Winter we're coming. Gesammelte Werke aus Lappland

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shauri

Erfahrenes Mitglied
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Winter we're coming. Gesammelte Werke aus Lappland (1)

Nach frühlingshaften knapp 20 Grad und der inoffiziellen Eröffnung der Außensaison auf dem Bogenplatz letzte Woche wurde es nun endlich Zeit für eine Runde richtigen Winter. Da sich "Winter is coming" in unseren Breiten ja bis auf einige Schneetage stark in Grenzen hielt und inzwischen sogar die Allergiesaison begonnen hat, waren wir froh, schon im November die diesjährige Karnevalsflucht nach Lappland geplant zu haben. Nach einem kurzen Schreckmoment in der vergangenen Woche, wo die Wettervorhersage plötzlich 2 Tage Plusgrade und Regen in Ivalo verkündete, sank das Thermometer in den letzten Tagen wieder auf klirrende -15 bis -20 Grad, so dass wir nun vorfreudig verkünden konnten "Winter, we're coming.".

Da ich hier gerade keine Möglichkeit habe, meine Fotos zu bearbeiten, werde ich zunächst mit den unbearbeitet brauchbaren Fotos mehr oder minder live berichten, um dann im Nachgang noch ein paar bearbeitete Fotos in noch mehr oder minder chronologischer Reihenfolge anzuhängen.

Aber fangen wir zunächst von vorne an.

Samstag, 02. März 2019
Same procedure... wir liefern den Hund bei der Urlaubsbetreuung ab und lassen uns zum Dank für die Hundeüberlassung von meinem Vater zum Flughafen fahren.

Irgendwie gibt es nichts spannendes hier zu berichten, Check-in verläuft reibungslos, die Panorama Lounge hat wochenends geschlossen und die Lounge in Gate-Nähe ist überfüllt. Für ein kleines Frühstück reichts jedenfalls, mal sehen, was uns die mehr oder minder frisch gebackene 5 Sterne Airline dann noch an Bord servieren wird. Wer keine Mainstream-Ziele anfliegt, kommt auch bei LH auf der Homebase in den Genuss des Busboardings und so gibt es auf dem Weg zum 22 Jahre alten A 319 mit der Kennung D-AILK noch eine Flughafenrundfahrt gratis dazu. Immerhin hat er schon die neue Lackierung, sogar im "richtigen", blauen Blau. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich bei so vielem streiten.

Dafür überrascht die Speisekarte angenehm, die Flugzeit ist in der Tat lange genug um eine warme Mahlzeit zu bekommen und man serviert schon Mittagessen statt Flugzeugrührei.

Frau ist angetan, auch weil Mann Ihr erstmal bei der Getränkerunde ein Gläschen Sekt ordert.

So reist es sich mit Stil zum Winter.

Nach einem sehr wolkenreichen Start sehen wir zum ersten Mal irgendwo zwischen deutscher Ostseeküste und Dänemark Land und gleich darauf schöne Wolkenformationen.
Kurz darauf gibt es essen, zur vollständigen Dokumentation nimmt mein Mann den Fisch
und ich das Huhn.
Wir sind beide vom Geschmack angenehm überrascht, ich bin versucht es als eine meiner bisher besten Flugzeugmahlzeiten zu betiteln.

Bis auf ein paar leichte Turbulenzen verläuft der Flug ereignislos, wir haben eine freundliche motivierte Crew die uns bestens versorgt, und draußen wird es langsam immer winterlicher.



Dem Technikfreak in mir bietet sich außerdem ein toller Blick auf Triebwerk und Tragfläche, was frau natürlich gleich im Foto
und Video von der Landung in Ivalo dokumentieren muss.

So sind wir also gut beim Winter angekommen, bei kuschligen -15 °C und traumhaftem Wetter. Da lässt frau sich doch gleich noch zu einem Flugzeugfoto hinreißen.
So haben wir uns das vorgestellt.
 
Zuletzt bearbeitet:

roffe8

Erfahrenes Mitglied
14.01.2017
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153
LHR
Da es ja sicher Teil der Reise sein wird, abends mal nach oben zu schauen - auf dieser Seite gibt es gute Infos, z.B. die live Karte links auf der Seite mit dem Nordlicht-Oval:

http://www.spaceweather.com/

Sieht so aus als gäbe es die Tage recht gute Chancen auf Nordlichter. Hoffentlich spielt das Erd-Wetter auch mit :)

Man darf sich aber auch nicht davon abschrecken lassen, trotzdem mal abends raus zu gehen - ich habe auch schon schöne Nordlichter gesehen als auf der Seite nichts weiter vorhergesagt war. Am meisten Erfolg hatte ich immer so gegen 22-23 Uhr, aber es lohnt sich regelmäßig mal rauszuschauen.

Ansonsten wünsche ich noch eine schöne Reise dort oben und bin gerne hier mit dabei!
 

tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
4.040
3.391
DTM
Ganz viel Spaß dort oben! :)

Um ehrlich zu sein, habe ich gestern schon 3-4x bei FlightRadar reingeschaut und den LH-Flug verfolgt.

IMG-7039.png


IMG-7043.png

Direkter Anflug und Landung auf RWY 04.

Das Wetter passt sehr gut. Scheinst den richtigen Reisezeitraum gewählt zu haben.

