Usbekistan/Tadschikistan und Kasachstan (nicht live)

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Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.204
3.023
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Ich habe in den letzten 14 Tagen meine Zeit in Zentralasien verbracht. Da mir während der Reise die Zeit fehlte, sortiere ich ab jetzt die Bilder und werde sie Zug um Zug ins Netz stellen. Ich hoffe, sie geben euch einen interessanten Blick auf Zentralasien.

Geplante Reiseziele:

Taschkent – (Zug) Termez – (Zug) Dushanbe – (Auto) Khujand – (Zug) Samarkand – (Zug) Buchara – (Flug) Astana – (Zug) Petropavl.

Effektiv gereiste Strecke:


Taschkent - Termez - Dushanbe - Khujand - Taschkent - Astana - Petropavl.

Situation für Reisende: Usbekistan öffnet sich

Für Reisende hat sich viel getan. Seit dem Regierungswechsel in Usbekistan verbessern sich die Verhältnisse zu den Nachbarn laufend, insbesondere zu Tadschikistan. Grenzübergänge werden geöffnet, es ist wieder erlaubt, per Zug über die Grenze zu fahren, ja sogar ein Direktzug Taschkent - Dushanbe ist geplant.

Bisher war es nicht erlaubt, in die Züge Moskau-Dushanbe und Moskau-Khujand in Usbekistan einzusteigen, wenn man nach Tadschikistan wollte. Neu darf man es wieder. Wie ich erfahren werde, ist Absicht und Umsetzung zweierlei. Der Zug Moskau - Kulob fährt wieder, da die Strecke dem Amur Darja entlang zwischen Usbekistan und Tadschikistan wieder geöffnet wurde. In Usbekistan und Tadschkistan wurden neue Bahnstrecken eröffnet, moderne Schnellzüge brausen durch Usbekistan. Nach Kasachstan fährt nun ein Nachtzug Taschkent - Almaty. Die Einreiseprozedere für Touristen wurden vereinfacht, Touristen werden in Usbekistan nicht länger von der Polizei belästigt und dürfen relativ frei fotografieren. Soweit meine Recherchen.

Probleme vor der Reise/ Vorbereitungen:

Ich stiess auf einige Hürden, welche die Reisevorbereitungen erschwerten. Einerseits fahren die internationalen Züge nach Tadschikistan nicht täglich, oft nur einmal in der Woche, andererseits war es mir nicht möglich, die Billette in Usbekistan online zu buchen, für Züge in Kasachstan funktioniert das hervorragend. In Kasachstan und Usbekistan sind die modernen, schnellen Züge gerne ausgebucht, es wird zur rechtzeitigen Buchung geraten.

Ursprünglich wollte ich die wieder eröffnete Route von Termez dem Amur-Daria und der afghanischen Grenze entlang nach Qurgonteppa zu nehmen (Zug Moskau-Kulob) und von dort am nächsten Tag auf der neu gebauten Strecke nach Dushanbe fahren. Aber egal wie ich es drehte und wendete, fahrplantechnisch ging es nicht auf.

Aus zeitlichen Gründen verzichtete ich auf die beiden Nachtzüge Taschkent-Almaty/Almaty-Astana, zudem kenne ich Almaty bereits. Petropavl habe ich ausgewählt, um mal eine sibirische Stadt zu sehen.
 
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Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.204
3.023
Kein Glück mit Frauen in Rom

Es wimmelt von Volk, aber der Flughafen Rom ist exzellent organisiert. Ich habe ein Ticket der Usbekistan Airlines von Rom nach Tashkent und leistete mir die Businessklasse – gebucht direkt bei der Airline. Der Flug ist auch bei Alitalia buchbar, daher machte ich mir nicht allzu viele Gedanken über den Loungezugang. Man kann es ja probieren.

Also gehe ich zur nächstbesten Lounge, wo man mir die Auskunft gibt, dass ich Zugang zur Passenger-Lounge hätte. Sie ist im Satelliten, erreichbar über eine kurze Bahnfahrt. Alles ist gut, ich bin bester Laune.

