Exit Cairo - 24 Stunden

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buda01

Erfahrenes Mitglied
16.07.2009
462
1
FRA/PMI
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Planungen im Vorfeld

Der Flug nach Kairo war für den 28.01.2011 mit LH 580, Ankunft am frühen Abend, mit einem Tag Aufenthalt (Termin) und Rückflug mit LH 581 am 30.01.2011 um 5 Uhr morgens geplant. Meine Frau sollte mich begleiten. Es stellt sich die Frage, ob dieser Kurztermin wirklich durchgeführt werden sollte. Aber die Informationslage erschien übersichtlich und es waren ausreichend Informationen zu erhalten. Alle brachten zum Ausdruck, dass durch die friedlichen Proteste in Kairo erstens keine Ausländer oder Touristen Ziele des Protestes waren und zweitens die Polizei die Sicherheit nach Einschätzung aller Quellen wohl gewährleisten konnte. Zudem: Das Auswärtige Amt hatte keine Reisewarnung ausgesprochen und es gab keine Ausgangsperre.

Ein Vergleich mit den Protesten in Tunis drängte sich natürlich auf, aber die Proteste in Kairo wurden von einer Mittelschicht getragen, waren friedlich und zentral auf die Innenstadt fokussiert. So wurde die Entscheidung getroffen, dass der Termin sicher durchzuführen sei. Einzig die Verhängung einer Ausgangssperre wäre ein absoluter Grund gewesen die Reise nicht zu starten.

Tag 1

Der Flug der Lufthansa nach Kairo ging am 28.01.2011 planmäßig aus Frankfurt ab, der Kapitän informierte die Passagiere über die zur Zeit ruhige Lage in Kairo und versprach er würde sich eine halbe Stunde vor Ankunft erneut mit den neuesten Informationen melden. Dies tat er dann auch um 17.45 Uhr Ortszeit als die Maschine sich Kairo näherte und teilte die Einschätzung der Lufthansa Einsatzzentrale mit: Keine politische Aktivitäten, alles sei ruhig, insbesondere die Region um den Flughafen.

Aber bereits beim Landeanflug kamen mir Zweifel an der Richtigkeit der Aussage, denn es war nur vereinzelter Fahrzeugverkehr zu erkennen. Für eine 16-20 Millionen-Stadt war das viel zu wenig. Das konnte nur heißen: Ausgangssperre – also doch!

Unmittelbar vor dem Aussteigen der Passagiere kam dann die Bestätigung durch die Ansage des Kapitäns, er hätte soeben von der Lufthansa-Einsatzzentrale erfahren, es wäre eine Ausgangssperre ab 8 Uhr abends verhängt worden. Ich dachte mir noch hoffentlich meint er wirklich 8 Uhr abends und nicht 18 Uhr, denn dann hätten wir ein noch größeres Problem, denn das wir eines hatten war spätestens zu diesem Zeitpunkt klar.

Dann gingen die Türen auf und die Passagiere verließen den Flieger. Sofort fiel auf, dass das Mobilfunknetz abgeschaltet war und auch W-Lan nicht mehr funktionierte. Na Prima dachten wir noch und es kam wie es kommen musste. Die Ausgangssperre war längst in Kraft und unser Fahrer war gar nicht erst bis zum Flughafen durchgekommen, hatte aber immerhin einen Ersatztransport vom Flughafen organisiert, dessen Fahrer uns begrüßte und das Abschalten aller Kommunikationsmittel bestätigte. Weder Mobilfunk noch Internet, selbst das Fetznetz würde nicht mehr funktionieren.

Also nicht lange gewartet, sondern sofort losgefahren. Wir passierten die Mautstation an der Flughafenabfahrt, ließen das Novotel links hinter uns und fuhren in Richtung Stadt. Links sahen wir das Fairmont Hotel, rechts die Militärakademie. Vor uns kein Straßenverkehr. Alles schien ruhig – zu ruhig! Wir fuhren noch ein kurzes Stück weiter, bis wir 500 m vom Fairmont entfernt auf eine Kreuzung stießen, die von Bereitschaftspolizei blockiert war. Während wir langsam auf die Blockade zurollten hörten wir plötzlich durchs offene Autofenster Schüsse.

