Von Pinguinen, Kiwis und Koalas - Neuseeland und noch ein bisschen mehr

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monty2006

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17.11.2011
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Bisher habe ich gerne mal in den diversen Reiseberichten geschmökert und mir die eine oder andere schöne Anregung geholt, aber eben soweit vermieden, mich selbst ins Zeug zu legen und einen ebensolchen zu verfassen. Im Nachgang zu unserer letzten Reise soll sich das nun ändern. Familie monty2006 und knutschi2006 plus Anhang (dazu im Verlauf des Berichts mehr) sind auf "Umwegen" nach Neuseeland geflogen und würden gerne über ihre Erlebnisse dort berichten. Vieles dürfte aus anderen Berichten bekannt sein, aber vielleicht findet sich ja trotzdem das eine oder andere Kleinod und macht der Leserin (ich verwende das synonym für m/w) Lust, selbst mal den weiten Weg ins Land der Kiwis auf sich zu nehmen.

Prolog: Ausgangspunkt der Reise war der LX First Partnertarif ab Stockholm. Ich habe abends mal schüchtern bei knutschi2006 angefragt, ob's denn überhaupt konvenieren würde. Grundsätzlich ja, aber Hongkong? Das kennen wir doch schon. Wir könnten ja nach Bali weiterfliegen. Da waren wir doch erst. Und wie wäre es mit, äh, mit Neuseeland? Bingo! Da noch Meilen und Avios übrig waren, bestand der Rest des Abends in der Überprüfung von Verfügbarkeiten und dem Buchen von mehreren Flügen bei insgesamt fünf Airlines. Herausgekommen ist dabei folgendes:

MUC-ARN mit 2 Tagen Aufenthalt in Stockholm
ARN-ZRH-HKG mit einer Nacht in Hongkong
HKG-AKL mit fünf Tagen Aufenthalt auf der Nordinsel
AKL-ZQN (Queenstown) mit 8 Tagen Aufenthalt auf der Südinsel
CHC-SYD mit 2 Tagen Aufenthalt in Sydney
SYD-HKG mit nochmals einer Nacht in Hongkong
HKG-ZRH-ARN-MUC

mit MUC-ARN-MUC (LH) als Meilenschnäppchen, HKG-AKL (CX) in C auf Meilen, SYD-HKG (QF) in C auf Avios sowie den beiden Flügen AKL-ZQN und CHC-SYD mit NZ. Es folgten noch weitere Buchungen für Hotels und Mietwagen. Gegen ein Uhr ging's dann um etliche Meilen/Avios/Euros erleichtert, aber zufrieden ins Bett. Übrigens wollte BA für den CX-Flug 180.000 Avios zzgl. Steuern und Gebühren, LH resp. M/M für denselben Flug 'nur' 104.000 Meilen bei nahezu gleichen Steuern und Gebühren.

Damit steht der Rahmen der Reise. Je nachdem wie ich den nächsten Tagen Zeit finde, werde ich sukzessive den Text weiterschreiben und die schönsten Bilder hier hochladen. Für den Augenblick gilt es, noch den letzten Flug des Tages (ARN-MUC) zu absolvieren...
 

monty2006

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17.11.2011
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Teil 1: Die Anreise (oder frei nach Tolkien: Der Ring wandert)

Pünktlich fährt der Express Bus am Münchner Hauptbahnhof ab und bringt uns innert 50 Minuten zum Terminal 2. 'Wo soll denn die Reise hingehen?' werden wir am Schalter gefragt. Stockholm. Flugs die Koffer gegen zwei Boarding Pässe getauscht, jetzt noch schnell durch die Siko und dann rüber zum Satelliten in die Lounge. Mir fällt auf, dass die Dame an der Sicherheit sehr angestrengt auf ihren Monitor schaut. 'Sehen Sie da einen Teddybären?' Sie fixiert mich mit einem Blick, der sich nur schwer deuten lässt. Wahrscheinlich hält sie mich für gaga - also nicht die Lady. Dann: 'Franz, fahr mal das Bild zurück.' Der Scan meines Handgepäcks erscheint auf dem Monitor. Gemeinsam starren wir auf diffuse Umrisse, die einen Teddybären erahnen lassen. 'Also den hätte ich jetzt nicht erkannt.' Ja, das ist Monty.

Lounge, Boarding, Flug, Gepäck, Flygbussarna, T-Centralen, Slussen, Hilton - endlich da. Man entschuldigt sich, dass sie uns kein Upgrade geben können, das Haus wäre bis unters Dach voll. Wir sollen doch morgen nochmals vorbei schauen. Gegen 20:30 Uhr beschließen wir, ein wenig durchs abendliche Stockholm zu flanieren, schaffen es aber nur bis zum nächsten Starbucks. Furchtbar diese Kaffeesucht. Draußen sind etliche Freiwillige damit beschäftigt, die letzten Bänder einer Absperrung anzubringen. Heute ist nämlich Midnattsloppet, ein nächtlicher 10-Kilometer-Lauf durch Stockholm mit 40.000 Teilnehmern. Jetzt wird auch klar, weshalb das Hotel ausgebucht ist. Wir stellen uns bei Kilometer 8 an die Strecke und warten, bis die ersten Läufer vorbeikommen. Wer nun glaubt, dass die Schweden ihren Athleten einfach nur zujubeln, der irrt gewaltig. Es herrscht Partystimmung. An jeder Ecke wird Lärm gemacht. Hier spielt eine Rockband, dort legt ein DJ Techno auf, und auch der lokale Amateurverein gibt seine Samba-Künste zum Besten.




Am nächsten Tag - die Läufer sind inzwischen abgereist - wird uns ein Zimmer mit Balkon angeboten. Von dort hat man eine wunderbare Aussicht auf Gamla Stan - unser nächstes Ziel.



Durch die vielen Gässchen geht's zunächst zum Schloss, bevor wir eine Bootstour antreten. Selbige führt uns entlang Strandvägen - die Stimme aus dem Kopfhörer behauptet, hier würden Björn Borg und Per Gessle (der weniger hübsche Teil von Roxette) wohnen - über Djurgården und wieder zurück vorbei an Skeppsholmen. Dort liegt auch die Af Chapman permanent vor Anker, die zu einer Jugendherberge umfunktioniert wurde.



Abends vom Balkon aus noch den Sonnenuntergang mit Blick aufs Rathaus genossen, bevor es am nächsten Tag dann wirklich losging.



Es folgte ein kurzer Flug nach Zürich, Essen, FCL, noch mehr Essen.



Gegen Mitternacht hob dann schließlich LX 138 mit Ziel Chek Lap Kok ab. Und schon wieder gab's Essen; für die Kinder Champagner und Nüsse. Das vorne links (ein Dachs) ist Streifi, das vorne rechts (ein Eisbär) Knutschi und hinten (ein Kiwi) Kiwi. Nur der Monty ist kamerascheu.





