Transsibirische Eisenbahn im Februar 2019

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Citadel

Erfahrenes Mitglied
11.03.2015
250
6
DXB / HAM
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Da ich mich im Sommer 2018 verzweifelt durch dieses Forum gewühlt habe, auf der Suche nach Inspiration und Hilfestellung zu einer möglichen Winterreise mit der Transsibirischen Eisenbahn, habe ich mich entschlossen nun, nach getaner Arbeit, auch meinen ersten schmalen Reisebericht beizusteuern.
Für mich war es erstaunlich, dass in diesem Forum so wenig Input zu dieser zwar recht speziellen aber auch sehr bekannten Reise zu finden war.
An dieser Stelle möchte ich mich aber direkt bei den beiden Forenbrüdern helli1860 und Kalttaucher bedanken, die mit ihren Berichten meine Motivation für dieses spannende Unterfangen deutlich steigern konnten.
Es bestand bei uns schon länger der Wunsch einmal russische Weiten und den zugefrorenen Baikalsee zu erleben, jedoch scheuten wir uns den größeren Planungsaufwand anzugehen, und bei mir persönlich war dieser Reisetyp doch immer mit enormen Kosten und starken Komforteinbußen besetzt.
Somit liegt meine eigentliche Hauptmotivation diesen Reisebericht zu tippen, darin, den einen oder anderen geschätzten Mitinsassen hier, davon zu überzeugen, dass eine Reise mit "der Transsib" auf der einen Seite wunderschön ist, aber auf der anderen Seite auch einfacher, komfortabler und güstiger, als es der eine oder andere vielleicht erwartet.

Kurz zu uns:
Paar anfang 30. Sehr reisebegeistert. In der Regel 2 Fernreisen pro Jahr. Fokus eher auf Landschaft und Natur. Schönen Städten, guten Hotels und gutem Essen sind wir aber auch nicht abgeneigt.

Reiseplanung:
Recht schnell war klar, dass es die bei Touristen beliebteste Transmongolische Route werden sollte. Bis Irkutsk (Das Tor zum Baikalsee) nehmen alle 3 Routen den gleichen weg. Ab Irkutsk (das Hauptziel der Reise) gab es 2 schlagkräftige Argumente für die Route durch die Mongolei. Zum einen sollte ein Stop in der Mongolei uns ein weiteres NaturHighlight bieten, zum anderen waren wir beide (außer HKG) noch nie in China, sodass ein bischen chinesische Landschaft aus dem Zug und 3 Tage Essen in Peking sehr attraktiv erschien.
Da wir Moskau kennen, entschieden wir uns erst in Yekatarinburg zu starten.

Die Flugbuchung erfolgte somit wie folgt:
AY1426_HAM – HEL
AY0725_HEL – SVX

AY0086_PEK – HEL
AY1425_HEL - HAM
Die Flugdauer (Hin 06:35h / Rück 13:55h) war eindeutig am attraktivsten, mit Finnair hatte ich bis dato nur gute Erfahrungen gemacht, oneworld saph lag vor und der Preis von 530€ p.P. in Eco erschien fair.




Soweit für heute (so langsam setzt mir der medizinische Rum-Grog zu :eek:)...




In den kommenden Tagen plane ich zu folgenden Bereichen noch kurze Posts:

  • Beschaffung der Visa
  • Planung und Buchung der Zugverbindungen
  • Beschaffenheit der Züge/Komfort
  • Kurzbericht Yekatarinburg
  • Kurzbericht Novosibirsk
  • Kurzbericht Irkutsk/Baikalsee
  • Kurzbericht Ulan-Bator/Terelj-Nationalpark
Da dies mein erster Bericht ist, bitte ich zum einen um Nachsicht und freue mich zum anderen über Hinweise und Verbessungsvorschläge aller Art.
 

flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.600
503
Klar wird hier aufmerksam verfolgt.

Danke dass du dir die Mühe machst.

Das Ziel habe ich auch vor. Daher darf gerne auch alles ausführlich sein, auch Kleinigkeiten. Das wird niemanden langweilen.

Flyglobal
 
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Reaktionen: Citadel und koelntom

Citadel

Erfahrenes Mitglied
11.03.2015
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DXB / HAM
Freue mich auch schon auf den Report. Habt ihr marginale Russisch-Kenntnisse?

"guten morgen" / "guten tag" / "danke" / "bitte" mehr hatten wir nicht zu bieten....

