Heute sendet Radio Eriwan - Paris - Yerevan - Paris auf Umwegen

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dutymurre

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15.07.2014
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Erst einmal herzlich willkommen zu meinem ersten Reisebericht im VFT. Ich bin seit längerer Zeit stiller und interessierter Mitleser des VFT und fange an, mich so langsam zum aktiveren User zu wandeln. Da ich hier schon spannende Reiseberichte gelesen habe, möchte ich Euch nun mit diesem zu meiner Reise nach Armenien beglücken.

Der Anlass zu dieser Reise entstand bei meinem Forschungsaufenthalt in den Niederlanden. Nachdem ich 21 Jahre lang im schönen Rheinland gelebt hatte, verschlug es mich für mein Masterstudium nach München, welches sich mit der Zeit zu einem modernen Nomadentum entwickelte und auch mein erhöhtes Reiseaufkommen erklärt.

In Yerevan werde ich die wissenschaftliche Konferenz „Frontiers in Chemistry, Armenia“ besuchen. Diese wird von den armenischen Leuten vor Ort in Kooperation mit der Universität Groningen ausgerichtet, an welcher ich besagten Forschungsaufenthalt absolvierte. So bot sich mir die Möglichkeit, meinen ehemaligen Chef sowie meinen Betreuer wiederzusehen und einen Teil von Armenien kennenzulernen – einem Land, was so ohne Weiteres wohl nicht auf meiner Reiseliste gestanden hätte. Da an meiner Fakultät in München zudem ein Sondertopf für die Finanzierung solcher Vorhaben zur Verfügung steht, bekomme ich alle Auslagen erstattet. Die Vorzeichen für diese Reise stehen also ziemlich gut.

Mein Nomadentum hat mich mittlerweile nach Paris verschlagen, sodass die eigentliche Planung auf einem Return Paris-Yerevan basierte. Um den Sondertopf nicht zu arg zu belasten, buchte ich einen Direktflug mit Brussels Airlines von BRU nach EVN. Mittlerweile zeichnete sich ab, dass ich nach der Rückkehr aus Armenien noch eine Veranstaltung in Münster besuchen müsse. Da sich dies mit einem Abstecher in die Heimat verbinden ließ, wurde aus dem Return ein Gabelflug mit Ziel Düsseldorf. Dadurch, dass die Auswahl der Flüge von Armenien doch limitiert ist und das Budget nicht unbegrenzt, wurde es dann ein Rückflug mit LOT als EVN-WAW-DUS. Etwa einen Monat vor der Reise eröffnete sich mir ein neuer Termin einen Tag vor Abflug in Brüssel, diesmal in Bonn. Also wurde aus dem Zubringer von Paris nach Brüssel ein „kleiner“ Schlenker über Bonn. Schlussendlich wurde es dann eine Rückfahrt mit dem Zug von Münster nach Paris, nicht ohne einen weiteren Stopp in der Heimat einzulegen, um mit der Familie meinen Geburtstag zu feiern.

Zwar bin ich des Öfteren mit dem Flieger unterwegs, mein Hauptverkehrsmittel ist jedoch die Bahn. Daher wird dieser Bericht eine bunte Mischung aus Flügen und Zugfahrten beinhalten, ohne dass aber auf Lounges etc. gänzlich verzichtet werden müsse – ein entsprechendes 1. Klasse Ticket und der comfort-Status der Bahn machen dies zumindest auf den Zugfahren möglich.
Die Reisepläne lassen sich also wie folgt zusammenfassen:

Etappe 1: Paris – Bonn
Etappe 2: Bonn – Brüssel – Eriwan mit BRU-EVN auf SN2899
Etappe 3: Eriwan – Warschau – Düsseldorf- Münster mit EVN-WAW auf LO728 und WAW-DUS auf LO 409
Etappe 4: Münster – Düsseldorf
Etappe 5: Düsseldorf – Paris
 

dutymurre

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Etappe 1: Paris – Bonn oder „Das große Fressen“ (Freitag, 19.10.2018)

Der Beginn der Reise sollte also eine Zugfahrt von Paris nach Köln und dann weiter nach Bonn sein. Da der Thalys auf der Strecke via Brüssel konkurrenzlos fährt, bemühte ich nicht den zwei Stunden längeren Weg mit der DB via Frankfurt – zumal die Schnellfahrstrecke von Frankfurt nach Köln ja noch gesperrt war.

Spannenderweise meinte es das Preiskontingent des Thalys gut mit mir: Bei Thalys gibt es drei Buchungsklassen: Standard, Comfort und Premium. Für meine Fahrt wurden diese für 110€ (Standard), 130€ (Comfort) und 87€ (Premium) angeboten. Somit fiel die Wahl auf Premium nicht schwer, zudem profitierte ich vom Rabatt für junge Erwachsene unter 26
.
Am Freitagmorgen musste ich noch kurz ins Labor und da dort in der Regel alles länger dauert, als man es plant, kam ich erst kurz vor der Abfahrt des Thalys in Paris Nord an. Somit blieb keine Zeit für einen Besuch in der Thalys Lounge in Paris. Da ich diese schon besucht hatte und auf dem Rückweg nach Paris vermutlich nochmal einen Stopp dort einlegen werde, war dies auch nicht weiter tragisch.

Die Lage der Universität in Paris im fünften Arrondissement im Quartier Latin ist wirklich herausragend, unweit des Pantheons und des Jardin du Luxembourg. Von letzterem wurde dann vor dem Weg nach Paris Nord noch ein Schnappschuss gemacht.
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dutymurre

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Da hast du auch nix verpasst...

Das stimmt in der Tat. Ich habe der Lounge schon einmal einen Besuch abgestattet. Aber immer noch etwas besser als der Salon Grand Voyageur im Gare de l'Est.

Jetzt geht es auch weiter mit dem Reisebericht, gestern war die Uploadrate des WLAN unterirdisch, da gingen die Bilder kaum duirch.
 

dutymurre

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Schon beim Einstieg in den Thalys wurde meine Fahrkarte gescannt, was ich als sehr angenehm empfand. Kaum waren wir losgefahren gab es – der Business Class im Flugzeug gleich – ein erstes Erfrischungstuch, welches ich dankend annahm, musste ich mich auf dem Weg zum Zug doch ein bisschen sputen.

Nach etwa 20 Minuten Fahrt begann dann der Bordservice, welcher in der Buchungsklasse Premium inkludiert ist. In Ermangelung einer Speisekarte wurde die Auswahl zwischen Roastbeef und Risotto mit Quinoa von der Zugbegleiterin kundgetan. Ich entschied mich für das Roastbeef, wie sich herausstellen sollte eine gute Wahl. Somit bekam ich folgendes Tablett aufgetischt.

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Das Menü war sehr reichhaltig und bestand aus folgenden Komponenten:


Vorspeise: Kartoffelsalat, dazu Brot und Butter
Hauptgang: Roastbeef gefüllt mit Sellerie, dazu Steinpilzragout und marinierter Blumenkohl
Nachspeise. Duett aus Orange und Grapefruit

Dazu gab es noch ein Leffe Blond, welches sich auf dem Bild noch rechts auf dem Beistelltischchen versteckt. Der Kartoffelsalat war solide, harmonierte gut mit dem Roastbeef, bei welchem sich ein kleiner Kampf mit dem etwas stumpfen Messer anbahnte, welchen das Messer jedoch gewann. Die homöopathischen Mengen Blumenkohl und das Steinpilzragout hatten einen Eigengeschmack, der in der Gesamtkomposition jedoch stimmig war. Das Dessert rundete das Menü fruchtig ab.