Nicht ganz pünktlich sind wir am nächsten Tag in Hongkong gelandet. Dank Empfangsservice verlief die Einreise recht schnell, sodass wir kurze Zeit später schon im Airport Express saßen. Das Ziel für heute: Conrad. Immer wieder gerne. Für 80.000 Punkte. Beim Upgrade-Lotto haben wir ein King Executive Harbour View gewonnen - schönes Zimmer mit gutem Ausblick.





Wir sind dann abends noch mal kurz raus, um eine Kleinigkeit zu essen (das Swiss-Pampering lag ja schon eine Weile zurück) und natürlich um den nächsten Starbucks aufzusuchen. Verdammte Kaffeesucht. Der erste Teil der Anreise war somit erfolgreich absolviert, der zweite Teil nach AKL sollte in weniger als 24 Stunden folgen. Und bevor nun jemand fragt: Ja, man hätte es auch ohne zusätzliche Nacht in Hongkong schaffen können. Aber der Monty ist halt ein Schisser. Also nicht der Teddy, der ist ja kamerascheu. Der andere Monty, der zweitausendsechser.
 
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monty2006

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17.11.2011
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Teil 2-1: Kia ora Neuseeland (oder frei nach Tolkien: Der Ring geht nach Süden)

Eigentlich wollten wir die Zeit vor dem abendlichen AKL-Flug nutzen und ein bisschen durch Hongkong schlendern. Da wir aber beide noch zu arbeiten hatten, verbrachten wir den Nachmittag in der Executive Lounge. Gegen 16:00 Uhr ging's dann mit dem Airport Express wieder zurück zum Chek Lap Kok. Check-in, Ausreise, The Wing. Draußen über Lantau braute sich inzwischen ein Gewitter zusammen. Neue Abflugszeit: 45 Minuten später. Just die 45 Minuten, in denen im VFT über Edinburgh-Penang berichtet wurde. Schüchterne Anfrage an knutschi2006, ob's denn konvenieren würde...

Der Flug mit Cathay verlief in gewohnt angenehmer Atmosphäre. Vor dem Schlafen gab's dann noch ein Betthupferl - das Mango Passion Fruit Pillow für Monty und Portwein für die Kinder.



Ankunft Auckland am nächsten Mittag. Ab zum Mietwagenschalter, Koffer ins Auto und los geht die Fahrt zum Lake Taupo. Google Maps sagt 266 Kilometer. Man lernt drei Dinge in Neuseeland: es gibt (gefühlt) mehr Schafe als Einwohner und Distanzen werden besser in der Zeiteinheit Stunde [h] angegeben. Gut, das waren jetzt nur zwei. Drittens, Google Maps kennt die hiesigen Straßenverhältnisse nicht und gibt Fahrzeiten meist viel zu kurz an. Zu allem Überfluss beginnt es jetzt auch noch zu regnen. Ein toller Einstieg in den Urlaub. Wo war doch gleich der Scheibenwischer? Na da, wo sonst der Blinker sitzt. Nach ein paar Minuten ist der Spuk wieder vorbei und wir werden mit einem optischen Phänomen der Lichtreflektion an Regentropfen belohnt.



Nach ungefähr vier Stunden Fahrt erreichen wir unser Domizil für die nächsten drei Tage, das Hilton Lake Taupo. Kurz die Koffer aufs Zimmer gestellt und los geht's zu einer ersten Besichtigungstour des kleinen Örtchens. Nein, damit meine ich nicht die Toilette.





Bar, Bad, Bett - ich denke, es war diese Reihenfolge. Für heute steht Taupo und Umgebung auf dem Programm. Während des Frühstücks stellt man uns freudestrahlend einen Teller mit Schokoladenschriftzug 'Guten Morgen' und zwei warmen Croissants auf den Tisch.



Ich blicke links, ich blicke rechts. Außer bei uns steht nirgends so ein Ding. Okay, Diamonds sind hier wohl Mangelware. Vierte Lektion: Hilton-Status ist doch nicht ganz so schlecht, zumindest in Neuseeland. Habe ich schon erwähnt, dass es (gefühlt) mehr Schafe als Einwohner gibt. Erster Anlaufpunkt unseres Touri-Programms: die Huka Falls. Mit 11 Metern zwar nicht besonders hoch, aber mit bis zu 300.000 Litern Wasser pro Sekunde dafür ziemlich tosend. Dabei wird Sauerstoff aufgenommen und es bildet sich ein Schaum. Auf maorisch heißt das dann Huka.





Von den Huka Falls geht's weiter zu den Craters of the Moon. Entlang eines 'geothermischen Wanderwegs' lässt sich hier eine faszinierende Landschaft beobachten, die durch eine bizarre Mixtur aus Kratern, Schwefelquellen und blubberndem Schlamm geprägt wird. Man bekommt außerdem ein recht gutes Gefühl dafür, wie Neuseeland entstanden sein mag und wie es - insbesondere auf der nördlichen Insel - unterhalb der Oberfläche tobt.







Unweit der Krater im Weirakei Thermal Valley befindet sich ein netter Aussichtspunkt, von dem aus man einen guten Überblick über das geothermische Kraftwerk bekommt. Wohin auch sonst mit dem ganzen Dampf.



Langsam meldete sich der kleine Hunger zu Wort. Also zurück auf den Thermal Explorer Highway und rüber zum Huka Prawn Park. Wer mag, kann hier mit einer Angel Garnelen fischen oder sonstiges (unnützes) Wissen über die lieben Tierchen aufsammeln. Zum Beispiel, dass eine männliche Garnele Vater von mehreren Millionen Kindern werden kann. Unser Interesse galt vorrangig Garnelen der beiden Gattungen Chowder und Beer Battered.



 
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monty2006

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17.11.2011
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Teil 2-2: Kia ora Neuseeland (oder frei nach Tolkien: Der Ring geht nach Süden)

Am nächsten Morgen grüßte das Murmeltier. Wieder gab es den Teller mit den beiden Croissants; na gut, die Schrift war anders. Wieder waren wir die einzigen. Auf dem heutigen Plan stand, nach Wai-O-Tapu zu fahren. Zum 'heiligen Wasser' der Maori. Google Maps sagt 54 Kilometer, ich sage mindestens eine Stunde. Wai-O-Tapu wird als thermisches Wunderland angepriesen, am Rande der großen Caldera des Taupo-Vulkans gelegen, dessen Aktivitäten bis zu 160.000 Jahren zurückdatiert werden können. Oder anders ausgedrückt, es brodelt, raucht und stinkt.





















Am Ende des Rundwegs warten noch die beiden Stationen 24 und 25 - Vogelnest und Teufelsbad. Letzteres entsteht durch Vermischung von Wasser mit Schwefel und Eisensalz. Je nach Sonneneinstrahlung und Wolkendecke erscheint das Teufelsbad dann in den Farben gelb bis grün.