IMG-7049.png

Hoffe die Huskys und Rentiere kommen nicht aus der Puste und sind auch in 2 Wochen noch fit genug für Schlittenfahrten :D
Sehr interessiert beim Reisebericht dabei.
Bleib' gesund und genieße die Zeit!
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
[h=3]Winter we're coming. Gesammelte Werke aus Lappland (2)[/h]

Nach Verlassen des Flugzeuges gehen wir die 50 m zu Fuß zum vermutlich einzigen Gepäckband des Terminals. Das Gepäck kommt auch zügig, es hat es ja ebenfalls nicht weit. Auch die Mietwagenübernahme bei Europcar klappt sofort und keine Stunde nach der Landung sitzen wir in unserem Opel Mocca mit entsprechender Winterbereifung mit Spikes und fahren durch verschneite Landschaft Richtung Ivalo.



Die Entfernung und die Größe von Ivalo sind überschaubar und so erreichen wir nach ca 20 Minuten Fahrt unser Hotel für die kommende Woche.



Wir nehmen zunächst unsere Hütte in Augenschein, die Fotos im Internet haben nicht zu viel versprochen.


Die Aussicht ist, gerade in Hinblick auf die für den Abend vorhergesagten Nordlichter, schonmal vielversprechend.
Hier lässt es sich sehr gut aushalten, denken wir.

Da es erst gegen 17:30 dunkel wird, nutzen wir die Stunde noch für einen Spaziergang über das Gelände.
Mit den Lichtverhältnissen müssen Frau und Kamera sich erst noch anfreunden, aber einige Fotos sind schonmal unbearbeitet zu gebrauchen. Der Rest folgt dann früher oder später.


Zwischen den Hütten befindet sich ein Rentiergehege, so werden auch die Rentiere ein wenig beobachtet und fotografiert.
Die Rentiere sind sehr aktiv, die Bildbelichtung weiterhin ausbaufähig. Das lässt Raum für Bearbeitungen.

Am Ende unserer Runde durch die Anlage stößt die Frau auf einen Sonnenuntergang,




das Kind in meinem Mann findet derweil einen Schlitten und einen Hang.



Winter macht hungrig und so machen wir uns noch kurz frisch und begeben uns in das gemütliche Restaurant zum Abendessen.
Wer hätte es gedacht, auch in diesem Urlaub lassen wir uns zu einem kleinen Kulturgut-Test hinreißen:
Wieder einmal bin ich zutiefst schockiert, was die Skandinavier so alles an Aromen ins Bier bringen, habe ich doch mein Trauma von Flieder und Rhabarber aus Stockholm immer noch nicht überwunden. Wir dachten uns, mit dunklem Bier erspart man sich solche Schockerlebnisse. Mit dem Loimu, was als Rauchbier verkauft wird, geht das noch halbwegs gut, es beinhaltet in der Tat nur die gängigen Bierzutaten Hopfen, Malz, Gerste und Wasser und ist ein rotes, rauchig schmeckendes Bier. Das Kaamos wird als dunkles Lager verkauft und schmeckt stark nach Weihnachten. Es beinhaltet laut Etikett auch so ziemlich alles an Gewürzen, die eigentlich in guten Lebkuchen gehören. Wir fragen uns, wieso auf der Karte zusätzlich noch ein eigenes Weihnachtsbier gelistet ist. Helau.

Das restliche Abendessen ist durchaus gut, aber auch nicht spannend, wir hoffen noch auf ein paar mehr skandinavische Spezialitäten in den kommenden Tagen. Hervorzuheben ist ein säuerlicher Kartofflsalat mit Makrele und sauren Gurken, dieser ist regionale Küche und noch dazu sehr lecker. Auch die Rentierpaté fällt in die Kategorie "heimisch und gut".

Weiterhin wird für den Abend sowohl im Internet als auch vom Personal eine großartige Lightshow am Himmel vorher gesagt. Gegen 19 Uhr ist es richtig dunkel und beim Verlassen des Restaurants verkündet die Rezeptionistin, es habe schon angefangen. Also schnell raus und die ersten grünen Nordlichter bewundert, bis die Brillen wie immer draußen aufgrund der Kälte recht schnell beschlagen, um dann auch quasi zeitgleich zu gefrieren. Relativ blind wanke ich zur Hütte und wechsele von "relativ warme Bekleidung zum Abendessen" auf "richtige Winterklamotten zum draußen Rumstehen". Das Thermometer ist inzwischen auf unter -20 °C gefallen und man merkt die Kälte recht schnell. Noch fix die Kamera aufs Stativ geschraubt und ab hinter die Hütte in den Schnee. Die Nordlichter sind heute so kräftig, dass man sie mit bloßem Auge sehen kann, auch fotografieren geht ganz gut, auch wenn die Fotos ebenfalls noch Bearbeitungspotential besitzen. Hier dennoch ein kleiner Vorgeschmack, es war beeindruckend (es empfiehlt sich, die unbearbeiteten Fotos in einem etwas dunkleren Raum mit hellem Display anzuschauen):

Die Show beginnt.




Es grünt kräftig.
Nach einer knappen Stunde wird es doch recht frisch und wir machen es uns unter unserem Glasdach im warmen Bett gemütlich. Nach einer kurzen Pause legen die Nordlichter nochmal so richtig los und liefern mir das bisher beste Foto, das im Grunde fast keine Bearbeitung mehr brauchen wird. Und das durchs Glasdach und nicht einmal draußen. Wir sind begeistert.
Danach flaut das ganze wieder etwas ab, beglückt uns zwischenzeitlich dann noch nach den ganzen relativ stationären Lichtern mit über unsere Hütte wandernden Lichtbögen bis wir gegen Mitternacht sehr müde unter dem Sternenhimmel einschlafen. Schön, wenn es gleich am ersten Urlaubstag mit den Nordlichtern klappt, das macht den Aufenthalt ab jetzt entspannt.
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
Winter we're coming. Gesammelte Werke aus Lappland (3)



Heute steht nichts konkretes an, also testen wir mit einem Augenzwinkern mal ein paar mehr oder minder finnische Kulturgüter. Zunächst das Hotelfrühstück. Mehr international als finnisch aber gut und genug Deftiges, um einen Tag bei um - 15 °C zu überstehen.

