In der Pandemie nach Tansania: Der höchste Berg Afrikas & Tauchen auf Sansibar

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chrini1

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26.03.2013
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HAM
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Da mein alter Reisebericht leider vollgespammt wurde, folgt hier ein neuer Thread, der hoffentlich sauber bleibt. Denn wir wollen uns hier auf das Reisen fokussieren.

Morgen Abend geht es los, hier die Reiseplanung:

Es geht direkt ab Hamburg los. HAM-FRA-ADD-ZNZ-JRO im Wesentlichen mit Ethopian in C. Nach meiner Buchung vor ca. 4 Wochen mit ein paar M&M Meilen und nur wenigen Euro Zuzahlung musste ich dann den Flug doch noch mal umbuchen. Aufgrund einer Flugplanänderung hätte ich in Frankfurt fast 8 Stunden Aufenthalt haben sollen,also geht es nun ein paar Tage früher los.

Die ersten 4 Tage werde ich in Arusha bleiben. Gebucht ist ein Appartment im Herzen der Stadt (Kibo Palace Apartments) - über Booking.com für 50 Euro pro Nacht. Am Flughafen wird mich wohl Jesus erwarten - so stellte sich der Fahrer jedenfalls vor.

Im Anschluss geht es dann weiter nach Moshi wo ich weitere zwei Tage bleiben werde, bevor es auf den Kibo hinaufgeht.

Arusha heißt für mich Homeoffice in Afrika. Leider muss ich diese Woche noch arbeiten, aber bei viel Sonne und warmen Temperaturen wird mir das sicherlich sehr leicht fallen.
 

chrini1

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26.03.2013
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In der Pandemie nach Tansania: Der höchste Berg Afrikas & Tauchen auf Sansibar

23.02.2021

Es geht los. Meine Frau bringt mich in Hamburg zum Flughafen. Check-In erfolgt im T1 - Am Automaten. Lufthansa ist wohl der Meinung, dass es für C und Statusgäste keinen Schalter mehr geben muss. Das führt natürlich auch dazu, dass beim Check-In das Visum nicht kontrolliert wird.

Es ist gespenstisch leer. Nach 15 Uhr sollen nur noch vier Maschinen rausgehen. Die Sicherheitskontrolle ist verwaist. Es sind 6 Kontrollspuren offen - fehlen nur die Gäste. Wie man sieht, ist der Airport immer noch nicht in der Lage, das Personal ordentlich zu planen. Nun ja, nach einer Sprengstoffkontrolle von Rucksack und Trolley sowie der Jacke und der Schuhe, darf ich dann durch.

Airside ist alles geschlossen. Da ich noch etwas arbeiten möchte, gehe ich hoch in die SEN Lounge, wo es zwar nichts zu essen gibt, aber eine schöne Terasse vorhanden ist. Draußen bin ich so frei, meine Maske abzunehmen und die anderen Gäste halten es genauso.

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Der A319 ist nur mit 72 Gästen besetzt. Die C davon mit 14. Nach dem Takeoff gibt es einen kleinen Snack dazu ein Getränk. Die Crew ist entspannt und sehr freundlich.

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Die Landung in Frankfurt erfolgt überpünktlich - dank Corona. Praktischerweise docken wir an A24 an, so dass der Weg zum Tunnel des Grauens nach B nicht sehr lang ist. Unten wird gebaut und es stehen große Pfützen auf dem Boden. In B nach der Passkontrolle am e-gate sind dann tatsächlich ein paar Geschäfte - inklusive Heinemann geöffnet. Hier sind die Preise allerdings ca. 30 Prozent höher als sie es vor einem Jahr noch waren.

In der SEN Lounge in B wieder sehr freundliches Personal, dazu eine erfrischende Dusche.

Das Bording der ET707 mit einer A350 nach Addis Ababa ist für 21:45 angesetzt. Als ich um 21:35 zum Gate schlendere, steht da schon "Last Call". Nun gut, also fix mal rein in den Flieger - und da passiert es: Das Gate zickt. Also zum Personal und werde gleich angeschnauzt, mein Visum wäre nicht im System. Nunja - eigentlich sollte ET wissen, dass es in Tanzania auch ein Visum on Arrival gibt (hatte es aber vorher beantragt). Er diskutiert Ewigkeiten mit Kollegen, sucht etwas im Computer und meint dann zu mir: Da stimmt was nicht im System. Da steht nichts von einem PCR Test. Nunja, es stimmt schon. Ist nicht vorgeschrieben. Also darf ich an Bord.

Die C ist recht entspannt belegt. Jeder Gast hat einen freien Nebenplatz. Ich sitze auf 1A. Auf dem Platz ein Amenity Kit in Zitronengelb und eine Ziplock Tasche mit einer medizinischen Maske, Alcogel und Desinfektionstüchern.
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Vor dem Takeoff gibt es dann ein Glas Schampus. Und dann geht es los in den Frankfurter Nachthimmel.
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chrini1

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26.03.2013
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24.02.2021

Am Morgen bin ich dann leider gerädert. An Schlaf war nicht wirklich zu denken. Nicht nur hatte es in der Kabine ca. 28 Grad, sondern die Besatzung war der Meinung die ganze Nacht in der Galley eine Konferenz abhalten zu müssen. Dabei waren die Vorhänge auf.

Wir landeten pünktlich auf dem Addis Ababa Bole Airport. Dort bekamen wir eine Außenposition. Die C durfte zuerst aussteigen, es gab einen eigenen Bus für uns. Dieser brachte uns ein paar hundert Meter weit und ließ uns dann am Ende einer Fluggastbrücke aussteigen. Von dort mussten wir dann noch mal übers Rollfeld, ins Gebäude und in eine Security Kontrolle laufen. Hier alles in die Wannen, Schuhe ausziehen und dem Mitarbeiter am Durchleuchtungsgerät beim Schlafen zusehen. Eher eine Farce diese Kontrolle.

Hoch ging es in den Abflugbereich. Hier traf ich dann u.a. auf diesen Reisenden, der im Hazmat Suit unterwegs war.
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Ich begab mich in die Lounge, von der es zwei Seite an Seite gibt. Die Gold Lounge war wie ein großer Wartesaal an einem Busbahnhof, allerdings war es so ungemütlich dort, dass ich in die Business Lounge ging, hier war es gemütlicher, aber auch voller. Leider waren die Duschen defekt. Schade.