Ein paar Autominuten entfernt gibt es noch den Lady Knox Geysir, der täglich um 10:15 Uhr einmal ausbricht (dafür waren wir zu spät dran), sowie den Waiotapu Thermal Track zu bestaunen. Schlammpackungen sollen ja gesund sein, aber reinsteigen würde ich trotzdem nicht. Temperaturen bis zu 300 °C soll es hier geben, also Fango extrem...






Weiter geht's über den State Highway 5 nach Rotorua. Genauer gesagt in den Whakarewrewa Forrest zum Treewalk. Über Hängebrücken, die zwischen den Bäumen gespannt sind, lässt es sich prima durch die Redwoods laufen, die man sonst eher in Kalifornien verortet. Viele der Touristen, die uns schon in Wai-O-Tapu begegnet sind, trifft man auch hier wieder. Man kennt sich, man grüßt sich. Eine Rampe führt hinauf zur Startplattform, von der aus der Park im Gegenuhrzeigersinn durchlaufen wird. Und nicht vergessen: no running, no jumping, no touching the trees.









Wer mag, kann bei Dunkelheit wieder kommen, wenn der Wald durch die aufgehängten Laternen in stimmungsvolle Farben getaucht wird. Vom Redwoods Treewalk ist es nur eine kurze Fahrt zu den Government Gardens. Über den Queens Drive mit seinen Maori-Schnitzereien geht's weiter zum Rotorua Museum, das in einem alten Badehaus aus dem Jahr 1908 untergebracht ist. Zurzeit ist es aber für die Öffentlichkeit geschlossen, da das Haus nicht die aktuellen Erdbebenstandards erfüllt und daher nachgebessert werden muss.











Nächster Stopp: Eruera Street. Von dort hat man einen guten Blick über den Lake Rotorua mit seinen Schlammbecken und Schwefelablagerungen.



Über die Kiharoa Street geht's weiter in den Stadtteil Ohinemutu bis zur anglikanischen Kirche Saint Faith's, die gegenüber dem Kultur-Zentrum der dort lebenden Maori liegt.













Letzte Station des heutigen Tages ist der Hells Gate Geothermal Park and Mud Bath Spa. Auf dem Weg dorthin wird einem immer wieder vor Augen geführt, weshalb der 'Herr der Ringe' in dieser Gegend verfilmt wurde.



Am Ziel angekommen überlegen wir kurz, uns wie alle andern hier im Schlamm zu wälzen, aber die fortgeschrittene Zeit und der inzwischen aufkeimende Hunger sprechen dagegen. Also nur schnell ein Foto vom Höllentor gemacht und zurück nach Rotorua.



Leider erweisen sich alle Restaurantempfehlungen des Herrn Baedeker als Flop. Es gibt sie einfach nicht mehr. Hätten wir doch mal besser Google Maps gefragt. Schließlich finden wir ein nettes Restaurant. Auf der Speisekarte werden Neuseeländische Austern angepriesen. Ob die wohl aus Bluff kommen? Egal.



Anschließend folgt die Rückfahrt nach Taupo. Google Maps sagt 84 Kilometer, ich sage ein Hobbitreich für einen Starbucks. Nach gut eineinhalb Stunden sind wir zurück im Hotel. Jetzt noch schnell die Voucher einlösen, die uns beim Check-in ausgehändigt wurden. Bar, Bad, Bett - aber das kennen wir ja schon.
 
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monty2006

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Teil 3: Ein Besuch in Mittelerde

Du warst nicht in Neuseeland, wenn du kein Selfie von Hobbiton hast. Heißt es. Ähnlich wie du warst nicht, äh, in Ägypten, wenn du keinen Durchfall mitbringst. Nein. Das hieß, glaube ich, anders. Egal. Heute geht es zurück nach Auckland. Unterwegs wollen wir den Hobbits einen Besuch abstatten, Tickets hatten wir bereits online reserviert. Beginn um 13:00 Uhr. Pünktlich um 11:30 Uhr verlassen wir das Hotel. Google Maps sagt 139 Kilometer, ich sage, wir kommen zu spät. Kurz vor knapp erreichen wir Shire's Rest. Taylah, unsere Guide, empfängt uns mit einem Lächeln und schon sitzen wir im Bus und lauschen den Worten des Regisseurs Sir Peter Jackson. Der kommt zwar nur von der DVD, aber er erklärt uns, wie er seinerzeit vom Hubschrauber aus nach dem perfekten Drehort gesucht hat und dabei auf die Alexander Farm gestoßen ist. Neben den Hobbits leben auf dem knapp fünf Quadratkilometer großen Grundstück noch 13.000 Schafe und 300 Rinder. Die Fahrt endet, wir erreichen den Busparkplatz und sind nun vollends im Hobbitfieber.



"Alles, was ihr hier seht, ist echt. Bis auf eine Sache." sagt Taylah. Ich mutmaße das Gemüse. Fast. Es sind die Kartoffeln. Die gäbe es hier nämlich nicht. Mein Blick schweift über die Hügel und in Gedanken bin ich bei Frodo und Samweis.



Es geht weiter den Hügel hinauf, vorbei an Hobbitlöchern unterschiedlicher Größe. Taylah erklärt "das diene der Perspektive. Die großen Löcher sind für Aufnahmen mit Hobbits, die kleinen für Aufnahmen mit Gandalf." Again what learned.













Hier hat einer gut aufgepasst - du warst nicht in Neuseeland, wenn du kein Selfie von Hobbiton hast.



Wo sind eigentlich Knutschi und Streifi?



Am Ende des Wegs, ganz oben auf dem Hügel, wartet Bag End, das Haus von Bilbo Beutlin. Gesellschaftliche Stellung und Reichtum werden im Auenland durch Lage des Hobbitlochs ausgedrückt - je höher, desto besser. Laut Taylah ist es zudem das einzige Loch, das einen ausgestalteten Flur besitzt. Selbiger ist 8 Meter tief, damit das gesamte Kamerateam darin Platz fand, wenn Aufnahmen von drinnen nach draußen anstanden.





Unnützes Wissen Teil I: Der Baum hinter dem Loch ist künstlich. Da Regisseur Jackson die Farbe der Blätter nicht gefiel, mussten alle einzeln nachgefärbt werden. Zum Glück sind es ja nur ein paar Tausend.

Unnützes Wissen Teil II: Das Haus steht falsch, sprich, es zeigt nach Osten. Als Bilbo und Gandalf vor dem Haus sitzend und Pfeife rauchend gen Sonnenuntergang blicken, wurde die Szene am Morgen bei Sonnenaufgang gedreht und später 'rückwärts' abgespielt.

Der Weg führt den Hügel hinab am Teich vorbei zur Mühle und Bar The Green Dragon. Dort kredenzt man uns einen Cider und bietet zudem die Möglichkeit an, sich als Hobbit zu verkleiden. *Reusper* Leider lassen sich diese Bilder gerade nicht auffinden.







