Tripreport: noch einmal Schweden Kiruna-Lulea-Stockholm

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concordeuser

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01.11.2011
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Hamburg
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Da ich gerade gebucht habe, kann ich einen weiteren TR Schweden ankündigen. Wie immer werde ich das Forum an meinen Reiseplanungen, Entscheidungen, Gedanken und Eindrücken teilhaben lassen. Dazu möchte ich einige Erfahrungen und Travel-Hinweise zu Schweden geben, die vielleicht für andere Foristas interessant sind.

Anfang Dezember wurde ich zu einem weiteren Beratungstermin / Kurzvortrag nach Stockholm eingeladen. Da ich mich noch immer gerne in Schweden aufhalte, mich dort wohl und inspiriert fühle, habe ich versucht, einige Tage Urlaub und „Rumreisen“ aus den Reisespesen rauszuschlagen (wie immer: soviel wie möglich! Und jedesmal etwas anderes).

Wenn ich später dann wiedergeboren werde, habe ich außer den Jahren in Kalifornien schon fest eingeplant, ein Semester in Schweden zu studieren und mindestens einmal im Leben eine Schwedin zu heiraten. Auch möchte ich Astronaut werden (logisch: nach den Concorde-Erfahrungen) und das Beamen erfinden.

Hat man seinen 50.sten gefeiert, sollte man langsam anfangen, das nächste Leben zu planen.


Diese Tour ist es diesmal geworden.

HAM-OSL 30.11.16
OSL-ARN 30.11.16
ARN-LLA 30.11.16

LLA-KRN 01.12.16 Bahn
---
KRN- ARN 2.12.16
---
ARN-CPH 5.12.16
CPH-HAM 5.12.16

Blicke ich auf HAM-ARN gibt es nach meinem Eindruck die günstigsten Flugtickets direkt bei SAS statt in den einschlägigen Portalen mit ihren vielen Nebenkosten und dem ständigen Beschißversuchen. Eurodingswings versuche ich nach Möglichkeit zu vermeiden, wobei ich wahrscheinlich nicht der einzige SEN in HAM bin, der so denkt. Wie man in den Wald hineinruft so das Echo. Muss man hier nicht weiter ausführen und diskutieren.

Von HAM nach Schweden sind Tickets mit der Direktstrecke HAM-ARN meist recht teuer, aber fast immer werden günstige Tickets via CPH oder OSL angeboten. So ist es für die Strecke Hamburg – Lulea das obige Routing geworden, für 98 Euro. Eine nette Anreise. In Norwegen bin ich Jahrzehnte nicht mehr gewesen, OSL kenne ich noch nicht. Kritisch kann das Umsteigen in ARN mit 45 Minuten werden, da ich in Terminal 5 ankomme und von Terminal vier abfliege. Und es gibt keinen Direktübergang, sondern man muss in den öffentlichen Bereich, durch das ewige überfüllte Chaos im Bereich von Norwegian und wieder durch die Fummelbude. Wenn es schiefgeht habe ich Alternativen herausgesucht, wenn es ganz schiefgehen sollte, gibt es EU Geld. Außerdem werde ich nach dieser Tour bei SAS Eurobonus den Silberstatus erreicht haben, wobei mir noch nicht wirklich klar ist, wozu das im Alltag gut sein soll.

Warum nach Kiruna nördlich des Polarkreises? KRN ist der nördlichste Flughafen Schwedens. Kiruna selbst eine etwas skurile Bergbaustadt, wo selbst normale Schweden eher nicht hinkommen. Jedes Mal wenn ich in Stockholm war, habe ich sehnsüchtig dem Artic Circle Train (der heisst wirklich so) von Stockholm nach Narvik hinterhergeguckt.

IMG_2736.jpg

Außerdem bin ich immer noch von der Rundreise von FOXYANKEE und seinem großartigem TR über den Winter in Nordschweden begeistert. Also habe ich ausgelotet, was meine Zeitbudget und die Spesen so hergeben könnten. Mit Kiruna ist es der Außenposten der Zivilisation in Skandinavien geworden. Als Schüler bin ich 1971 mit Interrail dort gewesen. Im Sommer ist der schwedische Norden ein großartiges Naturerlebnis, im Winter wird es bizarr werden, ich weiß. Kalt. Kalt. Schweinekalt!

IMG_3060.jpg

Wenn jemand mag, kann er mich gerne in Stockholm auf einen Kaffe oder eine Pizza treffen.

Fortsetzung folgt
 
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Fortsetzung 2

Noch einige Infos und Überlegungen zur Reiseplanung

In Lulea habe ich das Park Hotel gebucht, direkt in der Stadt- bzw. Ortsmitte. Das beste Hotel am Ort ist für mich zwar das Comfort win, aber es rief überteuerte Preise auf und für Bett und Dusche tut es auch eine einfache Bude. Lulea im Sommer hat mich begeistert, ist eine tolle freundlich Stadt (siehe mein TR vom Frühsommer), im Winter wird es dunkel, kalt und bizarr sein. Nix mit in der Sonne sitzen und den Schwedinnen nachgucken und das größte Verbrechen anstellen, das man in Schweden begehen kann, draußen in der Öffentlichkeit eine Flasche Wein zu trinken (nur eine kleine!). Am nächsten Morgen geht es weiter mit dem Artic Circle Train nach Kiruna. Fahrzeit 4 Stunden für knapp gut 450 km. Unterwegs kreuzt man den Polarkreis.

Auch in Kiruna wird mich keine Mitternachtssonne erwarten. Wahrscheinlich wird es höchstens 2-3 Stunden so etwas wie ein wenig hell sein, zu diesem Zeitpunkt auf diesen Breitengraden, ansonsten nordische Dunkelheit.

Hatte noch überlegt von Kiruna aus etwas weiter herum zu reisen, aber nach Narvik in Norwegen wäre es mir zu weit gewesen. Alternativ hatte ich noch ein Stück mit der Erzbahn nach einem Tagesausflug nach Abisko Nationalpark geguckt, aber die Züge waren ausgebucht!!, d.h. offenbar sind dort auch im Winter einige Touristen unterwegs. Auch hätte derartiges zu einer 2-3 Tage längeren Reise geführt, die leider mein Zeitbudget so nicht her gibt.

Ich gehe davon aus, dass mich nördlich von Stockholm Temperaturen zwischen minus 10 bis minus 20 Grad erwarten, in Foxyankees TR war jedes 7. Wort Arschkalt. Werde mich darauf vorbereiten. Wie gut, dass ich meine Jacke Kap Horn von Wellensteyn habe! Hoffentlich hält sie mich warm. Heute, anfang Oktober, hat Kiruna schon -1 Grad als Tagestemperatur.