Damit war die Entscheidung gefallen. Wir drehten umgehend um und fuhren zurück Richtung Fairmont Hotel Heliopolis und schlüpften dort erst mal unter, um die Lage zu klären. Meine Frau organisierte ein Zimmer für zwei Nächte mit der Option der Verlängerung und ich begab mich sofort zur Telefonzentrale, die tatsächlich über eine funktionierende Leitung verfügte, mit der in Ausland telefoniert werden konnte.

Dort traf ich den LH Kapitän des Fluges, der am nächsten Morgen nach FRA abgehen sollte. Wir tauschten unsere Informationen aus und ich erfuhr von ihm, dass er seine Crew jetzt evakuieren würde. Die LH 580 aus Frankfurt sei noch von der Crew besetzt und man würde gemeinsam als Ferryflug (ohne Passagiere) nach Frankfurt evakuieren. Das änderte die Situation für uns natürlich von Grund auf! Wenn LH jetzt das Land verließ, war vollkommen klar, dass in den nächsten Tagen nicht mit erneuten Anflügen von Lufthansa zu rechnen war. Da unser Rückflug mit LH gebucht war, bedeutete dies für uns subjektiv nichts Gutes, objektiv war der Exit natürlich zu verstehen, wenn in der Nähe des Hotels geschossen wurde, musste die Crew aus der Gefahrenzone gebracht werden (man denke nur an die Ereignisse in Bombay)... und sie verfügten ja über das beste Transportmittel an diesem Abend – eine betankte, startbereite B 747.

Die neue Lage führte für uns zu der Entscheidung ebenfalls zu versuchen, das Land umgehend zu verlassen und am Flughafen einen Flug ins Ausland zu bekommen. Also zurück zu meiner Frau, die neue Lage geschildert und unseren Fahrer eingesammelt und zurück zum Flughafen.

Dort angekommen war das Flughafengebäude voller Menschen die nicht abgeholt wurden.


Fortsetzung folgt
 

buda01

Erfahrenes Mitglied
16.07.2009
462
1
FRA/PMI
...immer noch Tag 1

Alle Flugschalter bis auf das Reisezentrum von Egyptair (3 Schalterplätze) auf der Abflugebene waren geschlossen. Viele Passagiere, die am Abend mit uns aus Frankfurt oder Paris angekommen waren, versuchen Informationen zu erhalten. Aber da alle Kommunikationsleitungen am Flughafen nicht mehr in Betrieb waren und auch kaum ein Reiseveranstalter seine Leute am Flughafen abholen konnte, saßen die Passagiere fest. Es ging weder vor (in die Stadt), noch zurück, d.h. mit einem Flug aus dem Land, denn die Polizei hatte mittlerweile nicht nur den Flughafen abgeriegelt, sondern im Gebäude auch den Ausgang zum Parkhaus blockiert und die Sicherheitsschleusen zum Check-in Bereich gesperrt. Kurzum - der Sack war endgültig zu!

Überall Polizei und Sicherheitskontrollen, unzählige Menschen, die festhingen, weil nur noch innerägyptische Flüge starteten, mittlerweile kein Wasser, der Supermarkt leergekauft, die Sanitären Einrichtungen nach kurzer Zeit nicht mehr als solche zu bezeichnen. Hier konnten wir nicht bleiben, solange wir keinen bestätigten Rückflug hatten. Also, letzter Versuch bei Egyptair einen Flug ins Ausland zu buchen, egal wohin. Der Mitarbeiter sagte mir, er hätte zwar noch Plätze nach BKK und NBO frei, aber er könne uns nicht buchen, da sein System auf –hold- stand. Ohne Internetleitung ginge heute Nacht nichts mehr.

Wie sollte es weitergehen? Die Lage am Flughafen war insgesamt trotz der wartenden Menschenmenge ruhig. Alle wussten um den Ernst der Lage und man hat sich geholfen, über Länder- und Sprachgrenzen hinweg, Informationen ausgetauscht, sich Mut gemacht. Jetzt galt es zurück ins Hotel zu kommen, um sich neu zu positionieren.

