Tag 3. in Rio
Ein neuer Tag in Rio - die Sonne fällt in unsere "Hütte" auf das Dach des Wohnturms und weckt uns. Es ist noch früh und Rio erwacht gerade, unten bilden sich die ersten Staus der morgendlichen Rushhour.
+1 und ich sind relativ sportlich unterwegs - im Gepäck also immer dabei: Laufschuhe und Trainigskutten. Da der Packplatz im Koffer begrenzt und daher heilig ist, entsteht dann auch meist die Motiviation selbige Ausstattung zu nutzen. Unser schicker Wohnturm liegt nur einen Katzensprung von der Lagune (Lagoa Rodrigo de Freitas) entfernt, also rein in die Laufschuhe und ab zum morgendlichen Lauf um die Lagune.
Nach kurzer Strecke stellten wir fest, dass die Cariocas (KdK*: Einwohner Rio de Janeiro) sehr sportlich sind - zumindest wohl die Mittelschicht. Rund um die Lagune sind eine Vielzahl an Calisthenics Stationen aufgebaut, viele Lauf-Treffs und Outdoor Gyms, welche alle gut bis sehr gut besucht & genutzt waren - selbst an einem Morgen eines ganz normalen Werktags. Ebenso waren auf der knapp 10km langen Runde um die Lagune (Okay, es waren nur 8 km, aber 10 hören sich besser an) war eine bemerkenswert hohe Anzahl an Läufern unterwegs. Tolle Atmosphäre und Art in den Tag zu starten.
(*KdK: Kommentar des Klugscheißers)
Entlang der Strecke sind noch einige - teils sehr gute erhaltene - Sportstätten von Olympia 2016. Nun gut, ist auch erst 2 Jahre her. Auch viele Bars und Kioske findet man - nun natürlich noch geschlossen. Ein Caipirinha wäre selbst für uns noch zu früh. An einer Bar sind wir auf - scheinbar - wild lebende Papageien und einen Risen Tucan gestoßen. Tolle und neugierige Tiere. Die Farben des Riesen Tucan wirkten wie gemalt und schon fast unnatürlich. Nachdem auch der Tucan uns ausgiebig beobachtete und evtl. das Selbe über unsere Laufklamotten mutmaßte, fiel er wieder über seine Kokosnuss her. Woher er auch immer diese hatte...
Zurück im Apartment ging es unter die Dusche und danach zum wohlverdienten Frühstück. Beim Kaffee Planung für den Tag: ein Blick auf die Boardingpässe und Uhr verriet uns, dass es noch knapp 3 Stunden hat, bis wir uns auf den Weg zum Flughafen (GIG) machen müssen. Genügend Zeit also, um Badesachen zu schnappen und zur Copacabana zu tingeln - auf einen Sprung in die Fluten.
Der Strand war nicht wirklich voll, es war sonnig, leicht windig. Werktag und mit 26 Grad für die Cariocas vielleicht schon einfach viel zu kalt zum Baden. Im Wasser waren daher nicht viele Strandgäste unterwegs - mag aber auch an dem relativ hohen Wellengang gelegen haben.
Todesmutig und mit der GoPro bewaffnet - ganz sportiv und touri-mässig - rannte ich also in die Brandung. Was soll ich sagen: es war herrlich. Schön auch dieser Moment auf dem Video der GoPro: im Wasser stehend filme ich den Strand, eine atemberaubende Kamerafahrt um 180 Grad Richtung Meer ausführend, um zu bemerken, dass sich wenige Meter von mir Weg eine ca. 3-4 Meter hohe Welle aufgebaut hat. Der Kommentar des Kameramanns, bevor er mitsamt GoPro unter das Wasser gezogen wird: "Oh-oh!".
Nach ein paar Badegängen (Badehose und GoPro noch vorhanden!) machten wir uns wieder auf den Weg zum Apartment. Boarding des LATAM Flugs nach IGU ist mit 15 Uhr angegeben - wir wollten daher gerne um 14 Uhr an GIG sein und planten 45 Minuten für die Fahrt von Ipanema nach GIG ein.
Zurück, 21 Etagen hoch, Gepäck geschnappt, 21 Etagen runter (ein hoch auf den Aufzug), rein in das bestellte Uber. Die Fahrt zum Flughafen GIG dauerte mit knapp 30 Minuten nich so lange wie geplant, der Preis des Ubers war dazu noch um einiges unter dem Taxi Preis. Gleichzeitig fühlt man sich im Uber sicherer. Prima Sache also.