Hier dann etwas gearbeitet und ein kleines Frühstück eingenommen.
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Weiter ging es mit der ET813. ET hat vor einigen Wochen die Flüge nach ZNZ und JRO zusammengelegt, so dass diese von ADD erst nach ZNZ und dann weiter nach JRO fliegen. Am Boarding Gate waren etliche Russen, aber auch ein paar Deutsche Backpacker.

An Board der 787 wieder die 1A belegt, die C war hier wieder zu ca. 50 Prozent gefüllt. Es gab wieder die gleiche Begrüßung, nur war die Crew so viel freundlicher als zuvor. Nach dem Takeoff wurde nach den Essenswünschen gefragt, die mit Chicken, Beef or Fish beantwortet werden konnten. In der C schon ungewöhnlich. Ich wählte den Fisch. Dieser war keine schlechte Wahl, dass Essen war gut, aber auch nicht umwerfend gut. Serviert wurde alles auf einem Tablet.
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Nach ca. 2 Stunden auf Sansibar gelandet. Hier begab es sich dann, dass die beiden Russen hintermir (die schon während des Fluges ein Dutzend Mal an die Maskenpflicht erinnert werden mussten), den Flieger verließen und dann vom Sicherheitsdienst zurückgeholt wurden - da sie nach JRO gebucht waren.

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Wir standen ca. 1,5 Stunden auf dem Rollfeld. Ohne Klimaanlage. Wenigstens konnte ich arbeiten und ein paar Telefonate führen. Auf dem Rollfeld standen weitere drei Maschinen aus der Ukraine - allesamt alte 767. Aktuell verkommt Sansibar leider zum Partyhotspot der Russen und Ukrainer.
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Es ging dann schließlich nach dem Boarding der neuen Gäste weiter nach JRO, wo wir viel zu früh ankamen. Es stiegen nur 15 Gäste aus. Die Immigration war innerhalb von 1 Minute erledigt, ich wurde willkommen geheißen, mein Gepäck war auch da und nach weniger als 5 Minuten saß ich im Fahrzeug des bestellten Transfers.

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Auf geht es nach Arusha, hier werde ich die nächsten Tage Homeoffice in Afrika machen.
 
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chrini1

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In der Pandemie nach Tansania: Der höchste Berg Afrikas & Tauchen auf Sansibar

25.2./26.2.2021

Diese beiden Tage fasse ich zusammen, durch Arbeit habe ich nicht viel von der Stadt gesehen. Mein Apartment befindet sich im 10 Stock eines Gebäudes am Arusha Stadium, also mitten in der Stadt. Einerseits genial, wenn der Markt und die Geschäfte in der Nähe sind, aber leider auch extrem laut. Die Scheiben sind nur einfach verglast und der Straßenlärme ist fast unerträglich. Leider ist die Klimaanlage noch lauter, also lieber die Fenster auflassen und den Wind rein. Damit auch den Lärm und die Gebete der Moschee nebenan.

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Ich frühstücke jeden Tag im Cafe Kitamu. Die 1,5 Km zu Fuß sind gut zu gehen und ich bewege mich. Der Cafe Latte ist hervorragend, aber auch die Pancakes und der French Toast waren gut.

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Ich bin heil froh, dass ich drei USB C Powerbanks dabei habe. Der Strom fällt laufend aus. Dann gibt es zwar noch Licht im Gebäude, aber die Steckdosen funktionieren nicht mehr. Das kann der Generator nicht bewältigen.

Insgesamt lässt sich aber recht gut arbeiten. Meistens über meinen Glocal.me Hotspot. Für diesen habe ich bei Vodacom eine Sim Karte gekauft - Kostenpunkt 35.000 TZS für 17GB Daten.

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Vermutlich interessiert auch die Corona Lage vor Ort. Während die Regierung öffentlich behauptet, Covid würde nicht existieren, ist das in der Realität nicht zu leugnen. Es gib nur wenige staatliche Vorgaben, allerdings sorgen die Einwohner selbst dafür.

In der Stadt tragen viele Menschen Maske. Meistens die Community Masken, teilweise auch OP Masken. Die wenigen Europäer, die ich sehe, tragen auf dem Markt und in den Gebäuden immer Maske - in der Regel KN95 oder ähnlich.

Vor den Geschäften stehen Handwaschstationen wie oben, die genutzt werden müssen, bevor der Laden betreten werden darf, teilweise finden sich auch Desinfektionsspender dort.

Viele Geschäfte bedienen die Kunden draußen. Bei den Restaurants ist das hier ohnehin üblich.

Ich habe mit einigen Locals gesprochen. Die Politik der Regierung wird einhellig kritisiert. Allerdings ist die Angst vor Covid nicht so groß wie die Angst vor dem Hunger. Aufgrund der Pandemie haben ca. 30 Prozent der Bevölkerung ihre Arbeitsplätze verloren. Viele Safari-Anbieter haben das Personal unbezahlt nach Hause geschickt. Wenn sich dann eine Tour ergibt, dann werden diese auf Tagesbasis zurückgeholt.

Einer meiner Fahrer berichtet mir, dass er und seine Frau seit März 2020 jeweils nur ca. 13 Tage Lohn bekommen haben. Ein staatliches Netz gibt es nicht. Wer kein Geld verdient, muss selbst sehen, wie er satt wird.
 
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chrini1

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26.03.2013
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In der Pandemie nach Tansania: Der höchste Berg Afrikas & Tauchen auf Sansibar

27.02.2021

Samstag, 5:00, das Morgengebet reißt mich aus dem Schlaf. Noch ist es zu früh, um in die Stadt zu gehen, also beobachte ich erst mal den Sonnenaufgang. Im Cafe Kitamu gibt es heute eine leckere Latte, sowie ein Omelette mit Toast und Guacamole. Das wird wieder ein guter Start in den Tag.