Noch ein kurzes Verweilen im Souvenirshop, dann bringt uns der Bus zurück zu Shire's Rest und sowohl Sir Peter Jackson als auch Alexander Jr. danken uns vom Videomonitor aus für den Besuch. Einmal alle Kinder durchzählen, ob nicht eines unterwegs verloren gegangen ist, und die Fahrt kann weitergehen nach Auckland. Google Maps sagt 177 Kilometer, ich sage gedankenverloren 'mein Schatz, mein Schatz'. "Ja?" antwortet Knutschi. Gut drei Stunden später erreichen wir das Hilton Hotel. Man gibt uns ein Eckzimmer im siebten Stock mit Balkon und Blick auf den Queens Wharf. Nice. Der freundliche Herr, der die Koffer bringt, erzählt uns, im Februar sind Orcas in die Bucht gekommen und am Hotel vorbeigeschwommen. In den 17 Jahren, die er nun hier arbeitet, wäre das erst drei Mal passiert. Ein viertes Mal bleibt während unseres Besuchs leider aus. Wir flanieren ein wenig am Wasser entlang, Essen zu Abend und steuern dann direkt auf den nächsten Starbucks zu. Wieder hat die Kaffeesucht obsiegt.





Mit einem letzten Blick vom Balkon aufs nächtliche Auckland geht's zeitig ins Bett. Müde vom Tag fallen mir die Äuglein zu. "Woran sollen wir glauben, Sam?" "Es gibt etwas Gutes in dieser Welt, Herr Frodo, und dafür lohnt es sich zu kämpfen!"

 
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monty2006

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17.11.2011
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Teil 4: Von Nord nach Süd, von Ost nach West

Bett, Bad, Balkon. Keine Orcas in Sicht. Es geht zum Frühstück. Betty gießt uns freudestrahlend Kaffee in die Tassen. Ob jetzt gleich die Croissants kommen? Ich nehme einen Schluck von meinem Heißgetränk. Sobald ich die Tasse abstelle, erscheint Betty jedes Mal aus dem Nichts und steht mit ihrer Kanne neben mir. "You want some more?" Warum muss ich ausgerechnet jetzt an Divergenzfreiheit denken? Gestärkt und mit ausreichend Kaffee befüllt, machen wir uns auf den Weg. Vom Queens Wharf laufen wir die Quay Street entlang und dann hoch zum Aotea Square. Wir kommen an einem Starbucks vorbei, aber momentan ist unser Koffeinpegel noch im grünen Bereich.











Weiter geht's zum Sky Tower. Mit einer lichten Höhe von 328 Metern sogar der höchste Fernsehturm der südlichen Hemisphäre. Besonders Wagemute können - an einem Seil gesichert - auf der Aussichtsplattform in 192 Metern Höhe auf einem schmalen Steg umherlaufen oder sich über den Rand der Plattform hinauslehnen. Das Ganze nennt sich SkyWalk. Der Logik folgend ist solch ein Läufer also ein SkyWalker. Paging Luke.



Über die Cathedral of St. Patrick and St. Joseph kehren wir schließlich zum Queens Wharf zurück.





Das Wetter ist gut, Zeit für eine Bootsrundfahrt. Der Anbieter - 360 Discovery - verspricht Kaffee und Muffins. Na, wenn das mal kein Grund ist. Wir nehmen auf dem Oberdeck Platz und lauschen der Stimme, die blechern aus den Lautsprechern schallt. Selbige schärft uns eindringlich ein, auf dem Oberdeck Hüte, Basecaps und Toupets (sic!) abzunehmen. Böser Fahrtwind. Von der Wharf aus geht es steuerbord an Devonport vorbei zum Bean Rock Lighthouse. Bis 1912 war dieses noch bewohnt, heutzutage ist es automatisiert und seit dem Jahr 1990 sogar mit Solarzellen ausgestattet, die den Dieselmotor abgelöst haben. Diesel. Schon wieder dieses Reizwort. Aber von hier aus liegt der Skandal in weiter Ferne.







Wir drehen um und fahren zurück. Es geht unter der Auckland Harbour Bridge hindurch, die Bestandteil des Highway 1 ist und die Saint Marys Bay mit North Shore City verbindet. Fertig gestellt im Jahr 1959, bot die Brücke zunächst zwei Fahrspuren je Richtung und machte die langsame Fähre damit überflüssig. Jedoch war sie dem rasch steigenden Verkehrsaufkommen nicht gewachsen und stieß schnell an ihre Grenzen. Eine japanische Baufirma entwickelte daraufhin Spezialsegmente, die 1969 links und rechts an die Brücke angehängt wurden und diese auf insgesamt acht Fahrspuren erweiterte. "We call this Nippon Clip-on" tönt es aus dem Lautsprecher.



Nach 90 Minuten neigt sich die Fahrt langsam dem Ende zu. Es geht zurück zum Queens Wharf, vorbei am Hilton. Vom Boot aus lassen sich die Bauarbeiten am Hotel gut erkennen. Zurzeit wird ein achtes Stockwerk oben drauf gesetzt. So zu sagen ein 'All Blacks, more stacks'.





Nachdem uns das Festland (inklusive Toupet) wieder hatte, war's noch zu früh fürs Abendessen; viel mehr Zeit für einen Nachmittagscocktail. Die Briten sagen da ja unpathetisch Tea Time. Es geht Richtung Wynward Wharf Ferry Terminal, vorbei an kleinen und großen Jachten und Segelbooten bis zum Silo Park, eine Reminiszenz an das industrielle Erbe dieser Gegend. Im Sommer finden hier an den Speichern Nachtmärkte, Filmabende sowie musikalische Talentwettbewerbe statt. Jetzt - im Winter - verhält es sich eher wie mit der bekannten Düsseldorfer Punkgruppe.





Abends noch eine Kleinigkeit im Crab Shak, dann heißt es Koffer packen. Morgen verlassen wir die Nordinsel und fliegen mit Air New Zealand weiter nach Queenstown.



Queenstown, am Lake Wakatipu gelegen, befindet sich an den östlichen Ausläufern der Neuseeländischen Alpen. Es gibt hier zwei Hiltons, die momentan das Domizil zahlreicher Wintersportler darstellen. Um beide Häuser kennen zu lernen, haben wir die erste Nacht im Doppelbäumchen gebucht, die weiteren dann im Hilton. Ein Schelm, wer nun denkt, dass die aktuelle M&M-Aktion mit 2500 Punkten pro Stay dabei eine Rolle gespielt hätte. Im Doppelbäumchen empfängt man uns sehr freundlich und händigt uns die bereits bekannten Voucher für die Bar (im Hilton) aus. Ob's denn zum Frühstück auch Croissants gibt? Auf dem Zimmer warten schließlich zwei Elefanten, die natürlich von den Kindern sofort in Beschlag genommen wurden.



