Von der Vickers Viscount zur Concorde

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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
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Hamburg
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Vor einigen Jahren hatte ich im Forum einen Tripreport über meine Concorde-Flüge eingestellt. Nach einer langen und unangenehmen Krankheit bin ich auf dem Weg der Erholung und habe die Zeit genutzt, ihn noch einmal zu überarbeiten und thematisch sehr viel breiter aufzustellen. Dazu nutze ich Teile des einen oder anderen meiner Reiseberichte hier im Forum sowie – natürlich – meinen alten Concorde Tripreport sowie etwas Recherche zur Concorde.

In unregelmäßigen Abständen werde ich ein Kapitel hier einstellen. Wer lesen mag ist willkommen. Ebenso Feedback, aber erwartet keine Antworten.


Vorbemerkung

In der Gegenwart ist das Reisen mit einem Flugzeug zu einem freudlosen Viehtransport geworden, jedenfalls in meinen Augen. Es ist zwar relativ günstig, aber man sitzt menschenverachtend eng, wird der Trombosegefahr ausgesetzt, Fraß und Service sind meist unerträglich, und ich werde oft mit Menschen konfrontiert, auf deren Gegenwart ich absolut keinen Wert lege.

Die Werbung und Kommunikation von Fluggesellschaften zeigt den menschenverachtenden Geist des Kapitalismus. Wenn man beschissen werden soll, heißt es auf vielfachen Kundenwunsch, zumindest bei dem teutonischen Marktführer. Selbstverständlich kann das Reisen im Flugzeug sehr viel angenehmer sein, wenn man bereit ist, für die ganz teuren Klassen viel Geld auszugeben, oder über eine der vielen Goldkärtchen verfügt, deren Privilegien das Reisen angenehmer machen oder auch einige der dirty Tricks kennt, die zum selben Ziel führen. Doch auch für Normalsterbliche war das Reisen einmal sehr viel angenehmer, in der Zeit, bevor ich zu den bevorzugten Reisenden gehörte.

Schon seit langem fasziniert mich nur noch wenig an so gewöhnlichen Flügen wie von Hamburg nach München. Doch je älter ich werde, ich bin unterwegs auf Route 66, desto öfter denke ich an meine Überschallflüge mit der Concorde. Davon werde ich schwerpunktmäßig in dieser Erzählung berichten, eingebettet in Biografisches und Zeitgeschichtliches. Für mich gehören diese Flüge zu den großen Erlebnissen in meinem Leben. Nicht wegen der Super First Class, dem VIP Effekt, den VIPs, dem Concorde Room in Heathrow, sondern für mich wegen der technischen Faszination der doppelten Schallgeschwindigkeit, wegen des Kratzens am Rande des Weltraums, wegen des Ausblicks auf die Erdkrümmung, weil man die Zeit überholt. Wegen des Augenblicks, wo der Machmeter in der Kabine von 0.99 auf 1.00 springt oder von 1.99 auf 2.00.

Wegen des Insider-Feelings: es gab die, die mit der Concorde unterwegs waren und die, die es nicht waren.

Fünf Mal war ich insgesamt mit der Concorde im Himmel. Und ich gebe es zu, Fliegen mit der Concorde war ein Erlebnis mit Suchtfaktor.

19.11.1995 BA 004 Concorde JFK LHR
31. 8.1998 BA 001 Concorde LHR JFK
01. 9.1998 BA 002 Concorde JFK LHR
18.11.2001 BA 001 Concorde LHR JFK
11.05.2002 BA 001 Concorde LHR JFK

Die Concorde war ein Kind der Sechziger, dem großen Jahrzehnt von sozialer Revolte, Beatles und Rolling Stones, Mondlandung und Vietnamkrieg. Hätte es die 1960er nicht gegeben, hätten die meisten Jüngeren heute noch Sex im Dunkeln.

