Grundregeln revenue and fare management Airline Tarife

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endlichpleite

Erfahrenes Mitglied
02.02.2018
1.167
221
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Mich würden mal ein paar Grundregeln für die Preisgestaltung/-entwicklung von airline fare über die Zeit bis zum Tag des Fluges interessieren?

Bei der Bahn gibt es ja auch Superspar- und Spar-Preise mit Restriktionen, limitiert und in Abhängigkeit von verbleibenden Zeit bis zum Fahrtantritt.
Ganz ähnlich wird es sich bei Airlines verhalten und ein paar Erfahrungswerte hat man ja auch:

-je früher man bucht
-Nacht von Sa auf So oder 7-Tage Aufenthalt
-Same-Day return-Aufschlag
-oneway

Aber gibt es feste Grundsätze, ein bestimmtes Schema oder Faustregeln, die Ihr kennt und anwendet und die es Wert wären, hier mal zusammengetragen zu werden? Quasi das 1x1 des Buchens (bei mir läuft es bisher so: Reisebedarf entsteht-> Google flights-> rumschieben/anpassen der Tage bis es passt-> nehmen, was noch angeboten wird). Wenn ich vielleicht ein paar Punkte beachten würde, wäre es ggf. günstiger für mich?

Wie komme ich drauf? Ich sass neulich in auf einem kont. LH-Flug und er war unverhältnismäßig teuer für die Relation (kurzfristiges (2-3 Tage vorher) Returnticket in Y) - aber komplett leer (max 20% Auslastung), return jetzt auch nicht brechend voll. War für mich ein Rätsel. Auch bei C-Kontinentalflügen beobachtet: ich schau, ob ich C preislich vertreten kann/will und checke upgrade-offers -> alles zu hoch, ich bleibe in Y und dann ist die Bude in C leer.

Interkont. fliege ich viel diese P-Offers und mir sind deren Restriktionen bewusst/ich halte mich dran. Wahrscheinlich gibt es analoge fare rules auch für kont. Flüge. Nur stehen die natürlich nicht in Blogs bzw. hab ich keine Ahnung davon.

Mag hier ein fachkundiger Kollege vielleicht für ein wenig Aufklärung sorgen? Welche Regeln habt Ihr verleicht selbst durch Beobachtung erkannt?

Danke!
 

rcs

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
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4.501
München
An sich ist die Sache ganz einfach:

Jede Airline versucht, den Ertrag zu maximieren, indem Sie über die unterschiedlichen Buchungsklassen und unterschiedlichen Tarife einen möglichst hohen Ertrag erlöst und zugleich möglichst hohe Passagierzahlen generiert.

Die Fare Rules alleine sind es nicht, im Kont-Bereich sind die Vorausbuchungsfristen in den Tarifregeln weitestgehend abgeschafft.

Hier steuert man weitestgehend über die Buchungsklassen-Verfügbarkeit, da man dort wesentlich flexibler agieren kann als über die Tarife.

Erwartet man z.B. primär nur noch Geschäftsreisende (die vielfach so oder so fliegen müssen) anstatt preissensitive Privatreisende, schließt man in dem betreffenden Städtepaar die günstigeren Buchungsklassen, woraus dann die teils recht hohen Preise trotz überschaubarer Auslastung resultieren.

Im Kont-Verkehr hat es natürlich auch die üblichen Grundzüge des Tarifsystems bei den meisten Netzwerk-Airlines (=abgestufte Mindestaufenthalte etc.), die es zu beachten gilt.

Die "Relation" kann je nach Städtepaar also je nach Umständen recht unterschiedlich sein.

Generell gilt aktuell während Corona in allen Märkten, die nicht primär Leisure-Markt sind:
Früh gebucht ist günstiger, als kurzfristig gebucht - denn kurzfristig sind die günstigen Buchungsklassen auch bei schlechter Auslastung dann strategisch geschlossen.
 

_AndyAndy_

Erfahrenes Mitglied
07.07.2010
6.008
633
.de
Das ist unbestritten alles richtig, aber der Fragesteller interessiert sich eher für praktische Aspekte, und diese können so divers sein... z.B. wenn ein Flug innerhalb einer Zeitspanne überdurchschnittlich oft gebucht wird, wird die erhöhte Nachfrage erkannt und der Preis automatisch angehoben; wird der Flug dann seltener gebucht, geht der Preis nach unten. Oder wird Safari (iOS) als Browser Agent erkannt, werden höhere Preise angezeigt, als wenn man die Buchungsmaschine mit einem alten Firefox unter Windows XP aufruft. Etc pp, es sind dutzende, wenn nicht hunderte Trigger, die jede Airline selbst konfiguriert, ein gut geschütztes Knowhow.