Mit dem Abräumen der Tabletts gab es dann noch eine Runde Heißgetränke. Da ich keinen Kaffee trinke, entschied ich mich für einen grünen Tee. Nach einem Blick auf die Verpackung stellte ich fest, dass es sich um eine Mischung aus grünem Tee und braunem Reise handle. Klang sehr interessant, schmeckte auch so.

Nachdem wir Brüssel erreicht hatten, gab es ein zweites Erfrischungstuch, welches ich ebenso dankend annahm. Essen kann ja schließlich sehr anstrengend sein. Zu meiner Überraschung gab es kurz darauf noch ein Dessert -damit hatte ich nun wirklich nicht mehr gerechnet. Es gab die bekannte Auswahl zwischen süß und salzig. Ich entschied mich für süß, was sich in einem Schoko-Limetten-Küchlein und einer Portion Grapefruit äußerte. Die Alternative wäre eine Käse- und Schinkenauswahl gewesen, aber nach einem solchen Hauptgang war mir eher nach etwas Süßem. Um den Durst zu stillen, gab es weiteres Leffe Blond sowie eine weitere Tasse des grünen Tees, an dessen besonderem Geschmack ich Gefallen gefunden hatte.

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Durch einen Kabeldiebstahl an der Schnellfahrstrecke zwischen Lüttich und Aachen wurde der Zug via Verviers umgeleitet, was uns +20 Minuten einbracht. Dies störte mich aber nicht weiter, da ich für einen Loungebesuch ohnehin einen Puffer in Köln eingeplant hatte.

In Köln angekommen wollte ich mein Thalysticket zunächst dazu nutzen, den Loungebereich im Thalys Store&More in Köln testen, gewissermaßen dem Pendant zum Reisezentrum der DB. Neben den Verkaufsschaltern im Erdgeschoss gibt es einen Aufenthaltsbereich im Obergeschoss, zwar recht klein, aber dafür mit nettem Ausblick auf den Bahnhofsvorplatz

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Die Lounge hat jetzt nicht wirklich Spektakuläres zu bieten, es gibt einen Kühlschrank mit ein paar kalten Softdrinks sowie eine Padmaschine für Kaffee. Neben der Toilette war es das dann auch schon. Da ich diese Lounge auf meiner Liste jedoch abhaken wollte, hat sich der kurze Abstecher gelohnt. Positiv anzumerken ist, dass man auch mit dem niedrigsten Status der Vielfahrerkarte von Thalys, der Thalys TheCard Silber, am Reisetag Zugang zu den Lounges erhält, unabhängig von der Reiseklasse.

Für den längeren Loungebesuch wechselte ich jedoch in die DB Lounge. Vorher hatte ich mich schlau gemacht, dass ich mit meinem Thalys Premium Ticket sowie der Thalys TheCard Silber auch den 1. Klasse-Bereich der Lounge nutzen darf, den es in Köln, Frankfurt, München, Berlin und Hamburg gibt. Dieser hat den netten Nebeneffekt, dass es hier eine größere Getränkeauswahl sowie ein paar Snacks gibt.

Mit einem Bekannten, der hier im VFT als Vielbahnfahrer unterwegs ist, habe ich eine Regel für den Besuch von DB Lounges: Geht es in den 1. Klasse-Bereich, muss ein Heißgetränk, ein Kaltgetränk und etwas zu essen auf dem Tisch stehen. Da wir beide noch Studenten sind möge man uns dieses Maximieren verzeihen.

Spannenderweise gibt es auch hier keine Speisekarte. Lediglich über die Allergenliste, die ich jedoch bisher nur in Mannheim (obwohl es dort keinen 1. Klasse-Bereich gibt) habe ausliegen sehen, kann man auf die angebotenen Speisen schließen. Oder man lässt sich von den mehr oder minder motivierten Mitarbeiter*innen beraten bzw. hat, nachdem dies nicht mein erster Besuch dort war, genügend Erfahrung, was denn geboten wird. Der Eintopf – für gewöhnlich Chili con carne oder Kartoffelsuppe mit Würstchen und damit gleichzeitig die einzige warme Speise – war leider schon aus. Daher entschied ich mich für das Hähnchen-Couscous-Sandwich, worauf mir erörtert wurde, dass dieses nun ein Rinderpastrami-Sandwich sei. Gut, dann also Rinderpastrami, denn die alternativ angebotenen Vollkornschnitten mit Käse oder Schinkenwurst sind nicht so mein Fall. Dazu bestellte ich eine Fassbrause und eine heiße Schokolade. Anstelle der Fassbrause bekam ich dann eine Bionade, aber den Wechsel von Rhabarber zu Holunder konnte ich verkraften.

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Das Rindetpastrami-Sandwich war noch mit Gewürzgurken und Mayonnaise gespickt und war nicht so mein Fall. Aber neue Speisen wollen ja getestet werden. Nachdem ich mich nun auch hier gestärkt hatte, buchte ich noch schnell ein Ticket für den IC von Köln nach Bonn, schoss ein paar Fotos von der Lounge für den Bericht und machte mich auf den Weg zum Gleis.

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Die Fahrt nach Bonn verlief problemlos, sodass ich rechtzeitig zum Beginn der Sitzung am Abend in Bonn eintraf.
 

dutymurre

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Etappe 2: Bonn – Brüssel – Eriwan oder „Ein langer Reisetag“ (Samstag, 20.10.2018)

Da der Abstecher nach Bonn ursprünglich gar nicht geplant war, fiel dieser dementsprechend kurz aus. Nach dem gestrigen Get-Together hatte ich nicht sonderlich viel Schlaf gehabt, zudem machte die Tatsache, dass das Treppenhaus bei meiner Schlafgelegenheit frisch gestrichen wurde und so nur jede zweite Stufe betreten werden durfte, es nicht einfacher, den Koffer aus und den in vierten Stock des Altbaus zu befördern. Aber auch dies überstand ich ohne Schaden davonzutragen.
Nach einschlägigen Erfahrungen baute ich vorsorglich genügend Puffer für knapp vierstündige Fahrt nach Brüssel ein. Mein Flug sollte um 18:50 abheben, sodass ich um 10:30 am Tagungsort aufbrach und mit dem Bus zum Bonner Hbf fuhr.
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Der Bonner Hbf ist einer der schlimmsten Bahnhöfe, die ich bisher gesehen habe und einer ehemaligen Bundeshauptstadt vollkommen unwürdig. Das Bonner Loch ist ja hinreichend bekannt, wird aber im Rahmen der Modernisierung nun umgestaltet. Weiterhin sind die Bahnsteige viel zu schmal. Dadurch, dass gerade Gleis 1 wegen Sanierung des denkmalgeschützten Daches gesperrt ist, drängt sich der gesamte Fernverkehr auf die Gleise 2 und 3. Dies führt zu den Peakzeiten zu einem zuweilen gefährlichen Andrang an Menschen. Wen diese Thematik weitergehend interessiert, findet dazu genügend Zeitungsartikel.
Aber zurück zu meiner Reise nach Brüssel. Durch die normalen Betriebsvorgänge der Bahn erwischte ich einen verspäteten IC, der mich nach Köln brachte. Er hatte neben Verspätung auch das volle Programm mit Ersatzwagenpark aus den 70ern sowie damit einhergehender fehlender Reiservierungsanzeige zu bieten. Für die kurze Strecke zwischen Bonn und Köln störte mich dies nicht weiter. In Köln angekommen füllte ich noch meine Drogerieartikelvorräte auf und statte der DB Lounge erneut einen Besuch ab, diesmal allerdings nur im comfort-Bereich, also ohne Speisen und mit verringerter Getränkeauswahl. Für eine kurze Cola zwischendurch ist das aber mehr als ausreichen. Mehr als 15 Minuten hielt ich mich eh nicht in der Lounge auf. Meine persönliche MCT für einen Loungebesuch liegt bei knapp fünf Minuten, je nach Bahnhof. Wenn ich an einer DB Lounge vorbeilaufe, kann ich nur schweren Herzens daran vorbeigehen.
Im Kölner Hbf läuft aktuell eine Ausstellung zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten und Eigenheiten der Domstadt. So hat man auch ein exemplarisches Stück der Hohenzollernbrücke samt der Liebeschlösser zu schau gestellt. Wer sich das Original einmal angeschaut hat, wird erkennen, dass die Anzahl der Schlösser maßlos untertrieben ist. Normalerweise quillen die Schlösser gerade zu über. Wenn keine Schlösser mehr an die Gitterelemente passen und diese zu schwer sind, werden diese im Übrigen ausgetauscht und in einer Hall deponiert. Schließlich musste für die Hohenzollernbrücke ob des zusätzliches Gewichtes der Schlösser eine statische Überprüfung durchgeführt werden.

