Beinah live - Mr. Hard in bella Italia

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Mr. Hard

Spaßbremse
23.02.2010
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3.316
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Prolog

Reisen erfordert Demut, in Zeiten von Corona ganz besonders. Aber aufgrund der Umstände komplett auf das Reisen zu verzichten, scheint mir keine Lösung zu sein.

60% der Touristen in Italien sind Fernreisende, schrieb irgendeine Gazette. Da solche dieses Jahr weitestgehend fehlen, erscheint es mir geboten die Chance auf einen Cappuccino am Canale Grande, ein Glas Wein in der Toskana, oder ein Bild vom Petersdom zu nutzen - nahezu ohne lärmende Reisegruppen, Busladungen von Selfie-Stick-Jägern und Was-Kostet-Die-Weltreisenden. Und das alles auch noch zu ansprechenden Preisen. Also schnell noch eine Krankenhauspackung Schutzausrüstung gegriffen und schon entstand ein Bilderbuch-Routing. Wie immer beinah live und selbstverständlich opulent bebildert. Man darf gespannt sein.

Teaser:
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Mr. Hard

Spaßbremse
23.02.2010
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Anreise

Seit der Einführung von Mund-Nase-Schutz tönt in meinem Ohr unentwegt ein Lied von drei Herren: „In Venedig ist Maskenball“. Somit ist klar wo die Reise als erstes hingeht.

Rückblende:
Griechenland war fest gebucht, aber da strich man uns wegen Corona die C-Flüge. Gegen Aufzahlung buchte die Flughansa uns auf eine Y/C-Gabel nach Italien um - um die Flüge zwei Tage später zu streichen. Nun kümmert sich ein hier anwesender Anwalt um die Kohlen. Also erneut Geld in die Hand genommen und wieder an die Flughansa transferiert, diesmal so wenig wie möglich um im Falle des Falles möglichst wenig Geld auf der Forderungsliste zu haben. Zum Preis einer Taxifahrt durch die Lagune geht es nun zur selbigen. Aber der Reihe nach.

Mit dem ICE geht es an einem wettermäßig durchwachsenen Morgen aus dem Rheinland nach Frankfurt. Dort stehen lange Schlangen im Durchgang vom Fernbahnhof zum Airport, mutmaßlich um sich auf Covid-19 testen zu lassen. Ein solcher Test ist derzeit für die drei Länder, welche wir bereisen werden nicht notwendig, und so kommen wir schnell am Check-In Schalter an. Ein Koffer verschwindet, ohne Wartezeit auf dem Teppich, in den Katakomben, und auch durch die Security sind wir schnell. In der heiligen Halle, eigentlich reserviert für bedeutende und anerkannte Mitglieder der römischen Regierung in der Antike, gibt es für derzeitige Verhältnisse ein akzeptables Angebot und so vergeht die Zeit bis zum Flug wie in Selbigem.

Der Flug an sich bleibt unspektakulär. Außer Handgepäck darf nichts in die Bins. Insbesondere keine Jacken. Es gibt lediglich Wasser in Y, und kurz vor der Landung wird eine Erklärung verteilt, die alle Paxe ausfüllen müssen. Diese muss vor der Landung eingesammelt sein. Der englischen oder wahlweise italienischen Sprache ist nicht jeder gewachsen und Kugelschreiber sind auch Mangelware. Dazu der Zeitdruck ob der nahenden Landung, mir erschließt sich nicht, wem diese Aktion helfen soll, und vor allem wobei.
Sei es drum, die Richtung des Anfluges ist korrekt und der Platz in Fahrtrichtung rechts passend gewählt.

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Deboarding erfolgt nach Sitzreihen, beginnend mit 1-8 gefolgt von 9 bis habichvergessen weil dabei. Der Koffer wird zügig zu Tage gefördert und auf den letzten Drücker erreichen wir ein Schiff der Linie Alilaguna, was uns durch die Lagune in die Nähe unseres Hotels bringt.