Unser Fahrer wartete immer noch (wo sollte er auch hin) und mit ihm kamen wir problemlos durch die Polizeiabsperrung am Flughafen. Eine Gruppe Franzosen (ältere Herrschaften um die 70) wurde von einem Hotelagenten in den Shuttlebus vom Terminal 3 zum Terminal 1 gelotst. Man solle ihm vertrauen, alles würde gut. Nachdem alle in dem Bus waren fuhr der Busfahrer Richtung Terminal 1 los und konnte mit den „Pendelgästen“ die Absperrung an der Ankunftsebene problemlos verlassen. Aber die Jungs vom Hotel waren wirklich clever. Kaum war der Pendelbus außer Sichtweite, bog er einfach auf die Flughafenautobahn und kam irgendwie am Fairmont Hotel noch vor uns an. Anschließend fuhr der Busfahrer seine Pendeltour leer weiter zum Terminal 1.

Fortsetzung folgt
 

covalin

Erfahrenes Mitglied
03.11.2009
1.474
2
Am Schanzgraben
Planungen im Vorfeld

Dort traf ich den LH Kapitän des Fluges, der am nächsten Morgen nach FRA abgehen sollte. Wir tauschten unsere Informationen aus und ich erfuhr von ihm, dass er seine Crew jetzt evakuieren würde. Die LH 580 aus Frankfurt sei noch von der Crew besetzt und man würde gemeinsam als Ferryflug (ohne Passagiere) nach Frankfurt evakuieren. Das änderte die Situation für uns natürlich von Grund auf! Wenn LH jetzt das Land verließ, war vollkommen klar, dass in den nächsten Tagen nicht mit erneuten Anflügen von Lufthansa zu rechnen war. Da unser Rückflug mit LH gebucht war, bedeutete dies für uns subjektiv nichts Gutes, objektiv war der Exit natürlich zu verstehen, wenn in der Nähe des Hotels geschossen wurde, musste die Crew aus der Gefahrenzone gebracht werden (man denke nur an die Ereignisse in Bombay)... und sie verfügten ja über das beste Transportmittel an diesem Abend – eine betankte, startbereite B 747.

Fortsetzung folgt

War es nicht möglich mit dieser Maschine zurückzufliegen? Was hat LH dazu gesagt?
 

buda01

Erfahrenes Mitglied
16.07.2009
462
1
FRA/PMI
Leider war es nicht möglich mit dieser Maschine zurückzufliegen. CAI ST hat dies abgelehnt und hätte sich geweigert die Abflugpapiere abzuzeichnen. Die Crew hätte womöglich zugestimmt, aber der Stationsleiter (Ägypter) hat sich strikt geweigert, weil LH nur eine Erlaubnis als Ferry ohne Paxe hatte.
 

covalin

Erfahrenes Mitglied
03.11.2009
1.474
2
Am Schanzgraben
Leider war es nicht möglich mit dieser Maschine zurückzufliegen. CAI ST hat dies abgelehnt und hätte sich geweigert die Abflugpapiere abzuzeichnen. Die Crew hätte womöglich zugestimmt, aber der Stationsleiter (Ägypter) hat sich strikt geweigert, weil LH nur eine Erlaubnis als Ferry ohne Paxe hatte.

Da schließt sich nun der Kreis. Eine der Familien, die am 30.01. auf der Chartermachine war, wollte eigntlich mit der LH581 am 29.01 um 05:10 Uhr nach Deutschland. Sie sind aber vom Flughafen mit der Nachricht zurückgekommen, dass die Maschine gar nicht da war. Das Handeln der LH verwundert mich insofern, dass sie mit diesem Vorgehen, die für diesen Flug gebuchten Gäste einfach sitzenlassen. Als die Familie zurückkam, hat er erzählt, dass sie immer wieder vertröstet wurden und nach mehreren Stunden wären die Schalter einfach geschlossen worden - ohne Erklärung. Daruafhin ist er trotz Ausgangssperre zurück nach Kairo mit Frau und Baby!
 

buda01

Erfahrenes Mitglied
16.07.2009
462
1
FRA/PMI
Tag 2

Mittlerweile war es 4 Uhr morgens als wir im Fairmont Hotel ankamen. Unser Zimmer war natürlich schon weg und es gab angeblich nur noch die Präsidentensuite für 2000 USD ++. Wer es glaubt! Nach einigem hin und her, gab es dann doch noch Standardzimmer für 275 USD. Wir nahmen aber eine Suite für 550 USD all in, da wir nicht wussten, wie lange wir dieses Zimmer noch brauchen würden. Da war allein aus psychologischen Gründen einfach Platz angesagt.

