Tausche deutschen Novemberregen gegen kubanische Sonne

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Flightmode

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07.03.2017
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HAJ
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Nach einer langen Zeit des passiven Mitlesens möchte ich nun auch mal den Versuch starten, hier einen Reisebericht schreiben. Anfängerfehler seien mir daher bitte verziehen ;-)

Bedingt durch den hier bereits mehrfach erwähnten Karibik-/Südamerika-Errorfare von Aeromexico habe ich mich mit einem Freund (also here known as A320-Family ;)) dazu entschlossen, dem nasskalten europäischen November zu entfliehen und ein paar Tage unter der kubanischen Sonne zu verbringen. Leider musste mein Begleiter kurzfristig auf Grund von wichtigen Studienarbeiten den gemeinsamen Trip absagen und ich habe mich – zumindest am Ende von Amsterdam nach Kuba - alleine auf den Weg gemacht.

Die Reise begann am Freitag um 10:40 Uhr am Hauptbahnhof von Hannover. Hier sollte mich der IC 148 direkt von Hannover nach Amsterdam Centraal bringen. Ich als Bahnkenner habe mich natürlich am Gleis direkt richtig positioniert und einen Platz im Wagen 4, dem Fahrradwagen des Zuges gesichert. Die Fahrkarte habe ich bereits vor einiger Zeit gekauft und habe einen Europa-Spezialpreis für 29,90 Euro bekommen, welchen ich durch drei noch vorhandene Verspätungsgutscheine nochmals um die Hälfte reduzieren konnte. Folglich hat mich die Anfahrt nach Schiphol nur 14,90 Euro gekostet.

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Direkt nach dem Einstieg fand ich in einer Viererplatzgruppe mit Tisch noch einen freien Sitz. Die rundherum sitzenden Mitfahrer wirkten bereits etwas genervt. Warum sollte ich auch gleich erfahren.

Noch nicht mal losgefahren fing direkt auf den beiden Sitzen hinter mir ein großes Theater an. Hier saßen zwei offenbar sehr stark alkoholisierte Menschen, die sich vermutlich bis vor kurzem in einer Beziehung befanden. Es wurde ausführlich darüber philosophiert, mit welchen Frauen der männliche Mitfahrer namens Andi schon den Geschlechtsverkehr praktiziert hat und welche Vorlieben er dabei bei den Partnerinnen bevorzugte. Auf der „echte“ Vokabular möchte ich an dieser Stelle gern verzichten… ;-)
Nach einigen mahnenden Worten von Mitreisenden und der Zugchefin hat sich das Spektakel in Rheine aufgelöst und es kehrte Ruhe im Wagen ein, welche nicht nur von mir als sehr angenehm empfunden wurde.

Die weitere Bahnfahrt verlief dann relativ unspektakulär, wobei mir aufgefallen ist, dass der Intercity auf der niederländischen Seite stark von Berufspendlern frequentiert war.

Angekommen in Amsterdam Centraal wollte ich mir nach der langen Zugfahrt zunächst ein wenig die Beine vertreten und habe einen kleinen Spaziergang auf den Bahnhofsvorplatz gemacht.

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Dabei fiel mir natürlich der relativ starke Geruch nach Betäubungsmitteln auf, er störte mich aber nicht weiter. Nach einem kurzen Snack (Croissant, Cola und ein paar Käsewürfel für „günstige“ 6,50 Euro) trat ich mit dem Intercity der Niederländischen Staatsbahnen den Weg zum Airport Schiphol an. Hier sollte dann auch mein -mehr oder weniger - Reisebegleiter aus Hamburg kommend gegen 19:45 Uhr eintreffen.

Zunächst habe ich irgendwie versucht, mein Aufgabegepäck loszuwerden. Die Versuche den Koffer bei KLM abzugeben scheiterten, obwohl der Check-In online ausschließlich über KLM funktionierte und auch der KLM Check-In Automat meine Bordkarte ausgespuckt hat. Eine der zahlreich vorhandenen KLM Mitarbeiterinnen erklärte mir dann, dass das Handling der Aeromexico Flüge ab AMS nicht von KLM sondern von eigenem Aeromexico Personal/Dienstleister durchgeführt wird. Also begab ich mich in die Abflughalle 3 und wartete darauf, dass meine Schalter öffneten. Dabei entstand auch ein Schnappschuss des Amsterdamer Abendrots.

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Pünktlich um 18:25 und damit exakt 4 Stunden vor Abflug öffneten die Schalter und ich konnte meinen Koffer abgeben. Inzwischen bekam ich auch die Rückmeldung aus Hamburg, dass es auf Grund eines Krankheitsfalles ein wenig Verspätung gegeben hat und die Ankunft für 20:15 prognostiziert wurde. Ich begab ich in der Abflughalle 2 durch die Sicherheitskontrolle, welche aus meiner Sicht sehr reibungslos funktionierte und quasi im Vorbeigehen hinter mich gebracht werden konnte. Luftseitig schaute ich mich noch ein wenig in den Shops um und musste (aus Gründen der Tradition) für ein Familienmitglied die aktuellen Preise des Fahrenheit-Parfüms fotografieren. Außerdem habe ich auch ein schön bunt aussehendes Kunstwerk von der Decke hängend gefunden, dass ich auch nicht vorenthalten möchte.

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Mir ist beim Warten aufgefallen, dass der Flughafen sehr unübersichtlich ist und man die Wege die man beschreiten muss nicht immer auf Anhieb findet. Ist das so? Oder ist das bloß mein subjektives Empfinden und ich bin mit dieser Meinung allein?
Nachdem mein „Ex-Begleiter“ im Amsterdam angekommen ist, haben wir uns einen Besuch der „Non-Schengen“ Lounge nicht nehmen lassen. Hier haben wir gemeinsam noch eine kleine Mahlzeit eingenommen und noch auf unsere geplatzte gemeinsame Reise angestoßen (y)

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Nach dem sehr unkompliziert abgelaufenen Boarding konnte ich meinen Platz 39A in Beschlag nehmen und hatte das Glück, dass mein Nebensitz freiblieb. Als hätte den jemand reserviert und ist dann zum No-shown-Passagier geworden… :confused:

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Start und Aufstieg verliefen ebenfalls ereignisarm und kurz nach Erreichen der Reiseflughöhe wurde auch gleich mit dem Essensservice und der ersten Getränkerunde begonnen. Hierbei rächt sich dann ein Platz in einer der hinteren Reihen. Als die durchaus freundliche Stewardess bei mir ankam hatte sich meine Auswahl des Gerichts um 50% verkleinert. Chicken war aus, sodass ich mit Pasta (hier genauer gesagt Tortellini in Tomatensoße) zufrieden sein musste.

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Das Essen war leider etwas kalt und der Salat schien ebenfalls nicht frisch vom Feld zu sein. Aber abgesehen davon war an der geschmacklichen Qualität der Mahlzeit nichts auszusetzen.

Alsbald testete ich noch das angepriesene WiFi, muss aber ehrlicherweise sagen, dass ich den Preis von $ 9.95 für eine Stunde bzw. 50MB schon ziemlich teuer finde. Auf meinem Flug in die USA im Frühjahr mit United habe ich meiner Erinnerung nach deutlich weniger gezahlt. Insgesamt finde ich auch, dass es heutzutage ohnehin kostenloses WiFi flächendeckend (also nicht nur an Bord eines Flugzeugs) geben sollte. Das ist aber ein anderes Thema :-(

Nach dem Ablauf der WiFi-Stunde und der etwas enttäuschenden Erkenntnis, dass es im IFE keinen deutschen Film gibt, leider nur „No-Name“ Musik vorhanden ist und auch kein anderer einsamer Mitreisender über das bordeigene Chatsystem mit mir schreiben möchte, habe ich mich entschlossen ein wenig die Augen zu schließen und ein Nickerchen zu halten. Durch meine freie Reihe konnte ich mich problemlos in alle Richtungen bewegen und so eine Zeitlang schlafen.

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Mein Dämmern wurde jedoch beim Überfliegen des kanadischen St. Johns unterbrochen. Wie aus heiterem Himmel setzten plötzlich aus meiner Sicht extrem starke Turbulenzen ein und selbst die Besatzung wurde etwas unruhig. Ich bin bereits einige Male geflogen, aber die Turbulenzen waren selbst für mich ungewöhnlich. Aber genauso plötzlich wie sie auftauchten gingen sie auch vorüber und über Halifax wurde eine improvisierte Wasserrunde durch die Crew durchgeführt.

Alles im Allem bin ich jedoch bisher mit dem Dreamliner von Aeromexico sehr zufrieden und kann kaum Kritik üben.

Ich bin gespannt, ob das so bleiben wird. Ich werde berichten.

Fortsetzung folgt.
 

Flightmode

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HAJ
Kurz nach dem ich meinen Laptop zugeklappt habe, begann circa eine Stunde vor Ankunft in Mexico City die Frühstücksrunde. Geboten wurde ein aus meiner Sicht durchaus akzeptables Rührei mit Tomate und Broccoli. Dazu gab es einen Becher Apfelspalten, ein Croissant, Erdbeerkonfitüre und einen Joghurt. Als Getränk gab es auch Tee, wobei ich davon ausgehe, dass das lediglich warmes Wasser mit Honig gesüßt war.

