Zentralasien (Turkmenistan, Usbekistan) mit Start in Baku

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slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
2.017
1.527
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Vorwort:
Dies ist mein zweiter Reisebericht hier im Forum.
Mein erster Reisebericht zum mittleren Osten 2017 ist zufinden unter:
https://www.vielfliegertreff.de/rei...erer-osten-sommer-2017-pakistan-iran-etc.html
Es ist kein MUSS den vorher gelesen zuhaben, aber zum Verständnis her vllt ganz sinnvoll ;)

Jahr 2019: Mittlerweile kein Student mehr aber dennoch stand diese Reise ebenfalls unter dem low-Budget Stern.
Ich hatte mir vorgenommen ein paar (für mich) alt-bekannte Länder mit ein paar neuen, spannenden Ländern in einer Reise zu kombinieren.
Insbesondere Turkmenistan reizte mich, weil es halt ein sehr unbekanntes Land ist von dem man, bis auf ein paar "skurille" Anekdoten zum Präsidenten und seinen Gesetzen, nicht viel mitbekommt.

Routenplanung sah wie folgt aus:
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Ein reines Tourismus-Visum für Turkmenistan bekommt man nur bei Buchung über eine örtliche Reiseagentur inklusive persönlichem Guide. Kostenpunkt pro Tag wären um die 250€ gewesen weswegen ich diese Möglichkeit von vornherein auschloss. Zudem brauche ich keinen 24 Stunden-Aufpasser um mich herum.
Die einzige Alternative war ein "Transit-visum" welches einem erlaubt in 5 Tagen durch Turkmenistan zureisen. Die Grenzübergänge als auch die genauen Daten sind im Vorfeld anzugeben und auch im Visum vermerkt. Wer genauer über den Ablauf der Beantragung Bescheid wissen will -> https://www.vielfliegertreff.de/son...t-asb-mit-turkmenistan-airways-oder-tk-6.html

Hierbei ist anzumerken, dass es für das Transitvisum wichtig, dass der "Transit" als solcher auch zwingend sein muss.
Beispiel: Iran-Turkmenistan-Afghanistan würde nicht gehen, weil Iran und Afghanistan eine gemeinsame Grenze haben.
Ich entschied mich für die Route Iran-Turkmenistan-Usbekistan. So konnte ich sichergehen, dass das sogenannte "Tor zur Hölle", ein riesiger, brennender Gaskrater, auf meiner Route liegen würde.
Nur wie erstmal dahin bzw in die Nähe davon kommen?
Ich entschied mich für die Option mit W6 von FRA über BUD nach GYD. Die Flugzeiten passten ideal und kosteten zusammen nicht mehr als 50€ (dank WizzClub-Discount).
Es war mein dritter Besuch in Azerbaijan. Meine Freundin, Armenierin, war zwar eher wenig begeistert darüber aber aufhalten ließ ich mich davon auch nicht.

Nach der Ankunft am frühen morgen in Baku ließ ich die Taxi-Fahrer links liegen und stellte erfreut fest, dass auf meiner Baku-Card noch ausreichend Manat für das Busticket ins Zentrum vorhanden waren. Ich lud meine Sachen im Hostel ab und fuhr dann mit einem weiteren Mini-Bus zum Bilgah-Strand, rund 40km außerhalb von Baku. In den 2 vorherigen Besuchen hatte ich einen Strandbesuch versäumt und wollte dies nun nachholen.

Problematisch war allerdings überhaupt an den Strandabschnitt zukommen. Alles verbaut und nach einem km vergeblichem Suchens entschloss ich mich auf gut Glück durch die erstbeste Hotelanlage zuspazieren. Klappte soweit auch ganz gut nur waren die Treppenstufen zum Strand runter gesperrt und vor dem Aufzug (siehe Bild) "kontrollierte" jemand nach den Zimmernummern. Ich druckste etwas herum, da ich darauf nicht vorbereitet war und kehrte um.
Rot eingekreist der Turm wo ich oben stand:
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Ich musste mir also eine andere Möglichkeit suchen und fand die 100m weiter abseits in einer steilen Straße des Hotels auf der nichts los war.
Der Strand an sich ist nicht wirklich schön aber das Meer war erfrischend. Es gab einen mit Bojen und Netzen abgezäunten Bereich in dem man schön schwimmen kann.
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Auf einmal lautes trillern aus einer Pfeife, ich drehte mich schwimmend um und der Bademeister zeigte auf mich und machte die "komm raus"-Bewegung mit der Hand.
Mensch, dachte ich mir, haben die echt von oben gesehen, dass ich es doch noch auf den Strand geschafft hatte und dementsprechend Meldung gemacht?!
Etwas verbittert schwamm ich zum Strand zurück nur aber von dem Typen mit der Pfeife gesagt zubekommen, ich solle nicht so weit rausschwimmen. Glück gehabt!
Alles was weiter als 15m im Meer entfernt schwimmt, ist anscheinend hochgefährlich. Mein Gott, Urlaub würde mir bei solchen Aufpassern keinen Spaß machen.
Ich blieb noch gut eine Stunde hier und ging auf dem selben Weg den ich genommen hatte zurück zur Straße um wieder nach Baku zugelangen.



Zurück in Baku verbrachte ich den Abend mit einer Freundin und ihrem erweiterten Freundeskreis in einem Restaurant. Es gab viel zuerzählen, hatte man sich doch mehr als ein Jahr nicht gesehen. Im Vergleich zu meinem letzten Besuch war der € etwas schwächer aber dennoch ist AZ vom Preisniveau im Vergleich zu Europa ein Paradies.
Der nächste Tag verging ereignislos und am nächsten morgen trampte ich von Baku zur aserbaidschan-iranischen Grenze nach Astara. Mittlerweile ist diese Grenze, im Gegensatz zu meiner Überquerung 2017, 24/7 geöffnet und Reisende berichteten von geringen Wartezeiten.

Ziel war Bandar-Anzali im Iran. Dort habe ich mittlerweile einen richtigen Freundeskreis entwickelt und es ist mein Lieblingsort im Iran. Mein Freund bestand darauf mich von der Grenze abzuholen.
Die Grenzüberquerung verlief erstaunlich schnell und unkompliziert. Und wieder das bekannte Bild von Leuten die mit Sack und Pack die Brücke überqueren.
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Nach einer halben Stunde war ich durch und damit 2 Stunden früher geplant. Ich wurde direkt von Geldwechslern empfangen, die mir die offizielle google-Rate IRR-Euro am Handy zeigten und zu dieser wechseln wollte. Der Schwarzmarktpreis für Euro ist aber das dreifache höher. Ich lehnte dankend ab, hatte ja vom letzen Besuch sowieso noch ein paar Rial übrig.

Ich setzte mich an den Straßenrand in den Schatten und als ich meine iranische Sim-Karte ins Handy steckte, musste ich feststellen, dass diese anscheinend deaktiviert wurde. Also wieder Sims zurückwechseln und mit der AZ Sim hatte ich noch zum Glück Empfang. Befand mich ja im unmittelbaren Grenzgebiet. Mein "Abholer" schrieb mir gerade, dass er in knapp 2 Stunden da sein wird.
Kurz darauf wurde ich von einem netten, älteren Mann angesprochen, was ich denn hier auf dem Boden sitzen würde. Er ludt mich in sein Office zu Tee und Gebäck ein.
Ich erzählte meine Geschichte, bekam immer wieder Tee eingeschänkt und der Mann war auch so nett meinen Freund anzurufen um ihm genau zubeschreiben, wo er mich abholen kann.