In Verbindung mit einem ehrlichen Lächeln haben uns aber schon diese 4 Ausdrücke deutlich weiter geholfen.
Und für Notfälle funktioniert google translate sogar in Sibirien ziemlich zuverlässig.
 

Citadel

Erfahrenes Mitglied
11.03.2015
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DXB / HAM
Beschaffung der Visa

Da wir als deutsche Staatsbürger für die Mongolei glücklicherweise kein Visum brauchten, galt es nun möglichst schnell an die 2 Visa für Russland und China zu kommen.

Für das russische Visum wird benötigt:

  • Einladung (bei einem x-beliebigen Onlineanbieter für 25€)
  • AKV (Kopie)
  • Passbild
  • Online ausgefüllter Visumsantrag
  • detaillierte Angabe des Reiseverlaufs nebst zugehöriger Buchungen
Da uns am 1.Weihnachtstag "plötzlich" bewusst wurde, dass für einen Reisestart am 15.02. das Thema Visumbeschaffung schnellstens starten musste, wurde bei der russischen Botschaft in Hamburg online der nächste freie Termin (28.12.) vereinbart, der Visumsantrag online ausgefüllt/ausgedruckt und bei einem x-beliebigen Anbieter eine Einladung "gekauft". Nun hatte ich 2 Tage Zeit den groben Reiseverlauf zu planen (siehe Foto unten).
Obwohl bis hierhin nur der Flug gebucht war, wurde in der russischen Botschaft alles problemlos akzeptiert, und unser Visum war 10 Tage später erteilt (35€ p.P.).
Rückblickend bin ich doppelt froh, dass wir keine Visum-Agentur beauftragt haben, denn so ging es schneller, wir haben Geld gespart, und es war eine nette Einstimmung in die russische Mentalität (y)



Das chinesische Visum war mit 125€ p.P. zwar teurer, aber dafür noch einfacher zu Beschaffen.
Benötigt wurde:

  • AKV (Kopie)
  • Passbild
  • detaillierte Angabe des Reiseverlaufs nebst zugehöriger Buchungen
  • bestätigte Buchung der Ausreise (Flugbuchung)
  • bestätigte Buchung der Einreise (Buchungsbestätigung Zug UlanBator – Peking)
Da der Reiseplan bereits stand, musste ich nur die eine Zugbuchung erledigen und wir konnten uns (kein Termin notwendig) auf den Weg zum chinesischen Visazentrum Hamburg machen. Hier gab es ein kurzes Gespräch, in dem meine detaillierte Reiseverlaufsplanung explizit gelobt wurde ;), und keine 10 Tage später war unser Visum abholbereit.

Nachdem ich diverse Blogs zum Thema Transsib und den dafür notwendigen Visa gelesen habe, hatte ich mir das ganze Procedere doch deutlich aufwendiger vorgestellt.
Aus meiner Sicht sind die wesentlichen Dinge die beachtet werden müssen:

  • Reiseverlauf vorher planen
  • Ausreichend Zeit für die Beschaffung der Visa einplanen (da sie nacheinander beantragt werden müssen)
  • Reihenfolge einhalten (erst Russland, dann China)

Verlauf.png
 

Citadel

Erfahrenes Mitglied
11.03.2015
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DXB / HAM
Buchung der Zugtickets

Wer mit der transsibirischen Eisenbahn fährt, und Zwischenstops machen möchte, der muss jedes Segment einzeln buchen. Es gibt keine MultiStop-, HopOnHopOff-, oder Flextickets :)
Das führt im Ergebnis natürlich dazu, dass der Gesamtticketpreis mit jedem Stop etwas steigt, und dass eine ziemlich präzise vorab-Plaungung notwendig ist.
Ich empfand die Zugbuchung insgesamt aber als erstaunlich günstig, einfach und flexibel.
Insbesondere auf der Route zwischen Moskau und Irkutsk verkehren eine Vielzahl von ziemlich unterschiedlichen Zügen, sodass täglich mindestens 2 Züge in Frage kamen.
Auf der Strecke Irkutsk-UlanBator wird die Frequenz dann deutlich geringer und auf der Strecke UlanBator-Peking stehen dann nur noch 2 Züge pro Woche zur Auswahl.
Somit ist es unbedingt empfehlenswert das Zugrouting "rückwärts aufzubauen" (bei geplanter Fahrt von West nach Ost).
Ich habe für die Buchung der ersten 3 Segmente das russische Komplementär zur DeutscheBahn Website genutzt. Die Seite hat aus meiner Sicht folgende Vorteile:

  • sehr Übersichtlich
  • größtes Angebot (es werden wirklich alle Züge aufgeführt)
  • billigster Preis (andere Portale nehmen teils heftige Aufschläge)
  • Austellung von E-Tickets zum unmittelbaren selber ausdrucken (das Procedere der anderen Anbieter fand ich teils unnötig komplizert)
Hier der Link: https://pass.rzd.ru/main-pass/public/en

Es wurden folgende Tickets gebucht:

  • 100H - Ekaterinburg -> Novosibirsk – 21:36h – 2.Klasse 65€ p.P.
  • 008H – Novosibirsk -> Irkutsk – 31:34h – 1.Klasse 125€ p.P
  • 306N – Irkutsk -> UlanBator – 22:30h – 1.Klasse 170€ p.P

Das letzte Segment von UlanBator nach Peking war leider nicht über die rzd.ru Seite buchbar, und ich musste mich anderweitig umsehen. Hier haben sich dann die beiden Seiten www.seat61.com und www.realrussia.co.uk/ angeboten. Bei beiden handelt es sich um spezialisierte Agencys die einen super service rund um die Transsibirische Eisenbahn anbieten, jedoch hierfür auch ordentliche Aufschläge berechnen. Ich habe bei www.realrussia.co.uk/ folgendes Ticket gebucht:

  • 024I – UlanBator -> Peking – 31:05 – 1.Klasse 320€p.P.
Etwas nervig war, dass hier eben keine E-Ticket Option bestand, sondern die Tickets in UlanBator persönlich abgeholt werden mussten.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.026
2.505
BER
Wer mit der transsibirischen Eisenbahn fährt, und Zwischenstops machen möchte, der muss jedes Segment einzeln buchen. Es gibt keine MultiStop-, HopOnHopOff-, oder Flextickets :)
Das führt im Ergebnis natürlich dazu, dass der Gesamtticketpreis mit jedem Stop etwas steigt, und dass eine ziemlich präzise vorab-Plaungung notwendig ist.
Ich empfand die Zugbuchung insgesamt aber als erstaunlich günstig, einfach und flexibel.
Insbesondere auf der Route zwischen Moskau und Irkutsk verkehren eine Vielzahl von ziemlich unterschiedlichen Zügen, sodass täglich mindestens 2 Züge in Frage kamen.
Auf der Strecke Irkutsk-UlanBator wird die Frequenz dann deutlich geringer und auf der Strecke UlanBator-Peking stehen dann nur noch 2 Züge pro Woche zur Auswahl.
Somit ist es unbedingt empfehlenswert das Zugrouting "rückwärts aufzubauen" (bei geplanter Fahrt von West nach Ost).
Ich habe für die Buchung der ersten 3 Segmente das russische Komplementär zur DeutscheBahn Website genutzt. Die Seite hat aus meiner Sicht folgende Vorteile:

  • sehr Übersichtlich
  • größtes Angebot (es werden wirklich alle Züge aufgeführt)
  • billigster Preis (andere Portale nehmen teils heftige Aufschläge)
  • Austellung von E-Tickets zum unmittelbaren selber ausdrucken (das Procedere der anderen Anbieter fand ich teils unnötig komplizert)
Hier der Link: https://pass.rzd.ru/main-pass/public/en

Es wurden folgende Tickets gebucht:

  • 100H - Ekaterinburg -> Novosibirsk – 21:36h – 2.Klasse 65€ p.P.
  • 008H – Novosibirsk -> Irkutsk – 31:34h – 1.Klasse 125€ p.P
  • 306N – Irkutsk -> UlanBator – 22:30h – 1.Klasse 170€ p.P

Das letzte Segment von UlanBator nach Peking war leider nicht über die rzd.ru Seite buchbar, und ich musste mich anderweitig umsehen. Hier haben sich dann die beiden Seiten www.seat61.com und www.realrussia.co.uk/ angeboten. Bei beiden handelt es sich um spezialisierte Agencys die einen super service rund um die Transsibirische Eisenbahn anbieten, jedoch hierfür auch ordentliche Aufschläge berechnen. Ich habe bei www.realrussia.co.uk/ folgendes Ticket gebucht:

  • 024I – UlanBator -> Peking – 31:05 – 1.Klasse 320€p.P.
Etwas nervig war, dass hier eben keine E-Ticket Option bestand, sondern die Tickets in UlanBator persönlich abgeholt werden mussten.
Ufff, Zugfahren in der RF ist teuer geworden.