Das ursprünglich gewählte Indigo verschob die Öffnung der Pforten dahingehend, dass man unsere Buchung erstattete, das Hilton liegt aus meiner Sicht suboptimal, die Kette von +1 erschien irgendwie nicht ansprechend, und so empfing man uns außerhalb jeglicher Möglichkeit etwas zu sammeln in einer hervorragenden Herberge nahe des Canale Grande im Stadtviertel Dorsoduro.

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Es sind über 30 Grad auf der nach Celsius gemessenen Skala, und wir sind froh, als wir das Innere des Schiffes an der Haltestelle Zattere verlassen können. Von dort ist es der buchstäbliche Katzensprung zu einem Zimmer mit Klimaanlage und Blick auf einen Teil des Canale Grande.

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Der erste Eindruck bestätigt die Wahl des Reiseziels für diesen Sommer; Karte an Oma - tutti paletti!

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Mr. Hard

Spaßbremse
23.02.2010
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Venedig

Venedig ist eine Stadt, in der man sich treiben lassen sollte, wenn man den kann, vor lauter Touristen. Aber tatsächlich, in den nächsten beiden Tagen erlaufen wir uns die Stadt. Wir trinken Espresso auf einer Piazza, genießen Aperol Spritz an einem Kanal und haben sogar noch Gelegenheit zu einem Kaffee am Markusplatz. Zwischen Bahnhof, Rialto und Piazza San Marco ist es quirlig, aber erträglich. Man unterbietet sich mit den Preisen für Menu touristico und den Preisen für Aperol Spritz (3€ war das Niedrigste was gesichtet wurde).

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Abseits der Gemengelage ist es entspannt und so wie man es bei Brunetti im TV sehen kann: Bilderbuchhaft und sehr gemütlich.

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Aber da wir Touristen sind darf natürlich auch ein Besuch in Murano nicht fehlen. Meine Begleitung (gemeinhin unter dem Namen „Pluseins“ bekannt), ersteht auch tatsächlich ein paar Accessoires und Mitbringsel, so dass mir um den Fortbestand der Glasbläserei nicht bange sein muss.

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Insgesamt sind es drei Nächte die für sich schon den Aufwand der Reise vollumfänglich entschädigen.

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Mr. Hard

Spaßbremse
23.02.2010
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Zwischenspiel San Marino

Nach drei Nächten heißt es Abschied nehmen. Ein letztes Frühstück auf der Terrasse der Villa, die unser Zuhause war, serviert von zwei stets bemühten freundlichen Herren, welche das Buffet nach Wahl auf die Teller ihrer Gäste transferieren, dann machen wir uns auf, um in Mestre einen Mietwagen zu übernehmen. Mit diesem geht es dann nach Süden. Allerdings nicht auf den Spuren Goethes vorbei an Ferrara und Bologna, sondern entlang der Adria. Rimini, auch bekannt als Teutonengrill, Sehnsuchtsort der Vorfahren, lassen wir links liegen, denn unser Ziel ist heute ein für mich neues Land: San Marino.

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Hoch auf dem Felsen sind die Türme und Burgen dieses Zwergstaates weithin sichtbar. Mit der Seilbahn geht es hinauf in eine überlaufene Altstadt. Es werden Schmuck, Lederwaren, Parfüm und Waffen feilgeboten. Dazu allerhand Nippes. Wir erstehen nichts von alledem sondern begnügen uns mit der Aussicht.

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Insgesamt erscheint es mir relativ voll in San Marino zu sein. Schwer vorstellbar wie es wäre, wenn auch noch busseweise Fernreisende angeliefert würden.

