Kurzbericht Ashgabat

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SteffenS

Erfahrenes Mitglied
01.04.2011
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270
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Geschäftlich hat es mich vor kurzem für zwei Tage nach Ashgabat verschlagen. Für mich - und für viele andere wohl auch - ein sehr weißer Fleck auf der Landkarte.
Da es sich um eine rein geschäftliche Reise - leider ohne Option einer Verlängerung zum Sightseeing - handelte, kann ich hier nur einen sehr kleinen Eindruck vermitteln.
Alle Fotos wurden nur mit dem Handy aufgenommen und sind aufgrund der Umstände teilweise schnelle Schnappschüsse aus der Hand und/oder aus dem fahrenden Auto aufgenommen. Trotzdem möchte ich euch meine Eindrücke nicht vorenthalten.

Grundsätzlich bin ich ein sehr gelassener Typ und durch regelmäßige Dienstreisen in teilweise für "normalos" gedanklich weit entfernte Länder wie Saudi Arabien auch eingermaßen
abgestumpft aber die Aussicht auf einen so unbekannten Fleck der Welt hat es doch mal wieder etwas kribbeln lassen. Die entsprechenden Reportagen, die man auf Youtube oder
auch Netflix findet (Dark Tourist) zeichnen darüberhinaus ein sehr bizarres Bild, sodass ich wirklich gespannt war, was mich erwartet.

Die Vorbereitung lief jedenfalls recht einfach. Mit Einladungsschreiben und ein paar Formularen ging es zum Konsulat in Frankfurt (im gleichen Komplex wie die Villa Kennedy)
und eine knappe Stunde später hatte ich ein grünes Visum im Pass kleben.
Beachtenswert sind übrigens die Preise für die Hotels. Auf den bekannten Plattformen erhält man in Ashgabat nicht gerade die größte Auswahl und diejenigen, die man findet
kann man - zumindest war es zu meinem Zeitraum so - unterscheiden in "Da steige ich bestimmt nicht ab" und "Ich will nur ein Zimmer und nicht das gesamte Hotel mieten". Dieses
Problem wurde schnell gelöst, indem das Hotel von einer Kontaktperson vor Ort gebucht wurde. Somit reduzierte sich der Preis auf 1/4 dessen, was online angezeigt wurde.
Letzter Punkt der Vorbereitung: Kohle. Kreditkarten werden in Turkmenistan nahezu nicht akzeptiert, Geldautomaten sind kaum zu finden und somit bleibt dem einreisenden
eigentlich nur die Möglichkeit, ein paar USD dabei zu haben und alles damit zu begleichen. Der Einfachheit halber gibt es einen vom Staat festgelegten Wechselkurs von ca. 1:3.
Inoffiziell liegt dieser bei 1:18. Inoffiziell bedeutet: Das ist der Wechselkurs auf dem Schwarzmarkt und/oder bei Händlern die man nett behandelt.

Nun zur Anreise. Von Frankfurt gab es für mich zwei Optionen: Mit TK über Istanbul oder mit LH incl. Zwischenstopp in Baku. Da ich keine Lust hatte, auf dem Rückweg ein paar
Stunden mitten in der Nacht in IST zu verbringen (trotz neuem Flughafen und guter Lounge, ich weiß...) entschied ich mich für LH. Somit hatte ich noch die große Freude,
knapp 7 Stunden auf den Campingstühlen eines A321 zu verbringen - natürlich in Eco.

Am Tag des Abflugs habe ich noch die tolle Aussicht von der "Besucherterrasse" bei den B-Gates genossen, bevor es dann - auch standesgemäß - mit dem Bus zum Flieger ging:

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Aussichtsluke bei den B-Gates

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Boarding - natürlich incl. Flughafenrundfahrt

Der Flug ansich dann recht angenehm. Voll war die A321 nicht und bis auf eine Handvoll Menschen stiegen alle in Baku aus. Unterwegs gab es ein paar nette Aussichten auf
wunderschöne Landschaften und einen besonderen Service der Lufthansa während des Essens: Für den Fall, dass sich der ein oder andere Vegetarier während des Essens
doch entscheiden sollte, plötzlich Fleisch zu wollen, wurde das vegetarische Essen mit einer Hähnchenfrikadelle abgerundet. Genau mein Humor....
Der Purser meinte nur schulterzuckend zu mir "Ich verstehe das auch nicht, aber das wird seit einer Woche genau so angeliefert".

