In die Sowjetunion für ein paar Tassen (Armenien, Georgien & Azerbaijan)

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DerSimon

Erfahrenes Mitglied
01.03.2015
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Teil 1: Frankfurt - Sofia - Istanbul

Einige Tage Urlaub im Herbst und fehlende Starbucks-Tassen im Regal veranlassten mich zu folgenden Reise nach Bulgarien, die Türkei, Azerbaijan, Georgien und Armenien. Etwas Russisch hatte ich gelernt, aber meine mangelhaften Kenntnisse sollten noch zu lustigen Momenten führen. Ein bisschen inspiriert hatte mich der Kollege rivlinm drüben beim flyertalk: www.flyertalk.com/forum/trip-reports/1728803-soviet-safari-ukraine-armenia-georgia-azerbaijan-ba-j-ps-a9-qr-tk-y.html


Relativ umspannend ging es mit los dem Zug zum Frankfurter Flughafen. Einige Eintracht Frankfurt Fans öffneten unter lautem Gebrüll ihr Frühstücksbier —vermutlich diese Leitkultur, von der Seehofer immer redet.


Gebucht war Wizz Air, die seit Mai ex FRA nach Sofia fliegen. Zu 20€ ging es nach Sofia, für den größeren Handgepäckkoffer wurden nochmal ein paar Euro fällig, nicht all zu schlecht. Normalerweise bin ich nicht so der LCC-Fan, aber als oneworld-Statuskunde hat man es in Europa ja schon ein wenig schwer, wenn es nicht gerade nach Westeuropa geht. Lufthansa für über 100€ mehr bot praktisch keinen Mehrwert.
Inbound war delayed, aber mit wenigen Minuten Verspätung begann das Boarding dann doch. Das „Priority“-Paket hat scheinbar jeder gebucht. Rest unspannend, Sitzabstand akzeptabel.


Immigration in Sofia zügig. Vom Airport darf anscheinend nur ein Taxiunternehmen offiziell agieren, welches ich dann auch auswählte. Die Ansprache durch anderer Unternehmen erfolgte eher konspirativ flüsternd ins Ohr — kein Vergleich mit anderen Städten oder beispielsweise DPS :)


Landung in Sofia war gegen 18:00. Als klassischen Weg nach Istanbul hatte ich den Nachtzug gewählt, der um 21:00 Sofia verlässt. Aus Sicherheit hatte ich dann aber doch noch eine Nacht im Novotel eingebaut, man weiß ja nie.


Mit der App „yellowtaxi“ wurde dann ein Taxi zum Bahnhof bestellt, ein Ticket und Bettplatz für den nächsten Tag wollte gekauft werden. Der Taxibetrieb ist in Sofia wie in einigen anderen Städten preislich nicht reguliert, sodass ich das für den sichersten Weg hielt.
Angekommen ging es zum Schalter 21, der für internationale Tickets zuständig ist. Nach dem „for tomorrow“ endete das Gespräch dann aber sehr schnell, „today for today only, for tomorrow buy tomorrow“ hieß es dann. Sea61 spricht von immer genügend Platz, trotzdem verließ ich die Station dann doch mit einem etwas unguten Gefühl.
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Am nächsten Tag musste dann erst die Pflicht erfüllt werden. Neben dem Novotel gibt es ein großes Shopping-Center, das auch ein Starbucks beherbergte. Trotz Sonntag hatten die Geschäfte hier alle geöffnet. Zum relativ günstigen Preis wuchs meine Sammlung dann um eine Tasse aus der Icon-Serie. Nach einem kleinen Frühstück ging es dann weiter in die Stadt, auch hier ging es mit „yellowtaxi“ ziemlich problemlos.


