fast-live: FRA-ICN Juni 2020 inkl. Quarantäne

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TH55

Reguläres Mitglied
05.10.2015
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Ich fange schon mal mit dem an, was vor Abreise so passiert ist und ergänze wenn es berichtenswertes gibt:

Ausgangslage
+1 unterschreibt um Ostern ihren neuen Arbeitsvertrag für einen Job ab Juli 2020 in Korea (ihre Heimat). Da ich derzeit nur von remote arbeite und das auch auf absehbare Zeit so bleibt, entscheide ich mit ihr zu reisen und so lange zu bleiben wie ich arbeitstechnisch kann. Von der Aufhebung des Visa waivers/90-day-Visa free entry bzw. Aussetzung bestehender Visa bin ich NICHT betroffen, da ich ein koreanisches F-Visum habe.


Erste Unklarheiten
Während +1 noch einen registrierten Wohnsitz in Korea hat, ist bei mir die Lage anders: gemäß der F-Visa-Regeln kann ich mich jederzeit niederlassen, muss jedoch erst innerhalb 90 Tagen die Anmeldung des Wohnsitzes vornehmen. In normalen Zeiten kein Problem, in Zusammenhang mit der 14-tägigen Zwangsquarantäne für Einreisende aus Europa jedoch Lücke in den Anweisungen: Kann ich selbst in häusliche Quarantäne oder muss ich die Pflichtquarantäne für 100,000 KRW/Tag (~75€)? +1 kann als Staatsbürgerin nach dem Health check am Flughafen an ihre registrierte Adresse (auch wenn dort Teile ihrer Familie leben). Hierfür stehen spezielle Busse und Wagons zur Verfügung.
Erste Auskunft bei der Botschaft ergibt, dass wir wahrscheinlich getrennt werden, +1 darf wie oben beschrieben einreisen, während ich in eins der staatlich organisierten Quarantänehotels muss. Allerdings klang die Aussage nicht sonderlich fundiert, daher Nachfrage beim Ministerium in Korea (schriftlich angefordert, um im Zweifel bei der Einreise den Nachweis zu haben). Hier nun abweichende Darstellung: als F-Visa Holder darf ich, wenn ich eine Unterkunft nachweisen kann, die für die Quarantäne geeignet ist (Hotels sind es nicht), ebenfalls einreisen und muss nicht in den Center der Regierung. Allerdings wird bei der Einreise ein check beim Vermieter gemacht, der das dann live am Telefon bestätigen muss.


Unser (Quarantäne)heim für die ersten Wochen
+1 benötigt sowieso noch eine Wohnung, wer das koreanische Mietsystem kennt, weiß dass dafür horrende Kautionen notwendig sind. Daher wird das ein paar Tage dauern bis die Gelder auf den Konten sind etc... Also brauchen etwas temporäres für die ersten Wochen. Da ich - unabhängig von COVID-19 - nicht sonderlich erpicht darauf bin, mit den Eltern der +1 für Wochen unter einem Dach zu leben, schauen wir uns nach airbnb-Unterkünften um. Was auffällt, durch den Wegfall des Tourismus ist eine Rabattschlacht am laufen und die ganz cleveren Vermieter haben schon das Stichwort Quarantäne in den Unterkunftstiteln. Kurze Rücksprache und die Vermieterin stellt uns die Bestätigung aus, die die Einreise hoffentlich vereinfacht.


Weitere Vorbereitungen
Bereits am health-check am Flughafen, vor der eigentlichen Immigration, ist die COVID-Track-app sowie eine koreanische Telefonnummer für jeden Einreisenden erforderlich. Das sonst übliche Abholen der SIM-Card im Ankunftslevel ist daher nicht möglich. Nach etwas Recherche finde ich einen Anbieter von koreanischen SIM-Cards, der aus Deutschland versendet. (Um den Werbevorwurf zu vermeiden, PM an mich, wenn hier Interesse besteht.)