Da es erst früher Nachmittag ist, beschließen wir, noch einen Ausflug zu machen. Das Ziel heißt Glenorchy, eine kleine Siedlung am nördlichen Ende des Lake Wakatipu. Google Maps sagt 56 Kilometer, ich sage, das sind verdammt viele Serpentinen, da wird Knutschi (nicht das Eisbärchen, die zweitausendsechser) sicher schlecht. Auf der Fahrt bieten sich etliche Möglichkeiten, schöne Aufnahmen der Gegend zu machen, die aber den tatsächlichen Eindruck leider nur schlecht widerspiegeln. So stelle ich mir Neuseeland vor. Wo sind eigentlich die Schafe geblieben?





Glenorchy, gottverlassenes Dorf (nur Heu und Torf - okay, das war Łódź). In Glenorchy wurden mehrere Szenen (u.a. Lothlórien) für den Herrn der Ringe abgedreht. Aber auch für Vertical Limit oder X-Men Origins: Wolverine. Wer mag, kann die Glenorchy-Paradise Road und dann weiter auf der Priory Road fahren, um zusätzliche Eindrücke dieser einmaligen Szenerie zu gewinnen. Und auf einmal waren sie wieder da. Zu Tausenden. Sie beobachteten uns. Sie verfolgten jeden unserer Schritte. Unser Abendessen.









Zurück in Queenstown entschieden wir uns für einen Inder. Auf der Karte standen diverse Lammcurrys zur Auswahl, von denen wir uns für zwei entschieden. Wie sich herausstellte, eine gute Wahl. Anschließend noch der obligatorische Besuch bei Starbucks, bevor der Familienrat tagte und sich für die 'Adoption' eines neuen Kindes entschied. Aber davon beim nächsten Mal dann mehr. Noch schnell die beiden Barvoucher gegen zwei Gläser Rotwein getauscht und ab ging es ins Bett. Für den nächsten Tag stand ein straffes Programm respektive eine lange Fahrt auf der Agenda. Na ja, hier sind die meisten Fahrten recht lang. In Gedanken war ich wieder in Glenorchy bei den Schafen und begann, zu zählen. Eins, zwei, drei, ...



 
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AndreasCH

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06.02.2012
3.711
79
Bin im Dezember 3 Nächte in Neuseeland, bisher AKL, werde aber Deinen Bericht als Grundlage für die Gestaltung der Zeit nehmen. Danke.
 

monty2006

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17.11.2011
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Teil 5: Von Superlativen und Glühwürmchen

Die infernalische Maschine reißt uns aus dem Schlaf. Draußen ist es noch dunkel. Okay, vielleicht sollte ich mal die Augen öffnen. Korrigiere, draußen ist es schon hell. Zwei weiße Elefanten aus gefalteten Handtüchern starren mich an. Fehlt nur noch Grace Slick, die mir von einem weißen Hasen ins Ohr säuselt. Erst einmal unter die Dusche - heiß, nicht kalt. Nach dem Frühstück (der Vollständigkeit halber: es gab keine Croissants; dafür aber einen Entsafter, mittels dessen sich jeder Gast aus Ananas, Ingwer, Karotte und Sellerie einen morgendlichen Muntermacher zaubern konnte) satteln wir unseren roten Hengst, der auf den Namen Holden hört, und reiten gen Invercargill. Google Maps sagt 180 Kilometer, ich sage schon lange nichts mehr. Plötzlich findet unsere Fahrt ein jähes Ende. Schafe. Sehr - viele - Schafe. Mitten auf der Straße. Langsam passieren wir die Herde, winken den Viehzüchtern auf ihren Quads und ich fühle mich erneut bestätigt, hier gibt es mehr von Shreks Gefährten als Einwohner.



Wir erreichen unsere erste Etappe. Invercargill ist die westlichste und zugleich südlichste Stadt Neuseelands. An der Stelle, an der State Highway 6 und State Highway 1 aufeinandertreffen, steht das South African War Memorial, welches an die Gefallenen des Burenkriegs erinnert. Wir schlendern ein wenig durch die Stadt, bis uns schon von weitem die grünen Markisen auffallen und uns die allseits bekannte Nixe entgegenstrahlt. Sofort verfallen wir ihrem betörenden Ruf wie seinerzeit Seeleute den Sirenen: Kaffee, Kaffee. Warum auch nicht. Allerdings sollte, nein, muss man diesen Augenblick entsprechend zelebrieren, denn schließlich sitzen wir ja nicht in irgendeinem Ableger der Kaffeekette aus Seattle. Tassensammler hätten ihre wahre Freude. Paging John_Rebus.





Es geht weiter auf dem State Highway 1 Richtung Süden. Das Örtchen Bluff mit seinen gut 2000 Einwohnern ist die südlichste Ortschaft der Insel und bekannt für seine Austern. Wir aber wollen zum Stirling Point, dem Endpunkt der mit 2047 Kilometern längsten Straße Neuseelands sowie dem östlichsten Punkt der kleinen Ortschaft. Dort, wo sich Possum und Kaninchen gute Nacht sagen, bewacht ein Leuchtfeuer die Einfahrt zum Naturhafen zwischen Bluff und der gegenüberliegenden Landzunge. Auf dieser befindet sich Neuseelands einzige Aluminiumschmelze, die mit 99,98 Prozent das reinste Aluminium der Welt produziert.



Anschließend geht es hoch zum Bluff Hill Lookout. Von dort gewinnt man einen schönen Überblick über die kleine Halbinsel mit Bluff Island Harbour und der Landzunge samt Tiwai Point Aluminiumschmelze.





Auf dem Rückweg fahren wir an etlichen alten Gemäuern an der Gore Street sowie dem Island Harbour vorbei. Ziel des Unterfangens: Fowler Oysters, ein kleiner Laden am Ortseingang. Hier soll es die besten Austern Neuseelands geben. Sagt die Dame vom Hotel. Von außen macht der Laden nicht viel her; und drinnen ist nicht viel zu sehen. Um das Ganze etwas zu präzisieren, wir blicken auf eine leere Theke und einen leeren Kühlschrank. Alles ausverkauft. Wie war das doch gleich mit dem frühen Vogel und dem Wurm? Ach ja, der muss dem Angler schmecken, nicht dem Fisch. Oder so ähnlich.









Letzte Station für heute: Estuary Trail. Den Bluff Highway (State Highway 1) nach Norden fahrend, machen wir auf Höhe der Kew Road einen Stopp. Von hier geht's zu Fuß weiter. Über die Straße liegt die Pleasure Bay Lagune, wo ein 4,7 Kilometer langer Fußweg (der Informatiker würde sogar von Zyklus sprechen) eine schöne Aussicht auf Lagune und Flussmündung bietet. Es gibt ein paar Verzweigungen und Brücken, allerdings fehlt mir gerade die Muse über Euler- und Hamiltonkreise nachzudenken. Das macht sonst der Monty, also der Teddy, aber der ist im Augenblick indisponiert.