Zeit verging wie im Flug und schon befand ich mich auf dem Weg nach Bandar-Anzali. Den Abend verbrachte ich mit der Familie meines Freundes, der mich auch abgeholt hatte.
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Zum Abend besuchten wir ein tolles Restaurant-Boot (auf dem Wasser) und ich erweiterte, zur Freude meiner Mutter, meine Geschmackspalette ;)
Dann noch ein toller Abendspaziergang an der Lagune bei einem späteren, traumhaftem Sonnenuntergang.
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(kurzfristig geht auch ohne Kopftuch -> Familie meines Freundes inklusive Frau und 2 Töchtern)

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Im Anschluss wurde ich noch zu meinen Unterkunft gebracht, die wie die letzten 2 Besuche zuvor aus dem netten Rentner-Pärchen bestand.
Nach einer herzlichen Begrüßung gab es dort nochmal was zuessen und nach einer kurzen Dusche fiel ich totmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen geht es zu einem Freilichtmusem in der Region Gilan. Vorher wird mir noch der Satz "Ich bin Iraner" beigebracht damit ich beim Kartenkauf auch den günstigen einheimischen-Tarif bekomme :D Glücklicherweise muss ich ihn nicht sagen, man hätte es wahrscheinlich doch gemerkt.
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Vor Ort zubereitetes Essen für uns.
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Am Ende des Pfades kommen wir an einer Waldlichtung raus auf der eine Bühne aufgebaut ist. Ich verstehe nicht genau worum es genau geht aber es wird augenscheinlich etwas gefeiert.
Frauen betreten die Bühne, alle in Kostüm und sehr hübsch gemacht, sagen was ins Mikrofon, das Publikum applaudiert, der Moderator sagt etwas und schon fängt das "Spiel" von Vorne an.
Wie mir hinterher erklärt wird haben die Personen persische Zungenbrecher zum besten gegeben :)
Ich bin mit meiner Rolle als stiller Beobachter sehr zufrieden, bin ich doch mit dem von den Zuschauern angeboteten Süßgebäck bestens versorgt.
Meine Gastgeberin möchte aber, dass jeder weiß WER hier zuschaut. Sie betritt die Bühne, zeigt auf mich und auf einmal sind alle Blicke auf mir und jeder klatscht.
Sie erzählt, dass ich aus Deutschland komme, jetzt zum vierten Mal im Iran bin und es mir sehr gut gefällt. Mir ist es schon ein bisschen unangenehm Applaus dafür zubekommen, nur weil ich aus Deutschland komme, aber ich lächle und winke den Menschen zu.

Danach geht es zurück nach Anzali, kurz Kleidung packen und ab zum Strand. Dort genieß ich noch das angenehm kühle kaspische Meerwasser unter den wachsamen Augen meiner Gastgeber, dass ich auch ja nicht zu weit ins Meer gehe. Hier werd ich aber zumindest nicht mit Trillerpfeife zurückgepfiffen ;)
Wir haben am Strand Barbecue, ich treffe den erweiterten Familienkreis die alle gekommen sind um den Gast aus Deutschland wiederzubegrüßen.
Abends von 8:00 bis 10:00 ist dann wieder Volleyball angesagt, dieses mal ohne Frauen.

Um Mitternacht geht es für mich dann mit dem Nachtbus nach Teheran, von wo ich nach Mashhad fliege. Richtung Osten und ins Grenzgebiet zu Turkmenistan.
Dies alles im Nächsten Post.

Anmerkung:
Ich hoffe es hat sich im Vergleich zum ersten Reisebericht nicht zuuu viel wiederholt. Ich verspreche, bald kommen neue Ort und Länder.
 
Zuletzt bearbeitet:

DavidHB

Erfahrenes Mitglied
14.04.2017
755
4
Bremen
Danke schon einmal für deine bisherige Arbeit und Mühen. Ein toller Schreibstil und schöne Bilder. Bitte mehr davon![emoji4]
 

slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
2.017
1.527
Ich komme morgens sehr früh am Busbahnhof von Teheran kann, konnte auf der Busfahrt zum Glück etwas schlafen, sodass ich schon einigermaßen bei Sinnen bin. Obwohl es kurz vor 6 Uhr ist, herrscht schon ein reges Treiben. Natürlich bin ich wieder das Objekt der Begierde der Taxifahrer und jeder will mich freundlich überreden doch bei Ihm mitzufahren.
Ich lehne mit einem für das Angebot dankenden Lächeln ab, überquere eine Brücke und suche einen guten Ort, wo mich mein Snapp-Fahrer (ähnlich wie Uber) abholen kann. Die iranische Simkarte hatte ich mir mit ausreichend Internet in Anzali vorher besorgt gehabt. Erst später erfahre ich, dass nun Snapp von den allermeisten Iranern boykottiert wird. Ganz genau weiß ich nicht was passiert ist zwischen einem jungen Mädchen und einem Snapp-Fahrer, was diesen Boykott ausgelöst hat. Aber es schlägt hohe Wellen und jeder hat davon mitbekommen. Ich habe meine Lektion gelernt und zum Glück gibt es noch andere Anbieter.

Ich bleibe, wie in 2017 (damals gemeinsam mit meiner Mutter), bei dem freundlichen Pärchen aus dem nördlichen Teil von Teheran. Mittlerweile haben sie Zuwachs in Form von eineiigen Zwillingen bekommen. Die Mutter war zur Geburt 2018 für mehrere Monate in Kanada, sodass die beiden Jungs zusätzlich zur iranischen Staatsangehörigkeit (welche man nicht "verlieren" kann), auch einen kanadischen Pass bekommen.

Als ich ankomme, schlafen die beiden noch, aber die Mutter ist schon wach und bereitet das Frühstück vor. Sie hat im Zimmer der Zwillinge eine Kamera und ein Mikrofon installiert, sodass Sie jederzeit auf ihrem Ipad überprüfen kann was sich dort gerade tut und mittels Mikrofon sogar zu den Kindern reden kann, selbst wenn sie sich auf der Arbeit befindet.
Ich war baff :D so ein ausgeklügeltes System kannte ich aus Deutschland nicht...

Kurz darauf kam die Großmutter der Kinder um auf diese aufzupassen, während die Eltern arbeiten. Auch ich habe mich entschieden den Tag zuhause zuverbringen. Ich spiele viel mit den beiden Kindern, helfe im Haushalt und kann nachmittags auch etwas Schlaf nachholen.
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Zu Abend gibt es dann an richtiges Festmahl. Wir sprechen über viele Themen, die Trump-Drohungen gegenüber dem Iran zu der Zeit (Juni 2019) sind auf dem Höhepunkt, aber davon lassen wir uns nicht negativ beeinflussen. Und immer erhalte ich verständnisloses Kopfschütteln wenn ich erwähne, dass ich morgen nach Mashhad fliege.

Mashhad ist neben Qom die, sagen wir mal, konservativste und religiöseste Stadt im ganzen Iran. Dies merke ich direkt, als ich am nächsten morgen am Check-in Schalter für den Flug hinter Männern und ihren komplett in schwarz verschleierten Frauen stehe.
Die Check-in Frau ist mir nicht wohlgesonnen, sie gibt mir den schlechtesten Platz im gesamten Flugzeug. Mittelplatz, der Sitzabstand ist gering und die Lehne lässt sich nicht zurückstellen, da es die Reihe vor dem Notausgang ist. Zudem ist das Flugzeug komplett voll, ein Wechsel nicht möglich. Das Ticket hatte eine Freundin über alibaba.ir für mich gebucht, Schwarzmarktpreis waren ca. 20€. Geht aber auch nur, wenn man mit einer iranischen Karte bezahlt.

