I must be crazy. Falschrum nach Vancouver in Economy, Business und First

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ritesa

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14.05.2013
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Planet Earth
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Präskript

Dieser Reisebericht wurde zu großen Teilen vor Corona verfasst. Die Reise fand im Jahr 2019 statt, somit nimmt der Bericht nur auf Ereignisse dieses Jahres Bezug. Möge die Lektüre dem Leser ein angenehmer Zeitvertreib sein.



Eins

In was für einer verrückten Welt leben wir eigentlich? Ein unzurechnungsfähiger Egomane regiert das vielleicht noch mächtigste Land der Welt. Eine 16-jährige segelt über den Atlantik, um das Klima zu retten. Und ich? Fliege mal eben so nach Vancouver. Über Berlin, New York, Frankfurt, Singapur, Hanoi und Hongkong. Warum? Weil ich es kann. Nein, weil ich es will. Oder weil es sich so ergeben hat. Vielleicht auch, weil ich ein bisschen verrückt bin. Vielleicht auch süchtig. Oder dumm? Verantwortungslos? Sicher auch weil ich vermutlich nie mehr so günstig First fliegen werde – wenn überhaupt.

Ich habe großen Respekt vor Greta Thunberg. Bei aller – teilweise auch berechtigten – Kritik, das Mädel ist 16 und im Gegensatz zu vielen Anderen bleibt sie ihren Prinzipien treu, so gut es geht. Auch wenn der Rummel um ihre Person, die Logistik um den transatlantischen Segeltörn vielleicht mehr CO2 produzieren als sie persönlich einspart – was soll sie machen? Zu Hause bleiben und nichts tun? Schwimmen? Fliegen? Den Aufschrei hätte ich hören wollen. Fast alleine hat sie es – ohne Frage mit Unterstützung von gewieften PR-Experten – geschafft, das Klima als das Thema schlechthin im aktuellen öffentlichen Diskurs zu verankern. Darf eine Klimaaktivistin, der es Ernst ist mit ihrem Anliegen, nicht auf professionelle Unterstützung zurückgreifen? Wenn sich Trump, Putin, Johnson, Söder, Bannon und Farange medial inszenieren, dann darf, ja muss sie das auch. Entscheidend ist die Nachricht, die dahintersteckt.

Greta würde mich verachten für meine Reise. Zumindest würde sie den Sinn beim besten Willen nicht verstehen. Und erst recht nicht, wie ich gleichzeitig ihre Idee unterstützen und so eine Reise unternehmen kann. Ich unterstütze auf politischer Ebene den Klimaschutz. Dazu gehören höhere Steuern und Abgaben auf Flüge, umweltfreundlichere Verkehrsmittel, Investitionen in energiesparende und emissionsarme Energieträger sowie Maßnahmen zur Reduzierung und Speicherung von CO2. Wenn ein Flug nach London übers Wochenende 50€ kostet fliege ich möglicherweise nach London. Wenn die politische Entscheidung ansteht, die Steuern und Abgaben auf Flüge zu erhöhen stimme ich dafür. Wenn der Flug dann 250€ kostet fliege ich wahrscheinlich nicht. Vielleicht nehme ich den Zug. Grundsätzlich fahre ich sowieso lieber mit dem Zug, aber das geht halt nicht immer. Eine 1- oder 5-prozentige Steuer auf alle Verkehrsmittel, um den Ausbau eines europaweiten Schnellzugnetzes voranzubringen? Zahle ich gerne.

Ich will nichts schönreden, keine Entschuldigungen suchen, mich nicht verteidigen: Diese Reise ist Wahnsinn. Es ist zudem sinnlos – es gab keinen Grund für diese Reise bis auf meinen Willen. Die Freiheit des Menschen – so sie denn existiert - schließt auch ein, unvernünftig Handeln zu können.
 

ritesa

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14.05.2013
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Zwei

Frohes neues Jahr! Über den Dächern der Stadt das Silvesterfeuerwerk. Was wird 2019 bringen? Zumindest soll es nicht übermüdet beginnen. Zähneputzen, ab ins Bett. Kurz noch Mails und Nachrichten checken. Und im Vielfliegertreff und bei Flyertalk vorbeischauen.