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Die Einreise in Mexico verlief leider sehr schleppend. Anscheinend kamen relativ viele Maschinen an und die vier Immigrationsbeamten kamen mit dem Stempeln der bereits im Flugzeug verteilten Immigration Forms überhaupt nicht hinterher. Nach einer Wartezeit von etwa 90 Minuten wurde beschlossen, den nach „Foreigners“ und „Mexicanos“ unterteilten Bereich zusammen zu legen und dadurch eine schnellere Abfertigung der Einreisenden zu erreichen.

Nach den erledigten Formalitäten ging es auf schnellstem Wege zum Kofferband. Hier wurden jedoch die Koffer unserer Maschine (vermutlich auf Grund der langen Wartezeit) bereits abgeräumt und waren an der Seite aufgestellt.

Ich habe mich für meinen Aufenthalt in Mexico City für das Hotel Abastos Plaza entschieden. Das Hotel habe ich über Booking.com gefunden und es sagte mir nicht zuletzt des Preises wegen (900.00 Mexikanische Pesos = 40 Euro) zu. Hier hatte ich bereits im Vorfeld einen Transfer vom Airport ins Hotel bestellt. Mir wurde die Abholung um 4.20 Uhr (also eine Stunde nach Landung) zugesagt. Leider befand sich am vereinbarten Abholort kein Fahrer. Auch der Anruf im Hotel brachte keine Erleuchtung, da die Dame an der Rezeption anscheinend nur sehr gebrochen der englischen Sprache mächtig war und mich dasselbe Schicksal mit der spanischen Sprache ereilte. Die Nutzung eines „normalen“ Taxis war die Folge. Der Fahrer brachte mich sicher und schnell (die Straßen waren ja der Uhrzeit wegen ziemlich leer) ins Hotel und ich konnte nach dem zügig verlaufenden Check-in endlich ins Bett und eine Runde schlafen.

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Nach einer erfrischenden Dusche entschied ich mich, den direkt gegenüber vom Hotel liegenden Walmart zu besuchen. Hier war ich sofort der Größe wegen erschlagen. Ein kombinierter Elektro-/Super-/Wochenmarkt mit nicht weniger als 40 Kassen lud mich ein, durch die Gänge zu schlendern. Zuerst wollte ich aber etwas gegen den Hunger tun und habe mich in der Cafeteria und am Selbstbedienungsbuffet, das ohne Zweifel für jeden das richtige Essen bereithält, verköstigt. Für 75 Pesos (umgerechnet knapp 4 Euro) aß ich Nuggets del Pollo, Gelantina und Refresco. Für alle, die meinen grottigen Spanischkenntnissen nicht folgen können: Chicken Nuggets, Wackelpudding und ein Getränk. =;
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Nach der Stärkung habe ich mich ein wenig vom reichhaltigen Angebot inspirieren lassen. Mir fiel auf, dass es in diesem Supermarkt eine ständige Beschallung mit Durchsagen - zum Teil verschiedener Mitarbeiter gleichzeitig – gibt. Ist das üblich? Als ich durch die Sportabteilung ging, fiel mir ein, dass ich für meinen Aufenthalt auf Kuba noch keine Taucherbrille hatte. Also fix den Markt analysiert und siehe da: auch eine Schwimmbrille war im Angebot, sodass ich für 15 Pesos noch ein Exemplar erstehen konnte.
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Im Anschluss an den Einkauf ging ich zurück ins Hotel und bereitete mich auf das Auschecken vor.

Da der Transfer am Morgen nicht geklappt hat, wurde mir angeboten, den Rückweg kostenlos zu übernehmen. Dieses Angebot nahm ich gern an und ein älterer Mexikaner fuhr mich mit seinem Privatwagen zum Airport. Auf dem Weg dorthin konnte man noch einmal die aus meiner Sicht typische südamerikanische Lebensart gut erleben. Im Straßenverkehr wird sich mittels Handzeichen, Winkens oder durch Einsatz der Hupe verständigt, die roten Ampeln sind oftmals auch nur schmückendes Beiwerk und die Menschen scheint das nicht zu stören. Ebenfalls ein paar Gaukler, die an den Straßen standen, konnten bei ihrer Arbeit beobachtet werden.
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Nach einer etwa 30-minütigen Fahrt durch die Stadt erreichten wir das Terminal 2 vom Airport. Hier druckte ich mir die Bordkarte für den nächsten Flug aus, gab meinen Koffer am Connection-Flights-Schalter ab und setzte mich in den Wartebereich um diese Zeilen zu schreiben.

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Ich hoffe, dass ich auf Kuba auch die Gelegenheit haben werde, online zu gehen und werde hier - so Gott (bzw. Fidels Nachfolger) will - weiterhin schreiben.

Bis dahin:

Hasta la vista! (y)
 

Flightmode

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HAJ
Leider kann ich - wie erwartet - nur sehr begrenzt ins Internet. Ich bin aber immer wieder fleißig dabei am Schlepptop zu schreiben und denke, dass ich bald eine Fortsetzung posten kann ;-)

Bitte noch ein wenig Geduld :)
 
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Reaktionen: chrizzt und mainz2013

Flightmode

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07.03.2017
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HAJ
Jetzt sitze ich im „letzten“ Flug, mit dem ich dann endlich auf Kuba ankommen werde.

Um gegen den aufkommenden Hunger etwas zu tun und nebenbei noch das vorhandene WiFi nutzen zu können, habe ich mich dazu entschlossen, beim landseitigen WINGS Restaurant einzukehren. Da ich noch ziemlich gesättigt vom Mittagessen im Walmart gewesen bin, habe ich mich hier lediglich für eine Nudelsuppe (angeblich typisch mexikanisch?!) und eine Zitronenlimonade entschieden. Nach dem Essen hat mich die durchaus freundliche und angenehm zurückhaltende Kellnerin bezüglich eines Desserts angesprochen. Hier habe ich Apple Rolls – blätterteigähnliches Gebäck mit eingerolltem Apfel – mit Karamell gewählt. Mein Zahnarzt bedankt sich an dieser Stelle recht herzlich. :eek: Sowohl die Suppe als auch das Dessert waren geschmacklich sehr gut und auch preislich kann man für zwei Getränke, eine Suppe und das Süße hinterher bei 250 Pesos (ca. 11 Euro) nichts bemängeln.

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Die Sicherheitskontrolle in Mexico war deutlich schneller als die Einreise abgehandelt. Hier habe ich schon befürchtet, dass ich mindestens genauso lange anstehen muss wie am Morgen. Gott sei Dank war dem aber nicht so. Nach dem Besuch der luftseitigen Shops und einem kleinen Spaziergang im Terminal wartete ich auf das Boarding meines Fluges.
Die Mitarbeiter dort haben – sehr vorbildlich – auf die Gruppen (hier heißt das ganze „Zone“) verwiesen und das Einsteigen somit sehr gut im Griff gehabt.
Mein Seat auf diesem Flug sollte 10C sein. Hier war ich schon genervt :rolleyes:, denn alle Versuche den vom System zugewiesenen Sitzplatz nachträglich zu ändern waren gescheitert. Aber nachdem der typische „Boarding completed“ Spruch kam, konnte ich mir sicher sein, dass ich auf dem knapp zweieinhalbstündigen Flug die ganze Reihe für mich allein haben werde. Warum mir als einziger in der ganzen Maschine diese Ehre zu Teil wurde kann ich nicht sagen – böse darüber war ich aber keinesfalls. (y)

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Die eingesetzte Boeing 737-800 war ebenfalls mit einem persönlichen IFE-System ausgerüstet. Jedoch waren auch hier – ähnlich wie auf dem Flug von Amsterdam nach Mexico City - keine deutschen Medien vorhanden und für mich war folglich nur die Karte von Interesse.

Kurz nach Erreichen der Reiseflughöhe von 37.000 ft begann der übliche Service. Auf diesem Abendflug wurde ein Snack und Getränke versprochen. Als ich dann mein Futterpaket bekam war ich erneut positiv überrascht. Es wurde ein mit Schinken und Käse belegtes Gebäckstück gereicht, dazu ein Tütchen Erdnüsse und als Dessert ein Schokopudding. Des Weiteren war auch ein Päckchen Senf beigelegt, sodass man den Teigling noch kulinarisch veredeln konnte.

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Kurz vor der Landung versprühte eine der Flugbegleiterinnen den Inhalt zweier Dosen in der Kabine. Ich vermute, dass es sich hierbei um Raumduft gehandelt haben muss. Oder war es doch ein geheimes Gift, um den kapitalistischen Keim schon im Entstehen zu ersticken?! :eek:

Die Einreise in Kuba ging im Vergleich zur Immigration in Mexico relativ einfach. Nach dem Vorzeigen des Reisepasses und der ausgefüllten Touristenkarte bekam ich den Stempel (leider extrem unleserlich, da es hier anscheinend bereits schon an Tinte mangelt) in meinen Reisepass und somit die Erlaubnis, die Insel zu betreten.