Es ist bereits spät und in Invercargill entdecken wir ein Restaurant, das dem Namen (und der Karte nach) einem Bruder unseres gestrigen Inders gehören muss. Nichts spricht dagegen. Die Currys waren geschmacklich sehr gut und auf der Karte stehen noch etliche Lammgerichte, die entdeckt werden wollen. Wir ordern Samosas, Garnelen und zwei unterschiedliche Lammcurrys. Auch heute werden wir nicht enttäuscht und treten gesättigt die lange Heimreise nach Queenstown an. Google Maps sagt..., ach, was interessieren mich um diese Uhrzeit Graphentheorie und Dijkstra. Bei 180 Kilometern Strecke und Höchstgeschwindigkeiten von 100 km/h, multipliziert mit einem Straßenqualitätsfaktor (>> 1 für Neuseeland; wobei 1 perfekt bedeutet), kann die versierte Leserin das leicht selbst eruieren.





Wir erreichen die Peninsula Road. Haben wir gestern noch im Doppelbäumchen genächtigt, so verbringen wir die kommenden Tage im Hilton Queenstown Resort & Spa. Unsere Koffer wurden bereits auf das neue Zimmer umgezogen. Untergebracht sind wir (dem Front Desk sei Dank) in einer Suite, die neben dem Blick auf den Lake Wakatipu insbesondere mit einem Kaminzimmer aufwartet. An kalten Winterabenden wie diesem lässt es sich hier herrlich aushalten und Pläne für den nächsten Tag schmieden. Gerne würden wir in den Fiordland-Nationalpark zum Milford Sund fahren, aber 3,5 Stunden Fahrt (einfach) sind dann doch ein wenig zu viel. 'Schatz, lies mir bitte noch mal von den Glühwürmchen vor.' Nein, dabei handelt es sich nicht um eine Gute-Nacht-Geschichte der Gebrüder Jacob und Wilhelm.



Holden, unser roter Hengst, wirkt von den gestrigen Strapazen erholt und für den nächsten Ausritt bereit. Die Kinder wollten unbedingt zu den Glühwürmchenhöhlen, also hieß das Ziel Te Anau. Google Maps sagt 164 Kilometer, ich sage, wenn's denn sein muss. In den nächsten zweieinhalb Stunden geht's erst einmal auf dem Highway 6 wieder Richtung Invercargill, bevor wir am Five Rivers Cafe scharf rechts abbiegen und entlang der State Highways 97, 94 und 95 (in dieser Reihenfolge) bis zum Lake Te Anau fahren, dem größten See der Südinsel und nach Lake Taupo dem zweitgrößten See Neuseelands. Der Name kommt übrigens vom maorischen Te Ana-au und bedeutet in etwa 'Höhle des wirbelnden Wassers'.





Bei Real Journeys holen wir unsere Tickets für die Glühwürmchenhöhlen, ein zirka 135-minütiger Ausflug zu Wasser und zu Land. Per Boot schippern wir zunächst nördlich über den Lake Te Anau, der heute so gar nichts 'Wirbelndes' an sich hat und stattdessen mit spektakulären Motiven aufwartet. Allein dafür hat sich der Ausflug schon gelohnt. Die filmbegeisterte Leserin dürfte bereits antizipieren, dass Regisseur Jackson die Gegend um Te Anau als bildgewaltige Kulisse für seinen Herrn der Ringe inszeniert hat.





Die Bootstour endet am Cavern House, von wo wir zu Fuß das 12.000 Jahre alte Höhlensystem im Kalkstein erkunden. Dort unten leben sie, die geheimnisvollen Glühwürmchen. Eigentlich handelt es sich dabei um biolumineszente Larven der in Neuseeland endemischen Langhornmücke. Die Larven spinnen bis zu 40 Zentimeter lange, klebrige Fangfäden, die von der Decke hängen. Durch bläuliches Leuchten versuchen sie, Beute in diese Fangfäden zu locken. Dabei leuchtet eine Larve desto heller, je mehr Hunger sie hat. Meist in gebückter Haltung dringen wir immer tiefer in das Höhlensystem vor. Vorbei an rauschenden Wasserfällen erreichen wir schließlich ein kleines Boot, das von unserem Guide per Hand über den unterirdischen See gezogen wird. Das wenige Licht erlischt und es herrscht absolute Dunkelheit. Die Gruppe legt kollektiv den Kopf in den Nacken und über uns erscheint ein Sternenhimmel ohne Sterne. Leider war es nicht gestattet, dort unten zu fotografieren, sodass ich hier (ausnahmsweise) auf externes Material verlinken muss.



Te%20Anau%20Glowworm%20Caves_HP_7862.jpg

Quelle: http://southlandnz.com

img_glow-worm-cave-queenstown-lt-01.jpg

Quelle: http://www.queenstown.com

Wieder an der Oberfläche werden wir im Cavern House noch mit allerlei Wissenswertem über die Glühwürmchen versorgt. Dann bringt uns das Boot zurück nach Te Anau. Inspiriert von den Larven, habe ich das Gefühl, nun selbst grell zu leuchten. Was soll mir das sagen? Hunger! Da sich zurzeit nur wenige Touristen in dieses Örtchen verirren, haben die meisten Restaurants geschlossen. Es gäbe einen Inder, aber wir verspüren keine Lust auf das Triple. 'The Ranch' gegenüber sieht viel versprechend aus. Wir bestellen Chowder und gegrillte Lammsteaks bei einer Bedienung aus Berlin. Man könnte jetzt wieder argumentieren, wie klein die Welt doch ist. Und nach Stanley Milgram sind wir vermutlich über 6,6 Ecken sowieso miteinander bekannt. Ach, wie klein ist doch die Welt.





Nun, wer hinfährt, muss auch wieder zurück fahren - altes neuseeländisches Sprichwort (Anm. d. Redaktion: das hat sich der Autor wohl selbst ausgedacht). 164 Kilometer sagt Google Maps. Danke. Langsam legt auch die Sonne ihr müdes Haupt auf den Alpen danieder und beschert uns einen wunderbaren Abschluss dieses schönen Tages, den wir nur allzu gerne für die Nachwelt auf Speicherkarte festhalten.





Los, Holden! Wir geben unserem roten Hengst die Sporen. Nach einem anstrengenden Galopp erreichen wir Queenstown. Bar, Bad, Bett. Im Dunkel des Zimmers sehe ich plötzlich verschwommen ein blaues Leuchten. Träume ich? Ist das etwa ein Glühwürmchen? Alter, setz endlich deine Brille auf. Es ist nur mein Handy, das mir mitteilen möchte, der Akku wäre nun voll. Gute Nacht.
 
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monty2006

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Bevor es hier mit Teil 6 weitergeht, habe ich alle Bilder noch mal in einer höheren Kompressionsstufe hochgeladen. Die Seite sollte nun schneller laden.
 

ambodenbleiberin

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Bevor es hier mit Teil 6 weitergeht, habe ich alle Bilder noch mal in einer höheren Kompressionsstufe hochgeladen. Die Seite sollte nun schneller laden.