Das Fairmont hatte ich im Vorfeld für den Fall der Fälle ganz gezielt ausgesucht, weil es nahe am Flughafen lag, keiner US Hotelkette angehörte und keine Shopping Mall hatte. Darüber hinaus gab es eine, die ganze Nacht funktionierende, Telefonleitung über die ich meinen erstklassigen Reiseagenten in München (runabout) erreichen konnte, was mir auch noch in der Nacht gelang. Er sollte vorsorglich auf allen Flügen des Tages nach Europa zwei Reservierungen einbuchen. Wir gingen dann erstmal duschen und anschließend für einige wenige Stunden Schlaf zu Bett.

- An dieser Stelle ein großen Lob an Ulli (runabout). Er war die ganze Zeit für uns immer erreichbar, solange das Mobilfunknetz noch funktionierte. Er checkte die Lage von Deutschland aus und hielt uns auf dem Laufenden, und das egal ob Nacht oder Tag, ob Wochenende oder nicht. Das stelle ich mir unter einem Reisebüro vor. Es ist genau wie mit Freunden: man erkennt die Wahren erst, wenn es brennt!-

Am selben Morgen (ca. 11 Uhr) trafen wir auf dem Weg zu einem Brunch die Franzosen der vergangenen Nacht wieder. Sie wollten am Morgen auf ein Schiff für eine Nilkreuzfahrt kommen und/oder die ganze Sache abwettern. Eine Reiseleiterin traf ich im Business Center des Hotels, als sie gerade mit einem deutschen Konsularbeamten sprach. Dieser empfahl ihr mit ihren Rentnern zum Flughafen zu fahren und dort auf einen Flug nach Hurghada oder Sharm el Sheikh zu gelangen.

Fortsetzung folgt
 
Zuletzt bearbeitet:

flightjunk

Aktives Mitglied
Planungen im Vorfeld

... Aber die Informationslage erschien übersichtlich und es waren ausreichend Informationen zu erhalten. Alle brachten zum Ausdruck, dass durch die friedlichen Proteste in Kairo erstens keine Ausländer oder Touristen Ziele des Protestes waren und zweitens die Polizei die Sicherheit nach Einschätzung aller Quellen wohl gewährleisten konnte. Zudem: Das Auswärtige Amt hatte keine Reisewarnung ausgesprochen und es gab keine Ausgangsperre.

Das war echt mutig... Zu dem Zeitpunkt hat Oesterreich schon ueberlegt die Touristen, die bereits in Aegypten sind, auszufliegen.
 

covalin

Erfahrenes Mitglied
03.11.2009
1.474
2
Am Schanzgraben
Das war echt mutig... Zu dem Zeitpunkt hat Oesterreich schon ueberlegt die Touristen, die bereits in Aegypten sind, auszufliegen.

Die Informationslage zu diesem Zeitpunkt war alles andere als eindeutig. Ich bin ja auch am 28.01.2011 um 14:40 Uhr in CAI eingetroffen. Vor dem Abflug hieß bei der Sicherheitsabteilung für Auslandseinsätze: Leicht erhöhtes Risiko, aber sicher. Und dies änderte sich nicht bis zum 29.01.2011 ca. 12:00 Uhr. Die Aussagen des auswärtigen Amts haben mit der realen Situation in CAI nichts gemeinsam gehabt. Keine Ahnung, wo die ihre Informationen her hatten. Beim Anflug auf CAI fiel mir auch auf, dass kaum Verkehr herrschte. Wir sind dann auch gut nach CAI durchgekommen und ich empfand es eigentlich als relativ ruhig. Erst als es dunkel wurde, kam in die Sache Bewegung. Am Samstag war die Polizei dann abgetaucht und Plünderer zogen durch die Strassen. Ab Samstag abend waren dann auch Schiessereien zu hören.
 