Direkt nach der Passkontrolle gab es eine weitere Sicherheitskontrolle, hier wurde das Handgepäck durchleuchtet. Nachdem auch diese Hürde erfolgreich
gemeistert werden konnte, begab ich mich zum Kofferband um mein Gepäck entgegen zu nehmen und den Airport zu verlassen.

Am Ausgang hat mich meine Gastgeberin für die nächsten Tage wie vereinbart im Empfang genommen und nach dem ersten Tausch der „guten“ Euros gegen die kubanische Touristenwährung „CUC“ ging es mit dem Auto in die über Air-BnB gefundene Unterkunft.

Ich habe mich nach dem Vergleich der Hotelpreise im Vorfeld für eine private Unterkunft, eine sogenannte „Casa particular“ entschieden. Aus meiner Sicht bietet diese Art der Unterbringung gleich mehrere Vorteile. Zum einen kann man hier direkt Land und Leute am einfachsten kennenlernen. Des Weiteren ist sie extrem erschwinglich (zum Vergleich: ein AI-Hotel in Havanna hätte für meinen Aufenthalt rund 350 Euro gekostet, für die Casa zahle ich 100 Euro). Und am Ende tut man auch etwas für die kubanische Bevölkerung, die durch die Vermietung einen Teil ihres Auskommens finanzieren kann. Natürlich müssen hier hohe Steuern an den Staatsapparat abgeführt werden, aber ein gewisses Plus für die Vermieter bleibt sicherlich dennoch.

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Sonntag, 19. November 2017:


Nach einer angenehmen und entspannten Nacht trotz surrender Klimaanlage bin ich um 9 Uhr aufgestanden und habe mich nach der morgendlichen Dusche auf den Weg gemacht, die Insel zu erobern. Zunächst ging ich die wenigen Schritte bis zur nächstgrößeren Straße, um mich dort ein wenig umzusehen.

Bereits am Vorabend habe ich meine Gastmutter gefragt, wie es hinsichtlich WiFi und Internet aussieht. Sie selbst habe keinen Internetanschluss, aber in Havanna gibt es diverse Plätze, die mit den Guthabenkarten der staatlichen Telefongesellschaft ETECSA genutzt werden können.

Direkt in fußläufiger Nähe zu meiner Casa befindet sich ein Supermarkt. Diese Gelegenheit habe ich umgehend genutzt, um mich mit Mineralwasser für den Tag einzudecken. Dabei musste ich jedoch meinen Rucksack am Eingang abgeben, da es anscheinend auf Kuba nicht gestattet ist, mit Tasche einen Laden zu betreten.

Im Anschluss an meinen Einkauf habe ich versucht, weiter in Richtung Havanna zu kommen. Da ich – nach wie vor – noch kein Spanisch sprechen kann, gestaltete sich dieses Anliegen nicht ganz einfach. Ich fragte zunächst einen Sicherheitsmann vor einer Cadeca (Wechselstube für CUC). Dieser zeigte mir dann auf seinem Handy eine Karte, die sich aber nicht ganz einfach lesen ließ.

Plötzlich kam mir der rettende Einfall :idea:: Ich hatte extra zuhause die App „MAPS.ME“ auf mein Smartphone mitsamt der dazugehörigen Kuba-Karte geladen. Somit konnte ich auch trotz mangelnder Online-Verbindung meinen Weg suchen.

Ich habe auf der Karte einen Bahnhof ausfindig machen können. Dort angekommen stellte sich heraus, dass ein Zug nach Havanna – zumindest von dort aus – nicht fährt. Direkt vor dem Bahnhof traf ich aber eine junge Mutter, die mir in perfektem Englisch erklärt hat, dass ich einfach einen der zahlreichen Oldtimer mittels Handzeichen anhalten kann und mich dieser für 1 CUC direkt in das Zentrum Havannas fahren wird. Gesagt – getan. Und wenige Minuten später saß ich in einem Kollektivtaxi.

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Die Fahrt selbst ging zügig und gemütlich, gemeinsam mit Kubanern und Touristen, untermalt von karibischen Klängen aus dem Radio, nach Havanna.
Dort im Zentrum angekommen endete das Taxi am Capitolio, einem ziemlich detailgetreu nachempfundenen Bau aus den USA.

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Von hier begann mein Spaziergang durch Havanna und schon bald kam ich am Malecon, der berühmten Straße entlang der Küste, an. So langsam spürte ich Hunger. Den zahlreichen kleinen Shops und Cafeterias an der Straße traute ich nicht so recht über den Weg. So kam mir ein Restaurant sehr gelegen. Hier bestellte
ich mir ein Omelett mit ein paar Scheiben Brot.

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Beim Warten auf das Essen sprach mich ein Mann an. Er hat meinen deutschen Reiseführer, in dem ich während der Wartezeit ein wenig stöberte, entdeckt und wir waren beide froh, endlich mal jemanden gefunden zu haben, mit dem man auch Deutsch sprechen kann. Gemeinsam aßen wir und unterhielten uns äußerst nett. Meine Bekanntschaft ist bereits ein Kubakenner und konnte mir einige sehenswerte Orte in der näheren Umgebung zeigen. Unter anderem hat er mich auch darüber aufgeklärt, wie und wo man die WiFi-Guthabenkarten kaufen und nutzen kann.

Als sich unsere Wege dann nach etwa zwei Stunden trennten, habe ich mich dazu entschlossen, einige seiner Tipps und Ratschläge zu nutzen und mich in den Garten des „Hotel Nacional“ mit einem kühlen Getränk zu setzen. Hier kann man unter dem Duft von Zigarren und in angenehm schattiger Atmosphäre sehr gut sitzen und das Treiben rundherum ein wenig beobachten. Hier gönnte ich mir eine Limonade und machte mich an das Weiterschreiben des Berichts.

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Nach der Erfrischung im Hotel Nacional wollte ich ein wenig zu Fuß auf der 23. Straße laufen. Hier hat mir meine Bekanntschaft vom Vormittag zahlreiche Erlebnisse versprochen. An besagter Straße sollen sich zahlreiche Jazz-Clubs befinden, in denen abends ein sehr schönes Flair herrschen soll. Ich ging die Straße etwas entlang und entdeckte dabei auch folgendes Werk:

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Nach einigen Metern sprach mich ein Restaurantbetreiber an und ich konnte der Versuchung nicht widerstehen. Hier aß ich Spaghetti mit Tomatensoße (also typisch kubanisches Essen ;)). Vorweg bestellte ich mir frittierte Käsebällchen. Auch hier war das Essen sehr lecker und absolut nicht zu beanstanden. Last but not least wollte ich mir das extra angepriesene Schokoladeneis auch nicht entgehen lassen.

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Ein Blick auf meine Offline-Map auf dem Handy offenbarte mir, dass ich für mein nächstes Ziel, die Künstlergasse Obispo, entweder einen etwa einstündigen Fußmarsch hinter mich bringen oder 5 CUC für ein Taxi investieren muss. Ich entschied mich auf Grund des reichhaltigen Essens und der daraus resultierenden Futternarkose für das Taxi und ließ mich – erneut im alten Straßenschlitten - an mein Ziel kutschieren.

Dort angekommen tauchte ich sofort in das für mich typisch kubanische Flair ein. Zahlreiche Geschäfte und Stände offerierten Souvenirs und mehr oder weniger Brauchbares. Hier konnte man sich gemütlich treiben lassen und das Leben genießen. Vor einem der Cafés lauschten Passanten einer Straßenband, die dort ihr Können unter Beweis stellte. Ein wenig weiter kam ein bunter Mini-Umzug, der die Leute mit einer Menge guter Laune ansteckte. Diese Gasse werde ich auf jeden Fall noch einmal besuchen und sicherlich auch ein wenig in die feilgebotenen Erinnerungsstücke investieren.

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Nun zog es mich aber endlich ans Wasser. Ein großes Kreuzfahrtschiff in Sichtweite offenbarte mir, dass ich wohl das Kreuzfahrtterminal von Havanna gefunden habe. Hier lag die MSC Opera gerade vor Anker und am anderen Ufer konnte ich die Christus-Statue erblicken. Marco Polo teilte mir dazu mit, dass man gegen die Gebühr von einem halben Peso (also der wertlosen Nationalwährung) eine Fähre dorthin nutzen kann. Da die Zeit schon etwas fortgeschritten war, entschied ich mich dafür, dieses Erlebnis für einen der Folgetage auf dem Programm zu behalten.

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Beim Verweilen und Genießen der Aussicht auf die Statue und das gebotene Panorama kam ich mit einem auf Kundensuche befindlichen Taxifahrer auf Englisch ins Gespräch. Diese seltene Gelegenheit nutzte ich natürlich, um bereits langsam aber sicher meinen Heimweg abzuklären. Er riet mir dazu, den öffentlichen Bus bis zum Capitolio zu nehmen und dort dann wieder in ein Kollektivtaxi zu steigen. Um den Bus bezahlen zu können (die Busse sind mit der Nationalwährung zu bezahlen) schenkte er mir eine Münze. Außerdem drückte er mir einen Geldschein mit dem Konterfei von Che Guevara in die Hand.

