Das Ende der klassischen Jugendherberge? Hotelbetreiber sprechen von unlauterer Konkurrenz

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Kurzentschlossener

Guest
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In immer mehr Jugendherbergen sieht's mittlerweile wie in Hotels aus. Das gefällt wiederum den Hotelbetreibern nicht.

DAS ENDE DER KLASSISCHEN JUGENDHERBERGE

Flatscreen-TV, eigenes Bad: Solch ein Komfort klingt eher nach einem Hotel. In Wahrheit findet man dies aber mittlerweile auch in immer mehr Jugendherbergen – sehr zum Unmut der Hotelbetreiber, die von unlauterer Konkurrenz sprechen.
[...]
Die Jugendherberge Düsseldorf liegt direkt am Rhein. Der Neubau wurde 2008 eröffnet. Hier wirbt man damit, dass Messegelände und Flughafen schnell zu erreichen sind. Es gibt Tagungsräume – in den größten passen bis zu 210 Personen. „Der ist für dieses Jahr schon so gut wie ausgebucht“, sagt Julia Puneßen, Veranstaltungsleiterin der Jugendherberge. Wer das Tagungspaket bucht, bekommt neben dem Mittagsessen auch zwei Kaffeepausen mit einem kleinen Buffett. Das Angebot sei sehr beliebt. „Wir sind günstiger als ein Hotel“, erklärt Puneßen.
[...]
Das ärgert Rainer Spenke vom Hotel- und Gaststättenverband Nordrhein. „Die Jugendherbergen haben fast Hotelcharakter. Das ist unlautere Konkurrenz.“

Immer mehr Komfort: Das Ende der klassischen Jugendherberge

Ich bin der Meinung, eine Jugendherberge muss praktisch sein, ohne Luxus o.ä. und auch keine Übernachtungen für Geschäftsleute anbieten, das ist einfach nicht ihre Aufgabe.
 
K

Kurzentschlossener

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@Farscape

Freie Marktwirtschaft für Jugendherbergen?

Das Jugendherbergswerk ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein, Jugendherbergen profitieren von staatlicher Förderung. Sie sollten sich auf ihre eigentliche Zielgruppe konzentrieren: Jugendliche und Familien.

Ist es wirklich die Aufgabe der Steuerzahler eine Zweckentfremdung zu subventionieren? :confused:


PS. Beim zweiten Punkt gebe ich dir Recht: Natürlich sind die Hotels darauf neidisch was da in Düsseldorf abgeht. Die Verärgerung kann man aber verstehen oder? Da ist die Messe in der Nähe.
 
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Erfahrenes Mitglied
31.08.2013
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LEJ
Früher wurde gejammert, dass in die Jugendherbergen die Zimmer eine Zumutung sind und der Kaffee aus der Blechkanne nach durchgezogener Bohne schmeckt. In den letzten Jahren haben die DJH neben "Herbergsvätern" auch "Herbergsmütter" bekommen, die Konzepte wurde komplett überarbeitet und die Häuser saniert. Neben der Sanierung wurden auch die Unterkunftsbedingungen der Zeit angepasst. Die Massenräume (8er Doppelstockbetten) und die Geschlechtertrennung verschwand und Familenzimmer und Einzelzimmer hielten Einzug.

Was ist so verwerfliches daran, dass die DHJ mit der Zeit geht. Vor 20Jahren hätte mich keiner in eine Jugendherberge gebracht. Heute ist ein Aufenthalt (mit Kindern) eine optimale Lösung. Tagungen fanden früher auch schon statt, sie wurden nur anders betitelt. Ein kleiner Verein kann sich die teuren Getränke und andere Nebenkosten nicht leisten, also ist die DHJ eine Alternative. Das Tagungsklientel wird immer ein anderes sein, als im Maritim, Accor oder anderen Ketten.
 

SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
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FRA/QKL
Was ist so verwerfliches daran, dass die DHJ mit der Zeit geht. Vor 20Jahren hätte mich keiner in eine Jugendherberge gebracht. Heute ist ein Aufenthalt (mit Kindern) eine optimale Lösung. Tagungen fanden früher auch schon statt, sie wurden nur anders betitelt. Ein kleiner Verein kann sich die teuren Getränke und andere Nebenkosten nicht leisten, also ist die DHJ eine Alternative. Das Tagungsklientel wird immer ein anderes sein, als im Maritim, Accor oder anderen Ketten.
Prinzipiell alles gut. Aber dann bitte den Weg auch konsequent gehen und die Subventionen fallen lassen.
 