Der richtige Begriff ist übrigens yield management.
 
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Reaktionen: endlichpleite

rcs

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
27.524
4.501
München
Die von Dir genannten Punkte mögen vielleicht bei einem Webshop zutreffen, aber für die Netzwerk-Airlines im Yield Management nicht. Aus Gründen der DSGVO hat z.B. auch die Lufthansa Group den Gedanken an personenbezogenes Pricing in den neuen NDC-Buchungskanälen verworfen. Bei einer LCC wie Ryanair will ich jetzt nicht ausschließen, dass dort eventuell auch andere Punkte eine Rolle spielen könnten, aber so wie der erste Beitrag formuliert war, geht es dem Themenersteller nicht um irgendwelche Lowcoster sondern eher um die Netzwerk-Carrier.

Natürlich versuchen die Airlines die Nachfrage zu antizipieren, bei den Netzwerk-Airlines geschieht dies in Hinblick auf die Buchungseingänge und teilweise auch basierend auf den Verfügbarkeitsabfragen, die mittlerweile auch mit einer KI ausgewertet werden.
 
B

Boeing736

Guest
Personalisiertes Pricing ist rechtlich problematisch. Und es gibt empirisch kaum Belege dafür, dass Unternehmen es nutzen. Ist also eher Gerücht als Praxis.

----

Zurück zur Ausgangsfrage.. Eine Skizze des Prozesses:

In deiner Skizze unterschlägst du aber den eigentlich wichtigsten Schritt im Revenue Management der meisten Airlines, die Auftrennung in Kapazitätssteuerung und das (O&D) Pricing...
 

juliuscaesar

Erfahrenes Mitglied
12.06.2014
16.725
14.105
FRA
Die großen Hub-Anbieter bieten sehr oft auch Systematisch günstigerer Preise ab bestimmten Märkten, zum Beispiel vom Hub der Konkurrenz. Man kann zum Beispiel mit LH ab AMS/LHR/CDG/MAD/BCN oftmals noch viel kurzfristiger niedrige Buchungsklassen buchen, als von anderen Flughäfen.
 

endlichpleite

Erfahrenes Mitglied
02.02.2018
1.167
221
Vielen Dank für Eure raschen Antworten. Es scheint quasi zwei Sichtweisen zu geben: Aus der Perspektive der Airline (komplex, dynamisch und mit einem gewissen Anteil von "Glücksspiel") und aus Sicht des Kunden - und genau die interessiert mich mehr (auch wenn ich mir gern mal ne Doku über die Airline-Sicht anschauen würde, aber die wären ja wahrscheinlich mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn sie hier ins Heiligste Einblick gewähren würden).

Zurück zum Blick aus Kundensicht:

Habt Ihr "Bauernregeln" herausgefunden, wann Preise Kontinental springen: "Wenn Du weisst, dass Du fliegst, dann warte mit der Buchung nicht und buche spät. 7 Tage vorher, weil am 6. springt der Preis"? So oder ähnlich war mein Gefühl nämlich bei der Bahn. Wenn die allerdings sehr dynamisch agieren, ist das alles für die Katz'. Hätte ich allerdings nicht erwartet...Gibt es denn keine Grundregeln ala "sameday return ist immer teurer als eine Nacht dazwischen" oder so?
 

shachtyor

Reguläres Mitglied
16.03.2018
56
0
Oder wird Safari (iOS) als Browser Agent erkannt, werden höhere Preise angezeigt, als wenn man die Buchungsmaschine mit einem alten Firefox unter Windows XP aufruft. Etc pp, es sind dutzende, wenn nicht hunderte Trigger, die jede Airline selbst konfiguriert, ein gut geschütztes Knowhow.
So funktioniert es nut in Clickbait-Artikeln mit "Top 10 Tipps für billige Flugtieckets).
In der Realität gibt´s nix davon. Wer anderer Meinung ist, sollte sich um einen Screenshot bemühen, der das Gegenteil beweist.

