Lohnt sich eine Promotion heutzutage noch?

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kaninchen

Erfahrenes Mitglied
10.10.2009
408
0
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Ich möchte hier diejenigen Leute in diesem Forum ansprechen,die einen Master-Abschluss bzw.eine Promotion haben.Meine Frage lautet: Lohnt sich der Aufwand, nach einem bereits erfolgreich abgeschlossenen Studium,heutzutage noch zu promovieren,oder sollte man sich lieber gleich ins Berufsleben stürzen? Bedeutet eine Promotion in Deutschland auch automatisch immer mehr Gehalt,zwangsläufig mehr Ansehen,bessere Karrierechancen,etc...? Wie sind eure Erfahrungen und in welcher/welchen Branchen seid Ihr tätig bzw.habt ihr einen Master-Abschluß oder promoviert und wo seid ihr heute beruflich tätig?
Bitte keine gegenseitigen Verunglimpfungen,Beleidigungen,Anfeindungen
etc.(wir sind hier schließlich nicht im VVF),sondern nur ernstgemeinte Postings,Diskussionen und Anregungen.Erzählt doch mal ein bißchen über euch und eure Erfahrungen.Vielen Dank an euch alle.
 
Zuletzt bearbeitet:
A

Anonym3762

Guest
Ich antworte hier mal, auch wenn ich nicht direkt angesprochen bin. Ich denke, dass hier kaum Leute mit einem Masterabschluss unterwegs sein werden (außer, sie haben diesen im Ausland erworben), da ja gerade erst die ersten deutschen Masterabsolventen in das Berufsleben starten. Master ist ja eher äquivalent zum Diplom zu sehen.
Ich persönlich finde, dass die Frage nach der Promotion nicht primär wg. des evtl. höheren Geldes oder des damit verbundenen Prestiges entschieden werden sollte, auch wenn ich selber Leute kennen, die hauptsächlich wg. des Titels promovieren möchten. Allerdings denke ich für mich persönlich, dass das die falsche Motivation ist und jmd., der das hauptsächlich aus dieser Motivation heraus macht, verdammt lange 4 Jahre (oder wie lang dauert die durchschnittliche Promotion?) wären.
 

Ralf1975

Erfahrenes Mitglied
12.05.2009
6.122
17
Das hängt wohl auch vom Fach ab, welches man studiert. Eine "richtige" Antwort wird es auf die Frage wohl nicht geben.
 

Toconaur

Erfahrenes Mitglied
08.02.2010
4.530
0
in Quarantäne
Das hängt wohl auch vom Fach ab, welches man studiert. Eine "richtige" Antwort wird es auf die Frage wohl nicht geben.

Ich würde sagen, dass es nicht nur auch, sondern hauptsächlich von der Fachrichtung abhängig ist.

Insbesondere in den Naturwissenschaften geht ohne Promotion -egal ob man in der Lehre oder in der freien Wirtschaft arbeiten möchte- wenig. Diese Dissertationen, die dann z.B. zum Dr.rer.nat. führen, sind dann meist mit viel Arbeitseinsatz und einer leider recht geringen Bezahlung verbunden. Dabei sollte aber sicher auch das Forschungsinteresse und nicht nur der Ausblick auf die zwei Buchstaben vor dem Namen im Vordergrund stehen.

Einen interessanten Artikel gab es im der FAZ, der sich mit in vermeintlich fremden Disziplinen beschäftigt:

Promotionen: Was ist ein Dr. biol. hum. denn wert? - Campus - Beruf und Chance - FAZ.NET
 

Daniel24

Erfahrenes Mitglied
13.05.2009
482
39
Stuttgart / Muenchen
Aus meiner Sicht macht eine Promotion nur aus Karriere-, Prestige- oder Bezahlungsgründen nicht sonderlich viel Sinn.

Allerdings gibt es doch einige Doktoranden, bei denen ich das Gefühl habe, dass obige Gründe im Vordergrund standen.

Idealerweise sollte der Grund fachlicher Art sein, z.B. weil man sich intensiver als im Studium für längere Zeit mit einem Thema beschäftigen möchte.

In den naturwissenschaftlichen Fächern (zumindest kann ich das aus meiner Erfahrung für Informatik sagen, wenn man das mal noch zu den Naturwissenschaften zählt) wird man allerdings meistens eine volle BAT2a-Stelle haben. Als Alternative bietet sich auch noch eine Promotion in der Industrie an, wenn es etwas praxisnäher sein soll.