Ich habe bereits bei der Vorbereitung auf die Reise nach Kuba davon gelesen, dass diese relativ wertlosen Scheine gerne als kleines Andenken an Touristen zu völlig überhöhten Preisen verkauft werden. Jedoch hat er mir den Geldschein ja nicht verkauft – so dachte ich zumindest erstmal.

Denn seine Auskunft und die Gastfreundlichkeit hatten natürlich ihren Preis. Er fragte mich nach einem CUC. Da ich jedoch nur 10-CUC-Scheine hatte, gab er mir als Wechselgeld noch einen 20-Peso Schein der Moneda Nacional. Somit habe ich ihm umgerechnet etwa 9 Euro gegeben und von ihm „nur“ 24 Pesos, also etwa nur 1 Euro erhalten… Shit happens… :-(

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Die Busfahrt selbst war auch irgendwie ein Erlebnis. Der Bus aus augenscheinlich asiatischer Produktion hatte seine besten Tage eindeutig hinter sich. An meiner Einstiegshaltestelle war er zwar voll aber es war noch erträglich. An der nächsten Station füllte er sich von Sekunde zu Sekunde, bis wirklich auch der letzte Millimeter ausgenutzt war. Über Abgaswerte, Spritverbrauch und das extrem langsame Anfahrverhalten wegen Überfüllung muss ich an dieser Stelle sicher keine großen Worte verlieren. :censored:

Nach Ankunft am Capitolio - es war inzwischen 18.30 Uhr – wollte ich mir noch ein leckeres Abendessen „jagen“. Die Angebote der Straßenstände haben mich noch immer nicht überzeugt, sodass ich in einer Seitenstraße ein recht nettes Restaurant fand. Hier gab es für mich Käsesuppe und frittierte Kartoffelbällchen. Als kleiner Gruß aus der Küche wurde Brot mit Knoblauchöl gereicht. Auch hier war qualitativ keinerlei Beanstandung zu verzeichnen.

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Die letzte große Herausforderung des Tages bestand nun darin, das richtige Taxi zum richtigen Ort zu finden. Es war inzwischen dunkel geworden und ich versuchte mein Glück an derselben Stelle, an der ich am Morgen abgesetzt wurde. Nach einigen Fehlversuchen traf ich erneut auf englischsprechende Leute, die mir dabei behilflich waren, das richtige Auto zu finden.

Müde und erschöpft, aber mit dem Kopf voller Eindrücke und Erlebnisse kam ich gegen 20 Uhr in meiner Casa an und schrieb erneut weiter an meinem Bericht.

Die Erkenntnis des Tages war für mich eindeutig, dass man gerade auf Kuba mit Englisch nicht wirklich weiterkommt. Die Hauptsprache ist und bleibt Spanisch. Ich muss mich wohl ernsthaft mit dem Gedanken befassen, mir zumindest Grundkenntnisse dieser Sprache anzueignen. Da ich relativ sprachunbegabt bin und bereits das Lernen der Französisch-Vokabeln in der Schule für mich stets eine Qual waren ist das für mich kein spaßiges Unterfangen. Aber zum Glück hat mein Marco Polo-Reiseführer einen Grundwortschatz abgedruckt. Außerdem habe ich in weiser Voraussicht bereits zuhause auf dem Smartphone das Spanisch-Paket für den Offline Smartphone-Übersetzer „dict.cc“ heruntergeladen, sodass ich im Fall der Fälle einfach mein schlaues Büchlein bzw. mein Smartphone zücken und den fragend guckenden Menschen das gesuchte Wort zeigen kann.:D

Fortsetzung folgt.
 

Flightmode

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07.03.2017
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Montag, 20. November 2017

Heute bin ich gegen 8 Uhr aufgestanden und habe ich mich direkt erneut auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Ich bin davon ausgegangen, dass heute ein Zug in Richtung Havanna fahren würde. Leider fuhr aber auch heute kein für mich passender Zug. Dennoch hat sich der Besuch am Bahnhof gelohnt, so konnte ich zumindest ein paar Dieselloks in Aktion fotografieren.

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Mangels Alternativen habe ich mich dann wieder von einem Kollektiv-Taxi in das Zentrum fahren lassen. Die Autos auf Kuba (bzw. zumindest in Havanna) entsprechen häufig bis immer nicht den deutschen TÜV-Anforderungen. Dieser Zustand stört hier jedoch niemanden und auch ich finde es irgendwie nicht verwerflich. Auf dem Weg nach Havanna hielten wir mehrmals an, um andere Mitfahrer ein- oder aussteigen zu lassen.

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Da ich noch kein Frühstück im Magen hatte, blieb mir letztlich nur eine Option um nicht einen qualvollen Hungertod zu sterben: ich musste mich überwinden und einem Straßenstand, welcher mit Schinken und Käse belegte Sandwiches verkaufte, ein gleichartiges Produkt abkaufen. Für 5 CUC (umgerechnet 4,50 Euro) bekam ich ein kleines belegtes Sandwich. Wahrscheinlich um den Preis rechtfertigen zu können, warf die Sandwichverkaufsfachkraft meine Speise noch schnell zwischen die Platten eines Kontaktgrills. Hier war ich das erste Mal vom Preis-Leistungsverhältnis etwas enttäuscht. Da das Sandwich auch sehr klein ausfiel, hatte ich keine Gelegenheit ein Foto davon zu machen.

Nach der kleinen Stärkung lief ich vorbei am Kempinski Hotel Manzada, einem der wenigen 5***** Häuser in Havanna. Ob es die Bewertung zu recht hat, kann ich nicht beurteilen. Meine Bekanntschaft vom gestrigen Tag sagte aber, dass die meisten „guten“ Hotels auf Kuba in der Realität selten über 3*** erreichen.
Direkt dahinter begann die bereits gestern besuchte Künstlergasse Obispo. Hier tätigte ich dann die obligatorischen Souvenireinkäufe.

In der Obispo ist auch eine Vorschule ansässig. Mit zahlreichen fotografierenden und bummelnden Touristen im Rücken lernen hier die kleinen Kubaner lesen, rechnen und schreiben und waren dabei trotz der Umstände sehr konzentriert. Auch ich ließ mir die Gelegenheit für ein Foto nicht nehmen und möchte euch natürlich daran teilhaben lassen.

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Alsbald machte ich mich auf den Rückweg in Richtung des Kempinski Hotels. Direkt um die Ecke von dort fahren die Hop-on/Hop-off Stadtrundfahrtbusse. Gegen eine Gebühr von 10 CUC kann man hier den ganzen Tag lang beliebig oft in der Stadt umherfahren. Da ich nichts anderes vorhatte, nutzte ich den Service gern und drehte eine Runde und habe dafür rund 2 Stunden benötigt. Der Bus fährt alle wichtigen Ziele in der „Neustadt“ Havannas an und wenn man auf dem Cabrio-
Oberdeck sitzt kann man bei angenehm kühlem Fahrtwind die Rundtour genießen.

Allgegenwärtig auf der ganzen Insel ist Che Guevara. Hier mal zwei Bilder. Das bunte Portrait war an einer Hauswand zu finden, der große schwarze Umriss Che´s ist am Innenministerium, direkt am Plaza de la Revolution zu finden.

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Inzwischen war es bereits 16:00 Uhr und ich kehrte erneut im Hotel Nacional ein, um bei einer Cola den vergangenen Bericht online zu stellen und diese Zeilen zu schreiben.

Ebenfalls von meinem gestrigen Spaziergang mit dem spontan kennengelernten Kubaexperten hatte ich in Erinnerung, dass in fußläufiger Nähe vom Hotel Nacional ein Supermarkt ist. Da ich mir für den Abend noch ein paar Kekse und etwas zu trinken mit in die Casa nehmen wollte, bot sich ein Besuch förmlich an.
Ein Supermarkt im sozialistisch geprägten Kuba unterscheidet sich grundlegend von deutschen Geschäften. Es gibt eine recht überschaubare Anzahl an Produkten, diese jedoch in extrem großen Mengen. So gibt es beispielsweise eine Sorte Waschmittel in kleinen Tütchen, dieses aber gleich in 5000-facher Anzahl.
Ich suchte mir ein paar passende Kekse aus und überlegte dabei, nicht nur aus Gründen der Sparsamkeit ein Abendessen selbst zu kochen. Meine Wahl fiel auf Nudeln mit Tomatensoße. Schnell die Zutaten zusammengesucht und dann an die Kasse. Hier musste ich aber gleich zweimal bezahlen. Nicht, weil die Kubaner in mir Tourist ein willkommenes Opfer für Betrug gefunden haben, sondern weil nicht an jeder Kasse jedes Produkt bezahlt werden kann. Die Tomatensoße hatte eine eigene Kasse. Warum und wieso erschloss sich mir nicht. Als ich fleißig am Fotos knipsen war, sprach mich ein Sicherheitsmann des Ladens an und untersagte mir das Fotografieren. Auch hier war der Grund für mich nicht wirklich erkennbar, aber ich vermute, dass er seine Gründe gehabt haben wird.