Wolke7

Erfahrenes Mitglied
30.08.2010
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Gegen eine Modernisierung ist nichts einzuwenden.
Meine Bedenken beziehen sich auf die schleichende Zweckentfremdung.

So eine umfangreiche Zweckentfremdung sehe ich nicht. Jugendherbergen und Hotels machen sich nach meiner Beobachtung nur wenig Konkurrenz. Die Tagungsraeume werden am haeufigsten von Schulklassen, Vereinen, Unis usw. genutzt.
Die Zimmer sind zwar inzwischen modernisiert, haben eigene Toiletten und manchmal auch Duschen, sie bieten aber auf keinen Fall Hotelstandards.
Die Gastronomie hat immer noch Cafeteria Charakter mit Plastiktablett, Trinkbechern und der Bitte, die Tische nach der Mahlzeit abzuraeumen und abzuwischen.
Schliesslich ist der Preis auch nicht mehr so guenstig - erst recht nicht im Vergleich zu unabhaengigen Hostels.

Das sagt jemand, der seit ueber 30 Jahren Mitglied im DJH ist und auch heute noch Jugendherbergen bei Radreisen gern nutzt. Uebrigens unter anderem, weil man nicht so schraeg angeschaut wird, wenn man gegen Abend verschwitzt und evtl. nicht mehr ganz sauber mit dem Rad vorfaehrt und in der Lobby auftaucht.
 
K

Krematorium

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Die Konkurrenz für die Hotels sehe ich weniger in den Jugendherbergen, als in solchen Portalen wie Airbnb, in denen Privatleute ihre Wohnung oder einzelne Zimmer untervermieten.
 
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Kurzentschlossener

Guest
Der Ton wird schärfer.

"Rufschädigung": Jugendherberge verklagt Hotel-Bewertungsseite

Die Bewertung einer Berliner Jugendherberge im Internet beschäftigt den deutschen Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe. Die Betreiber der Unterkunft in Berlin-Mitte haben das Online-Reisebüro HolidayCheck verklagt: Sie wehren sich gegen negative Angaben auf dem Internetportal von HolidayCheck. Wann der BGH-Senat sein Urteil verkünden wird, blieb nach der Verhandlung am Donnerstag offen.

Die für die Internetseite des Reisebüros abgegebenen Bewertungen werden vor ihrer Freischaltung zwar durch eine Software vorab auf Beleidigungen, Schmähkritik oder Eigenbewertungen anderer Hotelbetreiber geprüft. Eine Kontrolle danach, ob der Inhalt richtig ist, findet jedoch nicht statt.

Jugendherberge verklagte Hotel-Bewertungsseite

Ich wusste gar nicht, dass eine Jugendherberge auf dem Internetportal von HolidayCheck bewertet werden darf, als würde es sich dabei um ein Hotel handeln. :eek:
 

janetm

Erfahrenes Mitglied
11.02.2012
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DUS, HAJ, PAD

dunni

Aktives Mitglied
09.01.2015
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Ich würde eher sagen, die Qualitätsjournalisten kennen hier den Unterschied nicht (könnte evtl. auch daran liegen, dass es Österreicher sind, ich weiß es nicht). Von der Beschreibung her dürfte es aber der Hostel-Fall sein.
 
K

Kurzentschlossener

Guest
Jetzt hat man eine Beschwerde gegen Jugendherbergen in Brüssel eingelegt.

Noble Herbergen in Großstädten
Noch Jugendherberge oder schon Hotel?


„In Großstädten gibt es mittlerweile ein so großes Angebot an günstigen Unterkünften – warum wird die eine staatlich gefördert und*andere werden es nicht?“ Oliver Winter, Gründer und Leiter der Hotel- und Hostelkette A&O hat eine Beschwerde gegen Jugendherbergen in Brüssel eingelegt.