buda01

Erfahrenes Mitglied
16.07.2009
462
1
FRA/PMI
noch Tag 2

Dieser Rat war wohl eher theoretischer Natur und zeugte von Unwissenheit über die aktuelle Situation vor Ort. Natürlich war die Situation im Hotel auf Dauer unsicherer als am Flughafen, aber am Flughafen mit einer Reisegruppe von 17 Personen, alle über 70 Jahre alt, ohne sanitäre Grundversorgung, Wasser, Essen und Medikamente (wer bisher nicht krank war z.B. Diabetes, würde es am Flughafen werden) konnte ja auch nicht die Alternative sein. Ich wäre nur zum Flughafen gefahren, wenn ich einen definitiven Abflugtermin hätte, egal ob ins Ausland oder an die angeblich sicheren Badeorte in Ägypten, denn was würde geschehen, wenn die Gruppe wieder zum Hotel zurück müsste und die Ausgangsperre wieder in Kraft wäre? Im Hotel hatte die Gruppe allerdings Schlafmöglichkeiten, ausreichende sanitäre Einrichtungen, Wasser und Nahrung.

Aber zurück zu uns. Gerade als wir im Hotel etwas zu essen bestellt hatten, meldete sich unser Reiseagent aus München, der uns auf die heutige Maschine der Austrian nach Wien um 16.10 Uhr eingebucht hatte. Jetzt war es aber schon 14.15 Uhr! Also Essen stehen lassen, Koffer waren sowieso gepackt, auschecken und wieder die Suche nach einem Wagen, wieder die Fahrt zum Flughafen. Die Ausgangssperre war tagsüber aufgehoben. Aber zusätzlich zur Polizei kontrollierte jetzt auch Militär die Reisenden auf dem Weg zum Flughafen. Dort angekommen war die Lage erstaunlicherweise sehr ruhig - trotz der wartenden Menschenmenge im Flughafengebäude.

Fast wäre dann doch nichts aus dem Flug nach Wien geworden. Während das Büro der Lufthansa - »aufgrund der aktuellen Situation« - geschlossen war, sahen wir lange verkeilte Schlangen von Passagieren vor den Schaltern von Lufthansa, Swiss und Austrian. Immer noch war das Internet gekappt, kein Fax funktionierte: Tickets konnten nicht umgeschrieben werden. Denn ohne ein neues etix gab es angeblich kein Durchkommen an der Sicherheitskontrolle zum Check-in Bereich.

Nun, wir ließen es darauf ankommen und hielten dem Sicherheitsoffizier am Security check unsere alten Buchungsbestätigungen für den Lufthansa Flug hin. Der Sicherheitsoffizier fragte, wo denn auf dem bedruckten Blatt Papier Cairo und Wien stände? Da bemerkten wir, dass der Sicherheitsoffizier die Bestätigung verkehrt herum in der Hand hielt! Das machte Mut. Wir zeigten auf einen der scheinbar obersten Abschnitte und er winkte uns einfach durch. Am Schalter der Austrian angekommen erhielten wir unsere Bordkarten und konnten anschließend problemlos in den Transitbereich gelangen.

Mit drei Stunden Verspätung reisten wir dann mit der OS 864 nach Wien aus. Vorher standen wir aber noch eine Stunde an der Brückenposition, weil der Kapitän keine Erlaubnis zum Anlassen der Triebwerke erhielt. Grund wären angebliche Probleme mit dem Flugplan gewesen. Das glaubte nun wirklich niemand, denn der wahre Grund war, dass einfach zu viele private Jets an diesem Abend starteten und daher ein ziemlich hoher Abflugverkehr herrschte.

Die 160 Passagiere an Bord der Austrian Airlines berichteten von Gewalt und Plü̈nderungen. Laut Aussage eines Mitreisenden wurde das Le Meridien Hotel in Gizeh am Abend des 28.02.2011 nur durch den beherzten Einsatz des Militärs vor einem Sturm und Plünderungen bewahrt, als die Polizei plötzlich verschwunden war. Und ein weiterer Mitreisender schilderte die Plünderung der Shopping Mall des Concorde Hotels El Salaam in Heliopolis, wo sich Angestellte und Gäste in den ersten beiden Stockwerken verbarrikadierten und gemeinsam die Plünderer zurückschlugen.