Mit etwas Spannung ging es dann wieder zum internationalen Schalter — würden noch Plätze frei sein? Zum Ticketverkauf wurde Name und Ausweisnummer vom Reisepass abgetippt, sie erschienen aber nicht auf dem Ticket. Eventuell werden die im Hintergrund genutzt? Wenige Minuten später hatte ich dann jedenfalls zum Preis von umgerechnet 35€ ein Ticket sowie eine Reservierung im Schlafwagen. Ohne weitere Rückfragen hatte man es für die 2. Klasse im 2er Abteil verkauft, die Wahl eines Einzelabteils in der 1. Klasse wurde nicht angeboten, was mir dann doch ein starkes Indiz für die Auslastung erschien.
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Einige Stunden in der Stadt wurden dann mit Sightseeing verbracht (insgesamt eher unspektakulär), nach Burger und einer weitern Latte stand dann noch der Proviant-Kauf für die Zugfahrt an. Glücklicherweise gibt es direkt am Bahnhof eine Billa, wo noch ein Cider gekauft werden konnte.
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Die Abfahrt erfolgte pünktlich, zwischendurch schien man teils an jeder Milchkanne zu halten. Zwischendurch mussten wir anscheinend noch auf den anderen Zugteil warten, sodass die Ankunft an der Grenze knapp 1 Stunde verspätet erfolgte. In Svilengrad erfolgte die Ausreisekontrolle innerhalb von knapp 30 Minuten, der Grenzer sammelte die Pässe im Zug ein und kam nach der halben Stunde wieder. An der türkischen Grenze dauerte das Procedere etwas länger, alle Personen mussten den Zug verlassen. Vorm Schalter bildete sich dann eine Schlange, ein Zivilpolizist führte dann bei jedem das entry interview durch. Bei mir wurden dann auch einige Fragen auf deutsch gestellt, aber es ging soweit schnell vorbei. Der Kontrollraum war nicht beheizt und ich hatte nur meine leichte Bomberjacke mitgenommen — mein Zittern wurde glücklicherweise nicht als Nervosität wahrgenommen :)
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Als der Grenzer den Pass zum Stempeln aufschlug viel mir auf, dass die andere Seite bedruckt ist. Er stempelt doch nicht? Dann war es aber schon gesehen, die Einreisestempel gab es auf der Reisepasseite für die amtlichen Vermerke.


Zurück im Zug kamen vor der Abfahrt dann nochmal Kontrolleure vorbei, wohl um zu überprüfen ob auch alle Passagiere wirklich eingereist sind. Die Seiten wurden auf der Suche nach dem Stempel durchgeblättert, dann kam mit vorwurfsvollem Blick die Frage „Where’s the stamp?“. Ließ sich zum Glück schnell aufklären.


Nach 1 Stunde war die Immigration auch dort durch — auf der Fahrt bis nach Istanbul sammelten wir dann noch 1 Stunde Verspätung. Schlaf war nicht überragend gut möglich, aber ging schon ein wenig. Die Verspätung half da ein wenig, da die Reisezeit sonst doch ein wenig zu kurz ist. Die Endstation ist derzeit noch in Bau, deshalb hielten wir in einem Vorort, von dem es dann per Bus knapp 1 Stunde durch den dichten Morgenverkehr von Istanbul ging.
 

DerSimon

Erfahrenes Mitglied
01.03.2015
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Teil 2: Istanbul - Baku - Tiflis


Nachdem das luggage am Bahnhof für IIRC 8 TYR verstaut war ging es zur Fahrt zum nächsten Starbucks. Nach Kauf der Istanbulcard und Fahrt mit der Tram kam es dort dann zur Ernüchterung — nur die Ankara-Tasse verfügbar und man hatte anscheinend die Klima-Anlage ausgeschaltet und stattdessen ordentlich geheizt, für ein Frühstück doch sehr unangenehm. Starbucks 2 war wegen Baustelle nicht auffindbar, bei Starbucks 3 war dann endlich die Tasse vorrätig, es war die letzte „Istanbul“-Tasse der YAH-Serie die die Filiale hatte, Glück gehabt. Leider war es nur ein Steh-Starbucks, so wurde das Frühstück bei schönem Sonnenschein im Park nebenan eingenommen.
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Das übliche Sightseeing in Istanbul folge, bevor es am Abend dann per Metro zum Airport geht. Wie in vielen Ländern üblich erfolgte vor Zugang zum Terminal auch hier erst eine Sicherheitskontrolle. Die Funktionsfähigkeit von Tablet und MacBook wurden überraschenderweise auch geprüft, zum Glück hatte ich noch genügend Akku.


Die Route Istanbul-Baku war doch sehr interessant, da Azerbaijan Airlines sie mit einer Boeing 787 bedient. Zum günstigen Preis war IST-GYD-TBS mit Layover in GYD erhältlich, das schien mir sehr gut.




