Gold Cup / Copa Oro im Juni 2011 - Tripreport mit 76 Fotos

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mm_aa_ii_kk

Erfahrenes Mitglied
22.07.2009
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Wie in den meisten meiner Reiseberichte, geht es hier auch um
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Sicherlich hätte der Report auch hier rein gepasst, aufgrund der vielen Erlebnisse habe ich mich aber entschlossen einen eigenen Thread zu eröffnen. Seht’s mir nach! ;)

Als mich Anfang Februar ein Freund fragte, ob ich ihn im Juni zum Gold Cup begleiten wolle, war ich zunächst nicht wirklich angetan. Ich wusste, dass es sich beim Gold Cup um das Pendant zur Europameisterschaft für Nord- und Mittelamerika handelt, aber genauer beschäftigt hatte ich mich dem Turnier noch nicht. Mein Freund machte mir das Turnier natürlich schmackhaft. Er erzählte mir, dass der Spielplan günstig gestaltet ist, da, wenn zwei Spiele an einem Tag stattfinden, diese hintereinander im selben Stadion sind. So könne man innerhalb von acht Tagen alle sieben Spiele vom Viertelfinale bis zum Finale, also die entscheidenden Spiele des Turniers, sehen und man hätte noch genügend Zeit, um sich die Städte anzusehen. Beim letzten Turnier vor zwei Jahren fand das Finale Mexiko-USA vor 80.000 Zuschauern in New York statt. Da das diesjährige Finale in Los Angeles steigen sollte, war zudem von einer noch höheren Anzahl an Zuschauern auszugehen. Als Höhepunkt sollte das Finale in einem absoluten Traumstadion, dem Pasadena Rose Bowl stattfinden. Und je länger ich über diese Reise nachdachte, desto mehr gefiel sie mir und irgendwann sagte ich zu.

Los ging es dann am 16. Juni, den Flug hatten wir beim Online-Reisebüro unseres Vertrauens gebucht, von HAJ über MUC nach EWR. Erste Probleme gab es bereits am Check-In Schalter der Lufthansa, da dieser uns partout keine zusammenhängenden Plätze geben wollte. Das Problem konnte aber am Schalter gelöst werden und so ging mit der A320 „Suhl“,
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die beim Orkan in Hamburg berühmt wurde, direkt nach MUC. Dort gab es an der separaten Sicherheitskontrolle für die USA-Flüge den ersten Lacher unsererseits, da sich aufgrund nur einer geöffneten Kontrolle zunächst eine riesige Schlange aufgebaut hatte. Da die Zeit bis zum Abflug allmählich näher rückte, wurde eine zweite Kontrolle geöffnet. Allerdings wurde dort nicht kontrolliert, sondern alle Passagiere wurden durchgewunken, während an der ersten weiter kontrolliert wurde. Das verstehe einer. Es ging direkt in die wartende A340 „Leipzig“,
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die uns nach EWR brachte. Der Flug startete pünktlich und auch der Service der Mitarbeiter in der Eco war wie das Essen ok. Was ich bislang in einem Flugzeug noch nicht kannte, aber besonders gut fand, war, dass alle WCs für die Eco im Unterdeck versammelt waren und somit keiner der Passagiere neben seinem Platz eine wartende Menschenmenge zu ertragen hatte. Nach einer kleinen Pizza als Abendessen landeten wir eine halbe Stunde verfrüht in EWR. Doch zu früh gefreut. Wir blieben noch eine Weile auf dem Rollfeld stehen, da eine andere LH-Maschine unser Gate blockierte. Als das Gate frei war, konnten wir trotzdem nicht weiter, da eine B757 von Continental irgendeinen kleineren Schaden hatte und unseren Rollweg versperrte. Nach ca. 40 Minuten Wartezeit konnten wir endlich ans Gate. Eine Schätzung von mir beim Aussteigen würde sagen, dass neben einer vollen Eco die Business ca. zu 30 % belegt war und in der First nur ein Passagier geflogen ist. Nach der Prozedur des Abgebens der Fingerabdrücke fuhren mit dem Zug zur Pennsylvania Station und von dort mit der U-Bahn direkt zu unserem Hostel „55W 126 Street“ in Nordmanhattan. Wir hatten zwei Betten in einem Sechs-Mann-Zimmer gebucht, dass zu unserer Verwunderung nicht mal eine Klimaanlage besaß, obwohl diese angegeben war. Da wir relativ müde waren, nahmen wir nur noch ein Abendessen bei McD um die Ecke zu uns.

Der nächste Tag stand ganz im Sinne des Sightseeings. Die erste Station war der Central Park,
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wo mein Freund ein Travel Bug im Rahmen des GeoCaching hinterlegen wollte. Obwohl wir uns sicher waren, exakt den Ort gefunden zu haben (mit größeren Baumwurzeln und nicht direkt einsehbar eignete er sich perfekt), war die Box nicht zu finden, vermutlich weggemuggelt. Weiter ging es zum Rockefeller Center. Während mein Freund aufgrund seiner Höhenangst lieber unten blieb und stattdessen noch einen anderen Cache in der Nähe machte, fuhr ich auf die Aufsichtsterrasse „Top oft he Rocks“, um New York von oben zu sehen. Obwohl ich keine Karten hatte, musste ich lediglich 20 Minuten warten. Das Wetter war zwar einigermaßen trübe, aber die Aussicht war trotzdem ein echtes Erlebnis.
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Über Stationen wie den Times Square
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suchten wir touristische „Must have seens“ auf. Nebenbei beschäftigten wir uns mit unserem Hauptproblem für New York. Am nächsten Abend standen die ersten beiden Fußballspiele auf dem Programm und anschließend sollte es mit dem Bus direkt nach Washington gehen. Doch wohin mit dem Gepäck in der Zwischenzeit? Wir hatten gehofft, dass wir an einem der Bahnhöfe Grand Central oder Pennsylvania Station Schließfächer entdecken. Aber nein. Nachfragen bei den Infoständern ergaben, dass es in ganz New York seit dem 11. September aus Sicherheitsgründen keine Schließfächer mehr gibt. Man kann es auch übertreiben! Gepäckaufbewahrungsmöglichkeiten gibt es zwar an der Greyhound Station, allerdings nur, wenn man eine gültige Fahrkarte besitzt. Diese hätten wir zur Not auch zum Schein gekauft, allerdings schließt die Station zu früh, als das wir diese nach Spielende noch pünktlich erreicht hätten. Somit standen wir am Ende des Tages ohne Lösung unseres Problems da. Es blieb uns nur noch die Möglichkeit, im Hostel zu fragen, doch dazu später mehr.
Als Abendprogramm hatten wir uns das Baseballspiel