Gegen 10 Uhr mache ich mich auf, das Nationalmuseum von Tanzania zu besuchen. Wer jetzt einen großen Bau und eine imposante Ausstellung erwartet, der liegt falsch. Das Museum befindet sich in der "German Boma", einer Festung aus der Kolonialzeit, um ca. 1890 erbaut, damals war das heutige Tansania noch Tanganjika - die Deutschen Kolonialherren zogen hier eine Festung auf, um die Macht der einheimischen Stämme zu brechen. Der Eintritt kostet satte 12000 TZS - also ca. 4,30 Euro - für lokale Verhältnisse viel Geld. Da der Strom ausgefallen ist, und kein Sprit für den Generator da ist, erkunde ich zunächst das Hauptgebäude, in dem früher die Verwaltung untergebracht war. Hier gibt es eine Ausstellung über die Kolonialzeit, den ersten Weltkrieg und die Zeit danach bis zur Gründung der Republik 1964.
Ich bin der erste Gast seit dem 12. Januar 2021. Die anderen beiden Häuser erkunde ich im Schein der Taschenlampe, diese erinnern eher an eine alte Biologiesammlung in der Schule. Hinter dem Gebäude befindet sich ein kleiner botanischer Garten, der sehr sehenswert ist.

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Aufgrund der enormen Hitze zieht es mich nach dem Besuch in ein lokales Cafe, wo ich erst einmal eine Zimtschnecke und zwei Gingerale kippe. Die Rechnung: 1,21 Euro. Während ich die Mittagshitze dann im Apartment verbringe, kehre ich abends noch einmal in die Stadt zurück. Im Sheraton genieße ich ein kühles Bier im sehr angenehm leisen Garten und genieße dazu ein lokales Bier.
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chrini1

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In der Pandemie nach Tansania: Der höchste Berg Afrikas & Tauchen auf Sansibar

28.02.2021

Heute geht es nach Moshi - weiter an den Fuß des Kilimandscharo. Um 10 Uhr soll ich abgeholt werden. Um 9:45 Uhr stehe ich vor der Tür meines Apartments und stelle fest. Der Aufzug geht nicht.
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Na toll. Also dann einmal mit zwei Gepäckstücken runter, dann wieder hoch und das Gleiche noch mal. Die Dusche von vorhin ist schon wieder dahin. Leider ist mein Fahrer nicht zu sehen - selbst 15 Minuten nach der Zeit, ein Anruf klärt das Problem: erst steht an der Falschen Straße. Nun gut, auf geht es mit Kareem in eine Toyata Landcruiser nach Moshi - für den ca. 73 km langen Weg brauchen wir über zwei Stunden. Entweder lässt die Straße keine Geschwindigkeit zu, oder es lauern Polizisten in den vielen Zonen mit 50km/h Begrenzung.
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Unterwegs passieren wir die gleichen Orte wie auf dem Weg vom Flughafen nach Arusha. Kareem ist sehr nett und erzählt viel. Er hat nur wenige Tage in diesem Jahr schon gearbeitet, das Land leidet unter der Pandemie. Seine Frau ist bei der Regierung beschäftigt, die hat aber die Geschäfte aufgrund von Devisenmangel auch runtergefahren.

In Moshi angekommen, checke ich im Parkview Inn ein. Hier laufen alle Mitarbeiter mit Maske rum und die Hygiene wird ernst genommen. Da heute der Kilimanjaro Marathon stattfand, ist das Hotel gut gebucht und ich bekomme gefühlt das letzte Zimmer. Im Erdgeschoss mit Blick auf den Parkplatz.

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Das Zimmer ist wirklich einfach, aber in Ordnung. Sauber auf jeden Fall auch. Nach einer leckeren Pizza im Hotel Restaurant zieht es mich in die Stadt.
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Diese ist wie ausgestorben. Unterwegs werde ich immer wieder von einem Typen genervt, der mir seine Bilder verkaufen will. Er ist echt hartnäckig, und irgendwann bin ich so genervt, dass ich bei 35 Grad einen Sprint einlege und ihm entkomme.

Der Bahnhof aus Kolonialzeit liegt wie ausgestorben da. Fast schon ein Lost Place. Angeblich sollen hier 3 Züge die Woche nach Dar es Salaam fahren. Die Gleise wirken allerdings so als wären sie schon lange nicht mehr genutzt worden.

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Ich schlendere weitere durch die Stadt, bis es irgendwann zu heiß wird. Im Hotel gibt es in kühles Kilimanjaro Lager, eine Hühnersuppe und Naan Brot.
 
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chrini1

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In der Pandemie nach Tansania: Der höchste Berg Afrikas & Tauchen auf Sansibar

01.03.2021

Ich bin bereits gegen 6 Uhr wach. Also erst mal einen Film schauen und die Horrornachrichten der dritten Welle lesen. Hätte ich vielleicht lassen sollen. Das Frühstück gibt es heute im Hotel. Das Buffet ist drinnen aufgebaut, ich beschließe aber draußen zu essen. Es gibt frisches Obst, Fruchtsaft, Pankakes, Toasts und Eier nach Wunsch. Eigentlich ganz in Ordnung, aber der Service ist so unendlich träge.

Leider muss ich heute noch arbeiten. Um 9 Uhr steht ein wichtiges Steering Committee. Es läuft gut. Danach noch Urlaubsübergaben machen und irgendwann geht der Rechner dann aus. URLAUB

Es ist noch Zeit, den Reisebericht zu schreiben, denn morgen geht es für mich für 8 Tage auf den Kibo - auf der Lemosho Route. Um 15 Uhr treffe ich mich mit meinem Guide Jesper, der mit mir kurz die Planung der nächsten Tag durchgeht und die Ausrüstungsliste prüft. Ich brauche allerdings nichts, ich habe alles dabei. Es lohnt sich schon in der Outdoor-Industrie zu arbeiten.

Nach dem Briefing gehe ich noch mal in die Stadt, hier ist es heute deutlich voller und das Leben pulsiert. Auch hier kann ich mich kaum einen Schritt bewegen, ohne angesprochen zu werden. Leider ist es teilweise sehr aufdringlich.
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An der Restaurantbar kann ich dann noch ein Bier trinken und diesen Bericht zu Ende schreiben.
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Drückt mir die Daumen. Ab dem 10.3./11.3. geht es hier dann weiter.
 