Bei meinem aktuellen Arbeitgeber (großer Automobilzulieferer, Forschung/Entwicklung) macht der Titel auch keinen direkten Gehaltsunterschied, bezahlt wird nach der Stelle, die man ausübt. Früher war das mal anders, da wurde man mit Promotion direkt in eine andere Tarifstufe eingestellt.
 

hlewen

Erfahrenes Mitglied
14.03.2009
763
2
42
Karlsruhe
Die meisten Aspekte wurden hier ja schon genannt. Es rein aus monetären Gründen zu machen, ist wahrscheinlich der falsche Weg, auch weil einem niemand später ein höheres Gehalt garantiert.
Man sollte hier vielleicht auch die Arten der Promotionen unterscheiden, vor allem bzgl. des damit verbundenen Zeitaufwands. Während es in der Beratung genügend Beispiele gibt, wo die Leute ein Jahr aussteigen und dann in dieser Zeit (extern) ihren Doktor machen, ist dies als Doktorand an der Uni in der Regel nicht möglich. Je nach Fach (Jura und Medizin mal ausgenommen) sollten 3-6 Jahre an der Uni die Regel sein.
Hier ist es aber ganz wichtig zu schauen, ob der Professor genügend Drittmittel für eine volle Stelle hat, ansonsten kann es passieren, dass man auf einer halben Stelle (jetzt meist TVL 13) landet, und dies ist dann doch schon wenig zum Leben. Außerdem sollte der Professor genügend Mittel für Reisen haben. Wer will schon Konferenzreisen aus der eigenen Tasche bezahlen (ja, so etwas gibt es wirklich)?

Für mich hat damals den Ausschlag gegeben, dass ich in der Tat noch forschen wollte, und die Rahmenbedingungen auch stimmten. In der Zeit habe ich die Welt kennen gelernt auf Konferenzreisen und durch Projektmeetings. Ich würde es auf jeden Fall wieder machen (auch wenn der Abschluss noch bis Ende des Jahres dauert (toi, toi, toi ;-) ). Meine Kommilitonen, die danach sofort in die Industrie gegangen sind, verdienen zwar allesamt mehr Geld, und haben oft auch den Aufstieg zum Manager/Gruppenleiter geschafft, trotzdem hatten sie nicht die gleichen Freiräume wie ich in den letzten 4,5 Jahren.

Also mein persönlicher Rat: Schau Dir Deine Familiensituation an, schau Dir die durchschnittliche Promotionsdauer für Deinen Bereich an Deiner Wunschuni an, und prüfe die angebotene Stelle. Mach es nicht nur für das Geld.
 

Weltreisender

Erfahrenes Mitglied
05.04.2009
3.173
495
LEJ
Um Deine Fragen zu beantworten:
Im Durchschnitt haben promovierte Mitarbeiter die höheren Gehälter und die besseren Karrierechancen. Insbesondere wie oben erwähnt im Bereich der Naturwissenschaften und dem Ingenieurwesen. Letztlich ist die Promotion ein Beleg dafür, dass jemand schon mal wissenschaftlich gearbeitet hat, was bei den o. g. Bereichen von Vorteil ist.
 

jubo14

Erfahrenes Mitglied
29.03.2010
1.027
0
zwischen DTM und PAD
Zunächst muss man die Promotionen mal grob untergliedern.

Wer eine Uni-Karriere anstrebt kommt überhaupt nicht darum herum.
Bei allen anderen kann man dann die folgenden Gruppen unterscheiden.

Da sind erstens die Promotionen, die sich quasi nahtlos in die Ausbildung einfügen. Bestes Beispiel sind hier die Mediziner.

Dann gibt es die Gruppe, bei der die Promotion eine quasi zwingende Weiterbildung ist, um überhaupt einen Job bekommen zu können. Da finden sich fast alle Natur- und Gesellschaftswissenschftler wieder.

Die nächste Gruppe ist die der Absolventen, die sich halt noch etwas in der Forschung tummeln wollen und sich dann eventuell einen besseren Job im Anschluss versprechen. Ich denke mal, dass ich hier hauptsächlich die Ingenieure wiederfinden.

Und dann gibt es noch die Gruppe derjenigen, die sich während ihres Berufsleben entschließen eine Promotion zu starten. Innerhalb dieser Gruppe gibt es dann aber auch wieder zwei unterschiedliche Strömungen.
Da sind einerseits die, die es aus Interesse an einem bestimmten Thema machen, und andererseits diejenigen, die ihre Visitenkarte unbedingt "aufhübschen" wollen. Über den Wert der Arbeiten dieser letzten Gruppe, in der sich auffällig viele Hauptabteilungsleiter, Geschäftsführer oder Vorstände größerer Unternehmen wiederfinden, möchte ich mich nun aber nicht genauer auslassen.