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Auf dem Speiseplan für den Mittag stand eine schnöde Nudelbox vom Asia-Schnellimbiss. Somit stieg ich mit Verpflegung im Gepäck in den ICE 16, der mich eigentlich bis Lüttich bringen sollte. Eigentlich.

In guter Tradition hielt auch diese Reise mit der DB wieder eine Überraschung für mich parat. Auf der Hinfahrt am gestrigen Tage war der Zug ja wegen eines Kabeldiebstahls zwischen Lüttich und Aachen umgeleitet worden. Da es mich überrascht hätte, wenn der daraus resultierende Schaden innerhalb eines Tages behoben worden wäre, rechnete ich schon damit, dass ich auch in der Gegenrichtung umgeleitet würde. Die DB Navigator App zeigte dies auch zunächst so an. Zu meiner Verwunderung war die Umleitung dann bei einem letzten Check vor dem Einstieg in den Zug wieder verschwunden. Als die Zugbegleiterin für die Fahrscheinkontrolle kam, fragte ich sie, ob wir umgeleitet würden, was sie verneinte, zurzeit sehe es so aus, dass wir den Regelweg führen. Ein Blick in die Thalys App offenbarte mir, dass die ebenfalls auf dieser Strecke verkehrenden Thalys-Züge umgeleitet würden – was mich wiederum stutzig machte, dass der Zug der DB nicht von der Umleitung betroffen sei. Und mein Bachgefühl sollte sich bewahrheiten. Auf halber Strecke zwischen Aachen und Lüttich wurde per Lautsprecherdurchsage verkündet, dass unser Zug umgeleitet werde (oh Wunder) und wir uns dadurch eine Verspätung von ca. 20 Min einführen. Mein Anschluss an den Zug nach Leuven war in Lüttich somit gefährdet – drei Minuten Umsteigezeit sind dort nicht realisierbar. Da der nächste Zug erste eine Stunde später fuhr, meine Lust, eine Stunde in Lüttich ohne Loungemöglichkeit zu warten nicht sonderlich groß war und ich in Leuven nur noch eine knappe Stunde Aufenthalt gehabt hätte, entschied ich mich im Zug bis Brüssel Midi sitzen zu bleiben und die dortige Thalys Lounge zu besuchen, diese will schließlich auch von der Bucketlist abgehakt werden.

In Brüssel Midi angekommen ging es schnurstraks in die Thalys Lounge, welche sich nicht riesig von der in Paris unterscheidet, die Raumaufteilung ist nur etwas netter. Darüber hinaus verfügt sie über ein paar nette Features wie einen Druckservice (20 Seiten kostenlos) oder separate Telefonbereich, die die Gesprächslautstärke etwas abdämpfen. Dergleichen sucht man in Deutschland vergebens.

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Nachdem ich dann noch die erste Halbzeit des Bundesligaspiels Wolfsburg gegen Bayern geschaut hatte, machte ich mich gegen 17:00 auf den Weg zum Flughafen. Ich bin vermutlich noch nicht Vielflieger genug, um erst kurz vor knapp am Flughafen anzukommen, aber da ich eh Gepäck abgeben musste, schadete etwas Zeit am Flughafen nicht. Der Takt zwischen Brüssel Midi und Flughafen ist dankenswerterweise sehr dicht, sodass ich nicht lange auf meinen Zug warten musste. Der belgische Schaffner war schon zufrieden, dass ich in der DB Navigator App nach meinem Ticket suchte. Die Schranken am Flughafenbahnhof meinten es dann leider nicht so gut mit mir, aber dank den zahlreichen und freundlichen Mitarbeiter*innen war dieses Problem schnell gelöst.

Der drop-off ging sehr schnell, viel Andrang auf den Flug nach Armenien schien es nicht zu geben. Meinen Wunsch nach einem Platz am Notausgang, welchen ich mit 193cm Körpergröße dann doch bevorzuge, konnte mir der Agent dann auch noch erfüllen.
Dank eGates war die Ausreise in weniger als einer Minute erledigt. Im Non-Schengen-Bereich angekommen knipste ich noch schnell ein Foto der Maschinen von ANA und Ethiopean, denn es blieb noch so viel Zeit bis zum Abflug, dass das Gate noch nicht bekanntgegeben wurde.

Nach der SiKo deckte ich mich in Ermangelung eines Status und damit ohne Loungebesuch mit einem Abendessen sein. Die Wahl viel auf „Superfood“, ich erinnere mich nicht mehr an alle Zutaten, aber Quinoa war der Hauptbestandteil.

Es sollte dann Gate 89 werden. Da es ins Untergeschoss ging, war klar, dass es ein Busgate werden würde. Leider standen wir dann im Bus sitzend noch gute 25 Minuten, bis wir losfuhren. Die Zeit nutzte ich, um noch mit einer Bekannten zu quatschen, die auch auf dem Weg zur Konferenz war (da sie in Antwerpen arbeitet, hätte ich auch darauf kommen können, dass sie den Flug nach Brüssel nimmt). Mit dem Bus fuhren wir dann zu einer Fluggastbrücke, um diese über eine Treppe zu erreichen, ein für mich eher ungewöhnliches Prozedere. Ich hatte in MUC nur einmal eine dieser Fluggastbrücken mitten auf dem Vorfeld erlebt. Aber wie dem auch sei, das Boarding ging sehr fix, der Flug war vielleicht zu etwa einem Drittel ausgelastet. Gut, Yerevan am Samstagabend ist jetzt auch sicherlich nicht die „Hot Destination“. Der Flug verlief sehr ruhig und angenehm. Es war schon etwas ungewohnt, dass die Passagiere drei Reihen vor mir den Flug quasi stehend im Gang verbrachten, die Crew schien das nicht weiter zu stören. Verpflegung war nicht inklusive, sodass ich auf das Bezahlangebot dankend verzichtete. Während des Fluges vertrieb ich mir die Zeit mit drei Folgen Suits sowie ein bisschen Dösen. Nach etwas mehr als vier Stunden landeten wir dann mit 25 Minuten Verspätung in EVN, die wir uns wartend im Bus eingefangen hatten. Trotz Reihe 9 war ich einer der ersten, die aus dem Flieger stiegen und musste so an der Passkontrolle nicht lange warten. Nach prüfendem Blick wurde gestempelt. Das Gepäck brauchte dann noch circa 15 Minuten. Es ist immer wieder erstaunlich, was Passagiere als Gepäck aufgeben. Mein Highlight war ein 55“-Flachbbildfernseher.