An der Passenger-Lounge sind sie zu dritt, die Chefin, eine attraktive Mitvierzigerin mit charmanten Lächeln ist zwar gerade am Telefon, aber sie kümmert sich persönlich um mich, immer noch mit guter Laune und viel Charme. Nur gibt es da ein Problem. Sie hört nicht zu und fragt nicht nach. Es endet, dass sie mir immer noch sehr charmant, ja herzlich bedauernd, kundtut, dass Montenegro Airlines Passagiere keinen Zugang zur Lounge haben, sorry.

"Usbekistan Airlines!" (Habe es schon vorher etwa 5x gesagt) Es wird gefühlte 20 Grad kälter, ihr charmantes Lächeln gefriert. Da ist nichts mehr zu retten. Kein Wort wird mehr gewechselt. Irgendwann sagt sie barsch und mit eiserner Miene: „Usbekistan Airlines Passagiere haben keinen Loungezugang, wir machen auch keine Ausnahme.“ Dann geht der Blick weg, ich bin nun Luft, ein Ciao gibt es nicht.

Ich habe Zeit, ich fahre gerne mit Skybahnen und gaffe Flugzeuge an. Also mache ich das. Eine Minute später, auf der anderen Seite, sehe ich, dass es nur durch eine Siko weitergeht. Darauf habe ich keinen Bock und ich gehe sofort wieder in den Zug. Aber ich wurde gesehen. Eine junge, äusserst humorlose Flughafenangestellte holt mich raus und schickt mich durch die Siko. Also mache eine Ehrenrunde durch die Siko und steige auf der anderen Seite wieder in den Zug.

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Der Hinflug mit Usbekistan Airlines in C


Der Flug der Usbekistan Airways in einer 757-200 geht pünktlich. Ich sitze bequem, das Essen schmeckt mir, der Service ist äusserst grosszügig und die Stewardess macht einen hervorragenden Job. Als Entertainment gibt es einen Tablet mit Informationen über Touristenziele, vorwiegend russischsprachigen Filmen und Spiele. Die Zeit vergeht wie im Fluge.

Ankunft Tashkent


Business Passagiere werden in Tashkent zur Arrival-Lounge gebracht. Dort hat es auch eine Passkontrolle und nach 45 Minuten kommt das Gepäck. Doch die Lounge hat auch einige gewichtige Nachteile. Es gibt keinen Geldwechsel, keinen ATM und keinen Taxistand. In der Abflughalle wechsle ich Geld (Usbekistans ATM nehmen Visa, ganz selten Mastercard und gerade mal einen fand ich, der Maestro-Karte/ Visa Plus akzeptierte) und habe nun einen Sack voller Som-Noten.

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Draussen wartet wie erwartet die Taximafia auf mich. Egal ob Bishkek oder Baku, Tashkent oder Astana, es funktioniert immer gleich. Ich werde später beim Reiseziel Astana bei meinen epochalen Streit mit der Taximafia noch einmal darauf zurückkommen. Aber heute bin ich müde und gebe irgendwann auf. Vor dem Hotel trinke ich noch ein leckeres usbekisches Bier: 6 Kellner, 1 Gast, aber kein Taxifahrer. Er wollte noch mit mir auf das Bier mitkommen. Fairer Preis = Bier, Abzockerpreis = kein Bier.
 
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Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
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Tashkent - 1. Besuch

So fühlen sich also 40 Grad an. Diese Marke wird auf meiner Reise mehrmals erreicht, aber die Hitze macht mir nicht soviel aus. Ich tue das, was ich so gerne mache: Die Stadt ablaufen.

Tashkent ist eine seltsame Stadt. Sie pulsiert nicht, sie lebt nicht. Sie ist eine Stadt mit wenig Menschen in den Strassen. Am Abend wird es nicht mehr. Es ist nicht einfach, überhaupt eine Kneipe zu finden und wenn, dann ist nicht viel los. Auch nicht in den Restaurants. Zumindest ist dies mein Eindruck. Dabei hat Usbekistan nicht nur hervorragendes Bier, sondern auch eine ausgezeichnete Kücke. Usbekistan stellt langsam auf lateinische Schriftzeichen um und die Polizei ist omnipräsent. Immer und überall. Und ich bin überzeugt, dass hier auch einige in Zivil die Leute im Auge behalten. Kaum fange ich an, irgendeinen Ort zu fotografieren, kommt irgendwer aus einer Ecke und beobachtet mich. Auch die Metro ist voll von Polizei und an jeder Station gibt es einen Abfertigungsbeamten.