Hene

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27.03.2013
4.017
2.484
BER
Gut, dass ich mir mit chrini1 keinen Wettlauf um das Fertigstellen parallel laufender TR aus Afrika leisten muss:) Viel Spass und Erfolg am/auf dem Kibo! Ich schalte mich gern wieder zu, wenn es hier weiter geht!
 
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chrini1

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26.03.2013
6.119
4.546
HAM
Gut, dass ich mir mit chrini1 keinen Wettlauf um das Fertigstellen parallel laufender TR aus Afrika leisten muss:) Viel Spass und Erfolg am/auf dem Kibo! Ich schalte mich gern wieder zu, wenn es hier weiter geht!

Danke Dir. Bin auch gespannt, wie es bei Dir weiter geht
 

chrini1

Erfahrenes Mitglied
26.03.2013
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In der Pandemie nach Tansania: Der höchste Berg Afrikas & Tauchen auf Sansibar

02.03.2021 Moshi- Lemosho Glades - Big Tree Camp

Nach einer etwas unruhigen Nacht wache ich noch vor dem Wecker auf. 6:10 Uhr ist noch vor Sonnenaufgang. Ein Blick gen Himmel verspricht Gutes. Also fix angezogen, hoch auf die Dachterrasse und da ist der Kibo - wolkenfrei, nur eine kleine Haube ziert den Kraterrand. Ein wunderschöner Anblick, bevor es dann später auf die Lemoshoroute geht.

Erst einmal gibt es noch eine gute Rasur, eine Dusche und frische Wäsche. Die nächsten Tage muss ich mit ein wenig Wasser und ein paar Feuchttüchern auskommen. Dann geht es zum Frühstück, Toast und frisches Obst, dazu Papaya Saft.

Um 9 Uhr werde ich abgeholt. Der Guide bring mich zunächst zum Büro des Anbieters mauly tours in Moshi. Hier werde ich hineingebeten. Alle Mitarbeiter tragen Maske, mir wird noch mal das Programm erklärt und mein Team vorgestellt. Insgesamt 6 Personen werden mich begleiten. Das sind sind Gasper (Guide), Amadeus (Cook), Evon alias Babu (Assistant Cook & Porter), Douglas, Ludger und Yessel. (Porter). Man überreicht mir eine Flasche Desinfektionsmittel und zehn paar Einweghandschuhe (der Sinn erschließt sich mir nicht genau).
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Wir fahren mit dem Mini-Bus in Richtung Lemosho Glades. Die ca 3 stündige Fahrt wird unterbrochen von einer Pause an einem lokalen Markt. Die Locals springen heraus und rennen zu den Ständen, um sich noch mal mit Essen einzudecken.

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Am Londoroso Gate wird dann der Papierkram unterzeichnet, das Gepäck auf die Träger verteilt und gewogen. Jeder Porter darf nicht mehr als 20KG Gepäck haben. Sein eigenes eingeschlossen. Hier dauert es fast zwei Stunden, bis alles erledigt ist. Ich kann schon mal meine Lunchbox verzehren. Der Inhalt ist etwas trocken, aber essbar.

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Von hier geht es dann noch mal 45 Minuten zurück zum Lemosho Gate, dieses hat aufgrund der aktuell geringen Besucherzahl geschlossen. Dennoch muss auch hier noch mal alles nachgewogen werden und jede ID geprüft werden.

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Gegen 13:00 laufen wir endlich los. Es geht in in den tropischen Regenwald hinein. Es ist feucht, viele Insekten, überall tropft das Wasser von den Bäumen. Gasper erklärt mir die Pflanzen. Schon bald sehen wir die erste Gruppe Colobus Affen und Blue Velvet Affen.
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Die meisten Vögel hören wir nur, zu dicht ist der Wald. Insgesamt sind wir um die 5 Stunden unterwegs. Im Big Tree camp ist es sehr leer. Das Camp ist zwar sowieso eines der kleinsten Camps im Nationalpark, aber bedingt durch Corona sind hier heute nur drei Gruppen mit insgesamt 5 Gästen.
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Mein Zelt steht schon, ich kann mich schon mal enrichten. Mir wird Tee serviert, dazu frisches Popcorn. Dann gibt es Abendessen: Lauchsuppe, Beef Stew mit Kartoffeln. Sehr lecker.
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thomasN

Reguläres Mitglied
19.06.2014
83
13
Sehr schön, endlich noch mal ein aktueller Bericht. Fängt schon mal sehr gut an, freue mich auf die Fortsetzung!
 
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slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
2.017
1.527
Danke für den Bericht soweit!

bin seit gestern selber auf Sansibar und von gefühlt 3000 Menschen die ich am abend in Stone-Town gesehen habe, trugen ganze 2 Leute eine Maske...und alles dicht an dicht..

also für deutsche Corona-Leugner ein Paradies...
 

chrini1

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26.03.2013
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03.03.2021 Big Tree Camp - Shira 1 Camp

Die Nacht war in Ordnung, aber gut geschlafen habe ich dennoch nicht. Mir war einfach zu warm. Der Winterschlafsack zusammen mit einer Thermarest Neo Extrem ist halt nicht für Temperaturen im zweistelligen Bereich gemacht.

Gegen 7 Uhr wurde mir Tee ans Zelt gebracht sowie eine Schüssel mit warmen Wasser zum Waschen. Das sollte man tunlichts nicht im Waschhaus machen, denn die Zustände dort sind leider wenig appetitlich - nein besser, es ist widerlich, stinkt und erinnert eher an ein sowjetisches Straflager als an einen Campground in einem der teuersten Nationalparks der Erde.
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Zum Frühstück gibt es Porridge, Obst, Omelette und Toast.

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Heute steht eine recht lange Wanderung an, die dazu noch fast 900 Höhenmeter Aufstieg mit sich bringt. Ich fülle mein Trinksystem mit gefiltertem und abgekochtem Wasser, gebe ein paar Tropfen Flavor Drops Mango hinein und dann kann es losgehen.

