Live: MUC-CDG-FRA-SIN-PER-MEL-AKL-SIN-MUC in LH/QF/NZ F/C und acht Nächten

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Wombert

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20.03.2010
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MUC
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Mein letzter Reisebericht liegt viele Jahre zurück, und irgendwie hat mich Stallewohner's wunderbarer TR über Heiligabend in der First inspiriert, mal wieder selbst einen zu verfassen. Ich hoffe, ich bekomme es halbwegs zeitnah nach den jeweiligen Flügen hin.

Zwischen den Feiertagen überkam mich schreckliches Fernweh. Ich hatte bis auf zwei spontane Nächte auf Teneriffa letztes Jahr gar keine Reise die nicht auch irgendwie anteilig beruflich veranlasst war, litt akut unter Fernweh, wollte dem Wetter entfleuchen, und ein deprimierend halb-runder Geburtstag stand auch kurz vor der Tür.

Die QF-Angebote ex MXP nach BKK waren alle vergriffen, und da zog es mich sowieso nicht so sehr hin. Außerdem ist das tote Jahr zur SEN-Requali vorbei, und dank Reiserichtlinie, die nur (Premium-)Eco gestattet, wären auch ein paar Statusmeilen zum rechtzeitigen aufbrezeln des Kontos nicht übel. Ein SQ-Tarif nach AKL ex ARN über Moskau war leider nicht kurzfristig verfügbar (und Russland geht mit Arbeits-Laptop sowieso nicht), aber jemand dort schrieb etwas von LH/NZ nach AKL ex CDG, was gleich mal interessant klang.

Zeitmäßig eskalieren sollte es auch nicht; maximal 14 Tage, und zwar so, dass man Freunde besucht. Dann ist man nicht so allein, und spart sich Hotelübernachtungen. Praktischerweise ist eine alte Bekannte vor kurzem nach Perth gezogen, und einer meiner allerliebsten Freunde ist in Melbourne gerade umgezogen und wollte sowieso eine Einweihungsparty schmeißen. Gäste und Fisch riechen ja bekanntlich nach drei Tagen, das sollte dann jeweils ganz grob das Limit sein. Auckland lässt sich für eine oder zwei Nächte ja auch allein erkunden.

Also einen Wolf gesucht. Am liebsten wäre ich schon am 30. oder 31. los, aber das ist natürlich kontraproduktiv zwecks Meilen. Ich wollte auch unbedingt endlich mal Air New Zealand einbauen. Irgendwann fielen dann Ergebnisse raus wie:

CDG-FRA(LH)-HND(NH)//NRT-MEL-PER(QF)//AKL-KIX(NZ)-FRA-CDG(LH)

Sehr charmant die fünf Stunden Umstieg von HND nach NRT, da kann man ja sogar noch nach Japan einreisen und Sushi essen irgendwo am Bahnhof! Nachdem mein BA-Jahr schon "angebrochen" ist, hätte das sogar fast zur gleichzeitigen Silver-Requali gereicht. Stopp in MEL hätte auch geklappt. PER-AKL ist aber teuer und hatte bei BA keine Verfügbarkeit, und Osaka über Nacht fand ich auch nicht so prickelnd. Daten waren auch nicht ideal.

Irgendwann kam ich auf die Idee, mit einem Stopp in MUC/FRA/etc von mehr(!) als 24 Stunden zu suchen, und zack, gab es Ergebnisse über SIN oder HKG, aber dann saß man am Ende wieder via Wien in Paris. PVG für 17 Stunden (tagsüber!) war auch zu hart, und damit ging wieder kein Stopp in MEL. Oder der angezeigte Preis war am Ende bei der Buchung deutlich höher.