Alternativ habe ich von Kiruna auch noch ein Bahnticket nach Stockholm in petto, falls mich der Abenteuer-Geist meiner früheren Interrail Touren überkommt. (Das Ticket gab es für 40 Euro, der Flug Kiruna - Stockholm 50 Euro) Werde ich nach Tagesform entscheiden.

Für die 4 Tage in Stockholm habe ich das Mornington Bromma in der Nähe der City Airports ausgesucht. Bin dann etwas mehr im richtigen Leben als in der Innenstadt und ich hatte Lust auf die große Fitnessanlage.
Von Stockholm nach HAM gab es wiederum keinen mir passenden Direktflug, (falsche Zeiten, zu teuer oder Dingswings), so dass es günstig ARN - CPH - HAM mit SAS geworden ist. Irgendwie muss man ja zum Status kommen.

So, jetzt sind meine Reisevorbereitungen abgeschlossen, mehr wenn es losgeht.
 
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01.11.2011
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Fortsetzung 3

an sich sollte hier in einigen Wochen der angekündigte Tripreprt beginnen, aber ich will schon einmal ergänzen, dass ich bis zum 10.12. in Stockholm bleiben will oder wieder kommen werde, und versuchen möchte, Zugang zur Literaturnobelpreis-Ehrung für Bob Dylan finden. Cheers.
Hat jemand Zugang, Infos oder Kontakte?

(Vielleicht sollte ich verraten, dass ich gerade (nebenbei) an einem Buch über ihn arbeite, was schon 3/4 fertig ist.)
 
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01.11.2011
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Was bisher geschah (bereits gepostet - überarbeitet!)

8. Oktober 2016


Da ich gerade gebucht habe, kündige ich für Ende November einen weiteren Tripreport nach Schweden an. Wie öfter mal werde ich das Forum an meinen Reiseplanungen, Entscheidungen, Eindrücken, Gedanken, Assoziationen und Erinnerungen teilhaben lassen. Dazu möchte ich einige Erfahrungen und Travel-Hinweise zu Schweden geben, die vielleicht für andere interessant sind. Wer mitlesen mag ist willkommen.

Anfang Dezember wurde ich zu einem weiteren Beratungstermin / Kurzvortrag nach Stockholm eingeladen. Da ich mich immer gerne in Schweden aufhalte, mich dort wohl und inspiriert fühle, habe ich wie immer versucht, einige Tage Urlaub und Rumreisen aus den Reisespesen rauszudrücken, soviel wie möglich! Und jedes Mal etwas Neues. Auch nach Jahrzehnten mag ich noch dieses Gefühl unterwegs zu sein.

Wenn ich später einmal wiedergeboren werde, habe ich außer den Jahren in Kalifornien schon fest eingeplant, ein Semester in Schweden zu studieren und mindestens einmal im Leben eine Schwedin zu heiraten. Das Land gefällt mir. Dazu möchte ich einige Jahre in Kalifornien leben und Astronaut werden, logisch: wenn man einige Male mit der Concorde unterwegs war. Nur da oben sieht man wie schön die Welt ist. Auch möchte ich das Beamen erfinden. Hat man seinen 50.sten gefeiert, sollte man langsam anfangen, das nächste Leben zu planen.

Diese Tour ist es diesmal geworden:

HAM-OSL 30.11.16
OSL-ARN 30.11.16
ARN-LLA 30.11.16

LLA-KRN 01.12.16 Bahn
KRN- ARN 2.12.16

ARN-CPH 5.12.16
CPH-HAM 5.12.16

Blicke ich auf die Strecke Hamburg-Stockholm gibt es nach meinen Erfahrungen die günstigsten Flugtickets direkt bei SAS statt in den einschlägigen Portalen mit ihren vielen Nebenkosten und ihren ständigen Beschißversuchen. Eurodingswings versuche ich nach Möglichkeit zu vermeiden, wobei ich wahrscheinlich nicht der einzige Lufthansa-Senator in Hamburg bin, der so denkt und handelt. Wie man in den Wald hineinruft so das Echo, Mr. Franz und Mr. Spohr.

Von Hamburg nach Schweden sind Tickets auf der Direktstrecke nach Stockholm meist recht teuer, fast immer aber werden deutlich günstigere Tickets via Kopenhagen oder Oslo angeboten. Alternativ kann man günstig über Riga fliegen und nicht selten auch über Brüssel zum Stadtflughafen Bromma. Für das Routing via Amsterdam, Paris und London gibt es manchmal auch günstige Tickets. Lufthansa bietet in der Regel nicht mit. Passte aber diesmal alles nicht.

Als ich gesehen habe, dass an meinem Wunschtermin ein Flug in den hohen Norden günstiger als direkt nach Stockholm war, habe ich beschlossen meine Tour in Lulea zu beginnen und es ist Hamburg – Lulea mit dem obige Routing geworden, für 98 Euro, verbunden mit einer netten Sightseeing-Anreise. Von Lulea will ich dann weiter nach Norden.

Erster Zwischenstop ist Oslo. In Norwegen bin ich seit Jahrzehnten nicht mehr gewesen, den Flughafen OSL kenne ich noch nicht. Als ich das letzte Mal in Norwegen war, da war ich gerade 20, konnte ich mir nur ohnehin Bahnfahrten leisten. Kritisch kann mein Umsteigen in Stockholm mit 45 Minuten werden, da ich in Terminal 5 ankomme und von Terminal 4 abfliege. Und es gibt keinen Direktübergang, sondern man muss in den öffentlichen Bereich, sich durch das ewige überfüllte Chaos im Bereich von Norwegian durchrüpeln. Wenn man dort mehrfach höflich fragt, ob man durch darf, ist der Anschluss sicherlich schon weg. Dann wieder durch die lästige Fummelbude zum Gate. Wenn es schiefgeht, habe ich einige Alternativen im Hinterkopf, wenn es ganz fürchterlich schiefgehen sollte, gibt es EU-Geld. Außerdem werde ich nach dieser Tour bei SAS-Eurobonus den Silberstatus erreicht haben, wobei mir noch nicht wirklich klar ist, wozu das im Alltag gut sein soll.

Warum denn im Winter zum Polarkreises, denn es ist ja eigentlich ein beliebtes Touristenziel für den nordischen Sommer und die hellen Nächte? Neugierde, und vielleicht ist auch eine Antwort, dass ich eben immer noch von dem Bericht von Foxyankee hier im Forum über seine schwedische Winterreise beeindruckt bin.