Um gut 2:00 Ortszeit wurden wir dann vom Abholdienst im Empfang genommen, welcher vonseiten der Ausrichter der Konferenz organisiert worden war. Nach gut 20 Minuten Fahrt durch das nächtliche Eriwan kamen wir dann am Ani Plaza Hotel an, nicht ohne vorher fast einen Fußgänger umgefahren zu haben, der es für eine kluge Idee hielt, nachts in dunkler Kleidung eine der Hauptstraßen passieren zu wollen. Reaktionszeit des Fahrers und die Bremsen des Kleinbus waren zum Glück in guter Verfassung.
Gegen 3:00 fiel ich dann auf mein Bett. Es ist schon etwas befremdlich, dass der Bettenwechsel in den Hotels meistens mitten in der Nacht stattfindet. Immerhin musste ich für diese Nacht nur den halben Zimmerpreis bezahlen. Das Bett nahm nach dem insgesamt langen Tag danken an.
 

dutymurre

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Sonntag, 21.10.2018
Auch wenn es schon Sonntag war, als ich im Hotel eincheckte, begann der Tag dann erst mit dem Frühstück. Bei diesem habe ich dann einen weiteren Bekannten aus Großbritannien getroffen und eine kurze Unterhaltung geführt. Ob der nicht allzu langen Nacht habe ich mich nach dem Frühstück nochmal zwei Stunden aufs Ohr gelegt.
Danach hieß es dann erstmal die Stadt erkunden, glücklicherweise bei strahlendem Sonnenschein. Wie der Zufall es wollte, wurde an diesem Tag der 2800. Geburtstag der Stadt Yerevan gefeiert. Neben einer Menge an Programm für die ganze Familie hatte dies den netten Vorteil, dass ein Großteil der Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt war. Damit konnte ich die Stadt problemlos per pedes besichtigen.

Als erste Orientierung vertraue ich gerne auf „Free Walking Tours“, doch leider fand sich zum Treffpunkt kein Guide vor Ort ein. Also machte ich meinen Fußmarsch auf eigene Faust. Um vor Ort liquide zu sein, wollte ich mich mit Bargeld eindecken. Das gestaltete sich leider als sehr schwierig. Bei sechs Geldautomaten blieb ich mit meiner Kreditkarte erfolglos. Letztendlich half mir dann einer meiner Bekannten vor Ort aus, allerdings erst am nächsten Tag.

Um zu testen, ob meine Kreditkarte gesperrt war oder etwas damit nicht stimmte, ging ich zum nächstgelegenen KFC, da ich die schwere Vermutung hatte, hier mit Karte zahlen zu können, was sich bestätigte und erfolgreich war. An der Kreditkarte per se konnte es also nicht liegen.

Da ich dann doch etwas lokaleres als KFC essen wollte, ging es in ein Lokal der Kette Karas, die sich selbst als National Food Chain bezeichnet. Da es auch eine englischsprachige Speisekarte gab, musste ich nicht auf gut Glück bestellen. So wurde es eine Soljanka und ein Gericht, welches aus Schweineherz und Schweinelunge bestand. Trotz der Tatsache, dass ich kein großer Liebhaber von Innereien bin, hat mir diese Variante gut geschmeckt. Zusammen mit einer großen Flasche Wasser kostete dieses Mittagessen umgerechnet nicht einmal 5€.

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Die Innenstadt von Yerevan hat zwei markante Plätze, den Republic Square sowie den Freedom Square. Diesen beiden Plätze werden wir später in diesem Bericht noch bei den Feierlichkeiten zum 2800. Geburtstag der Stadt sehen. Am Republic Square ist unter anderem das Historische Museum Armeniens untergebracht.

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Ebenfalls sehenswert ist dieses dunkle steinerne Gebäude, in dem Pizzaria Diamond untergebracht ist. Im Vordergrund ist eine der vielen Polizeistreifen, welche anlässlich des Jubiläums postiert wurden.

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Zu Fuß ging es dann weiter zur Kathedrale des Heiligen Gregor des Erleuchters, dem größten Kirchengebäude der armenisch-apostolischen Kirche. Dank der abgesperrten Straßen war das Flanieren in der Innenstadt sehr angenehm.

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Da in der Kirche gerade eine Hochzeit im Gange war, habe ich auf Bilder des Innenraums verzichtet.

Weiter ging es in dieses architektonische anspruchsvolle Einkaufszentrum, mit dem dazu passenden Gefährt davor. Dieses Ensemble versprüht den sowjetischen Einfluss in Yerevan, den man jedoch nicht so oft findet, wie man anfangs vermuten würde.

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Nach diesem Stopp ging es zurück ins Hotel, um die Registrierung für die Konferenz abzuschließen. Kurz darauf holte man uns schon mit Bus ab, um uns zum Matenadran, dem Zentralarchiv für alte armenische Handschriften, zu bringen. Dort erhielten wir eine interessante Führung, allerdings hatte die Führerin ein derart hohes Tempo drauf, dass der Besuch dort eher einem Rundlauf denn einem Rundgang glich. Nichtsdestotrotz eine eindrucksvolle Sammlung alter Handschriften, so etwa auch die größte sowie die kleinste Handschrift, die gemeinsam ausgestellt wurden.

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Danach ging es weiter zur Welcome Reception, bei welcher man wirklich nicht an gutem armenischem Wein sowie Canapes gespart hat. Mir war klar, dass eine solche Konferenz nicht als Abnehmkur taugen würde, aber die Speisen animierten definitiv zum Verzehr.
Auf einem der zahlreichen Plakate rund um das Stadtjubiläum hatten ich gesehen, dass heute noch ein Feuerwerk stattfinden sollte. Also zogen wir weiter, zunächst zum Freedom Square vor dem Opernhaus. Dort wurde armenischer Pop gefolgt von Folklore geboten. Ersterer war dabei stark an Türkpop angelegt, hat also durchaus seine Eigenheiten, vermochte aber auch anwesendes Sicherheitspersonal wie Polizisten und Soldaten zu einer kleinen Tanzeinlage zu bewegen.

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Danach zog es uns jedoch zum Republic Square, an welchem später auch das Feuerwerk stattfinden sollte. Bis es soweit war, wurde weitere armenischer Pop geboten, welcher jedoch einen deutlich europäischeren Touch hatte.

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Das eigentliche Feuerwerk war jetzt nicht der Rede wert, es dauerte vielleicht 50 Sekunden und passte leider nicht zu der dazu gespielten Melodie. Im Anschluss daran legte dann ein DJ auf, der die Übergänge leider dermaßen vergeigte, dass ich kurze Zeit später zurück ins Hotel ging.
 

dutymurre

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Montag, 22.10.2018
Der erste Tag der Konferenz stand an – und damit viel Training für das Sitzfleisch. Daher gibt es hier einige Eindrücke aus dem Ani Plaza Hotel. Sehr zentral gelegen, großes Konferenzhotel, guter, aber kein überragender Standard. Da die Konferenz in den Räumen des Hotels stattfand, überlegte ich nicht lange, noch nach anderen Hotels zu suchen. Ohne vorhandenen Status musste ich auch keine Nacht in einem bestimmten Hotel absolvieren.

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Die wenig ereignisreichen Momente der Konferenz lasse ich aus. Daher geht es mit der Stadterkundung am Abend weiter. Letztes Jahr hatte ich in Washington D.C. schon das positive Erlebnis gemacht, dass eine Stadterkundung im Dunkeln eine besondere Atmosphäre versprüht. Erster Stop waren die Kaskaden, welche zur Verschönerung des Stadtbildes und als Sehenswürdigkeit geschaffen wurden. Es gibt verschiedene Rolltreppen, die konsekutiv zur Spitze führen, ich entschied mich jedoch für die Stufen, denn der Sport kam auf dieser Reise eh zu kurz.