Ein Check in war nicht nötig, da wir dies schon online erledigt haben und wir für den kleinen Ausflug nur mit Handgepäck unterwegs waren. Das Gate für LATAM Flug LA4568 war schon ausgeschrieben. In Ermangelung eines OW Status und als ECO Paxe war nichts mit Launtsch, so dass wir im Food Court einen Happen zu essen finden mussten. Gesättigt ging es direkt zum Gate, die PR-MYY stand am Finger bereit und wenige Minuten später startete auch das Boarding.
In Reihe 6 angekommen, musste ich feststellen, dass der Sitzabstand in der A320 von LATAM für einen Durchschnitts-Europäer wie mich (1.82m) doch ein wenig knapp bemessen ist. Mit der sechsten Reihe saßen wir auch nicht wirklich weit hinten - ich frage mich ob es ganz hinten noch knapper war und freute mich über meine Reservierung. Für den kleinen, zwei stündigen Hüpfer nach IGU sollte es aber in jedem Fall aushaltbar sein.
Der Flug selbst ist keine besondere Erwähnung wert. Es gab einen kleinen Snack und eine Getränkerunde (Keks & ein Wasser). Die Landung in IGU war ein wenig wacklig, bedingt durch die Wetterverhältnisse. Mit Nebel, Wind und Regen hatte es hier nämlich nicht 29 Grad und Sonne, sondern trüben Himmel bei 14 Grad. Dank diesem Internet waren wir aber darauf vorbereitet und hatten Regenjacken und Pullover dabei.
Geparkt wurde die PR-MYY auf dem Apron vor dem Terminal mit Walk Deboarding - inkl. einem ziemlich langen Weg am Terminal entlang. Bei Wind und Regen. Super. LATAM lässt die PAXe aber nicht im Regen stehen: beim Aussteigen wurden an an alle Passagiere Regenschirme verteilt - Zum Glück am Ende der Treppe und nicht bereits im Flieger. Da haben manche ja schon mit den Rettungswesten und dem richtigen Zeitpunkt zum Aufblasen der Selbigen Probleme.
Das Terminal selbst erschien nicht sonderlich sehenswert und wir wollten eigentlich nur schnell zum Hotel, daher schnell den Regenschirm wieder abgeben und raus. Im Arrival Bereich wartete bereits unser Fahrer des vorab gebuchten Transfers und nahm uns sehr freundlich in Empfang. +1 war kurzzeitig verunsichert, als der Fahrer nach unseren Pässen fragte. Noch befinden wir uns auf brasilianischem Grund und Boden. Das gebuchte Hotel liegt aber auf der argentinischen Seite der Wasserfälle. Daher ist noch ein Grenzübergang notwendig und das kleine rote Stempelbuch wichtig. Bei der Ausreise kurz raus aus dem Auto, rein ins Grenzhäuschen, Aureisestempel. Wenige Meter später dann den Einreisestempel - diesmal aber am Drive Thru Schalter.
Nach der Grenze ging es nun direkt zum Hotel, den Loi Suites (
Loi Suites Hoteles). Das Hotel - oder besser: das Resort - liegt im Regenwald. Nach weiteren 20 Minuten Fahrt wurde die Umgebung immer weniger urban und gleichzeitig mehr bewaldet. Die Sonne ist schon vor einiger Zeit untergegangen und draußen war es stockdunkel. Kein reflektiertes Licht durch den Mond, keine Laternen - nur die schwachen Lichtkegel des Wagens. Unser Fahrer war bisher recht zügig unterwegs, nur jetzt - mitten im Wald - drosselte er das Tempo, mit dem Hinweis, dass es eben doch diverse Tiere gibt und auch teils Bäume mitten auf dem Weg stehen, bzw. dieser dann links und rechts an den Bäumen vorbei führt.
Nach weiteren, aufregenden zehn Minuten Fahrt erreichten wir ein großes, geschlossenes Tor mit schummriger Beleuchtung. Ich erwartete, dass der Fahrer sich gleich umdreht und verkündet "Welcome to,... Jurassic Park". Kurz darauf wurde ich aus meiner Hollywoodfantasie gerissen, mit der Bitte um meinen Pass. Eine in Camouflage gekleidete und bewaffnete (?!) Person wartete auf die Dokumente. Kurzer Gegencheck mit einer Liste, Pässe zurück, das Tor zu Jura... äh dem Resort öffnete sich.
