Kairo und der Libanon

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AntonBauer

Classics Geek
08.03.2009
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MUC
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Mit langem Vorlauf (August letzten Jahres, glaub ich) hatten wir unseren Luxus-Award nach Kairo und Beirut gebucht. Zwischendrin gab's dann eine Revolution in Ägypten, und vier Wochen, bevor wir losflugen, verschwanden sieben Esten im Libanon. (Die bislang nicht wieder da sind, wohl aber ein YouTube-Video, wo sie flehen, die Forderungen ihrer Entführer zu erfüllen.)

Mit durchaus mulmigen Knien (aber ständigem Kontakt nach Kairo und Beirut) traten wir also unseren Award an. Erster Aufenthalt ein knapp 24h Stop in Zürich, wo ich, erstaunlicherweise, noch nie war. Das archäologische Museum der Universität ist höchst interessant und sei hiermit weiterempfohlen! Auch das Schweizer Landesmuseum hat definitive Reize.

Am nächsten Tag gings per LX F nach Kairo. Wir waren zuletzt im prärevolutionären Januar da; seitdem hat sich die Stadt massiv verändert. Jeder, vom kleinen Mann auf der Straße bis zu den Höchstgebildeten, hat das alte, kleptokratische Regime gehasst. Seitdem sind die zuvor von der Polizei eingetriebenen Schmiergelder entfallen. Es gibt aber auch viel Negatives: Weil die Polizei nicht mehr präsent ist, ist der Straßenverkehr noch chaotischer (Einbahnstraßen werden regelmäßig ignoriert ...) und die Kriminalität stieg sprunghaft (ist aber gewiss immer noch unter brasilianischen oder südafrikanischen Standards).

Tourismus derzeit kann nur empfohlen werden, die Hotels sind saubillig (unser Zimmer mit Upgrade zur Exec Suite kostete nur noch die Hälfte; ein Glück, dass ich Full Flex gebucht hatte) und die Touristenattraktionen keineswegs verlassen (also nicht unheimlich oder so), aber so beschränkt besucht, dass es Spaß macht, dort unterwegs zu sein.

Dank Mohammed (vgl. anderer Post) entfiel auch noch der übliche Kairo-Transport-Stress, sodass wir an den fünf Tagen wirklich nur Spaß hatten.

Dann mit MS 737 C (d.h. echte C-Bestuhlung mit IFE) weiter nach Beirut. Es ist unmöglich, Beirut (jedenfalls den nord-west-zentralen Teil ...) nicht zu mögen, die Stadt ist fantastisch (und das IC Le Vendôme ist supergut). Der Rest des Libanon ist sehr uneinheitlich; manche Teile sind genauso modern und toll (z.B. die Tropfsteinhöhle von Jeita, die beste die ich je gesehen habe, inkl. Schiffsfahrt auf unterirdischem See; oder die Kreuzfahrerburg samt antiker Grabungen von Byblos), andere dagegen eher unheimlich (auf dem Weg nach Tyros kommt einem immer mehr Militär entgegen, zum Schluss nur noch UNO-Schützenpanzer; in Tripoli fuhren ständig Jeeps mit aufmontierten schweren Maschinengewehren herum; Baalbek ist Hizballah-Stammland; bei Anjar verschwanden die Touristen).

Sollte sich sonst jemand aus dem Forum nach Libanon verlaufen und mehr als Beirut sehen wollen, so sei Nakhal Nakhal empfohlen; die machen extrem gut organisierte Tagestouren. Ich bin ansonsten ein großer Mietwagen-Fan, aber die Beschilderung im Libanon (sowie die Karten und auch die Wegerklärungskünste vieler Einheimischer) haben uns das eher verleidet; das nächste Mal würde ich alles via Nakhal machen (mit denen wir nur den etwas kitzligen Trip nach Baalbek und Anjar machten, der aber supergut war; vor allem war ich auch begeistert von der Führerin, denn normalerweise habe ich da, weil irgendwie vom Fach, immer viel auszusetzen).

Rückflug mit BD C nach LHR (mit der neuen Bestuhlung) und dann zurück nach MUC. Nicht gerade direkt, aber passte halt ganz gut mit den Zeiten. Außerdem freute ich mich über mein "London Pride" in der bmi-Lounge (sind wir eigentlich die einzigen, die die bmi-Lounge so viel besser finden als die *A-Gold-Lounge?).
 

TheStranger

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04.11.2009
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Erst mal danke für den Kurzbericht!

Aber

Es ist unmöglich, Beirut (jedenfalls den nord-west-zentralen Teil ...) nicht zu mögen, die Stadt ist fantastisch (und das IC Le Vendôme ist supergut).

kann ich aus eigener Erfahrung nicht unterschreiben (siehe meinen Bericht zu DXB/BEY -> meine Begleitung). Allerdings hat mich die Faszination der Stadt auch gepackt :)

Wie sieht es momentan mit der Militärpräsenz an der Corniche und Innenstadt aus? Alles ruhig? Im Oktober wurden die Kräfte ja gerade etwas verstärkt... Ich überlege momentan noch, ob ich noch mal eine Wochenendtour nach Beirut unternehmen sollte.

Gruß,
Christian
 

AntonBauer

Classics Geek
08.03.2009
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MUC
Militär in Beirut fand ich ganz harmlos, gelegentlich halt ein mit Sandsäcken verstärkter Posten mit 2, 3 Mann mit Sturmgewehren. Im Vergleich zu dem, was einem so in Tripoli begegnet, fällt das gar nicht auf.

Wenn ich mich recht entsinne, haben dir vor allem die Taxis den Tag in Beirut verleidet, die in der Tat sehr lästig sind, vgl. Taxi? .

Ich würde für Hotel-Pickup/Dropoff und Nakhal-Ausflüge plädieren. Innerhalb von Beirut selbst lässt sich alles zu Fuß erledigen. Ansonsten: Die AVIS-Station beim IC Phoenicia kann nur allerwärmstens empfehlen (kostenloses Upgrade um 2 Stufen, kostenloser Zweitfahrer, total nett).
 

TheStranger

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04.11.2009
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Wenn ich mich recht entsinne, haben dir vor allem die Taxis den Tag in Beirut verleidet, die in der Tat sehr lästig sind, vgl. Taxi? .

War anfangs ärgerlich, klar. Aber wir haben auch nicht vorab nach einem Preis gefragt, insofern verbuche ich das unter Lehrgeld (bzw. habe das auch schon vor Ort getan). Mit etwas mehr Zeit in der Stadt hätte sich sicher deutlich mehr (positives!) erleben lassen; auch die Harissia wollte ich eigentlich sehen, aber wurde nichts draus. Ein Tag ist einfach zu kurz.

Nakhal schaue ich mir definitiv mal an!