Cathay Pacific Business Class von Vietnam in die USA für 600€. Hm, ganz interessant. Nur wann - und wie nach Vietnam kommen? Etwas weit weg und dann noch in die falsche Richtung. Zu aufwändig. Vergiss es. Ab ins Bett. Ist eh schon wieder viel zu spät geworden. Noch einmal den Thread aktualisieren. Und aus interessant wird wahnsinnig: Das gleiche Routing - in First. Für 900€. Nicht 600€ statt 2000€, sondern 900€ statt 10.000€. Um 1:58 kommt die Buchungsbestätigung von Priceline, inklusive Ticketnummern. Nun aber endgültig ab ins Bett. Gleichzeitig euphorisiert und stoisch liege ich noch etwas wach. Wird ja eh storniert.






Ein paar Tage später zeichnet sich ab, dass die Tickets honoriert werden. Nun kann, soll, muss aus dieser Error Fare eine Reise werden.
 

ritesa

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Drei

Das erste Mal ist in meinem Leben so viel los, dass ich mich kaum um die bevorstehenden Reisen kümmern kann. Zwar suche ich hin und wieder nach Wegen, gut und günstig nach Vietnam zu kommen, idealerweise so dass eine interessante Reise um die Error Fare entsteht; ich buche auch schon einmal stornierbare Hotels in Hanoi und Vancouver, aber richtig kann ich mich nicht kümmern – es gibt einfach zu viele und wichtigere Baustellen.

An einem Abend im April lese ich auf Flyertalk über einen Singapore Airlines-Tarif von New York nach Frankfurt in der Business Class, den man über Singapur routen kann; Stopover sind kostenlos und der Tarif auch als Oneway erhältlich. Somit könnte ich JFK-FRA-SIN fliegen, von dort weiter nach Hanoi, und auf dem Rückweg von Hanoi (oder gleich von Hongkong, da ich dort fast 3 Tage Stopover habe) wieder nach Singapur und dann SIN-FRA. Bleibt nur noch die nicht unwesentliche Frage wie ich nach New York komme - und von Frankfurt mit einer Ankunftszeit von 20:40 nach Hause nach München.

Ein paar Tage später buche ich die wichtigsten Zubringer: MUC-TXL-EWR mit LH/UA in Basic Economy für um die 300€ (und, da ich schon immer einen Tagflug Nordamerika-Europa ausprobieren wollte, den Rückflug EWR-DCA/IAD-LHR-MUC für November mit dem Tagflug UA122 IAD-LHR), 8 ½ Stunden Aufenthalt in New York um es endlich mal zu Shake Shack zu schaffen, JFK-FRA-SIN-FRA mit SQ in Business – macht zwei Nachtflüge hintereinander nach SIN und tagsüber auf SQ 326 zurück.
 

concordeuser

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01.11.2011
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danke lese gerne mit und werde weiterhin gerne mitlesen

Ist ja ein Bericht wie aus der Zeit gefallen in der Corona krise
 
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ritesa

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danke lese gerne mit und werde weiterhin gerne mitlesen

Ist ja ein Bericht wie aus der Zeit gefallen in der Corona krise

Es ist verrückt - 2019 scheint so weit weg zu sein, geradezu irrelevant. Mein Reisebericht kommt mir selbst wie ein historisches Dokument aus einer längst vergangenen Zeit vor.
 