Kiruna ist der nördlichste Flughafen Schwedens, zumindest derjenige, wo SAS hinfliegt. Die Stadt selbst ein etwas skurrile Bergbauort, wo selbst normale Schweden eher nicht hinkommen, höchstens auf dem Weg in die nordische Wildnis. Berühmt ist die Stadt, weil sie komplett um einige Kilometer verlegt wird, um mehr Eisenerz abbauen zu können. Schon lange habe ich mit einem Abstecher ganz nach oben in den Norden geliebäugelt. Als Student war ich da unterwegs. Jedes Mal wenn ich in den letzten Jahren in Stockholm war, habe ich ein wenig sehnsüchtig dem Artic Circle Train (der heißt wirklich so!) von Stockholm nach Narvik hinterhergeguckt. Es ist kein Touristenzug, sondern die ganz normale Eisenbahnverbindung in den Norden.

Außerdem bin ich immer noch von Foxyankee und seinem großartigem Bericht über den Winter in Nordschweden begeistert. Also habe ich ausgelotet, was meine Zeitbudget und die Spesen so hergeben könnten. Mit Kiruna ist es der Außenposten der Zivilisation in Skandinavien geworden. Im Sommer ist der schwedische Norden ein großartiges Naturerlebnis, im Winter wird es bizarr werden, ich weiß. Kalt. Kalt. Schweinekalt!

Wenn jemand mag, kann er mich gerne in Stockholm auf einen Kaffee oder eine Pizza treffen.

12.10. 16 Fortsetzung 1

Noch einige Infos und Überlegungen zu meiner Reiseplanung

In Lulea habe ich das Park Hotel gebucht, direkt in der Stadt- bzw. Ortsmitte. Das beste Hotel am Ort ist für mich zwar das Comfort win, aber es rief überteuerte Preise auf und für Bett und Dusche tut es auch eine einfache Bude. Lulea im Winter wird dunkel, kalt und bizarr sein. Nichts mit in der Sonne sitzen und den Schwedinnen nachgucken und das größte Verbrechen anstellen, das man in Schweden begehen kann, in der Öffentlichkeit im Freien eine Flasche Wein zu trinken, selbst wenn es nur eine kleine ist. Am nächsten Morgen geht es weiter mit dem Artic Circle Train nach Kiruna. Fahrzeit 4 Stunden für knapp gut 450 km. Wenn man sich mit den Specials der schwedischen Eisenbahn auskennt, kann man so etwas günstig für 19 Euro buchen. Unterwegs kreuze ich den Polarkreis, aber das ist belanglos, denn niemand wird mir dabei Champagner an meinen Platz bringen.

In Kiruna erwartet mich dann sicherlich der Kältetod. Es wird dort keine liebliche Mitternachtssonne scheinen, sondern es wird höchstens zwischen 10 Uhr und 13 Uhr so etwas wie eine Ahnung von Tageslicht geben, also ein klein wenig heller sein. Zu diesem Zeitpunkt, auf diesen Breitengraden üblich, ansonsten nordische Dunkelheit.

Ich hatte noch überlegt von Kiruna aus etwas weiter herum zu reisen, aber nach Narvik in Norwegen wäre es mir zu weit gewesen. Alternativ hatte ich noch nach einem Stück mit der Erzbahn für einen Tagesausflug nach Abisko Nationalpark geguckt, aber die Züge waren ausgebucht!!, d.h. offenbar sind dort auch im Winter einiges an Touristen unterwegs. Auch hätte es zu einer 2-3 Tage längeren Reise geführt, die mein Zeitbudget nicht hergibt.

Ich gehe davon aus, dass mich im hohen Norden Temperaturen zwischen minus 10 bis minus 20 Grad erwarten, in Foxyankees Tripreport war jedes 7. Wort Arschkalt. Werde mich darauf vorbereiten. Wie gut, dass ich meine dicke Wellensteyn Jacke Kap Horn habe! Hoffentlich hält sie mich warm. Zu Anfang Oktober hatte Kiruna schon minus 1 Grad als Tagestemperatur.

Alternativ habe ich von Kiruna noch ein Bahnticket nach Stockholm in petto, falls mich der Abenteuer-Geist meiner früheren Interrail Touren und die Sehnsucht nach Landschaft überkommen. Es wären 18 Stunden Fahrt. Werde ich nach Tagesform entscheiden. Die schwedische Eisenbahn ist recht zuverlässig und komfortabel, sie hat vieles was die Bundesbahn erst in einigen Jahrzehnten haben wird, wie ein problemlos funktionierendes Wifi und Kaffee der diesen Namen verdient.

Für meine 4 Tage in Stockholm habe ich das Mornington Hotel Bromma in der Nähe der City Airports BMA ausgesucht. Bin dann etwas mehr im richtigen Leben als in der Innenstadt, und ich hatte Lust auf die große Fitnessanlage.

Von Stockholm zurück nach Hamburg gab es wiederum keinen mir passenden Direktflug, (falsche Zeiten, viel zu teuer oder Dingswings), so dass es der deutlich günstigere Flug über Kopenhagen mit SAS geworden ist.

So, jetzt sind meine Reisevorbereitungen abgeschlossen, mehr dann wenn ich unterwegs bin.

29.11.2016

Morgen geht es los. Wie jedes Mal habe ich großes Vergnügen daran, einen eher kurzen Biz Termin in Skandinavien zu einer kleinen Rundreise aufzublasen und ich freue mich, dass es jetzt losgeht. Am Polarkreis bin ich schon Jahrzehnte nicht mehr gewesen. Ich mag es, in Skandinavien unterwegs zu sein.
Wie ich angekündigt, werde ich einen möglichst interessanten Tripreport zusammenrühren. Dazu gibt es eine Prise Erinnerungen gemischt mit Blick in die Welt.


Das Online Einchecken bei SAS ist erwartungsgemäß ohne Probleme erfolgt, HAM-OSL-ARN-LLA das Tagesrouting. Als ich vor einer Woche gesehen hatte, dass das Savoy Best Western in Luleå seine Preise halbiert hat, habe ich meine Reservierung im Park Hotell gecancelt und umgebucht. Zwei Sterne mehr, fast identischer Preis, nur drei Euro mehr. Das Hotel hat wenigstens eine Bar, im Land der Prohibition nicht ganz unwichtig. Wenn ich ankomme, wird der staatliche Alkoholladen schon geschlossen haben. Da ich Vegetarier bin, wird es auch weder die schwedischen Variante der Frikadelle „Schöttbulla“ (für mich undefinierbares ekeliges Zeug wie überall) noch ein Elchsteak geben, höchstens Pizza und Pasta, die Weltnahrung.

Eine kleine Korrektur noch: Als ich diesen Bericht vor einigen Wochen ankündigte, muss ich ein ziemliches Blackout gehabt haben: das Comfort Win Hotel ist zwar gut, liegt aber – nicht in meiner Zielstadt Luleå, sondern in Umeå. Also Asche auf mein Haupt.....