 
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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
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Hamburg
Kapitel 1

Vielleicht beginne ich mit meinem allerersten Flug. In den fünfziger Jahren war meine Familie bitterarm. Erst mit großer Verspätung traf bei uns ein klein wenig vom deutschen Wirtschaftswunder ein. Meine Kindheit verbrachte ich auf dem Friedhof der verletzten Seelen in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. In materieller Not und menschlicher Dürre. Mein Vater hatte als Soldat in Hitlers Wehrmacht gekämpft und war psychisch krank, meine Mutter ein verletztes junges Mädchen, das Schlimmes erlebt hatte. Wer die Hölle suchte, fand sie in den traumatisierten Familien Nachkriegsdeutschlands, so wie ich in meiner. Aber wer von den Nachkriegskindern hatte keine kaputte Familie?

Frieden hatte Hitlers Tod auch nicht gebracht, sondern den Kalten Krieg. Verrückte in Uniform hatten ihre Finger am roten Knopf und drohten mit dem Weltuntergang im Atomkrieg, to barbeque the world. Die Jahrzehnte nach dem Krieg waren keine schöne Umgebung für Heranwachsende.

Im Sommer 1962 schenkte mein Vater meiner Mutter und mir eine Reise nach Berlin. Mit einer Vickers Viscount der British European Airways, einem kleinen Flugzeug mit vier Propellern und fünfundsechzig Sitzen, flogen wir über die Ostzone nach Tempelhof. Die Sieger brachten uns in Hitlers Reichshauptstadt. Nur die Alliierten durften die Luftkorridore nach Berlin benutzen. In einer langen Stadtrundfahrt besuchten wir die geschichtsträchtigen Bauten deutscher Vergangenheit, die Siegessäule, das Brandenburger Tor, die Gedächtniskirche und das Kaufhaus des Westens. Auch die ein Jahr zuvor gebaute Mauer und das sowjetische Kriegsdenkmal sahen wir, dazu die Stacheldrahtgrenze und das allgegenwärtige Militär. Hitlers Hauptstadt blieb mir fremd. Für einen Zwölfjährigen war es eine unverständliche Welt. Aber ich fand das Fliegen spannend und mein lebenslanges Interesse für Luftfahrt war geweckt.

Mit den 1960ern begann die gefühlte Befreiung. Die Beatles und die Rolling Stones, die langen Haare und die Miniröcke. Sie revolutionierten meine kleine Welt wie Licht die Dunkelheit. Mit seinen Songs öffnete Bob Dylan die Tür ins Universum zu den Sternen. Wie kein anderer beeinflusste er die Jugend und die sozialen Umwälzungen der Sechziger, die viele unserer Werte und große Teile unseres Zusammenlebens bis heute bestimmen.

Ich muss ein widersprüchlicher Jugendlicher gewesen, einerseits ein Nerd, der höheren Töchtern erfolgreich Mathematik Nachhilfe geben konnte, ein nicht zu unterschätzendes Asset, das relativ viel Geld und soziale Anerkennung brachte, andererseits war ich jemand, der keine Demonstration gegen den schmutzigen Vietnamkrieg ausließ, lange ungewaschene Haare trug und in konspirativen Wohngemeinschaften verkehrte, wo die Weltrevolution vorbereitet wurde. Nachmittags schrieb ich an die NASA, ließ mir Raumfahrt Unterlagen zuschicken und versuchte, die Basics der Mondlandung zu verstehen. Mir gelang das Abitur und ich konnte erfolgreich studieren. Natürlich nicht Mathematik und Physik sondern Psychologie.

Irgendwann kam ich in der Welt der Erwachsenen an. 1978 sollte ich dann die Lufthansa kennenlernen. Ich hatte mein erstes Studium hinter mich gebracht und hing mit meiner Doktorarbeit an der Uni rum. Ich hatte einige gut bezahlte Jobs erbeutet, die wenig Zeit erforderten, aber relativ viel Geld und Entertainment einbrachten. Ich lebte komfortabel in meiner Nische. Eines Tages klingelte das Telefon und mein Professor fragte, ob ich für ihn zu einem Workshop nach Nepal fliegen könnte. Er sei verhindert. Wow. Sofort sagte ich ja. Für einen Jungen aus einem Hamburger Armutsstadtteil, der bisher nur einige Länder Europas mit Interrail gesehen hatte, eine gigantische Reise, wie ein Lottogewinn.