Die heutige Aufgabe besteht darin, die Bahnbillette zu kaufen. Dafür geht es am Polizisten vorbei in die Schalterhalle, die hier in Usbekistan immer ausserhalb der Bahnhöfe steht. Ich bin der einzige Kunde, etwa 6 Schalter haben offen, ich ziehe eine Nummer. Aha! Schalter 6. Sie kann zwar kein englisch, aber das Billett nach Termez habe ich schnell gekauft und der Hinweis „Südbahnhof“ verdirbt meine Laune (noch) nicht. Als ich die Fahrkarte von Termez nach Dushanbe und ein Billett von Chudschand nach Samarkand kaufen will, wird aber gemauert. Die Züge gibt es nicht. Da ich meinen Online-Print zeige, schickt sie mich zur Information. Dort gehe ich hin, die sagen, ich solle eine Nummer ziehen. Das tue ich und lande jetzt bei Schalter 2. Auch die kann kein englisch, sagt aber, dass es die Züge nicht gibt. Ich zeige den Online-Print und sie schickt mich zu Schalter 4. Ich will aber nicht mehr, doch nun klopfen alle Verkäuferinnen an die Glasscheibe und zeigen eine 4 und es klingt wie ein Befehl. Am Schalter 4 kann sie eben englisch, will mich aber erst bedienen, wenn ich eine Nummer ziehe. Ich ziehe die Nummer und lande wieder bei Schalter 5. Ich gehe trotzdem zu Schalter 4 und die sagt mir, dass es den Zug nicht gibt. Einfach auf englisch.

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Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.204
3.023
Eine wunderschöne Fahrt nach Termez

Südbahnhof! So ein Scheiss. Da haben sie einen Hauptbahnhof, wunderbar gelegen, aber mein Zug fährt von dort nicht ab. Nein, er fährt seit kurzem vom Südbahnhof ab, der ist frisch renoviert und vor allem weit weg. Weit weg vom Zentrum, weit weg von der nächsten Metrostation, sogar der Flughafen ist näher.

In den Bahnhof hinein kommt nur, wer ein Billett hat und den Pass zeigt. Der Bahnhof ist schön, zweckmässig, aber es gibt neben Getränken nur Wurst zu kaufen.

Der Zug hat keinen Speisewagen, dafür habe ich ein herrliches Zweierabteil bekommen (Ich habe am Schalter einfach immer ja gesagt) und bin alleine da drin. Obwohl es ein Tageszug ist, bekomme ich ein herrliches Bett, so richtig bequem. So macht Zugfahren Spass! Bis Karshi ist die Strecke flach und eintönig, ein bisschen Baumwolle, sonst nichts. Dann geht es auf die Neubaustrecke durch eine Hügellandschaft, es ist eine fantastische Landschaft. Ich sehe Hirten, Herden, kleine Dörfer, sanfte Hügel und in fünf Minutenabständen irgendjemanden der meine Abteiltüre öffnet und reingafft. Manchmal ist es der Provodnik, der Schlafwagenchef, aber auch andere Personen gaffen rein oder der einzige Mitreisende in meinem Wagen, der ein paar Türen weiter wohnt und unterwegs jeden Polizisten kennt. Ich bin überzeugt, dass es auch hier darum geht, die Reisenden stets im Auge zu behalten. Nach Karshi hören die Besuche auf. Vielleicht sind sie müde. Dafür passieren wir jede Menge Brücken, jede von einem Polizisten bewacht. Kurz vor Termez geht es wieder ins Flachland. Ich freue mich darauf, einen Blick auf Afghanistan werfen zu können.

