Der hat ja keine Ahnung : "Warum die Meilen-Manie oft blind macht"

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dreschen

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:blah::blah::blah:

Warum die Meilen-Manie oft blind macht

Ich mache mir aus Bonusmeilen wenig, aber wundere mich immer wieder, was für Verrenkungen andere unternehmen, um sie zu ergattern. Am irrationalsten sind Vielflieger mit großer Angst, ihren Status zu verlieren.

Zum Jahresanfang habe ich mal alte Korrespondenz bei mir aufgeräumt. Da fiel mir ein Schreiben mit der Gutschrift meiner ersten 6.000 Bonusmeilen von 1994 in die Hände. Damals war ich gerade mit der Uni fertig und das ganze war wie ein Ritterschlag, der „Willkommen in der großen Welt der Vielflieger“ verhieß. Meilen waren damals in Deutschland etwas völlig Neues, obwohl sie der visionäre Boss von American Airlines, Bob Crandall, schon lange zuvor in den USA eingeführt hatte.

Mit meinen paar Meilen brauchte ich allerdings Jahre, bis ich es bei einem Sonderangebot zu meinem ersten Freiflug nach Venedig brachte. Inzwischen, hunderttausende Bonusmeilen und diverse Silberkarten später, kann ich nur den Kopf schütteln, wie dieses Thema das Verhalten der Fluggäste und Passagierströme in einem Maße beherrscht, die ich schlicht gesagt idiotisch finde. Gerade die gewieftesten Top-Manager, die sonst eisenhart um jeden Cent kämpfen für ihre Firma, werden da plötzlich so kindisch wie Achtjährige, die ihre Eltern anbetteln, ständig beim Fritten-und-Buletten-König zu essen, nur weil der perfide mit Plastikspielzeugen zum ungesunden Futter lockt.

Warum die Meilen-Manie oft blind macht - Magazin - airliners.de
 
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ckone501

Erfahrenes Mitglied
22.11.2009
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Warum die Meilen-Manie oft blind macht

Warum die Meilen-Manie oft blind macht
Spaethfolge (13)

Ich mache mir aus Bonusmeilen wenig, aber wundere mich immer wieder, was für Verrenkungen andere unternehmen, um sie zu ergattern. Am irrationalsten sind Vielflieger mit großer Angst, ihren Status zu verlieren.


Luftfahrtjournalist und Vielflieger Andreas Spaeth mit Beobachtungen und Erlebnissen aus der weiten Welt der Luftfahrt.

Zum Jahresanfang habe ich mal alte Korrespondenz bei mir aufgeräumt. Da fiel mir ein Schreiben mit der Gutschrift meiner ersten 6.000 Bonusmeilen von 1994 in die Hände. Damals war ich gerade mit der Uni fertig und das ganze war wie ein Ritterschlag, der „Willkommen in der großen Welt der Vielflieger“ verhieß. Meilen waren damals in Deutschland etwas völlig Neues, obwohl sie der visionäre Boss von American Airlines, Bob Crandall, schon lange zuvor in den USA eingeführt hatte.

Mit meinen paar Meilen brauchte ich allerdings Jahre, bis ich es bei einem Sonderangebot zu meinem ersten Freiflug nach Venedig brachte. Inzwischen, hunderttausende Bonusmeilen und diverse Silberkarten später, kann ich nur den Kopf schütteln, wie dieses Thema das Verhalten der Fluggäste und Passagierströme in einem Maße beherrscht, die ich schlicht gesagt idiotisch finde. Gerade die gewieftesten Top-Manager, die sonst eisenhart um jeden Cent kämpfen für ihre Firma, werden da plötzlich so kindisch wie Achtjährige, die ihre Eltern anbetteln, ständig beim Fritten-und-Buletten-König zu essen, nur weil der perfide mit Plastikspielzeugen zum ungesunden Futter lockt.

Die Gier nach Status, ausgedrückt in silbernen, goldenen oder gar pechschwarzen Plastikkarten, schaltet beim vielfliegenden Teil der Elite in der heutigen Weltwirtschaft zuweilen das Gehirn ab. Gleichzeitig haben sich die Airlines ein Instrument zur Kundenbindung geschaffen, das Abhängigkeiten verursacht, die sonst nur noch mit der Nikotin- oder Spielsucht zu vergleichen sind.

