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Jeder hier kennt ja Deutschlands „ewige Baustelle“, die sich im Geflecht von Wirtschaft, Lokal- und Bundespolitik Jahr für Jahr aufs neue verspätet: Der berühmt-berüchtigte BER-Airport. Der Flugbetrieb hätte eigentlich im Spätjahr 2011 bereits aufgenommen werden sollen, stattdessen wartet man im neuen Jahr 2018 immer noch auf die Eröffnung. Offizielle Schätzungen gehen nun von 2019 oder 2020 aus, wobei man wohl eher noch die zehn Jahre Verspätung komplettieren wird.
Was viele aber nicht wissen: Man kann die Baustelle des Flughafens offiziell im Rahmen einer Besuchertour besichtigen, durchgeführt von der Pressestelle der Berliner Flughäfen. Im Sommer habe ich die Tour vor Ort mitgemacht, um mir das ganze Desaster einmal aus der Nähe anzuschauen. Achtung: Als Anwohner in der Nähe des Flughafens der sehnlichst auf die Eröffnung wartet, möge man mir den ein oder anderen Zynismus im Text bitte verzeihen.
BER-Airport-Tour:
Nach vorheriger Anmeldung per Mail nahm ich die S-Bahn zum Flughafen Schönefeld. Beim Verlassen des Bahnhofs warten oben bereits dessen Bewohner und ihr frühmorgendlicher Schnapsduft. Zu Fuß lief ich zum Besucherzentrum (ca. 5 Minuten), wo bereits ein Schild auf die Aviatik-Freunde wartet:
Treffpunkt zur Flughafentour am BER-Airport
Am Treffpunkt kommt man in eine große Halle, wo man sich nochmals meldet und die Gebühr für die Tour entrichtet. Dort beginnt der Vortrag mit einer riesigen Karte des Flughafengeländes, inklusive dem alten Schönefeld Airport im Norden.
Wartehalle für die Tour: Hier sieht man den Flughafen BER und SXF von oben.
Ebenso bekommt man die Historie erklärt, sowie anhand eines 3D-Modells die einzelnen Elemente des Flughafens. Der Start der Tour ist auf jeden Fall interessant, da man viele Details über all die Dinge erfährt, die schiefgelaufen sind. Auch die Pressestelle hat da eine gewisse Selbstironie und macht heitere Miene zum peinlichen Spiel (also keine Propaganda dass alles perfekt läuft).
Danach steigt man in eine großen Bus, der die Gruppe zur eigentlichen Tour bringt. Mit diesem Bus fährt man über (semi-)öffentliche Straßen zum BER-Airport, der selbstverständlich durch Security-Dienste für normalen Besucherverkehr gesperrt ist. Erster Stop ist das Haupt-Terminalgebäude, das von außen bereits recht fertig aussieht - aber innendrin noch eine einzige Baustelle ist. Besonders fällt außen auf, wie stark teilweise der Boden schon verwuchert ist; irgendwie eine surreale Erfahrung, wie ein eigentlich fertiges Flughafenareal so einsam und verlassen dasteht.
Links das Hauptterminal des BER, rechts Parkhäuser und Hotels (leer).
Hier sieht man die Verwucherung auf dem Boden: Unkraut kommt aus dem Pflaster.
Im Terminal selbst wird das Ausmaß der Baustelle deutlich: Überall Materialien, Bauzäune, Abdeckungen und Maschinen. Die schönen Marmorfließen aus dem Altmühltal werden notdrüftig mit Bauteppich ausgelegt, damit nicht noch mehr kaputt geht.
5-Sterne-Hansens ist schon da!
Auch die Check-in Schalter sind bereits fertig, und man kann während der Tour schön hinter die jeweiligen Schalter steigen.
Selbst getestet: Die Gepäckwaage funktioniert bereits.
Auch die Anzeigetafeln sind teilweise schon aktiv, zeigen jedoch Flüge von Tegel und Schönefeld an:
Ankunft in BER: Derzeit werden noch die Flüge von Tegel und Schönefeld angezeigt.
Nichts wird fertig, aber Hauptsache die Quote für Kunst (prozentual festgelegt im Rahmen des Gesamtbudgets) wurde erfüllt: Oben hängt ein riesiges rotes Netz, während außen auf den Gates auch Installationen für viel Geld bereits zu bestaunen sind.
Hauptsache Kunst: Das "rote Etwas" in der Halle gefällt mir nicht wirklich
Vom Terminal ging es dann für die geführte Gruppe kurz ein Stockwerk tiefer, wo sich in Zukunft die Arrivals und der Fernbahnhof befinden werden. Fun fact: Durch den Bahnhof fahren täglich mehrere leere S-Bahn-Züge auf Kosten der Steuerzahler, damit die Luft zirkuliert und keine weiteren Schäden entstehen.
Blick nach unten: Dort geht es zum ICE-Bahnhof.