Es ist dunkel, als ich in Termez ankomme. So richtig dunkel. Keine Strassenlaterne brennt. Als erstes versuche ich ein Billett nach Dushanbe zu bekommen. Am Polizisten vorbei an den Schalter. Der hinter dem Schalter kann kein englisch, also ruft der Polizist seiner Tochter an. Die kann englisch und so erfahre ich via Telefon, dass ich morgens um 8 Uhr wieder kommen soll. Das ist aber sehr ärgerlich, ich hätte mir gerne noch Termez angesehen.

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schlepper

Erfahrenes Mitglied
31.08.2016
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Irgendwie visualisiert sich grad die Billet-Nummer in meinem Kopf zu einem Loriot-Sketch, danke... :D
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
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Morgenimpressionen aus Termez

Der Zug nach Dushanbe fährt 10.34 und ich will mitfahren und es gibt Hoffnung. Die usbeksischen Eisenbahnen wollen mir kein Billett verkaufen, da bin ich mir sicher. Bereits in Tashkent habe ich daher einen Plan B entwickelt. Denn Online sind die Tickets verfügbar, der Zug ist fast leer. Meine Buchungsversuche enden immer beim Bezahlvorgang.

Ich fand im Internet Agenturen, die einem beim Kauf von Bahntickets unterstützen und schrieb spontan globalconnect an. Er versprach mir, dass es klappen würde, ich bezahlte über Paypal, da kam noch eine saftige Gebühr der Agentur drauf und hoffte einfach, dass es klappt. Und tatsächlich! Im Hotel in Termez checke ich die Mails und da ist es! Ein e-ticket! Vor Freude mache ich ein Tänzchen im Zimmer. Nur gibt es noch ein Problem. Ich muss es am Bahnhof gegen ein normales Billett eintauschen. Aber auch das werde ich hinkriegen.

Leider sehe ich von Termez nicht viel, ich verzichte auf ein Taxi für die 6 Kilometer zum Amur Darja, von wo ich einen Blick auf Afghanistan werfen wollte. Es gäbe sowieso nichts zu sehen, meint der Hotelmanager. Eine hohe Mauer und/oder Stacheldraht trennt die Länder. Usbekistan will jeglichen Schmuggel, vor allem von Opium unterbinden. Termez macht mir keinen schlechten Eindruck. In der Mitte gibt es wie in so vielen Städten der ehemaligen Sowjetunion eine grosse Grünfläche, die Bauten sehen aus, wie in jeder Stadt in der ehemaligen Sowjetunion. Der Bahnhof wurde attraktiv renoviert und sieht gut aus.

Termez wird mit Khiva und Buchara gleichgestellt. Nur ist damit Alt-Termez gemeint, einige Kilometer nordwestlich der Stadt. Ich wusste aber schon während der Planung, dass ich entweder im Zug nach Dushanbe sitze oder Alt-Termez ansehe. Aus fahrplantechnischen Gründen gab es keine Alternative. Und da ich sowieso am liebsten unterwegs bin, wählte ich den Zug.

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Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.204
3.023
Ich bin Punkt 8 Uhr wieder am Schalter. Am Polizisten vorbei, wieder beim gleichen Ticketverkäufer. Er meint, ich solle warten. Dann kommt eine junge Frau und öffnet ein Büro, dies öffnet offenbar um 8 Uhr. Da steht "Tickets for Tourists" und sie kann englisch. Sie kommt gleich zur Sache: Ja der Zug fährt, aber "no tickets". "Ihr Säcke", denke ich und deswegen hätte ich um 8 Uhr hiersein sollen. Jetzt zücke ich mein e-ticket und es geschieht das Wunder. "Online-ticket, no problem!" Sie druckt mein Billett aus. Yupieh! Ich möchte auch gleich das Billett von Khujand nach Samarkand kaufen (Dies konnte globalconnect nicht machen, weil der Zug in Tadschikistan startet). "Ja, das gehe! Natürlich, kein Problem." Geht an den PC. "No free seats". Nun zeige ich ihr den Printscreen der usbekischen Eisenbahnhomepage. Dort sind noch über 200 freie Sitze buchbar. Schliesslich heisst es "no ticket yet". Ich weiss nicht, was dieses Spielchen soll, sie wird ihre Order haben. Ich bekomme noch eine Wasserflasche mit auf die Reise, bedanke mich herzlich und bin total guter Laune.