Wie man es auch drehte und wendete, es war nichts zu machen. Google spuckte Preise raus, die dann bei der Buchung auf Expedia explodierten, oder in der Matrix überhaupt nicht abbildbar waren, oder oder oder. Ein mal hatte ich was passendes, aber nur über Cheapoair buchbar zu einem Preis deutlich unterhalb der Matrix, und weil Cheapoair ja scheinbar eher ein Saftladen ist, war mir das Risiko von falsch nach angezeigter "Business" gemappten Buchungsklasse, komischem IT-Tarif, oder sonst was zu groß.

Noch ein paar Tage weiter geschaut, aber es war immer dassselbe. Nur fünf Nächte "unten", oder halt gleich 15, und für die fast perfekte Kombination von "hin am 2., zurück am 13." wäre wieder kein NZ drin gewesen, oder dämliche 14 Stunden overnight in NRT, oder tagsüber PVG mit 17 Stunden Layover, während derer man mangels Visum dann am Flughafen verschimmelt.

Also aus der Traum...
 
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Wombert

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20.03.2010
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MUC
Dann in der Silvesternacht nach all dem Feuerwerk um zwei Uhr morgens gelangweilt nochmal geschaut, und was purzelt dabei aus der Google-Flugsuche raus, auch von Matrix und Expedia genauso bepreist?

2.1.2019: CDG-FRA-SIN(LH) in BK Z, dann zwei Stunden Layover, zu...
3.1.2019: SIN-PER(QF) in BK I (gibt Avios bei BA) mit Ankunft 0:30 am 4.1.
10.1.2019: AKL-SIN(NZ)-MUC(LH) in BK P (LH Codeshare; mappt hoffentlich ohne Theater nach J bei NZ für 200% Ausbeute)
12.1.2019: MUC-CDG(LH) in BK P

Zwar kein Japan dabei, und auch kein NH oder CX, aber besser, als gar nichts, und der direkte Flug nach Perth spart massiv Zeit verglichen mit dem Umweg über Melbourne.

Auf MEL-AKL fliegt QF teilweise A330 mit den neuen Business-"Suiten", und es war bei BA genau ein Sitz als Prämie verfügbar für den ~3:30 h langen Übernachtflug vom 8. (ab 23:30) auf den 9. (an 05:00). 20.000 Avios und 77 Euro.

Hyatt hatte mir kürzlich mit Punkteverfall gedroht, also war die Gelegenheit günstig. Leider haben die Clowns nichts zu bieten in Auckland, aber bei Marriott gab es das Four Points für 20.000 Punkte, und weil ich gerade im Rausch (des Buchens, nicht vom Alkohol) war, hab ich gleich noch NZ$70 rausgehauen für ein Top Floor King Corner irgendwas-Zimmer.

Zubringer nach CDG gab es in Eco mit LH als Eco Saver Prämie.

Nur PER-MEL musste als Kaufticket sein, und zwar leider auch für 330 Euro mit QF zu einer passenden Zeit - ich wollte am 5. nicht zu früh (aber auch nicht zu spät) los, damit ich Freitagnacht in Perth und Samstagnacht in Melbourne habe. Man will ja nicht vergammeln, sondern durch Bars streifen, jedenfalls ich :)

Also ans Telefon gehängt, weil lufthansa.com nur den letzten CDG-FRA mit 55 Minuten Umstieg ausgespuckt hat. Die 40 Euro Telefon-Gebühr waren trotzdem fällig (irgendwas von Support-Ticket bräuchte sie da, meinte die Dame). Zwei freie F-Sitze auf FRA-SIN machten mir wenig Hoffnung, aber per eVouchern trotzdem auf Warteliste das Upgrade angefragt. Alle weiteren Flüge und das Hotel gebucht, während in der Zwischenzeit das "Hauptticket" ausgestellt wurde. Noch kurz Sitzplätze für alle Segmente gewählt und ins Bett gelegt.

Gleich wieder aus dem Halbschlaf geschreckt weil man für Australien ja ein elektronisches Visum (eVisitor) braucht, und das dauert manchmal einen oder zwei Tage. Aber alles easy: der Antrag geht sofort (in der gleichen Minute wie die Eingangsbestätigung) durch, vermutlich dank "previously granted visa number" Eintrag.
 