Es folgte ein Anruf aus einer Behörde in der Hauptstadt Bonn und ich durfte im Stadtbüro der Lufthansa am Dammtor das hinterlegte Flugticket abholen. Es war wie das Betreten von heiligen Hallen, wie ein heiliger Akt. Fliegen war 1978 noch etwas ganz besonderes und es war teuer. Von dem Geld, dass das Ticket kostete, hätte ich drei Monate leben können. Ein hübsches Mädchen mit braunen Rehaugen in Highheels und in Lufthansa Uniform übergab mir das kostbare Ticket.

Einige Monate später, im November, bewarb ich mich an einem Forschungsinstitut in München. An sich wollte ich weiterhin mit meinem Zweitstudium eine angenehme Zeit an der Uni verbringen, aber doch ich war auch neugierig. Mit dem Liegewagen der Bahn fuhr ich an die Isar und ging zum Vorstellungstermin, ohne Sakko, ohne weißes Hemd und ohne Schlips. Ich trug einen altem Anorak und einen Pulli. Dazu war ich unrasiert, aber höchst qualifiziert. Zu meiner Entschuldigung darf ich darauf hinweisen, es war 1978, also ganz andere Zeiten, wie dem Leser aus den genialen Folgen mit Ekel Alfred bekannt sein wird.

Ich traf zunächst den Abteilungsleiter, denn den Big Boss. Ich erzähle unbefangen, wer ich bin und wie ich die Welt sah. Mittags ging ein Mitglied des Vorstands mit mir essen. Wahrscheinlich wollte er den Kohl-Merkel Test mit mir machen, also gucken, ob ich mit Messer und Gabel essen kann. Wenn ich die Presse über Kohls Memoiren richtig verstanden habe, ist die Mutti anfangs dabei durchgefallen. Ich konnte wohl knapp bestehen. Heute ist mir bewusst, dass man bei bei einem Bewerbungsgespräch nichts essen sollte, wo Knoblauch enthalten ist, also eine Pizza.

Am Nachmittag sollte ich dann noch einen anderen Häuptling treffen. In der Wartepause sprach ich mit einem Freak, der in Frankfurt studiert hatte und auch erst vor einigen Monaten in dem Laden angefangen hatte. Er verriet, mir, dass alle Dienstreisen, die weiter als nach Augsburg führten, mit dem Flugzeug gemacht mussten. Also ging ich zu der scharfen Sekretärin, und fragte nach einem Heimflug. Erfolgreich. Nach dem letzten Gespräch wurde mir mitgeteilt, in München Riem sei ein Ticket für den Abendflug nach Hamburg hinterlegt sei. Die Erfindung von Internet und Smartphone sollte noch einige Jahrzehnte in der Zukunft liegen. Auf dem Papierticket las ich den Preis von 297 DM, das Doppelte meiner damaligen Monatsmiete in Hamburg Rotherbaum. Die Jungs waren offenbar an mir interessiert.

Abends begann es heftig zu schneien und eine halbleere Boeing 727 brachte mich zurück. Ein nettes Mädchen in Lufthansa Uniform überreichte mir ein großes Tablett mit dem Abendessen und eine Cola. Woher sollte ich wissen, dass man auch Wein bestellen konnte? Und ja, es gab einmal ein richtiges Essen auf einem Inlandsflug, das sogar schmeckte. Unterwegs hing ich meinen Gedanken nach. In der Welt der Erwachsenen könnte es mir gefallen.