Kulturgutstudie Teil 1: Der Schneeroller
Im Schuppen neben den Schlitten haben wir gestern schon die Schneeroller etdeckt. Mit Kufen statt Rollen. Also Schneekufler? Bleiben wir bei Schneeroller, bevor sich noch jemand beim Lesen die Augen verknotet.


Witzig aber irgendwie anstrengend. Dennoch, die Studie wurde von meinem Mann bestens dokumentiert.
An den Haltungsnoten sollte frau vielleicht im Laufe der Woche noch arbeiten.


Kulturgutstudie Teil 2: Schnee. Viel Schnee. Und Schneehaufen.

Kulturgutstudie Teil 3: Autos an der Steckdose. Weil Autobatterien schonmal bei -20 Grad schlappmachen, bekommt auch unser Opel Mocca, aufgrund des Kennzeichens von mir spontan auf den Namen "Lore" getauft, das Stromkabel angeschlossen.


Kulturgutstudie Teil 4: freilebende Rentiere
...stehen mal eben auf dem Parkplatz vorm Hotel rum und gucken, ob wer Futter für sie hat. Knuffig.



Kulturgutstudie Teil 5: Lebensmittel einkaufen im finnischen Supermarkt
In Ivalo befindet sich ein großer sehr gut ausgestatteter Supermarkt, in dem man alles von Lebensmitteln über Haushaltswaren und Autozubehör bis hin zum Saunaeimer kaufen kann. Auch finnisches Kulturgut für den kleinen Hunger zwischen Frühstück und Abendessen. Und finnisches Bier, das an Hand der Zutatenlise hoffentlich nur nach Bier schmeckt.
Bei der Verkostung des Donut-artigen, fettgebackenen Teilchens stellen wir fest, dass der Finne offenbar ähnlich wie der Isländer seltsame geschmackliche Vorlieben hat. Nachdem wir beim Einkauf schon über Lakritzbier gestolpert sind, überraschen uns jetzt gemahlene Anissamen im Kringel. Immerhin weiss ich jetzt, was die etwas undefinierbaren, braunen Brösel heute morgen in meinem Müsli waren. Soll ja gesund sein. Vielleicht ist ja in den Daim Keksen wirklich nur Keks und Daim.

Kulturgutstudie Teil 6: Schneeschuhe
Unser offizieller Schneeschuhwandertag mit hoffentlich fachkundiger Führung ist zwar erst morgen, aber die Dinger hängen ja hier an jeder Hütte, also kann man ja mal probieren. Also wieder warm einpacken und Schneeschuhe anziehen.
Fazit: Die Einführung morgen schadet wohl nichts, im Tiefschnee sinke ich trotzdem ein und auf den Wegen braucht man sie erwartungsgemäß nicht. Die nachmittägliche Landschaft lädt trotzdem zu einem schönen Spaziergang ein, ich trage meine Schneeschuhe lieber in der Hand während mein Mann hartnäckig damit den Weg entlangstapft. Spaß gemacht hat es uns beiden.

Kulturgutstudie Teil 7: Alkoholfreier Sekt
Aufgrund der in Skandinavien allgemein sehr hohen Alkoholsteuer reicht das Hotel als Willkommensgeschenk alkoholfreien Sekt im Zimmer.
Schmeckt erstaunlich gut und ist auf Fotos kaum vom Original zu unterscheiden.

Jetzt machen wir uns erstmal frisch zum Abendessen, mal schauen, was dieses noch so an Kulturgut bereithält. Auch ein Paar Nordlichter zum weiter studieren wären im Abendverlauf ganz nett, allerdings zieht aktuell leichte Bewölkung auf. Es bleibt spannend
 
A

Anonym-36803

Guest
Tolle Nordlicht-Bilder. Und der Blick vom Bett aus muss ja traumhaft sein.

Ich war letzte Woche in Montréal, wo es -15 bis -20°C waren - und war heilfroh, wieder im +10°C warmen Deutschland zu sein. Kälte und ich passen irgendwie nicht so recht zusammen. Euch dennoch viel Spaß :)
 
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shauri

Erfahrenes Mitglied
Es ist saukalt aber abgesehen von meiner dauerbeschlagen Brille find ichs toll. Wenigstens mal richtig Winter nachdem der Versuch mit den verschneiten Niagara Fällen im Februar 2016 mit 16 Grad und Eisessen endete.
 

Zottel

Erfahrenes Mitglied
19.03.2014
409
47
Fellbach
Das sieht ja alles traumhaft schön aus! Da bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung und bedanke mich schon mal für das Schreiben des Reiseberichts (y)
 
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shauri

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[h=3]Winter we're coming. Gesammelte Werke aus Lappland (4)[/h]

Mehr Kulturgut, zum Abendessen wird ein Lager und Cider getestet. Beides schmeckt wider Erwarten nur nach dem was drauf steht. Am Buffet gibt es einen wunderbaren Rentier Eintopf, den ich als so wichtiges Kulturgut ansehe, dass ich zu dessen Gunsten das Hauptgericht ausfallen lasse.
Danach passiert eigentlich nichts mehr und da wir sehr müde sind, gehen wir schlafen. Ausnahmsweise hat die Erkältung meines Mannes Mal einen Vorteil, als er zum Naseputzen gegen 1 Uhr aufwacht, sieht er Nordlichter und weckt mich. Also noch schnell ein paar Fotos vom grünen Kulturgut gemacht und weitergeschlafen. Nordlichter im Schlafanzug nachts im Zimmer fotografieren: unbezahlbar.
 

roffe8

Erfahrenes Mitglied
14.01.2017
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Wow, einfach nur tolle Bilder :eek:

Da bekomme ich richtig Fernweh... Und freue mich natürlich auch mit für euch, dass ihr offensichtlich genau die richtige Zeit gewählt habt dort hoch zu fliegen.