Aber noch bin ich nicht im Bahnhof, denn dafür muss man ja in Usbekistan durch eine Sicherheitskontrolle. Dort wird das Billett inspiziert, ein paar Sprüche zum Kollegen, es dauert und ich denke schon, ihr werdet doch nicht ... aber nein, sie lassen mich rein. Uuuf, denke ich nur. Und wieder denke ich: "Was soll das? Es kommt mir so vor, als ob jeder erfahren sollte, dass man Reisende nicht in diesen Zügen haben will. Da wird nicht einmal versucht, es zu kaschieren oder zu erklären. Usekistan ist ein tolles Land, alles was ich bisher gegessen habe, schmeckte riesig, aber mit den Offiziellen werde ich nicht warm und man kann hier leicht das Gefühl bekommen, dass hier die Hälfte der Bewohner beim Staat arbeitet. Nur schon, was hier auf dem Bahnhof Termez an Bahnangestellten und Polizei rumläuft, beeindruckend. Und bei der Polizei arbeiten ausschliesslich Männer.

Ich bin im Bahnhof drin, es dauert noch zwei Stunden. So schön der Bahnhof auch aussieht, es gibt nichts zu kaufen, Gar nichts. Sogar die Toilette ist geschlossen. Der Zug nach Dushanbe wird nirgends erwähnt. Ein Bahnmitarbeiter will mein Ticket sehen und sagt, alles sei in Ordnung, der Zug käme pünktlich. Und mein Wagen sei ganz vorne. Bisher waren in Usbekistan alle sehr nett zu mir.

Ich sitze so da, als eine Polizeipatrouille mich anherrscht. Der Polizist sieht schon aus wie ein Arschloch, sein barscher Ton, sein böser Blick. Er muss doch wissen, dass ich gar nicht hier sitzen könnte ohne genau kontrolliert worden zu sein. Wie dem auch sei, er kontrolliert den Pass, macht keine weiteren Probleme.

Ein Zug kommt an. Derselbe Polizist geht auf eine Gruppe zu und nimmt die Männer mit. Dies lassen sich die Frauen nicht bieten. Es gibt ein wildes Geschrei und ich staune über den Mut einer Frau, die sich von dem Polizisten nichts sagen lässt, der nun auch schreit. Die Männer sagen keinen Mucks und laufen mit dem Polizisten mit auf den Polizeiposten.

Der Zug ist seit vier Tagen unterwegs, hat unzählige Grenzen durchquert und kommt auf die Minute pünktlich an. Es ist ein Zug der tadschikischen Eisenbahnen, genaugenommen alte Wagen aus der Zeit der Sowjetunion. Wenig überraschend bin ich der einzige Reisende, der einsteigt und ich frage mich, ob ich der erste seit rund einem Jahrzehnt bin, der hier in Termez zusteigt. Tja, aber noch bin ich nicht drin. Ein usbekischer Polizist kommt und sieht sich die Sache genauer an, er ist aber sehr nett und lässt mich rein. Ich bin drin. Yupieeeh!

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Karl Langflug

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22.05.2016
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Fahrt nach Dushanbe

Der halbe Wagen wird ist von den Provodniks belegt. Dies sind die Schlafwagenschaffner der diversen Wagen, die seit 9 Tagen unterwegs sind (Dushanbe-Moskau-Dushanbe) und sie sind unheimlich nett. Zuerst lande ich in einem Abteil mit einem netten Tadschiken, der seit Moskau hier drin sitzt und sichtlich die Schnauze voll hat. Dann kommt der Provodnik und quartiert mich um. Nun habe ich ein Abteil für mich alleine. Es wird mir ein Teekrug gebracht, herrlich. Der Wagen ist nicht nur alt, sondern ziemlich kaputt. Es ist nicht so bequem wie im Zug Taschkent-Termez, aber ich bin schon oft in diesen Wagen gefahren. Wenn man sich erstmals eingerichtet hat, ist es herrlich. Zumindest für die paar Stunden, in denen ich hier drin bin. Die Fenster sind bei der Hitze natürlich immer offen und da der Zug durch die Wüste gefahren ist, ist es entsprechend staubig.

