Trolle, Jumbostay, Wasser, Nachtzug und Städte - Eine Woche Lofoten, Stockholm und Oslo

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MFox

Erfahrenes Mitglied
10.06.2016
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Liebe Vorenjuser und Juserinnen,

ich möchte euch auch teilhaben lassen an einer meiner Trips im letzten Jahr. Ganz besonders an diesem hier, denn der ist von meinem Reisen in 2017 nicht ganz der aufregendste, aber zumindest der einzigartigste.

Der Plan war folgendes:
  • Es sollte mal eine, spannendere möglichst lange Heuwenderroute geflogen werden
  • Ich wollt ins Jumbostay, auf ein Wiedersehen mit der Dame mit der ich bereits vor 23 Jahren das erste mal über den Teich nach YYC bin
  • Der Nachtzug Stockholm - Narvik stand ebenso auf meiner Revivalliste

Also machte ich mich ein weiteres mal drauf, einen Trip irgendwie zusammenzuschustern. Alsbald stand folgendes Routing fest:
  1. Hinflug auf AB8000 (DUS-ARN) am Freitagabend nach der Arbeit - dieser Teil hat mich rückwirkend allerdings einige graue Haare gekostet
  2. Übernachtung im Jumbostay
  3. Ein Tag in Stockholm - kannte ich bereits, Vasamuseeum und "Kungsliga Slottet" waren schon die Jahre zuvor mit +1 abgehandelt
  4. Die 20-Stunden fahrt im Nachtzug von Stockholm - Narvik, Norwegen
  5. Mit dem Überlandbus auf die Lofoten gedüst, dort ein paar Tage verbracht
  6. Zurück von Svolvaer mit Wideroe in der DHC-8-100 direkt nach Oslo. Die Route wurde dieses Jahr eröffnet und wird nur im Sommerbetrieben und ist mit 2:20h wohl einer der längsten Non-Stop Wideroe Flüge gewesen.
  7. Einen Tag in Oslo rangeschoben, und zurück mit SAS nach DUS

Genug gelangweilt, Bilder sagen mehr als tausend Worte:

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Der AB Flug war auf Meilen im April für Ende Juli gebucht, leider tauchte AB8000 alsbald nicht mehr in sämtlichen Systemen auf. Nach einiger Recherche Arbeit im VFT und im sonstigen WWW, stellte sich heraus das AB die Strecke zwischenzeitlich eingestellt hatte. So war von vornherein klar, ich würde wenn ich meinen langen Freitag auf der Arbeit und meinen Hüpfer nach Stockholm erfolgreich umsetzen wollte, müsse ich selbst aktiv werden. DUS-TXL-ARN war keine Option, ich wäre nie pünktlich in DUS gewesen an einem Freitagnachmittag mit Anreise aus dem Sauerland und einem Feierabend nach 16 Uhr (Abflug wäre gegen 18 Uhr) - Anrufbean... äh "Servicezeit" allein Freitags nachmittags im Büro, was gibts schöneres. Turnusmäßig ist jeder alle paar Wochen mal dran, leider traf es an ausgerechnet diesem Freitag mich. Also musste CGN-TXL-ARN her. War aber dank TB-Support kein Problem. In CGN bin ich nämlich wesentlich schneller.

Lange Rede kurzer Sinn, der Abflug in CGN verspätete sich um über eine Stunde... mit grauen Blickte ich schon meinem Anschlussflug in TXL entgegen, war es doch die Zeit im Sommer des großen "Bodenabfertigungschaos in TXL". Machte aber unterm Strich nichts, da die ARN-Maschine auch erst mit knapp einer Verspätung in der Luft war. Einen Tipp für den geeigneten Arlandanachtschwärmer: Kauft euch was im Flugzeug wenn es absehbar ist das ihr erst deutlich nach 22 Uhr landet. Als wir um 0:20 in Arlanda im Terminal standen, war dieses wie verwaist. Noch niemals irgendeine kleine Imbissbude offen und der Credit-only-Automat wollte meine Kreditkarte nicht. Dafür knurrte der Magen umso mehr.