New York Mets-Los Angeles Angels
ausgesucht. Mit der U-Bahn fuhren wir nach Queens bis zur vorletzten Station, an der man direkt vor dem vor einigen Jahren neu gebauten Stadion der Mets, dem Citi Field herauskommt. Das alte Stadion der Mets, das Shea-Stadium, steht übrigens direkt auf der anderen Seite der U-Bahn-Station. 20 USD kosteten die Karten in der günstigsten Kategorie. Beim Kartenkauf wurden wir darauf hingewiesen, dass das Spiel noch wegen des angekündigten Regens abgesagt werden könnte. Wir betraten zunächst das im Stadion befindliche Museum und den Fanshop der Mets, ehe wir auf die Ränge gingen. Kurze Zeit später kam, was kommen musste, es setzte ein einwandfreier Regenguss ein und wir sahen unsere Felle schon davon schwimmen. Der Spielbeginn wurde um eine halbe Stunde nach hinten verlegt. Einige Zeit später hörte der Regen tatsächlich auf und es wurde mit der Herrichtung des Spielfeldes begonnen. Nach der obligatorischen Nationalhymne konnte das Spiel beginnen. Schätzungsweise 12.000 Zuschauer verfolgten die Partie, darunter sogar vereinzelte Fans der Angels. Ich würde mal auf zugezogene, aber nicht extra für das Spiel angereiste Fans tippen. Die Stimmung war etwas völlig anderes als man beim Sport in Europa kennt. Das typische animierte Klatschen und Rufen auf Einspielungen vom Tonband. Dauerhaft wäre das nichts für mich, aber man muss es ja mal erlebt haben. Das Spiel war recht spannend, am Ende gewannen die Angels mit 4:3. Das Citi Field liegt im Übrigen in der direkten Einflugroute von La Guardia, was zur Folge hatte, dass im Zwei-bis-Drei-Minuten-Takt die Flugzeuge in maximal 300 Meter Höhe über das Stadion flogen.
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Den Ausblick aus den Flugzeugen auf das mit Flutlicht beleuchtete stelle ich mir echt cool vor:
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mm_aa_ii_kk

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Am nächsten Morgen standen wir nun endgültig vor dem bereits geschilderten Problem, wohin wir mit unserem Gepäck sollen. Im Hostel hätten wir es grundsätzlich lassenkönnen, aber maximal bis zum späten Nachmittag und nicht wie für uns nötig bis Mitternacht. Doch der Hostelleiter hatte noch einen Geheimtipp. Er rief einen Nachbarn an, wir fragten ihn und er sagte kein Problem. Also sind wir mit in seine Kellerwohnung, haben das Gepäck abgestellt, uns seine Telefonnummer geben lassen und zur Sicherheit auch vor Ort überprüft. Den restlichen Tag fuhren wir nach Downtown, wo wir uns die Baustelle am Ground Zero ansahen und an der Südspitze mit Ausblick auf die Freiheitsstatue
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in der Mittagspause einen kühles Blondes genossen. Nach einem Abstecher zur Wall Street,
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zur Brooklyn Bridge
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und dem Flatiron-Building
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war es Zeit, zum Stadion aufzubrechen.

Die Hin- und Rückfahrt mit dem Bus zum New Meadowsland Stadium in East Rutherford, dem Heimstadion der New York Rangers und Jets, kostete 10 USD. Bei Großevents fahren die Busse im Takt von wenigen Minuten ab dem zentralen Busbahnhof und sind ca. 20 Minuten unterwegs. Bei unserer Ankunft waren wir das erste Mal äußerst positiv überrascht. Von weitem konnten wir sehen, dass die Veranstaltung ausverkauft war. Daher sind wir zuerst zu den Kassen, um unsere über das Internet bestellten und hinterlegten Karten abzuholen, was problemlos funktionierte. Anschließend genossen wir das Treiben vor dem Stadion. Der Großteil der 80.000 anwesenden Mittelamerikaner war per Auto angereist. Bereits Stunden vor dem ersten Anpfiff wurde ein Happening veranstaltet, dass uns die Sprache verschlagen hat. An jedem dritten Auto wurde gegrillt. Dazu waren Partyzelte aufgebaut und die Grills bruzzelten in der prallen Sonne. Es waren natürlich nicht bloß einfache Wegwerfgrills, sondern die großen Barbecue-Stationen, Holzkohle oder Gas, alles war dabei.
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Die Kinder spielten meistens selber Fußball. Kurz gesagt, ein war ein Riesenvolksfest, das nicht offiziell organisiert wurde, sondern einfach von den Menschen zu dem gemacht wurde. Irgendwann mussten wir das Aufsaugen der weiteren Eindrücke abbrechen, um ins Stadion zu gehen, das erste Viertelfinale

Costa Rica-Honduras
wurde angepfiffen. Das Stadion wurde erst vor ein paar Jahren neu gebaut und fasst etwas mehr als 80.000 Zuschauer.
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Verwunderlich war in unseren Augen, dass keine Plätze überdacht waren, wo doch die Football-Saison in den USA von September bis Januar geht und gerade in den Wintermonaten in New York sehr niedrige Temperaturen herrschen.