Habt Ihr "Bauernregeln" herausgefunden, wann Preise Kontinental springen: "Wenn Du weisst, dass Du fliegst, dann warte mit der Buchung nicht und buche spät. 7 Tage vorher, weil am 6. springt der Preis"? So oder ähnlich war mein Gefühl nämlich bei der Bahn. Wenn die allerdings sehr dynamisch agieren, ist das alles für die Katz'. Hätte ich allerdings nicht erwartet...Gibt es denn keine Grundregeln ala "sameday return ist immer teurer als eine Nacht dazwischen" oder so?
Gibt´s nicht, dazu auch noch allgemeingültig für viele Airlines.
Man kann höchtens lange genug beobachten und zocken. Wenn bei nem Ryanair-Flug die Preise mehrmals zwischen 20 und 40 € schwanken, und man bei 40 sich dazu entscheidet, zu kaufen, kann man mal darauf pochen, dass die 20 € wieder kommen. Natürlich ohne jegliche Garantie, dass es auch so kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
B

Boeing736

Guest
Also so geheimnisvoll ist das alles nicht wirklich, vor allem da die meisten Airlines eh dieselben Systeme nutzen...
Es gibt einen dynamischen Teil, der vor allem durch die (noch) vorhandene Kapazität beeinflusst wird. Der fixe Teil in Form von Steuerungsregeln zum einen und Fare Rules zum anderen kommt dann obendrauf. D.h. selbst wenn du durch Beobachtungen feststellst, dass bestimmte Buchungsklassen z.B. 7 Tage vor Abflug schliessen, dann bringt dir die Erkenntnis nur begrenzt viel wenn du nicht weisst, ob aufgrund starker Buchungszuwächse am 8. Tag vor deinem gewünschten Flug kapazitätsgetrieben nur noch 2 RBDs höher als erwartet buchbar sind.
 

endlichpleite

Erfahrenes Mitglied
02.02.2018
1.167
221
So funktioniert es nut in Clickbait-Artikeln mit "Top 10 Tipps für billige Flugtieckets).
In der Realität gibt´s nix davon. WEr anderer Meinung ist, sollte sich um einen Screenshot bemühen, der das Gegenteil beweist.
Ich hatte das Gefühl, dass das gern mal probiert worden wäre, dann aber an politischen Eingriffen scheiterte - war ja sehr lang in der Diskussion. Ich versuche es über die vorgeschaltete Google-Flight-Suche gar nicht erst möglich zu machen. Aber ja - die Airline hat natürlich genug eigene Daten von Kundensuchen, um vielleicht nicht individuell zu pricen, dann aber wenigstens auf die aggregierte Nachfrage zu reagieren.
 

shachtyor

Reguläres Mitglied
16.03.2018
56
0
Aber ja - die Airline hat natürlich genug eigene Daten von Kundensuchen, um vielleicht nicht individuell zu pricen, dann aber wenigstens auf die aggregierte Nachfrage zu reagieren.
Mag ich zu bezweifeln. Es gibt ungemein viele Störfaktoren. Alleine die Tatsache, dass ein Flug an einem bestimmten Datum deutlich günstiger ist, dürfte dazu führen, dass dieses Datum deutlich öfter abgerufen ist, z. B. von Preiskalender aus. Oder ein bestimmter Flug schafft es auf Urlaubspiraten als Default-Beispiel für ein Flugangebot und es regnet Preisabfragen, obwohl eigentlich niemand das richtig große Intresse für den Flug nach Kreta am 11. November hat. Heißt noch lange nicht, dass dadurch das Interesse für dieses unbeliebte Datum dadurch steigt. Dazu kommen unzählige automatische Abfragen von diversen Suchmashcinen.
Tatsächlich gebuchte Tickets sind einfach ein viel sichereres Indiz für die Nachfrage als das bloße Abrufen von bestimmten Flügen.
 

endlichpleite

Erfahrenes Mitglied
02.02.2018
1.167
221
Also so geheimnisvoll ist das alles nicht wirklich, vor allem da die meisten Airlines eh dieselben Systeme nutzen...
Es gibt einen dynamischen Teil, der vor allem durch die (noch) vorhandene Kapazität beeinflusst wird. Der fixe Teil in Form von Steuerungsregeln zum einen und Fare Rules zum anderen kommt dann obendrauf. D.h. selbst wenn du durch Beobachtungen feststellst, dass bestimmte Buchungsklassen z.B. 7 Tage vor Abflug schliessen, dann bringt dir die Erkenntnis nur begrenzt viel wenn du nicht weisst, ob aufgrund starker Buchungszuwächse am 8. Tag vor deinem gewünschten Flug kapazitätsgetrieben nur noch 2 RBDs höher als erwartet buchbar sind.
Klar, keine Regel ohne Ausnahme (zB. Streiks anderer, Messen (früher), Unwetter, Feiertage, Ferienende...) - aber es wird ja wohl nicht komplett voodoo/stochastisch sein. Und da hat bisher keine gewisse, sich wiederholende Muster erkannt?
 