Es ging per Bus ins Jumbostay, mir schwante böses was die Checkin Zeiten anging. Wir kamen in letzter Sekunde, kurz vor 1 Uhr wollte der Rezeptionist gerade die Bude zumachen, als wir schnaufend die Treppe hochhasteten.

Solo zu reisen sein ist zwar manchmal ganz nett, unterm Strich aber machts mehr Spaß zusammen. +1 konnte nicht, also kam ein guter Freund mit. Dessen Konterfei möchte ich hier nicht ungefragt abbilden, daher gibts nur wenige Fotos aus dem Jumbostay, samt chaotischem Fußboden und fast lebendem belegten Brötchen, was vermutlich schon einige Tage in der Theke des Jumbostays lag:

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Insgesamt war die "Overall-Experience" recht durchwachsen. Rein vom klassischen Übernachtungskomfort gebe ich nur 4/10 Punkten. Schlechtes Frühstück (Auswahl, Qualität, Frische), Wingwalk kostet extra, shared Badezimmer schmuddelig, Zimmer war ok - aber mehr auch nicht. Allerdings macht das die Tatsache, das man hier im Flugzeug nächtigt vieles wieder wett. Die Bäder hätten zwar etwas sauberer sein können, dafür waren sie umso stylischer und eingerichtet wie Boardrestrooms.

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Jumbostay-747 im aktiven Dienst in Frankfurt im Jahr 1995, ready for boarding to Calgary

Ich selbst habe wie oben schon angerissen, eine besondere Verbindung zu der 747. So war es doch das erste Flugzeug mit dem ich je zu Zeiten von Air Club Canada nach Calgary geflogen bin. Und auch das erste Aeroplan das mich für über 24 Stunden an einen Flughafen gefesselt hat, aufgrund eines technischen Defektes in Calgary. Das ist aber wohl eine andere Story.

... weiter gehts im nächsten Teil (in ein paar Minuten, in ein paar Tagen oder gar Jahren) ...
 

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mountainman

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14.07.2013
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TXL / DUS / ZRH
Bin gespannt wie es weitergeht und lese mal mit. Bei mir war das Jumbostay Badezimmer auch nicht so wirklich sauber aber es war das günstigste bei in der direkten Nähe von Arlanda. Das Cockpitzimmer finde ich relativ Teuer aber eine lustige Idee. Werde im Februar aufgrund eines frühen Abflugs von ARN mal in einer Turbine nächtigen und dann berichten.
 
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MFox

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10.06.2016
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Abends gings dann flux noch zu einem Burgerbrater unseres Vertrauens und im Supermarkt schnell für die knapp 21 Stündige (!) Zugfahrt in den Norden eingedeckt.

Dadurch das wir zum Zeitpunkt der Reise noch unter 26 waren, gelang es uns ein 1. Klasse Ticket im Schlafwagen mit eigenem Bad, eigener Dusche und Frühstück für gerade einmal 111€ / Person zu ergattern. Wer jetzt mit dem Gedanken spielt es und gleichzutun aber über 26 ist: Der Aufpreis war nicht so dramatisch, ich meine so 15-20€ mehr.



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Die Fahrt verlief ruhig, ich konnte gut schlafen und genoss es während der Fahrt durch die schwedische Wildnis hinauszublicken und die Spiegelung des aufgehenden Vollmond auf den vorbeirauschenden Seen bei hoher Geschwindigkeit vorbeiziehen zu lassen. Der Zug hatte glücklicherweise auch Steckdosen sowohl als auch WLan in der 1. Klasse, so war für das Onboard-Entertainment, wenn man mal genug von der Eisenbahn-Skandinavien-Romantik hatte, gesorgt.

Seltsamerweise scheine ich kein Foto vom Frühstück gemacht zu haben, sodass es mir mit meiner beginnenden Alterdemenz schwerfällt genau zu rekapitulieren was es im Detail gab. Nur soviel: Das Frühstück musste im Bistrowagen abgeholt werden, einige Meter waren zurückzulegen, aber nach der Tatsache das wir schon 14 Stunden im Zug saßen, tat der Spaziergang ganz gut. Allerdings war die Schlange zum Bistro über 2 Waggons verteilt. Es dauerte ewig bis wir an der Reihe waren und uns unser Rentiersandwich (!), einen Kaffee, Joghurt, O-Saft und ein weiteres Sandwich abholen konnten. Aber zumindest: Inklusive dank 1. Klasse!

