Tripreport: Saidia/Marokko

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kraven

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Durch die Willy-Scharnow-Stiftung (Willy Scharnow-Stiftung für Touristik), einer gemeinnützigen Stiftung für Touristiker, gibt es immer wieder mal die Möglichkeit, Orte zu erkunden, die touristisch nicht so erschlossen sind. Da mich Schurkenstaaten sowieso interessieren und ich gegen jeglichen Massentourismus bin, lachte mich die Inforeise an ein neues Resort an der marokkanischen Mittelmeerküste, Saidia an. Natürlich spielte dabei auch eine Rolle, dass man umsteigen muss und so auf vier Flüge kommt :)
Eine kleine Vorwarnung: Es könnte sein, dass sich der Tripreport an einigen Punkten wie schamlose PR anhört. Das soll eigentlich nicht der Fall sein, ist aber unvermeidbar, da die Reise zum größten Teil durch das marokkanische Fremdenverkehrsamt finanziert wurde und die natürlich auch möchten, dass man positive Punkte, falls vorhanden, heraushebt und ihre Ferienregionen schmackhaft macht.
Und so ging es dann mit der Royal Air Maroc ex FRA los, schön in einer 737-700, die man innereuropäisch auch eher selten findet. Interessanterweise haben die eine richtige Business Class verbaut und bieten keine Pseudo-Business-Class a la Hansels an.
Das Essen war auch eine angenehme Überraschung, es gab die Auswahl zwischen Hähnchen und Rindfleisch. Ich entschied mich für letzteres, selbst die Oliven, die ich eigentlich eher stehen lasse, waren sehr lecker.

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Im Angebot war auch marokkanischer Wein, der auch sehr gut war. Bei vielen anderen Airlines wie auch meiner Blau-Gelben Hassliebe, dessen hässlicher Big Bus seine Runden grad in FRA drehte, als wir abhoben, bekommt man an Bord alles, nur keinen Wein aus dem Heimatland.
Ansonsten verlief der Flug recht unspektakulär und wir landeten mit ein 15 Minuten Verspätung in Casablanca. In Frankfurt konnte man nicht die Bordkarten bis zum Flughafen in Oujda (Ja, ich musste auch erstmal auf der Karte schauen, wo das genau liegt als ich das gehört habe) ausgeben, also mussten wir nochmal an den Transferschalter. Mir schien das ganze Prozedere beim Umsteigen sehr zwielichtig. Schlangen gibts natürlich keine in solchen Ländern, das bin ich schon gewohnt, nur die riesige Menschentraube. Dann ging es durch eine Pseudo-Fummelbude, wo jeder gepiept hat und keiner genauer untersucht wurde zu den Inlandsgates, die aber keine sind, da wir immer noch keine Einreiseformalitäten gemacht hatten. Diese wurden erst am Zielflughafen (!) in Oujda dann gemacht, wo man die Leute nach innermarokanisch/international versuchte zu trennen, was natürlich im Chaos ausartete. Die fehlenden Englischkenntnisse des Personals dort machten das ganze dann perfekt. Tief im inneren musste ich dann meine Schulfranzösischkenntnisse herausholen, dann gings einigermaßen.

Der Inlandsflug wurde mit einer etwas angestaubten ATR72 von Regional Air Lines, nun Royal Air Maroc Express durchgeführt und war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Die Koffer wurden schon teilweise in der hinteren Galley gestapelt.

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Hartplastik at it's best!

Nach der Ankunft warteten wir auf unsere Koffer und ich hatte schon das Gefühl, dass die nicht mitkommen, obwohl wir die in CMN auf dem Vorfeld vor der Maschine gesehen haben. Und so war es dann auch. Dafür kamen Koffer vom Flug davor mit, die auf der anderen Maschine keinen Platz hatten. Ich glaub ich weiß so langsam, warum sporadisch alle paar Tage mal eine 737-500 die Strecke fliegt ;)
Uns wurde versprochen, dass die Koffer mit der nächsten Maschine in der Nacht nachkämen, inshallah...

Ohne Koffer und mit umso mehr Frust ging es dann mit dem Minibus ins eine Stunde (nach marokkanischer Reiseleiterinnenzeitrechnung je nach Entfernung vom Flughafen weg zwischen fünfzehn Minuten und einer halben Stunde) entfernte Saidia.
Das Resort dort wird erst aufgebaut und von der großen Investition sind bisher nur zwei Hotels fertig: Das Iberostar und das Barcelo mit jeweils etwa 1000 Betten. Ein weiteres soll diesen Sommer eröffnen.
Wir wurden im Barcelo untergebracht, wenigstens mit All-Inclusive-Verpflegung :) Das ganze Hotel hat eine sehr ansprechende Architektur mit einer großen Poollandschaft mit sechs Becken und mehreren Restaurants, auch die Zimmer sehen sehr modern aus.