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Oben angekommen blickt man auf das Monument anlässlich des 50. Bestehens der Sowjetunion. Die Terrassen der Kaskaden sind noch nicht bis dort vollendet, eine Baustelle lässt jedoch darauf schließen, dass diese Lücke noch geschlossen werden soll.

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Die Mühen des Erklimmens lohnen sich, da sich von hier ein weiter Blick über die abendliche Stadt eröffnet.

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Unser eigentliches Ziel war allerdings die Statue Mother of Armenia, zu der wir dank der Beschreibung des Wachpostens am Sowjetmonument problemlos fanden. Dabei half es sicherlich, dass wir in unserer Kleingruppe jemanden dabei hatten, der des Armenischen mächtig war.
Die Statue Mother of Armenia erhebt sich über die Stadt und ist dabei in Richtung Türkei gerichtet. Die Symbolik ergibt sich dabei aus der Geschichte, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte

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Der Park, in dem sich diese Statue befindet, beherbergt auch einen kleinen Freizeitpark, welcher um die abendliche Uhrzeit jedoch verwaist war. Bei dieser Atmosphäre hätte man auch problemlos einen Film über einen Thriller von Stephen King drehen können.

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Da uns langsam der Magen knurrte, wählten wir für den Weg hinunter die schnellere Variante per Taxi. Unser Ortskundiger verhandelte mit den Taxifahrern und handelte auf 30€ pro Taxi herunter, was uns schon sehr viel erschien. Es handelte sich dabei im ein Missverständnis, effektiv kostete die Fahrt dann 3€ pro Taxi. Ein Teil der Gruppe genoss dabei die Fahrt in einem Lada, welcher in Deutschland sicher ein H-Kennzeichen erhalten würde.

Ziel unserer Fahrt war das Restaurant Dolmama, eine der besten Adressen für typisch armenische Küche in Yerevan. Die Wahl fiel für mich auf in Weißwein bei Niedertemperatur geschmorte Haxe – wirklich köstlich. Samt Bier, Schnaps, Brot und Wasser habe ich umgerechnet etwa 17€ gezahlt. – für armenische Verhältnisse schon viel, aber der Qualität definitiv angemessen.

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Gut gesättigt ging es dann zurück ins Hotel, dort wurde dann noch schnell eine Folge Suits geschaut. Das WLAN war wirklich überzeugend, ich konnte eine Folge in HD streamen. Die Nutzung von Netfliy hatte zur Folge, dass der Inhaber des Accounts – dem ich brav jeden Monat ein Viertel der Kosten bezahle – eine Email mit dem Hinweis bekam, dass sich jemand aus Armenien mit seinem Account eingeloggt habe. Ich habe dann auf kurze Nachfrage bestätigt, dass dies alles rechtens ist und er sich keine Sorgen machen brauche.
 

dutymurre

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Dienstag, 23.10.2018
Der Dienstag bot in Sachen Stadterkundung nicht viel Neues. Am Abend zogen wir dann den Besuch einer Bar vor, um einen der berühmten armenischen Cognacs zu probieren. Die Wahl fiel auf einen 20 Jahre alten Ararat. Da ich wirklich selten Cognac trinke, vermag ich die Feinheiten dieses Exemplars sicher nicht in Gänze beurteilen zu können, halte dieses aber für einen guten Tropfen, recht mild, aber intensiv im Abgang.
Mit der nötigen Bettschwere zog es mich dann in selbiges, denn der morgige Mittwoch war als Exkursionstag vorgesehen und wurde mit dem Conference Dinner abgeschlossen, sodass es hier deutlich Spannenderes zu berichten gibt.
 

dutymurre

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Mittwoch, 24.10.2018
Der Vormittag dieses Tages war noch für Vorträge reserviert, sodass es ohne Mittagessen, aber mit einem Lunchpaket im Gepäck auf einen Ausflug zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten rund um Yerevan ging.
Unser Bus hatte eine unverkennbare deutsche Vergangenheit, wobei er immer Hin als Bus des Jahres 2000 ausgezeichnet wurde. Dem Reisekomfort tat dies keinen Abbruch.

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Erster Stopp auf unserem Trip war das Genozidenkmal Zizernakaberd, welches sich etwa vier Kilometer außerhalb von Yerevan befindet und als Andenken an den mittlerweile auch durch die Bundesrepublik Deutschland anerkannten Genozids an der armenischen Bevölkerung durch die Türken erinnert. Neben einem Museum, welches wir aus Zeitgründen nicht besuchten, zeichnen zwei markante Bauwerke die Gedenkstätte aus: Zum einen ein ewige Flamme sowie zum anderen ein der Länge nach gespaltener Obelisk, welcher die Teilung des historischen armenischen Siedlungsgebietes symbolisiert. Entlang einer Mauer sind noch die Namen der Städte und Dörfer, die von dem Massaker betroffen waren, aufgelistet.

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Als gute Sitte hat es sich etabliert, dass Politiker*innen, die Armenien besuchen, einen Baum auf dem Gelände des Denkmals pflanzen. So hat sich über die Jahre ein stattlicher Wald gebildet. Der neueste Setzling wurde von Emmanuel Macron nur wenige Tage vor unserem Besuch gesetzt und war dementsprechend noch recht klein.
Nachdem alle Teilnehmer*innen zusammengetrommelt waren, ging es zum zweiten Stopp der Exkursion, dem Tempel von Garni. Die Anlage, welche erstmals im 1. Jhd. v. Chr. erwähnt wurde, ist das am besten erhaltene Symbol des vorchristlichen Armeniens. Der Tempel an sich ist recht unspektakulär, etwas mehr Bedeutung kommt der Bäderanlage mit hellenistischem Mosaik zu.

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Anschließend ging es zum letzten Stopp der Exkursion, dem Kloster Geghard, welches 2000 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Charakteristisch für dieses Kloster sind die teilweise direkt in den Fels gehauenen Räume, die der ganzen Anlage einen einzigartigen Charme verleihen. Leider spielte das Wetter bei diesem Stopp nicht mehr mit, sodass ich mich vor dem Regen in den Souvenirshop rettete. Da meine Großmutter leidenschaftlich gerne Kerzen anzündet, um ihren Angehörigen die Daumen für Prüfungen oder dergleichen zu drücken, nutzte ich die Gunst der Stunde und erwarb eine Kerze als Mitbringsel für sie.

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Nachdem der Himmel etwas aufgeklart war, hieß es zurück zum Bus, denn wir waren schon etwas in Verzug geraten. Der Zeitplan war recht straff, da am Abend noch das Conference Dinner auf uns wartete. Alles in allem war die Exkursion eine willkommene Abwechslung vom Konferenzalltag und deckte die wichtigsten Sehenswürdigkeiten rund um Yerevan ab, wie mir eine ortskundige Bekannte bereits vor Reisebeginn versicherte.

Nach einer kurzen Erfrischungspause im Hotel brachen wir dann zum Conference Dinner auf. Unsere Busfahrt endete dabei in einer Seitenstraße in der Nähe einer großen Industriehalle. Man hatte sich die Räumlichkeiten der Teppichmanufaktur Megerian für uns ausgesucht. Der Abend begann mit einer Einführung in die armenische Teppichkunst, bei welcher vor allem auf den natürlichen Ursprung der Farben sowie die Technik des armenischen Doppelknotens hingewiesen wurde. Anschließend besuchten wir die Werkbänke, an denen die Mitarbeiter*innen nach dem vorgegebenen Muster die Teppiche per Hand knüpfen. Dies muss eine anstrengende und mühselige Tätigkeit sein.