Flugbuchung
Als klar wurde, dass +1 nach Korea geht, flog gerade gar niemand von Deutschland nach Korea. Mittlerweile haben Asiana und Korean Air den Flugbetrieb wieder aufgenommen bzw. angekündigt ihn wieder aufzunehmen. Da noch Coupons von Stornos bei LH vorhanden waren, dennoch Buchung über LH, da zumindest die Flüge FRA-ICN weiterhin buchbar sind. Es hat dann aber tatsächlich 37min gedauert um die Umschreibung der Tickets vornehmen zu lassen. Denke aber, dass die Dame, die ich am Telefon hatte am äußersten Rand der Normalverteilung liegt :eek:. Mittlerweile wurde der LH Flug gecancelt, Umbuchung auf Asiana aber problemlos.
 

TH55

Reguläres Mitglied
05.10.2015
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Auslandskrankenversicherung
Da noch bis zum 14.06. die weltweite Reisewarnung des AA gilt, greifen die bestehenden Auslandskrankenversicherungen nicht. Die Corona-Testung, als auch die Behandlungskosten einer eventuellen COVID-19-Erkrankung - selbst von Ausländern - übernimmt die koreanische Regierung. Nichtsdestotrotz können ja auch andere gesundheitliche Probleme auftreten, daher musste ich mich umschauen, wie ich an eine gültige Versicherung komme. Mit dem F-Visum und Meldung eines Wohnsitzes in Korea, kann ich mich in die koreanische Krankenversicherung einschreiben, das ist allerdings erst nach der Quarantäne möglich, daher muss etwas für mindestens die ersten 14 Tage her. Bin am Ende über Revolut bei deren Auslandskrankenversicherung gelandet. Hier gelten zwar auch die Warnungen des britischen Foreign Office, allerdings ist diese schwächer als die deutsche Warnung und der Versicherungsschutz greift.
 

spotterking

Erfahrenes Mitglied
14.07.2012
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FRA
Auch in Deutschland gibt es AKV‘s die weiter zahlen. Irgendeiner hat hier mal eine Liste reingestellt. Ich hatte bei meiner vom groessten Automobilclub nachgeschaut und bin zum Schluss gekommen dass sie weiterhin zahlen. Zumal die Warnung ja nicht fuer alle Reisenden gilt.
 
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Reaktionen: TH55

TH55

Reguläres Mitglied
05.10.2015
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Seit Beginn des Verfassens hat sich für mich hier in Deutschland gefühlt eine gewisse Normalität eingestellt und ab nächster Woche ist innereurpäisch das Reisen deutlich einfacher.

Trotzdem möchte ich euch meinen Trip nicht vorenthalten -interkonti in ein Land mit Einreisesperre und Zwangsquarantäne ist dann noch mal was anderes. Morgen geht es los, der check-in heute hat schon mal nur bedingt funktioniert. Obwohl die Visa-Daten hinterlegt sind, habe ich keinen Boarding Pass erhalten, sondern nur einen "Exchange voucher for your Boarding pass". Nehme an, der Check-in Agent muss bei dem derzeitigenen Einreisestop für Europäer in Korea, die Einreisetauglichkeit prüfen. +1 hat als koreanische Staatsbürgerin nämlich problemlos ihre Bordkarte erhalten.
 

TH55

Reguläres Mitglied
05.10.2015
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Check-in gelungen, das ganze hat aber bestimmt 15-20min gedauert, mit 3 Einsätzen des Supervisors, da dem externen check-in Agent je Land die detaillierten Einreisebestimmungen und Visa nicht bekannt sind. Habe noch etwas mit ihr geplaudert, je nach Airline und Land haben sie da teilweise bis zu 150 Seiten Einreise- und Visamanuals liegen. Vorbereitetes und unterschriebenes Quarantäneeinverständnis musste abgegeben werden, vermutlich um die Airline aus der Regresspflicht bei verwehrter Einreise zu nehmen.

Wollten dann über die Lounge in A weiter zum Abflug in B. Dummerweise nicht beachtet, dass die Lounge nur bis 16 Uhr geöffnet hat. Weg dort hin, wie der Rest von FRA sehr sehr leer, fast wie in einem apokalyptischen Zombiefilm, wo die Überlebenden durch die Reste der Zivilisation stapfen.