Wieder einmal bin ich zutiefst schockiert, was die Skandinavier so alles an Aromen ins Bier bringen, habe ich doch mein Trauma von Flieder und Rhabarber aus Stockholm immer noch nicht überwunden.

Einen Kommentar muss ich mir aber zur Verteidigung der skandinavischen "Braukunst" erlauben: Das war wohl eher Fläder (Holunder) als Flieder (hiesse auf schwedisch "syren"), oder? :D
 
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shauri

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Winter we're coming. Gesammelte Werke aus Lappland (5)



Heute ist unsere geführte Schneeschuhwanderung. Wir treffen uns um 10 Uhr mit unserer netten Wanderführerin, die mit uns die nächsten beiden Stunden auf Schneeschuhen durch den an einigen Stellen doch sehr tiefen Schnee stapft. Dass man mit Schneeschuhen nicht im Schnee einsinkt, ist hierbei Wunschdenken, man sinkt aber "nur" bis zum Knie ein, wenn der Schnee zu weich ist. Wir wandern etwa zwei Stunden durch Birken- und Nadelwälder sowie über einen gefrorenen Fluß, genießen die Landschaft und bekommen einige interessante Informationen über Flora, Fauna und die Landschaft an und für sich. Anstrengend ist es, aber auch sehr entspannend irgendwie. Zumindest wenn man Winterlandschaften mag. Die Kamera blieb die meiste Zeit gut in der Jackentsche verpackt, aber ein paar Fotos konnte ich mir natürlich nicht verkneifen.

Danach sind die Beine doch recht schwer und wir entscheiden uns zunächst für einen kleinen Mittagsschlaf. Als wir aufwachen hat es geschneit und unsere Aussicht vom Bett ist leicht getrübt.
Da aber irgendein genialer Mensch beheizbare Fenster erfunden hat, können wir recht schnell Abhilfe schaffen und der Aussicht steht wieder nichts im Wege.
Zwischenzeitlich überkommt uns ein leichtes Hungergefühl und schließlich müssen wir noch die Daim Cookies testen. Diese schmecken wirklich wie Keks mit Daim und halten keine eigenartigen Überraschungen bereit. Da es immernoch schneit und unsere Beine weiterhin ziemlich schwer sind (und wir sie morgen noch für unseren Ski-Ausflug benötigen), verbringen wir den restlichen Nachmittag mit Backgammon spielen im Restaurant das zugleich Aufenthaltsraum ist. So können wir am Abend quasi nahtlos zur allabendlichen Kulturgutstudie übergehen. Das Buffet, insbesondere die Suppe (heute eine rote Linsensuppe mit Koriander), ist wie immer sehr gut. Natürlich wird auch die Bierstudie weiter fortgeführt.
Das Loimu wurde ja bereits am ersten Abend für gut befunden, das Kero steht zwar nicht auf der Karte, wird uns aber vom Kellner (der unser Interesse an ausländischen Bieren zu teilen scheint und eine Vorliebe für Weißbier hat) wärmstens empfohlen. Es geht geschmacklich in Richtung Kilkenny und hat soeben dem Loimu den 1. Platz auf meiner Favoritenliste streitig gemacht. Stilvoll anrichten lassen sich jedoch insbesondere mit Hilfe der Rentier-Tischdeko und dem Blick nach draußen in den Schnee beide problemlos.
Mein Highlight des Abends bisher ist jedoch der Nachtisch, eine Pavlowa-Torte, die alles vereint, was meines Erachtens in einen guten Nachtischkuchen gehört: Krümmelboden, Zitrone, Käsesahne und Baiser.
Mit genug "Brennenergie" versorgt, kommt mir der Rückweg zur Hütte auch gar nicht mehr kalt vor. Mag auch daran liegen, dass das Thermometer geradezu kuschlige -12 °C anzeigt. Da es recht bewölkt ist, planen wir vorerst heute keine Nordlichtsichtungen mit ein.
...doch erstens kommt es anders und zweitens als man meint, gegen halb 9 reißt kurz die Bewölkung auf und es tauchen ein paar Nordlichter auf. Etwas schwächer als die letzten Tage aber was soll's. 3 Abende in Folge übersteigt jedenfalls meine Erwartungen.



 
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shauri

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[h=3]Winter we're coming. Gesammelte Werke aus Lappland (6)[/h]

Am Vormittag versuchen wir uns im Langlauf. Auf dem Weg zur Skiausgabe begegnen uns unsere vierbeinigen Bekannten:
Nachdem man sich überzeugt hat, dass wir nichts zu fressen haben, zieht man von dannen und für uns wird es ernst. Wir schnallen uns auf die Langlaufski und kämpfen nun anderthalb Stunden ums Überleben, mein Mann etwas mehr, da er noch nie auf Langlaufskiern stand, ich insbesondere beim Bergabfahren, da ich das schon in jungen Jahren nicht konnte. Trotz einiger Stürze bleiben uns ernsthafte Blessuren erspart, die körperlichen Schmerzen nach der Runde sind aber auch so nicht zu verachten. Ungewohnte Bewegung schlaucht halt. Danach sind wir im wahrsten Sinne des Wortes schweissgebadet und entscheiden uns nach einer Dusche erstmal ganz spontan fürs Füße hochlegen. Leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, so einen schönen Tag bei inzwischen frühlingshaften - 10 °C kann man sich ja nun wirklich nicht entgehen lassen.
Wir überlegen, womit man noch den restlichen Nachmittag verbringen könnte, etwas ohne Bewegung oder gar sportliche Betätigung wäre toll. Zum Glück haben wir ja noch ein Auto und so entscheiden wir uns spontan, durch die Winterlandschaft 40 km nach Inari zu fahren.

