Insanity Teil II: Der Redeye des Grauens (und ganz Easy nach Marrakesch)

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K

kraven

Guest
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13 Stunden Lufthansa Economy sind nicht zu toppen? Achwas.
Dafür bedarf es den REDEYE DES GRAUENS!
3 Stunden 30 Minuten Campingstuhl!
Über Nacht!
Natürlich in Economy!

Dank des vorzüglichen fast-nicht-verfügbaren One-Way-Pricings von Hansels wurde ich quasi genötigt, noch andere Reisen zu buchen. Und so kam es dann, dass ich einen LIN-FRA, den ich letzten Oktober brauchte, schön mit einem CMN-FRA, aka Redeye des Grauens, kombinieren konnte. Beides gab auch abzüglich Gutschein einen sehr netten Preis und für die Anreise kombinierte ich dann 2 weitere Segmente, aber ganz schnöde: FRA-MAD und ZRH-FRA.

Tjo, der FRA-MAD war auch mal in L verfügbar. Am Abflugtag dann war die Kiste über. Während tosc, in G gebucht, automatisch schon vier Stunden vorher sein Upgrade bekam, wurde mir erstmal ein Platz in Eco zugewiesen. Da muss noch optimiert werden! Aber erstmal ging es den Magen vollschlagen ins altbekannte Etablissement...

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(Symbolbild)

Dank Facebook wurden wir beide aufmerksam, dass diverse andere Leute sich in der Stadtlichter-Trinkhalle versammelt haben. Also schnell noch einen kleinen Jägermeister als Stärkung reingekippt und ab durch den Tunnel des Grauens!
Dort gabs dann noch ein paar Cocktails und es ging für uns dann wieder rüber zu A. Ich hatte mir inzwischen das Upgrade erbastelt und wir beide konnten es uns vorm Vorhang gemütlich machen. Pre-Departure-Drinks sind inzwischen anscheinend out, also gab es die erste Getränkerunde in der Luft.

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Die Speiseauswahl, ist, naja, milde ausgedrückt, sehr exotisch.

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Da ich mir schon den Fisch ausgesucht hatte, passte natürlich der übliche Rotwein nicht und ich musste zum Sekt überschwenken. In unserer Reihe waren die Karnickelnudeln sowieso schon aus.

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Die Vorspeise hat mir sehr gut geschmeckt, der Rest war okay, aber nicht überragend. Wer den Manchego auf dem Bild vermisst: Der lag auf meinem Tablett irgendwie nicht dabei. Der Service allgemein war auch recht durchwachsen: Während die beiden vorderen Reihen schon längst fertig waren, bekamen wir erst unser Essen und so wurden wir auch bei der Kaffee- und Tee-Runde übersprungen... Den Baileys als Nachtisch gabs aber trotzdem.
In Madrid 30 Minuten vor geplanter On-Block-Zeit angekommen. Die Fanfare kam leider nicht. Achne, das ist ja bei einer anderen Fluggesellschaft die hier nebenan andockt ;)
Der Hotelshuttle kam auch bald nach so 20 Minuten und fuhr uns quasi einmal um die Ecke ins Hotel. Wir hatten uns das Tryp Diana ausgesucht, weils einfach das günstigste war... Das Zimmer war in den 90ern stehen geblieben, dafür sauber und nach einem Feierabendbier gings dann auch pennen. Die Nacht wird nicht soooo lang...

Der Blick aus dem Hotel war aber dafür ganz nett:

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Mit dem Shuttle gings dann auch zurück zum Flughafen und nach einer recht effizienten Fummelbude und der Passkontrolle waren wir dann auch schon am Gate. Wie kommt man nun von Madrid nach Marokko? Genau, mit den Billigfliegern!
Ryanair und Easyjet fliegen fast gleichzeitig nach Marrakesch, da aber der irre Ire doppelt so teuer war, haben wir uns für die Orangenen entschieden. Eine Stunde vor Abflug stehen alle schon brav am Gate Schlange, wir suchen uns aber noch eine Möglichkeit zum Frühstücken. Nach einem Bocadillo und einem Cafe con leche haben wir uns dann auch mal angestellt und da das ganze unerfahrene Billigfliegerklientel sich gleich in den ersten Reihen hinsetzt, war hinten tote Hose und wir hatten quasi eine Reihe für uns alleine, obwohl ein Tag vorher gerade mal noch drei Plätze in den freien Verkauf gingen.
Vorher mussten wir aber am Gate noch unsere Trolleys abgeben, natürlich kostenlos.