Schon ganz simple Rechnungen zeigen die Blödheit dieses Spiels: Im Lufthansa-SkyShop kostet aktuell eine Joggingjacke 52.000 Meilen – oder 199 Euro. Absurd, wenn man überlegt, dass ein Flug in Business Class von Frankfurt nach Sao Paulo rund 12.000 Meilen einbringt. Noch absurder, wenn man weiß, dass ein Upgrading von Business in First Class auf einer solchen Strecke „nur“ 50.000 Meilen kostet. Rechnet man das um in den Mehrwert, den man im Vergleich der Tarife für First und Business Class dadurch erhält, entspricht das leicht einer Summe von 3.000 Euro und mehr. Merke: Wer Gartengrills, Weinflaschen oder Flugzeugmodelle mit Meilen bezahlt, ist selbst schuld.

Diese Erkenntnis beherzigend bin ich zuletzt mehrfach in den Genuss von Lufthansas First Class-Service gekommen, dank meiner Meilen. Das ist ein gutes Gefühl. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen am meisten freuen, es muss gar nicht immer Champagner und Kaviar sein, die es hier selbstverständlich auch gibt und die ich nicht verschmähe. Aber auf einem langen Tagflug nach Amerika nach sechs oder acht Stunden ein kaltes, erfrischendes Weißbier zu trinken, hat was. Man muss nicht Waldi-Hartmann-Fan sein, um das zu genießen.

Neulich, auf dem Weg von Düsseldorf nach Miami, sitzt in der First ein Unternehmensberater einer Top-Firma neben mir. Ein Mann, der sicher viel Geld verdient mit seinen schneidigen Analysen und ein kühler Rechner ist. Aber nicht wenn es um sein Plastikkärtchen geht. Es stellt sich heraus, dass er um seinen Senator-Status bangen muss. So hat er kurzerhand eine Rettungsmission in eigener Sache gestartet und einen dreistündigen (!) Kundentermin im Flughafenhotel von Miami anberaumt, fliegt danach direkt wieder zurück. Tausende Euro Spesen verbraten und tonnenweise CO2 in die Atmosphäre gepustet – aber mit beherztem Eingreifen das alles entscheidende Stück Edel-Plastik gerettet. Geht’s noch?

Ich höre solche Geschichten oft. Da werden die absurdesten Umwege geflogen, lange Wartezeiten in Kauf genommen bei schlechten Anschlüssen, um nur ja keine Meile zu verschenken. Ich gebe zu, ich bin auch froh, dass ich meine Silberkarte für die nächsten zwei Jahre sicher habe. Die macht das Reisen manchmal wirklich schneller und angenehmer. Aber ich würde dafür nie irgendwelche Eskapaden in Kauf nehmen und auf die direkteste und preisgünstigste Flugmöglichkeit verzichten.

Wie das Meilensammeln und das daraus entstehende Streben nach Anerkennung im Extremfall zum einzigen Lebensziel verkommen kann, hat uns ja gerade George Clooney in „Up in the Air“ eindrucksvoll vorgeführt. Ich halte es da lieber mit Michael O’Leary, dem berüchtigten Ryanair-Chef. Ihn fragte ich vor einiger Zeit, als wir in seinem gemieteten Privatjet (!) über Deutschland flogen, ob er sich für seine Firma ein Bonusprogramm vorstellen könnte. Er hat mir nur einen Vogel gezeigt.

Quelle: Warum die Meilen-Manie oft blind macht - Magazin - airliners.de
 
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NG 1

Erfahrenes Mitglied
08.11.2010
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Den selben Bericht wollte ich heute auch schon hir reinstellen, habs aber dann wieder verworfen, weil man mich dafür sicher in der Luft zerrissen hätte.
 
M

matchcut30

Guest
:blah:

in sich völlig inkonsistent.
Einerseits "genießt" er O-Flüge mit Hansens, andererseits kann er Meilensammeln nicht verstehen. Einerseits schneidet er auf, dass sich die Balken biegen (mit MOL in MOLs Privatjet) andererseits ist er ein bescheidener Blümchen-FTL, den es fassungslos macht, dass Leute Bock auf eine schwarze Karte haben.
 

MLang2

Moderator / Newbie-Guide
08.03.2009
8.229
5
MUC
Ein bisschen Ahnung scheint er zu haben, denn er verteufelt den WorldShop. :(

Und die Aussage, daß Statusgier blind macht, ist auch nicht ganz falsch. Daß er nicht schreibt, wie weit einen die Meilen bringen können und wie leicht sie teilweise zu verdienen sind, sollte man ihm danken. Je weniger Leute das wissen, umso besser funktionieren die Meilenprogramme der Airlines. Und umso besser geht es uns.... :)
 
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