Wieder mal mit dem Wort "Markt". So wie der Markt dafür sorgt, daß die Friseuse in Sachsen fünf EUR brutto die Stunde kassiert, so sorgt der Markt hier eben für 70 TEUR am Anfang. Es gibt einfach keine gewaltige Masse an Menschen,die für diesen Beruf geeignet sind.
IMHO kommt noch ein anderer, nicht unwesentlicher Faktor hinzu:
Verantwortung und Tragweite der Tätigkeit!
Ein überangestrengter, schlecht gelaunter, übermüdeter, unfähiger und gerade überforderter Friseur ruiniert mir MEINE Frisur. Er kümmert sich zeitgleich lediglich um mein persönlicher Schicksal und im Falle seines Versagens ist lediglich mein persönliches Ego betroffen.
Ein Fluglotse muss sich erstmal qualifizieren, lernen (IMHO ist nicht jede Ausbildung einem Studium hinten anzustellen!!!) und dann noch seinem Job gewachsen sein.
Bei ihm, dem Lotsen, hängt vieles von seiner Leistung ab: Er ist für die Effizienz komplexer Systeme verantwortlich (zu gewichten im Millionen-Bereich), er kann keine spontane Pause machen, er muss belastbar sein, er muss neben einer gewissen Wissensmenge eine übergebührliche Partial-Intelligenz besitzen, er arbeitet im Schichtbetrieb bei voller Leistung und er ist für zig tausend Leben verantwortlich - jederzeit!
Diesen Druck muss man auch erstmal weg stecken - Eine Fehlentscheidung ist mit merklichen Konsequenzen verbunden, für viele hundert Leben, meist dann final.
Bei all diesen Debatten um Piloten, Fluglotsen, etc. und deren Verdienst, kotzt mich inzwischen eine Sache an:
Es wird immer wieder die "softe"/"weiche" Komponente "Verantwortung" außen vor gelassen, die zu jeder Zeit, in jeder Minute der Diensterfüllung gegeben ist.
Verantwortung, so vermittelt und wahrgenommen, kann schwerer wiegen als jedes Glück, als jeder Erfolg, als jede monetäre Honoration.
Ob "Ausbildung" oder Studium spielt doch nur für die eine Rolle, die ein persönliches Defizit verspüren und nicht über den Tellerrand blicken können/wollen, missgünstig und/oder enttäuscht/gefrustet sind.
Wer sich mal mit dem Beruf des Piloten oder des Fluglotsen beschäftigt hat, wird schnell feststellen, dass hier teilweise in sehr viel kürzerer Zeit mehr Wissen vermittelt wird als in so manchem akademischen Studiengang.
Edit:
Ich bin weder Pilot noch Fluglotse - habe aber durchaus den Lehrbetrieb an deutschen Universitäten kennen lernen dürfen.