Die Auffahrt zum Hauptgebäude war gefühlt recht lange. Der Weg war leicht mit Bodennebel bedeckt und schumrig von Bodenlaternen an den Seiten beleuchtet. Unser Fahrer brachte den Wagen unter dem Vordach des Hauptgebäude zum stehen, reichte uns die Pässe und verabschiedete sich. Wir standen vor zwei großen, aus dunklem Holz gefertigten Flügeltüren. Gefühlt an die drei Meter hoch und in der Breite nicht minder umfassend. Beim Aufstoßen der Türen war ich nun nicht mehr in Jurassic Park, sondern fühlte mich eher wie Indiana Jones. Drinnen ein weitläufiger Raum. In der Mitte ein schönes Wasserbecken, kein Pool, kein Springbrunnen. Einfach ein Becken mit Kerzen. Auf der anderen Seite des Raumes eine bodentiefe, verglaste Front mit Blick auf den Aussenbereich und Regenwald. Links von uns zwei überrascht schauende Mitarbeiter hinter dem Frontdesk. Okay, es war schon etwas später Stunde für einen Check In und Indiana Jones hat es vielleicht ein wenig übertrieben mit dem Aufstoßen der Türen.
Dank guter Vorbereitung in Form von ausgedruckten Buchungsbestätigungen war schnell klar, dass wir die zwei Verrückten sind, welche in der kälteren Regenzeit eine am Rande liegende Villa mit Terrasse und Außen-Jacuzzi gebucht haben. Man klärte uns schnell über unsere Rechte auf (Frühstückszeiten, Bar, Hofgang) und verfrachtete uns auf ein Golf-Car mit dem wir über das Gelände zur Villa ge'car't wurden. Im Gegensatz zum vorherigen Fahrer hatte dieser hier wenig Befürchtungen über Dunkelheit, wilde Tiere und Bäume. Die Fahrt kam einem sehr holprig vor. Wie in einem Golfcar über eine bucklige Piste im dunklen Regenwald - mit gefühlten 90 km/h.
An der Villa angekommen gab es eine kurze Einführung. Die "Villa" steht auf hölzernen Stelzen direkt am Rand des Geländes, hin zum Regenwald und mit Blick auf den Fluß, inkl. eigene Terrasse mit erwähntem Jacuzzi. Dies war nicht vorbereitet und leer, es wurde uns aber angeboten es herzurichten. In Anbetracht der nun ca. 10 Grad und Regen schlugen wir dies dankend aus und begnügten uns mit der großen, freistehenden Badewanne im Innenraum.
Nachteil an einer freistehenden Villa in der kälteren Regenzeit: drinnen war es auch nicht gerade warm, eher kalt. Und es gibt (natürlich) keine Heizung. Also Klimaanlage an und auf 26 Grad gestellt. In Kombination mit einer Tasse Tee und einem warmen Bad half das doch gleich ungemein.
Der Hunger packte uns, das hauseigene Restaurant sollte noch geöffnet haben. Also bahnten wir uns den Weg zurück zum Hautpgebäude, entlang wirklich schöner Wege, welche teils unter Hängebrücken durchführten die einzelne Gebäudekomplexe verbinden. Auf dem Gelände ausgeschildert sind auch Wanderwege durch den Wald, welche wohl bis zu 1,5h Gehzeit benötigen. Toll also zum Wandern.
Das Restaurant war mittelmäßig besucht - das Essen leider auch. Das Personal war sehr nett und bemüht, die bestellte Flasche Rotwein (ist ja schließlich kalt draußen) sehr gut.
Gesättigt und leicht angeheitert fanden wir den Weg zurück zum Haus, ganz ohne große Komplikationen. Schnell ins kolonial wirkende Himmelbett unter die Decken gekuschelt und den Wecker gestellt. Morgen wollen wir uns schließlich die Wasserfälle ansehen. Und damit es nicht so langweilig wird: von der brasilianischen Seite. Die argentinische Seite wäre ja jetzt wirklich zu nahe dran.
To be continued...