Das Stadion war noch relativ leer, zu Beginn waren es ca. 20.000 Zuschauer, davon ungefähr 5.000 Costa Ricaner und 10.000 Honduraner. Leider gab es bei diesem Spiel wie auch bei den folgenden keinen richtigen Fanblock für die Fans der einzelnen Länder. Dementsprechend konnte nie die ganz große Stimmung aufkommen. Es waren dann in der Regel alle Fans in einem bestimmten Bereich aktiv. Im Spiel ging Honduras kurz nach der Halbzeit mit 1:0 in Führung, Costa Rica konnte jedoch bereits fünf Minuten später ausgleichen und hatte die große Chance auf den Sieg. Doch der Foulelfmeter eine viertel Stunde vor Schluss wurde gehalten. So ging es in die Verlängerung, was uns sehr entgegen kam, da doch so die Wartezeit zwischen dem ersten Spiel und zweiten Spiel verkürzt wurde. In der Verlängerung fielen keine weiteren Tore, so dass vor mittlerweile rund 70.000 Zuschauer die Entscheidung zugunsten von Honduras im Elfmeterschießen fiel. Die Honduraner feierten den Erfolg ausgiebig, während die Costa Ricaner nach der Niederlage relativ bedröppelt drein schauten, hatten sie sich doch deutlich mehr erhofft. Nach 15 Minuten Pause folgte umgehend

Mexiko-Guatemala
Jetzt war natürlich richtig Stimmung im Stadion. Während Guatemala von 5.000 Fans unterstützt wurde, waren die Mexikaner mit 60.000 Leuten in der absoluten Überzahl, die offizielle Zuschauerzahl wurde 78.807 angegeben. Das Spiel begann furios. Irgendwie landete der Ball in der fünften Minute vor dem mexikanischen Strafraum, ein Guatemaler (?) bekam seinen Fuß dran und hob den Ball über den herauslaufenden Torwart ins Tor. Der krasse Außenseiter lag in Führung, was alle Nichtmexikaner im Stadion herzhaft erfreute. Zunächst auch uns, wurde es doch dadurch auch in diesem Spiel spannend. Allerdings hofften wir auf einen mexikanischen Sieg, wären doch sonst wahrscheinlich die Stadien bei den restlichen Spielen deutlich leerer. Mexiko drückte anschließend vehement auf den Ausgleich, vergab aber einige Großchancen, so dass Guatemala zur Halbzeit führte. In der Halbzeit folgte das Highlight des Tages. Im Block über uns fing ein Brite an, DAS FCM-Lied zu singen: „FC Magdeburg, Du bist niemals alleine! Wir sind die Größten der Welt! FC Magdeburg“ Ob es an meinem Magdeburg-T-Shirt lag, das ich anhatte? ;) Kurz nach Wiederanpfiff fiel der verdiente und erlösende Ausgleich. Das Stadion glich nun einem Tollhaus. Die ohnehin schon gute Stimmung wurde noch besser und 20 Minuten später ging Mexiko durch ein Hackentor des ManU-Profis und absoluten Publikumsliebling Javier „Chincharita“ Hernandez mit 2:1 in Führung. Die Mexikaner feierten nun richtig, auch die LaOla ging nach mehreren vergeblichen Versuchen endlich in mehreren Runden durch das gesamte Stadion. Weiter passierte nicht mehr viel, Mexiko spielte den Sieg locker nach Hause. Alles in allem aber ein Auftakt, der Lust auf mehr machte.

Nach Spielende beeilten wir uns, um vor der großen Masse zurückzukommen. Wir erreichten sogar den ersten Bus zurück nach New York und wir fuhren mit der U-Bahn weiter, um unser Gepäck abzuholen. Ich hatte den jungen Mann bereits eine halbe Stunde vorher per SMS über unser baldiges Erscheinen informiert. Allerdings war er telefonisch nicht zu erreichen. Nun standen wir da wie in einem schlechten Gangsterfilm, in einer dunklen Seitenstraße in Manhattan vor einer Kellertür und klopften lautstark, doch nichts passierte. Nach einer Weile wurde der Bewohner im Erdgeschoss auf uns aufmerksam und kam ans Fenster. Wir haben ihn höflich nach draußen gebeten und ihm unser Anliegen erklärt. Er fand das alles sehr kurios und wollte uns dementsprechend nicht in das Haus lassen. Zu unserem Glück kam eine weitere Bewohnerin des Hauses vorbei, auch ihr schilderten wir die Situation und sie sagte dann, das stimmt, der Typ im Keller bewahrt öfter mal Gepäck auf und er müsste auch da sein. Sie ließ uns runter und siehe da, unser Gepäck stand noch da und der Typ… saß daneben und sah fern. Wir haben ihm noch 10 USD in die Hand gedrückt und haben uns schnellstmöglich verdrückt und auf den Weg zum Busbahnhof gemacht.
 