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ritesa

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Vier


In den folgenden Wochen und Monaten wird es immer weniger wahrscheinlich dass ich die Reise überhaupt antreten kann. Einen Kurztrip nach New York, hauptsächlich wegen der Virgin Atlantic- und KLM-747 gebucht, muss ich schweren Herzens stornieren, eine Reise nach Brasilien auf 2020 umbuchen. Ich studiere seitenweise undurchsichtige Fare Rules und die Geschäftsbedingungen der Reiserücktrittsversicherungen, schiebe die Flüge hin und her, kalkuliere Stornierungs- und Umbuchungsgebühren. Ganz will ich den First-Flug nicht aufgeben, auch wenn er recht kostengünstig stornierbar wäre. Eine Umbuchung sollte auch möglich sein, aber ich kann kaum absehen wann ich den Flug antreten könnte. Der SQ-Flug ist nicht stornierbar, aber immerhin gegen eine Gebühr von 250 USD umbuchbar.
 

ritesa

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Fünf

Gut eine Woche vor Abflug habe ich es irgendwie geschafft. Acht Tage habe ich Zeit, von Mittwoch früh bis Mittwoch Abend.

Singapore Airlines SIN-HAN/HKG-SIN ist nicht gerade günstig, aber die einzig machbare Option um diese Lücke zu schließen. Bleibt noch die Rückreise von Frankfurt: SQ 326 landet um 20:40 in Frankfurt und ich muss noch nach München. Der letzte Flug geht um 21:15, das macht 35 Minuten Umsteigezeit in FRA auf getrennten Tickets, international auf domestic. Eigentlich unmöglich, aber der Flug aus Singapur kommt normalerweise früher an und der Flug nach München fliegt normalerweise etwas später ab. Das ist die Hoffnung und Plan A, für 138€ als FRA-MUC-VCE buchbar. Plan B ist der letzte ICE nach München um 20:53, den ich mit etwas Glück noch erwischen könnte falls der Flug gestrichen wird. Plan Z ist Blablabus, Abfahrt 22:05, Ankunft in München um 5:10. Ich hasse Busfahren, erst recht über Nacht. Für 1,98€ buche ich zwei Plätze, damit im Fall des Falles zumindest der Nebensitz frei bleibt.

Der Rückflug von Singapur ist aktuell auf den Freitag gebucht, also rufe ich bei Singapore Airlines an. Eine Umbuchung soll gut 10.000€ kosten und der Schweizer Call Center Agent rät mir eindringlich dieses „extrem günstige Ticket“ am Besten gar nicht anzufassen, sondern einfach so abzufliegen.

Vorsorglich überprüfe ich, ob meine Meilen bei British Airways und Lufthansa für den Rückflug von Hongkong aus reichen würden.
 

ritesa

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Die geplante Reiseroute:

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Datum
Strecke
Flugnummer
FlugzeugtypKlasseAbflug
Ankunft
Dauer
Meilen
21.8MUC-TXLLH 2030
A319Y7:008:051:05298
21.8TXL-EWRUA 963B767Y9:4012:308:503980
21.8JFK-FRASQ 25A380C20:5510:40 +17:453856
22.8FRA-SINSQ 25A380C12:306:50 +112:206389
23.8SIN-HANSQ 176A330Y9:2011:403:201371
24.8HAN-HKGVN 592A321C10:2513:302:05526
25.8HKG-YVRCX 888B777F0:3021:25 -111:506392
27.8YVR-HKGCX 865B777F2:206:45 +113:256392
28.8HKG-SINSQ 1B777Y8:0111:503:501587
28.8SIN-FRASQ 326B777C13:5520:4012:456389
28.8FRA-MUCLH 122A321Y21:1522:100:55186
insg.
78:10
33089

Connections auf getrennten Tickets


EWR-JFK 8:25
SIN 2:30
HAN 22:45
HKG 2:16
SIN 2:05
FRA 0:35
 

ritesa

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Sechs

Wie immer packe ich leicht. Daypack, Umhängetasche, Kamera. Abends putze ich noch Herd und Kühlschrank, ich lasse die Wohnung ungern unaufgeräumt und ungeputzt zurück. Um 4:30 klingelt der Wecker. 14 Grad, Regen. Irgendwas wird schon wieder an der Stammstrecke gebaut, deshalb kann ich nicht am Marienplatz umsteigen. Irgendwas stimmt nicht mit meinen Kreditkarten, deshalb kann ich keinen E-Scooter ausleihen. Irgendwann klappt es doch. Als ich am Isartor den Bahnsteig betrete fährt die S8 zum Flughafen ein.