Mein Kontakt in Mashhad, ein aufgeweckter Junge in meinem alter mit guten Sprachkenntnissen (gefunden via couchsurfing) erklärt mir wie ich vom Flughafen zu seinem Haus komme. Undzwar the local way, nicht mit dem Taxi.
Ich mache mich also auf den Weg zur Metrostation.
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Zur Benutzung dieser braucht man eine Metrokarte und die Fahrt kostet umgerechnet 5cent. Leider hat der einzige Kiosk, wo man diese Karte hätte kaufen können, geschlossen. Die nette Mitarbeiterin, die aufpasst, dass jeder auch sein Ticket scannt, erkennt mein Problem und öffnet mir ihrer universal-Karte die Schranke für mich.
Ich fahre einige Zeit mit der Metro. Bereiche bzw Abteile "Women only" kenne ich ja schon aus Teheran, aber hier gibt es auch Sitzplätze ausschließlich für Männer :D
Als ich aussteige, muss ich einige Meter zu Fuß zu einer anderen Bushaltestelle laufen. Die Busse hier sind aber ausschließlich mit persischen Nummern ausgestattet. Um einen anzuhalten, muss man einfach seine Hand ausstrecken zum Signal, dass man in diesen Bus einsteigen will. Ansonsten hält der Bus nicht.
Ich kenne zwar die persischen Nummern und weiß dank meines Kontaktes auch welchen Bus ich nehmen muss, aber leider fahren die Fahrzeuge hier in einem Affenzahn entlang und ich nicht früh genug die Nummer erkennen kann um diesen halt auch anzuhalten.
Ich wechsel meine Strategie und winke von nun an jeden Bus heran. Die ersten beiden Fahrer sind zwar etwas sauer als ich dann doch nicht einsteige aber beim dritten habe ich Glück und es ist der richtige.
Meine neue Bekanntschaft erwartet mich an der Endhaltestelle und nun gehen wir noch wenige Minuten zu Fuß zu seinem Wohnort. Er erklärt, dass er schon mehrfach den Stadtrat angeschrieben hat, damit die Busse zusätzlich mit lateinischen Nummern ausgestattet werden. "Damit die Touristen auch mit dem Bus fahren können", aber bisher erzeugten seine Vorschläge noch keinen Willen zur Veränderung.

Die Familie begrüßt mich herzlich, es gibt direkt was zu Essen und im Anschluss machen wir zwei uns auf den Weg die Stadt zuerkunden. Der Touristen-Spot schlecht hin ist der Imam-Reza Schrein. Auch dorthin wollen wir. Er erzählt, dass er über Jahre hinweg da nicht gewesen ist, aber seitdem er couchsurfer bei sich aufnimmt, mind. 1 mal pro Woche dort vorbeikommt.
Vor dem Schrein an sich beten viele Menschen, es herrscht ein riesiges Gedränge und jeder will mal "anfassen". Am Eingang stehen zudem zwei Personen mit einem Staubwedel die die Menschen "abstauben". Schon skurril das ganze.
Ein paar Eindrücke:
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Ich werde ermahnt, dass fotografieren hier verboten ist. Mein Begleiter schreitet ein, erklärt dem Wachmann: ich (bezogen auf mich) überlege Muslim zuwerden und bräuchte ein paar Eindrücke.
Der Mann nickt und nun darf ich auch Fotos machen :D Solche Tricks und Lügereien sind Alltag im Iran.
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Frauen-Abteilung, mehrheitlich schwarz gekleidet:
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Generell merke ich, dass es 2 Arten von Menschen in Mashhad gibt. Die Ultra-Konservativen und die liberalen. Mein Kontakt gehört definitiv zur zweiten Kategorie. Er macht viele Witze über Imam-Reza und die Verbote, die die Stadt damit begründet, dass es Imam-Reza so gewollt hätte.

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Öffentliches musizieren jeglicher Art ist verboten, aber hinter jedem Verbot gibt es Wege sich zu widersetzen.
Bestes Beispiel diese 3 Musiker. Auf der Straße dürften sie nicht auftreten, aber hinter dem Tor ist es Privatgelände und die Stadt hat keine Handhabe dagegen.
Ich bin begeistert von diesem Einfallsreichtum und werfe einen 100.000 Rial Schein in den Koffer.

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Dieser Mann versucht Leuchtspielzeug für Kinder zuverkaufen. Die Hilflosigkeit der Menschen auf Grund der Sanktionen gegenüber dem Iran lässt anscheinend nichts anderes zu, als dass sich manche Männer dieses nicht wirklich dem alter Entsprechende Leuchtding auf den Kopf setzen müssen.

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Ich genieße die Zeit in Mashhad und den intellektuellen Austausch mit meinem Gastgeber. Er spricht von seinen Reisen in die Türkei und nach Malaysia. Auch hat er letztes Jahr versucht ein Touristenvisum für Frankreich zubekommen. Verbittert erzählt er, dass dieses abgelehnt wurde. Ein nicht verheirateter junger Mann aus dem Iran ohne großes Eigentum und Einkommen ist für die Botschaft anscheinend zu risikoreich. Ich wünsche mir sehr, dass er trotzdem irgendwann Europa erkunden kann. Allein die Gebühren für den Antrag eines Visums übersteigen bei einigen das Monatsgehalt.

Nach der dritten Übernachtung ist der Tag des Abschieds gekommen. Ich mache mich auf den Weg nach Turkmenistan. Wie ich zur Grenze komme, was ich vorher noch kaufen musste und wie meine ersten Eindrucke vom neuen Land sind, erfahrt ihr dann im nächsten Teil :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.018
2.492
BER
Danke für den Bericht. Nach Iran wurde ich auch gern mal wieder. Auch nach Mashhad. Gibt dort auch ganz guten Death Metal:


Bzw. es gab den da mal. Die Bandmitglieder wurden 2017 inhaftiert wg. satanischer Aktivitäten, konnten aber 2020 außer Landes fliehen.
 
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slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
2.017
1.527
Insgesamt besuchen 8.000 bis 10.000 Ausländer jährlich Turkmenistan. Der Großteil davon besteht aus Menschen mit familiären Bindungen zu dem Land. Dazu ein paar Geschäftsreisende, ein paar Touristen mit einer geführten Tour und halt abenteuerlustige Leute wie mich mit einem Transitvisum.
Fast alles im Internet ist für Turkmenen zensiert. Kein whatsapp, instagram, facebook etc. Keine online-Zeitung, keine Mails und erst recht kein couchsurfing. Und die allermeisten VPN's funktionieren ebenfalls nicht! Nordkorea 2 halt.
Der offizielle Wechselkurs ist an den Dollar gekoppelt. 1USD entspricht exakt 3,5 turkmenischen Manat. Der Schwarzmarktkurs schwankt zwischen 17-19 Manat pro USD. Nur sollte man sich beim Wechseln halt nicht erwischen lassen ;)
Eine große Hilfe beim Planen dieser Reise war für mich das Reiseforum caravanistan. Hier herrscht ein reger Austausch der Reisenden untereinander. Schwarzmarkt-Wechselkurs, günstige Übernachtungsmöglichkeiten, Preise für Taxi, Bus und Zug und Grenzübergangsberichte finde ich dort.
So weiß ich, das Zigaretten in Turkmenistan heiß begehrt sind. Offiziell ist in dem Land das Rauchen verboten seit mitte der 2000-er Jahre. Der ehemalige Präsident musste auf Grund eines Lungenleidens dieses Laster aufgeben und verfügte zugleich, dass nun keine andere Person mehr rauchen darf.
Zigaretten sind neben dem Manat (und dem Dollar) also eine Art Zweitwährung mit der man kleinere Dienstleistungen (Taxi etc) bezahlen kann. Offiziell darf man auch nur 2 Päckchen (nicht Stangen!) pro Person einführen. Ich kaufe 5 im Iran und hoffe, dass ich diese "einschmuggeln" kann ;)

Früh morgens in Mashhad bringt mich der Vater meines Gastgebers in Mashhad mit dem Auto zur Taxistation und verhandelt einen Preis für mich zur Grenze. 1.300.000 Rial (=ca. 9€) für 3 Stunden fahrt. Nicht schlecht denke ich mir und steige ein.
Es geht los. Nach 15min erhält der Fahrer einen Anruf und dreht um. Anscheinend gibt es noch jmd. der in die Richtung mitfahren will und erst jetzt am Taxistand aufgekreuzt ist. Ich ärgere mich darüber, verliere dadurch ja wertvolle Zeit, da ich so früh wie möglich die Grenze überqueren wollte.