— Interlude: Gepäckbuchung bei Azerbaijan Airlines —


Da der von mir gebuchte Tarif nur Handgepäck enthielt, wollte ich Gepäck zubuchen. Ein Gepäckstück extra kostet 25€, bei Prepayment 20€. Transfer-Baggage ist für 25€ erhältlich gewesen, pefekt.


Buchung nur telefonisch möglich, also nach Sales Offices von Azal auf deren Webseite geschaut: Für Berlin ist eine 030- Nummer angegeben, für Frankfurt eine kostenpflichtige 01805. Also erst mal Berlin versucht, ganz genau konnte ich die Begrüßung vom Herren am anderen Ende nicht verstehen, also schildere ich mein Anliegen. „Das ist ja gut, aber da müssen sie sich an Azerbaijan Airlines wenden. Sie sind hier bei einer Autovermietung.“ „..“ „Ja, ich weiß die Nummer steht da irgendwo falsch, müssen sie raussuchen, keine Ahnung wie die richtige ist“.


Also doch kostenpflichtig bei Avia Reps in Frankfurt. Dort wurde mir dann mitgeteilt, dass man Gepäck hinzufügen könnte für 20€, dies aber 15€ Bearbeitungsgebühr kosten würde. Der Preis am Flughafen zu 25€ sei vielleicht interessanter. Ja, das war es dann doch


— Ende Interlude —


Am Flughafen war baggage dann etwas schwieriger, Transfer Baggage sei dies nicht, ich müsste zweimal zahlen, da departure vom nächsten Flug ja erst am nächsten Tag sei. Also wurde es doch cabin luggage. Security soweit alles normal, Boarding auch. Flug selber war unspektakulär, IFE konnte ich mangels Defekt von meinem nicht testen. Sitzabstand (32 inch sind es wohl) war in Economy ok, Premium Economy in 2/3/2/ sah ganz gut aus, die Business in 2/2/2/ aber doch eher unspannend.

Baku:

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Das moderne Terminal in GYD überzeugte durchaus, immigration war problemlos. $20 mussten vorher für das eVisa ausgegeben werden, nunja.
Raus zum Ausgang, Uber geöffnet, „Keine Fahrzeuge verfügbar“. Verdammt, um knapp 02:30 hätte das wohl eigentlich keine Überraschung sein müssen. Taxifahrer riefen mangels meiner Azerbaijanisch-Kenntnissse Mondpreise auf, also wartete ich noch ein wenig. Als ich es aufgegeben hatte wollte ich zurück ins Terminal um Geld abzuheben, ein Taxifahrer ganz am Ende des Parkplatzes würde vielleicht nicht solche hohen Preise verlangen. Zwei Männer schubsten mit dann unsanft am Eingang zurück und zeigen nach oben. Nach paar Schritten erkannte ich dann auch, was ich wegen meiner nahen Position nicht gesehen hatte — „No Entry“. Verdamnmt. So hieß es erneut durch die Security, bei der dann irgendwas auf dem Röntgengerät das Interesse des Kontrolleurs weckte, aber wenig später ging es dann doch zum ATM.


Also wieder raus, noch ein kurzer erneuter Blick auf Uber: „Auto in 9 Minuten“ — Verdammt. Also doch Uber, die Fahrt zum Hyatt Regency war dann relativ unspektakulär. Beim Checkin fragte man dann, ob ich statt dem „twin bed“ nicht lieber ein King haben wollen würde weil ich alleine reise. Ja gerne, ich hatte die Rate über ein OTA gebucht, ausgewählt hatte ich „Standard“. In der Kategorie war kein King Bett mehr verfügbar, also gab es trotz Statuslosigkeit ein Upgrade in die Pool View-Kategorie. Sehr nett, das Personal überzeugte auch mit extrem gutem Englisch.
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Die Nacht war relativ kurz, am nächsten Tag wollte zunächst das Gepäck weggebracht werden. Da er Bahnhof von der Lage insgesamt am besten war ging es dort hin. Am Eingang passte mich dann ein Polizist ab: „Luggage storage?“ „Yes?“ „Not working. But you can store at cafe“.