Seit ich mit meiner +1 zusammen bin (aus der RF), kommen lange Zugreisen leider nicht mehr in Frage: "Das mach mal lieber ohne mich".

Davor bin ich aber viele 10.000km gefahren. Moskau-Irkutsk in Platzkart (Grossraumliegewagen) ist mir als 70 Euro ca. In Erinnerung geblieben, das war 2005.

Die Daumenregel war aber früher: je niedriger die Flugnummer, desto höher Geschwindigkeit und Komfort, aber auch der Preis. Am teuersten waren 'firmennye poezda'. Internationale Zuge waren immer noch teurer. Tickets waren anderthalb Monate vor Reisedatum im Verkauf. Ist das immer noch so?
 
Zuletzt bearbeitet:

Citadel

Erfahrenes Mitglied
11.03.2015
250
6
DXB / HAM
Ich bitte um entschuldigung, dass es so lange keine Fortführung von mir gegeben hat.
Ich hoffe ich komme jetzt über Ostern mal ein Schritt weiter.

Ufff, Zugfahren in der RF ist teuer geworden.

Seit ich mit meiner +1 zusammen bin (aus der RF), kommen lange Zugreisen leider nicht mehr in Frage: "Das mach mal lieber ohne mich".

Davor bin ich aber viele 10.000km gefahren. Moskau-Irkutsk in Platzkart (Grossraumliegewagen) ist mir als 70 Euro ca. In Erinnerung geblieben, das war 2005.

Die Daumenregel war aber früher: je niedriger die Flugnummer, desto höher Geschwindigkeit und Komfort, aber auch der Preis. Am teuersten waren 'firmennye poezda'. Internationale Zuge waren immer noch teurer. Tickets waren anderthalb Monate vor Reisedatum im Verkauf. Ist das immer noch so?

Ja, besonders günstig ist komfortables Zugreisen in Russland nicht, das stimmt. In meinen recherchen vorab bin ich jedoch immer wieder auf die "Pauschal-Reise"-Sonderzüge wie z.B. Zarengold gestoßen, und diese Reisen werden ab 8.000€ verkauft. Die Blogs zum Thema Individualreisen auf der Linie der Transsib hatten stets den Tenor, dass man 1.000€ p.P. für eine Zugreise in der zweiten Klasse rechnen sollte, von daher war ich schlussendlich eher überrascht/erfreut, dass wir bei Buchung von hauptsächlich erster Klasse sogar unter 700€ p.P. geblieben sind.

Die Zugnummernlogik (je niedriger die Zugnummer, desto schneller und vor allem komfortabler sind die Züge) hat bis heute bestand. Aus dieser Betrachtung muss man nur die internationalen Züge herausnehmen, denn hier wird wohl teilweise eine andere Logik zugrunde gelegt. So war Zug 306N von Irkutsk nach UB nach dem chinesischen der zweitbeste Zug.
Die Buchungfrist von 45 Tagen vor Abreise hat auch bis heute bestand. Abgesehen von der Umstellung der Uhrensystematik hat sich wohl nicht so viel verändert in den letzten 20 Jahren ;)
 