Wombert

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20.03.2010
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Der Flug rädert schon beim Lesen.

Glaube ich auch, und dann zehn Stunden bis ich ins Hotel kann... mal sehen ;) Ist wohl ein sehr guter Sitz zum schlafen, werde also versuchen, das beste rauszuholen.

Aber nur nochmal zum sichergehen. Du hast in der Silversternacht für heute eine Reise nach Australien gebucht? Respekt.

Jep. Gebucht am 1.1. um drei Uhr Morgens. Visum klar um vier Uhr. Sitze bereits in CDG, die nächsten Teile kommen dann :)
 

on_tour

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01.08.2010
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Leider sitze ich diesmal nicht neben Dir (y)
Geniees den Trip, jch folge Dir aus der Ferne :)
 

Wombert

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20.03.2010
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MUC
Ich hab es ja nicht so mit Pünktlichkeit.

Letztes Vorletztes (Herrgott, jetzt geht das wieder los) Jahr bei einem Trip nach Singapur/Vietnam/Australien ging alles schief, was schief gehen kann... gestauchter Zeh kurz vor Abfahrt mit folglich zwei Wochen Humpeln, Zubringer zum QR-Flug ex ARN dank Stau im Schneesturm verpasst, Umbuchung via HAM zu sehr verspätet, also eine Nacht in Hamburg irgendwo am Flughafen in einem fiesen Courtyard oder so verbracht. Ein Besäufnis im Le Lion hat es zwar gerettet...

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... aber musste letztlich an QR zur Umbuchung auf den nächsten Tag 5170 Qatari Rial abdrücken (die Umrechnung in Euro schmerzt meinem Herzen immer noch zu sehr, als dass ich sie niederschreiben könnte). Crews okay, Essen okay, hartes Produkt gut, Flughafen größenwahnsinnig...

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... Duschen unbrauchbare Saunen, und das von LH ab HAM via MUC, ARN und DOH nach SIN durchgecheckte Gepäck braucht volle 48 Stunden, um endlich aufzutauchen (dabei hatte ich an jedem Umstieg gefragt und den Bag-Tag scannen lassen), bei gefühlt 15 DOH-SIN-Flügen pro Tag.

Erträglich (bin nicht so der Fan) war es dann in Singapur

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Und fantastisch in Vietnam

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Und sowieso immer toll ist es in Melbourne, wo ich auch über Weihnachten war, inklusive BBQ am Boxing Day

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In MEL dann der Jackpot beim Check-In: als ich gerade auf den Schalter zugehe, plärrt es mir schon die fröhliche Nachricht entgegen, dass ich als letzter C-Gast für die 15 Stunden MEL-DOH in die A380 F gespült wurde.

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Spät dran sein kann sich also lohnen :)
 
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Wombert

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2. Januar, MUC-CDG (LH Y)

Es ist aber ein neues Jahr, und ich will nichts heraufbeschwören. Habe leicht gepackt:

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Allerbester Tipp für jeden: bei Muji gibt es kleine Flaschen und Tuben in allen möglichen Größen, mit Aufsatz zum Pumpen, Sprühen oder Schäumen. So kann man jedes Shampoo und jede Creme auf Mini-Format eindampfen und auch zwei Wochen per Handgepäck runterreißen, ohne drogeriemäßig unterwegs nachladen zu müssen.

Skandalöse 70 Minuten vor Abflug lasse ich mir am Schalter in MUC alle Bordkarten drucken, setze mich nach Maximierung eines Glases Wasser und einem Besuch auf der Toilette an Bord, und finde partout nichts, was fotografierenswert wäre für Euch, auf diesem Flug nach CDG.