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Vegetarisches Essen mit Notfallfridadelle

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Irgendwo über Georgien

In Ashgabat erwartete mich dann ein sehr moderner Flughafen, mit großzügigen Gängen, sauberen Einrichtungen und abgsehen von einer handvoll Pasagieren aus unserem Flugzeug
ein Haufen Menschen in Uniform, die alle 20m darauf achteten, dass sich auch ja niemand verläuft.
Bevor man sich an die Einreise macht muss man zunächst ein paar Devisen abdrücken. Hierzu gibt es extra ein paar Kassenschalter vor der Passkontrolle an denen ich 14 USD,
ein Mitreisender mit dem ich mich kurz unterhalten hatte 120 USD zahlen durfte. Ursache des Preisunterschieds sind wohl verschiedene Formen des Visums.
Die anschließende Einreise verlief absolut problemlos.

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Willkommen in Ashgabat

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Wenig los im Terminal

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Auch die Vorfahrt ist nicht gerade überlaufen

Bevor es nun zu den Bildern von Stadt und Land geht, kurz ein Überblick über das Haus in dem ich (und gefühlt auch alle anderen Ausländer sowie die Crew des Fluges) gewohnt haben, das Yyldyz Hotel. Es handelt sich um ein recht großes Hotel mit großzügigen Zimmern, Einrichtungen wie ich sie häufig in Middle East vorfinde (viel Gold und Marmor) und wenig Gästen.

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Yyldyz Hotel Ashgabat

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Lobby des Yyldyz Hotel Ashgabat

Die vorhandenen Annehmlichkeiten wie Pool, Spa usw. hatte ich weder gesehen noch genutzt. Lediglich das Frühstück hatte ich genutzt. Dieses hat einen besonderen Flair:
Das Personal war sehr damit beschäftigt, mit sich selbst beschäftigt zu sein, sagte kein Wort und erledigte den Job so, dass ich glaubte ich sei im tiefsten Russland (willkommen
Vorurteile). Die Qualität des Dargebotenen war auf einem unteren Jugendherbergs-Niveau. Altes Obst, trockenes Gebäck und zwei Sorten Wurst und Käse, die auch nicht wirklich
apetitlich gewirkt hatten. Zu trinken hab es Kaffee, Tee und Tütensäfte, bei denen man sich nicht die Mühe gemacht hatte, sie umzufüllen.

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Frühstück im Yyldyz Hotel

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Frühstück im Yyldyz Hotel

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Frühstück im Yyldyz Hotel

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Frühstück im Yyldyz Hotel

Einzig schöner Ort im Zusammenhang mit dem Frühstück ist die zugehörige Terrasse von der aus man einen tollen Blick über das Umland hat. Fun fact übrigens:
Sämtliche Bäume, die auf den Fotos zu sehen sind wurden künstlich eingepflanzt und werden zu einem hohen Prozentsatz jedes Jahr neu gepflanzt, weil diese das Klima nicht
vertragen. Da der Staatspräsident Bäume mag und die Einwohner beschäftigt werden wollen, macht man das halt.

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Umland von Ashgabat

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Umland von Ashgabat

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Umland von Ashgabat

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Umland von Ashgabat

...weiter gehts im 2. Teil
 

SteffenS

Erfahrenes Mitglied
01.04.2011
389
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Nun der eigentliche Teil des Reports, die Bilder aus Ashgabat. Abgesehen von den Bildunterschriften und einem Fazit werde ich nichts dazu schreiben. Einerseits, weil ich natürlich
nur einen kleinen Eindruck vom "Leben" dort mitnehmen konnte aber auch weil Bilder manchmal mehr als Worte sagen:

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Typisches Wohngebäude

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Monument zu Ehren des Präsidenten (ich weiß leider nicht ob des ersten oder aktuellen)

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Universität

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Monument

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Eines der Theater

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Ein Regierungsgebäude

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Typisches Wohngebäude

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Monument für den amtierenden Präsidenten

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Standesamt

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Typische Nachtszene. Alles hell und teilweise sehr bunt beleuchtet

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Monument

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Typische Straßenszene....