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Später dann checken wir in der bevorzugten Kette, welche die Sammelleidenschaft meiner Pluseins befeuert, in ein Standardzimmer im Palasthotel ein. Ohne Upgrade, Welcome Drink oder sonstigem ChiChi können wir hier unbehelligt den Blick auf eine vierspurige Straße genießen. Und auch den Geräuschpegel derselben. Die Begrüßung selbst bleibt auch eher kühl. Aber wie las ich zuvor in einer der Bewertungen in einem der einschlägigen Portale: „Wenn ich einen herzlichen Empfang möchte, dann suche ich mir eine private Unterkunft.“
 
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Reyhan

Erfahrenes Mitglied
30.09.2017
597
557
FMO
Insgesamt erscheint es mir relativ voll in San Marino zu sein. Schwer vorstellbar wie es wäre, wenn auch noch busseweise Fernreisende angeliefert würden.
Das möchtest Du nicht erleben. Aber das hier ist auch nichts...

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Hape1962

Erfahrenes Mitglied
24.01.2011
3.259
1.263
CGN
Schön. In San Marino ist mir mal die Batterie der Funkfernbedienung und damit auch der Wegfahrsperre verreckt. Den extra der Frau überlassenen Zweitschlüssel hatte diese in ihrer Handtasche-welche in Siena im Hotel lag. Den Deaktivierungscode hatte ich natürlich vergessen :eek:
Nach 2 Stunden hat sich dann doch noch eine CR32 in San Marino auftreiben lassen. Aber die Stadt ist wirklich schön :D
 
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Mr. Hard

Spaßbremse
23.02.2010
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Toscana die Erste

Von San Marino geht es heute in die Toskana. Dazwischen hat der liebe Gott allerdings ein paar Hügel und Berge gesetzt. Nicht grade leicht zu durchfahren, da wir mehrfach auf und ab müssen und die ein oder andere Tornate zu nehmen haben (bequemer wäre es natürlich, man nähme die autostrada via Bologna). Dazu kommt, dass Verkehrsregeln offenbar allesamt lediglich als Empfehlungen ausgelegt werden, und diejenigen wie wir, die sich zumindest annähernd daran halten, als Verkehrshindernis wahrgenommen werden. Ein waghalsiges Überholmanöver folgt dem Nächsten. Der Mietwagen aus dem Hause Lancia ist zudem als Kind nicht in den Zaubertrank gefallen, und benötigt auf den kurvigen Pässen viel Drehzahl und beherztes Schalten. Aber irgendwann überqueren wir die Pratomagnos bei Vallombrosa und von dort geht es nach kurzer Rast für Pizza und Pasta zügig hinab ins Chianti.

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Unsere Herberge für die nächsten Nächte ist ein typisches toskanisches Natursteinhaus, eingerichtet als B&B mit einigen wenigen Gästezimmern und mit angeschlossenem Weingut.

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N

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Guest
Ganz ehrlich: Toskana unter diesen speziellen Anforderungen muss ich nicht haben.
Da halte ich es mit "S_O_G": wir mögen diese Masken nicht. Nur ist unsere Konsequenz, deren Notwendigkeit voll anerkennend: wir haben eine tolle Dachterrasse.

Aber dass Ihr diese einmalige Gelegenheit genutzt habt, Venedig quasi allein zu besuchen: Gratuliere Euch beiden!
Wir haben darüber gesprochen, Ihr habt's gemacht!

Schade, dass wir doch immer noch zu viele Baustellen hatten.
Aber Ihr habt das sowas von gut getimed!
 

Mr. Hard

Spaßbremse
23.02.2010
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Firenze

Nach zwei Nächten mitten im Chianti, dem Weinanbaugebiet, dass mit den strohumflochtenen Flaschen wie kaum ein Zweites für italienischen Wein steht, machen wir uns heute auf nach Norden. Firenze, oder auch Florenz wie man nördlich der Alpen sagt, ist das heutige Tagesziel. Nur knapp eine Stunde Fahrt durch sanfte Hügel, den heissen Atem des Hintermanns oder der Hinterfrau, die einem bis auf wenige Zentimeter auf der Stoßstange kleben, immer im Nacken, und schon ist die Hauptstadt der Toskana erreicht. Bereits morgens sind es um die dreißig Grad, im Laufe des Tages werden es mehr. Die Innenstadt ist denen vorbehalten, die die Einfahrtsbedingungen erfüllen, wir würden sie zumindest gerne verstehen. ZTL oder auch zona traffico limitato heißt das Zauberwort.

