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Planungen im Vorfeld
Der Flug nach Kairo war für den 28.01.2011 mit LH 580, Ankunft am frühen Abend, mit einem Tag Aufenthalt (Termin) und Rückflug mit LH 581 am 30.01.2011 um 5 Uhr morgens geplant. Meine Frau sollte mich begleiten. Es stellt sich die Frage, ob dieser Kurztermin wirklich durchgeführt werden sollte. Aber die Informationslage erschien übersichtlich und es waren ausreichend Informationen zu erhalten. Alle brachten zum Ausdruck, dass durch die friedlichen Proteste in Kairo erstens keine Ausländer oder Touristen Ziele des Protestes waren und zweitens die Polizei die Sicherheit nach Einschätzung aller Quellen wohl gewährleisten konnte. Zudem: Das Auswärtige Amt hatte keine Reisewarnung ausgesprochen und es gab keine Ausgangsperre.
Ein Vergleich mit den Protesten in Tunis drängte sich natürlich auf, aber die Proteste in Kairo wurden von einer Mittelschicht getragen, waren friedlich und zentral auf die Innenstadt fokussiert. So wurde die Entscheidung getroffen, dass der Termin sicher durchzuführen sei. Einzig die Verhängung einer Ausgangssperre wäre ein absoluter Grund gewesen die Reise nicht zu starten.
Tag 1
Der Flug der Lufthansa nach Kairo ging am 28.01.2011 planmäßig aus Frankfurt ab, der Kapitän informierte die Passagiere über die zur Zeit ruhige Lage in Kairo und versprach er würde sich eine halbe Stunde vor Ankunft erneut mit den neuesten Informationen melden. Dies tat er dann auch um 17.45 Uhr Ortszeit als die Maschine sich Kairo näherte und teilte die Einschätzung der Lufthansa Einsatzzentrale mit: Keine politische Aktivitäten, alles sei ruhig, insbesondere die Region um den Flughafen.
Aber bereits beim Landeanflug kamen mir Zweifel an der Richtigkeit der Aussage, denn es war nur vereinzelter Fahrzeugverkehr zu erkennen. Für eine 16-20 Millionen-Stadt war das viel zu wenig. Das konnte nur heißen: Ausgangssperre – also doch!
Unmittelbar vor dem Aussteigen der Passagiere kam dann die Bestätigung durch die Ansage des Kapitäns, er hätte soeben von der Lufthansa-Einsatzzentrale erfahren, es wäre eine Ausgangssperre ab 8 Uhr abends verhängt worden. Ich dachte mir noch hoffentlich meint er wirklich 8 Uhr abends und nicht 18 Uhr, denn dann hätten wir ein noch größeres Problem, denn das wir eines hatten war spätestens zu diesem Zeitpunkt klar.
Dann gingen die Türen auf und die Passagiere verließen den Flieger. Sofort fiel auf, dass das Mobilfunknetz abgeschaltet war und auch W-Lan nicht mehr funktionierte. Na Prima dachten wir noch und es kam wie es kommen musste. Die Ausgangssperre war längst in Kraft und unser Fahrer war gar nicht erst bis zum Flughafen durchgekommen, hatte aber immerhin einen Ersatztransport vom Flughafen organisiert, dessen Fahrer uns begrüßte und das Abschalten aller Kommunikationsmittel bestätigte. Weder Mobilfunk noch Internet, selbst das Fetznetz würde nicht mehr funktionieren.
Also nicht lange gewartet, sondern sofort losgefahren. Wir passierten die Mautstation an der Flughafenabfahrt, ließen das Novotel links hinter uns und fuhren in Richtung Stadt. Links sahen wir das Fairmont Hotel, rechts die Militärakademie. Vor uns kein Straßenverkehr. Alles schien ruhig – zu ruhig! Wir fuhren noch ein kurzes Stück weiter, bis wir 500 m vom Fairmont entfernt auf eine Kreuzung stießen, die von Bereitschaftspolizei blockiert war. Während wir langsam auf die Blockade zurollten hörten wir plötzlich durchs offene Autofenster Schüsse.