mm_aa_ii_kk

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Für den Weg nach Washington hatten wir uns die Nachtfahrt mit Megabus ausgesucht. So sparten wir eine Übernachtung und der Bus sollte uns für schlappe 9 USD die 370 km in viereinhalb Stunden chauffieren. Allerdings hatte der Bus eine dreiviertel Stunde Verspätung, die wir dazu nutzten im benachbarten Irish Pub ein New York Bye Bye-Bier zu trinken. Der Bus war relativ neu und gepflegt und sogar eine Toilette gab es an Bord. Die Verspätung kam uns entgegen, da wir somit erst morgens um halb sieben in Washington ankamen. Nach einem zehnminütigen Fußmarsch klingelten wir unseren Hostelinhaber Ron am Sonntagmorgen um kurz vor sieben aus dem Bett. Er war etwas durch den Wind, nahm sich aber trotzdem für uns eine Stunde Zeit, um uns zu erklären, was wir alles in Washington unternehmen können. Generell war das International House of United Tel ein tolles Hostel. Ziemlich große Zimmer und große abschließbare Schränke, Frühstück inbegriffen, mehrere Laptops mit Internetzugang und mit Ron einen Inhaber, der sich richtig um seine Gäste kümmert. Da unsere Zimmer noch nicht bezugsfertig waren, starteten wir zu einem kleinen Sightseeing-Gewaltmarsch. Wir statteten dem Weißen Haus,
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der Steuben-Statue (einer der berühmtesten Söhne Magdeburgs!),
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dem Washington Monument,
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einem Triathlon-Wettbewerb,
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dem Jefferson-Memorial,
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dem Franklin D. Roosevelt-Memorial,
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dem Lincoln-Memorial
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und dem World War II-Memorial einen kurzen Besuch ab. Nach einer erfrischenden Dusche im Hostel fuhren wir zum Robert F. Kennedy-Stadium, das mit 45.423 wieder ausverkauft war.
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Das erste Spiel des Tages war

Jamaika-USA
Aufgrund der Vorrundenniederlage der USA gegen Panama mussten diese als Gruppenzweiter gegen den Gruppensieger Jamaika antreten. Jamaikaner waren ca. 3.000 im Stadion verteilt. Die Fans von D.C. United stellten auf Höhe der Mittellinie einen aktiven Fanblock mit Dauergesang und dauerhaftem Pyroeinsatz. Das sah so aus, dass ständig Rauchfackeln gezündet wurden und die wurden nach zehn Sekunden brav an den Ordnungsdienst übergeben, der die Fackeln nach draußen brachte. Durch zwei Tore in der zweiten Halbzeit gewann die USA mit 2:0 und zog ins Halbfinale ein. Innerhalb der folgenden Stunde füllte sich das Stadion fast komplett, es folgte das Spiel

Panama-El Salvador
Zu unserer großen Überraschung waren bei Spielbeginn ca. 30.000 Salvadorianer im Stadion, einige davon hatten beim ersten Spiel noch USA-Trikots an und nun die Salvador-Trikots, und veranstalteten einen Höllenlärm.

Überall im Stadion Gesänge ohne Ende, angeheizt von einem Block zu Block ziehenden Trommler.
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Das Spiel sorgte dafür, dass die Stimmung nie abflachte. Chancen auf beiden Seiten und zwei Elfmeter für El Salvador. Während der erste vergeben wurde, gelang in der 78. Minute durch den zweiten der Führungstreffer für El Salvador. Spätestens jetzt waren die Massen endgültig am Abdrehen. In der 89. Minute allerdings der Schock, Panama erzielte aus Abseitsposition den Ausgleich. In dem darauf folgenden Handgemenge auf dem Platz wurde jeweils ein Spieler jeder Mannschaft vom Platz gestellt. Die Abseitsposition konnten wir und natürlich auch die Salvadorianer auf den über den Rängen angebrachten Fernsehern sehen. Ihr könnt Euch vorstellen, dass die Fans davon nicht begeistert waren. Einem war alles egal und drehte als Flitzer ein paar Runden auf dem Rasen, schoss dabei den auf dem Mittelpunkt liegenden Ball umher und dribbelte bis zum Tor, wo er sicher gegen den Panama-Torwart einsetzte. Die Security hatte mit so etwas scheinbar nicht gerechnet. Erst nach einiger Zeit setzten ein paar Ordner zur Verfolgung an, das Publikum rastete völlig aus. Als der Flitzer nach einer gefühlten Ewigkeit gefasst wurde, warfen die Fans alles, was sie in die Hände bekommen konnten, in den Innenraum. In der Verlängerung beruhigte sich die Lage etwas, es passierte aber nicht mehr viel. Es kam zum Elfmeterschießen, an deren Ende die rund 4.000 Fans aus Panama jubelten. Mit diesen Erlebnissen wurde auch der zweite Viertelfinaltag ein voller Erfolg. Erwähnenswert noch, wie verfressen die Salvadorianer waren. Zu keinem Zeitpunkt des Tages, auch nicht während der Spiele gab es auch nur einen Essensstand, an dem nicht mindestens 20 Fans standen. So war es auch nicht verwunderlich, dass die Hälfte der Verkaufsstände bereits vorzeitig schließen musste, weil das Essen alle war!