Da ich die Echtheit des Polizist nicht bewerten konnte und es insgesamt für einen Scam wie von Taxifahrern („Sie wollen nach XY? Hat heute geschlossen, aber ich kann sie nach ZZ fahren!“) hielt überprüfte ich selber die Funktionsfähigkeit der Anlage — war tatsächlich defekt.


Also willigte ich ein, wirklich viele Alternativen erschienen mir nicht, auch weil mein Türkisch praktisch nicht existent ist. Für ein Preis vom dreifachen der Maschine konnte ich mein Gepäck hinter dem Counter eines Cafes ablegen. Den Preis handelte ich noch etwas runter, der Inhaber redete kurz mit dem Polizisten, der zustimmte. Man teilte sich die Profite wohl. Sehr sicher fühlte ich mich damit nicht, aber die wirklichen Wertsachen hatte ich eh selber dabei.


Der Rest des Sightseeings beschreibe ich mal nur mit Bildern, wurde eh wieder viel zu lang.
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Der örtliche Starbucks war zum Glück gut bestückt und so gab es die dritte Starbucks-Tasse auf dieser Reise, hier in Baku noch in der alten Icon-Serie.


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Gepäck am Cafe wieder problemlos abgeholt, nach Frage der Herkunft wurde ich dann mit „Auf Wiedersehen“ verabschiedet. Uber zum Airport wieder problemlos. Am Checkin gab es eine etwas längere visuelle Begutachtung meines Rimowa-Koffers durch einige Checkin-Angestellte, aber dann gabs doch den handluggage tag. Schnell zur Security, dort wurde mein Rucksack dann kritisiert „You need to get handluggage tag“. Also gut, dann geht der Rucksack halt in den Koffer. Problemlos dann durch die Security und Immigration. Boarding begann dann auch, an Board zeigte sich dann wieder die seltsame Nummerierung.
Die Economy-Reihen haben ein Offset von 14 bekommen und die Sitze im A320 heißen A/B/C - H/K/L. Naja.

Tiflis

Etwas verspätete Departure, wenig genießbares Essen. Immigration in Georgien etwas müßig, da es nur die Unterscheidung zwischen Georgien und allen anderen gibt. Naja, im Moment ist man ja auch nur im Europarat. Nach einigen Warten wegen einer Reisegruppe aus Korea ging die eigentliche Immigration zügig. Geld aus dem ATM fürs Taxi geholt. Richtpreis waren 20-25 GEL, die auch nochmal am Schild standen. Nach Klärung des Ziels vom Einweiser ging es ins Taxi. Nach erneuten Frage des Preises heiß es dann 40GEL — 25 GEL würden nur für Elektroauto gelten, das hier wäre ein Benziner. Interessante These, aber mit etwas Diskussion ging es dann plötzlich doch für 25GEL. airbnb-Unterkunft relativ umspannend, Checkin problemlos.


Der Aufenthalt über mehrere Tage in Tiflis war insgesamt ganz interessant. Manche sagen es sei Berlin vor 20 Jahren, denke das passt durchaus.
Für die eigentlich geplante Trinity Church hatte ich leider nicht die passende Kleidung dabei, bei knapp über 0 Grad mit Sneakern rumwanden kling wenig interessant, da hätte ich wohl 1-2 Monate vorher kommen müssen. Tja.


In aller Kürze noch die wichtigsten Sachen aus Tiflis:
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Donut-ähnliches Gebäck vom Straßenverkauf. Preistafel gab es keine, mein Russisch war nicht ganz so gut, aber zu IIRC knapp 50ct wurde mir diese gute Portion überreicht. Money talks.
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Im Supermarkt fand ich dann noch eine Starbucks-Tasse, mangels Städte-Bezug aber nicht wirklich interessant. Georgien selber hat keinen Starbucks.


Nach einer kurzen Metrofahrt in den typischen Sovjet-Metros, auch hier wieder zum Spottpreis, ging es zum georgischen Essen. Ein Mittelklasse-Restaurant hatte ich herausgesucht, es gab Chatschapuri.




