Urlaub Dahoam oder die vielleicht kürzeste Reise der Welt

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ritesa

Erfahrenes Mitglied
14.05.2013
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Planet Earth
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Vorbereitung

Das Angebot war wieder einmal zu gut - nur der Zeitraum passte nicht. Weder war eine Reise geplant noch hatte ich spontan Zeit für eine. Trotzdem träumte ich mich noch ein bisschen durch die Möglichkeiten. New York, Hongkong, Sydney, London, Paris. Dann kam mir eine Idee: Warum nicht mal Urlaub dahoam? Ich klickte mich durch die Suchmaske. Kettenhotels waren wie fast immer ausgeschlossen, viele andere nur ohne Frühstück oder ohne flexible Stornierung aufgelistet. Ein Hotel aber erfüllte alle Bedingungen. Der reguläre Preis lag bei um die 250€ pro Nacht.

Anreise

Schlafanzug, Zahnbürste, Handy, Geldbeutel, Schlüssel, Buch. Der Rucksack ist schnell gepackt. Um kurz nach 16 Uhr verlassen wir die Wohnung. Die Straße entlang, dann rechts, trübe drei Grad, es wird dunkel. Ein typischer Dezembersonntag. Fröstelnde Touristen bevölkern die Fußgängerzone, wir biegen rechtzeitig links ab und umgehen den Marienplatz. Gegen Viertel nach 4 stehen wir an der Rezeption des Louis Hotel. Eine Mitarbeiterin begleitet uns auf das Zimmer.

Aufenthalt

Das Courtyard-Deluxe-Zimmer im 4. Stock ist stilvoll und durchdacht eingerichtet. Koloniale und japanische Elemente lassen München und den Winter weit weg erscheinen.

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Ein kleiner Balkon geht zum Innenhof, vom Fenster aus schauen wir schräg über uns auf den Turm des Alten Peter, von dem Touristen herunterblicken. Auch die Kuppeln der Frauenkirche sind zu sehen. Zu hören ist außer den Kirchenglocken nichts.

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Im Hotel durchforste ich als Erstes immer das Zimmer: Eine chinesische Teekanne mit zwei japanischen Bechern. Zwei Beutel Grüntee, zwei Beutel Zitronenverbene-Tee. Zwei kleine Glasflaschen Vöslauer, still und prickelnd, gratis. Ein massiver Schreibblock in der Schreibtischschublade.

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Im Kofferschrank die Minibar mit fast normalen Münchner Preisen und der nicht allzu große Fernseher.

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Ein Ausziehschrank mit Safe und Wäschesack im Flur.

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Bademäntel und Schlappen im Bad.

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Die Fußbodenheizung im Bad ist angenehm. Zwischen Badewanne und Zimmer befindet sich eine Glaswand, die aber von innen per Rollo, von außen per Fensterladen verschlossen werden kann.

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Die Toilette ist separat. Der große, lange Schreibtisch und der Kofferschrank teilen den Raum, so dass ein Schlafbereich und ein Wohnbereich entstehen.

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Einziges klares Manko ist das nicht sonderlich bequeme, zu klein geratene Sofa. Ein kleineres Problem: Wenn man vom Sofa aus Fernsehen will schwingt die Schranktür ins Bild, diese muss man mit dem Sessel fixieren.

Wir überlegen wie wir den Abend verbringen wollen. Sightseeing und Events stehen nicht auf dem Plan. Wir sind etwas ratlos. Zuhause haben wir keinen Fernseher, also nutzen wir die Gelegenheit. Auch das Internet im Hotel ist schnell und zuverlässig.

Sollen wir zum Abendessen einfach nach Hause gehen? Wir entscheiden uns für das Rossopomodoro, das neapolitanische Pizzalokal im Eataly, zwei Minuten vom Hotel. Unsere Bedienung, ein junger Typ, ist wortkarg und kurzangebunden. Vielleicht hatte er Streit mit seiner Freundin, oder seine Mamma hat mit ihm geschimpft. Die Pizza ist wie immer lecker.

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Danach spazieren wir durch das Gärtnerplatzviertel, es wird windig und kalt. Urlaubsstimmung kommt auf. An der Reichenbachbrücke werfen wir einen Blick auf die Isar und machen kehrt. Bei der Bushaltestelle an der Glockenbachwerkstatt fährt einem Junkie der Bus vor der Nase weg. Er spricht uns an. Er habe Schmerzen, vielleicht gebrochene Rippen, seine Freunde haben ihn stehengelassen, er will ins Klinikum Rechts der Isar. Da muss er den Bus in die andere Richtung nehmen, der gerade wegfährt, oder die U-Bahn. Einen Krankenwagen will er aber auf gar keinen Fall. Im Stadtcafé an der Synagoge wärmen wir uns bei einem Kakao mit Rum auf.

Das Hotel bietet einen Kissenservice, wir bestellen ein Nackenkissen und ein Bauchschläferkissen. Wir können uns nicht zwischen dem Kitchen Impossible-Weihnachtsspecial, Pappa ante portas und der Darts-WM entscheiden, also zappen wir hin und her. Weit nach Mitternacht legen wir uns in die gemütlichen, aber etwas zu weichen Betten.

Das Frühstücksbuffet im Louis Hotel ist etwas Besonderes, wir waren schon einmal zu einem Geburtstag dort. Es gibt eine übersichtliche klassische Auswahl an Backwaren, Aufstrichen, Wurst und Käse, Müsli und Joghurt. Die Heißgetränke werden serviert, an einer Bar gibt es frische Säfte und Prosecco. Eierspeisen werden auf Bestellung frisch zubereitet. Zudem gibt es ein kleines Weißwurstbuffet und eine große Auswahl veganer Speisen, viele mit japanischem Touch. Auch Misosuppe kann bestellt werden. Ich halte mich eher an die klassische Auswahl – Omelette, Brot, Joghurt; den veganen Rote-Bete-Salat probiere ich auch. +1 freut sich über die Misosuppe und die kreativeren Häppchen. Die Auswahl ist nicht riesig, aber das Angebot vielfältig, interessant und hochwertig. Viele Produkte sollen direkt vom Viktualienmarkt kommen, an dem das Hotel liegt.

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Das Frühstück kostet separat 28,50€ pro Person. Wir haben für die Übernachtung mit Frühstück 51,00€ gezahlt. Vielen Dank an @flyer09 für den Hinweis auf den 90%-Rabatt-Gutschein bei Expedia.

Rückreise

Wir packen unsere Rucksäcke. Draußen ist es Montagmittag. Wir machen noch ein paar Erledigungen in der Stadt, Weihnachtsgeschenke und Lebensmittel. Zuhause angekommen legen wir uns schlafen. Reisen ist anstrengend, man muss sich erholen bevor der Alltag einen wieder hat.
 

DavidHB

Erfahrenes Mitglied
14.04.2017
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Bremen
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