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Das größte indoor Riesenrad der Welt

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Das größte indoor Riesenrad der Welt

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Spielhölle, die zum Bau des Riesenrads gehört

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Regierungsgäude

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Typische Straßenszene

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Typische Straßenszene

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Typische Straßenszene

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Regierungsgebäude

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Regierungsgebäude

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Außenministerium

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Monument zu ehren des ersten Staatspräsidenten

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Fernsehturm. Näher kommt man leider nicht heran, da vom Militär abgeriegelt
 

SteffenS

Erfahrenes Mitglied
01.04.2011
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Umland von Ashgabat

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Umland von Ashgabat

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Umland von Ashgabat

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Umland von Ashgabat

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Unabhängigkeitsmonument

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Unabhängigkeitsmonument

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Platz der Unabhängigkeit

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Platz der Unabhängigkeit

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Platz der Unabhängigkeit

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Platz der Unabhängigkeit

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Platz der Unabhängigkeit

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Monument

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Präsidentenpalast

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Einkaufszentrum

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Einkaufszentrum

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Einkaufszentrum

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Flughafen Ashgabat

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Flughafen Ashgabat

Als kleines Fazit:
Für mich war es das erste aber wahrscheinlich nicht das letzte mal in Turkmenistan. Ich konnte nur einen sehr kleinen Ausschnitt sehen und würde mir wünschen, dass ich bei meinem nächsten Besuch die Möglichkeit habe, mehr vom Land und von den Leuten kennenzulernen. Die Atmosphäre in Ashgabat fand ich recht befremdlich. Auf den Fotos sieht man recht klar, dass in Ashgabat nicht gerade die Hölle los ist. Ganz allgemein war der Aufenthalt ziemlich merkwürdig. Die Leute mit denen ich beruflich zu tun hatte waren ausnahmlos überaus zuvorkommend, höflich und sichtlich darum bemüht, gute Gastgeber zu sein. Daneben hatte ich teils interessante
Gespräche mit wenigen Leuten die ich quasi zufällig angequatscht habe. Die Leute sind sehr vorsichtig in dem, was sie über das Land erzählen aber es scheint zumindest auch Ecken zu geben, in denen mehr los ist und grundsätzlich eine weniger bedrückende Atmosphäre herrscht als dort, wo ich mich aufgehalten hatte. Dienstleistung ist in Hotels kaum vorhanden, wie es an anderen Orten wie Restaurants etc. aussieht kann ich nicht beurteilen. Am Flughafen zumindest ebensowenig. Beim Check-In habe ich nach einer Lounge gefragtund wurde ausgelacht...
Sehr deutlich waren für mich auch die Maßnahmen zur Beschäftigung der Einwohner zu sehen. Die Bäume, die regelmäßig neu gepflanzt werden, die Leute die die nicht befahrenen Straßen fegen usw. Schon teils ziemlich bizarr.

Wie auf vielen meiner Reisen habe ich noch immer sehr gemischte Gefühle und bin immer wieder dankbar dafür, dass ich in einem Land wie Deutschland ein verhältnismäßig unbeschwertes und glückliches Leben führen darf.

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in dieses sehr spezielle Land geben. Fragen beantworte ich gerne direkt hier im Forum oder per PM.
 

MaVin

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15.04.2019
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Da habe ich mal eine Klasse Reportage gesehen. Die Reporter dort wurden auf Schritt und Tritt begleitet. Hattest du auch jemanden, der mit Dir außerhalb des Hotels unterwgs war?
 