Im überschaubaren Zentrum von Inari parken wir am Souvenirladen neben der Rentierparade


und lassen uns von der sympathischen Bärengesellschaft am Eingang zu einem Besuch hinreißen.
Wir decken uns - wie so oft - mit ein paar TShirts ein, kann man immer gebrauchen und schön, wenn ein paar Erinnerungen dranhängen. Besser als Staubfänger.


Wir entscheiden uns trotz schmerzender Knochen noch für einen kleinen Spaziergang auf dem Inarisee. Es ist einfach traumhaftes Wetter.
Zwischenzeitlich scheitere ich beim Fotografieren wieder an den ungewohnten Lichtverhältnissen, aber man musss sich ja auch noch was zum Nachbearbeiten zu Hause aufbewahren. Jetzt haben wir uns erstmal eine kleine Stärkung verdient (Achtung, Kulturguttest: Hefeschnecken)
Das gelbe ist mit Puddingfüllung und sehr lecker, bei dem anderen hatte ich auf Zimt gehofft, aber es ist wieder einmal Anis. Vielleicht lerne ich noch irgendwann, dass der Finne oder vielleicht auch nur der Lappe wohl Anis dem ansonsten in Skandinavien üblichen Zimt vorzieht.
 

shauri

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[h=3]Winter we're coming. Gesammelte Werke aus Lappland (7)[/h]

Rentier am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen...

...und so freuen wir uns auf dem Weg zum Frühstück über unsere tierische Besuchergruppe. Weniger freuen wir uns beim Betreten des Frühstücks- und Aufenthaltsraumes über die chinesische Reisegruppe, die leider den Vorurteilen und Klischees, die man bei solchen Gruppen kennt, alle Ehre macht. Man trocknet inmitten des Speisesaales am Kamin die Schuhe und wärmt die nackten Füße und breitet sich ohne Rücksicht auf Verluste durch den ganzen Raum aus. Letzteres nimmt doch endgültig bizarre Züge an, als mein Mann plötzlich, als ich nur mal kurz zum Buffet gehe, eine wildfremde Tischgefährtin bekommt, die sich dort mal eben aufgrund des freien Platzes ohne Rücksicht auf noch dort Sitzende (und ohne Not) niederlässt.

Wir entschließen uns heute, nachdem wir gestern Richtung Norden gefahren sind, mal den Süden anzuschauen. Die dort liegende Touristenhochburg Sarisälkä hat laut Wikipedia 311 Einwohner und ca. 10.500 Übernachtungsbetten sowie diverse hundert Kilometer Skipisten und Loipen. Was uns mehr interessiert, ist der angrenzende Urho Kekkonen Nationalpark.
Kurz vor Sarisälkä biegen wir zunächst spontan zu einem Aussichtspunkt, der zugleich das obere Ende der Skipiste darstellt, ab. Hier oben ist es ganz schön windig und daher, obwohl das Thermometer nur etwa -7 °C anzeigt, furchtbar eisig. Es lebe der Windchill.
Dennoch genießen wir kurz die Aussicht vom dort stehenden Aussichtsturm, bevor mir beim Fotografieren trotz Handschuhen die Finger fast abfrieren.


Wir werfen noch einen Blick in das Restaurant, sind aber eigentlich noch satt vom Frühstück, außerdem riecht es ziemlich penetrant nach Anis, und so belasse ich es bei einer kurzen Besichtigung aller Örtlichkeiten.
Wir fahren nun hinunter in den Ortskern und schauen uns dort ein wenig um, bevor wir zu einem kleinen Spaziergang im angrenzenden Nationalpark aufbrechen. Der Ort ist erwartungsgemäß sehr touristisch aber dennoch eher klein, da haben wir schon deutlich schlimmeres gesehen.
Außerdem scheint hier der Weihnachtsmann seine Dependance zu haben.
Das Büro scheint aber geschlossen, kein Wunder, Weihnachten ist ja schon vorbei.

Wir schauen mal kurz in die beiden Souvenirläden mit Handwerkskunst und finden eine Elchtürdeko. Wer Elche sammelt, muss sowas wohl haben. Dann machen wir uns auf zu einem Spaziergang bei traumhaftem Winterwetter.
Unser Rundweg führt uns über eine kleine Brücke,
vorbei an "Baumskulpturen"
bis zur Auroraschutzhütte.
Und durch idyllische Kiefern- und Birkenwälder wieder zurück nach Sarisälkä. Da muss frau dann auch mal ein paar mehr Fotos machen.
Danach fahren wir zurück ins Aurora Village und nach einem kleinen Mittagsimbiss aus dem Supermarkt in Ivalo nutze ich nochmal die Gelegenheit, dass man hier Langlaufski kostenlos ausleihen kann, und drehe noch eine kleine Runde. Der Gatte hat noch immer mit den Nachwirkungen seiner Erkältung zu kämpfen und macht stattdessen heimlich Fotos meines Aufbruchs.
Die meiste Zeit bin ich alleine unterwegs und genieße das Nachmittagslicht.