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Ob wir hier für eine fälschliche Einfahrt belangt werden, wird sich zeigen. Den Bildern der Verkehrszeichen nach, konnte es uns auch im Hotel niemand sagen.
Egal, der kleine aber treue Lancia verschwindet später eh zumindest körperlich unversehrt außerhalb der ZTL in der Garage des Hilton Garden Inn, dass für zwei Nächte unsere Wohnung sein soll, und Check-In ist bereits mittags möglich. Die Bar bleibt geschlossen, Frühstücksbuffet wird durch das Personal auf die Teller bugsiert, und die Zimmerreinigung ist optional - soviel zum Zeitgeist.

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Ansonsten lassen wir uns durch die Altstadt treiben und sammeln in den beiden Tagen vor Ort unvergessliche Eindrücke von einer Stadt, die auch ohne Fernreisende nicht leer ist.

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Tatsächlich beeinträchtigt uns die Maskenpflicht in Geschäften und öffentlichen Räumen kaum. Im Flugzeug war es für die Stunde eher unangenehm. Was uns zu schaffen macht ist die Hitze. Angenehm ist, dass überall Desinfektionsmittel bereit gehalten wird. So dass auch nach jedem Gang auf ein öffentliches Örtchen in Cafés oder Restaurants die Hände sauber sind, auch wenn die Türklinken tausende Male von Leuten angefasst wurden, die sich nicht die Hände waschen.

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Nitus

Erfahrenes Mitglied
04.04.2013
5.238
21.372
MUC
Freunde, der Hauptmann verzeiht mir hoffentlich, dass ich sein Stilmittel gebrauche:

https://youtu.be/5RKoHJSPXJQ

Es geht uns alle an, dass mit den Masken!

Die Frage ist doch eher, ob die allgemeine Leserschaft das Verlinken eines Flippers-"Musik"videos in einem ansonsten sehr ansprechenden Reisebericht verzeiht. ;-)

Davon ab aber vielen Dank für Deinen Bericht! Ich überlege nun auch gerade, ob ich Venedig, das bei meinem ersten Besuch vor ein paar Jahren aufgrund der unendlichen Touristenmassen kein Genuss war, nun doch kurzfristig erneut ansteuern sollte. Deine Bilder machen Hoffnung darauf, dass man Venedig coronabedingt aktuell genießen könnte.
 

Hauptmann Fuchs

Erfahrenes Mitglied
06.04.2011
4.963
4.053
GRQ + LID
Freunde, der Hauptmann verzeiht mir hoffentlich, dass ich sein Stilmittel gebrauche:

Imitation is the sincerest form of flattery.

Aber bei Langem nicht das Beste der Flippers. Ich schlage so was vor:


Und auch Matthias Reim hat noch etwas, leider total digital kaputt-produziert.

Danke für das nette Bericht. Macht Spass zu lesen - es muss tatsächlich nicht immer das andere Ende der Welt sein.
 

Hauptmann Fuchs

Erfahrenes Mitglied
06.04.2011
4.963
4.053
GRQ + LID
Was ist das Beste der Flippers?

So ganz spontan:

3. Die Rote Sonne von Barbados
2. Ein kleines Hotel bei Cuxhaven
1. Moskau im Regen

Und weil es keinen Hit war in Deutschland gibt es die Nummer 2:


Ansonsten hier noch ein 100%-es italienischen Lied und falls es noch zum Geburtsort von Frederico geht etwas Italo, und das erinnert mich an den Mann der bis dann noch niemals in New York war. Und natürlich leider die viel zu früh und tragisch gestorbene Mia Martini - der Mix ist etwas skurill aber die Mucke gut.