Irgendwie wirkt alles jedoch recht klein für einen Hauptstadtflughafen: Lediglich eine große Halle für Departures, kein Wunder dass die Passagierkapazität bereits vor Eröffnung bekanntermaßen millionenfach zu gering ist (weshalb die Diskussion um das „Offenhalten“ von Tegel meines Erachtens ziemlich scheinheilig ist).
Bevor es mit dem Bus weiterging, konnten wir noch kurz ein paar Schritte vor das Terminalgebäude nach draußen:
Mit dem Bus ging es dann weiter über das recht große Flughafengelände; vorbei an fertigen Hotels, leeren Mietwagenparkhäusern, einem kompletten EON-Kraftwerk und der einsatzbereiten Flughafenfeuerwehr. Fun Fact: Nach Eröffnung werden wohl reihenweise Klagen von den jeweiligen Betreibern kommen, da man seit Jahren keinen Umsatz in den Hotels/Kraftwerken/Mietwagenstationen machen kann.
Ziel war das Rollfeld, auf das man im Regelbetrieb natürlich niemals kommen wird (obwohl, in Berlin ist ja alles möglich):
Dort konnten wir nochmal aussteigen und uns für ein paar Minuten frei bewegen - was für Aviatik-Freunde natürlich wahnsinnig spannend ist. Dort sieht man die bereits fertigen Gangways aus der Nähe, lediglich die Flugzeuge und Passagiere fehlen natürlich (erinnert stark an den Film "Langoliers" von Steven King).
Die Gangways stehen schon bereit, und auch eine Kunst-Installation hängt herunter.
Selbst die Sixt-Werbung ist schon seit Jahren angebracht (sieht halt nur keiner):
Auch genial waren die bereits fertigen Park-Markierungen auf dem Boden. Ein kleines (einfaches) Quiz für das VFT: Was stimmt bei den Markierungen hier nicht?
Nach ein paar weiteren Blicken auf die gähnende Leere des fertiggestellten Rollfeldes ging es wieder zurück in den Bus, der die Gruppe nach sehr spannenden zwei Stunden zum Ausgangspunkt zurückführte.
Leere: Das Rollfeld vor dem BER-Terminal.
Trotz meiner leicht zynischen Einstellung zum Projekt; die BER-Tour ist besonders für Aviatikfreunde ein Must-See (vor allem für den Preis) und wird von der Flughafengesellschaft exzellent durchgeführt. Der Guide konnte jede Frage beantworten, und hatte ein schönes Detailwissen über die gesamte Projekt-Historie. Wenn man in Berlin ist, sollte man sich dafür definitiv einen Donnerstag freischaufeln (eventuell ja auch ein schöner VFT-Gruppenausflug vor einem Forentreffen?). Falls es interessiert, um den Rahmen nicht zu sprengen habe ich hier noch 2-3 weitere Bilder hochgeladen.
Was viele aber nicht wissen: Man kann die Baustelle des Flughafens offiziell im Rahmen einer Besuchertour besichtigen, durchgeführt von der Pressestelle der Berliner Flughäfen. Im Sommer habe ich die Tour vor Ort mitgemacht, um mir das ganze Desaster einmal aus der Nähe anzuschauen. Achtung: Als Anwohner in der Nähe des Flughafens der sehnlichst auf die Eröffnung wartet, möge man mir den ein oder anderen Zynismus im Text bitte verzeihen.
BER-Airport-Tour:
Nach vorheriger Anmeldung per Mail nahm ich die S-Bahn zum Flughafen Schönefeld. Beim Verlassen des Bahnhofs warten oben bereits dessen Bewohner und ihr frühmorgendlicher Schnapsduft. Zu Fuß lief ich zum Besucherzentrum (ca. 5 Minuten), wo bereits ein Schild auf die Aviatik-Freunde wartet:
Treffpunkt zur Flughafentour am BER-Airport
Am Treffpunkt kommt man in eine große Halle, wo man sich nochmals meldet und die Gebühr für die Tour entrichtet. Dort beginnt der Vortrag mit einer riesigen Karte des Flughafengeländes, inklusive dem alten Schönefeld Airport im Norden.
Wartehalle für die Tour: Hier sieht man den Flughafen BER und SXF von oben.
Ebenso bekommt man die Historie erklärt, sowie anhand eines 3D-Modells die einzelnen Elemente des Flughafens. Der Start der Tour ist auf jeden Fall interessant, da man viele Details über all die Dinge erfährt, die schiefgelaufen sind. Auch die Pressestelle hat da eine gewisse Selbstironie und macht heitere Miene zum peinlichen Spiel (also keine Propaganda dass alles perfekt läuft).
Danach steigt man in eine großen Bus, der die Gruppe zur eigentlichen Tour bringt. Mit diesem Bus fährt man über (semi-)öffentliche Straßen zum BER-Airport, der selbstverständlich durch Security-Dienste für normalen Besucherverkehr gesperrt ist. Erster Stop ist das Haupt-Terminalgebäude, das von außen bereits recht fertig aussieht - aber innendrin noch eine einzige Baustelle ist. Besonders fällt außen auf, wie stark teilweise der Boden schon verwuchert ist; irgendwie eine surreale Erfahrung, wie ein eigentlich fertiges Flughafenareal so einsam und verlassen dasteht.