Unser zweiter Tag in Washington stand ganz im Zeichen der Museen. Bei den derzeit 18 in unmittelbarer Nähe zueinander liegenden Museen der Smithsonian Institution, die bei freiem Eintritt besichtigt werden können, entschieden wir uns für das National Museum of American History und ich hinterher für das National Air and Space Museum, von dem ich sehr begeistert war. Bei ausgestellten Exponaten, z.B. der Spirit of St. Louis,
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dem Cockpit einer 747
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oder verschiedenen Raumschiffbestandteilen kommt man sich so klein vor. Zum Abschluss des Tages genoss ich einige Zeit das Treiben auf den Wiesen zwischen dem Washington Monument und dem Capitol. Dort trafen sich einige Freizeitmannschaften zum Softball
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oder Frisbee spielen.
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Am folgenden Tag verabschiedeten wir uns von Ron und unseren beiden Schweizer Zimmergenossen, die zufälligerweise in New York in demselben Hostel wie wir gewohnt hatten. Wir machten es uns für einige Zeit auf der Wiese vor dem Capitol bequem,
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um Ansichtskarten zu schreiben. Wir bekamen ein kostenloses Konzert geboten
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und fuhren dann zum Dulles Airport. Wir betraten das Gebäude im Ankunftsbereich und wunderten uns bei all dem Sicherheitswahn der Amis, dass die Gepäckbänder für jeden, der gerade mal eben in den Flughafen kam, frei zugänglich waren. Unser Southwest Airlines-Flug über Chicago-Midway nach Houston-Hobby sollte um 19:45 Uhr gehen. Bei Check-In war zunächst eine halbe Stunde Verspätung angegeben. Als wir das nächste Mal nachsahen, stand plötzlich 22:50 Uhr da. In der folgenden Zeit änderte sich die Abflugzeit noch öfter, über 22:00 Uhr, 21:30 Uhr, 22:30 Uhr bis hin zu 23:10 Uhr. Zu guter Letzt wurde gegen 21:30 Uhr der Flug ganz abgesagt, da in Chicago schlechtes Wetter herrschte.
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Wie sich herausstellte, waren für Chicago mehrere Unwetter- und Tornadowarnungen ausgegeben worden. Nach einer Stunde Wartezeit konnten wir klären, wie wir nach Houston kommen würden. Ab Washington hätten wir erst einen Flug zwei Tage später bekommen, was wir ausschlossen, da am nächsten Tag die beiden Halbfinalspiele in Houston warteten. Also wurde uns für den nächsten ein Flug ab BWI mit Umsteigen in Greenville in South Carolina angeboten. Doch wie von IAD nach BWI kommen? Dieses Problem hatten noch ein paar andere Passagiere, so dass wir uns zusammentaten und per Supershuttle nach BWI fuhren. Vorher sammelten wir noch Kopfkissen und Decken, die für die in Washington bleibenden Leute verteilt wurden, ein und gegen 1 Uhr erreichten wir BWI. Auf einer Holzbank wurde das Nachtquartier aufgeschlagen.
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Von den ersten Reisenden des frühen Morgen geweckt, wurden wir von einer Leidtragenden darauf hingewiesen, dass es noch morgens einen Direktflug von BWI nach HOU gibt. Beim Check-In haben wir daher höflich gefragt, ob wir nicht auf den umgebucht werden können. Leider war der Flug ausgebucht, er setzte uns aber auf die Warteliste. Leider blieb im Flieger nur ein Platz frei, so dass wir verzichteten, einem anderen Passagier auf der Warteliste aber eine Freude machen konnten. Unser Flug nach Greenville
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ging zum Glück pünktlich und hier verlief endlich alles ohne Komplikationen. Nach dem Zwischenstopp im Niemandsland Greenville (in den zwei Stunden Aufenthalt dort startete und landete gerade mal ein anderes Flugzeug, was für die Fliegernation USA sehr ungewöhnlich ist) erreichten wir HOU am frühen Nachmittag. Per Super Shuttle ging es zum Friends House Hostel, wo wir bereits freudig erwartet wurden. Kurz das Gepäck abgestellt, den Weg zum Stadion erklären lassen, in einer Sportsbar mit sagenhaft hübschen Bedienungen und kuriosen Lampenschirmen
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etwas zu Essen eingeworfen und auf zum Stadion. Gerade rechtzeitig zu den Nationalhymnen des ersten Halbfinals

USA-Panama
erreichten wir das Reliant Stadium,
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welches ein schließbares Dach besitzt. Wir sagten im Vorfeld eher scherzhaft: „Pass auf, die machen das Dach zu und kühlen das gesamte Stadion per Klimaanlage runter.“ Was wir nur in den kühnsten Träumen erahnten, war dann aber Realität.
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Dach zu, Klimaanlage an und alle Bereiche runtergekühlt auf schätzungsweise 20-22 Grad. Klimaschutz denkste! Die spinnen, die Amis! Diese Halbfinalpaarung war eine Neuauflage des Vorrundenspiels, das Panama völlig überraschend mit 1:0 gewonnen hatte und somit Gruppensieger vor den USA wurde. Wie bereits beim Viertelfinale in Washington wurden die USA von einem Fanblock, den „American Outlaws“, unterstützt, der sich im Unterrang des 71.000 Zuschauer fassenden Stadions hinter einem Tor postiert hatte und für Stimmung unter den ca. 25.000 Anwesenden sorgte.
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Und auch wie bereits im Viertelfinale waren in diesem verschiedene Rauchfackeln zu sehen, die nach dem Zündeln brav an den Ordnungsdienst übergeben, nur nicht ganz so oft. Für Panama dagegen drückten nicht einmal 2.000 Fans die Daumen. Die Amis überzeugten während des Spiels nicht unbedingt. Durch einen gescheiten Angriff zehn Minuten vor Schluss erzielten sie den 1:0-Siegtreffer. Schade, wir hatten uns schon auf die Verlängerung gefreut, um die Zeit zwischen den beiden Spielen zu überbrücken. Was soll’s, immerhin hatte die erste Mannschaft ihr Soll für das Traumfinale erfüllt. In der Pause bis zum zweiten Halbfinale