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Im weiteren Verlauf der Führung gab es noch das unternehmenseigene Museum mit historischen Teppichen zu sehen, darunter einen, den eine Mutter zweigeteilt hatte, um ihre beiden Töchter zu Zeiten des Genozids zu verstecken. Die beiden Schwestern haben sich einige Jahrzehnte danach zufällig wiedergefunden, da sie beide im Besitz einer Hälfte des Teppichs waren. Nehmen wir das mal für bare Münze, eine schöne Anekdote ist es allemal. Zum Abschluss blieb uns eine kurze Werbeeinlage nicht erspart, der Manager des Hauses sei extra für uns da und würde natürlich auch einen sehr guten Preis machen. Ich lehnte dankend ab, so weit so bekannt.
Schließlich ging es dann auch zum Essen. Einem sehr opulenten Essen. Unser Kellner war sehr aufmerksam und ließ es nicht zu, dass unser Weinglas auch nur mehr als halbleer wurde. Zur Vorspeise gab es verschiedene Salate. In der Annahme, dass der nun folgende Fisch auf Gemüse der Hauptgang war, irrte ich gewaltig. Diese wiederum bestand aus Teigtaschen mit Hackfleischfüllung. Zum ersten Dessert reichte man eine besondere Köstlichkeit, die vom Küchenchef, seines Zeichens Chef der armenischen Vereinigung der Köche war, ausführlich erklärt und simultangedolmetscht wurde. Es handelte sich um einen Kürbis, gefüllt mit Reise, Nüssen und Honig. Ich möchte an dieser Stelle nicht die ganze Geschichte um dieses Dessert rezitieren. Es sei nur so viel gesagt, dass es auch aphrodisierende Wirkung haben soll. Der Völlerei nicht genug gab es noch eine Torte zum Abschluss. Mich dieser Todsünde schon schuldig bekennend verzichtete ich dankend auf ein Stück Torte, es hätte schlicht nicht mehr in meinen Magen gepasst.

Während der Gänge wurde erwartungsgemäß Folklore in Form von Tanz und Musik dargeboten. Diese Einlage wurde krönend durch einen armenischen Tanz abgeschlossen, bei welchem alle Gäste zum Mitmachen animiert wurde. Da ich mit vielen Armenier*innen an einem Tisch saß, blieb mir kaum eine Wahl, dabei mitzumachen. Es war zwar anstrengend, aber hat sich auch gelohnt.

Ein paar Kalorien wurden bei der abschließenden Party dann doch noch verbrannt. Der wirklich gute DJ lockte dabei auch meinen ehemaligen und vermutlich zukünftigen Chef mit 67 Jahren auf die Tanzfläche. Hätte man diesen DJ mal am Sonntag ans Mischpult gelassen.
Gegen 23 Uhr ging es zurück zum Hotel und ein bisschen ausruhen, denn der morgige Tag sollte danke der Abreise und der ungewöhnlichen Abflugzeiten in Yerevan noch lang werden.
 

dutymurre

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Donnerstag, 25.10.2018 und Freitag, 26.10.2018
Da ich den Freitagmorgen dazu nutzen wollte, in Deutschland etwas Bürokratie zu erledigen, entschied ich mich für einen Rückflug mit LOT via Warschau. Einziger Wehrmutstropfen: Abflug um 4:40. Möchte man nicht via Kiev oder Moskau fliegen, bleiben einem für den Abflug in EVN auch kaum Möglichkeiten außer dieser Herrgottsfrühe. Das Programm der Konferenz dauerte noch bis 17:00 Uhr, sodass ich beschloss die Nacht durchzumachen, da sich eine weitere Nacht im Hotel mit vielleicht drei Stunden Schlaf nicht lohnen würde.
Also checkte ich morgens aus und deponierte mein Gepäck im Hotel. Nach dem Ende der Konferenz ging es zu einem letzten Abendessen in Yerevan. Wir hatten uns mit anderen Teilnehmern der Konferenz im Lokal TAVERN verabredet. Diese konnten wir dort auch vorfinden, allerdings war das Lokal gut gefüllt, sodass wir uns aufteilen und in den Raucherbereich ausweichen mussten, der allerdings ziemlich rauchfrei war. Wir bekamen eine Art Separee und machten es uns in dieser Nische gemütlich. Es war zwar für sieben Personen eingedeckt, allerdings lag nicht überall alles. Manche hatten ein Glas, aber keine Gabel, andere wiederum ein Schnapsglas, aber kein Messer. Ist ja aber kein Zustand, bei dem man mit freundlichem Nachfragen nicht Abhilfe schaffen könnte.
Wir beschlossen insgesamt sieben Vorspeise zu bestellen. Da die Speisekarte bebildert und teilweise mit englischen Untertiteln versehen war, mussten wir auch nicht in Blinde hinein bestellen. Im Gegenteil, wir entschieden uns sogar für exotische Speise. Die sicherlich exotischste davon war Rinderhirn mit Rinderzunge, von dem ich hier ein Bild nicht vorenthalten möchte.

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Es kostete mich schon ein bisschen Überwindung, das Gehirn zu probieren, und es wird jetzt auch nicht meine Leibspeise werden. Aber es war einen Versuch wert. Außerdem gefällt mir der Ansatz, geschlachtete Tiere ganzheitlich kulinarisch zu verwenden. Die Zunge sagte mir deutlich mehr zu, davon hätte ich auch noch eine Portion gegessen. Ziemlich festes Fleisch, aber angenehmer Geschmack. Ein bisschen wie Kassler. Die anderen Vorspeisen waren dann nicht so exotisch, etwa Spinatbällchen oder gefüllte Weinblätter.

Zum Hauptgang entschieden wir uns alle für ein BBQ, auf meinem Teller landete dann ein Kaninchen. War für mich das erste Mal, dass ich Kaninchenfleisch verspeiste. Schmeckte sehr gut, ich konnte jedoch keinen signifikanten Unterschied zu konventionelleren Fleischsorten erkennen.

Gut mit armenischem Bier und reichhaltigem Essen gestärkt ging es gegen 22:00 Uhr für einen Drink noch in die Craft-Beer-Brauerei Dargett, welche uns am Tag zuvor von einer Armenierin empfohlen worden war, die mit uns beim Conference Dinner am selben Tisch saß. Die gut 15 Minuten Fußweg waren der Verdauung sehr zuträglich. So kamen wir frohen Mutes an dem sehr modern anmutenden – ein Blick auf die Karte offenbarte, dass das Lokal erst 2016 eröffnet hatte – Lokal mit eigener Brauerei an. Die Bierauswahl ist nicht zu knapp bemessen, von IPA über Helles und Weizen ist alles aus eigener Herstellung im Angebot. Auch meine Vorliebe für malzige Biere konnte bedient werden. Sehr vorteilhaft war auch, dass der Hopfengehalt der Biere auf der Karte angegeben wurde, sodass man wortwörtlich bitterböse Überraschungen vermeiden konnte.

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Wir beließen es bei einem Absacker und machten uns zurück auf den Weg zum Hotel. Leider gerieten wir dabei in einen Platzregen, der uns kräftig durchnässte. Da die Straßen in Yerevan nicht eben und die Abflussmöglichkeiten und Kanäle ausbaufähig waren, wurde das Passieren der Straßen zu einem Duell zwischen Wasser und Schuhen. Ich fühlte mich ein bisschen an das Spiel Frog Jump erinnert, welches eines meiner ersten Computerspiele war. Leider gewann das Wasser das Duell gegen Schuhe und Socken, ich hatte jedoch noch Ersatz im Koffer, also halb so schlimm.