Da ich durch die Selbstverpflegung am Abend das Restaurant gespart habe, entschloss ich mich dazu, ein Taxi zu meiner Unterkunft zu nutzen. Noch schnell mit dem Chauffeur über den Preis verhandelt und ich kam für 4 CUC nach Hause.

Hier empfing mich meine Gastmutter und übergab mir freudestrahlend einen selbsthergestellten Flammpudding. Über dieses „Geschenk des Hauses“ habe ich mich sehr gefreut und ich kann an dieser Stelle bereits verraten, dass er vorzüglich geschmeckt hat. Wir besprachen noch die Details für den Transfer zum Flughafen am folgenden Tag. Ich hatte bereits von Zuhause aus einen Ausflug – im wahrsten Sinne des Wortes – auf die „Isla de la Juventud“ (auf Deutsch: Jugendinsel) organisiert. Der Abflug ist auf 7:00 Uhr morgens terminiert. Ich bin gespannt und hoffe, auf der Insel ein wenig karibischen Strand genießen zu können. Schließlich
kochte ich mir noch meine Mahlzeit und aß gemütlich zu Abend.

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Beim heutigen Besuch von Havanna ist mir aufgefallen, dass zum einen bedingt durch die quantitative Anzahl von Autos und zum anderen durch das hohe Alter der Fahrzeuge eine extrem hohe Abgasbelastung über der Stadt herrscht. Man hat – ähnlich wie in einigen asiatischen Städten – den Eindruck, dass man unter eine Smogglocke hängt. Ich glaube, eine sechsspurige deutsche Bundesautobahn ist im Vergleich zu Havannas Straßen ein wahrer Luftkurort – und dass trotz aktuell herrschendem „Dieselgate“ in Alemania ;-)

Dienstag, 21. November 2017


Der heutige Tag begann für mich besonders früh. Um 5 Uhr bin ich aufgestanden, denn um 5:30 Uhr wartete mein Gastvater auf mich, um mich zum Airport zu bringen. Heute war der Ausflug auf die Jugendinsel (Isla de la Juventud) geplant. Der Flug mit der Nummer CU 800 sollte um 7 Uhr starten, sodass ich geplant hatte, gegen 6 Uhr am Flughafen zu sein. Da es ein Inlandsflug war, ging dieser – anders als die internationalen Flüge – vom Terminal 1 ab. Schon beim Betreten des Gebäudes konnte ich den morbiden Charme der 60er Jahre spüren. Es gab mehrere Schalter, an denen die einzelnen Flüge (übrigens alle von der staatlichen Airline Cubana durchgeführt) mittels Einsteckschildern aufgeführt waren. Nach dem Einchecken erhielt ich eine händisch ausgefüllte Bordkarte. Hier wurde jedoch kräftig an Angaben gespart und lediglich die Sitznummer und die Flugnummer sowie mein Nachname waren darauf verzeichnet.

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Um in den Wartebereich zu gelangen musste das Stockwerk gewechselt werden. Durch ein relativ heruntergekommenes Treppenhaus ging es nun in die erste Etage. Hier waren mehrere kleine Stände mit Snacks und Getränken angesiedelt. Die Sicherheitskontrolle erreichte man durch eine kleine Tür, an welcher ein Wachmann stand und die Leute einzeln hereinbat. Das Ganze erinnert an den Einlass in einer Diskothek mit dem einzigen Unterschied, dass man hier nicht wegen falscher Kleidungswahl abgewiesen werden kann ;-).

Nach der Sicherheitskontrolle betritt man wie üblich den luftseitigen Wartebereich. Hier gab es ebenfalls zwei kleine Verkaufsstände mit Keksen und Getränken sowie kleinen Snacks. Leider waren sämtliche Scheiben in Richtung des Vorfelds mit Milchglas versehen, sodass ein Ausblick nicht möglich war.

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Pünktlich um 6:50 begann das Boarding. Geflogen wurde mit der ATR-72 ZS-XZA. Auffallend war, dass keinerlei Lackierung aufgebracht war. Der Flug in bis zu 7.000ft Höhe selbst verlief ziemlich ereignislos, da auch bei der kurzen Flugzeit von 30 Minuten kaum Zeit für Ereignisse blieb. Aber trotz allem gab es eine extrem schnelle Getränkerunde mit Kaffee und/oder Wasser. Auch für Lesestoff war gesorgt. Ganz im Sinne einer Staatsairline lag auf jedem Platz ein Exemplar der „GRANMA“ aus. Dies scheint laut Aufdruck das „offizielle Organ des Zentralkomitees der kommunistischen Partei Kubas“ zu sein. Klingt in der Tat etwas nach DDR wie ich finde. Im Übrigen war ich der einzige Nicht Kubaner an Bord.

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Die Einreise in Nueva Gerona – einem sehr kleinen Flughafen – war einfach gehalten. Im Gebäude mit dem „Gepäckbändchen“ fand keine Passkontrolle statt (es handelte sich ja um einen Domestic flight). Stattdessen wurde aber durch eine Krankenschwester bei jedem ankommenden Passagier die Körpertemperatur gemessen. Wahrscheinlich aus Gründen der Zeitersparnis hat man aber auf ein Messen über den rektalen Weg verzichtet und stattdessen ein Stirnthermometer benutzt. Nach dem nun meine Körpertemperatur auch im Rahmen des Erträglichen lag konnte ich das Terminal (wenn man es so nennen mag) verlassen und mich mit dem Taxi in das Zentrum der namensgebenden Stadt Nueva Gerona fahren lassen.

Das Städtchen ist sehr klein, laut Wikipedia hat es 59.000 Einwohner. Gegen 8 Uhr kam ich dort an und fand die einzige Fußgängerzone noch sehr verlassen vor. Ich hatte mir vorgenommen, mit dem Taxi von dort aus an den weißen Strand „Playa Blanca“ zu fahren. Alle Taxifahrer die ich gefragt hatte haben mir aber die Beförderung verweigert. Der Strand liegt von Nueva Gerona rund 50 Kilometer entfernt. Ich vermute, dass Ihnen der Weg einfach zu lang war. Da es auch keine andere brauchbare Alternative gab, habe ich mich mit meinem Schicksal abgefunden bis zum Rückflug bzw. der Rückkehr zum Flughafen in der Stadt gefangen zu sein.

Ich machte das Beste draus und vertrieb mir die Zeit mit Spaziergängen, entspanntem Sitzen auf einer der zahlreichen Parkbänke, dem Surfen im Internet an ETECSA-Hotspots und dem Besuch der örtlichen katholischen Kirche und dem Museo Municipal. Und natürlich habe ich auch das kulinarische Angebot der Insel nutzen müssen.
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Beim Rundgang durch die Fußgängerzone fielen mir an den Eingangstüren der Geschäfte immer wieder ein bestimmter Sticker auf. Hier wird wohl auf die demnächst stattfindenden Generalwahlen hingewiesen.
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Gegen 15:30 Uhr machte ich mich wieder auf den Weg zum Flughafen. Hier nutzte ich ebenfalls wieder ein Taxi. Kurz vor dem Flughafen befand ich eine polizeiliche Kontrollstelle. Nach der Kontrolle meines Passes und der Aufforderung des Polizisten an meinen Taxifahrer, noch drei wartende Personen mit zum noch rund 800 Meter entfernten Flughafen mitzunehmen konnten wir die Fahrt fortsetzen.
Im Abflugterminal des Großflughafens Nueva Gerona National befanden sich genau zwei Schalter. Als ich zum Check-in meinen Pass vorlegte, wurde ich von der sehr gut englischsprechenden Dame direkt gefragt, ob ich einen Seat am Emergency Exit haben wollen würde. Dieses Angebot nahm ich dankend an und bekam auch hier wieder eine handgeschriebene Bordkarte für Seat 1F, dieses Mal waren jedoch noch weniger Daten als auf dem Hinflug ausgefüllt. Aber mir soll es recht sein.

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Beim Warten auf die Sicherheitskontrolle erlebte ich ein Wiedersehen mit der Krankenschwester von morgens und auch bei der nun durchgeführten Fiebermessung ergaben sich keine spontanen Erkrankungen, sodass sie mich für uneingeschränkt flugfähig erklären konnte. Ebenfalls konnte ich entdecken, dass das so oft als typisch Deutsch verschriene Mülltrennungsprinzip auch in Kuba angekommen zu sein scheint.
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Boarding, Flug und Landung, mit dem selben Maschine wie am Morgen waren ohne besonderen Vorkommnisse, sodass ich pünktlich gegen 18.10 Uhr wieder zurück in Havanna war, wo mich mein Gastvater bereits erwartete und mich in die Casa fuhr, wo ein frisch gemachtes Bett, eine kühle Cola, die Reste des gestrigen Puddings und der Laptop für den Bericht erwarteten.