Gähnende Leere am Flughafen. LH 2030 ist pünktlich. Kaffee und Milka Tender zum Frühstück. Koffein und Zucker - check. Ich sitze links, beim Anflug auf Berlin-Tegel von Osten bietet sich ein toller Blick auf die Stadt, zuerst die Seen und Wälder ganz im Südosten hinter Köpenick, dann Dörfer, die Plattenbauten von Marzahn, Fernsehturm, Berliner Dom, Reichstagsgebäude. Dafür liebe ich Fliegen.

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UA 963 nach Newark war schon ein paar Tage vorher fast komplett ausgebucht. In der Basic Economy kann man selbst beim Check-In keinen Sitzplatz aussuchen, es waren allerdings schon früh kaum mehr billige Sitzplätze hinten verfügbar, deshalb entschied ich mich zu Pokern und so spät wie möglich einzuchecken. Fazit: Seat at Gate. Nun, das kann alles heißen. In der App wurden dann auch schon Freiwillige gesucht, die für 450, 550 oder 650 USD bereit wären den gleichen Flug einen oder zwei Tage später zu nehmen. Das kam für mich leider nicht in Frage, aber am Gate sage ich Bescheid dass ich bereit wäre auf einer anderen Verbindung am gleichen Tag mit Ankunft in NYC spätestens um 15:00 zu fliegen – ich spekuliere auf ein Upgrade. Mein Angebot wird aufgenommen, aber nach aktuellem Stand gibt es keinen Bedarf mehr. Die Bordkarte bekomme ich nun auch – ein kleines Grinsen kann ich nicht unterdrücken. 21D, Economy Plus, Exit Row mit kilometerweiter Beinfreiheit.

Die Boeing 767 ist zumindest in der Economy tatsächlich bis auf den letzten Platz besetzt. Da ich – Überraschung! - gerne am Fenster sitze tausche ich auf 21L, ebenfalls Exit Row. Dösen, Essen, aus dem Fenster schauen, durch die Kabine spazieren. Die Pasta ist essbar, das Strawberries & Clotted Cream-Eis besser als die meisten Economy-Desserts und der Ausblick auf die Südküste Grönlands großartig – auch wenn Tragfläche und Triebwerk etwas im Weg ist. Auch Exit Row hat ihre Nachteile.

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Über Quebec gibt's noch einen Snack - Die Turkey and Gouda Pretzel Roll ist warm, schmeckt aber künstlich. Im Anflug auf Newark wäre ein Platz auf der linken Seite mit Blick auf die Skyline von Manhattan besser gewesen. Ich weiß, man kann nicht immer alles haben.
 

ritesa

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Sieben

Die Immigration ist fast menschenleer. Trotzdem muss ich als einer der Ersten in der Schlange einige Minuten warten, da kein einziger Visitor-Schalter besetzt ist. Welcome to the US! Nach ein paar Minuten Ratlosigkeit von Seiten der Einweiser werden wir Visitors nach und nach in Kleingruppen bei den US Citizens oder Diplomats/Crew „eingeschmuggelt“. Ab in den Airtrain, NJ Rapid Transit, Penn Station.