Honduras-Mexiko
füllte sich das Stadion mit 70.627 Zuschauern. Wie nicht anders zu erwarten stellten die Mexikaner mit über 50.000 Fans den Großteil der Zuschauer. Schade war, dass bei weitem nicht so viele Honduraner wie beim Viertelfinale in New York im Stadion waren. Dennoch war die Stimmung unter den Fans wieder gut, bis zur ersten „Mexikanska Walla“ dauerte es nicht lang. Allerdings übertrug sich die gute Laune nicht bis auf das Spielfeld. Beide Mannschaften erarbeiteten sich nicht viele Chancen und die wenigen wurden auch noch kläglich vergeben. Es kam zur Verlängerung, was uns nach dem Schlafentzug der letzten Nacht nicht wirklich entgegen kam. Nun machten die Mexikaner kurzen Prozess, zwei Tore in sieben Minuten bedeuteten den sicheren Finaleinzug. Das dachte sich auch der Großteil der Zuschauer, die nach dem 2:0 in Scharen das Stadion verließen. Beim Schlusspfiff der Verlängerung war das Stadion noch gut zur Hälfte gefüllt. Wir beeilten uns anschließend, um unser Schlafdefizit nicht zu groß werden zu lassen. Allerdings wollten wir vorher noch eine Kleinigkeit essen. Aber in Houston kurz nach Mitternacht? Denkste! In der gesamten Innenstadt waren kein Schnellimbiss und auch kein Supermarkt mehr geöffnet. Dabei dachten wir, dass in die USA fast überall die Öffnungszeiten 24 Stunden am Tag sind.
 

mm_aa_ii_kk

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Am nächsten Morgen hieß es bereits wieder, Abschied von Houston zu nehmen. Mit der Linienbus, der übrigens keinen festen Fahrplan hat, sondern „in etwa alle 20 bis 30 Minuten“ fährt, fuhren direkt zum Hobby Airport. Ausnahmsweise verlief alles reibungslos und unser Southwest Airlines-Flug nach Los Angeles, den ich fast komplett verschlafen habe, landete pünktlich. Nach einer guten Stunde Metrofahrt und einem fünfzehnminütigen Fußmarsch erreichten wir unser Hostel, das Duo Housing. Obwohl wir die Unterkunft in einer gemeinsamen Buchung gebucht hatten, wurden wir in unterschiedliche Zimmer verfrachtet, Begründung: ausgebucht. Ausgebucht bedeutete 40 Gäste, die sich zwei Badezimmer teilen mussten, was vor allem morgens zu kleinen Warteschlangen führte. Was mich am meisten gestört hat, war die immer offene Eingangstür, durch die jeder ohne Schlüssel oder Zugangscode ein- und ausgehen konnte. Zur Sicherheit waren zwar Überwachungskameras da, ein gutes Gefühl hat man dabei aber trotzdem nicht.

Nach einem tiefen und langen Schlaf stand am nächsten Tag Downtown auf dem Programm. Das erste, was ich beim Ausstieg aus der Metro entdeckte, war das LA-Büro meines Arbeitgebers. Vor dem Gebäude steht diese Figur.
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Soll das ein Zeichen sein? Vor der Figur war auf dem Boden eine Platte mit ein paar Sätzen angebracht, die ich mir durchlas. Dabei kam jemand am Gebäude vorbei und meinte, wenn man sich diese Platte durchliest, hat man genau die gleiche Haltung für die Figur. Sollte das das nächste Zeichen sein? Sei’s drum. Unser Mittagessen an diesem Tag bestand aus einer 50er Portion Chicken McNuggets bei McD für schlappe 9,99 USD (nicht für jeden, wir haben brav geteilt). Anschließend trennten sich unsere Wege. Während mein Mitreisender noch ein wenig shoppte, schaute ich mir das Staples Center
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und das Olympiastadion an.
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Leider war in das Los Angeles Memorial Coliseum, das mit einem Fassungsvermögen von 93.607 das sechstgrößte Football-Stadion der USA ist, absolut kein Reinkommen möglich. Alle Eingänge waren geschlossen, nur eine Einfahrt war für Baustellenfahrzeuge geöffnet. Der Pförtner wollte mich partout nicht reinlassen. Ich redete eine viertel Stunde auf ihn ein, dass ich nur die 20 Meter bis zu den Zuschauerrängen gehen wollte, ein paar Fotos mache und nach zwei Minuten wieder verschwunden bin. Er ließ sich mit dem Hinweis auf die Überwachungskameras und die große Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn feuern würden, nicht erweichen, so dass ich unverrichteter Dinge wieder abziehen musste und mir lediglich der Blick von außen blieb.
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Am Abend folgte unser zweites Baseballspiel. Es war Derbytime:

Los Angeles Dodgers-Los Angeles Angels
Der Spielplan wollte es so, dass wir bei unserem zweiten Baseballspiel zum zweiten Mal ein Auswärtsspiel der LA Angels sahen. Die Dodgers spielen seit ihrem Umzug aus New York, wo sie bis 1957 auf Brooklyn Dodgers auftraten, im Dodgers-Stadium, das derzeit mit einem Fassungsvermögen von 56.000 das größte Stadion der Major League Baseball ist.
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Leider war das Stadion trotz des Derbys nicht einmal zur Hälfte gefüllt. 81 Heimspiele allein in der Regular Season hinterlassen ihre Spuren. Dazu kommt sicherlich, dass die gleiche Paarung auch an den beiden folgenden Tagen stattfand. Aufgrund eines miserablen Pitchers hatten die Dodgers während des gesamten Spiels fast ständig das Nachsehen. Trotz einer 2:0-Führung durch einen Homerun verloren die Dodgers auch dank zweier Homeruns der Angels mit 3:8. Somit sahen wir bei unserem zweiten Angels-Spiel den zweiten Angels-Auswärtssieg. Nach der Partie folgte noch ein zehnminütiges „Friday-Night-Firework“, welches nach jedem Freitagabend Heimspiel der Dodgers stattfindet.
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Nun war er endlich gekommen, der Tag des Endspiels. Doch bevor es so weit, trennten sich erneut unsere Wege. Mein Freund besucht erneut das Dodgers Stadium zum zweiten Derby Dodgers gegen Angels (Endstand 1:6, dritter „persönlicher“ Sieg der Angels), während ich nach Hollywood fuhr und einige Zeit über Walk of Fame schlenderte. Erinnerungsfotos gab es mit den Sternen von den Helden meiner Jugend, George Peppard und Lee Majors. Ein wenig verwundert war ich am Stern von Michael Jackson, war er doch mit reichlich Fanartikeln und Kerzen versehen und durch Kegel abgesperrt.
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Ich dachte mir nur, ca. zwei Jahre danach kann die ganze Trauer auch mal ein Ende haben. Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass es genau der zweite Todestag war, an dem ich da war. Insofern ergab das wieder einen Sinn. Anschließend gönnte ich mir ein Taxi, um zu einem Aussichtspunkt auf die Hollywood-Buchstaben zu fahren und das klassische Touri-Foto zu machen. Allmählich wuchs die Nervosität, der Anpfiff unseres Wunschfinals um den Gold-Cup 2011

