Teil 1, Anreise
Endlich geht es los, am Montag bin ich um 11 Uhr zum Nasebohren im Testcenter in der Heidenheimer Innenstadt verabredet. Ich gehe etwas früher los und nach 10 Minuten bin ich dort, 5 weitere Minuten fertig und 10 Minuten später wieder zuhause. Dort packe ich die restlichen Dinge fertig und beim Mittagessen bekomme ich dann den Herzinfarkt, wie schon fast befürchtet sehe ich die Nachricht von Verdi dass sie am Dienstag wieder diverse Sicherheitskontrollen bestreiken werden. Na super. Ich esse also schnell fertig, checke dann Eurowings ob dort schon was steht und beschließe daraufhin, den Hörer in die Hand zu nehmen und dort anzurufen und freundlich nach einer Umbuchung auf später am Abend zu fragen. 20 Minuten später habe ich auch einen Menschen in der Leitung, der mir aber sagt, Umbuchen auf Lufthansa geht nicht, das kann ihr System nicht. Ziemliche doofes System, das in 4 Jahren Dinge verlernt (2018 konnte ich noch problemlos auf LH umgebucht werden, nachdem EW CDG-MUC abgesagt hatte). Leider war es mittlerweile auch zu spät, um die einzige bezahlbare Flugoption noch wahrzunehmen (SK auf STR-CPH-AMS) und so blieb nur noch die Deutsche Bundesbahn als Alternative. Nach einigem Suchen haben wir dann eine gute Verbindung ab Ulm nach Schiphol gefunden und ich hab die auch gleich gebucht, Ankunft um 22:42. Immerhin kam inzwischen auch schon das negative Testergebnis und so hat mein Vater mich dann gegen 14:40 zum Ulmer Hauptbahnhof gefahren.
Im Zug schrieb ich dann die Einleitung zum Reisebericht und erstaunlicherweise lief alles relativ entspannt ab. Zwischen NRW und Holland war noch Baustelle auf der Strecke („Trotz unserer leichten Verspätung von 10 Minuten sind wir immer noch zu früh da“), am Ende kam ich um 23:12 Uhr in Schiphol an und erreichte grade so noch das Shuttle zum vor wenigen Stunden gebuchten Hotel, dem Steigenberger.
Irgendwo über dem Rhein in Köln.
Dort wurde mir beim Check-in Zimmer 767 zugelost und ich bin direkt nach oben und innerhalb von 15 Minuten lag ich im Bett.
Zimmer im Steigenberger
Am nächsten Morgen klingelte um 8:15 Uhr der Wecker, in gemütlichem Tempo machte ich mich fertig und ging anschließend runter zum Frühstücksbuffet. Erfreulicherweise gehörten alle Coronamaßnahmen dort bereits der Vergangenheit an und so stopfte ich mir genüsslich den Bauch voll, die 30€ Aufpreis musste ja ausgenutzt werden. Anschließend ging ich wieder ins Zimmer, holte mir aber auf dem Weg noch die E-Mail-Adresse der Rezeption ab, um mir das C19.cl Formular ausdrucken zu lassen. Auf dem Zimmer füllte ich neben diesem auch das Formular für Brasilien aus, das wollte aber keiner mehr sehen. Am Vorabend hatte ich mitbekommen, dass das Flughafenshuttle alle 30 Minuten abfährt und so ging ich um 11:15 Uhr zum Auschecken und Abholen des Formulars runter. Schiphol erreichten wir dann 20 Minuten später, leider auf der falschen Seite, und so lief ich einmal von Nord nach Süd, um zum LHG Check-in im Bereich 1 zu gelangen. Dort war noch nicht viel los und so ging ich schnurstracks zu einem der freien Schalter mit roter und blauer Kennzeichnung. Ich übergab der Dame meinen Reisepass und Dokumentenstapel und erhielt 5 Minuten später drei Bordkarten dafür. Auf eine davon wurde noch „Lounge 26“ draufgekritzelt und so stand ich 10 Minuten später auch davor. An der Siko war nicht viel los.
Ich suchte mir ein relativ ruhiges Plätzchen aus und überfiel dann das Buffet. Zur Auswahl stand Suppe oder einige kalte Salate und so nahm ich mir ein bisschen von letzteren.
Boarding war für 14:20 ab B23 ausgeschrieben, und da es bis B23 ein kleiner Fußmarsch ist, verließ ich um kurz nach 14 Uhr gemütlichen Schrittes die Lounge, ich hatte ja Urlaub. Boarding verzögerte sich dann trotzdem um weitere 10 Minuten, was mich aber nicht weiter störte, im Gegensatz zu dem dauerpiependen Golfcart das direkt gegenüber geparkt war. Als Gruppe 1 ging es fast als erstes in die bereitstehende A220-100 HB-JBE, wo ich auf 3A direkt vor dem Vorhang Platz nahm.