In Luleå und Kiruna, meinen ersten Zielen, waren bei dem Kälteeinbruch zu Anfang November die Temperaturen bereits auf minus 19 Grad (Bäh) gefallen, Morgenabend erwarten mich in Luleå nun minus 12 Grad. Da ich in Stockholm ein Biz Outfit gelagert habe, reicht diesmal ein mittlerer Rucksack als Gepäck, was das Reisen angenehmer macht.

Ich bin gut vorbereitet und habe für mögliche Flugausfälle oder Delays auf der Hinreise einige Alternativen bereit. Würde meine morgige Hinreise schiefgehen, könnte meine sorgsam gebastelte Tour wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Aber als Veteran des Vielfliegens habe ich mit so etwas Erfahrung, es gibt immer einen Plan B.
Und geht die Welt morgen unter, sollte der Angriff der Aliens erfolgen oder gar ein Riesen-Meteor kommen, habe ich zwar keine Lösung, aber es wäre doch ein schöner Abgang, gerade on Tour zu sein. Ich glaube, die Tage unterwegs werden mir gut gefallen. Ich bin richtig in Stimmung für diesen Trip.


Im Luleå bin ich schon mehrfach gewesen, auch wenn es fürchterlich lange her ist. Nach dem Abitur war ich mit zwei Schulfreunden auf einem Interrail -Ticket unterwegs und wir sind von Hamburg auf dem Landweg, also um den finnischen Meerbusen mit dem Zug nach Helsinki gefahren. Dauerte damals fast 40 Stunden, aber als zwanzigjähriger steckt man solche Touren weg. Für Jugendliche, die in den Fünfzigern aufwuchsen, war es einfach toll, aus dem üblen Nachkriegsland herauszukommen und Länder zu sehen, in denen die Generation der Eltern keine Verbrechen begangen hatte. Möglichst weit, möglichst viel. Die Nutzung eines Flugzeuges war damals für einfache Leute wie mich nicht zu bezahlen und nie hätte ich mir zu diesem Zeitpunkt vorstellen können, dass ich später einmal Flugzeuge so benutzen würde, wie andere mit der U-Bahn oder dem Bus fahren.

Auf dem Trip nach Finnland damals mussten wir in Lulea den Zug wechseln und konnten kurz einkaufen. Es war eine großartige Tour, vier Wochen mit dem Zug durch Skandinavien. Lange schon verdrängt und vergessen in meinem Kopf. Mittlerweile gibt es keine durchgehende Bahn-Verbindung von Hamburg nach Helsinki auf dem Landweg mehr. Dort wo am finnischen Meerbusen der gedachte Nippel liegt, müsste man heute wohl 80 km mit dem Bus überbrücken.
Anfang der Neunzigerjahre war ich dann noch einmal in Lulea. Damals sanierte ich gerade in Aachen für anderthalb Jahre eine kleine Firma und hatte zwischendurch das unwiderstehliche Gefühl, ich müsste für einige Tage unbedingt raus und verschwinden. Ich war verstrickt in Geld und Karriere, verbissen in die Sanierung eines maroden Unternehmens, eine Erfahrung, die ich mir hätte auch ersparen können, aber die Tragweite manche Entscheidungen erkennt man erst, wenn sie getroffen sind. Alternativ versuchte mich zu jener Zeit ein Headhunter für die Treuhand zu gewinnen, um an der Abwicklung der Ostzone teilzuhaben. Angeboten war ein Zweijahresvertrag, um ca 150 Betriebe zu privatisieren, also verscherbeln, zerschlagen und die Menschen in die Arbeitslosigkeit zu entlassen. Wir hatten den Kampf der Systeme gewonnen und verschlangen nun die Beute. The winner takes it all, um es mit den schwedischen Abba zu sagen. Ich habe den Job nicht angenommen, weil es meine Schmutzgrenze überschritten hätte, vielleicht aber hätte es mehr Spaß als Aachen gebracht oder man hätte als Mitwisser bis zum Ende der Tage ausgesorgt. Heute weiß man, dass es in der Treuhand viele zweifelhafte, vulgo korrupte Vorgänge gab, doch keiner von den vielen Behumsern ist je ernsthaft verfolgt worden. Schließlich hatte der Dicke aus Oggersheim, der uns damals regierte, selbst genug Dreck am Stecken mit seinen schwarzen Kassen und seinen Geldgebern. Wer bei bei Google gucken möchte, wird unter Vereinigungskriminalität fündig, so eine Art kapitalistischer Beischlafdiebstahl.
So bin ich dann damals eben in Aachen gelandet und von dort mit einem alten Freund nach Schweden geflogen, um einige Konzerte von Bob Dylan anzuhören, der zu diesem Zeitpunkt gerade auf Tour war. Das erste Konzert fand in Lulea statt. Dort spielte Bob Dylan zur Mittsommernacht auf dem Volksfest Sjöslaget.


Es war eine schöne Reise in einem glühend heißen Sommer in Europa. Das Ticket DUS- TXL - ARN - LLA- GOT (mit Zwischenstop in SDL) – CGN um zwei Konzerte mitzunehmen kostete damals im Reisebüro meines Vertrauens nur etwa 300 DM und als Senator saß man dafür selbstverständlich in der First, die es bei Lufthansa in jener Zeit auch auf Europastrecken noch gab. Egal was man gebucht hatte. Die richtige First mit 2 x vier fetten Sitzen vor der Trennwand (kein MCD, mobile class divider) und einer warmen Mahlzeit, die sehr genießbar war, sogar zwischen Hamburg und München. Das Internet war noch nicht erfunden und Handys gab es in Teutonien auch noch nicht. Man konnte bei menschlichen Wesen einchecken, die freundlich waren und wurde nicht durch Wartezeit in Viehgattern schikaniert. Kurzum, damals galt die Lufthansa noch als ein seriöses Unternehmen und das Fliegen brachte Spaß.


Das Fest in Lulea erinnere ich gut. Es blieb es auch nachts hell, die meisten Menschen waren mehr oder weniger betrunken, looking for fun. Wohl 20.000 Zuschauer hatten sich auf versammelt. Zwischen den Zirkusbuden gab es eine große Bühne auf der lokale Bands spielten und dann - irgendwann mitternachts - trat die Stimme meiner Generation auf. Insidern stelle ich gerne die Setlist zur Verfügung. Es war eine warme, schöne Sommernacht, die Stimmung freundlich und entspannt. Nach Dylans achtem Song, passenderweise Love minus zero/No limit, stand ein Mädchen vor mir. Blond und lächelnd. Sie sagte, meine Brille sei witzig, und küsste mich lange. Was für eine Anmache! Sie muss Mitte 20 gewesen sein, ich war damals ende dreißig. Für sie war ich der Reiz des Fremden. Sie studierte in Umeå und stammte aus Gällivare, vielleicht war es aber auch umgekehrt. Selbstverständlich war sie blond. Ihren Namen habe ich vergessen, mit Schweden war ich versöhnt.