Das tadschikische Personal ist unheimlich nett und wir freunden uns an. Auch wenn hier kaum einer englisch spricht, funktioniert die Kommunikation gut. An der usbekischen Grenze bleibt der Zug dann auch 2,5 Stunden stehen. Die Usbeken kommen mit Spiegeln und sehen sich jede einzelne Achse an. Der Pass wird eingezogen, eine halbe Stunde später bekomme ich ihn wieder. Dann stehen wir noch 90 Minuten rum.

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red_travels

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16.09.2016
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www.red-travels.com
Ich stiess auf einige Hürden, welche die Reisevorbereitungen erschwerten. Einerseits fahren die internationalen Züge nach Tadschikistan nicht täglich, oft nur einmal in der Woche, andererseits war es mir nicht möglich, die Billette in Usbekistan online zu buchen,

die Zugtickets lassen sich eigentlich sehr gut online buchen, nur auf Strecken wo der Schnellzug Afrosiab bzw. der Expresszug Sharq fährt lassen sich Online-Tickets ausstellen.

https://eticket.uzrailway.uz/

Zahlbar ist das Ganze mit der Visacard, dazu kommen noch Gebühren von 20.000 Som sowie eine Bezahlungsgebühr von 2%. Die Tickets kann man dann am Bahnhof abholen, man muss aber hartnäckig bleiben (Screenshot der gebuchten Verbindungen kann hilfreich sein), weil die einen gerne Abwimmeln wollen, mit der Begründung, es gäbe keine Tickets. Tickets mit Umsteigen lassen sich online nicht finden, da muss man wirklich suchen z.B. mit Seat61 oder tutu.travel (dort bloß nicht buchen, die Tickets darüber müssen in Russland abgeholt werden), wie man es macht. Nach Dushanbe fährt z.B. die Nr. 330 von Moskau über Qarshi bzw. Termiz. https://eticket.uzrailway.uz/timetable/trainroute.html?trainNumber=330Ч


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DavidHB

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14.04.2017
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Bremen
Fahrt nach Dushanbe

Der halbe Wagen wird ist von den Provodniks belegt. Dies sind die Schlafwagenschaffner der diversen Wagen, die seit 9 Tagen unterwegs sind (Dushanbe-Moskau-Dushanbe) und sie sind unheimlich nett. Zuerst lande ich in einem Abteil mit einem netten Tadschiken, der seit Moskau hier drin sitzt und sichtlich die Schnauze voll hat. Dann kommt der Provodnik und quartiert mich um. Nun habe ich ein Abteil für mich alleine. Es wird mir ein Teekrug gebracht, herrlich. Der Wagen ist nicht nur alt, sondern ziemlich kaputt. Es ist nicht so bequem wie im Zug Taschkent-Termez, aber ich bin schon oft in diesen Wagen gefahren. Wenn man sich erstmals eingerichtet hat, ist es herrlich. Zumindest für die paar Stunden, in denen ich hier drin bin. Die Fenster sind bei der Hitze natürlich immer offen und da der Zug durch die Wüste gefahren ist, ist es entsprechend staubig.

Das tadschikische Personal ist unheimlich nett und wir freunden uns an. Auch wenn hier kaum einer englisch spricht, funktioniert die Kommunikation gut. An der usbekischen Grenze bleibt der Zug dann auch 2,5 Stunden stehen. Die Usbeken kommen mit Spiegeln und sehen sich jede einzelne Achse an. Der Pass wird eingezogen, eine halbe Stunde später bekomme ich ihn wieder. Dann stehen wir noch 90 Minuten rum.

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Die Bilder in diesem Beitrag werden mir leider nicht angezeigt.

Ein schöner Bericht :)
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.204
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Erlaube mir die Frage zu stellen, wie du mit den Personen ausser in englisch (falls vorhanden) dort kommunizierst?

