Ich habe mich auf mehrere Praktikumsstellen in großen deutschen Konzernen beworben, und habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Stellen in Vollzeit absolviert werden müssen, man zugleich als Vollzeitstudent immatrikuliert sein muss und man nicht mal Gehalt bekommt dafür. Auch werden keine Sozialleistungen bezahlt und für die Pensionsrechung bringt mir das natürlich dann auch nix.
Ich finde das ist Ausbeute.
Als positives Beispiel möchte ich BMW hervorheben, die für freiwillige Praktika je nach Fortschritt im Hochschulstudium min. 620 € abzüglich Sozialleistungen bezahlen.
Ist das Usus in Deutschland dass Praktika gar nicht bezahlt werden und BMW da eine sehr positive Ausnahme, oder habe ich einfach nur eine schlechte Auswahl an potentiellen Arbeitgebern getroffen?
Ich denke, es kommt wirklich darauf an, was Dein Vorbildungsstand ist, was es für ein Unternehmen ist, was das für ein Praktikum wäre, ... - kurz: Was bietest Du und was kostest Du in dem konkreten Fall?
Für meinen Arbeitgeber sind Praktika ein Recruitingkanal: Wer von den Bewerbern vom Profil her passen könnte, bekommt ein Angebot, wenn es irgend geht; Mindestdauer idR 8 Wochen, besser länger. Diejenigen bekommen dann auch ein monatlich vierstelliges Entgelt plus Reisekosten, Verpflegungsmehraufwandspauschalen etc. Dafür müssen sie aber auch mitarbeiten und zeigen, dass sie Potential haben, auch erste Beiträge leisten. Deswegen ist ein gewisser Ausbildungsstand in bestimmten Vorbildungsrichtungen erforderlich, sonst macht es für uns keinen Sinn. Denn wir wollen zumindest plus/minus Null da raus kommen, denn idR investiere ich Zeit und Ausbildung in einen Praktikanten, die ich erst mal wieder zurückbekommen muss. (Das Geld ist noch das geringste.) Bei einer Einstellungsrate von ca. 30-40% bekomme ich auch nicht alles über später ersparte Einarbeitungszeit wieder, da muss schon vorher was an Beiträgen kommen.
Recruitingkanal, weil wir hoffen, darüber zusätzlich Leute für uns zu überzeugen, die auch woanders einen guten Job bekämen, und Leute testen zu können, bei denen wir uns nicht ganz sicher sind, wie wir reagieren würden, wenn sie sich später auf Festeinstellung bewerben würden.
Im Moment hab ich drei Praktikanten in meinen Teams, einen vierten hätte ich gehabt - aber wir haben uns nach wenigen Wochen entschieden, dass wir seinen Vertrag von Praktikant auf Festeinstellung ändern und er sein Auslandsstudium vielleicht mal irgendwann macht, aber im Moment passt's einfach für beide Seiten gut.
Praktikantenanteil in den Teams ist immer so zwischen 5% und 20%.
Praktikum anstelle Festeinstellung machen wir per sé nicht, eher im Gegenteil: Wer mit Studium durch ist und Praktikum anstelle Festeinstellung möchte, wird uns nur sehr sehr selten davon überzeugen können, dafür zu sein: Richtig oder gar nicht.
Vielleicht gibt Dir das ein wenig Mut? Es kommt nun einmal wirklich darauf an, was Du anbietest und zu welchem Unternehmen in welcher Branche / mit welchen Tätigkeitsplatz Du willst.