Zunächst geht es durch den Wald, hier ist es wunderbar ruhig. Der Pfad wird seit einem Jahr nur wenig begangen, so dass wir uns teilweise durch das Dickicht quetschen müssen. Es ist warm und schwül, aber dennoch sehr angenehm.
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Auf ca. 3000m erreichen wir die Baumgrenze, ab hier gibt es nur noch noch Sträucher und Büsche. In sengender Hitze steigen wir einen Bergrücken hoch. Der Schweiß rinnt in Strömen und viel zu spät merke ich, dass ich wohl meine Handrücken nicht sorgfältig eingecremt habe. Also trotzdem die dünne Jacke rüber, besser zu warm, als total verbrannte Hände.

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Wir machen unterwegs einige Pausen. Außer uns ist hier keiner unterwegs. Am frühen Nachmittag kommen wir im Shira 1 Camp an. Wir sind die einzige Gruppe hier und wenn ich den riesigen Zeltplatz sehe, der bestimmt Platz für um die 300 Zelte hat, dann möchte ich mir das nicht vorstellen, wie es vor Corona hier aussah.
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Ich richte es mir im Zelt gemütlich ein, dann gibt es Tee und geröstete Erdnüsse. Zum Abendessen gibt es dann wieder eine Suppe, Hühnchen und French Toast.
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04.03.2021 Shira 1 Camp - Shira 2 Camp

Die letzte Nacht im Zelt war wieder unruhig. Erst zu warm, dann zu kalt, dann zu windig. Ja, so ist es eben in einem Zelt in über 3000m Höhe. Ich bin etwas gerädert, als ich dann um 6 Uhr aufstehen soll. Langsam geht dann die Sonne auf und die ersten warmen Strahlen kommen ins Zelt. Mein Tee steht bereit, dazu wieder eine Schüssel warmes Wasser. Wie man sich über so etwas selbstverändliches freuen kann :). Zu Hause sind warmes Wasser und Strom im Überfluss, hier muss man es sich erarbeiten.
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Der Kibo hat eine kleine Wolkenfahne am Gipfel. Sieht sehr adrett aus. Da es windstill ist, gibt es mein Frühstück heute draußen. Mit Blick auf den Kibo werden wir wieder Porridge, frisches Obst, Ei und Toast serviert.
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Der Plan sieht heute vor, dass wir zunächst über die Hochebene in Richtung Shira Cathedral gehen und dann weiter in Richtung Shira 2 Camp. Shira Cathedral ist ein kleiner Gipfel, der gerne zur Akklimatisation genutzt wird. Wir streifen also los auf einem breiten Pfad über die Ebene. Hier zeigt sich das Hochmoor. Es ist sehr nass und überall steht das Wasser. Teilweise sinken wir tief ein, aber die guten Lowa-Stiefel halten das aus. Es gibt hier Hufspuren von Eland Antilopen, die nachts zum Fressen kommen.
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Nach ca. 2 Stunden erreichen wir den Fuß des Hügels, den wir in direktem Wege nach oben gehen. Hier ist eine Gabelung, rechts zum Shira Cathedral, links zum nächsten Camp und zur Ranger Station. Wir lassen unser Gepäck liegen, während Amadeus darauf aufpasst (auch wenn wir hier ganz alleine sind), Gasper und ich steigen die ca. 50 Höhenmeter auf den Gipfel hinauf, teilweise müssen wir etwas klettern. Leider kommen die Wolken über den Kraterrand hinein und es wird kalt. Immerhin haben wir noch einen schönen Blick auf das Hochmoor.
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Oben ist es zu kalt, um es lange auszuhalten. Also steigen wir hinab, sammeln das Gepäck und steigen entlang des Krater Randes weiter in Richtung Shira 2 Camp. Wir erreichen gegen 15 Uhr das Camp, wo wir die einzigen Gäste sind. Gerade schaffen wir es in Zelt, bevor es anfängt zu schütten. Ein richtiger Wolkenbruch. Also nutze ich die Zeit zum Ausruhen und lesen. Bald gibt es dann Tee und Popcorn, bevor gegen 17:30 Uhr das Abendessen serviert wird. Heute früher, da die Außentemperatur stark gefallen ist und nur knapp über dem Gefrierpunkt liegt.



Mit der langen Unterwäsche geht es in den Schlafsack, leider ein Fehler. Mir ist zu warm. Aber irgendwann kann ich dann doch schlafen. Nachts schrecke ich auf, es schüttet und gewittert mal wieder. Aber das Zelt bleibt trocken.

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chrini1

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In der Pandemie nach Tansania: Der höchste Berg Afrikas & Tauchen auf Sansibar

05.03.2021 Shira 2 Camp - Lava Tower - Baranco Camp


Der heutige Morgen ist windstill, dafür ist es komplett grau. Heute werden wir einen Akklimatisationstag einlegen. Zunächst geht es auf ca. 4600m hoch zum Lavatower, und dann wieder hinunter zum Baranco Camp. Walk High, sleep low, soll dem Körper helfen, die Höhe besser zu verkraften.

Zunächst gibt es wieder das identische Frühstück wie an den Vortagen: Porridge, Ei, Obst und Toast. Langsam schwant mir, dass das kleine Glas Peanutbutter für die ganze Woche reichen muss, also rationiere ich lieber. Peanutbutter & Jelly Toast ist schon was Leckeres.

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Während das Team noch abbaut, starten Gasper und ich schon mal die Wanderung, die sich zunächst recht sanft den Hügel hinauf zieht. Es ist eine interessante Landschaft aus kleinen Büschen und Shrubs, dazwischen vulkanische Bomben, vor hundertausenden Jahren hier durch gewaltige Eruptionen hin geschleudert und seit dem den nicht mehr bewegt. Hier finden sich auf der Wetterseite Flechten und Moose, die zeigen, wie hoch die Lufftfeuchtigkeit auch auf dieser trockenen Höhe noch ist.