Zweifelsfrei ging das Ganze von ihr aus, frei nach den Marx-Brothers, würde ich nie ein Mädchen küssen, dass jemanden wie mich küsst. Zu ihrer Entschuldigung sollte ich sagen, dass sie wohl betrunken war oder vielleicht etwas geraucht hatte. Ich hatte 2 oder 3 schwedische Biere intus, aber ohne Wirkung. Schwedisches Bier war damals so etwas wie Fassbrause, die es bei den Jugendmannschaften immer im Fußballverein gab. Klar komme ich gerne an Ort wie Lulea zurück, an Orte mit guten Erinnerungen soll man immer zurückkommen. Nun genug der Abschweifungen.
Morgen Vormittag geht es los und ich freue mich auf die Tage. SAS hat mir gerade mitgeteilt, ich soll früher zum Flughafen kommen, weil es wegen der Bauarbeiten und Busboarding länger dauern könnte. Dann gibt’s eben noch einen Kaffee in der Hansalounge. Gut auch, dass ich angesichts der aktuellen Streikwelle nicht Dingswings gebucht habe. Mehr folgt von unterwegs - wenn ich Zeit und Lust habe, die Fotos dann werden am Schluss eingestellt, wenn ich wieder am iMac sitze.


Fortsetzung folgt
 
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mangrove

Erfahrenes Mitglied
01.02.2012
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Schweden (und allgemein Skandinavien oder Finnland) sind immer schoen, besonders im Winter. Freu mich schon auf den Bericht!
 
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01.11.2011
5.755
1.804
Hamburg
29.11.2016

Morgen geht es los. Wie jedes Mal habe ich großes Vergnügen daran, einen eher kurzen Biz Termin in Skandinavien zu einer kleinen Rundreise aufzublasen und ich freue mich, dass es jetzt losgeht. Am Polarkreis bin ich schon Jahrzehnte nicht mehr gewesen. Ich mag es, in Skandinavien unterwegs zu sein.
Wie ich angekündigt, werde ich einen möglichst interessanten Tripreport zusammenrühren. Dazu gibt es eine Prise Erinnerungen gemischt mit Blick in die Welt.


Das Online Einchecken bei SAS ist erwartungsgemäß ohne Probleme erfolgt, HAM-OSL-ARN-LLA das Tagesrouting. Als ich vor einer Woche gesehen hatte, dass das Savoy Best Western in Luleå seine Preise halbiert hat, habe ich meine Reservierung im Park Hotell gecancelt und umgebucht. Zwei Sterne mehr, fast identischer Preis, nur drei Euro mehr. Das Hotel hat wenigstens eine Bar, im Land der Prohibition nicht ganz unwichtig. Wenn ich ankomme, wird der staatliche Alkoholladen schon geschlossen haben. Da ich Vegetarier bin, wird es auch weder die schwedischen Variante der Frikadelle „Schöttbulla“ (für mich undefinierbares ekeliges Zeug wie überall) noch ein Elchsteak geben, höchstens Pizza und Pasta, die Weltnahrung.

Eine kleine Korrektur noch: Als ich diesen Bericht vor einigen Wochen ankündigte, muss ich ein ziemliches Blackout gehabt haben: das Comfort Win Hotel ist zwar gut, liegt aber – nicht in meiner Zielstadt Luleå, sondern in Umeå. Also Asche auf mein Haupt.....

In Luleå und Kiruna, meinen ersten Zielen, waren bei dem Kälteeinbruch zu Anfang November die Temperaturen bereits auf minus 19 Grad (Bäh) gefallen, Morgenabend erwarten mich in Luleå nun minus 12 Grad. Da ich in Stockholm ein Biz Outfit gelagert habe, reicht diesmal ein mittlerer Rucksack als Gepäck, was das Reisen angenehmer macht.

Ich bin gut vorbereitet und habe für mögliche Flugausfälle oder Delays auf der Hinreise einige Alternativen bereit. Würde meine morgige Hinreise schiefgehen, könnte meine sorgsam gebastelte Tour wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Aber als Veteran des Vielfliegens habe ich mit so etwas Erfahrung, es gibt immer einen Plan B.
Und geht die Welt morgen unter, sollte der Angriff der Aliens erfolgen oder gar ein Riesen-Meteor kommen, habe ich zwar keine Lösung, aber es wäre doch ein schöner Abgang, gerade on Tour zu sein. Ich glaube, die Tage unterwegs werden mir gut gefallen. Ich bin richtig in Stimmung für diesen Trip.


Im Luleå bin ich schon mehrfach gewesen, auch wenn es fürchterlich lange her ist. Nach dem Abitur war ich mit zwei Schulfreunden auf einem Interrail -Ticket unterwegs und wir sind von Hamburg auf dem Landweg, also um den finnischen Meerbusen mit dem Zug nach Helsinki gefahren. Dauerte damals fast 40 Stunden, aber als zwanzigjähriger steckt man solche Touren weg. Für Jugendliche, die in den Fünfzigern aufwuchsen, war es einfach toll, aus dem üblen Nachkriegsland herauszukommen und Länder zu sehen, in denen die Generation der Eltern keine Verbrechen begangen hatte. Möglichst weit, möglichst viel. Die Nutzung eines Flugzeuges war damals für einfache Leute wie mich nicht zu bezahlen und nie hätte ich mir zu diesem Zeitpunkt vorstellen können, dass ich später einmal Flugzeuge so benutzen würde, wie andere mit der U-Bahn oder dem Bus fahren.