:no: :( Ich kann nur Bruchteile sehen. Knutschis Stirn und, natürlich, ne große weiße Wolke neben grünem Hügel. Rest lädt nicht. :(

Das Larvenleuchten ist ja interessant! Und so praktisch! Warum hat sich sowas nicht beim Homo sapiens sapiens ausgebildet. Der Zeigefinger würde ja reichen. Das hätte Auswirkungen! Allein schon die Zeit- und Kostenersparnis, weil man nur noch die Hälfte isst.
Solange hier noch nichts leuchtet, geh ich nochmal kurz in die Küche... ;)
 

monty2006

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:no: :( Ich kann nur Bruchteile sehen. Knutschis Stirn und, natürlich, ne große weiße Wolke neben grünem Hügel. Rest lädt nicht. :(

Hm, muss an imgbox liegen, jetzt lädt's wieder.

Das Larvenleuchten ist ja interessant! Und so praktisch! Warum hat sich sowas nicht beim Homo sapiens sapiens ausgebildet. Der Zeigefinger würde ja reichen. Das hätte Auswirkungen! Allein schon die Zeit- und Kostenersparnis, weil man nur noch die Hälfte isst.
Solange hier noch nichts leuchtet, geh ich nochmal kurz in die Küche... ;)

Das gab's schon => E.T. - Der Außerirdische ;)
 

monty2006

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Dachte immer, das hieß, er wolle zurück und daher seine Artgenossen anrufen. Du meinst hingegen, er wollte nur was zu essen bestellen beim Lieferservice? So hab ich das noch nie gesehen. :idea: ;)

Ich habe den Film nie gesehen. :eek:

Du und schüchtern?????? Dann kenne ich wohl einen anderen monty [emoji6]

Jaaaaa. Also bei dir bin ich schüchtern. :p

danke - schöner Bericht

Danke!
 

monty2006

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Teil 6: Auf zu neuen Ufern: von Otago zur West Coast oder die Gletscher lassen grüßen

Die Koffer sind gepackt, wir sind abmarschbereit. Das nächste Ziel heißt Franz Josef. Nein, nicht Strauß. Es geht um Franz Josef I. auch bekannt als Erzherzog Franz Josef Karl von Österreich. Für heute und morgen stehen Gletscher auf dem Programm. Die eifrige Leserin weiß, es folgt die Konsultation des Kartendienstes einer kleinen Softwareschmiede aus Mountain View. Google Maps sagt 348 Kilometer, ich sage nur eine verdammt lange Strecke, aber nicht die längste dieser Reise, die kommt erst noch. Wir verabschieden uns von Queenstown und fahren das kurze Stück nach Arrowtown, einem alten Goldgräberstädtchen, wo ein Goldfund im Jahre 1862 einen regelrechten Rausch auslöste und das Städtchen - quasi über Nacht - zum Eldorado der neuseeländischen Goldsucher werden ließ. Davon ist nicht mehr viel übrig. Dank seiner zahlreichen historischen Gebäude lebt Arrowtown heute vom Tourismus, Gold findet der ambitionierte Hobbyschürfer keines mehr.





Es gibt praktisch zwei Möglichkeiten, gen Norden zu fahren. Entweder über den State Highway 6 oder über die Crown Range Road, eine anspruchsvolle, kurvenreiche Strecke, die zwischen Mount Hyde und Mount Pisa mitten durchs Cardrona-Tal hindurchführt. Natürlich entscheiden wir uns für die Serpentinen, den Holden ist ein Wildpferd und braucht die Herausforderung. Dafür werden wir mit zahlreichen Aussichtspunkten wie dem Arrow Junction Lookout Point belohnt.





Weiter auf der Cardrona Valley und Riverbank Road scheren wir bei Wanaka wieder auf den State Highway 6 ein. Von hier ist es nur noch ein kurzes Stück bis zum Lake Hawea, dem kleinsten der fünf großen Gletscherseen. Westlich vom Lake Hawea liegt der Lake Wanaka, viertgrößter See Neuseelands und drittgrößter der Südinsel. Beide Gewässer sind an der engsten Stelle, genannt 'The Neck', gerade einmal 1000 Meter voneinander entfernt - und genau da verläuft Highway 6. Entlang der Straße gibt es wieder ausreichend Möglichkeiten, die beeindruckende Umgebung fotografisch in Szene zu setzen. Auch das obligatorische Selfie darf natürlich nicht fehlen.







Etwa 30 Kilometer nördlich des Lake Wanaka verlassen wir die Verwaltungsregion Otago und befinden uns nun in der Verwaltungsregion West Coast, die für ihre Nationalparks und Gletscher bekannt ist. Vorbei an etlichen Wasserfällen mit klangvollen Namen wie 'Fantail Falls' oder 'Roaring Billy Falls' erreichen wir schließlich die Tasmanische See. Am Knights Point Lookout wird gestoppt. Holden braucht eine Verschnaufpause und wir dringend eine Toilette. Hinter uns liegen 230 Kilometer respektive gut dreieinhalb Stunden Fahrt - den Aufenthalt in Arrowtown und die Aussichtspunkte nicht mitgerechnet. Na, Google Maps, was sagst du jetzt? Nicht, dass ich ernsthaft eine Antwort erwartet hätte, folgt diese umgehend. Vor uns liegen noch 117 Kilometer bis Franz Josef. Nur mal so fürs Protokoll: 230 + 117 ≠ 348. Also, wo ist der fehlende Kilometer? Und es soll mir jetzt keiner mit Rundungsfehlern argumentieren.



Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir den Franz-Josef-Gletscher. Der Ranger am Parkplatz (also eigentlich nur sein hölzerner Stellvertreter) weist uns freundlich darauf hin, nicht vom Weg abzukommen, keine riskanten Ausflüge zur Gletscherzunge zu wagen sowie ausreichend Proviant und Ausrüstung auf die 90-minütige Wanderung - hin und zurück - mitzunehmen. War der Franz-Josef-Gletscher früher noch deutlich größer, so ist auch er Opfer der weltweiten Gletscherschmelze geworden. Wo vor ein paar Jahren noch Eis zu sehen war, befindet sich heutzutage nur noch ein Bett aus Stein und Geröll. Mit einem erneuten Anwachsen des Gletschers ist aktuell nicht zu rechnen, eher dass bis zur Jahrhundertwende weitere 5 Kilometer seiner Länge verloren gehen. Auf dem Weg zur Gletscherzunge kommen uns die letzten Ausflügler entgegen, als wir schließlich dort eintreffen, sind wir die einzigen. Was für eine herrliche Ruhe. Die Sonne versinkt hinter den Bergen und der Mond übernimmt die Nachtschicht.