Fazit des Tages lautet heute, dass Kuba weitaus mehr zu bieten hat als nur die klassischen Destinationen Havanna, Varadero und Santiago de Cuba. Auch die Inseln, von denen die Isla de la Juventud die größte Kubas neben der Hauptinsel ist, sind definitiv einen Abstecher wert. Man sollte jedoch vorab klären, wie man die gewünschten Ziele erreichen kann.

To be continued.
 

wkj5z9

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07.02.2014
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Sehr schöner Bericht!
Allerdings: Mich würde interessieren, warum du im IFE nicht einfach etwas auf englisch schaust, wenn auf deutsch nichts verfügbar ist?

Spricht ja eventuell nicht jeder andere Sprachen. Wir fliegen demnächst mit unserem Sohn der jedenfalls noch kein Englisch kann. Ihn hätte ich schon gern mit dem IFE abgelenkt. Was mich interessieren würde ist, ob es bei AM grundsätzlich kein deutsches IFE gibt.

Bleibt noch eigene Hardware, aber gerade beim Videos gucken ist dann irgendwann der Akku leer. Ist eigentlich eine Powerbank erlaubt?
 
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07.03.2017
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HAJ
Spricht ja eventuell nicht jeder andere Sprachen. Wir fliegen demnächst mit unserem Sohn der jedenfalls noch kein Englisch kann. Ihn hätte ich schon gern mit dem IFE abgelenkt. Was mich interessieren würde ist, ob es bei AM grundsätzlich kein deutsches IFE gibt.

Bleibt noch eigene Hardware, aber gerade beim Videos gucken ist dann irgendwann der Akku leer. Ist eigentlich eine Powerbank erlaubt?
Naja ich spreche schon Englisch, bin aber zu faul gewesen mir das ganze auf Englisch anzutun [emoji12]

Powerbänke sind erlaubt. Ich bin immer mit zwei bis drei Stück davon im Handgepäck unterwegs.
 

Flightmode

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Danke für den Bericht! Die Pizza an den Straßenecken ist auf Kuba noch zu empfehlen und kostet nur wenig.
Die Pizza Stände die ich gesehen habe hatten alle den selben Preis von 5 CUC und das sind über 5 Euro. Preis-/Leistung klaffen da für meine Begriffe schon etwas auseinander. Aber: ist ja schließlich Urlaub [emoji23]
 

Flightmode

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Mittwoch, 22. November 2017

Auch der heutige Tag begann logischerweise mit dem Aufstehen. Heute wollte ich wie bereits geschrieben die Fähre auf die andere Seite des Hafens nutzen. Mit dem bereits bekannten Kollektiv-Taxi ging es in das Zentrum von Havanna um von dort weiter zu Fuß zu laufen.
Auf dem Weg zum Fähranleger entdeckte ich am Straßenrand einige Verkaufsstände. Hier wurden Hundewelpen, etwas größere Hunde, Vögel, Mäuse und Hamster zum Kauf angeboten. Die Tiere waren auf engstem Raum in Mini-Käfigen eingepfercht. Dieses Bild tat mir echt leid. Eine englischsprechende Kubanerin erklärte mir, dass das hier vor Ort jedoch gängige Praxis sei. Die Tiere kosten umgerechnet 8-10 Euro. Wenn man bedenkt, dass das kubanische Monatseinkommen bei rund 20 Euro liegt, ist das schon ein hoher Preis. Andererseits sind die Lebenshaltungskosten hier enorm niedrig, da die grundlegende Bedürfnisse wie Bildung und Gesundheit kostenfrei sind und Strom und Gas stark vom Staat subventioniert werden.

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Um schnell von diesem Ort wegzukommen, habe ich meinen Weg zum Bootsanleger fortgesetzt. Dort angekommen musste ich meinen Rucksack einer Taschenkontrolle unterziehen lassen, um überhaupt in den Wartebereich für die Fähre zu kommen. Anscheinend hat man große Angst vor Attentaten bzw. Unfällen. Für ein paar Pesos der Nationalwährung CUP konnte ich eine Runde auf dem Wasser drehen und den Fahrtwind – unter anderem entlang der nun vor Anker liegenden „AZAMARA QUEST“ genießen. Die Fähren selbst sind nicht gerade die allerneusten, aber sie tun anscheinend sehr zuverlässig ihren Dienst im Auftrag des Staates.

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Am ersten Haltepunkt „Playa Blanca“ konnte ich nach dem Aussteigen die bereits von anderen Ufer gesehene Christus Statue fotografieren und einen kleinen Spaziergang dort unternehmen.

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Die Fähren werden von den Einheimischen anscheinend auch als einfache Möglichkeit der Überquerung des Hafenbeckens genutzt. Hier wird allerlei Kram hin- und hertransportiert. Unter anderem auch leicht überladene Fahrräder.
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Am „richtigen“ Ufer angekommen, habe ich spontan entschieden, das Rummuseum der bekannten Marke Havanna Club zu besichtigen. Hier wird sehr anschaulich gezeigt, wie die Rumproduktion funktioniert und natürlich gibt es in der angeschlossenen Havanna Club Bar auch Geschmacksproben. Dem Sozialismus sei Dank kostet der Rum in den staatlichen Geschäften stets das Gleiche.
Die 70 cl Flasche des hellen Havanna Club bekommt man für 3,85 CUC, der dreijährig-gereifte Havanna Club ist für 4,20 CUC (50 cl) bzw. 5.55 CUC (70 cl) zu haben und für den Spezial-Rum müssen 4,45 CUC für 50 cl und 5.90 CUC für 70 cl investiert werden. Da ich nicht so der Rum-Freund bin, kann ich leider nicht sagen, ob die Preise hier nun enorm günstig oder teuer sind. Ich habe auf jeden Fall im Auftrag von „Daheim“ eine große Flasche des Dreijährigen gekauft.

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Eigentlich wollte ich auch noch Zigarren für einen Bekannten erwerben. Auch hier bin ich kein Experte für die Preise, da ich dann doch eher andere Sachen lieber
konsumiere. ;-) Ich habe meinen Gastvater am gestrigen Abend auf dem Weg vom Flughafen in die Casa bereits gefragt, wo man am besten die für Havanna so bekannten Tabakprodukte kaufen kann. Leider kannte er sich auch nicht besonders gut aus, sodass er mich auf das Geschäft aufmerksam machte, welches ich ohnehin schon selbst beim Erkunden der Stadt gesehen habe. Ein Besuch dort ergab, dass dort dieselben Preise aufgerufen werden, wie in Deutschland. Ob es hier jedoch dann eine andere und/oder bessere Qualität kann ich mangels Fachwissens jedoch nicht beantworten. Nach kurzer Überlegung habe ich mich dann dazu entschlossen, keine Zigarren zu kaufen.

Nach einer Stärkung an einem Food-Stand in der Altstadt (hier gab es gebratenen Reis mit Fleisch) besuchte ich noch das Hotel Parque Central um in der dortigen Lounge etwas von der Mittagssonne zu entspannen und mein restliches WiFi-Guthaben aufzubrauchen. In den guten Hotels in Havanna ist das Publikum sehr international gemischt, sodass ich auch hier sporadisch mit einem deutschen Pärchen ins Gespräch gekommen bin, die mich ebenfalls wie der Herr vor ein paar Tagen im Restaurant an meinem Reiseführer erkannt haben. :D

Gegen 17:00 Uhr machte ich mich auf den Rückweg zur Casa, da mich die Gastfamilie am letzten Abend noch für 19:00 Uhr zum gemeinsamen Essen eingeladen hatte.

Gerade als ich den Laptop eingepackt habe und das Hotel verlassen wollte, kam Thomas, mein Bekannter aus dem Restaurant vom Sonntag entgegen. Mit ihm habe ich vor dem Hotel noch über die aktuelle politische Lage in Deutschland gesprochen und über meine Erlebnisse der vergangenen Tage und natürlich war er sehr interessiert daran, zu erfahren, wie ich Kuba und insbesondere auch Havanna empfunden habe und welche Eindrücke ich gewonnen habe. Er selbst war gerade auf dem Weg in das Hotel um sich dort eine druckfrische Ausgabe der GRANMA (dem offiziellen Organ…) zu holen. Schräg gegenüber vom Hotel Parque Central befindet sich das Kempinski Hotel Manzana. Ein weiteres 5-***** Hotel am Platz. Hier auf dem Dach sollte es sich seinen Worten nach besonders gut aushalten lassen. Da er auch noch keine weitere Planung des späten Nachmittags hatte, haben wir uns spontan entschlossen, das Dach zu besuchen. Und seinen Worten war tatsächlich Glaube zu schenken. Oben angekommen erwartete mich dieser Ausblick:

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Wir suchten uns einen gemütlichen Platz und bestellten uns jeder einen Cocktail. Ich entschied mich für einen landestypischen Mojito, er hatte Gefallen am Pina Colada gefunden. Der Cocktail war wirklich sehr lecker und die Aussicht mit dem gerade beginnenden Sonnenuntergang natürlich fantastisch.

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Nach Einbruch der Dunkelheit änderte sich an der Situation nach wie vor nichts. Ganz im Gegenteil war nun das sehr ansehnlich beleuchtete Theater zu bewundern.

