Ein Wochenende in Groningen

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meilenfreund

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10.03.2009
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Nachdem ich schon in Amsterdam und Rotterdam war, stand ein neues Ziel in den Niederlanden auf dem Programm: Groningen. Trotz der kaputten Brücke verhieß bahn.de eine einigermaßen zügige Anreise. Gebucht war das örtliche Mercure für zwei Nächte von Freitag bis Sonntag, leider etwas dezentral gelegen, aber die neue Partnerschaft zwischen Accor und Flying Blue verhieß 5 XP für den Aufenthalt.

Am Freitag war ich zunächst noch ein paar Stunden im Büro und machte mich dann auf den Weg zum wenige Minuten entfernten Hauptbahnhof. Der IC nach Emden über Leer, der Umsteigepunkt nach Groningen, kam pünktlich, alles schön. Die große Klatsche setzte dann kurz vor Oldenburg ein: Wir standen. Und standen. Und standen. Erst gab es keine Infos, dann hieß es, eine Brücke ist kaputt, man weiß nicht, wann es weitergeht. Irgendwann fuhren wir dann zurück, um auf das Gegengleis zu wechseln und dort die Fahrt fortzusetzen. Am Ende waren das +90.

Im Zug befanden sich Reisende, die zu den ostfriesischen Inseln unterwegs waren. Es wurde dann angesagt, dass sie in Oldenburg aussteigen sollen, weil von dort vielleicht ein Taxitransfer zu den Häfen organisiert wird. Vielleicht also auch nicht.

Irgendwann erreichte ich dann tatsächlich Leer. Juser von dort mögen mir verzeihen, aber das ist das trostloseste Bahnhofsumfeld, das ich bisher gesehen habe. Die örtliche Polizei arbeitete sich gerade an der Kontrolle von jemand aus der Bahnhofsszene ab.

An der Haltestelle für den Bus nach Groningen formierte sich eine Reisegruppe vom Typ „Muddi und Vati auf Reisen“ mit Dosenbier, Sektflaschen und Plastikgläsern in der Hand. Die Lage erforderte eine Entscheidung: nehme ich den Bus nach Groningen oder nehme ich den Bus nach Weener und fahre von dort mit dem Zug nach Groningen.

To be continued.
 

meilenfreund

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10.03.2009
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Der Vollständigkeit halber, so sieht das aus, wenn man sich in einem IC2 einen wartet:

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Es war vielleicht nicht schwer zu erraten, ich hatte keinen Bock auf den überfüllten Expressbus, sondern nahm die Alternative: mit dem Bus nach Weener und von dort mit dem Zug weiter nach Groningen. Dauerte zwar länger, war mir dann aber irgendwie egal. Das war die richtige Entscheidung, spärlich besetzt tuckerte der Dieseltriebwagen von Arriva gen Groningen. Natürlich mit Free Wifi und Internetempfang auch entlang von Wiesen und Weiden. Stellt sich die Frage, wieso bei uns eine Bahnfahrt immer noch bedeuten kann, dass man ganz oder teilweise von mobiler Kommunikation abgeschnitten ist. Aber lassen wir das.

Irgendwann war ich tatsächlich in Groningen angekommen. Vom Hotel ging es in die Innenstadt. Für den Busverkehr gibt es ein interessantes Konzept: Wer eine OV Chipkaart benutzt, zahlt nur einen Grundpreis plus einen entfernungsabhängigen Tarif. Dadurch ist Busfahren dort sehr preiswert:

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Abends in der City, ganz große Fotokunst war da nicht mehr drin:

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Nach Heineken probierte ich mal die mir bis dato unbekannte Marke Gulpener. Das wird eher eine einmalige Begegnung bleiben. Es schmeckte irgendwie nach nichts.

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Andere hatten mehr intus: Im Bus Richtung Hotel waren dann noch zwei deutsche Paare am Start. Das Quartett ließ lautstark Revue passieren, wer aktuell sowie in den letzten 20-30 Jahren mit wem gekifft und geschnackselt hat. =;

Das war der Freitag, für Samstag war Superwetter angesagt, also konnte nach dem Ärgernis mit der Bahn alles nur noch besser werden. :cool:

To be continued.
 

CompadreGüero

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28.02.2011
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PBC
. Die große Klatsche setzte dann kurz vor Oldenburg ein: Wir standen. Und standen. Und standen. Erst gab es keine Infos, dann hieß es, eine Brücke ist kaputt, man weiß nicht, wann es weitergeht.

Dürfte die Oldenburger Hunte-Rollklappbrücke gewesen sein. Sie ist in die Jahre gekommen und macht ständig Probleme; ist teilweise stundenlang nicht benutzbar.
 