In Usbekistan und Tadschikistan können erstaunlich viele englisch, auch an Orten, wo man es nicht erwarten würde. Hier kam ich gut mit englisch durch. Ich bin auch ziemlich "Ostreiseerfahren" und weiss einigermassen, wie der Hase läuft.

Vieles geht über aufschreiben, erahnen, gestik, oft mache ich von einem Fahrplan einen Printscreen, viel lachen. Oft versteht man mehr, als man denkt. In Kasachstan haben sie mit mir vorallem mit dem Google Translator kommuniziert. Wenn ich den Preis nicht verstehe, halte ich das Geld hin und sie nehmen sich, was sie brauchen. Wenn ich eine Speisekarte nicht verstehe, bestelle ich einfach was, indem ich irgendetwas auf der Karte wähle. Wenn es gar nicht geht, wechsle ich in die Muttersprache. Das klappt dann oft besser als englisch, da meine Gestik authentisch ist. In Kasachstan übrigens habe ich hin und wieder deutsch gehört. Ob es "Kasachstan-Deutsche" in den Ferien waren oder "Deutschkasachen", die dort leben, weiss ich nicht. Englisch ist dort weniger verbreitet.

Im Gegensatz zu meinen Erfahrungen in Russland (auch auf dem Rückflug wieder erlebt am Flughafen Moskau) sind die Menschen gewillt, dich zu verstehen und geben sich grosse Mühe. Ich hatte den Eindruck, dass sie grosse Freude an den Touristen haben, sie sind neugierig und gastfreundlich und wollen, dass du es bei ihnen gut hast.
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
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Achtung! Der Zug fährt nicht über die neue Strecke in Usbekistan sondern macht den Knick über die alte Strecke durch Turkmenistan. Das bedeutet einen Umweg von rund 15 Stunden und Transitvisum für Turkmenistan, obwohl der Zug dort nur zweimal an der Grenze hält. Danach hält er nur in Termez und dann an der Grenze. Darum stieg ich in Termez zu.
 
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Karl Langflug

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22.05.2016
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In Tadschikistan!

Tadschikistan soll das Armenhaus der ehemaligen sowjetischen Staaten sein. Zwischen der Grenze und Dushanbe ist davon nichts zu sehen. Es wird viel Landwirtschaft betrieben, die Häuser sehen gut aus.

Die Tadschiken kontrollieren während der Fahrt. Ich habe ein E-Visa - zum Glück ausgedruckt, denn der Grenzschutz verfügt über nichts elektronisches. Zoll und Passkontrolle kommen. Ich weiss nicht, wieviele Grenzen ich schon überquert habe, aber einen herzlicheren Empfang habe ich noch nie erlebt. Fast schon euphorisch werde ich willkommen geheissen. Die Provodniks verabschieden sich von mir, nach 9 Tagen sind sie wieder daheim. Und ich bin in Dushanbe, ich habe es mir so anders vorgestellt.

Dushanbe ist mit nichts zu vergleichen, was ich bisher in der ehemaligen Sowjetunion gesehen habe. Das ist Zentralasien, so wie ich es mir vorstelle. Nicht die Gebäude, die Menschen. Frauen in bunten Kleidern, diese Gesichter, diese Sprache, diese Fahrzeuge, es ist schwierig zu erklären. Mir gefällt es hier mit dem ersten Moment an und daran wird sich bis zur Abreise aus Dushanbe nichts ändern.

Ich steige aus, mache euphorisch Fotos. Das findet einer in Uniform nicht gut. Das Problem ist, ich merke lange gar nicht, dass er mit mir redet. Er schaut mir zu, lässt mich dann aber gewähren. Ich mache noch ein Foto, das findet ein Polizist nicht gut. Er winkt mit dem grossen Hut und rennt panisch auf mich zu. Ich lösche ein paar Fotos, andere akzeptiert er. Er bedankt sich herzlich. Alles geschieht sehr freundlich und nett und dass Polizisten nicht auf Fotos sein wollen, kann man durchaus verstehen. Schliesslich ist der Bürgerkrieg noch nicht lange her und die Lage nur oberflächlich stabil.