Eine Woche später unterschrieb ich einen Arbeitsvertrag zum nächsten Ersten in München. Von nun an sollten Reisen mit dem Flugzeug zu meinem Alltag gehören und meine Freundschaft mit der Lufthansa beginnen. Bis heute habe ich vielleicht 3.500 Legs im Flugzeug zurückgelegt. Da ich über die Jahre meine Aufzeichnungen nicht immer sorgfältig geführt habe, kann ich nur schätzen. Etwa 2.500 davon werden mit der Lufthansa gewesen sein. Vermutlich habe ich etwa 350 Mal Hamburg Düsseldorf zurückgelegt, ebenso, die Strecken nach Berlin, München oder Köln. Mit Beginn meines ersten Jobs sollte ich nun Flugzeuge benutzen wie andere die U-Bahn. Mein Vorgesetzter verkündete, eine Arbeitsstunde von mir sei zu teurer als nicht zu fliegen. Also hatte ich das Flugzeug zu nehmen. Als Kind armer Eltern war fliegen für mich immer etwas Besonderes, auch wenn die Entwicklung der Luftfahrt zum Massentransportmittel langsam schon begonnen hatte.

In den Zeitungen hatte ich gelesen, dass Europa ein Überschallflugzeug gebaut hatte, aber noch beschäftigte mich das Thema nicht. Mir vorzustellen, ich würde einmal damit fliegen können, war jenseits jeder Fantasie. Es war auch nicht realistisch Mick Jagger oder John Lennon treffen zu können. In welchem Flugzeug ich saß, Themen der Luftfahrt, Flugzeuge, Airline-Business etc. nahm ich zwar wahr, aber an einen Flug mit der Concorde auch nur zu denken wäre so gewesen, als würde ich von einem Job bei der NASA träumen.

Meine meisten Flüge waren Strecken wie Hamburg – München - Berlin – Düsseldorf – Köln – Berlin - London. Nett aber unerotisch. Ich lernte ein paar der dirty Tricks, mit Tickets herumzuspielen und das Optimum an Sight-seeing und Stop-over herauszuholen. Ich war gerne unterwegs und schnappte dann so langsam einiges mehr über Luftfahrt auf. Eine Affäre mit einer Stewardess, wie die Ladys der Lüfte damals hießen, hatte mein Interesse noch vergrößert. Ich glaubte damals noch, es wären die schönsten und klügsten, die im Himmel arbeiteten. Manche verdienten als Purserin vermutlich so viel wie ich als junger Wissenschaftler.

Lange war die Lufthansa wie Freund in meinem Leben, doch seit einigen Jahren hat sich dies geändert. Die letzten Jahre so ab 2010 waren schwierig und die Zeiten haben sich geändert. Die Lufthansa ist aus Hamburg weggezogen und wir haben uns kaum noch gesehen. Auch hatte sie in den letzten Jahren kaum noch Interesse an mir. Gemeinsame Erlebnisse gab es immer weniger. Zwar hat sie mehrfach gesagt, ich könne mich ja auch öfter mal mit German Wings, Eurowings, Nonsens Wings treffen, aber Nein Danke, das hat sich nicht so entwickelt. So zerfiel unsere Freundschaft, nun gucke ich den Spiegel und stelle fest, es ist vorbei. Es ist wie im richtigen Leben, man spürt ja, wenn das Gegenüber das Interesse verloren hat. Freundschaft ist keine Einbahnstraße und wenn sie nicht gepflegt wird, zerbricht sie. So ist es eben. Aber ich will nicht abschweifen.

Fortsetzung folgt
 
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concordeuser

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01.11.2011
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+ 1

Vielleicht widmest Du ein Kapitel den "Ladies" - das ist mir alles ein bißchen zu "oberflächlich" angedeutet bis hierher ;). Ja - es war eine andere Zeit - und ja, sie war verdammt gut!

a) dann werde ich doch wieder von den politisch-korrekten verprügelt


b) ... und ja - es war eine verdammt gute Zeit, wenn du die 1960er meinst. (aber gibt der Geschichte Zeit sich zu entwickeln...)
 