Mit leichter Verspätung pushten wir zurück und erhoben uns schon kurz darauf von RWY24 in den schönen Himmel über Amsterdam.
Kurz nach dem Start kam die Flugbegleiterin auch schon mit den Essenstablets aus der Galley hervor. Serviert wurde ein Lachstartar mit gesunden Beilagen, Käse, Nachtisch und Brötchen, was lecker und für den kurzen Flug vollkommen angemessen war.
In Zürich landeten wir pünktlich und dockten an den A-Gates an, von dort ging es auf direktem Weg in die Business Lounge in A und auf dem Weg dorthin stellte ich überrascht fest, dass Masken auch in Zürich bereits zum Großteil der Vergangenheit angehörten, nur in der Heideibahn sowie in Bussen musste eine getragen werden. Die A Lounge war noch sehr voll, leerte sich aber nach 20 Minuten schlagartig, als die Abflugwelle anstand. Somit hatte ich auch Platz um etwas zu essen, und ließ mir vom eine Portion Spätzle, Käsesoße und Hühnchen geben. Ebenfalls lecker.
Die nächsten paar Stunden verbrachte ich dann am iPad, holte mir zwischendurch nochmal was zu essen und trinken und kur vor 19 Uhr ging ich zurück zum Eingangsbereich, um nach einem Duschraum zu fragen. Es war auch grade einer frei und so duschte ich dann zum ersten Mal in einem Flughafen.
Danach ging ich wieder nach oben, ließ mir noch eine kleine Portion Spätzle geben und wartete darauf, dass die Zeit verging. Irgendwann war es auch spät genug, um zu den E-Gates aufzubrechen. Durch eine völlig verwaiste Halle ging ich zur Passkontrolle und war 5 Minuten später in E angekommen. Am Gate wurde HB-JNI auch schon beladen und die Brasilienkontrolle aufgebaut. Ein Blick auf Pass und Bordkarte, Stempel drauf und ab in die Schlange für Business Class Boarding.
Fast pünktlich wurde das Gate geöffnet und wir durften einsteigen. Ich hatte mir bereits bei der Buchung 12G reserviert, einen der privateren Sitze im Mittelblock um nicht Nachts über meinen Nachbarn klettern zu müssen.
Dort wurde ich auch schon von einer freundlichen Flugbegleiterin begrüßt, die sich sofort meiner Jacke angenommen und verstaut hat.
Kurz darauf wurde ein Willkommensgetränk serviert und waren es doch meine letzten 90 Minuten mit 20, entschied ich mich für den Champagner. Im gleichen Atemzug wurde die Menükarte und die Strichliste fürs Frühstück ausgeteilt.
Menükarte:
Die Bestellung wurde dann kurz vor Pushback eingesammelt, ich entschied mich für die Forelle und das Filet.
Mit 25 Minuten Verspätung erhoben wir uns schließlich in den Züricher Nachthimmel und als dann eine gefühlte Endlichkeit später das Werbevideo vorbei war, durchsuchte ich das IFE nach dem neuesten James Bond und verbrachte die nächsten knapp 2 Stunden damit. Das Abendessen wurde etwa 60 Minuten nach Start serviert und bis auf das Dessert war alles auf einem Tablett, womit ich auf einem Nachtflug kein Problem habe (es soll ja Menschen geben die da pingelig sind), ich war es ja aus den hinteren Reihen auch so gewöhnt

Dazu genehmigte ich mir noch ein Glas vom italienischen Rotwein.
Alles in allem ein sehr gutes Essen, vor allem das Filet war zart und vor allem Medium-Rare, mit Tendenz zu letzterem, gebraten, genau wie ich es mag.
Kurz darauf wurde das Dessert noch extra serviert, die Kombination kannte ich noch nicht, wird es aber in Zukunft vielleicht auch mal zuhause auf den Tisch schaffen.
Ich schaute noch etwas 007 weiter und beschloss dann bald, die Augen zu schließen und bewegte den Sitz in seine Liegeposition, holte die Schlafmaske aus dem Ammenity Kit, machte sie an meiner eigenen Maske fest und streckte mich aus. Mit meinen knapp 2 Metern gelang das sogar knapp, meine Schuhgröße 48,5 war aber im Fußraum sehr eingeengt und so musste ich auf der Seite liegen, stieß dabei aber mit den Beinen am Kasten an. Nichtsdestotrotz gelang es mir irgendwann einzudösen, wurde aber nach zwei Stunden wieder wach, nachdem meine Füße im Fußraum fröhlich vor sich hin gebacken wurden. Insgesamt fand ich es extrem warm im Flugzeug, so dass ich mich der Decke entledigte und dann nochmal etwa 4 Stunden schlafen/dösen konnte.