Mein erster Anlauf einen Shake Shack-Burger zu probieren wurde letztes Jahr durch eine viel zu lange Schlange, Wartezeit 45 Minuten, vereitelt; der zweite durch die Stornierung meiner New York-Reise im Juli. Und jetzt finde ich im Labyrinth der Penn Station den verdammten Laden nicht! Eigentlich bin ich gar kein ausgewiesener Burger-Fan, aber das Konzept von Shake Shack – frische, natürliche und möglichst regionale Lebensmittel - will ich zumindest einmal testen. Endlich finde ich den Laden, und zu meiner großen Überraschung keine Schlange davor. SmokeShack with Pickles and Tomatoes, Fries, Black & White Shake. Der Burger: kann sich sehen lassen, für eine Fastfood-Kette erstaunlich gut. Weiche, leicht kartoffelige non-GMO Martin’s Potato Roll; nicht zu viel und geschmacklich gutes Patty aus freshly ground and 100% all-natural Angus beef – no hormones or antibiotics ever; würziger all-natural applewood smoked bacon, generisches cheese slice, chopped cherry pepper für etwas fruchtige Schärfe, ShackSauce natürlich nach Spezial- und Geheimrezeptur, tomatoes für‘s Gemüse und pickles für‘s Saure; erfreulicherweise ohne überflüssiges Salatblatt. Die Pommes: geriffelt und ok. Das Shake: so massiv dass ich wohl zu Fuß zum JFK gehen muss, um die Kalorien wieder loszuwerden. Mein Fazit: wenn es nicht für einen Premiumburger im Restaurant langt dann gerne Shake Shack. Oder Bareburger, wo ich vor ein paar Jahren mal war, da sind Fleisch und Käse sogar bio.

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Mit dem Shake in der Hand lasse ich mich durch Manhattan treiben – mal links, mal rechts, mal geradeaus, vorbei am Empire State Building, die 5th Avenue runter. Leben würde ich hier nicht wollen, aber die Faszination dieser Stadt kann ich fühlen, erleben, verstehen. Es ist schwül. Im Madison Square Park spielen Kinder auf dem Wasserspielplatz, auf dem Union Square Greenmarket stapeln sich Bio-Rüben in Regenbogenfarben. Schade dass ich keine kaufen kann. What‘s in your bag?" - "Carrots in all colors of the rainbow.

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Eigentlich ein Wunder dass die New Yorker U-Bahn noch fährt. Die Bahnhöfe, die Gleise, die Tunnel, die Viadukte, die Züge schauen baufällig aus. Dafür ist jede Fahrt ein Kaleidoskop der Stadt. Fast alle Schichten, fast alle Ecken und Enden der Welt treffen für ein paar Minuten in einem Waggon aufeinander. Ich sehe müde, lachende, erschöpfte, entspannte, gestresste, gleichgültige, konzentrierte, unfreundliche, offene, enttäuschte, resignierte, hoffnungsvolle, aufgeweckte, energische Gesichter. Eins aber haben all diese Menschen gemeinsam - ich meine es in ihren Gesichtern zu sehen: wer es hier schaffen will muss hart arbeiten - aber wer hier ist will es schaffen und gibt alles dafür. Egal ob für das Penthouse am Central Park oder die Zweizimmerwohnung in Jamaica. If I can make it there, I'll make it anywhere.

Airtrain, JFK. Noch ein paar Stunden am Infinity-Pool im TWA-Hotel mit Blick auf das Rollfeld entspannen? Klingt nach einem Plan! 25 USD + Taxes? Das war mir dann für gut zwei Stunden doch etwas zu teuer.
 
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thorfdbg

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14.10.2010
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UA 963 nach Newark war schon ein paar Tage vorher fast komplett ausgebucht.

Hach, UA963. Home, sweet home. Ich weiß nicht, wie oft ich in dem Flug gesessen habe. Erst als CO97, dann als UA97, dann gab's noch irgendeine Nummer. Zuerst mit der 757, dann mit der 767. Auch am Sonntag hätte ich da wieder sitzen sollen, es wäre sogar C geworden, aber, ach, es sollte nicht sein.

Ja, links ist definitiv besser.
 