Bei meiner Rückkehr treffe ich noch auf unsere Rentierfreunde und wundere mich nur über deren plötzliche Unruhe, bis ich fast von einer Horde Touristen in roten Einheitsoveralls niedergetrampelt werde. Dennoch schaffe ich es unversehrt zurück zum Hotel und hier könnte der Tag jetzt völlig unspektakulär mit drei B's (dem üblichen Bier, Buffet und einer Partie Backgammon) enden. Jedoch, als wir ohnehin gerade Richtung Hütte aufbrechen wollen, gibt einer der Mitarbeiter gerade Bescheid, dass draußen Nordlichter zu sehen seien, wenn auch bisher nur schwach. Nun gut, denke ich mir, eigentlich ließ die Vorhersage heute gar keine Nordlichter vermuten, aber wenn man sowieso gerade raus will, kann man ja mal schauen. Nicht sonderlich spektakulär, aber da ich gerade ohnehin in voller Wintermontur bin, schleppe ich mal das Stativ samt Kamera nach draußen. Zumindest hat man mit den verschneiten Hütten schonmal ein ganz nettes Motiv vor den Nordlichtern.
Die Lightshow kommt nun aber wider Erwarten noch ordentlich in die Gänge und so finde ich mich recht bald wie am ersten Abend im Tiefschnee hinter der Hütte wieder und habe drei wichtige Erkenntnisse:
1. - 15 °C sind deutlich angenehmer als -26.
2. Mit Kontaktlinsen fotografiert es sich wesentlich besser als mit dauerbeschlagener und gefrorener Brille
und
3. auch Nordlichter Fotografieren braucht Übung.
Diesmal ist schon einiges Brauchbares ohne Bearbeitung dabei.
Die Lightshow ist heute Abend wirklich nochmal beeindruckend, schon mit bloßem Auge ist es ein tolles Schauspiel, auch wenn es in Langzeitbelichtung nochmal deutlich grüner wirkt. Im weiteren Verlauf des Abends sind noch einige schöne Lichtbögen über dem Glasdach zu sehen. Und das bei geringer vorhergesagter Aktivität und eigentlich auch bewölktem Wetter. Da kann man sich nun wirklich nicht beschweren.
 

plotz

Erfahrenes Mitglied
26.05.2015
1.093
304
Wie beim letzten Mal schön geschrieben und schön fotografiert! :)
 

shauri

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Winter We're coming. Gesammelte Werke aus Lappland (8)



Weil auch der Gatte Gefallen an Langlauf gefunden hat, leihen wir uns auch heute wieder ein Paar Ski im Hotel aus. Kostet ja schließlich nichts und das Wetter ist traumhaft und geradezu frühlingshaft mit - 7 °C.
An der Hütte mit den Ski treffen wir auch wieder auf unsere Freunde.
Man kennt sich inzwischen.



Eigentlich wollen wir eine Runde auf dem zugefrorenen und verschneiten Fluss drehen, aber da müssen wir erst einmal hin. Wir entscheiden uns für den Weg über einen Seitenarm und wollen eigentlich die kleine Insel gegenüber umlaufen. Das funktioniert aber nicht wie geplant und so queren wir den kleinen Wald über einen Pfad im Tiefschnee, wo ich mein Talent als Spurgerät für Loipen für meinen Mann entdecke.
Unser Einsatz wird belohnt und irgendwann treffen wir auf den Fluss.


Die meiste Zeit sind wir trotz des schönen Wetters alleine unterwegs, ab und an begegnet uns ein Schneemobil und in der Nähe von Ivalo treffen wir auf eine Gruppe Langläufer vom Hotel Ivalo sowie eine Gruppe mit Hundeschlitten. Nachdem wir schon über eine Stunde unterwegs sind, da der weg durch den Wald ziemlich viel Zeit gekostet hat, kehren wir am Ortseingang Ivalo auch wieder um und fahren zurück zum Hotel.

Nach einer kurzen Mittagspause entschließen wir uns, die schweren Beine noch bei einem kleine Spaziergang durch die Umgebung zu vertreten, wir haben bei unserer Skitour am Morgen noch einen kleinen Trail entdeckt, den wir mit Ski aber nicht abfahren wollten.
Auf dem Weg dorthin beobachten wir noch die Rentiergymnastik unserer Hotelrentiere:

Man versucht wohl, an irgendwelche Äste oder daran befindliche Flechten zu kommen.
Nach fast einer Woche scheinen uns die Tiere auch zu kennen und bleiben am Zaun stehen, wenn ich mich nähere.
Wir wandern über kleine Pfade
zum Beginn des Lappnature Trails, den wir heute Morgen gesehen hatten.
Es scheint sich hier nicht nur um einen, sondern um mehrere Trails zu handeln, also laufen wir schön aber ein wenig unstrukturiert durch die Gegend.
Landschaftlich ist es auch hier wieder sehr schön, der Wald wechselt zwischen Kiefern und Birken. Und außer zwei Franzosen und zwei riesigen, wild bellend ihr Grundstück bewachenden Hunden treffen wir die ganze Zeit niemanden.
Nach einer gut 4 km langen Runde erreichen wir wieder unser Hotel und finden auch das zweite Rentiergehege unterhalb. Hier führt zwar auch die Loipe vorbei, aber da waren wir wohl zu beschäftigt, als dass es uns auffiel.


Auch hier gibt es Rentiergymnastik zu beobachten, so ein frisches Geweih kann halt schonmal ziemlich jucken.


Wie sollte es auch anders sein, auch zwei der wilden Artgenossen kommen mal wieder vorbeispaziert.
Man versucht, uns oder die Rentiere im Gehege wohl zu überreden, etwas von dem Futter herauszugeben.


Funktioniert aber nicht, wir kommen nicht ran und die Herrschaften drin rücken natürlich nichts raus. Aber man kennt sich offenbar gut genug für einen kleinen Plausch am Zaun.