Nunja, es geht also zurück. Es steigt eine Person in Uniform eines Grenzbeamten ein. Endlich kann es dann losgehen. Wir fahren einige Zeit, halten aber auf halben Wege an für das Frühstück des Taxifahrers. Wieder eine halbe Stunde Verzögerung, aber ich kann es halt nicht ändern.
Wir fahren über Qutschan aber an der Abzweigung in Richtung Bajgiran (da wo mein im Visum festgehaltener Grenzübergangspunkt ist) fährt der Fahrer einfach geradeaus weiter.
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Ich interveniere, habe doch 10mal gesagt ich muss nach Bajgiran. Der Grenzbeamte muss anscheinander aber nach Loftabad (Grenzübergang zu Artyk).
Ich sage entweder er fährt mich jetzt dahin oder er erhält kein Geld. Mürrisch dreht der Fahrer um und bringt mich halsbrecherischen 30min nach Bajgiran. Natürlich nur bis zum Ortseingangsschild, aber damit bin ich zufrieden. Er erhält sein Geld und ich mache mich zu Fuß auf den 30-minütigen Weg zum Grenzübergang.

Die Grenzformalien bei der iranischen Seite sind schnell erledigt. Das Blatt meines E-Visums mit dem Einreisestempel muss ich aber abgeben.
Auf turkmenischer dauert es etwas länger. Ich stelle mich in die Schlange zur Registrierung.
Folgendes Bild wurde "heimlich" aufgenommen.
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Ich muss von jedem Finger einzeln Fingerabdrücke geben. Dann heißt es warten bis die Kassen-Chefin da ist bei der ich 14 USD Einreisegebühr (passend) bezahlen muss. Eine andere Währung (Manat, Rial oder Euro) wird nicht akzeptiert.
Sie zählt das Geld, befindet zwei 1 Dollarnoten für "nicht gut" und bittet mich um andere Noten. Kein Problem, hab ja in weiser Voraussicht genügend kleine Scheine mitgebracht.
Andere Touristen sehe ich nicht, nur viele Turkmenen die haufenweise Güter günstig im Iran eingekauft haben und sich jetzt auf dem Rückweg befinden.
Mein Gepäck wird nur einmal durch den Scanner geschickt, das wars. Die 5 Päckchen Zigaretten erwecken kein erhöhtes Interesse und ich bekomme den Einreisestempel.
Draußen wartet nun ein Bus der die ganzen Grenzüberquerer 20km zum zweiten Check-Point bringt.
In dem gut gefüllten Bus finde ich noch den letzten freien Sitzplatz und kurze Zeit später geht es schon los.
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Ein gut gekleideter Herr samt Begleitung spricht mich auf deutsch an. Hat er mich doch auf Grund meiner Rossmann-Plastiktüte als Deutscher erkannt. Er ist Turkmene, hat aber einige Zeit in Deutschland studiert.
Ich erzähle, dass ich auf dem Weg nach Asghabat bin. Die Hauptstadt liegt nicht weit entfernt von der Grenze und er bietet mir an mich mitzunehmen.
Was ein Glück :)

Der Bus hält an, jeder steigt aus und zahlt dem Fahrer 10 Manat. Ich habe leider nur Dollar und gebe dem Fahrer einen Dollar. Der schaut mich etwas bedröppelt an und will es zuerst nicht akzeptieren. Eine andere Frau kommt mir zu Hilfe, überzeugt den Fahrer den Dollar anzunehmen und nimmt zeitgleich aus dessen Hand einen 5 Manat Schein. Mein Wechselgeld sozusagen...ich bedanke mich bei dir.

Jetzt schnell noch zum Häusschen mit dem zweiten Grenzposten, erneut werden meine Dokumente überprüft und das freundliche Turkmenen-Pärchen wartet schon auf draußen.
Sie werden von einem Fahrer abgeholt. Während der Fahrt nutze ich die Gelegenheit um etwas mehr über das Land in Erfahrung zubringen. So wirklich viel neues erfahre ich aber nicht. Zuerst wird der Sohn des Paares bei den Großeltern abgeholt, dann geht es zu einem Parkhaus wo das Auto des Mannes steht und die Familie dann aussteigt. Der Mann gibt dem Fahrer einen 100-Dollar Schein (er muss wohl schon einiges für die Familie getant haben, 100 USD sind in Turkmenistan extrem viel) und gibt ihm noch die Anweisung mich zu meiner gewünschten Adresse (dem Kuwwat Hostel) zubringen.

Hotels für Ausländer kosten in Turkmenistan sonst so zwischen 100 und 200 USD pro Nacht. Dieses hier ist aber ein Geheimtipp, fast ausschließ Einheimische übernachten hier und dementsprechend sind die Preis 10 USD für ein normales Zimmer und 15 USD für einen luxury Room pro Nacht günstig.
Leider versteht die Empfangsdame kein Englisch. Mit Händen und Füßen erkläre ich was ich möchte und sie versteht. Nun kommt ihrerseits eine Frage und die einzig logische Frage die sie stellen könnte (aus meiner Sicht) ist: "Wie lange bleibst du?". Ich zeige 2 Finger und nachdem ich 20 USD bezahlt habe, gibt sie mir den Schlüssel für das Zimmer.
Da ich das Zimmer (geräumig, sogar 2 Betten und mit Kühlschrank) nach der ersten Nacht wechseln muss, gehe ich davon aus, dass sie evt. gefragt für wie viele Personen das Zimmer ist. Mein neues Zimmer ist um einiges kleiner, hat nur ein Bett und keinen Kühlschrank.

Trotz der Mittagshitze von mittlerweile knapp 40*C mache ich mich auf den Weg zu Fuß zum russischen Basar. Dort soll es einen "Iphone" Shop geben in dem man gut Geld wechseln kann. Ich wechsel dort 20 USD in Manat zu einem Kurs von 1:18 und begebe mich dann in den nächsten Supermarkt um Lebensmittel zukaufen.
Auf dem Weg komme ich an einem Telefonladen vorbei und frage wie teuer eine Sim-Karte ist. 30 USD ist die Antwort. Ich kann meinen Ohren kaum trauen, der Preis für Einheimische beträgt nämlich nur 10 Manat. Ausländer müssen also mehr als das 50-Fache zahlen. Das mach ich nicht mit und verlasse den Laden ohne Sim-Karte.
Im Anschluss besuche ich ein Restaurant wo vor dem Eingang ein Wifi-Zeichen hängt in der Hoffnung dort eine Internetverbindung zubekommen. Dies stellt sich als Trugschluss heraus, das Wlan funktioniert dort nicht.
Für eine große Pizza mit Getränk und Nachspeise zahle ich dort 70 Manat. 3,5€ -> daran könnte ich mich glatt gewöhnen. Den am besten englischsprachigen Kellner frage ich, ob er mir eine Lokale Sim-Karte besorgen kann und biete ihm für diese Dienste 10 USD. Er antwortet er hat seinen Reisepass heute nicht dabei aber wenn ich morgen mittag wieder vorbeikomme, könnte ich die Simkarte abholen.
Auf diesen Deal lasse ich mich ein und kehre zurück zum Hotel.
In den Parks oder auf der Straße begegnen mir jedoch kaum kaum Leute, alles wie leergefegt.

Etwas zu Asghabat. Die Stadt an sich ist teilweise vergleichbar mit Las Vegas. Pompöse Marmorbauten, riesige Parks und alles blitzblank. Alle 20 Meter steht ein "Kehrer" und säubert die vermeintliche schmutzige Straße oder den Gehweg. Überall sind Wachposten und fotografieren ist strengstens verboten. So kommt es, dass ich alle Bilder unauffällig schießen musste und trotzdem bestimmt an die 10mal pro Tag darauf hingewiesen, doch bitte nicht zu fotografieren. Bitte deshalb um Verständnis wenn die Bilder teilweise schief oder etwas verwackelt sind.

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Zuletzt bearbeitet:

slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
2.017
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noch mehr Bilder:

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Riesige Marmor-Wohnhäuser: wer bzw ob hier wirklich jmd wohnt, keine Ahnung

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Ein paar wenige Passanten, natürlich mit Sonnenschirm
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Morgen geht es dann weiter mit meinen weiteren Erlebnissen in Asghabat und der Weiterreise zum Tor der Hölle.
 

flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.600
503
Super danke für die Eindrücke. Das ist ja eine Reiseroute.
Jetzt mach ich mich erst Mal an denen ersten Bericht. Den kenne ich noch nicht.