Citadel

Erfahrenes Mitglied
11.03.2015
250
6
DXB / HAM
Die Züge

Der Weg zum ersten "Leg" (Ekaterinburg-Novosibirsk) war schon ein spannender Moment. Per Taxi (über die hervorragende App yandex.taxi) sind wir für 2€ zum Bahnhof gefahren. Dort angekommen suchten wir zunächst das Tor der äußeren Umzeunung des Bahnhofs (Sicherheit wird hier ernstgenommen), bevor wir uns auf den Weg ins eigentliche Bahnhofsgebäude machen konnten. Hier am Eingang mussten wir die flughafenähnliche Security überwinden. Orientierung/Gleis finden geht ganz problemlos dank großer Anzeigetafeln in kyrillisch und englich sowie guter Übersichtlichkeit dank Zugnummern und jeweiliger Endhaltestelle.
Zu unserem Glück wurde vor 1 oder 2 Jahren das Zeitsystem im russischen Bahnbetrieb umgestellt, und so steht heutzutage (wie überall sonst auf der Welt) an Bahnhöfen, auf Zugtickets und in den Zügen die jeweilige lokale Zeit. Früher wurde im Bahnbetrieb grundsätzlich ausschliesslich die Moskauer Zeit angewendet, sodass immer zurückgerechnet werden musste.
Am Zug angekommen war schnell der richtige Wagon gefunden, und wir standen vor der für unseren Wagon zuständigen Provodnitsa, deren körpersprache eher an die eines Türstehers denn einer Schaffnerin erinnerte.
Provodnitsa heissen die Schaffnerinner in den russ. Fernverkehrszügen die jeweils zu zweit in 12/12-Stunden Schichten für einen Wagon zuständig sind. Die Damen machen von Ticket-und Passkontrolle, über den Kioskverkauf, die Wagon-Innenreinigung (im gesonderten Outfit), bis hin zur Bremsen-und Unterboden Kontrolle bei jedem Zwischenstop, alles was anfällt, und sind DIE Authoritätspersonen im Wagon. Hier von vorneherein ein gutes Verhältnis zur Provodnitsa aufzubauen stellte sich als sehr hilfreich heraus, dafür sind 2 oder 3 Brocken russisch sicher Gold wert.
Nachdem die Provodnitsa kleinlichst jedes Detail unserer Tickets und Pässe mit ihrer Liste abgeglichen hatte durften wir einsteigen. In unserem 2.Klasse 4er-Abteil waren die beiden rechten (oben/unten) Pritschen bereits von 2 Russen belegt, welche ganz offensichtlich schon seit Moskau in diesem Abteil wohnten und sich dementsprechend ausgebreitet hatten. So ein 4er Abteil ist ziemlich eng, hat aber erstaunlich viel Stauraum, sodass wir unser Gepäck gut unterbringen konnten. Unsere beiden Mitreisenden konnten kein Wort englisch sodass es zu kaum einem Austausch kam. Die schmalen Liegen reichen aber durchaus für einen vernünftigen Schlaf. Für uns war die Erfahrung mit Fremden ein 4er Abteil zu teilen auf dieser Reise für zumindest einen gewissen Grad an Authentizität ein absolutes Muss, wer allerdings nicht so belastbar in den Bereichen Körpergerüche, Essensgerüche und Geräuschpegel ist, dem ist das nicht unbedingt zu empfehlen ;)
Die folgenden 3 "Legs" wurden dann in der ersten Klasse zurückgelegt. Ich empfand schon die Privatsphäre im 2er Abteil als puren Luxus, aber auch die etwas breiteren und komfortableren Liegen, der verbaute Fernseher, und natürlich das witzige AmenityKit waren klasse.
Alle russischen Fernverkehrswagons sind ziemlich ähnlich aufgebaut: An einem Ende des Wagons steht ein Samowar an dem Rund um die Uhr kostenfreies 95grad heisses Wasser gezapft werden kann. Direkt daneben ist das Abteil der Provodnitsa, aus dem sie auch ihren Kiosk betreibt. Hier gibt es SoftDrinks, Schokoriegel, YumYum-Süppchen etc. zu sehr humanen Preisen. Und an beiden Enden des Wagons gibt es jeweils eine Toilette. Diese sind sicher nicht schick, aber dank der sehr pflichtbewussten Provodnitsas (mindesten alle 6 Stunden wurde das PutzDress angelegt) stets sauber und somit akzeptabel. Hier ist der Unterschied von zweiter zu erster Klasse auch auffällig, denn die Toiletten sind in besserem Zustand, und werden nur von halbsovielen Mitreisenden benutzt. Nur im chinesischen Zug ist der Aufbau anders. Hier liegt immer zwischen 2 Abteilen eine verrückte Dusch/Toiletten-Kombi welche nur aus den 2 jeweils links und rechts liegenden Abteilen betreten werden konnte.
In Vorbereitung dieser Reise bin ich nun doch noch schwach geworden und habe mir zum ersten mal einen Instagram-Account zugelegt, wenn jemand an weiteren Fotos interessiert ist, gerne hier: https://www.instagram.com/travelling.hamburger/


Zug 008 von Novosibirsk nach Irkutsk:
20190225_080532_resized.jpg 20190220_233944_resized.jpg



Das AmenityKit:
20190220_235814_resized.jpg 20190220_235723_resized.jpg



Bahnhof Irkutsk und Zug 306N von Irkutsk nach UlanBator:
20190225_080800_resized.jpg 20190225_151253_resized.jpg 20190225_081019_resized.jpg



Zug 024I von UlanBator nach Peking:
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Tesla

Aktives Mitglied
13.12.2016
174
400
AKL
Vielen Dank für diesen Bericht und deine ausführlichen Details! Diese Reise steht bei mir hoffentlich auch innerhalb der nächsten Jahre an. Das es dazu im VFT nicht zu viel Infos vorher gab wundert mich wiederum nicht, schließlich sitzen die meisten Nutzer doch lieber im Flugzeug, nehme ich an.

