land sind die Einkommen niedrig, die Lebenshaltungskosten aber erst Recht. Zum Thema Flugreisen: Daß einem 30-jährige mit "ganz normalen" Bürojobs von ihren Reisen nach Florida und Thailand erzählen, ist da auch nicht mehr ungewöhnlich.
Die einzigen "Verlierer" sind ein Teil der russisch-stämmigen Bevölkerung, nämlich die, die weder ausgewandert noch die baltische Landessprache gelernt haben, sondern nach 1990 zu spät begriffen haben, daß sie nicht mehr die herrschende Schicht sind.
 
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POCTOB

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31.10.2010
625
32
CGN/ EDKB
Sorry, aber das ist Unsinn aus der Schublade der stereotypen Vorurteile. Wenn ich das Pro-Kopf-Einkommen von Estland mit dem etwa von Weissrussland vergleiche, dann ist doch völlig klar, wo die Verlierer der ex-Sowjetunion sitzen, und wo die Gewinner.

Das sieht man in BY aber anders.....oder bekommt es jedenfalls überall so vermittelt ;-)

Wie du schreibst - bei den Einkommen muss man deutlich zwischen den grossen Städten und dem übrigen Land unterscheiden. In den Hauptstädten ist das Pro-Kopf-Einkommen z.T. fast doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt - und das gilt für alle Länder. Apropos Estland - mit 1,3 Mio Esten bekommst du aber keine Airline und keinen Flughafen profitabel betrieben....also ist jede "nationale" Airline dort ökonomischer Unsinn.


Und das Pro-Kopf-Einkommen unterzeichnet noch den Lebensstandard: Wer unter 45 ist und nicht völlig auf den Kopf gefallen, dessen Lebensstandard unterscheidet sich nur unwesentlich von dem seiner Altersgenossen im Westen. Zumindest gilt das in Tallinn, aber das ist immerhin ein Drittel der Bevölkerung, und auf dem flachen Land sind die Einkommen niedrig, die Lebenshaltungskosten aber erst Recht.

Gilt natürlich nicht für alle Kosten. Und Arbeit muss man auch erstmal haben....
 
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concordeuser

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01.11.2011
5.755
1.806
Hamburg
@ Golden Eye

Deine Ausführungen mögen für die Hauptstadt von Estland gelten

In Litauen sind die Verlierer die Alten, die Kranken und wie du sagst ein Teil der russischstämmigen Bevölkerung. Dazu gibt es ein starkes Stadt- Land Gefälle. Auch wenn die Lebenshaltungskosten niedriger sind, sind die Flugpreise die gleichen. Selbstverständlich gibt es in Vilnius und ganz Litauen auch jüngere, qualifizierte Menschen die sich einen Urlaub in Florida leisten können. Wenn du dich in Litauen einmal aufhältst und die Touristen-Gegend der "Innenstadt" verlässt kannst du auch die Armen sehen. Sie sehen!

Für mich ist es eher "Unsinn", dass unser Wirtschaftssystem "allen" nützt und nicht eben auch (!) Verlierer produziert

Zu leugnen, dass es im Baltikum auch einen Anteil (!)an wirtschaftlichen Verlierern gibt, ist schon ein starkes Stück
 
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Saul Goodman

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30.01.2015
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@ Golden Eye

Deine Ausführungen mögen für die Hauptstadt von Estland gelten

In Litauen sind die Verlierer die Alten, die Kranken und wie du sagst ein Teil der russischstämmigen Bevölkerung. Dazu gibt es ein starkes Stadt- Land Gefälle. Auch wenn die Lebenshaltungskosten niedriger sind, sind die Flugpreise die gleichen. Selbstverständlich gibt es in Vilnius und ganz Litauen auch jüngere, qualifizierte Menschen die sich einen Urlaub in Florida leisten können. Wenn du dich in Litauen einmal aufhältst und die Touristen-Gegend der "Innenstadt" verlässt kannst du auch die Armen sehen. Sie sehen!

Für mich ist es eher "Unsinn", dass unser Wirtschaftssystem "allen" nützt und nicht eben auch (!) Verlierer produziert

Zu leugnen, dass es im Baltikum auch einen Anteil (!)an wirtschaftlichen Verlierern gibt, ist schon ein starkes Stück



Du verstehst es nicht. Der Markt sorgt für alle und macht alle reich.

Ein kleines Beispiel: Der Oligarch Igor Kolomoiski, der unter anderem fast ein Dutzend Airlines kontrolliert, wird auf acht Miliarden US $ Vermögen geschätzt. Die 55jährige Bibliothekarin, nennen wir sie Anyevka Poltova, die in der Provinz eine kleine Bibliothek leitet verdient 250 Euro im Monat und hat ein Vermögen von 200 US $. Bilden wir die Summe aus beiden Vermögen und teilen durch zwei ergibt es ein durchschnittliches Vermögen von über vier Milliarden US $ pro Kopf.

Wer ein solches Vermögen hat, kann sich auch Flüge im Baltikum leisten.
 
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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
1.806
Hamburg
ja, da ich in Litauen gelebt habe, ist deine Beschreibung von Anyevka Poltova sehr zutreffend. Sie muss nicht einmal in der Provinz leben, auch in Kaunas (2. größte Stadt Litauens) werden ihre Lebensbedingungen nicht anders sein.
 
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