Danke weiter so!
 

Oliigel

Erfahrenes Mitglied
02.03.2019
484
720
Danke für deinen bisherigen Bericht. Da bin ich gerne wieder dabei! Irgendetwas scheinst du an dir zu haben, dass dir die allermeisten Personen positiv gesinnt sind.
 

slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
2.017
1.527
Am späten Abend des ersten Tages in Asghabat mache ich mich dann auf die Suche nach einen Wifi-Spot. Die Temperaturen sind jetzt bei weitem erfrischender und kühler als mittags.
Das Grand-Turkmen Hotel, eines mit 5 Sternen, ist nicht weit entfernt und ich nehme mir vor es dort zu probieren. Möchte doch gerne meiner Familie und Freunden Bescheid geben, dass soweit alles gut ist.
Vor dem Hotel angekommen überprüfe ich ob es ein Wlan Signal gibt und ja, zu meiner Freude gibt es das auch. Nur leider passwortgeschützt.
Ohne groß zu zögern betrete ich nun die Lobby des Hotels und gehe an den Empfangstresen. Ich sehe keinen einzigen Gast, nur 2 Angestellte des Hotels.
Ich frage nach dem Wlan-Passwort, der Mann beachtet mich kaum, zeigt aber auf ein kleines Körbchen was vor ihm auf dem Tresen steht in dem ein Haufen Papierschnipsel sind.
Ich fische mir 3 Stück heraus, sicher ist sicher denke ich, muss dann aber feststellen das überall das gleiche Passwort draufsteht.
Umso besser, Mission Passwort war ja erstmal erfolgreich. Im Hotel möchte ich aber nicht bleiben, weswegen ich mich draußen auf eine Erhöhung setze.
Nun geht es ans Verbinden, das Wlan-Signal zeigt 2 von 3 Balken aber wie erwartet sind alle Messenger-Dienste blockiert.
Im Vorfeld der Reise hatte ich mir deswegen insgesamt 5 verschiedene VPN-Applikation heruntergeladen. Ich probiere alle durch, 4 funktionieren nicht aber bei einem habe ich Glück.
Blöderweise muss ich, wenn ich nicht die Voll-Version kaufen möchte, Werbevideos schauen um VPN Minuten zuerhalten.
Nach insgesamt 10 Videos habe ich nun VPN für die nächsten 24 Stunden gesichert.
Ich beantworte die Nachrichten die mich via whatsapp erreichen, schicke 1 Bild (laden dauert seeeehr lange) in den Familienchat und lese dann die aktuellen Nachrichten der FAZ.
Ich verbringe noch eine weitere Stunde vor dem Hotel mit der Planung meiner weiteren Reise zum Krater von Darweze.
Gegen 10Uhr mache ich mich dann auf den Weg zurück, ab 11:00Uhr besteht für Ausländer eine Sperrstunde und diesbezüglich möchte ich keine Probleme bekommen.
Ich erreiche das Hostel, dusche kurz noch und merke im Anschluss das der Lichtschalter klemmt und das Licht nicht ausgeht.
Ich bin viel zumüde um dieses Problem noch anzugehen, drehe mich im Bett zur Seite und schlafe trotz der Helligkeit schnell ein.

Am frühen Morgen als ich aufwache ist die Rezeption schon von einem Mann besetzt. Ich deute ihm an bitte mitzukommen und zeige das Problem mit dem Lichtschalter.
Er haut einmal gewaltig drauf und das Licht ist aus. Problem gelöst :D
Ich mache mich dann früh, also so zwischen 6Uhr und 7Uhr auf den Weg um die Stadt zu erkunden. Zu dieser Uhrzeit ist die Hitze einfach noch nicht da und es ist angenehme wenn man zu Fuß unterwegs ist.
Ich würde gerne auch mal mit Menschen hier sprechen. Aber das turkmenische Staatsoberhaupt indoktriniert die eigene Bevölkerung insoweit, als dass er vorgibt dass alle Ausländer "schlecht" und sogar "Spione" sind. Aus diesem Grund bekommen Türken oder Russen extrem selten ein Visum für das Land, da bei diesen beiden Ländern die Sprachbarriere nicht allzuhoch ist und ein Gespräch möglich wäre.

Am Mittag kreuze ich dann wieder vor dem Restaurant von gestern auf, der Kellner erwartet mich schon mit der Sim-Karte in der Hand. Da mir auch das Essen gestern hier gut geschmeckt hat, bestelle ich wieder und er zeigt mir, wie ich die Simkarte aktiviere. Mobiles Netz, 3G :) Das reicht immerhin um Nachrichten zuverschicken und etwas zugoogeln.
Ich gebe ihm die versprochenen 10 USD und auch ein paar Zigaretten, weil er ja noch etwas Guthaben für das Internet aufgeladen hat.
Danach begebe ich mich zurück zum Hostel und die Dame die jetzt an der Rezeption ist, gibt mir zu Verstehen, dass ich umziehen muss in ein kleines Zimmer mit nur einem Bett. Aber immerhin gibt es auch hier eine Steckdose. Ich lege mich für 1-2Stunden hin und lade währenddessen das Handy.
Nachmittags nehme ich mir vor mit dem Bus wohin zufahren. Die Bushaltestellen sind teilweise extrem hochwertig, einige besitzen eine integrierte Klimaanlage und versprühen kalte Luft.
Ich fahre mit mehreren Buslinien ohne ein bestimmtes Ziel durch die Gegend. Schieße Fotos wo es geht und kehre dann am Abend zurück zum Hostel.
Ich entschließe mich auf dem kleinen Gelände des Hostels ein bisschen nach anderen Ausländern zusuchen. Habe jedoch keinen Erfolg, alles nur Einheimische.
Gedankenverloren setze ich mich auf eine Bank und döse etwas vor mich hin.
Aus dem Nichts werde ich auf einmal von einer Dame (geschätzt 35-40 Jahre alt) angesprochen ob sie sich neben mich setzen kann. Auf englisch.
"Natürlich" erwidere ich und mache etwas Platz.
Sie zündet sich eine Zigarette an und wir haben etwas Smalltalk. Ich erzähle woher ich komme, was ich hier mache usw. Ich erfahre dass auch sie hier im Hotel untergebracht ist und sie ursprünglich aus Türkmenabat kommt.
Sie schlägt vor, heute Abend in eine Bar ein Paar Bier trinken zugehen.
Ich bin skeptisch, eine turkmenische Frau würde so etwas nicht einfach vorschlagen und der Rock und die High Heels die sie trägt, lassen mich erstmal Vorsicht walten.
Ich bin in festen Händen und habe kein Interesse auf ein sexuelles Abenteuer, aber gegen ein paar harmlose Bier in einer Bar spricht ja vorerst nichts. Ich wollte ja Kontakt zur Turkmenen und jetzt bekomme ich ihn halt so.
Die Karaoke-Bar in die sie uns bringt, ist nicht weit entfernt. Der Alkohol ist extrem billig und wir unterhalten uns über Gott und die Welt. Als sie mit der Zeit dann doch etwas zudringlicher wird und mich sogar auffordert mit ihr zutanzen, mache ich einen Schlussstrich und sage ihr im bestimmenden Ton, dass ich jetzt gehe.
Die Rechnung beträgt umgerechnet 6€ und sie bittet mich zubezahlen, weil der Mann ja einlädt. Sie verspricht aber mir das Geld draußen wiederzugeben.
"Jaja, träum weiter" denk ich mir, bezahle mit meinen letzten Manat und wir gehen schweigend zurück zum Hostel. Kurz vor dem Eingang entschuldigt sie sich für ihre Zudringlichkeit und schiebt es auf den erhöhten Alkoholkonsum.
Der ereignisreiche Tag geht zu ende und ich schlafe direkt ein. Morgen verlasse ich Asghabat, muss mich aber noch um das Zugticket nach Ichoguz (dort wo der Krater ist) kümmern. Ein online-Kauf ist nicht möglich.

