Praktikatenausbeute in Deutschland?

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Eva

HON Circle Deluxe
14.04.2009
845
1
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Ich habe mich auf mehrere Praktikumsstellen in großen deutschen Konzernen beworben, und habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Stellen in Vollzeit absolviert werden müssen, man zugleich als Vollzeitstudent immatrikuliert sein muss und man nicht mal Gehalt bekommt dafür. Auch werden keine Sozialleistungen bezahlt und für die Pensionsrechung bringt mir das natürlich dann auch nix.
Ich finde das ist Ausbeute. (n)
Als positives Beispiel möchte ich BMW hervorheben, die für freiwillige Praktika je nach Fortschritt im Hochschulstudium min. 620 € abzüglich Sozialleistungen bezahlen.

Ist das Usus in Deutschland dass Praktika gar nicht bezahlt werden und BMW da eine sehr positive Ausnahme, oder habe ich einfach nur eine schlechte Auswahl an potentiellen Arbeitgebern getroffen? :cry:
:confused:
 

flysurfer

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
26.000
36
www.vielfliegertreff.de
Was glaubst du, wieso es in Deutschland in den letzten Jahren deutlich geringere Lohnsteigerungen gab als in so ziemlich allen anderen EU-Ländern?
 

Robstar

Erfahrenes Mitglied
09.04.2009
1.056
1
Also ich habe selbst für mein technisches Grundpraktikum 500€ im Monat für 35h/Woche bekommen. Allerdings haben die meisten Anderen nichts dafür bekommen. Erwartet habe ich eigentlich auch nichts, da ich schließlich die Zeit in der dortigen Lehrwerkstadt verbracht habe. Es war aber eine nette Geste des Unternehmens. Das Praktikum habe ich bei einem mittelständischen Unternehmen gemacht, dass in dieser Branche weltweit tätig ist. Die Anderen waren dagegen bei kleineren Unternehmen.

Anderst sieht es meiner Meinung nach bei einem kaufmännischen Praktikum aus Die großen Unternehmen zahlen eigentlich alle so zwischen 500-800 Euro / Monat (UB etc ausgenommen). Da hier aber oft die Praktikantenordnung lockerer ist und man auch im Studium schon weiterfortgeschritten ist, bringt man dem Unternehmen natürlich bei so einem Praktikum schon eher einen Mehrwert. Allerdings sollte man auch hier den Stundenlohn besser nicht ausrechnen. Mich ärgert es mittlerweile immer mehr, dass die Praktikumsdauer oft auf 6 Monate festgelegt ist, anstelle von 3 Monaten. 6 Monate am Stück Praktikum machen ist bei mir einfach nicht möglich.
 

monsieurZ

Reguläres Mitglied
02.02.2010
70
0
Ich habe unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Bei einer Personalberatung wurde mir das Praktikum mit 400 EUR vergütet, nicht viel, aber immerhin hat es Reise- und Wohnungskosten abgedeckt. Mein Praktikum im Strafvollzug wurde dagegen nicht vergütet. Das war auch im Vorneherein klar.
 

SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
20.497
8.894
FRA/QKL
Bei uns erhalten ca. 75% der Praktikanten nach dem Praktikum einen unbefristeten Arbeitsvertrag, oft unter Verzicht auf eine Probezeit, da man sich vorher ja schon kennengelernt hat. Desweiteren nimmt dieser Personenkreis schon ab dem 1. Monat der Festanstellung an der Mitarbeitergewinnausschüttung teil und nicht erst ab dem 7. Monat. Ich finde, dass ist eine sehr gute Kompensation für ein 3-6 Monatiges nicht vergütetes Praktikum.

Die 25%, die nicht übernommen werden haben sich nicht als geeignet erwiesen und trotzdem in den Monaten gute praktische Erfahrungen sammeln können. Eine zusätzliche Bezahlung für 0 Gegenwert (Praktikum ist zumindest bei uns zu 100% zusätzliche Ausbildung, da die Hochschulen ja leider total an der Praxis vorbei ausbilden) sehe ich allerdings definitiv nicht ein.
 
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M

matchcut30

Guest
Bei einem Praktikum bei einer Filmproduktion gab es mal das "Praktikantenschwein", was tatsächlich eine Porzellanschweinesparbüchse war, in welche die komplette Crew täglich eingezahlt hat. Auf das Schwein hatte ein Witzbold geschrieben: "Ich mag nur Scheine!" - und das wurde größtenteils auch so gehandhabt.

Als ich ein paar Wochen nach Produktionsende mal höflichst bei der Producerin nach dem Schwein gefragt habe, wurde rumgedruckst, das Schwein sei verschwunden.
Aus intensiverer Nachforschung ergab sich, dass die Produktion den Inhalt des Schweins für einen Zimmerkategoriewechsel der Hauptdarstellerin aufgewendet hatte, um das projektierte Budget zu halten und trotzdem der Dame zu mehr Komfort zu verhelfen.
Diese Schweinerei wurde von mir bei den entsprechenden Einzahlern publik gemacht, woraufhin ein paar bärtige Beleuchter mal bei der Produktion aufgetaucht sind. Ich habe zwei Tage später anstandslos ca. 500 Euro in die Hand gedrückt gekriegt.