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Auch die Lobby mit ihrer riesigen Sitzlandschaft ist sehr einladend, es fehlen nur die Wasserpfeifen :) Allerdings sollte man nicht genauer hinschauen, obwohl das Hotel erst ein Jahr alt ist, gibt es schon zersprungene Fliesen, verrostete Mülleimer und nicht funktionierende Wasserhähne auf den öffentlichen Toiletten...

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Die Betten waren angenehm hart, es gab sporadisch auch mal Wi-Fi und angeblich würde so gegen 3 Uhr in der Nacht dann das Gepäck kommen. Das war mir aber zu kompliziert und ich holte mir das dann am nächsten Morgen und ja, es war da! Bis das von einer Mitreisenden, die ihren Koffer aufgrund des bis dato fehlenden Reisepasses in letzter Minute aufgab und der entweder in Frankfurt oder Casablanca verweilte.
Nach dem lauwarmen Frühstück mit trockener Wurst auf dem Buffet (Merke: Wir sind in einem 5*-Hotel!) und fehlendem Tischabräumen ging es dann erst zu einem Hotelrundgang.

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Die Hotels sind durch eine Uferpromenade von dem naturbelassenen Sandstrand, der über Dünen erreichbar ist, getrennt.

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Positiv hervorzuheben ist dass es bislang keine Strandverkäufer gibt und auch so die Liegen bislang kostenlos sind. Das Wasser fällt sehr flach ab und eignet sich auch gut für einen Familienurlaub. Auch war das Meer angenehm warm.
Die Region Saidia ist auch für Golfurlauber interessant, es sollen hier bis zu vier Golfkurse entstehen. Bislang ist nur einer fertiggestellt und mit 30 Euro für eine Session auch recht günstig.

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Mit den Golfcaddys zu fahren macht Spaß, allerdings konnte ich es grad so vermeiden, die Tricks von Jackass damit nachzuspielen :)
Es gibt auch einige Ferienwohnungen, die man mit dem passenden Kleingeld erwerben kann, ansonsten ist die Region (noch) tot. Im Zentrum des neuen Ferienresorts entsteht ein Einkaufszentrum, dass einem alten arabisch angehauchten Basar nachempfunden wurde, aber eher nach Disneyland aussieht.

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K

kraven

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Natürlich gibt es in der fischreichen Mittelmeerregion auch solches zum Mittagessen, auch wenn leider alles frittiert wurde... Trotzdem sehr sehr lecker.

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Saidia ist übrigens direkt an der algerischen Grenze, allerdings durch einen Fluss getrennt. Mit dem Boot kann man aber aufs Meer fahren und rübersehen:

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Man sollte nur nicht direkt vorne am Bug sitzen, wenn das kleine Speedboat eine 180°-Wende macht :)
Nach dieser kleinen Bootsfahrt durch den Yachthafen, der im Endausbau der größte der Mittelmeerregion werden soll, ging es dann wieder zurück ins Hotel zum Feierabend, der natürlich am Strand mit Bier und Meer genossen wurde. So macht Fortbildung Spaß!

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Das Abendessen gab es dann in einem andalusischen Themenrestaurant auf dem Hotelgelände. Qualitativ bis auf die Serviertemperatur in Ordnung, von der Menge her kann man darüber streiten ;) Die Speisekarten gibt es nur in Französisch und Spanisch, das kann es eigentlich auch nicht für ein 5*-Haus sein, ebenso wie die fehlende Weinkarte.
Um Mitternacht machte die Bar zu und wir hatten Probleme unseren Pegel aufrecht zu halten, also gings ins Zimmer und am nächsten Tag nach dem üblichen lauwarmen Frühstück auf Besichtigungstour.

Sehenswürdigkeiten der Region sind neben der Landschaft im Hinterland auch diverse Grotten wie die Taubengrotte.

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Leider wurde durch Regenfälle diese verschüttet und man kommt nur noch 10m in diese herein. Dafür gibt es in der näheren Umgebung noch weitere Grotten, die groß und überhaupt nicht beleuchtet sind (Da frage ich mich, man will uns die Region schmackhaft machen, schickt den obersten Tourismusvertreter der Region als Führer und bringt nicht mal Taschenlampen mit?). Dort wurden bei Ausgrabungen auch Schädel gefunden, die jetzt im Pariser Louvre stehen.
Die nächstgrößere Stadt ist Oujda, die noch eine lebhafte Medina besitzt.