Am nächsten Tag bin ich wieder früh auf und da ich gestern in der Bar fast meinen gesamten Manat-Vorrat aufgebraucht habe, gehe ich zuerst wieder zum russischen Basar und wechsel dort wieder ein paar Dollar. Dort kaufe ich dann noch ein bisschen Süßkrams und etwas zutrinken.
Im Anschluss fahre ich mit dem Bus zum Bahnhof und mache mich direkt auf die Suche nach dem richtigen Ticketschalter. Dies ist schwieriger als gedacht. Ich spreche verschiedene Leute an, auch welche in Uniform aber keiner versteht mich (oder will mich verstehen).
Es gibt mehrere Fenster an der sich Menschenschlagen schon gebildet haben. Bevor ich jetzt aber mich anstelle nur um dann zuerfahren, dass ich woanders hin muss, gehe ich an der Schlage vorbei und frage die Frau direkt: "Ticket Ichoguz?". Sie deutet mit dem Finger zu einem anderen Fenster bei dem weniger Leute stehen.
Gut für mich, denke ich mir und begebe mich dorthin. Nur um dann nach kurzer Wartezeit zuerfahren, dass es noch zufrüh ist ein Ticket für diesen Zug zukaufen.
Ich entschließe mich zurück zum Hotel zufahren, Packe dort meine Sachen und gebe den Schlüssel ab. Die Empfangsdame ist gerade dabei eine große Melone zuzerteilen und bietet mir ein Stück an. Ich nehme es dankend an.
Zurück am Bahnhof stelle ich mich wieder an und dieses Mal ist es Möglich ein Ticket zukaufen. Mission accomplished!
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Es ist noch einiges an Zeit bis zur Abfahrt, deswegen entschließe ich mich ein Restaurant aufzusuchen. Ich entscheide mich für eines in der unmittelbaren Nähe des Banhofs. Will ich doch nicht mit meinem Gepäck groß herumlaufen müssen.
Da es noch vor 12Uhr mittag ist, bin ich der einzige und wahrscheinlich auch erste Gast des heutigen Tages.
Ich gebe meine Bestellung auf und frage den Kellner ob es hier eine Möglichkeit gibt, mein Handy zuladen. Er zuckt nur mit den Schultern und ist auch sonst eher abweisend.
Das Essen vervollständigt den schlechten Eindruck und auch der Milkshake den ich bestellte, schmeckt scheußlich. Ohne Trinkgeld zugeben mache ich mich jetzt wieder auf den Weg zum Bahnhof und erinnere mich dass es bei der Unterführung zum Bahnhof hin jeweils am Ein-und Ausgang eine Steckdose gabe.
Als ich ankomme, sind natürlich beide besetzt. Die nächsten 20min tigere von einem Ende zum nächsten nur um sicherzustellen, dass mir keiner die Steckdose wegschnappt, falls die dort sitzende Person aufsteht.
Nach einiger Zeit habe ich Glück und ergattere die Steckdose. Leider muss ich feststellen, dass trotz Flugmodus nur 5% in 30min geladen wurden.
Dennoch verbleibe ich die nächsten 2 Stunden hier sitzend, obwohl es nicht wirklich bequem ist. Aber immerhein bin ich im Schatten vor der Sonne geschützt.

Was ich auf der Zugfahrt erlebe, wie ich vom Bahnhof Ichoguz zum Krater gelange und wen ich dort treffe -> alles im nächsten Post.

P.S. Ich bedanke mich herzlich für das positive Feedback!
 
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slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
2.017
1.527
Der Zug fährt pünktlich vor. Noch einigem Suchen finde ich auch das richtige Abteil. Meine Mitreisenden sind allesamt Turkmenen. Die gewünschte Ruhe finde ich hier aber nicht. Eine Mitreisende schaut bei voller Lautstärke irgendwelche Videos und die anderen beiden unterhalten sich lautstark. Auch hier suche ich ebenfalls nach einer Steckdose, werde aber vorerst nicht fündig.
Im Schneckentempo geht es nun raus aus Asghabat, die Tickets und Reisepässe werden mehrfach kontrolliert.
Auf einmal helle Aufregung. Jemand hat wohl auf der Zugtoillete geraucht und wird nun verhaftet. Im Folgenden wird die Toillete zum weiteren Gebrauch abgeschlossen.

Die Zeit vergeht. Die Fahrt zur Endstation nach Dashoguz dauert mehr als 10 Stunden und es gibt nur einen Zwischenhalt, in Ichoguz. Da wo ich raus muss. Irgendwann muss ich dann trotzdem mal aufs stille Örtchen und bitte den Kontrolleur die Toillete für mich aufzuschließen. Zu meiner Überraschung finde ich dort dann eine funktionierende Steckdose. Ich frage ob ich dort meine Handy aufladen kann, kein Problem :)
Ich lege mein Handy mit Kabel auf das Waschbecken, eine andere Ablegemöglichkeit gibt es nicht. Der Kontrolleur verschließt wieder die Tür und ich gehe zurück in mein Abteil.
Ganz wohl ist mir dabei aber nicht. Ich will aber auch nicht Stunden auf der übel riechenden Toillete neben meinem Handy ausharren.

Bis zum Halt Ichoguz hat der Zug schon eine Verspätung von einer Stunde. Kurz vorher hole ich das Handy und steige aus. Ich betrete einen scheinbar Menschenleeren Bahnhof mitten im nirgendwo. Bin auch der einzige der hier aussteigt.
Mittlerweile ist die Nacht angebrochen und irgendwie muss ich noch die 7km zum Krater bewältigen. Ich höre Motorengeräusch und ein Mann auf seinem Motorroller bietet mir an mich für 10 Dollar zum Krater zubringen.
Für die kurze Strecke ist das echt happig und ich lehne erstmal ab.
Um Übernachtungskosten zusparen habe ich gelesen dass einige Reisende für 1-2 Stunden zum Krater fahren, und dann mit dem nächsten Zug 3 Stunden später von Ichoguz weiter nach Dashoguz zufahren.
Dies kommt für mich nicht in Frage, zum einen ist mein Exit-Point in Konye-Urgench und zum anderen möchte ich mein Erlebnis am Krater voll ausnutzen.

Also mache ich mich mit Sack und Pack auf den Weg. Ich rechne, dass ich rund 1 1/2 bis 2 Stunden zum Krater brauche. Da es schon 10Uhr nachts ist, ist es von den Temperaturen auch gut auszuhalten.
Der Moped-Fahrer fährt die ersten 10min langsam hinter mir her und versucht mich weiter zu überzeugen mit ihm zu fahren.
Nach einiger Zeit kommt ihm anscheinend die Erkenntnis, dass ich wirklich laufen möchte und er senkt seinen Preis auf 20 Manat für die Fahrt. Das sind nur 10% des ursprünglichen Betrags und da kann ich nicht nein sagen.
So kommt es, dass ich schon um 20 nach 10 das Tor zur Hölle erblicke.
Eine Tourgruppe sitzt noch draußen und isst gerade zu Abend. Sie haben eigene Zelte für die Übernachtung aufgebaut.

Zudem stehen verschiedene Yurten in einem Abstand von rund 100m zum Krater. Der Besitzer ist noch wach und bietet mir eine Yurte für 30 Dollar zum Übernachten an.
Draußen zu schlafen kommt nicht in Frage, überall sind Mücken und ich habe schon einen Skorpion gesehen.
Dennoch starte ich die Verhandlung, da ich sehe, dass in etwas Entfernung noch weitere Yurten stehen.
Dies merkt der Besitzer und wir einigen uns dann auf 20 USD.
Die Yurte ist echt groß und es finden sich 3 Pritschen drinnen. Über den Tag hat sich die Yurte aber sehr aufgewärmt -> beim Eintritt schlägt mir eine unglaubliche Hitze entgegen. Egal, hauptsache ich kann sie abschließen und irgendwie werde ich später auch einschlafen können. Zudem zeigt der Mann mir noch die Dusche. Sehr basic gehalten aber was kann man denn mitten in der Wüste auch erwarten.
Ich stelle meine Sachen in die Yurte und mache mich auf den Weg zum Krater.