Also ein neues Buch ausgepackt. Wer Anthony Bourdain nicht kennt: der ist leider dieses verdammt... wieder..., letztes, Jahr verstorben. Ein Koch der die Welt bereist. Unzählige Artikel, Bücher, und hunderte von Folgen mehrerer Serien für das Fernsehen, für den ihn die Welt angebetet hat. Nach der fünften Seite ersticke ich fast vor Lachen...

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... bekomme meinen Hustenanfall aber wieder in den Griff, also kann das Abenteuer weiter gehen. Wer noch nie was von ihm gelesen hat: auf Vegetarier und Veganer haut er immer drauf, am besten mal sofort den Artikel lesen, der einst den Beginn seiner "journalistischen" Laufbahn ebnete, als er ihn unaufgefordert an den New Yorker sandte: https://www.newyorker.com/magazine/1999/04/19/dont-eat-before-reading-this (ist garantiert unterhaltsamer als dieser Reisebericht).

Nach der überpünktlichen Landung in CDG biege ich gleich wieder zurück ab durch die Security zurück zu den Gates, und begebe mich für knapp drei Stunden runter in den Keller:

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Die übliche grässliche Quiche lasse ich stehen (außerdem riecht der ganze Buffet-Bereich komisch, worüber sich auch die älteren Herrschaften nebenan, sie mit Bluetooth-Headset am Ohr pausenlos mit der uralten Mami am telefonieren, beklagt), und futtere statt dessen maximal gesund einen mitgebrachten Apfel und mitgebrachtes Beef Jerky, denn nachher will ich es voll krachen lassen, weil:

Die Warteliste für F ging heute früh durch, den letzten freie Platz habe ich ergattert :)
 
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Wombert

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20.03.2010
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2. Januar, CDG-FRA (LH C)

Nach dem sehr pünktlichen Start bricht mir der Vordermann mit Schwung an der Rückenlehne fast die Knie, und dann kommt das Essen.

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Ich verzichte auf Brot, esse im Low-Carb-Wahn das Tataki, obwohl es auf der Oberfläche schon bunt schimmert, inhaliere die Pistaziencreme, und nehme mir dann den Schneemann zur Brust, um euch eine journalistisch hochwertige und der Bravo (gibt es die noch?) würdige Lovestory seines schrittweisen Verzehrs präsentieren zu können. Der Versuch, ihm den rechten Arm abzuknipsen, scheitert an der durch die Füllung verursachten mangelnden strukturellen Integrität, und ich beiße mir fast die Zunge durch. Ein Drama in vier Akten:

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Mir ist umgehend schlecht ob der unnötigen 125 Kalorien und aus Zorn über meine wie immer mangelhafte Impulskontrolle, so dass ich erwäge, mit blutender Zunge aus Trotz die Butter auszulecken. Bevor ich es mir überlegen kann, schenkt der Purser mir einen Kaffee ein, und meine Laune bessert sich.

Anschnallzeichen an und es geht zurück gen Boden. Nach Ankunft bei A34 ist das Ziel das FCT; hatte bisher bei meinen wenigen F-Flügen noch nie einen Limo-Transfer, sonst würde es auch die FCL A tun. Umsteigezeit beträgt planmäßig zwei Stunden und zehn Minuten, aber 50 Minuten vor Abflug soll das Boarding bereits beginnen, also spute ich mich, denn man will ja schließlich maximieren.

Exakt 18 Minuten, nachdem ich die Schwelle aus dem Flieger am Gate A34 überschritten habe, sitze ich nach Fußweg zum FCT, Security, und Einweisung durch eine sehr nette Dame, an der Bar und bestelle einen Negroni-Variation, die der bemühte Bartender leider erst mit Gin und Rye Whiskey zubereiten will, und dann schüttelt, statt zu rühren, aber was soll's: die Reise beginnt.