An der Security waren 6 Stellen offen, überhaupt keine Wartezeit. Maskenpflicht, die immer wieder durchgesagt wird, wird vom Personal dort halbherzig befolgt: die klassischen "Mund-NASEN-Schutz-unter-der-Nase-Trager" eben. Bei der Ausreise 3 Kontrollstellen inkl. Self-gates offen. Flugplan der nächsten 24h passt auf 3,5 Screens :eek:


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TH55

Reguläres Mitglied
05.10.2015
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Etwas verspätet, die updates zu den letzten 36h:

Flug war mäßig gebucht, schätze etwa 80 Pax im A350. Bild zeigt die komplette Schlange nach Aufruf zum Boarding.
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Beim Start noch Blick auf eingemottete 747 :cry:
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An Bord wurde von der Crew noch fleißig umgesetzt, so dass maximal 2 Personen pro 3er Block saßen. Interessanterweise trug die Besatzung während des Boardings noch den chirurgischen Mund-Nasen-Schutz und tauschten ihn später gegen die KN94-Masken. Hatte das von den Koreanern schon gehört, mit den steigenden Temperaturen wechseln die Koreaner von KN94 bevorzugt auf die chirurgischen Masken, weil es unter den KN94 einfach zu warm wird. Vermute hier den selben Grund dahinter.

Service war normal: Essen, Duty-Free und sporadische Getränkerunden. Kaffee/Teeservice dabei mit selbst nach Becher greifen, hätte ich die Tage anders erwartet.

Ansonsten Lektion für mich: ich habe sonst keine Atemprobleme mit Masken, auch nicht mit den FFP2 - obwohl man bei denen gegenüber den chirurgischen schon einen höheren Widerstand spürt. Aber FFP2 + Schlafmaske funktioniert nicht, weil der Nasenbereich dann einfach zu verdeckt ist.

Und kleiner Exkurs Noise cancelling Headphones: Ich habe seit März neben den Bose QC 25 auch die Sony WF-1000XM3 und konnte zum ersten Mal an Board das Noise cancelling vergleichen: Finde sie fast auf Augenhöhe, bauartbedingt sind die Over-Ears aber einfach besser abgedichtet, die kleinen in-ears von Sony schlagen sich aber wacker.
 

TH55

Reguläres Mitglied
05.10.2015
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An Bord wurden dann neben den Zoll- und Einreiseformularen noch Health und Travel report ausgeteilt.

Nach dem deboarding dann der Hürdenlauf: an der manchmal sonst auch aktiven Fiebermessschleuse aktuell volle Besatzung:
Vorposten kontrolliert ob die Health reports ausgefüllt sind, an den Schaltern selbst Fiebermessung und kurze Rückfrage zu Symptomen, danach Trennung der Reisenden nach Selbst- und Centerquarantäne: Die einkasernierten mit Umhänger um Hals, Selbstquarantäne mit diesem kleinen Zertifikat:
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Für mich in Selbstquarantäne dann der normale Weg Richtung Immigration: Am Beginn der Absperrungen koreanische Gesundheitsbeamte, die den Wohnort dem zuständigen Gesundheitsamt zuteilen und die eigentliche Corona-App installieren: Die vorab kommunizierte und auf allen Formularen aufgeführte App ist schon nicht mehr aktuell, es wird stattdessen diese Version heruntergeladen:
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Danach weiter zur zweiten Station, wo die Telefonnummer per Probeanruf bestätigt wird und man eine handvoll weitere Dokumente zum Ausfüllen erhält. Alle irgendwie ähnlich, aber für verschiedene Stellen: eine Seite bleibt bei der Immigration, eine geht an die Gesundheitsbehörden und eine weitere ist die Belehrung für einen selbst.

Nur noch ein weiterer Posten, der der die Dokumente auf Vollständigkeit überprüft und einen dann zu den Schaltern mit den Grenzbeamten durchlässt. Insgesamt waren mit mir vielleicht 10 Personen in dem ganzen (foreigner) Immigrationbereich und es gab quasi keine Wartezeit. +1 war in der koreanischen Schlange und zeitgleich mit mir draußen. Die dort größere Schlange wird mit entsprechend mehr Personal abgedeckt.