Nach reichlich körperlicher Betätigung haben wir uns natürlich auch unser Buffet verdient. Da wir noch etwas früh sind, gönnen wir uns heute vorm Essen schon eine Runde Backgammon und dazu einen Cocktail, der erstaunlicherweise das gleiche wie ein Bier kostet.
Ich trinke einen Cocktail mit Cloudberry, Vodka und Sprite, mein Man vergleichbares mit saurem Apfel. Auch mal ganz lecker. Nach dem wie immer hervorragenden Buffet gibt es noch leckere Blaubeerpfannkuchen zum Nachtisch. Man braucht ja Kalorien, es sind wieder Nordlichter vorhergesagt, und heute wollen wir uns mal noch ein Stück von der Hütte weg aufs freie Feld bewegen. Wäre ja toll, wenn es heute zum 6. Abend in Folge klappen würde. Unser netter Kellner spart jedenfalls bei seinem Rundgang, bei dem er die Gäste über die voraussichtlichen Nordlichter informiert, unseren Tisch mit den Worten "Jaja, ihr kennt's ja schon." aus.


Wie immer pünktlich gegen 21 Uhr sind ein paar helle Schlieren am Himmel erkennbar, also noch wärmer eingepackt als sonst. Wir sind inzwischen wieder bei unter -20 °C, da zieht frau auch mal 2 Paar lange Unterhosen unter die Skihose und noch einen dicken Wollpulli über Rolli und Funktionsshirt. Man bewegt sich beim Fotografieren ja nicht allzuviel.
Wir transportieren die Kamera vors Haus und schon setzt eine beeindruckende Lightshow (sogar die beeindruckendste seit unserem ersten Abend) ein:
Bei immer stärker werdenden Leuchten fotografiere ich mich so langsam den Weg entlang bis zum Haupthaus.
Dahinter hat man an der Loipe und dem Rentiergehege einen recht freien Blick richtung Fluss und kann das Spektakel völlig ungestört fotografieren, hier ist nämlich sonst keiner. Auch Orion ist neben dem Grünschleier gut zu erkennen. Es ist mit Abstand die klarste Nacht heute.
Hier über dem freien Feld kann man die sich ständig ändernden und immer noch verstärkenden grünen Schleier wirklich sehr gut fotografieren.

Fast schon klischeehaft wabert und schlängelt das Grün heute über den Himmel. War es bisher schon immer faszinierend und schön anzusehen, zeigt uns die Aurora heute mal, was sie so richtig draufhat. Da sage ich doch als Fotografin nicht nein und belichte fröhlich vor mich hin.
Es entstehen reichlich Bilder, die gar nicht mehr viel Bearbeitung benötigen werden. Leider entstehen zwischenzeitlich auch bei uns beiden sehr kalte Füße, und als dann auch der Kameraakku schlapp macht und das Objektiv anfängt einzufrieren, verkneife ich mir einen Akkuwechsel in der Kälte und wir begeben uns ins Warme. Spektakulär war es auf jeden Fall. Und, wie praktisch, wir haben ja noch unsere Hütte mit Glasdach, also neuen Akku in die Kamera, das inzwischen mit einer Eisschicht bedeckte Objektiv vorsichtig abgetaut und weiter fotografiert.
Gewohnte Perspektive aber deutlich mehr Aktivität als die letzten Abende. Dabei war der KP Wert eigentlich an allen Tagen außer Samstag der gleiche und die Wahrscheinlichkeit laut Aurora-App auch nicht anders als sonst. Aber man sieht es ja mit eigenen Augen/Objektiven, und Vorhersagen sind hier weder bei Wetter noch bei Aurora das Maß aller Dinge.
Auch hier ist bisher nichts an den Fotos bearbeitet. Irgendwann wird das Glühen wieder schwächer und uns fällt ein, dass wir vor einigen Tagen noch Kulturgut eingekauft haben. Wenn einem so viel gutes widerfährt, ist das wohl noch ein finnisches Bierchen wert.
Bei Tähkä handelt es sich im Übrigen um ein sehr süffiges (und NICHT fruchtiges) Weizenbier, das Lager ist uns ja schon zu Genüge bekannt.
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
[h=3]Winter we're coming. Gesammelte Werke aus Lappland (9)[/h]

Heute ist es ausnahmsweise mal bewölkt, aber das hält uns nicht davon ab, den Tag nach dem Frühstück mit einer Stunde Langlauf bei - 20 °C um 11 Uhr morgens zu beginnen. Nach 4 Tagen mit Skiausflügen melden sich dann doch die alten Knochen unterwegs öfters mal, zumal es auf dem stark gefrorenen Schnee im Vergleich zu den "Lauen Frühlingstemperaturen" der letzten Tage doch ziemlich anstrengend ist. Danach erscheint der Tag erstmal gelaufen, wir sind beide ziemlich platt und das Wetter verlockt mit immernoch -15 °C und Wolken immer noch nicht zu allzugroßen Aktivitäten mit schweren Beinen. Irgendwann fällt uns ein, dass es ein paar Kilometer weiter noch den Wild Spirit Park gibt. Wir fahren hin, aber er hat leider geschlossen. Passt irgendwie zu unserer Motivation. Nebenan ist ein kleines Naherholungsgebiet mit Wanderwegen um den Berg Jänkkävaara , die im Winter allerdings, wie wir schon vermutet haben, als Loipen umfunktioniert wurden. Wir überlegen kurz, doch nochmal die Langlaufski holen zu gehen, aber vermutlich wäre das Auto zu kurz und der Nachmittag ist inzwischen doch recht weit vorangeschritten.
Wir entschließen uns, anstelle des Wildparkbesuchs einfach noch an der Rentierfütterung bei uns im Hotel teilzunehmen, sofern in nächster Zeit eine stattfindet. Wir fragen an der Rezeption nach, für heute ist keine Rentierfütterung mehr geplant, aber Guide Samuli hat gerade Zeit und ist so nett mit uns die Rentiere zu füttern.
Als erstes und auch am intensivsten lernen wir "Mel Gibson", das wohl gefräßigste Rentier aller Zeiten kennen. Er scheint absolut keine Scheu zu haben, so lange man Flechten bei sich führt.