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fvpfn1

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06.02.2016
899
327
Du bist verrückt! Aber ich mag ja so was und freu mich deshalb auf Deinen Bericht.
Mit Deinem Buch wünsche ich Dir viel Spaß. Ich habe es mir vor ein paar Wochen am Flughafen zugelegt und mit Vergnügen gelesen.
 

LINDRS

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03.04.2013
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931
DRS
Dieser ganze Trip ist völlig irre!!

Etwas ähnliches habe ich dieses Jahr auch vor. Deshalb gern dabei.
 

Wombert

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20.03.2010
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2. Januar, FRA-SIN (LH F, A380)

Ich minimiere den Loungeaufenthalt ansonsten, so weit es geht, und esse nur drei Gummibärchen. Hinter mir zetert ein HON seit einer halben Stunde, weil er irgendein Ticket nicht erstattet bekommt. Er bellt die Damen pausenlos an, also bin ich froh, als ich abgeholt und zum Flieger begleitet werde. Ich bin nicht der einzige, der nach Singapur will. Die bis auf den letzten Platz besetzte First wird zur Hälfte vom FCT gefüttert, und so machen wir uns zu meinem großen Leidwesen im Van statt im Panamera auf dem Weg zur D-AIMN "Deutschland". Treppen steigen muss keiner, für ein Foto der dicken Berta reicht die Zeit auch noch...

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... und an Bord, auf dem Weg zu und dann am Sitz 2G Platz genommen, hagelt es Wünsche zu einem frohen neuen Jahr, und die Singapurer Instagram-Influenza vor mir sowie wir restlichen sieben Herren werden mit Pyjamas, Amenity Kits (ich bezeichne es mal als "British Racing Green", von Windsor) und Pantoffeln überschüttet.

Der P2, Herr Schneider, kommt vorbei, grüßt mit herzhaftem Handschlag, wünscht mir ein frohes neues Jahr, und erwidert auf die Frage, wie oft er das dieses Jahr schon zu Gästen sagen durfte, "sie waren der achte". Zwei Gläser entzückenden Taittinger 2006er Comtes des Champagne später...

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... geht es ab in die Lüfte, und ich wechsle nach Erlöschen der Anschnallzeichen zügig in einen Pyjama.

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(das obige Bild zeigt Nüsse und Champagner und das vorab erwähnte Buch, nicht etwa einen Herrn Wombert im Pyjama, ihr alten Lustmolche)

Der Gruß aus der Küche ist eine Jacobsmuschel, leider mit diesem ganz minimalen "sandigen" Crunch, aber das dritte Glas vom gleichen Champagner entschädigt; die schwäbische FB macht mir extra eine neue Flasche auf. Ich erwäge, eine wie-viele-Flaschen-schaffe-ich-Mutprobe daraus zu formen, bettle aber dann lieber um etwas stilles Wasser.

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Der zweite Eintrag in der Liste der Vorspeisen...

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... klingt verdächtig nach Vitello Tonnato, ist dann aber schon wieder so etwas in Richtung Tataki, und ich füge mich der unerträglichen Unausweichlichkeit des Kaviars:

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Mittlerweile habe ich den Eindruck dass die schwäbische FB etwas schwerhörig ist. Sehr liebenswürdig, weil noch ein kleines Bisschen zu jung für ein Hörgerät.
 
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Wombert

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2./3. Januar, FRA-SIN (LH F, A380)

Gegen 23:40 deutscher Zeit ereignen sich nahezu zeitgleich zwei Notfälle an Bord.

Vorne im Oberdeck hat der empathielose, versnobbte Senatorenbonze Wombert den Umstand zu betrauern, dass der Kaviar längst alle ist, und er mit maßgeblicher Unterstützung seines Sitznachbarn die nur zwei geladenen Flaschen vom Taittinger 2006er Comtes de Champagne weggelasert hat und auf die Louise Cuvée ausweichen musste.