Unmittelbar in der Früh, war das Wetter noch ganz ordentlich, je weiter es allerdings in Richtung Norden und norwegische Fjordküste ging, wurde es nasser - und mit dem Nass kam der Nebel.

Bei einem 20-Minütigen Stop in Kiruna, DER schwedischen Erzbaumetropole, nutzten wir die Chance mal auszusteigen. Allerdings gab es nicht wirklich viel zu sehen, als einem nassen Betonbahnsteig und riesigen Halden (vom Erzabbau) in der Ferne.
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Weiter gehts wie eben schon, wenn ich Lust und Muße hab. Könnte sein das es nachher unmittelbar nach dem Workout weitergeht ;)


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Kleines Preview auf den nächsten Teil....
 

MFox

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10.06.2016
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So kamen wir also nach etlichen Stunden im Zug in Narvik an. Narvik ist eine norwegische Stadt nördlich des Polarkreises am Ofotfjord. Ich habe im Rahmen einer Interrailreise 2011 Narvik schon einmal besucht, auch wenn sie aufgrund der Schlacht von Narvik im WWII leider eine weniger typisch norwegische Stadt bzw. nicht ganz so hübsch ist, wie die anderen Fjordstädte die man so aus den Reiseführern kennt. Hier hat sich nur wenig Verändert, so hat die Stadt ein neues Scandic, die Backpackerbruchbude in der ich in Zeiten meines Abiturs nächtigte gehörte wohl wieder der Eisenbahngesellschaft und war geschlossen - und jetzt auch einen Burger King, der praktischerweise auch direkt am Busbahnhof lag.

Es war nämlich Sonntag und es goss mittlerweile aus Eimern und während der Burger King direkt am Busbahnhof lag, gab es bis dorthin vom Eisenbahnbahnhof einen guten Kilometer zu schwim.. äh zu laufen. Durch das stundenlange Geschaukel im Zug, stellten wir fest dass wir immer noch innerlich Hin- und Herwippten. Es war schon ein ordentlicher Bahnkater der sich in Form von Schwindel uns noch fast einen ganzen Tag heimsuchen sollte.

Da es bis zur Abfahrt des Busses noch gute 3 Stunden waren, wir nach unserem wirklich nur kurzen Sparziergang aber klatschnass waren, beschlossen wir in der könglichen Herberge unweit der Haltestelle einzukehren. Wir waren die einzigen dort. Die knapp jüngere Bedienung war nicht nur gelangweilt von dem hohen Arbeitspensum das sie offensichtlich an jenem Sonntagnachmittag hatte, sondern auch interessiert an Ihrer Kundschaft aus Mitteleuropa. "Hallo, ich bin Solveig - wer bist du?" Es stellte sich raus das dass nette Mädel in der skandinavischen phänotypischen Erscheinung (mit der einzigen Abweichung das dieses Exemplar brünett war -) auch ein paar Bruchstücke Deutsch konnte [im Gegensatz zu mir der gefühlt hier tausend Fehler pro Minute raushaut].

Aufgewärmt und getrocknet ging es dann Richtung Bushaltestelle. Da ich auch "in der Verkehrsbranche" arbeite, war ich mir über die Strickfallen die Fahrgastinformation so bietet kann im klaren. Der Aushangfahrplan des Busses der für 240km 4 Stunden braucht, enthielt nicht unsere Fahrt. Das Gültigkeitsdatum war noch aus dem Vorjahr. Laut Aushang, kein Bus mehr vor Montagmorgen 5 Uhr. PDF und Fahrplanauskunft gecheckt, dort stand er. Und er kam auch. Ca. 40€ (wenn ich mich recht erinnere) zahlt man für den einfachen One Way. Quasi 2x FRA-TLS-FRA mit Ryanair. Es begann recht unspektakulär, doch schon bald sollten in der langsamen Aufklarung des Wetters die ersten Berge und Fjorde sichtbar werden. Beachtet bei den Fotos auch, alle Fotos wurden nach 20 Uhr Anfang August aufgenommen. Es wurde dort oben in dieser Jahreszeit nicht richtig dunkel, obwohl der Tageslichtzenit ja auch dort schon längst überschritten war.