Nach ca. 2 Stunden Weg kommen Pfiffe von hinten und zwei der Porter eilen heran, sie reden hektisch auf Kisuaheli, ich verstehe kein Wort. Gasper übersetzt, dass einer der Porter krank sei, aber mehr wisse er nicht. Nach 15 Minuten kommt dieser langsam und keuchend den Berg hoch. Es ist Yesse - mit 20 Jahren der Jüngste von allen. Man hat ihm schon das gesamte Gepäck abgenommen. Er hat hörbare Probleme beim Atmen und kann kaum sprechen. Mein erster Verdacht: Covid, aber der Guide beruhigt - klar Anzeichen für eine akute Höhenkrankheit. Gasper beschließt keine Zeit zu verlieren, wir geben ihm zwei Portionen Energie-Gel, eine hohe Dosis Diamox aus meinem Notfallset und er begleitet ihn die 500 Höhenmeter hinab zur Rangerstation. Von dort wird er dann ins Tal evakuiert. Mein Abenteuer sehe ich schon schwinden, aber die anderen teilen alles auf und Amadeus begleitet mich in Richtung Lava Tower.

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Leider wird das Wetter immer schlechter und schließlich müssen Regenhose und Regenjacke an. Es regnet, hagelt und schneit im Wechsel. Gegen 12:30 Uhr erreichen wir dann den Lava Tower. Leider ist vor lauter Nebel nicht viel zu sehen. Oben steht ein gelbes Zelt eines bekannten russischen Reiseanbieters und von drinnen dringen Trinklieder nach draußen.

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Also gibt es nur eine kurze Mittagspause, dann steigen wir schnell ab. Von oben schüttet es, von unten hat sich der Weg in einen Bach verwandelt. Wenigstens hört der Regen bald auf und wir können weiter in Richtung Baranco hinabsteigen. Durch den Nebel ist nicht viel zu sehen, bis wir am Flussufer stehen. Dort stehen einige Exemplare der Lobelia Morogorensis sowie der Senecio Kilimanjari.

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Wenig später erreichen wir das Camp Baranco. Hier treffen drei Routen zusammen und es ist etwas voller. Ca. 30 Gäste kommen heute hier unter. Platz wäre für ca. 1200. Ich freue mich auf das Waschwasser - es steht mal wieder eine Rasur an und dann wird schon zum Abendessen gerufen. Wir starten mit einer Zwiebelsuppe, dann gibt es Brown Rice, sowie frische Pfannkuchen.

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chrini1

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06.03.2021 Baranco Camp - Baranco Wall - Karanga - Barafu Camp

Die ganze Nacht hat es aus Eimern geschüttet, so dass ich mehrfach panisch den Zeltboden geprüft habe, denn es kam mir feucht vor. Aber ich fand nur ein paar Nähte durch die jeweils ein paar Tropfen eindrangen. War mir bei dem Chinesischen Zelthersteller nicht so sicher. Morgens ist es dann grau, aber trocken. Das Frühstück gibt es im Zelt, denn draußen ist alles nass.

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Heute steht ein Highlight auf dem Programm: Die Baranco Wall - eine ca. 300m hohe Steilwand, die zu durchwandern / klettern ist. Recht ausgesetzt und nichts für schwache Nerven, aber nicht so schwierig, dass es stressig wäre. Wir queren also zunächst den Bach - die Stiefel halten dicht - und steigen dann in die Wand ein. Zunächst geht es in ein paar Serpentinien hoch, dann folgt die leichte Felskletterei. Die Wand liegt noch im Schatten, alles ist nass und glitschig, ausrutschen möchte ich hier definitiv nicht.

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Nach 45 Minuten erreichen wir den "Kissing Rock" eine Engstelle, auf das Küssen des Felsens verzichte ich lieber. Weiter geht es, bis wir nach ca. 1,5 Stunden oben stehen. Eine kurze Pause folgt und die Ernüchterung: Auf der anderen Seite geht es 300m steil nach unten. Also die Carbonstöcke ausgeklappt und ab nach unten in das recht grüne Tal und dann auf der anderen Seite wieder hinauf.

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Die Luft ist feucht, es riecht nach Moos und Gewürzen & Blüten. Irgendwie schön. Es folgt ein kurzer, steiler Anstieg ins Karanga Camp, wo wir eine sehr kurze Mittagspause machen. Irgendwie bin ich schon total erledigt durch das ganze hoch und runter. Auch in Karanga ist es neblig, kalt und ein paar Flocken fallen. Wie gern würde ich mich ein paar Minuten in die Sonne legen, um mich zu erholen....

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Es folgt ein langer Hang, der recht steil nach oben geht. Hier finden sich wieder die ganzen Lavabomben, ein paar Flechten und Moose. Er will kein Ende nehmen. Irgendwann lasse ich mich auf meine Regenjacke fallen und mache tatsächlich mal für ein paar Minuten die Augen zu.

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Es folgen noch zwei steile Anstiege, dann eine lange Hangquerung in losem Sand (Ein Schritt vor, zwei Zurück) und dann steht eine letzte Felswand vor uns (dahinter soll das Camp liegen), also hinaufgeklettert und oben sagt der Guide dann, dass das Zelt noch mal ca. 25 Minuten entfernt wäre...... Aber auch das schaffe ich noch, bevor ich mich bei grauem Wetter mit letzter Kraft auf die Isomatte werfe.

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Barafu ist das Base Camp für die Besteigung. Die meisten Gruppen gehen gegen Mitternacht los, so dass Sie zum Sonnenaufgang oben sind, da ich jedoch eine Übernachtung im Crater gebucht habe, werden wir am Tag aufsteigen.

Nach dem Dinner mit Zwiebelsuppe, Gemüsenudeln und Wassermelone (!) kann ich heute bestimmt gut schlafen.
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Hene

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27.03.2013
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Grandios, danke für den Bericht. Wassermelone da hoch schleppen ist wirklich jenseits von gut und böse:)

Sieht recht easy aus vom Aufstieg für einen Berg dieser Höhe. Dem Anbieter sollte man mal die Anschaffung vernünftiger Zelte nahelegen. Muss ja nicht gleich ein Hilleberg sein, aber gute UL Zelte, die was aushalten, gibt's ja inzwischen nicht wenige.

Vielleicht können wir mal einen VFT Wandertrip organisieren? Wüsste noch von zwei weiteren Jusern hier, die sicherlich interessiert wären. Mein Favorit wäre mal eine Runde nach/durch Upper Dolpo in Nepal.
 