USA-Mexiko
rückte näher. Mit der Metro fuhr ich nach Pasadena und dort mit einem der über 100 Shuttle-Busse direkt zum Rose Bowl.
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Ich war drei Stunden vor Spielbeginn dort, wollte mir aber die Atmosphäre nicht entgehen lassen. Wie bereits in New York war der Gang über die Parkplätze ein einzigartiges Erlebnis. Tausende feiernde Mexikaner, die grillten, tanzten und Fußball spielten. Einfach der helle Wahnsinn. Hier mal ein paar Schnappschüsse von mexikanischen Fans:
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Nachdem ich die Karten abgeholt hatte, musste ich nur noch auf meinen Mitstreiter warten. Der hatte beim Baseball drei Schweizer kennengelernt, die ebenfalls noch zum Endspiel wollten und bei denen er im Auto mitfuhr. Einer von den Schweizern war sogar noch verrückter als wir. Er hatte sich ebenfalls die beiden Viertelfinals in New York angesehen, war dann wieder nach Hause geflogen, um extra für das Finale nach LA zu fliegen. Beim Betreten des Stadions schlug mein Fußballherz endgültig in den höchsten Tönen. Das Rose Bowl-Stadium ist keine moderne Arena, es ist kein überflüssiger Schnick-Schnack vorhanden, es ist einfach nur eine riesige Schüssel mit einem Fassungsvermögen von 92.500 Plätzen.
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Allerdings merkt man dem Stadion sein Alter an (erbaut 1923), moderne Sicherheitsstandards werden nicht unbedingt erfüllt. So müssen alle Zuschauer durch relativ lange Tunnel die Ränge betreten. Ein echtes Wunder, dass hier noch nie eine Panik ausgebrochen ist. Wir kämpften uns zu unseren Plätzen in der zehnten Reihe durch und genossen das Flair dieses einzigartigen Stadions und dieses einzigartigen Spiels. Dem Spiel wohnten 93.420 Zuschauer bei (und somit mehr als das offizielle Fassungsvermögen…), die bisher höchste Zuschauerzahl, die wir bei einem Spiel erleben durften.
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Von den Zuschauern waren schätzungsweise 70.000 Mexikaner und 20.000 Amis. Wir hatten Karten für den Kurvenbereich und durften sogar das ganze Spiel stehen. Es standen alle Fans in den Kurven und wir hätten sonst nichts gesehen. Dass so etwas heutzutage bei einem Länderspiel, noch dazu bei einem Finale einer Kontinentalmeisterschaft möglich ist, hätte ich nicht gedacht.

Aufgrund der Masse an Mexikanern war eine koordinierte Stimmung nicht möglich. Überall im Stadion sangen die Leute in kleineren Gruppen, aber gerade das machte das Erlebnis so einzigartig. Die Amis dagegen bildeten zwei Fanblöcke, einer war wie bereits in Houston die „American Outlaws“.
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Das Spiel selber war der Oberhammer. Die USA führten nach 23 Minuten mit 2:0, wo man fast denken konnte, das war es bereits. Dementsprechend ruhig waren auch die Mexikaner geworden. Doch binnen sieben Minuten konnte Mexiko noch vor der Halbzeit zum 2:2 ausgleichen. Nun waren die mexikanischen Fans natürlich wieder obenauf.
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Nach der Halbzeit ging das Scheibenschießen weiter, Mexiko ging direkt mit 3:2 in Führung. Nun ging auch endlich das erste und leider einzige Mal, die La Ola-Welle durch das gesamte Stadion.
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Die USA drängten auf den Ausgleich (u.a. ein Schuss ans Lattenkreuz) und Mexiko konterte. Das Spiel hätte auch locker 6:6 ausgehen können. Ging es nicht, denn ein absolutes Traumtor eine viertel Stunde vor Schluss besiegelte den 4:2-Erfolg für Mexiko. Dieses Tor einfach ansehen und genießen:

Nach der Siegerehrung auf Spanisch (!), Pokalübergabe und der Ehrenrunde mussten wir langsam Abschied nehmen von diesem Traum von einem Stadion.
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Vor dem Stadion warteten bereits wieder die unzähligen Shuttle-Busse, die aber jetzt statt 20 Minuten wie auf dem Hinweg über eine dreiviertel Stunde bis zur Metro-Station brauchten, da sie sich in den ganz normalen Abfahrtsstau einreihten und keine extra Spuren für die Busse freigehalten wurden. Ganz großes Kino!
 

mm_aa_ii_kk

Erfahrenes Mitglied
22.07.2009
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Den letzten Tag nutzten wir für einen kurzen Abstecher an den Santa Monica Beach, um im Pazifik zu baden.
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Dazu nahmen wir den Linienbus, der direkt von unserem Hostel bis zum Strand einfach nur eine Straße geradeaus fuhr. Dafür benötigte der Bus ohne jeglichen Stau trotzdem eine Stunde. Wenn man bedenkt, dass wir damit aber nur die Hälfte der Straße befahren haben, bekommt man ein Gefühl für die Ausmaße der Stadt.