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Positiv fällt mir auf, dass anders als in den arabischen Nachbarländern hier nicht versucht wird, jemanden in die Geschäfte zu drängen und einem zum Kauf zu zwingen. Man kann sich die Sachen anschauen und ganz unaufdringlich kommen die Verkäufer und man verhandelt. Dafür gehts dann nicht soooo stark im Preis runter, für westliche Verhältnisse aber immer noch günstig. Und Touristen findet man (noch) auch keine, dafür kommt man mit französisch sehr gut weiter.
Mit einem Kilo Datteln für 3 Euro und einem Pfund Pfefferminztee für einen Euro hatte ich meine Besorgungen erledigt, die Mädels kauften sich noch Kleider und obwohl die Fleischabteilung so verlockend war, hab ich mir dann doch nichts geholt...

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Und damit ging auch dieser Tag an der Bar dann zu Ende, diesmal mit größeren Vorräten für die Sperrstunde ;) Da wir schon am nächsten Morgen einen frühen Abflug hatten, ergab sich dann dass der harte Kern die Nacht durchmachte, mit entsprechendem Promilleergebnis :D

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Diesmal war die ATR72 nicht komplett voll und unser Gepäck kam auch mit, dafür verabschiedete sich mein Mageninhalt auf halbem Wege in der Luft. 90 Minuten die ATR-Röhre sind schon böse :D
Und nicht vergessen: Innenaufnahmen der Flughafenterminals sind verboten, Außenaufnahmen nicht... *hust* Und die Gendarmerie ist da ganz streng und ich musste vor deren Augen die Bilder wieder löschen...

Die 737-800 für den Flug nach Frankfurt hatte inbound Verspätung, also ging es eine knappe Stunde später als geplant los und auch hier hatte jeder eine Reihe für sich. Ich muss schon sagen, nette Auslastungen hat die RAM :)
Zu Essen gab es diesmal Pizza, die auch sehr lecker war.

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Den Rest vom Flug hab ich dann versucht, die verlorenen Schlafstunden zu kompensieren und den Pegel zu normalisieren und dann gings auch schon wieder in den Landeanflug auf FRA...

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Es gab sogar ein Fingergate, das Gepäck kam auch mit (bis auf das der Mitreisenden, da es die Royal Air Maroc binnen drei Tage nicht schaffte, dieses von Frankfurt über Casablanca nach Oujda zu transferieren. Sie konnte es dann in Casablanca auf dem Rückflug sichten, durfte es aber nicht mitnehmen. Das wird dann hoffentlich mit einer der nächsten Maschinen zurück nach Deutschland kommen...) und damit geht diese Inforeise zu Ende.
Falls einer von euch zufällig dort Urlaub machen möchte, was ich je nach Interessen sogar empfehle wenn man was ruhiges haben möchte und keinen Wert auf Beschäftigungen außerhalb der Hotelanlage legt, fliegt lieber direkt ab Brüssel oder Paris nach Oudja und spart euch die Tortur mit dem Umsteigen in Casablanca.
Alternativ kann man von Deutschland aus nach Nador fliegen und von dort in ca. 90 Minuten nach Saidia mit dem Mietwagen kommen. Die Hotels sind z.B. über Dertour buchbar, vom Zustand der Hotelanlage her würde ich eher zum Iberostar raten. Das ist allerdings weitaus massentouristenbunkerhafter, aber besser in Schuss. Das Barcelo ist mehr Schein als Sein und hinter der Fassade findet sich eine miese Massenabfertigung. Aber das muss jeder selbst entscheiden, auf was er steht...
 

FlyingFreak

Erfahrener Praktikant
05.04.2009
4.462
3
Paris
Interessanter Bericht - nur die Bilder der "Fleischabteilung" hätte ich nicht haben müssen... :sick:

Darf noch bemerken, das die B737-700 innereuropäisch keine wirkliche Seltenheit ist. Alleine AB hat schon 26 solcher Teile, dazu kommen noch Tuifly, SAS, LOT, KLM, Easyjet, AUA, Tarom und etliche Charterairlines.
 
H

HGFan

Guest
oh ja die 737-700 die schlimmsten Flieger in der AB Flotte.
Zum glück sind viele von GEXX