Die Fotoreihe beginnt mit dem Blick auf Dushanbe vom Zug aus.

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Karl Langflug

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22.05.2016
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Leider nein.

Ein toller Bericht mit einem sehr unterhaltsamen Stil, macht sehr viel Spaß zu lesen! Vielen Dank schonmal

Kann mir da jemand helfen? Ich klicke auf "Grafik einfügen" und lade sie hoch. Bei mir sind sie dann im Beitrag sichtbar. Was mache ich falsch?
 

red_travels

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16.09.2016
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www.red-travels.com
Ah! Das war das Problem! Habe nur Mastercard.

was hättest du gemacht, wenn deine Karten vor Ort nirgends akzeptiert worden wären? :D


die Anhänge können nicht geöffnet werden.

Kann mir da jemand helfen? Ich klicke auf "Grafik einfügen" und lade sie hoch. Bei mir sind sie dann im Beitrag sichtbar. Was mache ich falsch?

am besten du lädst die Bilder extern bei Hostern wie abload.de o.ä. hoch und bindest die hier dann ein (geht dann auch einfacher in groß)
 
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Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.204
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was hättest du gemacht, wenn deine Karten vor Ort nirgends akzeptiert worden wären? :D



die Anhänge können nicht geöffnet werden.



am besten du lädst die Bilder extern bei Hostern wie abload.de o.ä. hoch und bindest die hier dann ein (geht dann auch einfacher in groß)

Danke. Ich werde es mit deinem Tip versuchen und die Bilder am Nachmittag nochmals laden.

Du sprichst genau den Punkt an. Ich hatte eine schaflose Nacht deswegen und verfluchte mich, warum ich nicht noch mehr Dollar mitgenommen hatte und warum ich mich nicht besser vorbereite. Hätte man wohl schnell im Internet rausgefunden und du hast es glaube ich in deinem Reisebericht, der mir als Inspiration diente, auch erwähnt.:( Aber mein Motto lautet, erst schreien, wenn es wehtut. Daher beruhigte ich mich und schmiedete Alternativpläne. Der Cash hätte knapp gereicht, wenn ich in Tadschikistan mit meiner Postkarte oder Mastercard an Geld kommen würde. Aber was ist, wenn nicht? Tja. Am zweiten Tag war ich dann beruhigt. Ich fand einen Automaten, der meine Postkarte akzeptierte. Das war eine Erleichterung.
 

red_travels

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www.red-travels.com
Danke. Ich werde es mit deinem Tip versuchen und die Bilder am Nachmittag nochmals laden.

Du sprichst genau den Punkt an. Ich hatte eine schaflose Nacht deswegen und verfluchte mich, warum ich nicht noch mehr Dollar mitgenommen hatte und warum ich mich nicht besser vorbereite. Hätte man wohl schnell im Internet rausgefunden und du hast es glaube ich in deinem Reisebericht, der mir als Inspiration diente, auch erwähnt.:( Aber mein Motto lautet, erst schreien, wenn es wehtut. Daher beruhigte ich mich und schmiedete Alternativpläne. Der Cash hätte knapp gereicht, wenn ich in Tadschikistan mit meiner Postkarte oder Mastercard an Geld kommen würde. Aber was ist, wenn nicht? Tja. Am zweiten Tag war ich dann beruhigt. Ich fand einen Automaten, der meine Postkarte akzeptierte. Das war eine Erleichterung.

:D Zumindest in Usbekistan nehmen sie auch Euro in den Banken/Wechselstuben und die Kurse sind deutlich besser als beim USD. Ich hab dann auch einmal eine sehr krumme Summe getauscht, nur um ein paar Münzen zu bekommen, die als Wechselgeld sehr rar sind.

Wie lief es mit der Verständigung im Südosten?
 

Karl Langflug

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22.05.2016
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Endlich habe ich geschnallt, wie das mit den Fotos läuft. Ich werde die Fotos in einem späteren Zeitpunkt "aktualisieren".
 
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