Der Rückflug ging mit der 747 Schleswig-Holstein von LH zurück nach FRA.
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Alles klappte gut, wir rollten planmäßig bis zur Startbahn, ehe wir auf halben Weg stehen blieben und sich eine halbe Stunde gar nichts tat. Dann endlich informierte uns der Pilot, dass es ein technisches Problem gibt und wir auf den LH-Bodentechniker warten. Nachdem der an einer Turbine rumgeschraubt hatte, starteten wir mit einer Stunde Verspätung. Die Verpflegung und vor allem der Service an Bord waren gut. Leider konnten wir die Verspätung aufgrund von zu viel Gegenwind nicht mehr rausholen, so dass wir in FRA anstatt planmäßiger 1 Std 45 Minuten nur 55 Minuten hatten, um unseren Anschlussflug nach HAJ zu bekommen. Mein Freund hatte ab Hannover ein Zugticket mit Zugbindung, so dass er unbedingt diesen Flug bekommen musste. Wir kamen an den C-Gates an und mussten durch Pass- und Sicherheitskontrolle rüber zu A23. Fast jeder hier weiß, dass das als statusloser Eco-Passagier ein Ding der Unmöglichkeit sein dürfte. Wir stellten uns der Herausforderung und rannten, was die Beine hergaben. Die Passkontrolle ging noch, aber dann kam die Sicherheitskontrolle. Während mein Begleiter Glück hatte und einen schnellen Mitarbeiter erwischte, schlief meiner fast ein. Irgendwann hatte ich es auch geschafft und legte einen Sprint hin. Obwohl ich ca. zwei Minuten nach meinem Freund am Gate ankam, durfte ich nicht mehr mit, während er im Bus saß, der zum Flugzeug fuhr, das vor den E-Gates stand. Er schrieb mir dann auch eine SMS, dass der Flieger nach Hannover mit zehn Verspätung abheben wird, da ja das Gepäck von den Leuten, die den Flieger nicht erreicht haben, wieder ausgeladen werden müsse. Ich hätte kotzen können. Durchgeschwitzt bis auf die Unterwäsche stand ich am LH-Schalter, um mir meine neue Bordkarte zu holen. Verwundert sah mit die LH-Mitarbeiterin an, wo denn mein Begleiter sei. Ich sagte ihr, der sitzt im Flieger nach Hannover. Darauf sie, das kann nicht sein, da er vom System bereits auch auf den nächsten Flieger umgebucht sei. Erst nachdem ich ihr die SMS gezeigt habe, glaubte sie mir. Blieb die Frage des Gepäcks. Der Typ in LAX hatte versehentlich beide Gepäckstücke auf den Namen meines Mitreisenden eingecheckt, so dass mein Koffer bereits in Hannover war, während ich 2 ½ Stunden in Frankfurt überbrücken musste. Später als geplant war ich dann zu Hause, da mir die S-Bahn in Hannover natürlich auch noch direkt vor der Nase wegfuhr.

Alles in allem war die Reise, wenn man die Umstände der Flüge mal außen vor lässt, ein absolutes Erlebnis. Die USA hatte mich nie sonderlich gereizt und wäre dieses Turnier nicht gewesen, wäre ich wahrscheinlich auch die nächsten 20 Jahre nicht dorthin geflogen. So war es schön, mal die Städte gesehen zu haben, das reicht aber auch. Wahrscheinlich werde ich die nächsten 20 Jahre auch nicht wieder in die USA fliegen. Vom fußballerischen hätte das Turnier nicht besser verlaufen können. Wir sind mit ganz niedrigen Erwartungen hingeflogen und wurden vom Drumherum mehr als nur positiv überrascht. Es war alles dabei. Fans in Massen, alle Stadien ausverkauft, einzigartige Stimmung vor und in den Stadien und sportlich sehr gute Leistungen, die durch Verlängerungen und Elfmeterschießen zudem an Spannung gewannen. Wir haben beide gesagt, die Reise hat sich vollends gelohnt, da dieser Gold Cup durch einen anderen Gold Cup wahrscheinlich nicht übertroffen werden kann.
 

hams

Erfahrenes Mitglied
18.05.2009
1.941
0
DUS / BWE
Cooler Trip, war zur selben Zeit wie du in Houston. War schon der Wahnsinn wie die mexikanischen Fans in der Stadt aufgefallen sind. Die Mannschaft von MEX hat im Westin Galleria gewohnt und es haben hunderte Mexikaner vor den Eingängen auf die Spieler gelauert. Highlight war der Louis Vuitton Store inkl. Chicharito, die Leute sind komplett ausgerastet und wie wussten nicht wie uns geschieht;-)
Aber fussballerisch war der Gold Cup schon recht ordentlich! Und wenn man dann schaut wo der "Gio" aktuell so (nicht) spielt, kommen einem schon die Tränen
 

johndoe

Erfahrenes Mitglied
09.09.2009
1.139
2
Schöner Reisebericht, vielen Dank! :) Sehr gefallen hat mir das Rose Bowl, das es solche Stadien mit einem solchen Fassungsvermögen noch gibt.. wow.
 

Carrie

Erfahrenes Mitglied
15.11.2009
1.351
1
DUS
Obwohl mich Fußball so gar nicht interessiert, hat mich dein Bericht regelrecht gefesselt und ich hab mir sogar die kleinen Videos mit Begeisterung angeschaut. Vielen Dank!! :)