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Schließlich trennten sich unsere Wege und ich versuchte nun schnellstmöglich in meine Casa zu kommen, da dort ja schließlich das Essen auf mich wartete.
Es war leider in der Dunkelheit nicht ganz einfach, das richtige Taxi zu finden. Neben mir wollten auch zahlreiche Einheimische den Weg aus dem Stadtzentrum heraus antreten. Immer wenn sich ein Taxi näherte und dann auch mal anhielt – dies war bei weitem nicht bei jedem Fahrzeug der Fall – stürzte sich binnen Sekunden eine ganze Horde Kubaner auf das Fahrzeug und jeder rief dem Fahrer sein Ziel zu. Da kann man sich sicherlich vorstellen, welche Chancen man da als auswärtiger Besucher hat. Nach über eine dreiviertel Stunde vergeblicher Versuche an mein Ziel „Clinico / Calle Vente Seize“ zu kommen musste ich entnervt aufgeben und mir ein privates Taxi gönnen. Der erste Fahrer den ich gefunden habe, verlangte günstige 20 CUC für die Fahrt. Dies war mir natürlich viel zu teuer. Also suchte ich weiter und fand einen Fahrer, der mich für angemessene und faire 5 CUC befördert hat. Gegen 19:45 Uhr und somit 45 Minuten zu spät traf ich endlich an der Casa ein.

Meine Gastmutter wartete bereits und sorgte sich bereits um mich. Als ich ihr die Umstände erklärte, war sie zum Glück sehr verständnisvoll. Nun habe ich auch endlich erfahren, wie Kubaner gemeinsam zu Abend essen. Nämlich gar nicht :D

Stattdessen wurde der Tisch in meinem Appartement gedeckt und ich bekam mehrere Teller auf den Tisch gestellt. Es wurden zwei Hähnchenteile mit Kartoffeln, Reis mit schwarzen Bohnen und ein Salat gereicht.

Alles in Allem war das Essen aber sehr reichhaltig und lecker.

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Als das Essen bereits auf dem Tisch gestanden hat und ich mir im Bad nur schnell den Abgasschmutz von den Händen waschen wollte, entdeckte ich mehr oder
minder durch Zufall auf dem Kühlschrank im Schlafraum meines Appartements eine „Speisekarte“, die sich dort die Tage zuvor definitiv noch nicht befand. Hier waren feinsäuberlich die Preise für zahlreiche Dienstleistungen abgedruckt. Unter anderem fand sich dort auch die Position „Food“ für 10 CUC. Ich hoffe, dass ich hier von meinen Gastgebern nicht über den Tisch gezogen wurde und das Essen nicht bezahlen muss. Denn für 10 CUC hätte ich in einem Restaurant in der Innenstadt durchaus auch essen können. Ich werde natürlich berichten wie das Ganze ausgegangen ist.

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Nach dem Essen habe ich noch etwas am Bericht weitergearbeitet und bin alsbald schlafen gegangen, denn so ein Tag in Havanna macht ganz schön müde und morgen steht ja die Heimreise ins nasskalte Deutschland auf dem Programm. ;-)


Donnerstag, 23.11.2017


Nachdem ich die Nacht erneut sehr gut schlafen konnte, brachte mich das Plätschern der Klimaanlage gegen 8:30 Uhr aus dem Bett. Ich las zunächst noch etwas in meinem Kuba Reiseführer und stand dann gegen 9:30 Uhr auf. Ich wollte zum letzten Mal den Supermarkt um die Ecke besuchen und hier als Geschenk eine Flasche Havanna Club (diesen in Havanna zu kaufen liegt ja nahe) erwerben. Zuvor musste ich jedoch noch etwas Geld tauschen um den Rum bezahlen zu können. Während ich an der Cadeca wartete, hielt plötzlich ein silberner Lieferwagen am Straßenrand an und drei Männer, davon einer mit Maschinenpistole bewaffnet, stiegen aus. Anscheinend habe ich genau den Zeitpunkt der neusten Geldlieferung erwischt. Relativ geordnet erfolgte die Übergabe an die beiden Mitarbeiterinnen und nach einem kurzen Moment war die Prozedur vorbei und das Tagesgeschäft nam dort wieder seinen Betrieb auf.

Bereits beim Betreten des Supermarktes wunderte ich mich über die vielen Menschen die dort heute einkauften. So voll war es bei meinen vorherigen Besuchen nicht. Als ich durch den Laden stöberte und das durchaus knapp gehaltene Angebot auf mich wirken lies, sah ich erneut eine lange Schlange vor dem Kühltresen im hinteren Bereich des Ladens. Wenn ich eines während meines Aufenthaltes hier auf Kuba gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass wo auch immer Kubaner für etwas anstehen, einem stets etwas geboten wird. Sei es die „gute“ CUC-Währung in den Cadeca (Wechselstuben) oder das die Guthabenkarten für öffentliche Telefone bzw. WiFi-Hotspots in den Läden der Telefongesellschaft Etecsa. Hier gab es nun kanadische Äpfel zu kaufen. Ein Kilo kostete 6 CUC und war somit alles andere als günstig. Ich bezahlte nun mein Souvenir und ging zurück in die Casa, wo ich mich auf die Abreise vorbereitet habe und die letzten Dinge im Koffer verstaute sowie den bisherigen Tag am Laptop festhielt.

Kurz vor der Abfahrt kam meine Gastgeberin in mein Appartement und fragte, wie viel Wasser ich aus dem Kühlschrank genommen hätte. Wahrheitsgemäß antwortete ich, dass es insgesamt fünf Flaschen waren. Sie bat mich daher um den Obolus von 5 CUC. Als ich ihr erklärte, dass man so etwas vor der Anreise klären sollte und eine Preisliste nicht erst einen Tag vor Abreise hinlegt, nahm sie dies etwas beleidigt zur Kenntnis und schlug auch die als Kompromiss gemeinten 3 CUC eingeschnappt aus. Wenn das so ist, kann ihre Existenz ja nicht von den 5 CUC abhängen…

Da der Gastvater vermutlich anderweitig beschäftigt war, fuhr mich der Sohn der Familie zum Flughafen. Sein Englisch war das mit Abstand beste, das ich in der Zeit auf Kuba gehört habe. Miguel hat einige Jahre in den Niederlanden, genauer gesagt in Rotterdam, studiert. Er ist einer der „neuen“ Generation auf Kuba und hatte eine ziemlich differenzierte Sicht auf die Regierung und die Gesellschaft. Unterwegs erzählte er mir, dass vieles auf Kuba reformbedürftig ist. Kurz vor dem Flughafen haben wir einen Unfall erlebt, bei welchem dem Motorradfahrer durch ein „T-Auto“ die Vorfahrt genommen wurde. Ich bekam gleich einen Grundkurs in die Kennzeichen der Autos auf der Insel. T bedeutet in diesem Falle Tourist, P steht für „particular“, also privat und das B bedeutet, dass es sich um ein staatliches Auto handelt.

Am Terminal 3 des Airports angekommen erfolgte die übliche Check-in Prozedur. Am Counter wurde versucht, gegen eine Gebühr von 100 CUC einen Platz in der Business-Class oder alternativ für 49 CUC ein Platz am Emergency Exit anzubieten. Zumindest bei mir war dieser Versuch nicht erfolgreich, sodass ich auf dem systemseitig zugewiesenen Seat 28D sitzen sollte.

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Nach der Passkontrolle, die zu meiner Überraschung in einem ziemlich (zumindest für einen Kubaner) einwandfreien Deutsch stattfand, erhielt ich meinen Exit-Stamp in den Pass und konnte in das reichhaltige Einkaufserlebnis des Duty-Free Shops eintauchen. Hier kam ich zu der Erkenntnis, dass selbst im Duty-Free Bereich die staatlich diktierten Preise gelten. Somit war es für mich nicht großartig von Interesse und ich erwarb lediglich eine kleine Tüte M&Ms um meine Reste an CUC halbwegs sinnvoll zu verwerten.

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Nach dem Shopping gönnte ich mir noch eine Mahlzeit, da zum einen noch CUCs im Portemonnaie lagen und der Magen knurrte. Hier gab es Schinken-Käse-Happen mit Pommes und Cola für 6,30 CUC. Nach einem kleinen Spaziergang durch das nicht sehr große Terminal wartete ich auf das Boarding des Fluges.

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Während des Einsteigens ergab sich beim Durchlaufen der Fluggastbrücke das folgende Bild

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In der Aircraft angekommen begab ich mich brav auf meinen 28D. Als ich merkte, dass die Einsteigerströme langsam nachließen sprach ich den direkt hinter mir befindlichen Flight Attendant an, ob das Boarding nun completed sei. Er wusste es selbst nicht genau, aber er machte ich umgehend auf dem Weg, um die für uns beide doch irgendwie sehr wichtige Info herauszufinden. Einige Sekunden später schnellte sein Daumen in die Höhe und er hatte für mich den Platz 15F gefunden, ein Seat in einer Emergency Exit Reihe. Folglich konnte ich den rund zweieinhalb stündigen Flug von Havanna nach Mexico City mit großer Beinfreiheit und freiem Mittelsitz genießen. Natürlich habe ich dabei noch 49 CUC gespart! :) Vermutlich aus meteorologischen Gründen stiegen wir in eine Höhe von über 40.000 ft auf und hatten nach Mexico City einen ruhigen und ereignisarmen Flug.