Man könnte ihn schon fast als ein wenig penetrant bezeichnen,

aber immerhin macht er auch Männchen, wenn man ihn mit Flechten motiviert. Immerhin wissen wir jetzt auch, wen ich gestern gestern bei der Rentiergymnastik fotografiert habe.


Die Rentiere hier gehören wohl alle unterschiedlichen Besitzern und werden hier im Gehege eingestellt, teilweise werden sie irgendwann geschlachtet und einige - wie zum Beispiel unser gefräßiger Mel - zu Schlittenrentieren ausgebildet. Für Flechten scheint der Gute ja alles zu tun.
Nach und nach trauen sich noch ein paar andere Rentiere in die Nähe, auch ein paar weiße gibt es hier. Da diese im Sommer keinerlei Tarnung haben, werden sie wohl in freier Wildbahn meist nicht älter als ein Jahr.


Auch das älteste Rentier, immerhin etwa biblische 10 Jahre alt, schaut mal vorbei, lässt sich aber nicht bis auf Handfütterungsreichweite anlocken.




Es entschließt sich, lieber erstmal etwas Schnee zu trinken - Rentiere decken ihren Flüssigkeitsbedarf im Winter mit Schnee,
um danach ein wenig am Salzstein zu lecken.


Insgesamt nochmal ein sehr schönes Erlebnis zum Abschluss.
... und immerhin wissen wir jetzt, dass es in Lappland nicht nur Santa Claus, sondern auch Einhörn(ige Rentiere)er gibt.
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
[h=3]This is Fin(n)ish, but not the End. Der Rest von Lappland (1)[/h]
Tja, was erzählt man, wenn es eigentlich nichts mehr zu erzählen gibt...?

Lappland hat uns mit starkem Schneefall verabschiedet und da wir nicht mit nassen Klamotten ins Flugzeug wollten, haben wir den Schneefall vom Aufenthaltsraum bewundert.

Unsere Rentierfreunde,

deren Anführer ich inzwischen aus gutem Grund auf den Namen "Pissbert"
getauft habe - er kommt immer, schaut ob man was zu essen hat und stellt sich wenn nicht erstmal X-Beinig hin und lässt laufen -
schauen trotz des Schneefalls wieder vorbei und ich mache ein paar Abschiedsfotos.

Gegen 13 Uhr befreien wir das Auto problemlos vom lockeren Schnee und fahren wieder Richtung Flughafen. Ich bewundere vor allem die schöne Deckenbeleuchtung

und die riesigen Schneepflüge, viel mehr hat der winzige Flughafen im Grunde auch nicht zu bieten.

Der A319-114 D-AILF in Star Alliance Liverey landet trotz des Schneefalls pünktlich und löst bei zwei benachbarten Damen die Diskussion aus, ob die Star Alliance wohl eine Tochtergesellschaft der Lufthansa sei. Naja sowas ähnliches.

Boarding und Start sind pünktlich, beim Rollen zur Startbahn werden wir von einer Dreierreihe aus riesigen Schneepflügen eskortiert. Beeindruckend.

Der Rückflug verläuft bis zum Landeanflug völlig unspektakulär, so unspektakulär, dass man uns nichtmal mit neuem Essen nach dem Leckeren vom Hinflug überrascht, offenbar weil wir das vom Hinflug so gelobt haben, entscheidet man sich kurzerhand, es auf dem Rückflug nochmal zu servieren. Immerhin schmeckt es auch wieder gut. Der Landeanflug auf Frankfurt ist dank den ersten Ausläufern von Sturm "Eberhard" bereits ziemlich wacklig, aber wir schaffen es immerhin noch im ersten Anlauf zu landen.

Wir treffen uns am Flughafen mit meinem Vater, fahren zu meinen Eltern um den Hund in Empfang zu nehmen, der uns erstmal vor Freude (oder Frust dass auch sein Urlaub endet) in der Nacht auf Sonntag mit Durchfall beglückt. Nach extrem stürmischer Fahrt und ein paar Umwegen bedingt durch umgefallene Bäume im eigenen zu Hause angekommen, ist dann aber alles wieder gut und wir fliegen noch eine Runde Gassi, nachdem der Sturm inzwischen seine volle Stärke erreicht hat.
Abschließend kann ich sagen, dass es für mich ein absoluter Traumurlaub war, mein Mann fand es auch ganz wunderbar. Ich liebe Schnee und Kälte, wir hatten noch dazu wahnsinniges Glück mit Wetter und Nordlichtern. Das Hotel Aurora Village in Ivalo hat uns sowohl in Hinblick auf die Unterkunft als auch auf Essen und Service voll und ganz überzeugt.

...und das wichtigste: ich habe mit Finnisch-Lappland endlich alle Elche auf meinem T-Shirt, das ich 2015 in Stockholm erworben habe, abgearbeitet.
In den kommenden Tagen werde ich noch die Fotos bearbeiten und noch ein paar davon hier einstellen, insbesondere wahrscheinlich Nordlichter, nachdem ich gestern schon bei den ersten Nordlichtfotografien zu dem Schluss kam, irgendwie ist das alles Fake, wenn man so sieht, was nach der Bearbeitung alles im Foto ist, was die Kamera wohl abgelichtet, das Auge und Originalbild aber nicht immer gezeigt haben. Es bleibt also spannend, was auf den Fotos noch so alles an Nordlichtern zu finden ist.