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SuperConnie

Erfahrenes Mitglied
18.10.2011
5.018
56
Nordpfalz
Mit der Viscount weckst Du bei mir allerbeste Erinnerungen. Die war mein Lieblingsflugzeug, solange sie flog. Vier RR Dart - mit dem typischen "whine" und riesigen Panoramfenstern. Die bin ich zuerst - noch als Kind - mit Union of Burma Airways geflogen, dann BEA und wenn immer es ging zwischen (TXL-) FRA und BRU mit British Midland. Oder via EMA mit denen (bspw. nach DUB). Später flog ich noch auf einer Reihe von Flügen mit British Air Ferries (u.a. Jersey - Inverness; oder war es Aberdeen?) und mit Bouraq in Indonesien, davon einer richtig lang mit einer oder zwei Zwischenlandungen (ich meine, Manado - Jakarta). Es dürften sicher 25 Flüge - und mehr Sektoren - gewesen sein; bin unterwegs und kann nicht auf das seinerzeit handgeführte Log zurückgreifen. Auch ich habe dann nach einem Umzug Anfang der Neunziger aufgehört, es zu führen - es war verschwunden, tauchte aber beim nächsten Umzug wieder auf... So habe ich nur M&M-Ausdrucke seit den Neunzigern, ein paar Bordkarten etc. von anderen Flügen mit Exoten wie An-24, An-74, Tu-154, Tu-134, Jak-40, 747SP, Metro, Partenavia, Red Bulls DC-6, Concorde...

Von den Viscounts habe ich auch Dias und Super-8-Filme, muss ich mir mal anschauen - einen Projektor habe ich mir besorgt.
 
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chrischan85

Reguläres Mitglied
28.05.2015
38
0
IZ/HAM
Wenn ich Deine Berichte lese, ist es fast so, als würde ich meinem Vater lauschen, wenn er von früher und seinen Reisen erzählt! Nur hat er immer erzählt, wenn er die Concord starten gesehen hat und hier lausche ich jemanden, der mit ihr geflogen ist.

Ich bin jetztz schon wieder gefesselt!
 
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concordeuser

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01.11.2011
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Mit der Viscount weckst Du bei mir allerbeste Erinnerungen. Die war mein Lieblingsflugzeug, solange sie flog. Vier RR Dart - mit dem typischen "whine" und riesigen Panoramfenstern. Die bin ich zuerst - noch als Kind - mit Union of Burma Airways geflogen, dann BEA und wenn immer es ging zwischen (TXL-) FRA und BRU mit British Midland. Oder via EMA mit denen (bspw. nach DUB). Später flog ich noch auf einer Reihe von Flügen mit British Air Ferries (u.a. Jersey - Inverness; oder war es Aberdeen?) und mit Bouraq in Indonesien, davon einer richtig lang mit einer oder zwei Zwischenlandungen (ich meine, Manado - Jakarta). Es dürften sicher 25 Flüge - und mehr Sektoren - gewesen sein; bin unterwegs und kann nicht auf das seinerzeit handgeführte Log zurückgreifen. Auch ich habe dann nach einem Umzug Anfang der Neunziger aufgehört, es zu führen - es war verschwunden, tauchte aber beim nächsten Umzug wieder auf... So habe ich nur M&M-Ausdrucke seit den Neunzigern, ein paar Bordkarten etc. von anderen Flügen mit Exoten wie An-24, An-74, Tu-154, Tu-134, Jak-40, 747SP, Metro, Partenavia, Red Bulls DC-6, Concorde...

Von den Viscounts habe ich auch Dias und Super-8-Filme, muss ich mir mal anschauen - einen Projektor habe ich mir besorgt.

ich war 12 als es mit der Vickers Viscount und der BEA British European Airways nach Berlin ging. Trotz meines recht guten Gedächtnisses habe ich nur noch sehr begrenzte Erinnerungen, vor allem an die komische steile Treppe zum Flugzeug. Aber ich weiß noch, dass ich vom Airport Tempelhof höllisch beeindruckt war.
Hätte die ganzen drei Berlin Tage dort bleiben und gucken können. Wahrscheinlich war ich da von der Luftfahrt angefixt. Finde alte Aufnahmen von Tempelhof absolut spannend. Und finde immer noch, dass sich die 16 % Partei von dem Mann mit den Haaren im Gesicht mit der Schließung stadtplanerisch versündigt hat.