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Udo'o

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30.06.2011
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Danke für den tollen Bericht!

Könntest du grob ein bisschen was zu deinem Fitness-/Trainingslevel sagen? Ich würde mich als nicht schlecht trainiert einschätzen, aber deine Touren scheinen dennoch recht anspruchsvoll
 
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26.03.2013
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Grandios, danke für den Bericht. Wassermelone da hoch schleppen ist wirklich jenseits von gut und böse:)

Sieht recht easy aus vom Aufstieg für einen Berg dieser Höhe. Dem Anbieter sollte man mal die Anschaffung vernünftiger Zelte nahelegen. Muss ja nicht gleich ein Hilleberg sein, aber gute UL Zelte, die was aushalten, gibt's ja inzwischen nicht wenige.

Ich glaube das Thema UL ist hier nicht angekommen. Das Material muss haltbar sein und es muss halt auch hohen Windgeschwindigkeiten widerstehen. Wir hatten ein Vaude Zelt sowie eines aus China - was vermutlich etwas schwerer war, aber auch haltbar. Die Küchen / Messzelte von allen Teams waren eher auf groß und schwer ausgelegt.
 
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26.03.2013
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Danke für den tollen Bericht!

Könntest du grob ein bisschen was zu deinem Fitness-/Trainingslevel sagen? Ich würde mich als nicht schlecht trainiert einschätzen, aber deine Touren scheinen dennoch recht anspruchsvoll

Ich würde sagen: gut trainiert. Ich habe seit Anfang Januar 4-5 Mal die Woche online Training gemacht, jeweils mit Personal Trainer. An jedem Wochenende war ich einmal laufen mit 8-10km. Grundsätzlich waren die ersten drei Tage voll in Ordnung, die Tage 4-8 waren hart. 4-7 insbesonder wegen der großen Höhenmeteranzahl, aber auch der Höhe - wir sind hier ja auf einem Niveau höher als der Mont Blanc unterwegs.

Der Abstieg vom Gipfel runter auf 3.100m war der Hammer. Hier war ich wirklich gefordert, genauso am letzten Tag dann der letzte Abstieg von 3.100 auf 1.500. Grundsätzlich für viele zu schaffen, aber definitiv nicht easy.
 
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In der Pandemie nach Tansania: Der höchste Berg Afrikas & Tauchen auf Sansibar

07.03.2021 Barafu (Base Camp) - Stella Point

Um vier Uhr klingelt der Wecker. Heute soll es früh losgehen. Wirklich toll geschlafen habe ich nicht. Um Mitternacht sind drei Gruppen zum Gipfel aufgebrochen, teilweise dabei sehr laut. Um 2:30 kommen drei Personen aus diesen Gruppen zurück ins Camp und schreien um Hilfe - vermutlich Höhenkrankheit. Was für ein Anfang des Tages. Das Zelt ist steif gefroren, auch innen. Ich packe eilig meinen Tagesrucksack, fülle 2,5 Liter gefiltertes Wasser in mein Trinksystem, gebe ein paar Tropen Mangoaroma hinzu. Zum Frühstück gibt es einen Energieriegel und eine Tasse Tee. Ausgerechnet an dem Morgen, wo die Energie so wichtig ist, verlässt mich der Appetit.

Im Schein der Schirmlampen treten wir hinaus in die kalte Nacht. Die Sterne funkeln am Himmel und im Osten zieht sich bereits eine dünne rote Linie über den Horizont. So ganz langsam Pole Pole steigen wir in den Hang ein. Es stehen heute über 1300 Höhenmeter auf dem Programm - und das in der dünnen Luft.


Gasper geht wirklich langsam, Fuß vor Fuß. Zunächst ist der Weg noch recht gut zu gehen und führt in leichten Serpentinien hinauf, bald aber wird er weglos und schotterig. Teilweise kommen auch ein paar Kletterpassagen hinzu. In dieser Höhe ist das wirklich anstrengend. Mir geht die Pumpe. Puls bei 145 -150, alle drei oder vier Schritte muss ich kurz anhalten um Luft zu holen. Ich wusste, dass der Trip hart wird, aber so hart hätte ich nicht gedacht. Immerhin wärmt die Sonne einwenig.

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Ich muss schon ein paar Mal daran denken, aufzugeben. Aber das kommt nicht in Frage. Noch nicht jedenfalls. Wir legen alle halbe Stunde 5-7 Minuten Pause ein. Das Schwierige ist, nach der Pause wieder in die Gänge zu kommen. Irgendwann ist dann aber die Luft raus. Meine Motivation ist im Keller, warum tue ich mir das eigentlich an? Wieso will ich unbedingt auf diesen verdammten Berg gehen und warum habe ich es nicht schon früher gemacht? Während einer Pause hole ich dann mein Inmarsat raus und rufe meine Frau zu Hause an. Das hilft. Ich habe neue Energie. Es ist dennoch hart, sehr sehr hart.

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Gegen 14:00 kommt uns Amadeus entgegen und berichtet, dass wir im Crater wohl nicht übernachten können - es liegt zu viel Schnee. Meine Sorge ist, dass ich heute noch den Berg wieder runter muss - ob ich das schaffe? Aber Gasper nimmt mir die Sorge und erzählt, wir könnten am Stella`s Point übernachten, da wäre genau Platz für 2-3 Zelte. Amadeus nimmt mir den Tagesrucksack ab und sagt: noch vierzig Minuten. Wie ein Mantra zähle ich die Zeit, während ich mich den Hang hochquäle. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir oben an - alles hängt hier am Stellas Point (5756m) in den Wolken, ich setze mich in eine Ecke, bis mein Zelt fertig ist, dann fängt es heftig an zu schneien - der Wind bläst eisig dazu.

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Mit fast letzter Kraft schleppe ich mich ins Zelt, puste mit Hilfe des Pumpsackes meine Therm-a-Rest auf, hole den Schlafsack aus dem Packsack und lege mich mit allen Klamotten hinein. Erst mal ein paar Minuten ruhen. Ich höre, wie draußen die anderen Zelte aufgebaut werden, während der Schnee gegen das Zelt hämmert.