Das ganze war übrigens ein 'Tatort' :rolleyes:
 

maniac669

Erfahrenes Mitglied
19.03.2010
744
3
Praktikanten ausbeute ist leider gang und gebe, ist ja bei Azubis auch schon oft genug so.
In der Sparkasse werden Azubis übrigens Benno genannt. Betriebs eigener neger niedrigster ordnung.

Einfach wunderbar.
 

west-crushing

Erfahrenes Mitglied
03.08.2010
7.803
2.311
CGN
Und wer geht bei der Praktikantenausbeute ganz vorne voran? Vater Staat natürlich, der ja sonst immer ach so tolle Moralvorstellungen predigt.
Meine Praktikum in der freien Wirtschaft ist bezahlt (wenn auch weniger wirklich bezahlt, als mehr ne nette Geste), das beim Staat nicht...
 

KaiserPinguin

Erfahrenes Mitglied
20.08.2010
1.442
0
DUS
Ich habe mich auf mehrere Praktikumsstellen in großen deutschen Konzernen beworben, und habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Stellen in Vollzeit absolviert werden müssen, man zugleich als Vollzeitstudent immatrikuliert sein muss und man nicht mal Gehalt bekommt dafür. Auch werden keine Sozialleistungen bezahlt und für die Pensionsrechung bringt mir das natürlich dann auch nix.
Ich finde das ist Ausbeute. (n)
Als positives Beispiel möchte ich BMW hervorheben, die für freiwillige Praktika je nach Fortschritt im Hochschulstudium min. 620 € abzüglich Sozialleistungen bezahlen.

Ist das Usus in Deutschland dass Praktika gar nicht bezahlt werden und BMW da eine sehr positive Ausnahme, oder habe ich einfach nur eine schlechte Auswahl an potentiellen Arbeitgebern getroffen? :cry:
:confused:

Ich denke, es kommt wirklich darauf an, was Dein Vorbildungsstand ist, was es für ein Unternehmen ist, was das für ein Praktikum wäre, ... - kurz: Was bietest Du und was kostest Du in dem konkreten Fall?

Für meinen Arbeitgeber sind Praktika ein Recruitingkanal: Wer von den Bewerbern vom Profil her passen könnte, bekommt ein Angebot, wenn es irgend geht; Mindestdauer idR 8 Wochen, besser länger. Diejenigen bekommen dann auch ein monatlich vierstelliges Entgelt plus Reisekosten, Verpflegungsmehraufwandspauschalen etc. Dafür müssen sie aber auch mitarbeiten und zeigen, dass sie Potential haben, auch erste Beiträge leisten. Deswegen ist ein gewisser Ausbildungsstand in bestimmten Vorbildungsrichtungen erforderlich, sonst macht es für uns keinen Sinn. Denn wir wollen zumindest plus/minus Null da raus kommen, denn idR investiere ich Zeit und Ausbildung in einen Praktikanten, die ich erst mal wieder zurückbekommen muss. (Das Geld ist noch das geringste.) Bei einer Einstellungsrate von ca. 30-40% bekomme ich auch nicht alles über später ersparte Einarbeitungszeit wieder, da muss schon vorher was an Beiträgen kommen.

Recruitingkanal, weil wir hoffen, darüber zusätzlich Leute für uns zu überzeugen, die auch woanders einen guten Job bekämen, und Leute testen zu können, bei denen wir uns nicht ganz sicher sind, wie wir reagieren würden, wenn sie sich später auf Festeinstellung bewerben würden.

Im Moment hab ich drei Praktikanten in meinen Teams, einen vierten hätte ich gehabt - aber wir haben uns nach wenigen Wochen entschieden, dass wir seinen Vertrag von Praktikant auf Festeinstellung ändern und er sein Auslandsstudium vielleicht mal irgendwann macht, aber im Moment passt's einfach für beide Seiten gut. :) Praktikantenanteil in den Teams ist immer so zwischen 5% und 20%.

Praktikum anstelle Festeinstellung machen wir per sé nicht, eher im Gegenteil: Wer mit Studium durch ist und Praktikum anstelle Festeinstellung möchte, wird uns nur sehr sehr selten davon überzeugen können, dafür zu sein: Richtig oder gar nicht.