Unterdessen hat ein kleiner Passagier weiter hinten gesundheitliche Beschwerden und es wird per Durchsage nach medizinischen Fachkräften gesucht. Weil sich die Durchsage aber nicht wiederholt, ging es mit dem jungen Sportsfreund offenbar wieder bergauf. Das freut mich sehr und ich nutze die Pause beim Essen dazu, über die wirklich wichtigen Dinge im Leben im Allgemeinen und den Segen einer gesunden körperlichen Verfassung im Besonderen nachzudenken.

Währenddessen spitzt sich die Dessert-Situation dramatisch zu, weil der Profi auf 1K seinen Vorsprung beim Essen weiter ausgebaut hat, und bereits alle Süßweine durchprobiert, zu denen er gefühlt alle Nachspeisen gleichzeitig ordert. Wenn ich wegen dem keinen Apfelcrumble mehr kriege, boxe ich ihm in die Nieren bis er ihn wieder ausspuckt.

Zur Ablenkung setzt mir die FB die restlichen Vorspeisen vor die Nase, wäre ja sonst schade:

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Besonders scharfsinnige Mitleser haben vermutlich schneller als ich gerafft, dass den Trauben und Pinienkernen der versprochene Gorgonzola fehlt. Ich tigere in die Galley zum Vergleich mit den übrigen Portionen und mache scherzhaft eine an Bord mitreisende Gruppe Mäuse verantwortlich; im Gegenzug wird mir ein neues Schälchen ausgehändigt, nachdem ich freundlich darauf bestehe, dieses selbst zum Sitz zurücktragen zu dürfen. Zum Glück bin ich kein Vegetarier, denn die Portion ist winzig. Anthony Bourdain hat schon Recht (wer von euch hat das Buch schon bestellt?).

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Der mutmaßlich mundraubende Unhold auf 1K schaufelt sich wie befürchtet einen Apfelcumble rein. Er spürt meine futterneidischen Blicke in seinem Nacken und fährt den Sichtschutz hoch. Das IFE meldet neun Stunden und elf Minuten verbleibende Feindschaft. Die FBin ist derweil viel zu nett zum Mundräuber auf 1K und beichet ihm, dass sie aus Ulm stammt, versteht aber seine Antworten auch nur nach dritter Nachfrage. Vielleicht eine Ohrenentzündung.

Er wird gefragt, ob er noch einen Apfelcrumble möchte. Ob der dramatischen Zuspitzung der Lage balle ich das Gesicht zur Faust (natürlich nur innerlich, ich bin ein fröhlicher Zeitgenosse), doch er lehnt ab. Die Sonne scheint wieder in meinem Herzen.

Zur Hauptspeise hatte ich den Skrei erkoren. Ich weiß nicht so recht, was ich dazu trinken soll, weil schon wieder ein Glas Champagner leer ist; später zum Käse muss auf jeden Fall noch die Le Mortelle Cuvée getestet werden, von der ich großes erwarte. Meine Wahl fällt nach einem ernüchternden Schluck vom Sauvignon Blanc ohne weitere Prüfung auf den Riesling.

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Wombert

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Ich muss mal kurz abschweifen.

Natürlich ist mir klar, dass QR ganz anders wirtschaften kann, als LH wirtschaften muss. Und als jemand, der schon beides in C und F fliegen durfte, halte ich QR in C, und LH in F, für die jeweils bessere Airline, was das Bordprodukt betrifft. Aber die Grenzkosten sind ja wohl bei beiden ähnlich, und am Wareneinsatz braucht man in der F doch nicht so zu knausern?

Carsten Spohr, mein lieber Scholli. Die Weine hier in der F kosten im Laden 15 bis 35 Euro. Im Vergleich mal dazu, welche Geschütze QR auffährt in der F:

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Wombert

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2./3. Januar, FRA-SIN (LH F, A380)

Der Fisch war vor einer Stunde bestimmt noch halbwegs saftig, die Sauce ist aber fein, und auch die Chorizo mundet wunderbar. Die Konsistenz des Risottos würde einem jeder Italiener um die Ohren hauen. Geschmacklich ist es...