Damit war die Entscheidung gefallen. Wir drehten umgehend um und fuhren zurück Richtung Fairmont Hotel Heliopolis und schlüpften dort erst mal unter, um die Lage zu klären. Meine Frau organisierte ein Zimmer für zwei Nächte mit der Option der Verlängerung und ich begab mich sofort zur Telefonzentrale, die tatsächlich über eine funktionierende Leitung verfügte, mit der in Ausland telefoniert werden konnte.
Dort traf ich den LH Kapitän des Fluges, der am nächsten Morgen nach FRA abgehen sollte. Wir tauschten unsere Informationen aus und ich erfuhr von ihm, dass er seine Crew jetzt evakuieren würde. Die LH 580 aus Frankfurt sei noch von der Crew besetzt und man würde gemeinsam als Ferryflug (ohne Passagiere) nach Frankfurt evakuieren. Das änderte die Situation für uns natürlich von Grund auf! Wenn LH jetzt das Land verließ, war vollkommen klar, dass in den nächsten Tagen nicht mit erneuten Anflügen von Lufthansa zu rechnen war. Da unser Rückflug mit LH gebucht war, bedeutete dies für uns subjektiv nichts Gutes, objektiv war der Exit natürlich zu verstehen, wenn in der Nähe des Hotels geschossen wurde, musste die Crew aus der Gefahrenzone gebracht werden (man denke nur an die Ereignisse in Bombay)... und sie verfügten ja über das beste Transportmittel an diesem Abend – eine betankte, startbereite B 747.
Die neue Lage führte für uns zu der Entscheidung ebenfalls zu versuchen, das Land umgehend zu verlassen und am Flughafen einen Flug ins Ausland zu bekommen. Also zurück zu meiner Frau, die neue Lage geschildert und unseren Fahrer eingesammelt und zurück zum Flughafen.
Dort angekommen war das Flughafengebäude voller Menschen die nicht abgeholt wurden.
Fortsetzung folgt
Der Flug nach Kairo war für den 28.01.2011 mit LH 580, Ankunft am frühen Abend, mit einem Tag Aufenthalt (Termin) und Rückflug mit LH 581 am 30.01.2011 um 5 Uhr morgens geplant. Meine Frau sollte mich begleiten. Es stellt sich die Frage, ob dieser Kurztermin wirklich durchgeführt werden sollte. Aber die Informationslage erschien übersichtlich und es waren ausreichend Informationen zu erhalten. Alle brachten zum Ausdruck, dass durch die friedlichen Proteste in Kairo erstens keine Ausländer oder Touristen Ziele des Protestes waren und zweitens die Polizei die Sicherheit nach Einschätzung aller Quellen wohl gewährleisten konnte. Zudem: Das Auswärtige Amt hatte keine Reisewarnung ausgesprochen und es gab keine Ausgangsperre.
Ein Vergleich mit den Protesten in Tunis drängte sich natürlich auf, aber die Proteste in Kairo wurden von einer Mittelschicht getragen, waren friedlich und zentral auf die Innenstadt fokussiert. So wurde die Entscheidung getroffen, dass der Termin sicher durchzuführen sei. Einzig die Verhängung einer Ausgangssperre wäre ein absoluter Grund gewesen die Reise nicht zu starten.
Tag 1
Der Flug der Lufthansa nach Kairo ging am 28.01.2011 planmäßig aus Frankfurt ab, der Kapitän informierte die Passagiere über die zur Zeit ruhige Lage in Kairo und versprach er würde sich eine halbe Stunde vor Ankunft erneut mit den neuesten Informationen melden. Dies tat er dann auch um 17.45 Uhr Ortszeit als die Maschine sich Kairo näherte und teilte die Einschätzung der Lufthansa Einsatzzentrale mit: Keine politische Aktivitäten, alles sei ruhig, insbesondere die Region um den Flughafen.