Ich weiß natürlich, daß du, Superconnie, mich noch toppst in der Erfahrung mit Oldtimern. Ich bin da sicherlich nur second best. Hätte ja auch nie gedacht daß ich mit meinen 727-100, 727-200, 737-100 (!), 707, Caravelle, BAC1-11, IL62, TU 134, TU154, DC 8, DC 9, DC 10, Tristar, etc und einigen Exoten einmal so etwas wie ein "Zeitzeuge" der Luftfahrt sein würde.

Würde zu gerne einmal wissen, wieviele Leute worldwide noch leben, die einmal mit der Concorde unterwegs waren. Da saß man ja nicht unbedingt mit 20 drin, sondern eher älter und wohlhabender, also jetzt oft schon verstorben.

Und wann sind sie alle verstorben, die supersonic unterwegs waren?
 
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red_travels

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16.09.2016
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www.red-travels.com
bitte bitte bitte nicht aufhören!! :resp:Würdest du jetzt noch ein Buch schreiben, wäre ich der erste Vorbesteller!

Und es sind ne Menge Meilensteine, die du geflogen bist, welches war (abgesehen von der Concorde) die schönste / angenehmste Maschine der Zeit?
 

concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
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bitte bitte bitte nicht aufhören!! :resp:Würdest du jetzt noch ein Buch schreiben, wäre ich der erste Vorbesteller!

Und es sind ne Menge Meilensteine, die du geflogen bist, welches war (abgesehen von der Concorde) die schönste / angenehmste Maschine der Zeit?

Geliebt habe ich in den 1980ern die A 300, entsprach dem Zeitgeist, war einfach großartig abends nach einem langen Arbeitstag von diesem riesigen Teil nach Hause gebracht zu werden. Das hatte was, anders als heute eine vollgestopfte A 321 mit Campingstühlen. Habe immer gerne hinten gesessen, damit ich ich die langen Gänge nach vorne sehen konnte. Oder gegenüber einer der Ladies an den Notausgängen. Es gab da eine spezielle Sitzanordnung. :)

Ein Großraumflugzeug von FRA nach HAM abends als Lumpensammler. Hatte in seiner Größe und seinem technologischen Fortschritt etwas "futuristisches". Für mich war es immer auch ein Stück erlebte Science Fiction, nicht nur Transport.

Und Airbus war damals ein Stück europäischer Identität, das stolz machte, anders als heute.

Heute liegt die A 300 auf den Schrottplätzen der Welt.
 
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red_travels

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Geliebt habe ich in den 1980ern die A 300, entsprach dem Zeitgeist, war einfach großartig abends nach einem langen Arbeitstag von diesem riesigen Teil nach Hause gebracht zu werden. Ein Großraumflugzeug von FRA nach nach HAM abends als Lumpensammler. Hatte in seiner Größe und seinem technologischen Fortschritt etwas "futuristisches".

Heute liegt sie auf den Schrottplätzen der Welt.

wenn du heute noch mal A300 fliegen willst, dann musst du wohl in den Iran oder dich selbst verfrachten müssen :p . Ja die A300 wirkt schon im Vergleich mit den zu der Zeit vorhandenen Kurz/Mittelstreckenjets wie ein Jumbo. Airbus ist da schon einen interessanten Schritt gegangen mit dem ersten zweistrahligem Widebody. A300neo wäre ja mal was.
 

MNovak

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27.02.2018
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Tolle Beiträge @concordeuser!
Auch wenn ich ein paar Jährchen jünger bin als Du, finde ich die eine oder andere Parallele. Auch ich bin als hoffnungsfroher Jungakademiker von meiner ersten "repräsentativen" Wohnung in der Heimhuder Straße morgens und abends auf dem Arbeitsweg am LH Citybüro am Stephansplatz vorbeigelaufen und habe sehnsüchtig geseufzt.
Dann kamen die ersten Flüge mit der alten German Wings für schlappe 400 Mark von HAM nach MUC (auf fetten Sitzen mit einem guten Riesling) - "heute ein König"... (aber ich will Dir nicht vorgreifen).