Wir wunderten uns noch bis heute Mittag (01.02.2011), dass das Auswärtige Amt noch keine generellen Reisewarnung erlassen hatte: „In Ägypten ist es brandheiß.“

Ende
 
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Armin29

Reguläres Mitglied
16.08.2010
38
0
Near NUE
Wir wunderten uns noch bis heute Mittag (01.02.2011), dass das Auswärtige Amt noch keine generellen Reisewarnung erlassen hatte: „In Ägypten ist es brandheiß.“

Ende

Vielen Dank für den Bericht!

Es ist eine Schande wie unverantwortlich und sorglos das Auswärtige Amt reagiert hat und deutsche Staatsbürger somit in Gefahr gebracht hat! Nun ist ja die Reisewarnung auf das ganze Land ausgeweitet worden. Mindestens drei Tage zu spät.
 
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Reaktionen: donaldml und krypta

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
4.821
2.074
FRA
Danke für den Bericht!

Wurde auch von Gewalt/Raubüberfälle auf Reisende berichtet, oder haben die Plünderer einfach alles gestohlen was zu finden war?
 

SlRlUS

Erfahrenes Mitglied
08.10.2009
2.409
1
Allgäu
Vielen Dank für den Bericht!

Es ist eine Schande wie unverantwortlich und sorglos das Auswärtige Amt reagiert hat und deutsche Staatsbürger somit in Gefahr gebracht hat! Nun ist ja die Reisewarnung auf das ganze Land ausgeweitet worden. Mindestens drei Tage zu spät.
Klientelpolitik und nichts anderes ist das.
 

buda01

Erfahrenes Mitglied
16.07.2009
462
1
FRA/PMI
Wurde auch von Gewalt/Raubüberfälle auf Reisende berichtet, oder haben die Plünderer einfach alles gestohlen was zu finden war?

Von mir selbst wurde überhaupt keine Gewalt beobachtet, sieht man mal von den Schüssen am Freitag Abend (28.01.2011) in Heliopolis ab, die ich allerdings nur gehört habe ohne sie einem Ziel zuordnen zu können.

Allerdings habe ich von Mitreisenden, die ebenfalls aus Heliopolis oder Gizeh kamen, gehört, dass die Gewalt von Seiten der Plünderer sich ausschließlich gegen Sachwerte und nicht gegen Ausländer gerichtet hat.

Mir wurde berichtet, dass in Gizeh sich eine große Menschenmenge auf das Le Meridien Hotel Gizeh zubewegte, weil die Polizei plötzlich verschwunden war. Die Mitreisenden hörten "komische Geräusche", fuhren zum Dach des Hotels hinauf und sahen Schützenpanzer der Armee gegen den Mob vorgehen, um den Sturm auf das Hotel zu unterbinden, was auch gelang. Vom Dach konnte man einen brennenden Carrefour-Supermarkt und einen Makro Markt (METRO) sehen, der geplündert wurde. Der Reisende flog am nächsten Tag mit mir aus CAI mit OS aus. Von ihm habe ich diese Informationen.

Ein weiterer Mitreisender auf dem genannten Flug erzählte mir von den Ereignissen in der Nacht vom 28. auf den 29.01.2011 (Freitag auf Samstag), die er im Concorde El Salaam Hotel in Heliopolis erlebte. Hier gelang es nach seinen Aussagen dem Mob mit Molotow-Cocktails das Hotel zu stürmen und die Shopping Mall zu plündern.
Gäste und Personal hatten sich fluchtartig in das 1. und 2. Stockwerk zurückgezogen und verbarrikadiert. Sie stellten Flachbildfernseher an die Aufzüge, rissen Handtuchhalter als Schlagwaffen aus der Wand, hielten die Fluchtwege frei, befeuchteten Handtücher gegen den eventuellen Rauch und stellten Feuerlöscher bereit. Aber der Sturm der Plünderer richtete sich ausschließlich gegen die Geschäfte im Erdgeschoss - und ja, die Fernseher an den Aufzügen nahmen sie auch noch mit!
 
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