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Wie es natürlich laufen musste, stiegen wir versehentlich eine Haltestelle zu früh aus. Bevor wir unseren Fauxpas bemerkten, war der Bus allerdings schon hinter dem nächsten Kreisverkehr verschwunden. Macht nix, laufen wir halt ein bisschen - und machen uns unbeliebt bei "Svolværs" Bewohner und ratterten wir mit unsern Handgepäcktauglichen-Trolleys kurz nach Mitternacht durch die Wohnsiedlung.

Wir checkten im Scandic Svolvær ein. Ein fabelhaftes Hotel, auf einer kleinen Insel im Hafen - Traumhaft schön zwischen Bergen und Fjorden errichtet. Einfach nur Wow!

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Ein großer Vorteil der Scandic Hotels, waren die kostenlosen Fahrräder die man sich ausleihen konnte. Die waren zwar m.E. nach nicht mehr als bessere, fahrende Schrotthaufen (sie lösten sich während unser abendlichen Tour am zweiten Abend in Ihre Einzelteile auf) kamen uns aber ganz recht um sich irgendwie fortzubewegen, ein Mietwagen sollte für unsere 3 Tage Aufenthalt knapp 400€ kosten.
 
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MFox

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10.06.2016
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Am nächsten Tag machten wir eine von diesen Ribboat-Touren. Mit 80€ / Person ein vergleichsbarer teurer Spaß, aber bei dem Wetter welches wir erleben durfte war das eine der schönsten Landschaften die ich bis jetzt bewundern durfte. Schwerpunkt unserer Tour waren die Seeadler die von den Guides angefüttert wurden, außerdem gab es einen Abstecher in den weltbekannten Trollfjord der einem den Atem stocken lässt von seiner überwältigenden Kulisse.

Also ab in das Ganzkörperkondom, Brille und Mütze auf. Los gehts. Wir hatten Glück, gleich die ersten beiden Plätze im Boot waren unsere. Es ging mit einem Affenzahn übers Wasser, Brille absetzen ging nicht, dafür war der Wind von vorne zu stark.

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Ich hab noch so unzählige viele Bilder mehr von dieser Tour - ich würde ja sagen das war eines dieses "Once in a life time"-Erlebnisse, dafür war es aber zu schön. Das werde ich definitiv nochmal wiederholen!
 

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MFox

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10.06.2016
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Einfach schön.... Genauso würde ich die Tour auch machen. Der Nachtzug durch Schweden ist bei mir leider jetzt schon ganze 20 Jahre her

Vielen Dank! Der Nachtzug in Schweden ist wenigstens einer dieser Nachtzüge die sich sowohl Landschaftlich, als auch zeitlich "lohnen". Zumal die Nachtzüge der SJ meiner Meinung nach nicht mit den Nachtzug-Kaschemmen der DB vergleichbar sind. Die der SJ machen einen deutlich sauberen, gepflegteren und ja sogar wohnlicheren Eindruck. Aber das Nachtzugkapitel der DB ist ja eh geschlossen, die Nachfolger der ÖBB konnte ich noch nicht testen. Du vielleicht?

So Teil III + IV sind nun auch da :)
 

chris2908

Erfahrenes Mitglied
14.05.2013
456
3
45
Nahe/Hunsrück Region
Die Nachzüge der ÖBB habe ich nur im normalen Abteilwagen testen können, deutlich gepflegter kommen da sämtliche Züge der SJ daher.... kein Vergleich!

Aber er es war dennoch in Ordnung
 
A

Anonym38428

Guest
Tolle Tour - Svolvaer und den Trollfjord habe ich im September/Oktober das letzte Mal gesehen, einfach klasse :)

PS: Bilder in groß würden den Bericht deutlich aufwerten :)
 
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