Zurück im Hotel ging es für die eine Hälfte unserer Gruppe nochmal aufs Zimmer, da sie einen Rückflug über Moskau wählten und erst gegen 8:00 abgeholt wurden. Da mein Shuttle mich in zwei Stunden abholen würde, nutzte ich die Zeit, um erstmal bis auf den Gürtel meine gesamte durchnässte Kleidung zu wechseln. Den Rest der Zeit verbrachte ich damit, einer der Synthesen für mein Forschungsprojekt in Paris zu planen.
Um 2:00 wurde dann am Hotel abgeholt. Die etwa zwanzigminütige Fahrt zum Flughafen führte vorbei an diversen Karaokebars und 18+-Schuppen, die durch ihre grelle Beleuchtung auffielen. Durch die unkonventionellen Abflugzeiten des Airports war in EVN in der Nacht einiges los. Die Check-In Schlange für meinen Flug war dennoch moderat. Nach 10 Minuten hielt ich die Bordkarten in der Hand, das Gepäck war durchgecheckt und hatte einen Short Connection-Aufkleber.

Sicherheitscheck und Ausreise gingen fix, hier wurde brav gestempelt. Die Business Lounge schien sich vor der Ausreise zu befinden, ohne Status war mir dies aber auch recht egal.

Das Terminal ist im Prinzip ein großer Duty Free Shop mit angeschlossenen Gates. Ich vergewisserte mich, dass ich vorhin im Supermarkt nicht zu viel für den Cognac sowie den Granatapfelwein gezahlt hatte und deckte mich mit zwei Flaschen Wasser ein. Die restliche Wartezeit verbrachte ich mit zwei anderen deutschen Teilnehmern der Konferenz in einem der beiden Cafes bei Heißgetränk und Club Sandwich. Ob der Ortszeit von 3:00 konnten wir uns nicht ganz entscheiden, ob dies nun ein Frühstück oder ein Abendessen darstellte. Ein Mittagessen war es zumindest nicht.
Gegen 3:45 rollte unsere Maschine am Gate an, ein sehr gutes Zeichen. Ich hatte in WAW nur eine Umsteigezeit von 70 Minuten und die Statistiker der letzten Wochen zeigten LO728 immer als 40 Minuten verspätet an. Ein pünktlicher Start war also zu erwarten. Das Boarding lief sehr geordnet. Positiv zu vermerken war, dass eine Mitarbeiterin stets nur zehn Personen gleichzeitig in den Finger ließ, damit es sich davor, jedoch aber nicht im Flieger staute. Das machte das Einsteigen deutlich angenehmer.
Ich hatte mir wieder einen Platz am Notausgang gesichert. Bei diesem gab es noch eine kleine Diskussion darum, dass ein 14-jähriger nicht am Notausgang sitzen dürfe, und nach fünf Minuten wurde dann rochiert. Dadurch, dass der Flug an den beiden vorangegangenen Tagen gestrichen worden war, war die 738M proppenvoll.
Der Flug verlief an sich ruhig, in den Schlaf kommen, da ich einerseits mein Nackenkissen vergessen hatte und anderseits alle zwanzig Minuten jemand gegen meinen Gangplatz stieß, um mich aus einer gerade akzeptablen Schlafposition zu wecken.

Mit nur sieben Minuten Verspätung landeten wir um 6:37 in WAW. Das Deboarding in die beiden Busse dauerte nochmal geschlagene zwanzig Minuten, sodass wir gegen 7:00 an der Einreise standen. Hier offenbarte sich wieder einmal, dass der Mensch ein Herdentier ist. Es gab drei mögliche Wege: Eine Connection zu Non-Schengen ohne Einreise, eine Connection zu Schengen mit einer Traube an Menschen sowie die Einreise mit Endziel WAW. Letztere war etwas versteckt, da man am rechten Rand des Raumes entlang zu dreimal zwei Schaltern vordrang, von denen die letzten beiden besetzt und ohne Warteschlange waren. Ich fragte kurz, ob ich hier auch zu den Schengen Connections käme, was man bejahte und mich darauf hinwies, dass ich nach dem Passieren des Schalters einen direkten Turnaround machen solle, was ich dann auch tat und somit als einer der Ersten durch die Pass- sowie die anschließende SiKo war. Sollte einmal jemand ähnlich knapp in WAW NS zu S umsteigen, empfehle ich diese Variante dringend.
Noch im Flieger hatte ich eine SMS von LOT bekommen, dass LO409 etwa 45 Minuten zu spät sei, sodass ich mich nicht sputen musste. Da ich die anderen deutschen Teilnehmer nicht mehr informieren konnte, verharrten diese an der überfüllten Passkontrolle und verpassten ihren Flug nach München, den ich noch gerade so zum Last Call erreicht hätte.

Ich organisierte mir noch einen grünen Tee und stieg etwas später in die Maschine von Blue Air, die den Flug nach Düsseldorf durchführen würden. Der Flug war wenig spektakulär, was man von einem innereuropäischen Hopper erwarten würde und etwa zur Hälfte gefüllt. Maschine und Besatzung waren nicht schlechter oder besser als Eurowing, Sun Express und Co, mit denen ich diese vergleichen würde. Catering gab es keines, ich hatte jedoch die Hälfte des Clubsandwiches eingesteckt, sodass mein Frühstück gesichert war.
Gegen 10:15 landeten wir dann in DUS und wurden am Finger gehandelt. Somit konnte ich auf die kostenlose Rundfahrt verzichten und war recht schnell an den Gepäckbändern und das Gepäck recht schnell bei mir. Mein Vater sammelte mich am Flughafen ein und ich konnte noch die Bürokratie des Ummeldens meines Wohnsitzes sowie den Frisörtermin wahrnehmen.

Am Abend ging es dann mit der Bahn weiter zu einem Wochenendseminar nach Münster. Als eine der weinigen Ausnahmen der zweiten Jahreshälfte verlief diese Fahrt ohne Probleme und Verspätung. Der Ausklang des Abends gelang bei Bier und All-you-can-eat Flammkuchen im Le Feu, unweit des Schlossplatzes.
 

dutymurre

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Samstag, 27.10.2018
Das Seminar verlief soweit ohne Ereignisse mit Belang für diesen Bericht, sodass ich sogleich zum Abend springe. Da das Abendessen individuell gestaltet wurde, brachen wir mit einer Gruppe von sieben Personen auf. Für einen Samstagabend am ersten Wochenende des Send war das Unterfangen einen Tisch zu finden nahezu unmöglich. Weder im blauen Haus, noch in der Cavete noch im Pinkus war etwas zu haben. Somit wichen wir ins nahegelegene La Torre aus, bei welchem wir uns mehrheitlich für einen großen Salat entschieden. Riesig wäre eine bessere Beschreibung für den Salat gewesen und dies bei einem Preis von unter acht Euro. Zudem ist die Anzahl der Variationen nicht gerade gering, sodass ich diese Pizzeria empfehlen kann.

Der Abend wurde dann mit einer Nachtwächterführung fortgesetzt. Von dieser Art Führung habe ich jetzt schon mehrere gemacht und hatte mich auf nichts Spektakuläres eingestellt. Doch Till Tiedemann überbot meine Erwartungen um ein Vielfaches. Selten habe ich bei einer Stadtführung so sehr gelacht. Der Informationsgehalt hielt sich zwar in Grenzen, aber da ich Münster schon mehrmals besucht hatte, tat mir dies keinen Abbruch. Der Nachtwächter bestach dadurch, dass er sowohl die Teilnehmenden als auch die vorbeilaufenden Passanten mit in die Führung einbezog und dabei kein Blatt vor den Mund nahm. So wurde eine vorbeilaufenden junge Dame auch mal mit „Seht, dort ist die Hure, von der ich sprach“ betitelt. Das ist nicht jedermanns Geschmack, aber für mich war das Gesamtpaket stimmig. Nach gut zwei Stunden waren wir wieder an der Aegidikirche angekommen.