Links das Hauptterminal des BER, rechts Parkhäuser und Hotels (leer).
Hier sieht man die Verwucherung auf dem Boden: Unkraut kommt aus dem Pflaster.
Im Terminal selbst wird das Ausmaß der Baustelle deutlich: Überall Materialien, Bauzäune, Abdeckungen und Maschinen. Die schönen Marmorfließen aus dem Altmühltal werden notdrüftig mit Bauteppich ausgelegt, damit nicht noch mehr kaputt geht.
5-Sterne-Hansens ist schon da!
Auch die Check-in Schalter sind bereits fertig, und man kann während der Tour schön hinter die jeweiligen Schalter steigen.
Selbst getestet: Die Gepäckwaage funktioniert bereits.
Auch die Anzeigetafeln sind teilweise schon aktiv, zeigen jedoch Flüge von Tegel und Schönefeld an:
Ankunft in BER: Derzeit werden noch die Flüge von Tegel und Schönefeld angezeigt.
Nichts wird fertig, aber Hauptsache die Quote für Kunst (prozentual festgelegt im Rahmen des Gesamtbudgets) wurde erfüllt: Oben hängt ein riesiges rotes Netz, während außen auf den Gates auch Installationen für viel Geld bereits zu bestaunen sind.
Hauptsache Kunst: Das "rote Etwas" in der Halle gefällt mir nicht wirklich
Vom Terminal ging es dann für die geführte Gruppe kurz ein Stockwerk tiefer, wo sich in Zukunft die Arrivals und der Fernbahnhof befinden werden. Fun fact: Durch den Bahnhof fahren täglich mehrere leere S-Bahn-Züge auf Kosten der Steuerzahler, damit die Luft zirkuliert und keine weiteren Schäden entstehen.
Blick nach unten: Dort geht es zum ICE-Bahnhof.
Irgendwie wirkt alles jedoch recht klein für einen Hauptstadtflughafen: Lediglich eine große Halle für Departures, kein Wunder dass die Passagierkapazität bereits vor Eröffnung bekanntermaßen millionenfach zu gering ist (weshalb die Diskussion um das „Offenhalten“ von Tegel meines Erachtens ziemlich scheinheilig ist).
Bevor es mit dem Bus weiterging, konnten wir noch kurz ein paar Schritte vor das Terminalgebäude nach draußen:
Mit dem Bus ging es dann weiter über das recht große Flughafengelände; vorbei an fertigen Hotels, leeren Mietwagenparkhäusern, einem kompletten EON-Kraftwerk und der einsatzbereiten Flughafenfeuerwehr. Fun Fact: Nach Eröffnung werden wohl reihenweise Klagen von den jeweiligen Betreibern kommen, da man seit Jahren keinen Umsatz in den Hotels/Kraftwerken/Mietwagenstationen machen kann.
Ziel war das Rollfeld, auf das man im Regelbetrieb natürlich niemals kommen wird (obwohl, in Berlin ist ja alles möglich):
Dort konnten wir nochmal aussteigen und uns für ein paar Minuten frei bewegen - was für Aviatik-Freunde natürlich wahnsinnig spannend ist. Dort sieht man die bereits fertigen Gangways aus der Nähe, lediglich die Flugzeuge und Passagiere fehlen natürlich (erinnert stark an den Film "Langoliers" von Steven King).
Die Gangways stehen schon bereit, und auch eine Kunst-Installation hängt herunter.
Selbst die Sixt-Werbung ist schon seit Jahren angebracht (sieht halt nur keiner):
Auch genial waren die bereits fertigen Park-Markierungen auf dem Boden. Ein kleines (einfaches) Quiz für das VFT: Was stimmt bei den Markierungen hier nicht?
Nach ein paar weiteren Blicken auf die gähnende Leere des fertiggestellten Rollfeldes ging es wieder zurück in den Bus, der die Gruppe nach sehr spannenden zwei Stunden zum Ausgangspunkt zurückführte.
Leere: Das Rollfeld vor dem BER-Terminal.
Trotz meiner leicht zynischen Einstellung zum Projekt; die BER-Tour ist besonders für Aviatikfreunde ein Must-See (vor allem für den Preis) und wird von der Flughafengesellschaft exzellent durchgeführt. Der Guide konnte jede Frage beantworten, und hatte ein schönes Detailwissen über die gesamte Projekt-Historie. Wenn man in Berlin ist, sollte man sich dafür definitiv einen Donnerstag freischaufeln (eventuell ja auch ein schöner VFT-Gruppenausflug vor einem Forentreffen?). Falls es interessiert, um den Rahmen nicht zu sprengen habe ich hier noch 2-3 weitere Bilder hochgeladen.
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