Das innere ist im Prinzip geschmolzener Käse, ein rohes Ei wurde noch draufgegeben. Fondue-Mäßig trennt man dann Brot von der Seite ab und dippt es in den Käse rein.
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Die Freedom Bridge ist wohl einer der architektonischen Highlights in Tiflis.
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Zum Narikala Burg ging es mit der Steilbahn, per pedes wieder runter. Die Aussicht ist definitiv nett, aber nicht überragend.
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Für einen besseren Ausblick ging es auf den Berg am Fernsehturm per Standseilbahn. Der angrenzende Mtazminda Park ist ein älterer "Freizeitpark", allerdings war man dort ziemlich alleine, viele Geschäfte waren nicht in Betrieb.
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Zu einem akzeptablen Preis konnte man dort oben auch ganz gute Chinkali mit Käse und Fleisch essen, ein Freund aus Tiflis hatte mir dieses Restaurant empfohlenen.
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Der Leaning Clock Tower ist noch ein touristisches Highlight in Tiflis. Wäre ich aber nicht gerade zur rechten Zeit da vorbeigelaufen, hätte ich mir es gespart.
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DerSimon

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01.03.2015
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Part 3: Tiflis-Jerewan




Nach einigen Tagen ging es dann rüber nach Jerewan. Dazu gibt es entweder den Nachtzug, ein Minivan, einen Flug frühmorgens oder die billigen und langsamen marschrutka. Ich entschied mich für den Minivan, der mich für 35GEL rüber brachte. Der Komfort war solide und man musste nicht all zu früh aufstehen. Um 8:30 fand ich mich an der von lonely Planet empfohlenen Metrostation Avlabari. Ein Van mit russischem Schild (einzige gemeinsame Sprache von Georgien und Armenien) fand ich nicht, dafür aber eines mit „Yerevan“ — auch gut. Preis passte und so ging es um 08:40 los, da ich der letzte war der zur Vollständigkeit fehlte. Eigentliche Departure wäre um 09:00 gewesen, da hatte mit meiner frühen Ankunft doch Glück gehabt.


Im Mercedes Vito ging es dann los, ich hatte den Mittelplatz in der mittleren Reihe erwischt. Gute Sicht auf die Straße war garantiert. Der Herr neben mir redete nicht all zu viel, nur einmal sagte er dann weil jemand über Russland geredet hatte: „Only two things good from Russia. 1. Rockets and Kalashnikovs. 2. Women. Rest no good“. Ich vermute mal, er war Georgier. Die ältere Frau neben mir vertrug die schnelle und bergige Fahrt nicht all zu gut, wir mussten wegen ihr manchmal kurz anhalten.


Auf der Rückbank fand ich ein deutscher Expat, der wohl in der Gegend seit Monaten herumreist und auf sein iranisches Visa wartete um seine Freundin dort zu besuchen. Er verdiente sein Geld mit Fotografie. Definitiv interessanter Gesprächspartner. Auch hinten saß ein amerikanischer flight attendant, der mit seiner südamerikanischen Mutter hier am rumreisen war, wohl auf ID-Ticket. Durchaus überraschend, hatte ich nicht erwartet.


Emmigration aus Georgien nur Formsache. Alle Passagiere verlassen den Van, Gepäck kann dranbleiben. Fahrer fährt dann alleine rüber, alle anderen gehen als Fußgänger rüber. Ein Stempel und die Sache war durch. Kurz ins Auto wieder rein, dann folgte kurz drauf auch schon die armenische Einreise. Gepäck musste dazu raugeholt werden. Immigration ging bei allen relativ zügig, nur nach meiner Antwort auf die Frage „Have you been to Azerbaijan?“ mit „Yes“ ging die intensive Kontrolle los. Die Reservierungsbestätigung vom Hotel hatte ich vom einzigen Hotel auf diesem Trip nicht ausgedruckt, so dauerte es bei „Phone number of the hotel?“ doch ein wenig. Bevor ich die Nummer aber im Handy herausgesucht hatte erbamte sich der Grenzer nach 30sec Suchzeit im Handy doch und presste den Stempel rein. Gegenüber 20 Sekunden bei den anderen dauerte es bei mir dann insgesamt 5 Minuten, der Van-Fahrer wartete zum Glück.