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ritesa

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14.05.2013
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bin dabei, wäre aber cool wenn du dich nicht so dafür abfeiern würdest wie "crazy" du bist

Mache ich das? Ich versuche eigentlich nur darzulegen welche Gedanken mir so durch den Kopf schwirren wenn ich so eine Reise plane. "Crazy" ist ja durchaus ambivalent - es kann positiv oder negativ gemeint sein. Und so meine ich das auch: auf der einen Seite ist diese Reise im positiven Sinne verrückt, also außergewöhnlich, wahnsinnig; auf der anderen Seite im negativen Sinne verrückt, also unvernünftig, wahnsinnig.
 

ritesa

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Acht

Da die Swiss-Lounge im Terminal 4, die Singapore Airlines normalerweise nutzt, renoviert wird bekomme ich eine Einladung für die El Al King David Lounge. Die Loungesituation für SQ am JFK wird oft kritisiert, und die El Al-Lounge ist zwar interessant, aber insgesamt eher dürftig. Immerhin gibt es Duschen, die allerdings renovierungsbedürftig sind. Das Essen ist natürlich koscher, und wenn - wie hier - keine Trennung von Fleisch und Milchprodukten garantiert werden kann gibt es nur eins von beiden. Ich habe nichts gegen vegetarisches Essen, ziehe es dem oft minderwertigem Fleisch in Flugzeugen und Lounges vor, aber die Auswahl ist weder besonders frisch noch besonders schmackhaft. Es gibt ein kaltes Buffet mit Salaten, eine Suppe, trockene Süßwaren und Obst. Der Rotwein aus Galiläa schmeckt immerhin. Da El Al um 19:50 und SQ um 20:55 fliegt wird es irgendwann voll. Einige Gäste tragen eine Kippa.

Ich wechsle dank Priority Pass in die Wingtips-Lounge nebenan, die noch voller ist. Ein Schild am Eingang weist darauf hin dass PP aufgrund Überfüllung zur Zeit nicht akzeptiert wird. Ich werde trotzdem reingelassen. Das kalte und warme Buffet schauen auch hier wenig einladend aus. Hainan Airlines, Air Europa, Caribbean Airlines, Kuwait Airways, Air Serbia, Uzbekistan Airways, Xiamen Air: Immerhin gibt es eine interessante Bierauswahl aufgrund der vielen Airlines, die diese Lounge als Contract Lounge nutzen. Tsingtao, Corona Light, Red Stripe, New Belgium Fat Tire, Brooklyn Brewery Defender IPA, Blue Moon Mango Wheat? Ich ergattere einen Loungesessel mit Blick aufs Rollfeld und ein kühles Carib. Und vor meinen Augen trifft sich die halbe Welt.

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2013 bin ich schon einmal mit Singapore Airlines im A380 von Frankfurt nach New York und zurück geflogen, allerdings in Economy (für stolze 849€ - auf die Strecke umgelegt habe ich diesmal weniger gezahlt). Trotzdem war es, in der kleinen Kabine im Oberdeck, ein sehr positives Flugerlebnis. Jetzt sitze ich das erste Mal in einem der alten, aber sehr geräumigen Business-Class-Sessel. Hat was. Die Breite reicht für ne ganze Menge Shake Shack-Milchshakes. Nüsschen (warm) und Champagner (kalt). Ganz nett hier.

Der Tag war lang, ich bin schon fast 24 Stunden unterwegs, das Shake liegt mir noch im Magen. Deshalb entscheide ich mich wie die meisten anderen Fluggäste gleich zu schlafen und bitte darum, mein vorbestelltes Book The Cook-Abendessen erst zum Frühstück serviert zu bekommen.

Da ich bis Singapur fliege konnte ich nur einen Sitz reservieren, der auf beiden Teilstrecken frei ist. 17A ist aber bis Frankfurt frei, und auf Nachfrage darf ich zum Schlafen dorthin umziehen, denn die Bulkhead-Sitze haben deutlich mehr Beinfreiheit. Es dauert etwas bis ich herausfinde wie man den Sitz in ein Bett umklappt. Es dauert etwas bis die Crew meine Bemühungen realisiert und zur Hilfe eilt. Die Liegefläche ist etwas schräg, was mich aber nicht weiter stört. Es dauert nicht lange bis ich einschlafe.
 
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ritesa

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14.05.2013
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Neun

Frühstück. Das U.S. Grilled Prime Beef Fillet schmeckt, vor allem mit der balsamic onion sauce, nur als Gemüsebeilage würde ich mir etwas mehr wünschen als ein paar Stangen Grünen Spargel und etwas Spinat.