SteffenS

Erfahrenes Mitglied
01.04.2011
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Da habe ich mal eine Klasse Reportage gesehen. Die Reporter dort wurden auf Schritt und Tritt begleitet. Hattest du auch jemanden, der mit Dir außerhalb des Hotels unterwgs war?
Außerhalb war ich ausschließlich mit Geschäftspartnern unterwegs. Das Hotel liegt günstigerweise so, dass man zu Fuß nicht weg kommt.
Bemerkenswert war, dass sobald ich in der Lobby gesessen habe, plötzlich ein bis zwei Leute mit unauffälligen schwarzen Anzügen aufgetaucht sind. Kann aber auch Paranoia meinerseits sein :)
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
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Schöner Bericht. Ich war zweimal in TM, Dezember 2005 und April 2007. Viel hat sich da, wenn ich mir deine Bilder so ansehe, nicht geändert. Beim ersten Mal bin ich über Land zur usbekischen Grenze in Khorezm gefahren und hab eine Nacht in der Nähe des Gaskraters von Darwaza in einer Moteljurte übernachtet. Skurriler Ort! Das ging nur mit gebuchter Tour über ein zertifiziertes Reisebüro, dein Fahrer ist dann üblicherweise dein Guide. Kostete damals ca. 80 Euro am Tag. Die Hotels waren auch interessant: in meinen Zimmer in Dashoguz hätte man problemlos Motorrad fahren können, es war sicher ca. 80m2 gross und mit Aircon unmöglich warm zu bekommen.

Beim zweiten Mal war ich bei einer Konferenz in Aschchabad. Skurrile Veranstaltung!

Müsste da eigentlich auch mal wieder hin. Im April ist es wahrscheinlich die beste Zeit, weil noch nicht alles von der Sonne versengt ist. Der Unterschied zwischen Aschchabad und vor allem abgelegenen Dörfern ist frappierend. Da hilft oft nur der ausgeprägte Humor der Einheimischen.

Besonders schön ist das Reiterdenkmal des Präsidenten. Gleicht im "Design" doch arg dem Ehernen Reiter (Peter der Grosse) in Sankt Petersburg:)
 
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SteffenS

Erfahrenes Mitglied
01.04.2011
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Danke für den interessanten Bericht.
Wie lange war die Flugzeit insgesamt?
Bist du mit englisch gut durchgekommen?
Die Flugzeit beträgt knapp 7 Stunden.
Englisch funktioniert so mäßig. Bei der normalen Bevölkerung klappt eigentlich nur russisch oder türkisch. Da ich nie ohne Geschäftspartner unterwegs war, hatte ich immer einen Dolmetscher
 
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ambodenbleiberin

Erfahrenes Mitglied
24.04.2015
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Als kleines Fazit:
Für mich war es das erste aber wahrscheinlich nicht das letzte mal in Turkmenistan. Ich konnte nur einen sehr kleinen Ausschnitt sehen und würde mir wünschen, dass ich bei meinem nächsten Besuch die Möglichkeit habe, mehr vom Land und von den Leuten kennenzulernen. Die Atmosphäre in Ashgabat fand ich recht befremdlich. Auf den Fotos sieht man recht klar, dass in Ashgabat nicht gerade die Hölle los ist. Ganz allgemein war der Aufenthalt ziemlich merkwürdig. Die Leute mit denen ich beruflich zu tun hatte waren ausnahmlos überaus zuvorkommend, höflich und sichtlich darum bemüht, gute Gastgeber zu sein. Daneben hatte ich teils interessante
Gespräche mit wenigen Leuten die ich quasi zufällig angequatscht habe. Die Leute sind sehr vorsichtig in dem, was sie über das Land erzählen aber es scheint zumindest auch Ecken zu geben, in denen mehr los ist und grundsätzlich eine weniger bedrückende Atmosphäre herrscht als dort, wo ich mich aufgehalten hatte. Dienstleistung ist in Hotels kaum vorhanden, wie es an anderen Orten wie Restaurants etc. aussieht kann ich nicht beurteilen. Am Flughafen zumindest ebensowenig. Beim Check-In habe ich nach einer Lounge gefragtund wurde ausgelacht...
Sehr deutlich waren für mich auch die Maßnahmen zur Beschäftigung der Einwohner zu sehen. Die Bäume, die regelmäßig neu gepflanzt werden, die Leute die die nicht befahrenen Straßen fegen usw. Schon teils ziemlich bizarr.