Zwischendurch hielten wir dann an einer Tankstelle, wo wir dann wieder alle aussteigen mussten. Erdgas ist in Armenien mit knapp 20% Verbreitung bei den Autos sehr populär, da aus Russland billiges Gas kommt. Insgesamt ist Russland historisch bedingt in Armenien sehr stark, während man in Georgien doch sehr europäisch ist.




Anyways: Einige Stunden (insgesamt dauerte die Fahrt knapp 6 Stunden) und nachdem der Fahrer wohl Schutzgeld abgedrückt hatte waren wir in der Innenstadt von Erwian, freundlicherweise ließ uns der Fahrer schon an der Vernissage raus anstatt uns zum weit entfernten üblichen Dropoff-Platz zu fahren.

Jerevan



Da ich das Hyatt Place für Jerewan für unangemessen teuer hielt und die Bewertung von YHBA (Review: Hyatt Place Jerewan - You Have Been Upgraded) auch nicht zu gut war, das Marriott im Lonely Planet als outdated beschrieben wurde, wurde es dann das solide bewertete ibis. Zimmergröße war gerade noch so okay, aber für Arbeiten wäre das echt nichts. Preis/Leistung war gerade so ok, immerhin war es aber ziemlich neu und Rauchen war im ganzen Hotel verboten.
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Natürlich ging es dann weiter zu den Cascades bei Sonnenuntergang. Der Blick auf Ararat, der eins der Wahrzeichen von Armenien ist, auch wenn er nicht mehr in Armenien liegt, war für die Jahrszeit vergleichsweise gut.
An den folgenden Tagen war die Aussicht nie wieder so gut.
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Am nächsten Morgen ging es in ein auf Foursquare und Lonely Planet ganz gut bewertetes Cafe. Speisenqualität okay, Preise akzeptabel, aber als die hausgemachte Limonade in dem "klassischen" Glas serviert wurde und im Radio "Get Lucky" spielte, fragte ich mich schon, ob ich gerade in Berlin, San Franciso oder Yerevan bin.
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Per günstigem Taxi mit der "gg"-App ging es zum Völkermord-Gedenkmal. Auch das angrenzende Museum lieferte interessante Informationen, definitiv empfehlenswert.
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Zurück in der Innnenstadt ging es Vorbei durch die Verkaufsstände der Vernissage ging es zur Kathedrale des Heiligen Gregor des Erleuchters.
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Danach mit der auch hier günstigen Sovjet-Metro ging es weiter zum netten Lovers' Park, wo auch Crepes und Iced Coffee verkauft wurden. Nicht authentisch armenisch, aber nett :) Der Park ist relativ modern gestaltet und für eine kurze Pause definitiv nett.
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Im Supermarkt noch schnell ein Baklava gekauft, definitiv gut. Beeindrukend war durchaus die gute Auswahl an frischen Kuchen und Torten in allen möglichen Variationen. Und nicht nur einzelne Stücke, sondern wirkliche Torten.
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Am Abend begutachtete ich dann noch die "Singing Fountains" in der Stadtmitte. Zu meist klasischer Musik sprühte das beleuchtete Wasser. Auch ganz sehenswert.
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Am nächsten Morgen ging es dann zur blauen Moschee. Ganz nett, aber auch nichts besonderes.
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Das Kloster Khor Virab durfte nicht fehlen, der Taxi ging es die rund 40km in den Süden.
Der per App bestellte Taxifahrer sprach nur wenig Englisch, ich nur wenig Russisch - perfekt. Dank Google Translator konnte ich mein Anliegen dann doch klarmachen und für paar Euro würde er am Ziel für eine Stunde warten und mich wieder zurückfahren.
Hoffe ich zumindest. Nachdem wir ein gutes Stück gefahren waren und er ein wenig telefoniert hatte und den namen Chor Virap immer erwähnt hatte drehte er sich zu mir: "Navigation?".
Kein Problem, schnell Google Maps aufgemacht. Ich gab ihm mein Handy nach vorne zur Mittelkonsole. In einem ruhigen Moment als er langsam fuhr, hörte man dann doch ganz leise "In 200m rechts abbiegen".
Er dreht sich um: "German?" "Yes" "You Germany?" "Yes" "Hehe. Ich liebe Mercedes"


Er wiederholt es:
"Ich"
* zeigt auf sich*


"liebe"
* malt ein Herz in die Luft"


"Mercedes"
* zeigt auf den Stern vorne am Auto*


Und vergewissert sich bei mir, ob das richtig sei. Mit einem Daumen nach oben und ein wenig Lachen endet diese lustige Episode.