Auf dem Trip nach Finnland damals mussten wir in Lulea den Zug wechseln und konnten kurz einkaufen. Es war eine großartige Tour, vier Wochen mit dem Zug durch Skandinavien. Lange schon verdrängt und vergessen in meinem Kopf. Mittlerweile gibt es keine durchgehende Bahn-Verbindung von Hamburg nach Helsinki auf dem Landweg mehr. Dort wo am finnischen Meerbusen der gedachte Nippel liegt, müsste man heute wohl 80 km mit dem Bus überbrücken.
Anfang der Neunzigerjahre war ich dann noch einmal in Lulea. Damals sanierte ich gerade in Aachen für anderthalb Jahre eine kleine Firma und hatte zwischendurch das unwiderstehliche Gefühl, ich müsste für einige Tage unbedingt raus und verschwinden. Ich war verstrickt in Geld und Karriere, verbissen in die Sanierung eines maroden Unternehmens, eine Erfahrung, die ich mir hätte auch ersparen können, aber die Tragweite manche Entscheidungen erkennt man erst, wenn sie getroffen sind. Alternativ versuchte mich zu jener Zeit ein Headhunter für die Treuhand zu gewinnen, um an der Abwicklung der Ostzone teilzuhaben. Angeboten war ein Zweijahresvertrag, um ca 150 Betriebe zu privatisieren, also verscherbeln, zerschlagen und die Menschen in die Arbeitslosigkeit zu entlassen. Wir hatten den Kampf der Systeme gewonnen und verschlangen nun die Beute. The winner takes it all, um es mit den schwedischen Abba zu sagen. Ich habe den Job nicht angenommen, weil es meine Schmutzgrenze überschritten hätte, vielleicht aber hätte es mehr Spaß als Aachen gebracht oder man hätte als Mitwisser bis zum Ende der Tage ausgesorgt. Heute weiß man, dass es in der Treuhand viele zweifelhafte, vulgo korrupte Vorgänge gab, doch keiner von den vielen Behumsern ist je ernsthaft verfolgt worden. Schließlich hatte der Dicke aus Oggersheim, der uns damals regierte, selbst genug Dreck am Stecken mit seinen schwarzen Kassen und seinen Geldgebern. Wer bei bei Google gucken möchte, wird unter Vereinigungskriminalität fündig, so eine Art kapitalistischer Beischlafdiebstahl.
So bin ich dann damals eben in Aachen gelandet und von dort mit einem alten Freund nach Schweden geflogen, um einige Konzerte von Bob Dylan anzuhören, der zu diesem Zeitpunkt gerade auf Tour war. Das erste Konzert fand in Lulea statt. Dort spielte Bob Dylan zur Mittsommernacht auf dem Volksfest Sjöslaget.


Es war eine schöne Reise in einem glühend heißen Sommer in Europa. Das Ticket DUS- TXL - ARN - LLA- GOT (mit Zwischenstop in SDL) – CGN um zwei Konzerte mitzunehmen kostete damals im Reisebüro meines Vertrauens nur etwa 300 DM und als Senator saß man dafür selbstverständlich in der First, die es bei Lufthansa in jener Zeit auch auf Europastrecken noch gab. Egal was man gebucht hatte. Die richtige First mit 2 x vier fetten Sitzen vor der Trennwand (kein MCD, mobile class divider) und einer warmen Mahlzeit, die sehr genießbar war, sogar zwischen Hamburg und München. Das Internet war noch nicht erfunden und Handys gab es in Teutonien auch noch nicht. Man konnte bei menschlichen Wesen einchecken, die freundlich waren und wurde nicht durch Wartezeit in Viehgattern schikaniert. Kurzum, damals galt die Lufthansa noch als ein seriöses Unternehmen und das Fliegen brachte Spaß.


Das Fest in Lulea erinnere ich gut. Es blieb es auch nachts hell, die meisten Menschen waren mehr oder weniger betrunken, looking for fun. Wohl 20.000 Zuschauer hatten sich auf versammelt. Zwischen den Zirkusbuden gab es eine große Bühne auf der lokale Bands spielten und dann - irgendwann mitternachts - trat die Stimme meiner Generation auf. Insidern stelle ich gerne die Setlist zur Verfügung. Es war eine warme, schöne Sommernacht, die Stimmung freundlich und entspannt. Nach Dylans achtem Song, passenderweise Love minus zero/No limit, stand ein Mädchen vor mir. Blond und lächelnd. Sie sagte, meine Brille sei witzig, und küsste mich lange. Was für eine Anmache! Sie muss Mitte 20 gewesen sein, ich war damals ende dreißig. Für sie war ich der Reiz des Fremden. Sie studierte in Umeå und stammte aus Gällivare, vielleicht war es aber auch umgekehrt. Selbstverständlich war sie blond. Ihren Namen habe ich vergessen, mit Schweden war ich versöhnt.

Zweifelsfrei ging das Ganze von ihr aus, frei nach den Marx-Brothers, würde ich nie ein Mädchen küssen, dass jemanden wie mich küsst. Zu ihrer Entschuldigung sollte ich sagen, dass sie wohl betrunken war oder vielleicht etwas geraucht hatte. Ich hatte 2 oder 3 schwedische Biere intus, aber ohne Wirkung. Schwedisches Bier war damals so etwas wie Fassbrause, die es bei den Jugendmannschaften immer im Fußballverein gab. Klar komme ich gerne an Ort wie Lulea zurück, an Orte mit guten Erinnerungen soll man immer zurückkommen. Nun genug der Abschweifungen.
Morgen Vormittag geht es los und ich freue mich auf die Tage. SAS hat mir gerade mitgeteilt, ich soll früher zum Flughafen kommen, weil es wegen der Bauarbeiten und Busboarding länger dauern könnte. Dann gibt’s eben noch einen Kaffee in der Hansalounge. Gut auch, dass ich angesichts der aktuellen Streikwelle nicht Dingswings gebucht habe. Mehr folgt von unterwegs - wenn ich Zeit und Lust habe, die Fotos dann werden am Schluss eingestellt, wenn ich wieder am iMac sitze.


Fortsetzung folgt
 

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Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
1.804
Hamburg
30.11.2016

ich bin unterwegs. U und S Bahn zum Flughafen sind pünktlich, nicht immer selbstverständlich. Die Fummelnde ist so leer wie ich sie noch nie gesehen, wohl wegen des Streiks bei LH. An der Fastlane bin ich für Minuten der Einzige.
Nachdem die SAS mich aufgefordert hat wg der Bauarbeiten früh am Airport zu sein, sitze ich nun für 1 std in der Lounge, auch um noch einige Telefontermine zu erledigen.

Ich sehe, dass 4 LH Flüge in den nächsten drei Stunden gecancellt sind, also 100%. Auch fällt mir auf dass es kaum noch AB Flüge aus Hamburg gibt. The end is near. Es wird wohl nicht mehr lange dauern.

Meine 737 nach Oslo ist voll. Offenbar werden viele Paxe auf Umwegen kreuz und quer gejagt, um trotz des LH Streiks noch irgendwie ihr Ziel zu erreichen. Einige haben auf Umwegen Hamburg erreicht, da FRA-HAM komplett ausgefallen ist.

Der Flug nach Oslo ist angenehm. Das Schicksal spült mich in die business class, in Skandinavien aus ideologischen Gründen SAS plus genannt.
Die freundlichen Ladies der Lüfte bringen mir einen wohlschmeckenden Salat, das Stück totes Tier lass ich liegen. Dazu sparkling wine, der gut und kalt ist. Der Sitzabstand ist ok, der Mittelsitz bleibt frei. Innerhalb Europas bin ich schon schlechter geflogen, sehr viel schlechter.