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Der Coupe Cafe Noir – Ganache of cafe noir and chocolat almond biscuit infused with coffee zum Dessert ist ziemlich mächtig und süß. Danach noch etwas Käse, Farm House Cheddar, Cambozola, Bouchevrette with grapes and biscuit – ein vielleicht unkonventionelles Frühstück, aber besser als das magere kontinentale Frühstück das es regulär vor der Landung in Frankfurt gibt: Obst, Gebäck, Getränke.

Landeanflug. Durch die zerkratzten Fenster blicke ich auf den Mittelrhein.

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In Frankfurt vertrete ich mir die Füße. Draußen auf dem Vorfeld trifft sich die Welt von A bis A: All Nippon Airlines, Alitalia, Air Canada.

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Ich statte der „legendären“ Air Canada Maple Leaf Lounge einen kurzen Besuch ab. Es ist angenehm ruhig. Ich bin angenehm müde. Einfach raus aus dem Flughafen, den nächsten ICE nach München nehmen und mich eine Woche lang vom Stress der letzten Monate erholen.
 

mainz2013

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18.09.2013
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Das Steak.....das würde ich jetzt, auf der Stelle, gerne essen! Ich habe Hunger!!
 
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ritesa

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14.05.2013
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Zehn

Ich bin immer wieder erstaunt darüber wie leise der A380 selbst beim Start im Vergleich zu anderen Flugzeugen ist. Weit vorne im Oberdeck ist es fast so ruhig wie in der Maple Leaf Lounge. Ein Meisterwerk der Technik, das seinen Markt leider nie so wirklich gefunden hat. Als Canape werden leckere Singapore Chicken Satay mit Gurke - und roher Zwiebel. Ist das eine gute Idee im Flugzeug?

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Der Smoked Chicken Caesar Salad, wieder von Book The Cook, kommt hingegen etwas uninspiriert daher. Ist das „Fine dining at 30,000 feet?“ „A restaurant setting, a world class dish…“? Wenn ich mehrere Tausend Euro für den Flug gezahlt hätte würde ich mir etwas verarscht vorkommen. Ist der 2017 Weingut Hüls Riesling von der Mosel ein delight, full of apple blossom and lemon flower scent, a mouthwatering flavour of pears and nectarines? Meine müder Gaumen ist überfordert.

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Black Forest Coupe – ein Schwarzwälderkirsch-Schnittchen. Camembert, Elder, Bavaria Blue. Fine Pralines und Baileys. Film anschauen, Dösen, aus dem Fenster schauen. Spazieren gehen. Den Gang entlang, durch die Galley, den anderen Gang entlang. Die Gänge sind kurz. 12 Stunden sind lang.

Selection of sliced fruits - Melone, Melone, Ananas, Grapefruit, Orange, Pflaume, Weintrauben. Toasted multigrain country bread with herb cottage cheese, grilled vegetables and fresh berries with low fat yoghurt. Granola with greek yoghurt and berry compote.

Interessanter sind die Wolken, die aufgehende Sonne im Osten, das Farbenspiel am Himmel, die Tanker, Frachter, Schnellboote und Fischerboote im Meer vor Singapur.

Mir ist ein Fläschchen Moisturizer-Spray in den Spalt zwischen Sitz und Wandverkleidung gefallen. Die irrsinnig bemühte Crew tüftelt sicher eine halbe Stunde lang rum, bis sie es schafft das Fläschchen mithilfe eines mit Klebeband umwickelten Stabs aus dem Spalt zu fischen. Mir ist das ganze Aufheben etwas peinlich, es ist nur ein Sprayfläschchen aus einem Hotel oder Amenity Kit, aber die Crew lässt sich nicht von ihrer Aufgabe abbringen. Es wirkt so als ob sie sich über die Herausforderung, das Aufbrechen der immer gleichen Routine freuen würde.