Wie auf vielen meiner Reisen habe ich noch immer sehr gemischte Gefühle und bin immer wieder dankbar dafür, dass ich in einem Land wie Deutschland ein verhältnismäßig unbeschwertes und glückliches Leben führen darf.

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in dieses sehr spezielle Land geben. Fragen beantworte ich gerne direkt hier im Forum oder per PM.

Oh, schön, dass noch jemand mal in Turkmenistan war. Ich fand es auf schöne Art skurril, aber interessant. Aber schon sehr skurril. Die traditionellen Kleider der turkmenischen Frauen auch sehr schön, verglichen mit denen in Usbekistan. Macht einen ganz anderen Eindruck. Lebensfroher, stilvoller passt vielleicht.

Es ist nun schon 10 Jahre her, dass ich in Turkmenistan war, es sind sicher noch mehr dieser rausgeputzten und unbelebten Orte (Gebäude und Straßen) hinzugekommen, doch es gab so einige belebte Ecken. Natürlich auf und nahe des Marktes (wenn ich jetzt die Nummer der Straße wüsste, aber vielleicht wurden diese auch wieder geändert...), nahe des großen Parks und drumrum, wo auch das Theater liegt, überall dort konnte man auch Lokalitäten finden. Die Normalo-Wohngegenden waren natürlich nicht so herausgeputzt und aus Marmor, sondern waren entweder kleine Häuschen mit Garten oder Mehrfamilienhäuser mit sozialistischem Anlitz, sage ich mal.
Wenn man jemanden ansprach, wurde freundlich reagiert, ansonsten meist in Ruhe gelassen (selten die Frage, ob man ein Visum besorgen könne) hinderlich war meine mangelnde Sprachkenntnis, aber wozu hat man Hände, Füße, Mimik. Das klappte irgendwie doch und im Grunde war ich etwas überrascht. Wurden auch zweimal (allerdings in Turkmenabat und Mari) eingeladen zum Essen/ nach Hause und saßen bei einer Familie im Garten, wo wir über die Pflanzen, Schule, Kühe radebrechten (bzw. nicht mal das, aber es klappte irgendwie). Zur Sperrstunde waren wir noch unterwegs und eher von Straßenpolizisten und Bewachern von offiziellen Gebäuden daran gehindert, pünktlich zurück zu sein (klare Geste: ist nicht so wichtig, interessiert uns nicht, sprecht lieber mit uns drei Brocken Englisch).

Aber ja, insgesamt kein Land, in das man wegen der großen Parties fährt. Hatte es mir nur viel angespannter vorgestellt, die vielen Polizisten oder Militärangehörigen, die rumstanden, schienen sehr jung, taten mir sehr leid ob der Aufgabe, stundenlang auf einem Fleck zu stehen, das Konzept einer geographischen Karte (und auch Postkarten) schien unbekannt. Das fand ich faszinierend. Und, dass die Flamme auf dem Herd im Studentenwohnheim immer brannte - denn Gas war kostenlos, Streichhölzer nicht. Ach ja, da wurden wir übrigens komplett ignoriert. Das fand ich auch interessant.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
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Die traditionellen Kleider der turkmenischen Frauen auch sehr schön, verglichen mit denen in Usbekistan. Macht einen ganz anderen Eindruck. Lebensfroher, stilvoller passt vielleicht.

Ist nur leider wirklich nur Eindruck, denn die Gewänder haben mit Tradition nicht viel zu tun. Genau wie die Kappen, die Frauen und Männer tragen müssen, wird "Tracht" von oben verordnet. Aber aus Zwang wird ja oft auch schnell Gewohnheit.
 
