Deine Markteinschätzung in allen Ehren, aber ich halte es für eine Illusion, dass du da auf einer Erkenntnis sitzt, die der Marktforschung der Airlinies verborgen bleibt, und sie es trotz dieser Fehleinschätzungen schaffen, mit guten Margen am Markt zu halten.
Zum einen haben die Airlines viele Jahre (Jahrzehnte?) lang Margen gehabt, bei denen andere Branchen das Geschäftsmodell gewechselt hätten (oft nur wenige % Marge, Jahrelang nur Verluste), zum anderen muss es ja keine
Fehleinschätzung sein, es ist denke ich vielmehr so, dass sich die Airlines (in riesigen internationallen Kartellen organisiert, IATA, IACA und natürlich die Allianzen) den Markt so gestaltet haben, dass er sehr wohl über den Preis "funktioniert". Dass man es auch anders hätte machen können ist so relativ egal. Durch den schieren "Größenunterschied" von Airline und Passagier entscheidet die Airline wie der Markt funktioniert. Für den Kunden ist es ein friss-oder-stirb "Handel", in dem eben nichts verhandelbar ist. Nur auf ganz wenigen Routen hat der Kunde die Wahl, und da hat (z.B. im Vergleich LH/QR auf der Route FRA-DOH) er oft genug sich für den mit der erheblich besseren Qualität entschieden. Da wo gewaltige Qualitätsunterschiede bestehen (z.B. 10 Stunden LH Direktflug vs. 17 Stunden QR Umsteigeflug) hat der Kunde klar entschieden, dass er bereit ist einen gewaltigen Aufpreis für das viel bessere Produkt zu bezahlen. Da, wo ein Qualitätswettbewerb existiert, nimmt der Markt ihn auch an.
Selbstverständlich hatte die Kundschaft die Wahl, und sie hat vermutlich bei Opodo & Co. einfach den obersten Treffer aus der Liste gewählt, und genau das bekommen, was sie wollte: Das billigste Produkt, unabhängig vom Service-Level.
Teil des Problems (aus Kundensicht) und des Geschäftsmodells ist doch, dass du dr beim Preis immer tatsächlich sicher sein kannst, dass du bekommst was angeboten wurde. Beim Service-Level oder bei der Qualität (ich halte den Begriff "Service" für aktuell überbewertet) hingegen lügen die Airlines dass sich die Balken biegen, ändern laufend ihr Produkt, und weisst du als Kunde nie, was du am Ende bekommst. (Gerade letztlich wieder Aufpreis für Notausgangsreihe bezahlt, dann wurde kurzfristig der Flugzeugtyp geändert um die Kapazität anzupassen, und ich saß zwar exakt auf der reservierten Platznummer, aber eine Reihe vor dem Notausgang, in der engen Reihe ohne Recline. Gegen Aufpfreis!) Nach einiger Zeit "erzieht" man sich so den Markt, nur noch auf den Preis zu gucken, und nur noch zu bezahlen was man auch todsicher bekommt. Swoopodo & Co zeigen ja deshalb auch praktisch keine Informationen zur Qualität von Flügen an. Nicht mal (wie viele Hotelwebseiten) Kundenrankings. Weil es sich einfach so schnell ändert.
Du hast tatsächlich keine Wahl bei der Qualität, jedenfalls längst nicht so klar und eindeutig wie beim Preis.
Mag ja sein, dass du dich nur für besseren Service entscheidest, wenn auch der Preis niedriger ist, aber alleine die Tatsache, dass es auf vielen Routen ein Spektrum von LCC ohne Aufgabegepäck oder Bordverpflegung bis hin zur vollwertigen F gibt, zeigt doch, dass das nicht allgemeingültig ist.
Ich würde wieder nicht von Service, sondern von Qualität sprechen. Check-in mit weniger als 10 Minuten Wartezeit ist kein Service, es ist eine Qualität des Produkts. Ohne Aufgabegepäck macht auf vielen LCC Routen Sinn, auf dem Wochenendtrip als Paar kommt man mit zwei Trolleys wunderbar aus. Ein Schokoriegel als "Bordverpflegung" (O-Text eines Anbieters: "
Service und Qualität werden an Bord von Lufthansa Flügen großgeschrieben. In der Economy Class werden Sie – je nach Flugdauer – mit Snacks, Sandwiches oder warmen Mahlzeiten verköstigt.*
* Aufgrund der kurzen Flugdauer wird auf besonders kurzen Strecken (z. B. Frankfurt–Luxemburg) kein Bordservice angeboten. Dies gilt sowohl für Mahlzeiten als auch für Getränke.
" für "eine Toblerone mini" auf dem Flug FRA-EDI) ist nun wirklich verzichtbar. Eine Bordverpflegung die keine Mahlzeit ersetzt braucht kein Mensch. Bordverpflegung in schlechter Qualität die einfach nur widerlich ist, und die man nur isst weil man ja nicht aufstehen und weggehen kann, braucht man noch weniger, dann besser gleich konsequent streichen. Selbst in der C verzichte ich oft auf das Essen, weil es bei manchen Airlines / auf manchen Routen einfach unterirdisch ist. Tatsächlich sind es doch eher die Airlines die einen durch ihr Klassen- und Paketkonzept dazu zwingen, Zusatzleistungen nehmen und bezahlen zu müssen, die man nicht will. Bzw. die die man braucht und die, die man nicht will nur zusammen anzubieten oder zusammen billiger anzubieten als nur das Produkt was man braucht. Und das können Netzwerkcarrier und LCC beide, wobei es die LCC Töchter der Netzwerkairlines waren, die mit den Paketen angefangen haben.
Es geht doch vor allem um Komfort an Bord, und da bietet einem so manche LCC auf der Kurzstrecke mehr Sitzbreite als manche "Premiumairline" auf der Langstrecke. Auch beim Check-in sind manche LCC deutlich besser aufgestellt als manche Netzwerkairlines in der Businessclass. (bei meinem letzten LCC Flug konnte ich problemlos mein Gepäck 5 Stunden vor dem Flug aufgeben, bei meinem vorletzten Businessclassflug musste ich warten bis 2.5 Stunden vor dem Flug der Schalter aufmachte).
Wenn Carrier A ihre 777 mit 9er-Reihen ausstattet und Carrier B mit 10er, aber gleichzeitig 10% weniger verlangt und dann aufgrund des niedrigeren Preises alle mit B fliegen, zieht A natürlich nach.
Und die Kundschaft wechselt zu Carrier C mit A321 Neo und 18 inch Sitzbreite, natürlich wegen dem Preis. Wir werden einen Boom des Transatlantikverkehrs mit single-aisle sehen, und es wird bei weitem nicht nur der Preis sein, weshalb die Kunden gerne wechseln werden (denn de-facto werden die dafür gar nicht gemachten Flugzeuge nie biliger zu betreiben sein, als auf die Langstrecke optimierte Muster). Auch wenn uns das vermutlich die Marktforscher so erklären werden.
QR hat jahrelang ganz hervorragende Qualität zu einem sehr attraktiven Preis geboten. Ich maße mir nicht an einzuschätzen, ob sie wegen ihrer guten Qualität oder wegen ihrem guten Preis sich am Markt gut etablieren konnten.
Aktuell geht es in vielen Bereichen eher mit der Qualität bergab, und mit dem Preis hoch... Parallel zur Konkurrenz, man kann es sich erlauben.
Jetzt das Netz zu optimieren ist ein logischer Schritt nach vorn.