Noch Jugendherberge oder schon Hotel? / Deutschland / Welt / Wirtschaft / Nachrichten - HAZ - Hannoversche Allgemeine

Die Auseinandersetzung spitzt sich zu.
 
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Kurzentschlossener

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Zumindest war es eine Herausforderung an die Mädchen ranzukommen. Wir mussten entweder klettern oder durch ein Fenster bzw. eine Hintertür.
 

Tirreg

Rutscher des Grauens
08.03.2009
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FRA
Ich vermute, die Hostels sind die eigentlichen Verlierer der Entwicklungen.

Auf der einen Seite die Jugendherbergen, die vom Komfort her aufrüsten, auf der anderen Seite die preiswerten Motelketten wie MotelOne, Dormero, die für kleines Geld sehr ordentliche Zimmer bieten (aber eben keinen "Schnick-Schnack" wie 24/7 Room Service, Pool und Fitnessraum oder Reinigung).

Zu den Jugendherbergen: Die Anforderungen der Kunden sind eben deutlich gestiegen. Mit dem Interail-Pass im D-Zug reist keiner mehr um dann zur Jugendherberg im Ort zu Trampen. Ist ja auch hier so, dass die Leute als einzige Lebensleistung gerade mal ihr Abi geschafft haben und schon jammern wie die Großen, wenn es als Hilton Diamond kein Upgrade auf die beste Suite des Hauses gibt.

Warum sollte man nicht die Jugendherbergen weiterhin mit Subventionen fördern? Für Familien, Klassenfahrten, Studienfahrten muss es doch auch bezahlbare Alternativen, die nicht gleich den Charme einer NVA-Kaserne in den 70ern haben, geben. Da man zum Übernachten ein DJH-Ausweis benötigt, sollte man darüber steuern, dass während Messezeiten nicht Geschäftsreisende an den Standorten übernachten und die eigentliche Zielgruppe ohne Übernachtungsmöglichkeit dasteht.

Generell sollte man aber auch Firmen, die für Veranstaltungen eben kein so großes Budget haben, dass das halbe Hyatt gemietet wird, ein paar hochkarätige Gastsprecher eingeladen werden und am Abend Celine Dion singt beim Hummer Buffet, eine Möglichkeit geben, Firmenveranstaltungen (Tagungsraum) abzuhalten. So ein kleiner Handwerksbetrieb mit 10 Mitarbeitern und kleinerem Budget als McKinsey oder die ERGO-Versicherung braucht eben auch Räume, die bezahlbar sind.
 

Wolke7

Erfahrenes Mitglied
30.08.2010
3.045
462
Warum sollte man nicht die Jugendherbergen weiterhin mit Subventionen fördern? Für Familien, Klassenfahrten, Studienfahrten muss es doch auch bezahlbare Alternativen, die nicht gleich den Charme einer NVA-Kaserne in den 70ern haben, geben. Da man zum Übernachten ein DJH-Ausweis benötigt, sollte man darüber steuern, dass während Messezeiten nicht Geschäftsreisende an den Standorten übernachten und die eigentliche Zielgruppe ohne Übernachtungsmöglichkeit dasteht.

Hier liegt wohl der Grund fuer die Beschwerde von A&O. Die unabhaengigen Hostels (A&O, Generator u.a.) sehen sich im Wettbewerb um Schulklassen und Jugendgruppen benachteiligt, weil DJH-Hostels staatliche Zuschuesse erhalten. Das ist wie eine Subvention.
Der Markt um Schulklassen und Gruppen ist heiss umkaempft. In den groesseren europaeischen Gruppenzielen (z.B. Berlin, Prag, Budapest, Amsterdam) sind alle Arten von Hostels vertreten.
Dabei geht es erst in zweiter Linie um Backpacker, die entweder in den von Dir genannten BudgetHotels buchen, in kleinen Hostels, die fuer Gruppen ungeeignet sind, absteigen oder eben in den groesseren Hostels unterkommen. Diese Groessenordnung kann man vernachlaessigen.

Uebrigens ist zum Uebernachten in den DJH Hostels inzwischen die Mitgliedschaft nicht mehr obligatorisch, weder fuer Backpacker noch fuer Gruppen. Mitglieder erhalten aber einen Rabatt.