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... HERAUSRAGEND.

Ich esse brav auf (und vergesse aus lauter Hingabe, meinen Wein zu trinken), und mir kommen kurz Zweifel, ob ich Käse und Dessert zu bewältigen vermag. Weil ich aber nicht umsonst aus lauter Futterneid auf den 1K zornig gewesen sein will, geht es jetzt um's Prinzip.

Neben mir erscheint ein Servierwagen, und das Wort "Brotkorb" fällt. Ich zucke kurz, dann normalisiert sich mein Insulinspiegel wieder. "Bitte einmal alles ohne Schokolade!". Die Käseplatte kann sich wirklich sehen lassen. Dazu gießt es in Strömen Cracker und Brot. der Rotwein aus der Toskana ist ein Volltreffer. Jede Airline darf sich hier ein Scheibchen abschneiden, denke ich; genau so stelle ich mir das vor:

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Es materialisiert sich ein Apfelcrumble auf meinem Tisch und ist schon Augenblicke später in meinen Bauch geschaufelt.

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Es kommt die Frage nach weiteren Desserts. Vielleicht ein klitzekleines Minzblättchen? Ich bringe mit letzter Kraft noch ein "nnnnnein" hervor, der Purser bellt "and a Bucket for Monsieur" durch die Kabine, und Augenblicke später verliere ich kurz das Bewusstsein.

Ich komme im Badezimmer wieder zu mir, und stelle erstaunt fest, dass ich mir gerade brav die Zähne putze. Auf alles gefasst zu sein macht unverwundbar klug, meinte Nietzsche angeblich mal, und weil das mein Lieblingsmotto ist, beuge ich der drohenden katastrophalen Katerstimmung am morgen mit den bewährten Mitteln vor:

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Zurück an den Platz ist das Bett gemacht. I fall into a deep and dreamless slumber.

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Wombert

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2./3. Januar, FRA-SIN (LH F, A380)

Die Frisur zerzaust, die Augen blutunterlaufen, in jedem Winkel hängt der Schlaf, der Pyjama ist gar nicht mehr so viel zu groß wie gestern Abend, und es ist klar, dass der Kater noch kommen wird. Der Forist Wombert hat schon bessere Tage gesehen, aber im geräumigen A380-Badezimmer leidet es sich beim frischmachen dann doch etwas angenehmer. Ich habe übrigens bombastisch geschlafen; das Bettzeug bei der LH ist einfach top (auch wenn ich mir einbilde, dass die Matratze früher mal dicker war, kann das sein?).

In Sachen Bettzeug tut sich ja bei einigen Airlines, vor allem in Business, gerade einiges. Bei QR gibt es auch in der First nur eine komische Plüschdecke. BA hat unterdessen ihre armselige alte ausgelutschte Business aufgewertet, indem sie einen nutzlosen drei Mikrometer dünnen Fetzen als Matratzenauflage, aber auch eine ganz tolle Decke, wie sie die LH in Business auch gerne einführen könnte, sowie ein hervorragendes Kissen, an jeden Sitz legen.

Nach der Rückkehr an den Sitz ist das gemachte Bett wie von Geisterhand verschwunden und das IFE meldet 59 Minuten verbleibende Flugzeit. Was nehmen wir wohl?

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Mehr geht nach dem Gelage von letzter Nacht nicht:

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Auch im kleinsten Gläschen hat Nutella diese unmögliche Alufolie, welche das stumpfe Buttermesser nicht zu durchdringen vermag. Ich glaube, die rangiert in der Reihenfolge bösartiger Verpackungen nur ganz knapp hinter diesen Blister-Dingern.

Wir landen 25 Minuten vor dem Plan, was mich freut, denn so langsam wäre eine Dusche ganz nett, und allzu viel Zeit ist nicht.
 
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