In OSL verschlafe ich die Abzweigung zu International connecting und muss nun erstmal raus und durch die Fummelbude wieder rein. Geht erstaunlich schnell, ist offenbar hervorragend organisiert. Die Fummelleute (müsste ich nicht Fummelschubse sagen, analog zur Sanftschubse?) machen es hervorragend, ohne diesen leicht autoritären Unterton, der in Teutonien immer ein wenig nach Schikane und Demütigung klingt.

Die nächste 737 bringt mich dann nach Stockholm, diesmal in Y. Nach meinen Eindruck ist der Sitzabstand noch etwas größer als zuletzt bei LH und Ablauf A 32X und 737.

Fortsetzung folgt
 
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Gute Reise, viel Glück mit Wetter und Anschlüssen, komm fit wieder!
Es besteht immer das Risiko Erinnerungen zu enttäuschen bei so einer Rückkehr und ich hoffe, dass das nicht der Fall sein wird.
 
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01.11.2011
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anbei das C meal von HAM nach OSL

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In der Y hätte ich meine Mahlzeit (Salat & Sekt) identisch auch kaufen können. War nett, aber keine 20 Euro wert. Habe auf meinen vielen SAS Flügen auch noch niemand erlebt der "gekauft" hat.

Dazu gab es nach OSL eine gute, klare Aussicht

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Abends geht dann meine Rundreise in Lulea zu ende. Auch angenehm verläuft mein dritter Leg heute. Während ich auf dem Leg müde bin, gehen mir seltsame Gedanken durch den Kopf. Ich erinnere mich an Rasmussen, der seinen DC 9 Nachbau 3 Minuten nach dem Start in Stockholm genial auf verschneiten Bäumen notgelandet hat und allen Paxen das Leben rettete. (kompletter Triebwerksausfall) Danach war er so verstört, dass er nie wieder fliegen konnte.

Was zum Teufel tue ich hier? Warum zieht es mich in Schnee und Dunkelheit?

Doch als ich in Schnee und klarer Luft in Lulea ankomme, fühle ich mich wohl und euphorisch. Es wird ein schöner Trip

Foto: Ankunft in Lulea

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01.11.2011
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FORTSETZUNG Mittwoch 30.11. Lulea abends

Nachdem einchecken im Hotel bummel ich noch längere Zeit durch die verschneite menschenleere aber hell beleuchtete Stadt. Erstaunlich, dass es selbst hier in nordischer Kälte noch einige wenige Menschen gibt, die in Hauseingängen und auf der Straße leben.

Lulea 1.jpg

Lulea 2.jpg

Lulea 3.jpg

lulea 4.jpg


Der staatliche Alkokolladen, das Systembolaget, ist geschlossen

Systembo.jpg

Mit dem Lulea von 25 Jahren hat die heutige Stadt nichts mehr zu tun. Der Hotelwechsel ins West Western war eine gute Entscheidung.

Best western.jpg

Die Zimmer sind großzügig, der Fitnessraum in dem ich noch eine Stunde verbringe, ist gut ausgestattet. Danach chatte ich noch lange mit dem Hotelmädchen und lande beim Spätfilm: Die Pelikanakte mit Julia Roberts. Angesichts des Strolchs, der gerade ins Weiße Haus gewählt wurde, mehr als aktuell.

PS die beigefügten Fotos sind Schnappschüsse mit dem iPhone, geben vielleicht aber gut einige Reiseeindrücke wieder.

Donnerstag 1.12.2016 Lulea nach Kiruna

Gegen 10 Uhrvormittags wird es hell.



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Vielleicht sollte ich dazusagen, dass sich Lulea als Metropole des Nordens bezeichnet, durchaus gerechtfertigt bei den Orten, die noch weiter nördlich liegen.


Ich stapfe die 10 Min durch den Schnee zum Bahnhof, wo schon mein Zug wartet.


Nach meinem Tagesziel Kiruna wird er weiter bis ins norwegische Narvik fahren, wo sich vor vielen Jahren die deutsche Wehrmacht austobte.

Der Zug besteht aus vier Waggons und wirkt wie alles hier winterlich robust. Es hat mich immer schon auch im winterlichen Finnland beeindruckt, wie gut und problemlos die Infrastruktur (Busse, PKWs, Airports) funktionieren, während bei uns nach jedem Schnellfall die Bundesbahn auf der Strecke Hamburg - Berlin für Tage Störungen und Verspätungen produziert.

Als der Zug losfährt, sind wir nach wenigen Minuten in zugeschneiter menschenllerer Winterlandschaft. Bis Boden (einem Eisenbahnknotenpunkt, etwa 60 km entfernt) ist der Zug, leer, dann komplett voll. Ein buntes Volk: einige deutsche Studentinnen mit Rucksack, was immer die hier studieren wollen. Dazu viele Touristen, einige, die ein offenbar Überlebenstraining im Abisko Nationalpark planen, dazu Asiaten, die Chop Sui im Zug zubereiten und ein paar locals.

Ab Boden geht’s dann richtig in endlose menschenleere Landschaft. Nun geht es noch einmal fast 500 km nach Nordwesten ins innere des Landes. Hatte mir gar nicht mehr klargemacht, wie endlos weit die Entfernungen hier sind. Es ist eine großartige Fahrt, die mich ein wenig an den Film The runaway train erinnert, der im Norden der USA spielte.

Einige Foto Eindrücke folgen gleich:
 

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1.12.16 Bahnfahrt Lulea – Kiruna

Es ist eine großartige Fahrt, mehr als die Fotos muss ich nicht zeigen

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Endlos weit weg bin ich von dem zerbrechenden, durchgeknallten Europa, mit seinem Terrorismus, mit seiner nicht mehr funktionierenden Wirtschaftsordnung. Wollen wir Globalisierung oder Demokratie? Aber die Lösung fällt mir heute auch nicht mehr ein.
Erstaunlich aber dass seitdem Abschließen meiner Wohnungstür noch niemand meinen Ausweis sehen wollte. Im Widerspruch zu den heftigen Kontrollen auf dem Landweg zwischen Deutschland und Dänemark und zwischen Dänemark und Schweden.
Werde diesen Aspekt für mein T Buch verwenden, an dem ich neben meinem Buch über Bob Dylan gerade arbeite.

Unterwegs halten wir in einigen Dörfern wie Murjek

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Auf meinem iPhone kann ich die Route verfolgen und bekomme mit, als wir den Polarkreis überqueren. Die Sonne steht unglaublich tief und kratzt nur ein wenig am Horizont herum, bevor sie nach drei Stunden wieder verschwindet.


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Pünktlich um 13 Uhr wird es wieder dunkel.