Aber bereits beim Landeanflug kamen mir Zweifel an der Richtigkeit der Aussage, denn es war nur vereinzelter Fahrzeugverkehr zu erkennen. Für eine 16-20 Millionen-Stadt war das viel zu wenig. Das konnte nur heißen: Ausgangssperre – also doch!
Unmittelbar vor dem Aussteigen der Passagiere kam dann die Bestätigung durch die Ansage des Kapitäns, er hätte soeben von der Lufthansa-Einsatzzentrale erfahren, es wäre eine Ausgangssperre ab 8 Uhr abends verhängt worden. Ich dachte mir noch hoffentlich meint er wirklich 8 Uhr abends und nicht 18 Uhr, denn dann hätten wir ein noch größeres Problem, denn das wir eines hatten war spätestens zu diesem Zeitpunkt klar.
Dann gingen die Türen auf und die Passagiere verließen den Flieger. Sofort fiel auf, dass das Mobilfunknetz abgeschaltet war und auch W-Lan nicht mehr funktionierte. Na Prima dachten wir noch und es kam wie es kommen musste. Die Ausgangssperre war längst in Kraft und unser Fahrer war gar nicht erst bis zum Flughafen durchgekommen, hatte aber immerhin einen Ersatztransport vom Flughafen organisiert, dessen Fahrer uns begrüßte und das Abschalten aller Kommunikationsmittel bestätigte. Weder Mobilfunk noch Internet, selbst das Fetznetz würde nicht mehr funktionieren.
Also nicht lange gewartet, sondern sofort losgefahren. Wir passierten die Mautstation an der Flughafenabfahrt, ließen das Novotel links hinter uns und fuhren in Richtung Stadt. Links sahen wir das Fairmont Hotel, rechts die Militärakademie. Vor uns kein Straßenverkehr. Alles schien ruhig – zu ruhig! Wir fuhren noch ein kurzes Stück weiter, bis wir 500 m vom Fairmont entfernt auf eine Kreuzung stießen, die von Bereitschaftspolizei blockiert war. Während wir langsam auf die Blockade zurollten hörten wir plötzlich durchs offene Autofenster Schüsse.
Damit war die Entscheidung gefallen. Wir drehten umgehend um und fuhren zurück Richtung Fairmont Hotel Heliopolis und schlüpften dort erst mal unter, um die Lage zu klären. Meine Frau organisierte ein Zimmer für zwei Nächte mit der Option der Verlängerung und ich begab mich sofort zur Telefonzentrale, die tatsächlich über eine funktionierende Leitung verfügte, mit der in Ausland telefoniert werden konnte.
Dort traf ich den LH Kapitän des Fluges, der am nächsten Morgen nach FRA abgehen sollte. Wir tauschten unsere Informationen aus und ich erfuhr von ihm, dass er seine Crew jetzt evakuieren würde. Die LH 580 aus Frankfurt sei noch von der Crew besetzt und man würde gemeinsam als Ferryflug (ohne Passagiere) nach Frankfurt evakuieren. Das änderte die Situation für uns natürlich von Grund auf! Wenn LH jetzt das Land verließ, war vollkommen klar, dass in den nächsten Tagen nicht mit erneuten Anflügen von Lufthansa zu rechnen war. Da unser Rückflug mit LH gebucht war, bedeutete dies für uns subjektiv nichts Gutes, objektiv war der Exit natürlich zu verstehen, wenn in der Nähe des Hotels geschossen wurde, musste die Crew aus der Gefahrenzone gebracht werden (man denke nur an die Ereignisse in Bombay)... und sie verfügten ja über das beste Transportmittel an diesem Abend – eine betankte, startbereite B 747.
Die neue Lage führte für uns zu der Entscheidung ebenfalls zu versuchen, das Land umgehend zu verlassen und am Flughafen einen Flug ins Ausland zu bekommen. Also zurück zu meiner Frau, die neue Lage geschildert und unseren Fahrer eingesammelt und zurück zum Flughafen.
Dort angekommen war das Flughafengebäude voller Menschen die nicht abgeholt wurden.
Fortsetzung folgt