Vielleicht gibt Dir das ein wenig Mut? Es kommt nun einmal wirklich darauf an, was Du anbietest und zu welchem Unternehmen in welcher Branche / mit welchen Tätigkeitsplatz Du willst.
 

capetonian

Parlour Talker
15.03.2010
3.827
8
CPT
Wir haben unsere Praktikanten/-innen immer bezahlt, ich nehme aber keine mehr, da es meistens das Gegenteil von der hier bekrittelten Praktikanten/-innen Ausbeutung war. 90% erwiesen sich selbst nach 3 Monaten noch als komplett unfaehig und lern-unfaehig beziehungsweise -unwillig.

Ist ja natuerlich auch cool, ein Praktikum in Kapstadt zu machen....

Es gibt daher immer zwei Seiten von der Medaille.
 
M

matchcut30

Guest
Es ist doch wie immer: Es ist vorher bekannt, dass das Praktikum bei Firma oder Institution A nicht vergütet wird. Ich kann mich entscheiden, ob ich da hingehe (wenn sie mich nehmen) oder zu Firma/Institution B innerhalb der gleichen Branche, die hingegen eine Vergütung liefert. (Wenn sie mich nehmen). Gibt es diese Wahl nicht, oder werden in einer Branche grundsätzlich nur unbezahlte Praktika angeboten, habe ich eben Pech gehabt.

Viel problematischer finde ich die zunehmende Vermischung von Praktikum und regulärer Anstellung in den Köpfen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Was ich in meinem Arbeitsumfeld, das vor lauter Praktikanten zu bersten scheint, beobachte, ist eine zunehmende - auch monetäre - Adaption des Praktikumverhältnisses in die Arbeitsverträge. Grundsätzlich nur 3 oder 6 Monate, Vergütung ein Witz, "seien sie froh, dass sie überhaupt was bekommen, viele andere würden diesen Job für lau machen"... und natürlich lecken die lieben Kollegen den Arbeitgebern den Stift zur Unterschrift dieser prekären Verträge gradezu aus der Hand. Und so kann zumindest ich schon nicht mehr trennen, ob das, was einer hier macht, noch ein Praktikaten- oder vielleicht ein Angestelltenverhältnis ist... die Konditionen sind zu ähnlich. Und alle machen mit.
 
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Reaktionen: peter42 und flysurfer

economyflieger

Erfahrenes Mitglied
22.02.2010
4.977
1
Ostsee
Ich habe unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Bei einer Personalberatung wurde mir das Praktikum mit 400 EUR vergütet, nicht viel, aber immerhin hat es Reise- und Wohnungskosten abgedeckt. Mein Praktikum im Strafvollzug wurde dagegen nicht vergütet. Das war auch im Vorneherein klar.

Wieso sollte es im Knast auch Geld geben....=;=;
Wie lange hast Du denn gesessen??
 

Farscape

Erfahrenes Mitglied
24.09.2010
6.973
6
Wien
Das duale Ausbildungssystem "Lehre" Beweist es geht Schule + Arbeit + Gehalt; gar keine Anerkennung für seine Leistung zu erhalten ist eine Schweinerei!
Wie bei Arbeitsverträgen gilt doch; wer nichts taugt wird entlassen.
Man könnte doch meinen dass man als Student seit Jahren alles selbst bezahlt hat und man währenddessen nicht bezahlt wurde, Lehrlinge jedoch von Anfang an keine Ausbildungsgebühren bezahlen mussten und vom Start an ein Gehalt erhielten.
Ps: Ich hab die Lehre gemacht, hätte jedoch gerne mal Studiert.
 

Timtim

Erfahrenes Mitglied
29.10.2009
1.414
4
STR
Schon mal ueber ein Auslandspraktikum nachgedacht? Siemens bezahlt in den USA $1700 Netto und sponsert noch ein Auto oben drauf. Offene Stellen gibt's viele.

Gruesse,
Tim
 

metollica80

Erfahrenes Mitglied
16.05.2010
443
0
MA/LU
Schon mal ueber ein Auslandspraktikum nachgedacht? Siemens bezahlt in den USA $1700 Netto und sponsert noch ein Auto oben drauf. Offene Stellen gibt's viele.

Gruesse,
Tim

Oh, danke für den Hinweis... gibt es hier im Forum zufällig jemanden, der in einem Unternehmen Personalverantwortung trägt?
 

MarcelL

Doppel-Null-Statusinhaber
08.03.2009
904
0
Mannheim
Es kommt eben drauf an, was man studiert mit welcher Vertiefung.
Ich will mich nicht beklagen. In BWL wird keiner ausgebeutet (wir beuten eher die anderen aus :D).

Ich kenne kaum jdm, der ein gratis Praktikum absolviert hat/musste.
Die Spanne schwankt von 600-1500 bei Großunternehmen, MidCaps, dt. Mittelstand, wobei es mir nicht auf die Bezahlung ankommt.
Entscheidend ist, dass ich davon etwas habe und mir vorstellen kann, dort auch später tätig zu sein. Ob 800 oder 1200... das ist dann zweitrangig.

EDIT: ps: leider ohne Gewinnbeteiligung :cry:
 
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