3 Stunden vor der Landung hatte ich dann genug, richtete den Sitz halb auf und schaute 007 fertig. Das Ende, puuuhh… Danach schaute ich noch ein paar Folgen Simpsons (glaube ich) und 90 Minuten vor der Landung wurde dann endlich Frühstück serviert.
Alles in allem vollkommen in Ordnung, ich hätte mir nur eine größere Portion der warmen Mahlzeit gewünscht als die 5cm Schüssel.
Wir landeten dann fast auf die Minute genau in GRU und rollten zum Gate. Direkt nebenan stand auch schon mein nächstes Vehikel, nur leider musste ich erst durch die obligatorische Möchtegern-Siko am GRU und als ich wieder in der Abflugebene ankam wurde auch schon nach SCL geboardet.
LA701 kommt eigentlich aus Paris und hält nur in GRU um Passagiere rauszuwerfen und neue aufzunehmen. Nach einiger Verwirrung beim Boarding schaffte ich es dann auch in CC-BGP, eine der zwei 789 mit neuer Business Class, wo mich der Flugbegleiter an der Tür dann erstmal nach rechts statt links schicken wollte, bis ich ihn auf das dicke 1A auf dem verbleibenden Fitzelchen aufmerksam gemacht habe.
Dort wurde ich auch direkt von der FB mit „Señor HDH Aviation, feliz cumpleanos!“ angesprochen. Eine Getränkerunde gab es nicht, dafür wurde schon bald die Frühstücksbestellung aufgenommen. Man hatte die Wahl zwischen Joghurt und Früchten, sowie Omelett oder Aufschnitt und ich nahm die Früchte sowie das Omelette.
Gegen 8 Uhr meldete sich Reihe 0 und kündigte einen ATC-Delay von 20 Minuten an, am Ende dauerte es dann weitere 20 Minuten ehe wir uns in den bewölkten Himmel über GRU begaben. Während der Wartezeit kam auch noch der Kabinenchef vorbei und wünschte noch mir im Namen der Piloten und restlichen Crew alles Gute und er hoffe, dass mir der Flug in Erinnerung bleiben wird. Die Wolken blieben aber nicht lange und ließen kurz später einen schönen Blick über Sao Paulo zu.
Ich machte mich im Anschluss über das IFE System her und entschied mich für den Film „Bad Boys 2“ mit Will Smith. Teil 1 kenne ich zwar nicht, im zweiten Teil gibt es aber genug Kontext. Etwa 60 Minuten später wurde dann auch das Frühstück serviert, hat auch gut geschmeckt und endlich gab es wieder den guten pappsüßen Chilenischen Orangensaft.
Als der Film vorbei war, machte ich noch für eine Stunde die Augen zu und ich befinde hiermit diesen Sitz als deutlich besser als Swiss. Leider waren die FBs die ganze Zeit in der Galley und haben sich nicht weiter blicken lassen. Wir überflogen Mendoza und es kam wieder die übliche Ansage „Wir überfliegen in wenigen Augenblicken die Cordillera, alle Passagiere müssen angeschnallt und die Kabine für die Landung vorbereitet sein.“
Wie immer bot sich ein spektakuläres Bild.
Über Los Andes drehten wir nach Süden ein und landeten schließlich um 12:16 Uhr mit 20 Minuten Verspätung in SCL. Ich hatte damit kein Problem, mein Weiterflug sollte erst um 18:51 Uhr starten, hatte ich mich doch absichtlich gegen den Flug um 14:19 Uhr entschieden, sollte es doch etwas später werden aus GRU. Nach einer schönen Flughafenrundfahrt kamen wir auch erst um 12:30 Uhr zum stehen.
Ein letzter Blick nach Verlassen des Flugzeugs, bei LA wird immer noch nach Reihen deboardet, und dann ging es einmal um den Pier herum zum Ankunftsbereich. Als erstes stand eine Dokumentenkontrolle an (die dritte und letzte, in Amsterdam, GRU und jetzt hier) und anschließend wurde ich „zufällig“ zum PCR-Test geschickt. Man muss einfach nur den Schildern folgen und wird eingewiesen. An einem Automaten muss man sich mit seiner Passnummer einen Zettel auslassen, dieser wird von einem Mitarbeiter markiert und man wird in eine Folterkammer geschickt. Ich dachte ja nach den Azoren kann es nicht tiefer gehen, diesmal wurde mir glaube ich wirklich am Gehirn rumgekratzt. Immerhin stand eine große Packung Taschentücher bereit.