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Irgendwann kommt dann der Ruf: Baba, here is your tea. Und ich freue mich, als ich Popcorn und frischen Ingwerteee bekomme. Das weckt die Geister. Bald schon kommt die Sonne zurück und ich krieche aus dem Schlafsack, ein paar Fotos machen, denn der Blick ist total klar.

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Um 17:30 Uhr gibt es im Schlafsack liegend Essen - ein Teller trockener Kartoffelscheiben. Nicht, was ich brauche. Ich lasse den liegen und bekomme dann einen Obstteller. Schon viel besser.
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Nach Sonnenuntergang fällt die Temperatur in Minuten auf ca. -18 Grad. Mein Schlafsack hält mich warm und irgendwann kann ich dann auch einschlafen.

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chrini1

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In der Pandemie nach Tansania: Der höchste Berg Afrikas & Tauchen auf Sansibar

08.03.2021 Stella Point - Uhuru Peak - Mweka Camp

Die letzte Nacht auf der Höhe von über 5700m war dann vielleicht nicht so ganz der hit, aber immerhin war mir nicht zu warm. Nun, mein Zelt stand total abschüssig mit einem Gefälle von ca. 12 Grad - nicht gerade prickelnd auf einer Therm-a-Rest mit einem Kunstfaserschlafsack - da rutscht man ganz schön. Leider hatte ich dann auch ein paar Kopfschschmerzen, trotz der ca. 4 Liter Flüssigkeit, die ich am Vortag getrunken habe. Aber eine IBU richtet das Problem. Als um 4 Uhr mein Wecker klingelt, ist alles gefroren - inklusive meines Trinksystems, das ich extra in die Daunenjacke gestopft hatte, aber bei 20 Grad unter Null geht es schnell. Im Schein der Stirnlampe trinke ich einen Tee und versuche, einen hart gefrorenen Energieriegel zu essen - das hat eher was von Eis am Stiel lutschen. Wir packen alles zusammen. Während das Team das Camp abbaut, machen Gasper und ich uns fertig, den Gipfel zu erklimmen. Draußen ist ein wunderschöner Sternenhimmel zu sehen, am Horizont über dem Mawenzi zeigt sich schon eine dünne rote Linie, die den Sonnenaufgang ankündigt.
Wir steigen also Pole Pole, Schritt für Schritt in Richtung Uhuru Peak. Der Weg ist im schlechten Zustand, der Schnee, der am Vortag fiel, ist hart überfroren und ohne Grödel rutscht man leicht weg. Immerhin habe ich meine Energie zurück. Ca. 1 Stunde brauchen wir bis hoch zum Gipfelgrat und stehen dann kurz vor Sonnenaufgang auf dem höchsten Punkt Afrikas - dem Uhuru Peak auf 5895m über dem Meer. Der 8. März 2021 um 6:15 Uhr wird für mich immer ein besonderer Moment bleiben.


Einer der Seven Summits ist mir sicher - wobei ich wohl nur maximal 2 davon schaffen würde (Elbrus + Kibo). Leider fegt hier oben ein dermaßen kalter Wind, dass die an den Wimpern kondensierte Atemluft sofort gefriert, das Thermometer zeigt -22 Grad - mit dem Wind Chill zusammen dürften es eher 28 Grad unter Null sein.

Dank Corona sind wir hier ganz alleine. Wie Gasper mir erklärt, waren hier vor der Pandemie insgesamt drei Gipfelschilder. Jeden Morgen hat ein Ranger die ca. 400-800 Gipfelstürmer zu den Schildern dirigiert um dort Fotos zu machen.

Also gibt es nur kurz das obligatorische Foto, bevor wir uns auf den Rückweg machen. An einer windgeschützten Stelle hocken wir uns in den Schnee und geniessen den phantastischen Sonnenaufgang. Wirklich einmalig, total klar. Was für ein toller Moment.

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Nach ca. 25 Minuten erreichen wir den Stella Point und holen noch mal ein Foto am Schild in der Sonne nach - am Vortag schneite es ja heftig. Nun geht es den Geröllhang hinunter, der mir am Vortag so viel Schmach bereitet hat. Im tiefen Schotter können wir teilweise rutschen und den Weg abkürzen, doch liegen immer wieder größere Steine dazwischen, so dass ein Sturz schlimme Folgen haben könnte.
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Um 9:30 Uhr erreichen wir das Base Camp, wo Ludger auf uns wartet und das Team inzwischen ein Frühstück für mich vorbereitet hat: Pancakes, Banana Stew und eine große Obstplatte. Es ist wieder einmal viel zu viel zum Essen.

Vom Tal her ziehen Wolken auf und wir ziehen es vor, weiter abzusteigen. Ab dem Basecamp geht es noch einmal ca. 2000 Höhenmeter hinab - am Millennium/High Camp vorbei - zum Mweka Camp. Der Weg ist größtenteils katastrophal. Ein trockenes Bachbett dient als Weg, mit hohen Stufen von 60-80cm. Die Anstrengung ist enorm und ich muss höllisch aufpassen, nicht zu fallen. Zu allem Übel fängt es gegen Mittag an zu regnen, so dass der Weg total glitschig ist.

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Aber auch das hat ein Ende und gegen 15:30 erreichen wir das Mweka Camp auf einer Höhe von 3.100m. Meine Muskeln in den Beinen sind total fertig. Also erst mal hinlegen, eine Wärmflasche auflegen und chillen.

Später noch mal einen Spaziergang durchs Camp gedreht. Heute sind nur zwei Gruppen da - außer mir noch zwei Slowakinnen. Vor dem Abendessen zähle ich das Trinkgeld für die Gruppe ab. Zum Essen gibt es Chapati mit Gemüsesuppe, Brown Rice mit Curry und einen Obstteller.

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Travel_Lurch

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15.09.2009
2.407
749
Wow...was für ein Trip. Vielen Dank fürs virtuelle Mitnehmen! Ich war zwar erst auf 5000m Höhe...aber das bei eher komfortablen geringen Minusgraden vor Sonnenaufgang und dann zügiger Steigerung Richtung Plus nach Sonnenaufgang. Das ist was anderes als FL400 im bequemen Fauteuil.
 
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