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In den 70er Jahren haben sowietische Forscher hier auf der Suche nach Gas gebohrt. Sie stießen auf eine unterirdische Höhle und die Bohrpattform brach zusammen. Um die Freisetzung des giftigen Gases zu verhindern, zündeten sie es einfach an in der Annahme, dass das Feuer nach einiger Zeit von selbst ausgehen würde. Dies ist auch bis heute, knapp 50 Jahre später, nicht geschehen.

Ich umrunde einmal den nur mit einem kleinen Zaun abgesperrten Krater und treffe zwei Schweizer die gerade Fotos machen. Wir unterhalten uns. Sie sind mit ihrem Camper unterwegs und fahren von Zürich bis nach Wladivostok.
Morgen früh fahren sie weiter nach Konye-Urgench.
Da ich ebenfalls dorthin muss, frage ich ob sie mich die Strecke mitnehmen können.
Zwar haben sie nur zwei reguläre Sitze, aber ich könnte theoretisch auf dem umgebauten Boden Platz nehmen. Wird zwar unbequem sein, vor allem auf Grund der extrem schlechten Straßenverhältnisse außerhalb der Hauptstadt aber immerhin habe ich nun eine sichere Mitfahrgelegenheit für morgen früh.

Eine weitere Anekdote zum Präsidenten bestätigt sich ebenfalls. Dieser liebt die Farbe weiß und hat vor einigen Jahren den Import von dunklen Fahrzeugen verboten. Alle bisher zugelassenen (dunklen) Autos mussten zwangsumlackiert werden.
Ihr Auto ist schwarz und ich frage ob es an der Grenze deswegen Probleme gab.
An der Grenze nicht, aber die Hotelrezeption klingelte sie eines frühen morgens in Asghabat aus dem Schlaf um mitzuteilen, dass sie das Auto unverzüglich umparken müssen. Der Präsident würde an dem Tag die Straße entlangfahren und könnte das Auto sehen.
Komplett verrückt!
Ich bleibe noch einige Zeit am Krater bevor ich mich dann in meine Yurte begebe. Vorher haben wir uns noch für morgen 10Uhr zur Abfahrt verabredet.

Ich kann einigermaßen gut schlafen und auch bei Tageslicht ist der Krater eine Attraktion.
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Ein paar Dromedare, die frei herumlaufen, gibts auch

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Meine Yurte:
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Mit etwas Verspätung fahren wir am nächsten morgen los. Die Fahrt ist Horror pur. Ich spüre jede Bodenunebenheit und davon gibt es unzählige.
Unterwegs kommen uns kaum Autos entgegen, aber auf halben Wege fahren wir an einem feststeckenden Auto vorbei. Die beiden Männer winken uns zu sich und fragen ob wir sie aus der Unebenheit rausziehen können. Wir probieren es aber unsere Versuche sind nicht von Erfolg gekrönt.

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Die Schweizer wollen am Nachmittag noch die Grenze passieren und lassen mich in der Grenzstadt Konye-Urgench raus.

Maps.me zeigt mir 2 mögliche Unterkünfte aber beide sind geschlossen. Also frage ich mich durch und finde tatsächlich ein Gebäude was Ähnlichkeiten mit einem Hotel hat.
Ich mache die Leiterin ausfindig. Preis pro Nacht 130 Manat. Und ich habe noch genau 139 Manat übrig.
Da es keine Alternative gibt beschließe ich hier zubleiben. Sie will aber meinen Reisepass über Nacht behalten. Ich interveniere, kann ja immer mal draußen kontrolliert werden.
Zögerlich rückt sie ihn wieder heraus.
Das nächste Problem ist das Zimmer. Die Tür ist zu groß für den Türrahmen und lässt sich nicht schließen.
Ich bekomme ein neues Zimmer. Immerhin lässt sich die Tür schließen, aber verriegeln geht nur von innen.
Folglich kann jeder mein Zimmer betreten wenn ich draußen bin.
Ich entscheide mich also keine weiteren Ausflüge zu unternehmen außer einem kurzen Besuch beim nahegelegenen Supermarkt um meine letzten Manat auszugeben.
Die Dusche des Hotels ist ebenfalls jenseits von gut und böse. Alles verschimmelt und ich lasse meine Socken an.
Am nächsten Tag fahre ich dann mit dem Taxi die wenigen Kilometer zur Grenze. Mangels Manat gebe ich dem Fahrer einen Dollar in der Hoffnung dass dies den aktuellen Preis widerspiegelt. Etwas mürrisch akzeptiert er ihn.
Ich bin ca. eine Stunde zu früh da, die Grenze öffnet erst um 9 Uhr. Nach und nach kommen weitere locals und warten mit mir.

Die Grenzüberquerung und welchen Weg ich wähle um nach Hause zukommen, gibts im nächsten Post.
 
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globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
13.370
8.796
CPT / DTM
Vielen Dank für diesen, auch wieder erfrischend anderen Reisebericht!

Beeindruckend, wirklich beeindruckend!

Da reise ich immer gerne mit!
 

flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.600
503
Wow was ein Erlebnis. Du schaffst es ja wirklich minimalistisch auszukommen.

Müsste man damit rechnen, wenn man seinen Zelt Häring da einschlagen würde, dass man von unten vergiftet wird durch das Gas? Das schlummert doch sicher nicht nur an der Kraterstelle.

Nochmals: Ein wohltuend anderer Reisebericht, der sich mal nicht darum geht ob Das Hotel wirklich 5* oder sogar 5*+ ist.
 

slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
2.017
1.527
Um kurz vor 9 Uhr wird von einem Soldaten das erste Tor geöffnet und nun sind es noch geschätzt 500m zu Fuß bis zum turkmenischen Grenzgebäude.
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Nach und nach strömen Leute in das kleine Gebäude, es gibt auch ein paar Sitzplätze. Jeder Reisende muss ein Formular ausfüllen.
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Das Problem: Es gibt dieses ausschließlich in turkmenischer und russischer Sprache. Ich habe keine Ahnung was ich ankreuzen bzw ausfüllen soll. Ich bitte einen Grenzbeamten um Hilfe und er holt jmd. der englisch spricht. Er übersetzt und fragt wie viel Geld ich dabei habe, ob ich Waffen mitführe und noch ein paar weitere Kleinigkeiten.
Mit dem Zettel bewaffnet werde ich als Ausländer zuerst abgefertigt. Mein Rucksack muss ich durch einen Scanner schieben, bei den beiden Plastiktüten die ich dabei haben, ist das nicht notwendig.
Dann wird mein Pass gestempelt und ich laufe ales erster des heutigen Tages zum angrenzenden usbekischen Gebäude.
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Im ersten Gebäude misst ein Doktor an meiner Stirn kurz die Temperatur: 36,0 *C -> alles gut.
Ein Raum wieder wird mein Gepäck gescannt und oberflächlich durchsucht, kurz darauf hab ich schon den Einreisestempel von Usbekistan im Pass.
Es ist ein sonniger Morgen und ein junger Mann (jünger als ich) empfängt mich. Er bietet mir für 20 USD eine Fahrt ins 30km entfernte Nukus an. Auch einen Geldwechsler sehe ich, aber daran habe ich erstmal kein Interesse.
Mein Plan besteht darin erstmal abzuwarten und zuschauen wie die anderen Reisenden nach mir von der Grenze wegkommen.
Der Junge tippt nun auf seinem Handy die Zahl 10 ein. Aha, 10 Dollar nach Nukus. Ich verstehe, will aber trotzdem lieber abwarten. Um trotzdem nicht zu unhöflich zu sein, tippe ich die Zahl in 5 sein Handy ein.
Er nickt und bedeutet mir ich kann einsteigen. Ich versichere mich nochmal: 5 USD für die Fahrt nach Nukus?! "Yes" ist die kurze Antwort und schon bin ich im Auto drin.
Er hält nach einigen Kilometern nochmal kurz an, bringt mich aber dann zuverlässig zum Flughafen, welchen ich ihm als meinen gewünschten Ort gesagt hatte.
Der Flughafen von Nukus liegt mitten im Zentrum und ich hatte mir für eine Nacht für 20 USD ein Zimmer in Laufdistanz zum Flughafen gebucht. Die günstige Standard-Version eines Zimmers ist im Vergleich zu europäischen Hotels riesig.
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Ein früher Check-In ist ebenfalls kein Problem. Ich wechsel an der Rezeption noch ein paar Dollar in usbekische Som. Viel werde ich heute nicht brauchen, da ich morgen früh nach Moskau fliege.
Ziellos streife ich durch die Stadt, kaufe in einem Supermarkt ein paar Lebensmittel und kehre zum Hotel zurück. Endlich wieder vernünftiges Internet :)
Auch den Abend bleibe ich im Hotel und nutze den ungewohnten Komfort um mich auszuruhen und früh schlafen zugehen.