Danach ging es zur PDI (Einreise) und mir wurde mein Kassenzettel übergeben. Wenn man den bei der Ausreise nicht vorweisen kann, ist man auf gut Deutsch gesagt am A****. Obwohl das ganze Prozedere 20 Minuten gedauert hat, waren noch keine Koffer auf dem Band und ich erhielt meinen auch erst mit den Economykoffern, mit Anhängsel des Zolls. Ich füllte noch schnell das Zoll- und Naturschutzformular online aus und begab mich dann zum Ausgang, wo ich auch direkt rausgewunken wurde. Nachdem „Alemania“ aber eine gute Antwort auf die Frage wo ich herkomme war, durfte ich auch schon wieder gehen. Jetzt war es mittlerweile 13:15 und ich hätte den früheren Flug tatsächlich nicht bekommen, also alles richtig gemacht.
Ich folgte den Schildern zum alten Terminal, das seit der Eröffnung des neuen Terminals Ende Februar nur noch Inlandsflüge abwickelt (endlich). In einem Waschraum machte ich eine schnelle Katzenwäsche, kaufte mir dann in einem Laden neue Masken sowie Nahrungsmittel für die nächsten Stunden, erfragte bei dem Schalter ab wann ich einchecken kann und bekam 15:51 Uhr als Antwort und begab mich anschließend wieder auf die Ankunftsebene, wo zwischen Ausgang 5 und 6 ein kleiner Ruhebereich angelegt ist. Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich dort in sozialen Netzwerken, schrieb ein bisschen mit meiner Tante um meine Abholung zu organisieren und begab mich um 15:51 wieder nach oben. Dort saß immer noch die gleiche Frau und sie sah mich, erkannte mich wieder, schaute auf ihr Handy, wünschte mir einen guten Flug und ließ mich durch.
Wie anfangs bereits erwähnt habe ich Premium Economy gebucht, Weilers nur geringfügig teurer war als Economy mit Gepäck. Die chilenische Siko ist schnell, einfach den vollen Rucksack, Jacke und Hosentascheninhalt in eine Kiste legen und fertig. Nix mit Elektronik oder Flüssigkeiten auspacken. Leider hat man auf Inlandsflügen keinen Loungezugang und so machte ich es mir dann im Terminal mit meiner McDoof Tüte gemütlich. Am Fenster stand ein A320neo von Sky, als Sky Fanboy musste ich den natürlich ablichten. Irgendwann meldeten sich dann noch meine Oma sowie zwei gute Schulfreunde um mir zu gratulieren und bis zur Boardingzeit schrieb ich dann mit allen hin und her.
CC-BEE kam aus Iquique an und wenig später wurden wir geboardet. Zuerst in eine Glasröhre, äußerst angenehm, und 5 Minuten später durften wir den A321 betreten. 2F war mein Sitz für die nächsten 50 Minuten, die Sitze werden hier vielen wohl bekannt vorkommen, die Steckdosen haben in diesem Breitengraden aber Seltenheitswert.
Die Beinfreiheit hier vorne war gut.
20 Minuten nach Plan erhoben wir uns dann endlich in den Abendhimmel, drehten erst nach Westen ab und anschließend wieder nach Süden, um eine Bergkette zu umfliegen.
Der Service bestand aus einer Packung Chips, Alcohol Gel (Desinfektionsmittel), Muffin oder Schokolade oder Müsliriegel sowie einem Getränk nach Wahl.
Quasi synchron begannen sowohl die Sonne als auch wir unseren finalen Sinkflug für den Tag, in der Bucht von Concepcion sah es fast aus wie in Singapur, und als wir auf dem als Landebahn umfunktionierten Taxiway aufsetzten, verschwand auch die Sonne endgültig. Zwei Minuten nach Landung gingen die Türen schon auf und weitere 5 Minuten später kam mein Koffer als erstes auf das Gepäckband. Meine Tante und jüngste Cousine standen auch schon bereit und wir fielen uns erstmal in die Arme nach über 2,5 Jahren.
Um kurz vor 22 Uhr kamen wir dann endlich in Los Angeles an, ich verteilte noch schnell meine Geschenke (7kg Süßigkeiten) und ging anschließend ins Bett.
Der nächste Teil wird wenig bebildert sein, die 5,5 Tage bei meiner Familie kurz zusammenfassen und einige Geschichten aus dem alltäglichen Leben enthalten.