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concordeuser

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01.11.2011
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Hamburg
Irgendwann erreichte ich dann tatsächlich Leer. Juser von dort mögen mir verzeihen, aber das ist das trostloseste Bahnhofsumfeld, das ich bisher gesehen habe

Habe letzte Woche eine ähnliche Tour unternommen, von HAM über Bremen nach Groningen. Bericht hier im Forum. Bahnhof und Vorplatz von Leer sind geradezu ein Fest fürs Leben verglichen mit Osnabrück Bahnhof und Vorplatz (wo ich auf der Rückfahrt umsteigen und warten, warten, warten musste). War für mich der schlimmste entsprechende Ort, den ich je gesehen habe. Trostlos :mad:

PS danke für den Bericht, lese gerne mit
 
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meilenfreund

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10.03.2009
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Die Fortsetzung folgt Samstag oder Sonntag, bin schon dabei, aber in den letzten Tagen fehlte mir die Zeit zum Schreiben und Fotos hübsch machen. ;)
 

meilenfreund

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10.03.2009
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Für den Samstag war hervorragendes Wetter mit Sonnenschein und um 30 Grad angekündigt. :cool:

Auf dem Wasser war einiges los. Das Stand Up Paddling wäre allerdings nicht mein Ding...

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Kultur Teil 1 führte mich ins Noordelijk Scheepvaartmuseum, in dem die regionale Schiffahrtsgeschichte gezeigt wird. Dort gibt es zum Beispiel

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Wohnungsnachbauten

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einen alten Kaufmannsladen

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und Schiffsequipment zu sehen.

Genug Zeit drinnen verbracht,

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das schöne Wetter lockte viele Besucher in die Stadt,

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unter anderem wegen der Kirmes auf dem Groote Markt. Das ist nicht so ganz mein Ding, daher setzte ich nach einer Portion Kibbeling aka Backfisch auf dem Vismarkt die Tour fort. Irgendwann im Laufe des Nachmittags kam ich zu einem

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schattigen Plätzchen am Wasser, nicht das Verkehrteste an diesem Tag.

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An der Stelle befinden sich eine Marina und eine Kanalkreuzung, so dass so recht viel Verkehr auf dem Wasser herrschte. Am Kanal Richtung Innenstadt standen der oder vier Typen in historischen Kostümen herum, die in die Luft ballerten, wenn jemand mit dem Boot in den Citybereich fuhr. Schien wohl eine Art Bespaßungsact zu sein.

Irgendwann war der unterwegs gekaufte Cidre alle und ich machte mich auf den Rückweg zum Hotel. Nach einer Dusche und zwei Bier bin ich ziemlich schnell weggeratzt.

Duschen ist in diesem Hotel leichter gesagt als getan. Die Duschtassen sind völlig fehldimensioniert und so klein, dass man zwar die Türen schließen kann. Jegliche weitere Bewegung kann aber dazu führen, dass man gegen die Türen stößt und sie wieder aufgehen. Man muss sich das also so vorstellen, dass man im Idealfall wie erstarrt stehenbleiben sollte.

Das Hotel begleitete mich dann noch einige Tage über die Rückkehr hinaus mit wiederholten E-Mails mit der Bitte um Bewertung. Statt einem Standardtext in der Art „dieser Link zum Bewertungsportal ist x Tage gültig“ kam sogar eine Nachricht mit dem Inhalt „wir befürchten, dass die noch nicht abgegebene Bewertung bedeutet, dass Sie etwas zu kritisieren haben“. Die Schlussfolgerung muss man nicht unbedingt verstehen, aber damit hatten sie mich eingefangen. Wer weiß, wie das sonst weitergegangen wäre!? Auf die darauf vorgenommene Bewertung folgte eine automatisch generierte Standardantwort ohne jeglichen Inhalt.
 

meilenfreund

Erfahrenes Mitglied
10.03.2009
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Am Sonntag gab es Kultur im Groninger Museum. Das Gebäude ist für sich gesehen schon interessant anzuschauen, da es komplett ins Wasser gebaut ist. Gezeigt wird derzeit u.a. „Presence“ von Daan Roosegaarde.

https://www.groningermuseum.nl/de/kunst/ausstellungen/daan-roosegaarde-presence

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Im Gegensatz zu den üblichen „Bitte nichts anfassen“-Ausstellungen in deutschen Museen war genau das hier erwünscht.

Danach ging ich noch etwas spazieren, bevor ich den Rückweg antrat.

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An Wasser und Schiffen führt in Groningen buchstäblich kein Weg vorbei.

Groningen ist super für eine Wochenendtour! Das nächste Mal fahre ich aber mit dem Auto hin. ;)