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1.12. Kiruna

Nach fast 5 Stunden kommt mein Zug in Kiruna an. Laut App gibt es hier minus 10 Grad, aber offenbar schwanken die Temperaturen im Stundenrythmus zwischen minus 10 und minus 22 Grad.


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Geleitet von meiner App stapfe ich die 2,5 km vom Bahnhof zu meinem Hotel Kebne. Eine Stadt ist nicht wirklich erkennbar, es gibt Häuser in einer schneebedeckten Landschaft. Straßen sind auch nicht oder kaum identifizierbar, die wenigen Autos fahren vermutlich dort, wo im Sommer die Straßen waren.

Gut dass ich meinen Rucksack habe. Mit kleinem Rollkoffer und Aktenkoffer wäre ich hier der Witz des Nordens. Um wieder einmal Foxyankee zu zitieren, es ist arschkalt, aber eine klare herrliche Winternacht mit toller Luft

Meine Stimmung ist immer noch geradezu euphorisch, ich genieße jede Sekunde des Trips.

Hotel Kebne

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Ich werfe mein Gepäck ins Zimmer und mache mich auf zu Artic Thai (der heißt wirklich so!!!), empfohlen von den Hotel-Ladies. Tofu, Gemüse Reis, es schmeckt grossartig.

Danach bummeln ich lange herum und decke mich im Supermarkt noch etwas ein. Es fängt an zu schneien, so dass ich leider keine Chance auf die Nordlichter der Arora Borealis habe Am Ende bin ich zehn Km bei dieser arktischen Kälte herumgelaufen. Obwohl es erst 20 Uhr ist, fühle ich mich wie Mitternacht, da es seit sechs Stunden dunkel ist. Auch eine Art Jetlag.
 

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2.12. 2016 vormittags Kiruna

Ohne Spätfilm bin ich um Neun tief und fest eingeschlafen. Am nächsten morgen wird es tatsächlich hell. Meine Winterausrüstung hat sich bewährt, die Sch... Wollmütze von C & A allerdings weniger, ich hätte sie sorgfältiger anprobieren sollen. Beim Abfliegen aus Stockholm wandert sie in den Müll

Jetzt gehe ich raus, um mir das Ganz bei Tageslicht an zu sehen. Auch brauche ich dringend Fettcreme, da meine Gesichtshaut auf die Kälte reagiert.

Fortsetzung folgt
 
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Zottel

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19.03.2014
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Fellbach
Am 21.12. ist er aber nicht mehr vor Ort :D und bis dahin wird es noch dunkler.

Mal wieder ein schöner Bericht - so viel Schnee.

Vielen Dank, freue mich auf die Fortsetzung
 
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2.12. Kiruna Mittags

Nach zwei Stunden bin ich wieder im Hotel. Länger halte ich es bei minus 15 Grad draußen nicht aus. Auch habe ich etwas Angst vor kleinen Erfrierungen im Gesicht, obwohl meine Winterjacke sich gut bewährt Als Großstadtmensch bin ich derartiges nicht gewöhnt. Ich gucke mir den Stadtkern an, die üblichen kapitalistischen Geldinstitute, der riesige ICA Supermarkt, in dem ich gestern war. Die Gemeindeverwaltung und der Elchladen, mit nutzlosem Zeug für Touristen. Dazu Sushi to go und zwei Pizzabuden. Auch ein wenig von der alten Stadt sehe ich, die jetzt verlagert wird, da der Erzabbau sich unter der Stadt ausbreitet.

mein Hotel bei Licht

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Ein Schnappschuss von meinem ARCTIC THAI

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Den Besuch in der riesigen Erzmine ersparte ich mir. Habe ich 1970 gesehen und unter der Erde bekomme ich immer klaustrophobische Gefühle. In dem Yellow Submarine vor Gran Canaria bin ich fast durchgedreht.


Jetzt bedauere ich, dass ich heute Nachmittag schon wieder fliege. Am liebsten würde ich noch zwei Tage bleiben und auch in den Abisko Nationalpark fahren, aber es passte eben nicht.

Komme mir ein wenig wie in dem Film FARGO der Coen Brüder vor und fühle mich richtig wohl. Kiruna ist eine bizarre Umgebung, eine Bergbaustadt wie Castrop Rauxel, in klein. Eigentlich ist Kiruna keine Stadt, sondern nur Winter mit ein paar Häusern.

Hier in Kiruna habe ich auch eine wichtige Lokation für den Protagonisten meines Romans gefunden.

Es erscheint mir geradezu unglaublich, wie ich gestern auf der langen Wanderung vom Bahnhof zum Hotel meinen Weg in dieser eisigen Dunkelheit gefunden habe.
 

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2.12. Nachmittags

ein Blick auf den all night Kiosk bevor es weiter nach Stockholm geht

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Der Flug nach Stockholm ist so etwas wie ein Buschflieger, es geht los wenn alle da sind, also mit delay

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Zwar wird es nach knapp 3 drei Stunden wieder Dunkel, aber da die Sonne nur wenig unter dem Horizont hängt, gibt es noch lange eine Art Dämmerlicht, die irgendwie angenehm ist, bevor es dann richtig finster hier ist.

Und für einen Großstadtmenschen ist es unglaublich still hier in Kiruna.
 
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01.11.2011
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Hamburg
vier tägliche Verbindingen
nach Stockholm gibt es,
morgens mittags abends
dazu mittags eine norwegian
alles 737 800 für165 paxe

Mehr fliegt hier nicht

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die Preisgestaltung ist einfach
wer früh bucht wie ich zahlt 38 Euro
wer heute morgen gekauft hätte ist mit 366 dabei

In Stockholm gehts mit dem arlanda express in die Stadt,
dort sammel ich mein biz outfit ein und
besuche meine lieblingslachsbude jacobs und fahre mit der tunnelbana nach solna in mein Sporthotel
 
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SuperConnie

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18.10.2011
5.018
56
Nordpfalz
2.12. Nachmittags

Der Flug nach Stockholm ist so etwas wie ein Buschflieger, es geht los wenn alle da sind, also mit delay

Und für einen Großstadtmenschen ist es unglaublich still hier in Kiruna.

Danke für den Bericht, @concordeuser.

Vor ein paar Jahren fuhr ich von Göteborg aus mit der Inlandsbanan nach Gällivare, was ja auch an der Erzbahn Lulea - Kiruna liegt und über einen großen Erzabbau untertage verfügt (sehenswert, man kann mit dem Bus hineinfahren). Nachts war die Stadt alles andere als ruhig - da rasten Typen mit aufgemotzten Autos herum, anscheinend eines der wenigen Freizeitvergnügen...

Zurück ging's mit der NextJet ATP, aber pünktlich.