Inzwischen ist es stockdunkel. Mitten in der Finsternis strahlen uns plötzlich zwei Augen an. Wir werden leider nie erfahren, ob's ein Kiwi oder nur ein Possum war, denn gleich darauf verschwand das Augenpaar im Gestrüpp. Zurück zu Holden und dann weiter nach Franz Josef. Die Ortschaft ist nicht sonderlich groß, sodass sich die meisten Geschäfte und Restaurants entlang der Hauptstraße (Highway 6) anordnen. Im 'The Landing' verweilen ein paar Gäste, das mag aber auch an der Übertragung des Nationalsports liegen. Was die Kiwis nur an Rugby finden? Heute gibt's bei mir einen Burger; der war okay, andere können das besser. Als Nachspeise bestellen wir Pavlova, die kommt zwar in einer modernen Interpretation daher, aber sie ist süß, außen hart und innen schön weich - da ist es mir auch egal, ob jetzt die Aussies oder die Kiwis dieses Gericht zum ersten Mal kreiert haben. In Ermangelung eines Hilton nächtigen wir heute im Scenic Hotel Franz Josef Glacier. Da wir morgen früh aus den Federn müssen, geht's zeitig zu Bett.







Die Sonne lacht. Ein perfekter Tag für einen Helikopterflug. Gebucht haben wir das Twin Glacier-Paket, eine 30-minütige Rundtour vom Franz-Josef-Gletscher über Mount Cook zum Fox-Gletscher und wieder zurück. Außerdem soll es eine Landung auf dem Schnee geben, sodass wir aussteigen und ein paar Minuten die alpine Umgebung und kalte Bergluft genießen können. Nach dem Wiegen folgt ein kurzes Safety Briefing, dann geht's zur Abflugrampe. Pilot Andrew setzt den Hubschrauber sanft auf, anschließend steigt jeder der fünf Passagiere einzeln zu und wird festgegurtet. "Ah, wonderful deij, wonderful deij" tönt es vom Vordersitz mit breitem neuseeländischem Akzent aus den Kopfhörern. Wir heben ab und machen uns auf den Weg zum Franz-Josef-Gletscher. Von hier oben lässt sich die Gletscherzunge richtig gut erkennen.







Andrew brabbelt unverständliches Zeug ins Mikro, aber das gilt nicht uns, sondern den anderen Hubschrauberpiloten, die ebenfalls unterwegs sind. Wir setzen den Flug über Mount Cook fort und landen schließlich auf einem Plateau mitten in den neuseeländischen Alpen. Andrew öffnet die Tür und einer nach dem anderen verlässt die Kabine, während beide Rotoren weiterlaufen. Stille ist anders, trotzdem ein großartiger Moment.





Letzte Station des Fluges: der Fox-Gletscher. Etwa 25 Kilometer südlich vom Franz-Josef-Gletscher gelegen, fließt er über die steilere Westflanke hinab und schiebt sich mit einem Meter pro Woche vorwärts. Auch der Fox-Gletscher hat seine besten Zeiten bereits hinter sich gelassen und ist im Augenblick am Abschmelzen. In der Luft herrscht dagegen Rush Hour. Andrew betreibt Piloten-Smalltalk. Wer genau hinsieht, kann auf dem zweiten Bild (unten Mitte) noch einen weiteren Hubschrauber entdecken.





Wieder in Franz Josef gelandet, holen wir Holden aus dem Stall und machen uns abermals auf den Weg zum Fox-Gletscher. Auch hier weist uns ein hölzerner Ranger auf die Gefahren hin und meint, wir könnten heute bis auf 400 Meter an die Gletscherzunge heran. Nach gut dreißig Minuten sind wir am Ziel. Im Vergleich zu vorher wirkt der Gletscher von hier unten wenig beeindruckend. Die Kinder stört es nicht, ein Selfie muss her. Die aufmerksame Leserin wird erkennen, dass sich unser Familienzuwachs, Queeny, mit aufs Bild gestellt hat. Immerhin zwei Kiwis, von den restlichen (noch) 10.000 hier lebenden haben wir leider keinen gesehen.







Was nun folgt, ist die längste Etappe dieser Reise. Google Maps sagt 400 Kilometer, ich sage, wir müssen tanken. Christchurch liegt praktisch auf der gleichen Höhe wie der Fox-Gletscher, nur eben auf der anderen Seite der Insel an der Ostküste. Dennoch müssen wir zunächst gut 180 Kilometer nördlich bis zur Kumara Junction, wo wir den Highway 6 verlassen und auf den Highway 73 abbiegen. Von da ab geht's wieder südlich und beim Otira Viadukt betreten wir die Verwaltungsregion Canterbury, die flächenmäßig größte Region des Landes mit Verwaltungssitz Christchurch. Wir fahren nun auf dem Arthur's Pass, der im selbigen Nationalpark liegt. Bekannt ist dieser auch für seine bedrohte Spezies der Keas, den Bergpapageien. Als Allesfresser sind weder Schafe noch Dichtgummis von PKWs vor ihnen sicher. Bei der Rückgabe unseres Mietwagens waren mehrere Bissspuren in den Scheibenwischerblättern zu finden.



Es sind jetzt noch zirka 144 Kilometer bis Christchurch; inklusive unzähliger Serpentinen und schmaler, einspuriger Brücken. Irgendwie erinnert mich das an die Route 360, den Hana Highway, auf Maui. Langsam, ohne müde zu werden, kämpft sich unsere Hengst Holden voran. Ein letzter Blick auf die Alpen, bevor uns die drittgrößte Stadt Neuseelands eingeholt hat.



Gegen Abend erreichen wir das Hilton Doppelbäumchen Chateau on the Park. Holden darf zu den anderen Pferden in den Stall, wir dürfen zum Check-In. Nachdem die Koffer auf dem Zimmer verstaut wurden, macht sich so langsam der Hunger breit. In dieser Metropole mit ihren 330.000 Einwohnern gibt es einen (!) Starbucks, also spazieren wir in dessen Richtung und kehren unterwegs - mal wieder - bei einem Inder ein. Die Karte liest sich gut, wir bestellen diverse Vorspeisen sowie zwei unterschiedliche Lammcurries in der Ausprägung medium spicy to hot. Ein uns näher bekannter Moderator des VFT würde 'leicht würzig' dazu sagen. Dafür geschmacklich sehr gut.





Die Kaffeesucht treibt uns weiter und Starbucks ist gleich ums Eck. Nachdem der Koffeinspiegel aufgefüllt wurde, geht's zurück zum Hotel. Auf dem Fernseher in der Bar läuft Rugby - was sonst. Cocktail des Abends ist Espresso Martini. "Und was machen wir morgen" frage ich Knutschi. "Morgen? Morgen geht's zu den Pinguinen." Pinguine, schön. Allerdings weiß ich noch nicht, dass mir die Fahrt dorthin ein paar graue Haare bescheren wird. Zufrieden nippe ich an meinem Glas und bin gedanklich bei unserem Piloten Andrew. Wonderful deij, wonderful deij.
 

malukapi

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23.08.2012
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MUC
Ich sehe immer nur Fotos von +1 Und Stofftierchen...wo bist Du monty...??? Selfie-Time [emoji4]