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Die Einreise war dieses Mal auch sehr schnell abgehandelt, sodass ich meinen Koffer nach Durchschreiten der Zollkontrolle wieder am Connecting Band abgeben konnte. Eine erneute Sicherheitskontrolle, die mich aufforderte, sämtliches technisches Equipment wie Kamera, Laptop und Smartwatch, aber auch Schuhe, Gürtel und zum ersten Mal auch meine Brille auszupacken bzw. durchleuchten zu lassen, ließ mich dann doch etwas sauer werden. Ich habe das Flughafengebäude nicht einen Meter weit verlassen und komme direkt von einem Anschlussflug. Die Sinnhaftigkeit konnte man mir leider nicht erklären, ein Versuch auf Englisch dazu nachzufragen wurde abgeblockt, in dem man einfach sagte, man sei der Sprache nicht mächtig. Zuvor konnte man mir aber nahezu in Oxford-Englisch die Sachen erklären, die ich zu tun und zu lassen habe. Naja egal – sei es drum…

Nachdem auch diese Hürde genommen war und ein erfolgreicher Seat Change von 27E auf 39F stattfand, der mich bereits schon wieder ein wenig ruhiger werden ließ, habe ich mich dazu entschlossen, meinen knapp siebenstündigen Aufenthalt mit einem Abendessen zu beginnen. Da die Auswahl nicht sehr groß war, fiel meine Wahl auf ein Burgerrestaurant. Hier aß ich 4 Mini-Burger, mit Pommes und Nacho-ähnlichen Chips und war hinterher extrem satt.

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Im Anschluss setzte ich mich ans Gate und wartete auch hier auf mein Boarding. Auf dem Weg zum Gate fiel mir auf, dass viele Shopbetreiber den Servicegedanken sehr hoch hängen. Hier bekommt man (für mexikanische Verhältnisse sicher eine Menge) Geld dafür, wenn man den Verkäufer dabei erwischt, gegen die Regeln zu handeln. Die Regel lautet, dass man genaues Wechselgeld bekommen muss und den Bon ausgehändigt. Das wäre durchaus mal einen
Gedanken wert, auch in Deutschland umgesetzt zu werden.

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Den letzten Teil werde ich dann voraussichtlich am Samstag morgen veröffentlichen.

Danke für euer sehr positives Feedback, das motiviert selbstverständlich ungemein weiterzuschreiben und ich glaube, ihr müsst euch demnächst öfter mit meinen gedanklichen Ergüssen begnügen, denn erstens bin ich oft unterwegs und zweitens habe ich irgendwie Gefallen dran gefunden :)

Grüße vom MEX
Fabian

 

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spocky83

Erfahrenes Mitglied
21.12.2014
3.630
970
MUC, BSL
Auch wenn es OP nichts mehr bringt (an dieser Stelle herzlichen Dank für den tollen Bericht), mein kleiner Kommentar zum Thema Allohol und Zigarren.

Die Preise für den Rum sind genial, der dreijährige Havana Club ist bei uns alle Jubeljahre mal für 8-9€/Flasche erhältlich, meist eher um 12€ aufwärts. Der siebenjährige entsprechend teurer. Da kann man getrost in Kuba zuschlagen.

Bei Zigarren ist das leider etwas komplizierter: für Personen ohne Große Kenntnis in der Materie empfiehlt sich sicherlich der Besuch einer Casa del Habanos (findet man in den großen Hotels, u.a. im Riviera, Nacional und Mélia Cohiba). Preislich befinden die sich im Mittel etwa 10% unter unseren, mit gelegentlichen Abweichungen nach unten oder oben. Man kann dort grundsätzlich davon ausgehen, halbwegs vernünftig gelagerte Originalware zu bekommen.

Darüber hinaus bedarf es etwas Sachkenntnis um zumindest die dreistesten Touristenfallen zu erkennen und im Zweifelsfall hilft ohnehin nur rauchen und aufschneiden. Nahezu alle Angebote der großen Marken außerhalb der offiziellen Geschäfte sind Fälschungen. Der Klassiker ist natürlich die Cohiba-Kiste mit Glasdeckel (garantiert gefälscht), das nicht festgeklebte kubanische Siegel, kein bzw. aufgestempeltes boxing date auf der Rückseite der Kiste (ist beim Original eingebrannt) oder das "kleine" Siegel auf einer Holzkiste (gibts nur bei 3er/5er Pappschachteln). Das "blöde" bei den Fälschungen ist, dass das durchaus sehr gute kubanische Zigarren sein können. Es kann aber auch das berühmte Bananenblatt verarbeitet sein, merkt man erst hinterher.

Zuletzt kann man auch no-name Stumpen kaufen, was aber üblicherweise einiger Beziehungen bedarf oder aber man fährt in die Anbaugebiete, z.B. Viñales. Viele Tabakbauern verkaufen mehr oder weniger legal eigene Ware, die üblicherweise recht ordentlich ist. Mehr als 2 CUC sollte man aber pro Stück nicht bezahlen, 3 CUC bei sehr großen Formaten (Doppelcorona, großen Pyramides oder Doppelrobustos) maximal. Auch hier gilt YMMV. Die bekannten Pesostumpen (werden üblicherweise in CUP gehandelt) sind ganz witzig aber natürlich keine extrem hochwertige Ware, kann man prima nach dem dritten oder vierten Mojito wegknallen. Dafür aber spottbillig.

Beim Export sind zwingend die kubanischen Zollvorschriften zu beachten, diese unterscheiden sich auch noch je nach Herkunft!


Grundsätzlich ist noch zu empfehlen, dass man kubanische Zigarren mindestens 2-3 besser 4 Jahre reifen lässt. Die Mangelwirtschaft macht auch vor diesem Produkt keinen Halt und man lässt, anders als in den karibischen Nachbarstaaten, die Zigarren nach der Fertigung nicht ausreichend lange reifen, sondern haut sie so auf den Markt. Die Folge ist, dass sich der Ammoniak im Tabak nicht abgebaut hat und man das Gefühl beim Rauchen hat, dass jemand einen Pferdestall angezündet hat. Die Lagerung zu Hause kann man auch ohne Humidorschrank (Tischhumidore sind für Kisten viel zu klein) mit dicht schließenden Plastikboxen (Emsa und Lock&Lock haben sich bewährt) oder zur Not mit Ziploc Tüten realisieren. Im Fachhandel gibt es auch Zwei-Wege-Befeuchterpäckchen der Fa. Boveda für 1-2€ pro Stück. Bei luftdichter Verpackung genügt ein kleines Päckchen für jahrelange Lagerung, sofern man nicht andauernd den Rüssel reinsteckt. Wie feucht die Zigarren gehalten werden sollen ist eine große Streitfrage, Minimalkonsens ist 65-70% relative Luftfeuchtigkeit, allerdings zeigt die Praxis mit kubanischen Stumpen, dass eher 65% anzuraten sind, da es sonst zu auffällig vielen Zugproblemen kommen kann ("Golfball durch Gartenschlauch").

Nebenbei bemerkt sollte man solche Ware aus unbekannter Quelle zu Hause einige Tage in den Tiefkühler stecken (natürlich in einem Plastikbeutel) um etwaigen Tabakkäferbefall zu beheben. Einmal geschlüpft können die Mistviecher einem die ganze Sammlung zerstören. Bietet sich grundsätzlich an, auch wenn die Generalimporteure in Europa behaupten, das bereits getan zu haben (die reden aber leider viel wenn der Tag lang ist...)
 
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Anonym38428

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Ich verstehe nicht den Geiz beim getafelten Leiungswasser der Gastgeber, wo es dann noch das Abendessen „aufs Haus“ gab. Die einen nennen es deutsche Sparsamkeit, die anderen falschen Geiz, unterm Strich wars dann aber wohl nur schäbig.
 
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Ich verstehe nicht den Geiz beim getafelten Leiungswasser der Gastgeber, wo es dann noch das Abendessen „aufs Haus“ gab. Die einen nennen es deutsche Sparsamkeit, die anderen falschen Geiz, unterm Strich wars dann aber wohl nur schäbig.
Das hat weder etwas mit Geiz noch mit Sparsamkeit zu tun. Viel mehr habe ich beim Check in explizit gefragt, ob sie für das Wasser etwas haben möchte oder ob ich vor der Abreise neues kaufen soll. Das hat sie ausdrücklich verneint. Ich wusste bis zum letzten Tag vor der Abreise nicht, dass es überhaupt "ihr" Wasser ist. Ich kenne es bei AirBNB stets so, dass alle Verbrauchsgüter wie Shampoo, Duschgel, Cornflakes, Salz genutzt werden können. Hinterher dann einen überteuerten Preis dafür zu nehmen finde ich schlicht nicht fair.