Nach einiger Zeit kamen wir dann am Koster an, er zeigte auf seine Uhr, alles geritzt. Weniger als erwartet war dort los, knapp 30 Leute waren vielleicht da.
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In diesem Kloster wurde Gregor der Erleuchter der Legende nach gefangengehalten, bis der König nach 13 Jahren nach wundersamer Heilung durch Gregor sich taufen lies und
Armenien als erstes Land der Welt das Christentum als Staatsreligion annahm. Im 17. Jahrhundert wurde das heutige Kloster wieder aufgebaut.
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Bei gutem Wetter hat man einen netten Blick auf den Berg Ararat, ich hatte leider kein Glück. Die Grenze zur Türkei liegt kaum 300m vom Kloster entfernt. Zur Grenzüberschreitung müsste man aber doch einen größeren Umweg nehmen.


Man kann sich dort runterbegeben in den Ort, wo Gregor eingespert worden sein soll. Die Kapelle ist auch ganz nett.
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Rückfahrt mit dem Taxifahrer kein Problem. Als Taximeter fungiert die gg-App, man zahlt also faire Preise. Über meine Bargeldstückelung war ich mir nicht ganz im klaren,
der Taxifahrer wollte zuerst das Geld so annehmen und noch Wechselgeld rausgeben als ich ihm einen Schein reichte, während ich nach Trinkgeld suchte. Insgesamt zahlte ich dann nach Tarif mit Warten und die 80km knapp 20€ zzgl. ordentlichem Trinkgeld, was ich schon für ziemlich preiswert hielt.


Back in town ging es zum gut bewerteten Lavash Restaurant, benannt nach dem gleichnamigen Fladenbrot. Ich wählte Granatapfelwein zu meinem Hauptgericht.
Es handelte sich um zu einer "Rose" oderso zusammengeschwungenen Fladenbrot, innen drin war Fleisch mit Gemüse. IIRC war es Lamm, aber das habe ich mir nicht notiert.
Geschmacklich auf jeden Fall top, beim Servieren wurde extra ein kleiner Falttisch gebracht und vor den Augen im Prinzip die Spitze, die man im Hintergrund sieht, abgeschnitten.
Im Restaurant selber konnte man einigen Köchen dann auch beim Herstellen vom Lavash-Brot zusehen, durchaus beeindruckend.
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Insgesamt ein krönender Abschluss für einen netten Besuch in Armenien.


Am nächsten Tag ging es dann in der Frühe zum Airport. In der Regel fliegen westliche Fluglinien die Airports im Kaukasus zu unchristlichen Zeiten an, etwas besser sind dann die Outbounds.
Taxi dieses mal mit Yandex.Taxi, aber auch preiswert. Der Airport ist ziemlich modern und fast schon überdimensioniert, aber nett.
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Fingerabdrücke wurden einmal bei der Emmigration und einmal am Gate genommen, durchaus interessant. Beim Blick auf den Reisepass sagte die Grenzerin "Ah Deutschland" und redete ein bisschen auf Deutsch los, hatt' mich durchaus überrascht.
Im Flieger neben mir dann eine nette junge Armenierin mit ihrer Mutter auf dem Weg nach Kanada um dort die Staatsbürgerschaft anzunehmen, ihr Vater arbeitete wohl in Dubai.


Tja, und so war die nette Reise auch schon vorbei.


Besonders Armenien, aber auch Georgien kann ich als Reiseziel definitiv empfehlen, Baku war nett, hat mich aber nicht überragend beeindruckt.
Russisch ist definitiv empfehlenswert. Leider ist der Bericht etwas lang geworden, ich hoffe er hat euch trotzdem gefallen.
 
A

Anonym-36803

Guest
Ha, noch einer, auch wenn Du mir das Thema "klaust" :D

Danke für den Bericht, ein paar Tassenbilder fehlen aber noch...
 
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Reaktionen: fraton
A

Anonym-36803

Guest
Rein Interessehalber: Wie groß ist Deine Sammlung denn?