Gepäck und Zoll ohne Besonderheiten, danach kommt man in eine fast leere Ankunftshalle - wer den sonst üblichen Trubel in Incheon kennt, wird erstaunt sein.
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Es gibt eine Absperrung zum Rest der Ankunftshalle, man muss rechts bis zum Ende in Bereich F laufen und stößt dort wieder auf Beamte, die einen auf die Busse verteilen. Bus nach Seoul geht ca. jede Stunde. Unterstützt werden sie von Polizisten, die darauf achten, dass auch niemand den Bereich verlässt. Zusätzlich bekommt man einen orangen Sticker auf die Kleidung geklebt.
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Um 13.00 Uhr, also 1,5h nach touch-down fuhr uns dann der erste Bus in die City, auch draußen gähnende Leere. Nach 2 Stationen vorher (Gesundheitsamt Mapo und Itaewon), wurden wir dann in Jung-gu herausgelassen und von den Mitarbeiterns des lokalen Gesundheitsamtes entgegen genommen. Dort erneutes ausfüllen von Dokumenten und die Testung in einer der Boxen.
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Anschließend wird man von einem Mitarbeiter des Gesundheitsamtes nach Hause gefahren und in die Quarantäne "entlassen". Insgesamt betrug die Zeit von touch-down bis Akunft im Haus 4h.

Heute morgen kamen bereits unsere Testergebnisse per SMS: beide negativ. Was allerdings noch nicht kam, ist unser staatliches "Vorratspaket" - dank des Vermieters haben wir etwas Grundausstattung an Ramen und Reis, außerdem hilft das unglaublich gut ausgebaute Liefersystem in Korea. Neben Abendessen, haben wir bereits ab 3.00 Uhr nachts unsere ersten bestellten Lebensmittel erhalten, keine 12h nach Bestellung.
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TH55

Reguläres Mitglied
05.10.2015
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Kleines Update:
Heute gegen 12 Uhr rief das erste Mal das Gesundheitsamt auf meiner Nummer an: Unsere angegebene Adresse stimmt nicht ganz (airbnb-Vermieter hat quasi die Anfahrtsadresse mit der Hausnummer 20 angegeben, de facto sind wir aber im Hinterhof mit der Hausnummer 22), Kommunikation auf Englisch aber nicht möglich, daher froh, dass +1 das übernommen hat.


Carepaket sollte im Laufe des Tages bei uns eintreffen, bislang (22.30 Uhr Ortszeit) aber nichts da, wir helfen uns weiter mit Lieferservice und Online-shopping. +1´s Eltern kommen von außerhalb Seouls erst am Freitag, um uns einen Vorrat an koreanischen Lebensmitteln vor der Tür abzustellen. Und wer weiß ob heute Nacht nicht noch etwas kommt, die Koreaner sind ja 24/7 am liefern.


Größtes Problem aktuell: Müll. Laut Gesundheitsamt bekommen wir mit unserem Carepaket auch die Biohazard-Müllbeutel in die zunächst all unser Müll muss. Allerdings müssen wir diesen bis zum Ende der Quarantäne in der Wohnung lagern, erst danach werden sie vom Gesundheitsamt abgeholt bzw. dürfen im Falle der Nichtinfektion erst dann regulär im Müll entsorgt werden. Balkon bzw. verglaste Loggia ist bei aktuell schon 30°C keine Option, daher versuchen wir recycelbaren Müll so sauber wie möglich zu spülen und in den Sammler in der Küche zu geben. Essensreste, die nicht in Abfluss passen (Knochen, Bananenschalen, Eierschalen, etc.), sammeln wir derzeit im Gefrierfach… damit nichts zu müffeln oder gar krabbeln beginnt.
 

Alex6

Erfahrenes Mitglied
03.01.2016
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Danke fürs mitnehmen und die Einblicke, wie Corona in anderen Ländern geregelt wird.
 

TH55

Reguläres Mitglied
05.10.2015
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Heute Mittag kam das "Starter-Set" an. Mittlerweile sehr abgespeckt: Kein Esssen und kein Fieberthermometer mehr dabei - wurde den Behörden zu teuer. Nur noch Desinfektionsmittel, KN94 Masken, Müllbeutel und aufklebbare Temperatursensoren anstelle des Fieberthermometers. Zudem zum x-ten Mal die Erklärung der Regeln, offizielle Quarantäneanordnung vom Bezirksbürgermeister und ein weiteres Formular zum Unterschreiben.

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Das wars dann erst mal von mir. Wenn nichts besonderes mehr passiert, werde ich in 12 Tagen in die Freiheit entlassen und habe aus der langweiligen Quarantäne vermutlich auch nichts mehr zu berichten. Freut mich, dass es so viele interessiert hat und ich denke, dass eine oder andere könnte sich Deutschland auch abschauen.