"Heb ab! Heb ab!"
Vor dem Absturz: der Dialog im Cockpit der Spanair-Maschine
Madrid - Knapp zwei Jahre nach dem Absturz einer Spanair-Maschine auf dem Flughafen von Madrid gibt es Hinweise darauf, dass das Unglück auf massiven Pfusch zurückzuführen ist. Wie aus der Abschrift der Cockpit-Dialoge hervorgeht, die dem Radiosender Cadena Ser zugespielt wurden, ereiferte sich ein bislang nicht identifizierter dritter Mann im Gespräch mit den beiden Kommandanten über die offenbar unzulängliche Reparatur eines überhitzten Sensors der Maschine vom Typ MD-82. Sie hatte seinerzeit einen ersten Startversuch abgebrochen. Der Sensor wurde möglicherweise mit Eis aus der Bordbar heruntergekühlt. Jedenfalls hatte ein Mechaniker beim Kabinenpersonal "Eis" bestellt. "Das ist doch Flickschusterei!", sagte der dritte Mann, bei dem es sich um einen Piloten außer Dienst gehandelt haben könnte. "Das kann man wohl so machen", habe der Co-Pilot geantwortet.
Danach rollte die Maschine auf die Startbahn - und stürzte Sekunden nach dem Abheben in einem trockenen Flusstal ab. "Scheiße", war das letzte Wort des Spanair-Piloten, das der Flugschreiber aufzeichnete. Danach folgte ein dramatischer Schrei des Kopiloten.
Bei dem Unglück vom 20. August 2008 waren 154 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch die Piloten. 18 Insassen überlebten das Unglück. Die Maschine sollte von Madrid nach Las Palmas de Gran Canaria fliegen - die Freundin des Kopiloten wartete dort: "So ein Mist, ausgerechnet wenn meine Freundin kommt, haben wir Verspätung", klagte er, nachdem er sie aus dem Cockpit angerufen hatte. Die Pilotengewerkschaft zeigte sich über die Veröffentlichung der Aufzeichnungen empört. Die Ermittlungen zu dem Unglück seien noch nicht abgeschlossen - die Aufzeichnungen könnten die Öffentlichkeit zu falschen Schlussfolgerungen verführen.
Die Piloten scherzten noch im Cockpit über das Pech, das sie hatten. "Zuletzt hat immer alles geklappt. Aber nun gibt es gleich drei Pannen in einer Woche. Jedesmal mussten wir zurück zur Parkposition", klagt der Pilot. "Wir sollten beantragen, nicht mehr zusammen zu fliegen", antwortet ihm der Kopilot. "So schlimm war es auch nicht", antwortet der Kommandant. Dann übergibt er dem Kopiloten das Steuer. Als die Maschine auf der Rollbahn Geschwindigkeit aufgenommen hat, ertönt ein Alarmsignal. "Wie kann man dieses verdammte Ding abstellen?", fragt eine Stimme. Danach ist nur noch Verzweiflung zu hören. "Heb ab! Heb ab, verdammte Scheiße, heb ab!" Doch das Unglück war da bereits unabwendbar. Javier Cáceres