Der Wecker am nächsten morgen klingelt früh und ich bin in weniger als 10min am International Airport Nukus. Pro Tag gehen hier 3-4 Flüge, so gut wie alle innerusbekisch. International ist die 3/7 Verbindung nach VKO die einzige die der Flughafen zubieten hat.
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Preis one-way lag mein Flug bei um die 130€.
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Ich war bisher noch nie in Russland gewesen und freue mich dieses Land auf meiner Rückreise mitnehmen zukönnen. Für Russland hatte ich bei dem Konsulat in Frankfurt ein Transit-Visum beantragt. Nach Anmeldung und Ausfüllen der Online-Bewerbung dauerte es aber 8 Wochen bis ich einen Termin dort bekam. Aus diesem Grunde nutzen die meisten Reisenden eine Visa-Agentur. Da geht das natürlich schneller. Vorteil an meinem "Weg" waren die geringen Visa-Gebühren von 35€.

Vormittags lande ich dann in Moskau. Die Schlange an der Immigration ist wahnsinnig lang und muss 1 1/2 Stunden warten. Verzögert wird das ganze dadurch, dass die Usbeken zwar Visa-Frei nach Russland reisen dürfen, aber die Grenzbeamte wirklich lange mit jedem einzelnen Sprechen und nachfragen wie, warum und wie lang.
Bei mir genügt ein kurzer Blick auf mein Visum und ohne Rückfrage bekomme ich den Stempel.

In Moskau kann ich eine Nacht wieder bei einer couchsurferin unterkommen. Sie kommt ursprünglich aus Almaty, arbeitet aber mittlerweile in Moskau.
Da Sonntag ist, habe ich Glück und sie hat frei. So kann ich meine Sachen direkt bei ihr abstellen und wir fahren via car-sharing in die Innenstadt.
Die Menschen erinnern mich an meine Reisen im Kaukasus. Viele sind sehr schick gekleidet, die Frauen tragen viel Make-up und das Klackern der Stöckelschuhe ist ein konstantes Nebengeräusch auf den moskauer Gehwegen.
Wir besuchen gemeinsam die typischen Touristenspots und ich lade sie im Anschluss auf eine Burger-Mahlzeit ein.
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Wir unterhalten uns auch über ihre Heimat Kasachstan und der Wunsch, dieses Land zukünftig ebenfalls zu besuchen, wird stärker (bislang hatte ich dazu aber noch keine Gelegenheit).

Am nächsten morgen geht sie um 10:00 Uhr zur Arbeit. Ich komme mit, lasse meinen Rucksack auf ihrer Arbeit im Zentrum stehen und streife allein durch Moskau.
Mein Flug von VKO nach BUD (W6) geht erst um 22:10 und ich habe genügend Zeit.
Zum Feierabend meiner Gastgeberin bin ich wieder auf ihrer Arbeit, nehme mein Gepäck und bedanke mich nochmal herzlich. Natürlich biete ich ihr an, wenn sie mal in FRA ist, kann sie gerne selbstverständlich gerne vorbeikommen.

Am Check-in Schalter ist die Schlange extrem lang. Viele haben zu viel oder zu schweres Gepäck dabei. Auch ich muss zum Check-in um meine Bordkarte abzuholen. Ein online Check-in ist hier nicht verfügbar. Gekonnt verstecke ich meine Plastiktüte mit der Schmutzwäsche vor der Mitarbeiterin; hatte ja auch nur den Basic-Tarif gebucht.
Der Flug landet gegen Mitternacht in Budapest und ich bleibe dort die nächsten paar Stunden. BUD-FRA geht planmäßig um 6:10 in die Luft und am frühen morgen des 2.Juli betrete ich müde aber mit vielen tollen Erfahrungen die Ankunftshalle des Terminal 2 in Frankfurt.
Von dort geht es mit dem 58-Bus nach Hause und erstmal auschlafen. Morgen muss ich ja wieder arbeiten...
 
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slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
2.017
1.527
Das war der letzte Teil dieses Reiseberichts!
Ich hoffe es hat euch Lesern gefallen :) Fragen zu dieser Reise können selbstverständlich gestellt werden!

2020 ist corona-bedingt ja ein schwieriges Reisejahr, dennoch hat mich dies nicht abgehalten ein paar neue Länder zuerkundschaften.
Evt. gibts darüber in naher oder ferner Zukunft ja wieder einen Bericht :)


Machts Gut, bleibt alle gesund und besten Dank für die positiven Kommentare!
 
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Zocker1899

Erfahrenes Mitglied
27.05.2016
462
120
Hammer Tour. Könnte ich mir so ähnlich auch vorstellen. Jetzt hab ich auch eine Idee wie ich eine zweite Iranreise + Maschhad mit einem weiteren Land verbinden kann.

Kannst du noch was zu deinen Gesamtausgaben sagen?
Der Rial dürfte ja vermutlich irgendwo bei 200k zum Euro gelegen haben aber die Kosten für den Aufenthalt in Turkmenistan inkl. Transitvisum wären schon interessant zu wissen.

Beste Grüße
 

slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
2.017
1.527
Hammer Tour. Könnte ich mir so ähnlich auch vorstellen. Jetzt hab ich auch eine Idee wie ich eine zweite Iranreise + Maschhad mit einem weiteren Land verbinden kann.

Kannst du noch was zu deinen Gesamtausgaben sagen?
Der Rial dürfte ja vermutlich irgendwo bei 200k zum Euro gelegen haben aber die Kosten für den Aufenthalt in Turkmenistan inkl. Transitvisum wären schon interessant zu wissen.

Beste Grüße


Rial war damals etwas über 150.000 den €.
Kosten Transitvisum TM in Frankfurt: 35€
In Turkmenistan an sich habe ich 101 Dollar ausgegeben, aufgeschlüsselt wie folgt:
(Angaben in USD)
Einreisegebühr: 14
2 Übernachtungen Asghabat: 20
Sim-Karte: 10
Geldwechsel: 35 zum Kurs 1:18
Übernachtung Yurte: 20
Bus bei der Grenze Iran/TM: 1
Taxi Konye-Urgench zur Grenze: 1

Visakosten für Iran 50€, AZ 20€ und Russland 35€.
Flugkosten (frühzeitige Buchung) waren etwas mehr als 200€ für alles. 4 Flüge im günstigsten W6 Tarif mit Discount-Club und halt die Strecke NUC-VKO.
 
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Zocker1899

Erfahrenes Mitglied
27.05.2016
462
120
Danke für die schnelle Antwort! Dann ist der Schwarzmarktkurs ja doch noch schneller als gedacht nach deiner Reise gestiegen, krass. Was für ein Iranvisum war das denn? 08/2018, bei Einreise via IKA hat das VOA glaub ich ca. 80€ gekostet.