Die Concorde kenne ich nur aus den Museen. Diese Enge, die schmalen Sitze, die schießschartengleichen Fenster - und in den Waschraum bekäme ich meinen Wanst heute kaum rein :D
Der Ausblick aus dem Fensterchen muß allerdings grandios gewesen sein. Aber wie war es für die anderen 50% der Fluggäste? Einfach nur ein unbequemer Flug oder hat man auch vom Gangplatz genug von der Höhe und der Geschwindigkeit mitbekommen?

Liebe Grüße aus dem Alstertal und hoffentlich schreibst Du bald weiter (y)
M.
 
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rolst01

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Habe in Paris beim Unglück zwei nahe Verwandte verloren. Deshalb hasse ich dieses fehlkonstruierte Mistding!
 
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MNovak

Gesperrt
27.02.2018
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2
Die ganze Kugel natürlich nicht, aber die Krümmung konnte man wohl schon erkennen. Siehe z.B. hier.

Ich wills gewiss nicht kleinreden, ich wäre allzugern einmal mit der Concorde geflogen.
Solche Fotos entsprechen ungefähr 20mm Brennweite(?), sind also schon deutlich gekrümmter als es das menschliche Auge wahrnimmt.
Habt Ihr den Horizont ungefähr so gesehen? Das wäre viel mehr Krümmung als aus den üblichen 30k f.
 
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roffe8

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14.01.2017
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LHR
Ich wills gewiss nicht kleinreden, ich wäre allzugern einmal mit der Concorde geflogen.
Solche Fotos entsprechen ungefähr 20mm Brennweite(?), sind also schon deutlich gekrümmter als es das menschliche Auge wahrnimmt.
Habt Ihr den Horizont ungefähr so gesehen? Das wäre viel mehr Krümmung als aus den üblichen 30k f.

Bin selbst auch leider nie damit geflogen, kann also nichts qualifiziertes dazu sagen. Vielleicht können concordeuser oder andere hier bestätigen ob es wirklich so ausgesehen hat?
 

SuperConnie

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18.10.2011
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Nordpfalz
eine ganz stumpfe Frage, gibt es Bilder von der Erdkrümmung von dir oder war das aus den Schießscharten nicht möglich?

Siehe den zweiten Scan (ca. ein Jahr vor Einstellung der Flüge, nach Gonesse). LHR-JFK-LHR.
 

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concordeuser

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01.11.2011
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Subjektiv fühlte es sich an wie "im oder nahe am Weltraum", weil es eben deutlich höher als ein konventionelles Flugzeug war. Das erste Foto von Superconnies Scans und die verlinkten Fotos von roffe8 kommen dem schon sehr nahe. Man beachte den fast schwarzen Himmel. Der Himmel war immer deutlich dunkler als in der Höhe von herkömmlichen Flugzeugen. Für mich war es ein erhabener Ausblick. Es gab da oben ja auch kein Wetter und keine Turbulenzen! Man sah das, was Prof. Heinz Haber, der viele Jugendliche Jahre vorher zu wissenschaftlichem Interesse gebracht hatte, als unseren Blauen Planet bezeichnet hatte.
Und wie so viele war ich in den 1960ern von den ersten Fotos der NASA begeistert, die die Schönheit des Blauen Planeten aus dem Weltraum zeigten. Insofern fand ich es immer toll "von da oben" gucken zu können. Wieviel Krümmung man tatsächlich technisch gemessen sah, kann ich nicht sagen. Entsprechend dem Zeitgeist habe ich nicht Mathematik und Physik studiert (So etwas wie Informatik gab es nicht oder erst in den Anfängen).

Ergänzung zu vorher: Im A300 hatten die Sitze am Notausgang immer viel Platz. Durch das Gegenübersitzen gab es oft einen netten Small Talk mit den FA
 
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