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ambodenbleiberin

Erfahrenes Mitglied
24.04.2015
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Ist nur leider wirklich nur Eindruck, denn die Gewänder haben mit Tradition nicht viel zu tun. Genau wie die Kappen, die Frauen und Männer tragen müssen, wird "Tracht" von oben verordnet.

Ah, ok, wusste ich nicht, trotzdem schöner als im Nachbarland. Verordnet dann nur für Turkmeninnen? Die (vermutlichen) Russinnen trugen sie nicht, sondern quasi international gängige Kleidung, also das, was man im Kaufhaus bekommt.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
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Ah, ok, wusste ich nicht, trotzdem schöner als im Nachbarland. Verordnet dann nur für Turkmeninnen? Die (vermutlichen) Russinnen trugen sie nicht, sondern quasi international gängige Kleidung, also das, was man im Kaufhaus bekommt.
Oh, das weiss ich nicht genau. Aber in der Schule ist das Tragen für alle Pflicht, für im Staatsdienst beschäftigte (praktisch alle Beschäftigten, wenn man z.B. von Händlern, Taxifahrern etc. absieht), glaub ich, auch. Sorry fürs OT.

Aber Turmenistan ist sicher mal ein Land, in das der/die eine oder andere hier im Fielvliegertreff mal reisen wollte. Vielleicht könnte man sich da irgendwie zusammentun und so Kosten sparen?
 
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unseen_shores

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30.10.2015
5.308
7.171
Trans Balkan Express
Ich war im Jahr 2008 während der Tauwetterperiode zwischen dem Tod des Vaters aller Turkmenen und der Konsolidierung der Macht seines Zahnarztes in einem von der EU geförderten Projekt zum Thema Rechtsstaatlichkeit dort. Im Hotelfahrstuhl habe ich damit einen koreanischen Geschäftsmann aus der Bodenschatzbranche zum Lachen gebracht, der mich gefragt hat, was ich Ashgabat mache. Als ich ihm das Konferenzthema nannte, kam er aus dem Lachen nicht mehr heraus und wiederholte mehrfach lachend "Human Rights in Turkmenistan".

Die Veranstaltung selbst war auch skurril. Aber das trifft auch für vergleichbare Veranstaltungen in den Nachbarländern zu.

Die Turkmenen sind, wenn man sich mit ihnen unterhält, weniger Gehirn gewaschen als man denkt.

Die Bilder vermitteln den Eindruck, dass die Straßen in den letzten Jahren noch leerer geworden sind.

@SteffenS: Versuch beim nächsten Mal zentraler zu übernachten.

Die Markthalle war vor elf Jahren ziemlich zentral gelegen. Es kann allerdings sein, dass dieses Viertel zwischenzeitlich auch weggebaggert wurde.

Außerdem gibt (gab) es vor den Toren der Stadt einen größeren Markt, der tatsächlich belebt war. Gefühlt würde ich sagen, er liegt nordöstlich der Stadt.

Eine weitere Sehenswürdigkeit liegt westlich von Ashgabat in Gökdepe. Dort wurde eine riesige Moschee errichtet. Allerdings enthält sie an Stelle von Koranzitaten Inschriften, in denen der Vater aller Turkmenen über Gebühr gelobt wird. Daher wird sie von gläubigen Muslimen gemieden. Noch ein Stück weiter westlich von Gökepe gibt es unterirdische heiße Quellen.

Die interessanteste Sehenswürdigkeit in Turkmenistan ist wohl Merw. Dorthin habe ich es aber leider nicht geschafft.
 

HDH Aviation

Erfahrenes Mitglied
25.02.2018
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D-AIEP
Stadtplaner: Wie viele weiße Hochhäuser möchten Sie?

Präsident: Ja.

Spaß beiseite, das sieht ja echt skurril aus. Sechsspurige Straßen und alle 5 Minuten ein Auto. Aber interessant skurril. Danke für den Eindruck!
 
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Seat 1A

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15.09.2014
292
37
Superbericht und Fotos.
Erinnert ein wenig an Nordkorea (Pyöngyang) nur hier ist alles prunkvoll gebaut und es hat gar keine Bewegung (Autos, Menschen).
 
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