Das chinesische Visum war mit 125€ p.P. zwar teurer, aber dafür noch einfacher zu Beschaffen.

125 €?! :eek: 2014 habe ich im von der chinesischen Botschaft beauftragten VAC in Berlin irgendwas um die 40 € bezahlt, letztes Jahr dann 40 NZ$ (ca. 24 € - chinesische Botschaft in Wellington, Neuseeland) und dieses Jahr 30 US$ (ca. 27 € - chinesisches Konsulat in Saigon, Vietnam). Klar, die letzten beiden Optionen kommen/kamen für euch nicht in Frage, aber wurden die Gebühren in Deutschland wirklich so krass erhöht?
 

Pat217

Aktives Mitglied
12.09.2012
168
89
Nur eine kurze Anmerkung meinerseits zum Verhältnis Zuggast<->Provodnitsa basierend auf einer Tour auf der Transmongolischen Route. Wer dem Bierkonsum nicht abgeneigt ist, möge den Intrazugerwerb der Dosen ebenfalls sorgfältig planen. Im 002H wurde nämlich von der Provodnitsa, im Restaurantwaggon und von einer Restaurantfachfrau samt mobilem Verkaufswagen Bier verkauft. Wir dachten uns "was soll's, ist doch eh alles ein Zug" und erwarben am ersten Tag fleißig beim mobilen Service. Das ist ein großer Fehler gewesen, denn die Provodnitsa war darüber recht stinkig. Es scheint wohl so, dass jeder Anbieter im Zug auf Kommission verkauft und die Provodnitsa letztendlich immer am längeren Hebel sitzt. Von daher musste der Erwerb täglich gut ausbalanciert werden, damit alle zufrieden gestellt waren.
 

Citadel

Erfahrenes Mitglied
11.03.2015
250
6
DXB / HAM
Vielen Dank für diesen Bericht und deine ausführlichen Details! Diese Reise steht bei mir hoffentlich auch innerhalb der nächsten Jahre an. Das es dazu im VFT nicht zu viel Infos vorher gab wundert mich wiederum nicht, schließlich sitzen die meisten Nutzer doch lieber im Flugzeug, nehme ich an.
125 €?! :eek: 2014 habe ich im von der chinesischen Botschaft beauftragten VAC in Berlin irgendwas um die 40 € bezahlt, letztes Jahr dann 40 NZ$ (ca. 24 € - chinesische Botschaft in Wellington, Neuseeland) und dieses Jahr 30 US$ (ca. 27 € - chinesisches Konsulat in Saigon, Vietnam). Klar, die letzten beiden Optionen kommen/kamen für euch nicht in Frage, aber wurden die Gebühren in Deutschland wirklich so krass erhöht?

Ich bin mir tatsächlich nicht sicher ob es auch günstigere Optionen gibt, aber wir haben ohne Visa-Service auf normalem Weg direkt beim chinesischen Konsulat beantragt, und das war der aufgerufene Preis. Auf Grund des hohen Zeitdrucks wäre ich aber auch nicht auf die Idee gekommen den Preis zu hinterfragen und nach günstigeren Optionen zu suchen ;)


Nur eine kurze Anmerkung meinerseits zum Verhältnis Zuggast<->Provodnitsa basierend auf einer Tour auf der Transmongolischen Route. Wer dem Bierkonsum nicht abgeneigt ist, möge den Intrazugerwerb der Dosen ebenfalls sorgfältig planen. Im 002H wurde nämlich von der Provodnitsa, im Restaurantwaggon und von einer Restaurantfachfrau samt mobilem Verkaufswagen Bier verkauft. Wir dachten uns "was soll's, ist doch eh alles ein Zug" und erwarben am ersten Tag fleißig beim mobilen Service. Das ist ein großer Fehler gewesen, denn die Provodnitsa war darüber recht stinkig. Es scheint wohl so, dass jeder Anbieter im Zug auf Kommission verkauft und die Provodnitsa letztendlich immer am längeren Hebel sitzt. Von daher musste der Erwerb täglich gut ausbalanciert werden, damit alle zufrieden gestellt waren.

Hahaha, das kann ich mir richtig gut vorstellen. Und eine stinkige Provodnitsa gilt es in jedem Falle zu vermeiden.
Wir haben vorbildlich nur bei ihr gekauft, und hatten stets Glück mit den Damen bzw. sind gut mit ihnen ausgekommen.