Anreise
Nasskalt graut der Morgen, als ich den Flughafen der Städte Bonn und Köln betrete. Es ist Montag, Beginn der Woche, die Werktätigen fliegen an ihre Schaltstellen. Die Luft ist geschwängert vom Testosteron der Entscheider, die sich mit ihren Handys - der zeitgemäßen Keule des modernen Jägers - aufmachen, um der Welt für eine weitere Woche den Takt vorzugeben, Bosse auf dem Weg zum nächsten Erfolg, Berater unterwegs um die Wirtschaftswelt einen weiteren Schritt erfolgreicher zu machen, Verkaufsprofis auf dem Sprung zu einer weiteren Reihe von großartigen Abschlüssen. Professoren die zu bemerkenswerten Vorträgen anreisen, Ingenieure auf dem Flug zur nächsten bahnbrechenden Erfindung. Mittendrin ich, als schnöder Tourist, nicht ernstgenommen ohne Anzug mit zu kurzer Hose und modischen Strümpfen in schlanken spitzen Schuhen, auf dem Weg in die Lounge. Nicht anerkannt ohne Nachrichtenton im 10-Sekundentakt, in der heiligen Halle, die den Senatoren vorbehalten ist. Beinah störend wirke ich in der Schlange zu meinem Sitz in einer der ersten Reihen des Flugzeugs.
Das alles ficht mich nicht an, trübt meine Laune nicht im geringsten. Mit der Sonne als Ziel sehe ich den nächsten Stunden gelassen entgegen.
Der erste Flug ereignisfrei, zu Essen gab es auch was.
In München bleibt kaum Zeit um den Flughafen zu genießen. Gut 20 Minuten bis zum nächsten Boarding. Zeit um zum Satelliten zu fahren, auszureisen und den Stempel für die USA mitzunehmen. Am heutigen Tage wird mich das A380, welches auf den Namen New York getauft wurde, genau dorthin nicht bringen. Mein Ziel liegt weiter im Westen, 11:20 Std. Flugzeit entfernt.
Aber der Reihe nach. Ich erklimme das erste Obergeschoss des Flugzeugs und durchschreite den Bahnhofsschlafsaal, hin zum hinteren Compartement wo man sich etwas privater fühlen darf. Das A380, ein Vogel der meiner bescheidenen Meinung nach zu recht zu den Verlierern am Himmel gehört, ist mir zu groß, zu unpersönlich und wird zu unrecht „gehypet“. Kaum noch ein Gefühl von Fliegen, eher kollektives Warten auf das Ankommen bei schlechter Luft und Wifi, was zur damit im Zusammenhang stehenden Geräuschkulisse führt, welche die zu leisen Triebwerke leider nicht übertönen. Was soll’s, es gibt einen Pre Departure Drink, einen nicht erschienenen Pax und das Thema mit dem Koffer.
Der geblockte Nebensitz wird dann doch vergeben, jedoch erweist sich der so gewonnene Gesprächspartner als Bereicherung. Gestartet wird auch irgendwann und der Service überzeugt dann wieder auf ganzer Linie: Herzlich, freundlich und charmant mit Spaß an der Freude serviert man Brause, Nüsse, Vorspeise, Hauptgericht und Dessert. Korrespondierende Weine machen das Menü rund und lassen auch diesen Flug zu einem werden, an den ich mich gerne erinnern werde.
(Fisch, falls es jemanden interessiert)
(Vor der Landung)
Ich hatte zuvor ein Bild der schönsten Stadt versprochen:
Nach mehr als elf Stunden landen wir dann annähernd pünktlich in LAX.
Dank Global Entry und nur mit Handgepäck stehe ich nach wenigen Minuten an der Haltestelle für die Shuttlebusse, aber der zum Crown Plaza lässt auf sich warten. Dort empfängt mich ein Upgrade auf den Clubfloor und im Zimmer ein Obstteller. Der Club bedeutet am Abend zur Happy-Hour ein paar Snacks, Bier und Wein und am Morgen ein kleines Frühstücksbuffet mit überraschend viel Obst.
Ich halte tatsächlich noch bis beinah 20:00 Uhr durch, aber dann fallen mir die Augen zu.