Danach zogen wir weiter zum Pinkus, denn ich konnte an diesem Abend in meinen Geburtstag hineinfeiern. Auch wenn die Bierpreise ziemlich happig sind und es ob des Samstagabends ziemlich voll war, stießen wir auf mein neues Lebensjahr an.
 

dutymurre

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Sonntag, 28.10.2018
Meinen Geburtstag nutzte ich dazu, um auf dem Weg von Münster nach Paris noch einen Zwischenstopp in der Heimat zu machen, um mit meiner Familie essen zu gehen. Erstaunlicherweise gab es auf dieser Bahnreise nichts auszusetzen (dies sollte ich am morgigen Tage allerdings wieder schlagartig ändern). Somit war ich pünktlich am Bahnhof, wurde mit dem Auto eingesammelt und dem Buffet beim Chinesen stand nichts mehr im Wege.

Man hatte dem Personal während meiner kurzen Abstinenz vom Tische gesteckt, dass ich Geburtstag habe, sodass für mich dann das Geburtstagsprogramm abgespult wurde. Ich erschrak, als auf einmal Happy Birthday aus den Lautsprechern schallte und die Kinder am Nebentisch anfangen für mich zu singen. Da kam die Bedienung dann mit einem Stück Kuchen und einer Wunderkerze an, also ziemlich klischeehaft. Ich trug es mit Fassung. Es grübeln ja schon Generationen darüber, wie man sich am besten verhalten soll, wenn man ein Geburtstagslied gesungen bekommt. Das wird wohl eines der ungelösten Rätsel der Menschheit bleiben. Dann wurden die Geschenke überreicht und der Abend klang daheim bei einem Glas Wein aus.
 

dutymurre

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Montag, 29.10.2018
Heute ging es wieder zurück nach Paris. Da ich zumindest noch den halben Montag im Labor arbeiten wollte, buchte ich einen Zug mit Abfahrt in Köln um 8:44, planmäßige Ankunft um 12:05.
Mich überkam am Morgen schon ein schlechtes Bauchgefühl, weshalb ich nach dem Aufstehen um 6:30 einen Blick in die DB Navigator App um festzustellen, dass mein Regio zehn Minuten zu spät sein sollte und mein Anschluss in Neuss nach Köln dahin war. Somit verzichtete ich auf mein Frühstück sowie auf die morgendliche Dusche und machte mich fix auf den Weg zum Bäcker, um die vorbestellte Torte für den Arbeitskreis in Paris abzuholen.

Es blieb noch genug Zeit, um die frühere S-Bahn zu erwischen, was auch funktioniert hätte, wenn man mehr als einen Zugteil geschickt hätte. Und dies am Montag nach den Herbstferien in der Rush Hour. Das konnte natürlich nicht gut gehen. Somit musste ich dann doch den verspäteten Regio nehmen, sodass mein Anschluss dahin war.

Leider ist es nicht möglich, die Fahrt von daheim nach Köln und von dort weiter nach Paris auf einem Ticket zu buchen. Somit ereilte mich das Schicksal aller, die zwei getrennte Tickets mit kurzer Umsteigezeit haben. Ich rief also noch während meiner Wartezeit auf den Regio beim Comfort Service an, um mich zu erkundigen, was man in dieser Situation für mich tun könne. Der erste Anruf verlief eher enttäuschend, da man mir mitteilte, dass für diese Fragen die Auslandsabteilung zuständig sei, diese aber erst ab 8:00 besetzt sei, ich möge später noch einmal anrufen. Selbiges tat ich dann und wurde auch entsprechend durchgestellt. Der freundliche Herr riet mir, meine Fahrt bei Thalys noch vor Abfahrt umzubuchen, was ich dann auch schleunigst tat.

Leider hatte dies zur Folge, dass ich geschlagene vier Stunden später den nächsten direkten Thalys nach Paris nehmen musste, da alle anderen Optionen mit Umstieg in Brüssel bereits ausgebucht waren. Das Vergnügen kostete mich zusätzliche 72€ und war ein kleines Downgrade, da nur noch ein einziger Platz in Standard statt in Comfort vorhanden war. Sichtlich erbost kam ich in Köln an und nutzte mein nun nicht mehr nutzbares Thalys-Ticket in Comfort, um meine Wartezeit im 1. Klasse-Bereich der Lounge zu verbringen, immerhin kleiner Trost.

Das Personal war nicht sonderlich motivierter als zu Beginn der Reise. In den knapp vier Stunden Aufenthalt konsumierte ich dennoch das ein oder andere Heiß- und Kaltgetränk und konnte noch ein wenig an der Planung meine Synthese weiterarbeiten. So konnte ich die verpasste Zeit im Labor wenigstens sinnstiftend nutzen.

Die anschließende Fahrt lief ruhig und pünktlich, wir kamen gar drei Minuten vor der Zeit in Paris Nord an. Da ich meine Metrokarte noch für diese Woche aufladen musste, musste ich mit den langen Schlangen an den Automaten vorliebnehmen, da die Hälft der Automaten außer Betrieb war, was in Paris allerdings der Normalzustand ist. Somit kam ich gegen 17:00 Uhr im Labor an und konnte noch eine Stunde Arbeit verrichten. Der Kuchen hatte die Fahrt heil überstanden und erfreute sich großer Beliebtheit.
 

dutymurre

Reguläres Mitglied
15.07.2014
55
0
Epiolog
Rückblickend war die Reise nach Armenien eine sehr schöne Erfahrung. Sowohl die Tatsache, dass mit die Konferenz beruflich voranbrachte als auch der Umstand, dass ich so in den Genuss einer durch Fördermittel finanzierten Reise nach Armenien kam, trugen dazu erheblich bei. Das Reiseland hätte so ohne Weiteres nicht auf meiner Shortlist gestanden, ist aber definitiv eine Reise wert.
Dass es mich auf der Rückfahrt mit dem Zug bei zwei getrennten Tickets erwischt hat, ist ärgerlich, aber wird als Erfahrung verbucht. Es ist ja nicht so. als ob ich diesen Umstand bei der Buchung nicht billigend in Kauf genommen hätte.
Dies war mein erster Reisebericht für den VFT, ich hoffe, dass es euch gefallen hat. Ich freue mich gerne über Kritiken, auch zu meinem Schreibstil. Dieser ist nämlich noch nicht vollständig ausgebildet und damit noch teilweise anpassungsfähig.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.017
2.489
BER
Danke für den schönen Bericht, sehr ausführlich und gut zu lesen. Für meinen Geschmack sind die Textpassagen etwas lang geraten, aber das tut dem Vergnügen keinen Abbruch. War selbst erst einmal in Armenien vor 12 Jahren. Nach Iran und vor Georgien auf einer langen Überlandreise mit -1. Hat mir damals nur massig gefallen. Aber nach der persischen Gastfreundschaft von Taxifahrern ausgenommen zu werden, war auch der erste Eindruck vom Land:)

Halbe Weingläser gehen in der Tat in diesem Teil des Kaukasus überhaupt nicht!
Prinzipiell nicht, wie Sender Jerewan antworten würde:)
 
Zuletzt bearbeitet:

DonBasti

Erfahrenes Mitglied
18.07.2016
488
42
MUC
Auch wenn es in verschiedenen Kulturen durchaus üblich ist das Gehirn von Tieren zu verzehren kann ich als Mediziner davon nur abraten. Im Gegensatz zu Innereien ist dieses Organ potentiell infektiös (Stichwort Creutzfeldt Jakob Krankheit).