Travel4Fun

Erfahrenes Mitglied
15.04.2020
1.467
1.697
...
Habt Ihr "Bauernregeln" herausgefunden, wann Preise Kontinental springen: "Wenn Du weisst, dass Du fliegst, dann warte mit der Buchung nicht und buche spät. 7 Tage vorher, weil am 6. springt der Preis"?
...
Wie oben schon erwähnt gibt es das nicht wirklich, weil die Preisherleitung zu komplex ist. U.A. weil neben den Paxen auch die Fracht eine Rolle spielen kann (teuere Fracht an Bord macht den Flug rentabel - u.a. damit halten sich die Airlines ja gerade mit über Wasser).
Allenfalls gibt es einfache Bauernregeln, wann es teuer wird (Ferien, Messen, ...).
 

freddie.frobisher

Erfahrenes Mitglied
23.04.2016
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6.368
Die Preise der OTAs sind weit dynamischer als jene der Airlines. Die können sich täglich ändern, und scheinen sich auch durch vorherige Suchanfragen (-> Cache) zu erhöhen. Bei Airlines habe ich das bisher noch nie beobachtet, mit einer Ausnahme: Buchungen bei Air Berlin waren über Reflink 10€ billiger als bei Direkteinstieg auf airberlin.de
 

endlichpleite

Erfahrenes Mitglied
02.02.2018
1.167
221
Mag ich zu bezweifeln. Es gibt ungemein viele Störfaktoren. Alleine die Tatsache, dass ein Flug an einem bestimmten Datum deutlich günstiger ist, dürfte dazu führen, dass dieses Datum deutlich öfter abgerufen ist, z. B. von Preiskalender aus. Oder ein bestimmter Flug schafft es auf Urlaubspiraten als Default-Beispiel für ein Flugangebot und es regnet Preisabfragen, obwohl eigentlich niemand das richtig große Intresse für den Flug nach Kreta am 11. November hat. Heißt noch lange nicht, dass dadurch das Interesse für dieses unbeliebte Datum dadurch steigt. Dazu kommen unzählige automatische Abfragen von diversen Suchmashcinen.
Tatsächlich gebuchte Tickets sind einfach ein viel sichereres Indiz für die Nachfrage als das bloße Abrufen von bestimmten Flügen.
Oh, bitte nicht vergessen, dass Preise auf Portalen keine Echtzeitpreise sind, sondern gecacht, d.h. vorgelanden sind (über Nacht, oder wenigsten paar Stunden alt) - d.h. sie werden exportiert und zur reinen Suche (Ausgabe in Listen) aus Performancegründen aus dem "lokalen" Speicher des Portals geholt. Erst beim konkreten Durchbuchen eines fixen Termins wird dann Verfügbarkeit/Preis gecheckt. Früher jedenfalls kosteten echte Abfragen bei Amadeus dem Systemhaus sogar mal Geld - wie das sich entwickelt hat, weiss ich allerdings nicht.
 

shachtyor

Reguläres Mitglied
16.03.2018
56
0
Klar, keine Regel ohne Ausnahme (zB. Streiks anderer, Messen (früher), Unwetter, Feiertage, Ferienende...) - aber es wird ja wohl nicht komplett voodoo/stochastisch sein. Und da hat bisher keine gewisse, sich wiederholende Muster erkannt?
Die wichtigsten Variablen (wie viele Sitze zu welchen Preisen gebucht wurden) sind dem Buchenden eben unbekannt. Die können sich von Flug zu Flug gewaltig unterscheiden. Was in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten tatsächlich passiert, ist auch ungewiss, auch der Airline.

Daher kann es kaum verlässliche Muster geben, denn jeder Flug ist eine Leistung für sich.
Die Preise der OTAs sind weit dynamischer als jene der Airlines. Die können sich täglich ändern, und scheinen sich auch durch vorherige Suchanfragen (-> Cache) zu erhöhen.
Habe ich bei diversen Flügen, die ich länger über Skyscanner o. ä. beobachtet habe, nie gesehen.