Ich selber habe Anno 1989 einen Abschluss als Dipl.-Ing. und gleichzeitig einen als Master of Engineer gemacht. Nun gut, das lag sicher daran, dass schon damals Bergbauingenieure überwiegend ihren Job im Ausland antraten und daher der Internationale Abschluss notwendig war.
Ich habe dann 1998 mit einer Promotion angefangen, weil ich ein spannendes Thema hatte. Der "Doktorvater" war schnell gefunden, die Zustimmung meines Arbeitgebers die Betriebsdaten zu verwenden und dann auch zu veröffentlichen hatte ich, das Gerüst der Arbeit stand und die Daten von einigen Werken waren bereits erhoben, als sich meine berufliche Situation radikal änderte und ich so gezwungen wurde meine Arbeit abzubrechen.
Persönlich trauere ich der Arbeit noch immer etwas hinterher, aber karrieremäßig hätte sie mir absolut nichts gebracht. Ich war damals Abteilungsleiter und wäre das auch noch heute und wäre auch bis zur Rente nicht anderes mehr geworden. Denn ich war damals nicht ins Ausland gegangen, sondern in die Deutsche Steinkohle.

"Gelohnt" hätte sich die Promotion bei mir also nicht.
 

Oftaberkurz

Aktives Mitglied
21.08.2009
133
0
STR/TXL
Ich bin ein Geisteswissenschaftler und im öffentlichen Dienst. Die Promotion hat mir bis jetzt finanziell gar nichts gebracht (das Gehaltsgefüge im öD sieht zwar Zuschläge für alles Mögliche, aber nicht für eine Promotion vor). Das war für mich aber auch nicht ausschlaggebend. Ich habe mit einem Stipendium angefangen zu promovieren, das Stipendium dann nach einem guten Jahr zurückgegeben und ein (nicht Lehramt) Referendariat gemacht und daanch meine Vollzeittätigkeit gestartet. Die Promotion habe ich nebenher zuende geführt (hat insgesamt ca. zehn Jahre gedauert, inkl. einer dreijährigen Korrekturphase meiner Betreuer, grummel!) und an meinem Berufsalltag hat sich durch die Promotion nichts geändert, weil die Promotion fast nichts mit dem Berufsalltag zu tun hat. So dürfte das häufig sein, weil Verwaltungs- und Moderationstätigkeiten das Inhaltliche bzw. Fachliche doch sehr überwiegen, zumindest wenn man Personalverantwortung o.ä. bekommt. Ich habe auch nicht den Eindruck, daß ich meinen nichtpromovierten Kollegen bei diesen Aufgaben durch meine Promotion "überlegen" bin, weil hier doch häufig andere Fähigkeiten gefragt sind.

Trotzdem war die Promotion für mich richtig. Ich mag mein Studienfach nach wie vor und wenn ich manchmal noch ein wenig "wissenschaftlich" tätig bin (ein Aufsatz, ein Vortrag auf einer Fachtagung etc.), befriedigt das mein Ego ganz ungemein und darum geht es doch bei dem meisten, was man im Leben tut.

Die Frage, ob sich die Promotion "lohnt", muß also jeder für sich beantworten und sich vorher über seine Kriterien klar werden. Wenn es nur ums Geld geht, sagen die Statistiken - wie Weltreisender und hiewen schon bemerkt haben -, daß es sich häufig lohnt, aber - Umkehrschluß - manchmal halt auch nicht.

Mach es, wenn Du den inneren Drang verspürst, laß es, wenn sich eine gute andere Gelegenheit bietet und Du nicht den Eindruck hast, dadurch etwas zu verpassen.
 

Pax vobiscum

Erfahrenes Mitglied
21.12.2009
4.129
216
kurz vor BER, ♂
...ich schließe mich meinen Vorrednern an. Das muss wirklich jeder für sich entscheiden. Ohne konkrete Infos zu Deiner Studienrichtung und Deinen Zielen kann man auch schlecht einen Rat geben.
Bei Forschung, ob an der Uni oder in der Industrie, Chemie usw. ist es Usus.
 

epericolososporgersi

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
2.028
27
Hast du Interesse an dem Thema und der wissenschaftlichen Arbeit, dann mache es.

Willst du an der Universität bleiben und später möglchst einen Lehrstuhl erhalten, dann kommst du nicht drumrum.

Hast du ein Studium abgeschlossen, in dem es üblich ist, eine Promotion zu haben, dann kann es sinnvoll sein, auch selbst zu promovieren.

Interessiert dich das Thema eigentlich nicht und hast du bereits eine interessante Arbeitsstelle in Aussicht, bei der dir die Promotion nichts bringt, dann unterschreib den Arbeitsvertrag und lass die Promotion erst einmal sein.

Ich habe mit meiner Promotion angefangen, sie dann aber aufgegeben, als ich in meinen (Zweit-)wunschberuf einsteigen konnte. Bereut habe ich es zu keinem Zeitpunkt.