So, Boarding completed, aber trotzdem ging es nicht weiter. Irgendwer hat sich verladen und man musste erstmal neu die Koffer sortieren. Nach 30 Minuten gab es die erste Getränkerunde aufs Haus (not bad, das schafft nichtmal eine LH oder AB...) und nach 45 Minuten kamen die ersten Spanier, die die italienische Crew, die mit der Maschine einen MXP-MAD-RAK-W-Pattern fliegt, auf spanisch vollzuschimpfen, was das nun soll. Ganz lustig anzusehen.
Der einzige trockene Kommentar des Flugbegleiters: "Sit down and shut up." :D

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Nach einer Stunde war dann das lustige Kofferdomino beendet, alles wieder drin und der ereignislose Flug nach Marrakesch ging los. Einreise auch problemlos und wir nahmen uns ein Taxi ins Hotel. Man kann entweder in Dirham oder in Euro zahlen. Dirham waren genug vorhanden, also haben wir das genommen.
Das Hotel wurde günstig mit einem 20€-Voucher von Opodo gebucht und machte einen sehr schönen Eindruck. Die 10 marokkanischen Minuten warten bis das Zimmer fertig ist waren inschallah auch nach 30 Minuten und einem Tee beendet und wir bezogen unsere 2-Zimmer-Suite. Sehr hübsch eingerichtet, allerdings hätte man dem Bad entsprechend auch wenigstens ein Bidet oder eine Badewanne spendieren können.
Anyway, für eine Nacht reichte es vollkommen aus und das Free Wifi war sehr passend.

Nachdem wir auch die Taximafia außerhalb des Hotels abgewimmelt hatten und denen klar wurde, dass wir wirklich in die Medina laufen wollen, machten wir uns auch auf den Weg und nach gemütlichen 20 Minuten bei 20 Grad waren wir dann auch am Platz Jemma El-Fnaa angekommen, Weltkulturerbe.
Nepper, Schlepper, Touristenfäng, sorry, Schlangenbeschwörer, Orangensaftverkäufer und sonstige Schausteller teilen sich den Platz tagsüber, umringt vom Easyjetset. Ja, ganz nett anzusehen, aber nicht wirklich das Arabien, was ich kenne. Für tosc als Araber-Erstling war es trotzdem ein Overkill aller Sinne :D

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Nach einem Mittagessen, einer Tajine mit sehr sehr leckerem Lammfleisch auf Orangenscheiben waren wir ganz schön fettig, äh, fertig und brauchten einen Verdauungsspaziergang. Weiter ging es durch die Souks bis zum Bahia-Palast. Sobald man irgendwo stehen bleibt und anschaut, versuchen die Händler gleich einen in die Geschäfte zu zerren. So gefällt das einem, not!

Allerdings soll es in Tunesien oder Ägypten noch schlimmer sein, zum Glück war ich da noch nie.

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Wir liegen weiter durch die Stadt zu den Said'schen Gräbern, einer weiteren Sehenswürdigkeit dieser Stadt.

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Am Abend wurde tosc dann untenrum nochmal rasiert :D bevor wir uns wieder zum Essen fettig, äh, fertig machten...

Abends wird am Jemma El-Fnaa aus dem belebten Platz ein riesiges Lokal, wo jeder um seine Tourist, äh, Kunden, buhlt. Wir suchten uns den Stand aus, bei dem wir beim Vorbeigehen am wenigsten genervt wurden und am meisten Locals waren. Schon haben wir eine Portion Fleisch mit Fladenbrot vorgetischt bekommen. Drüber etwas Cumin und Salz gestreut und schon werden die Fing
er dreckig gemacht ;)

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Besteck gibts zwar auch, aber zwecks Dünnschissprophylaxe ist das Verwenden der rechten Hand (nicht der linken, die ist dreckig und für mich als Linkshänder noch schwerer zu bewerkstelligen!) empfohlen.
Was ich an Marokko im Gegensatz zum Nahen Osten sehr passend finde ist die Tatsache, dass man sich hier auf Französisch sehr einfach verständigen kann. Auch wenn mein Schulfranzösisch angestaubt ist, war es ohne Probleme zu meistern :)

Am Abend suchten wir vergeblich im Supermarkt nach Alkohol, wurden aber dank Google Maps auf einen "British Pub" in der Nachbarschaft aufmerksam, der aber eher nach einem Lokal, welches seit den 90ern nicht mehr modernisiert wurde, aussah. Egal, Bier war vorhanden, günstig und auch lecker :D

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Am nächsten Morgen nach einem Frühstück, von dem wir uns von einem 4* irgendwie mehr erhofft hatten, schüttelten wir wieder die Taximafia ab und liefen in Richtung Bahnhof. Dort wunderte man sich, dass wir nicht nach Casablanca fahren, sondern nach Rabat. Die 9€ mehr für die erste Klasse nahmen wir für die Reise auch in Kauf und fanden uns dann kurze Zeit später in einem ehemaligen französischen Corail-Wagen wieder, der uns für die nächsten 4,5h beherbergen sollte.

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Die marokkanische Staatsbahn ist sowieso ein interessantes Sammelsurium: Es fahren dort die Knicknasen-Elektroloks der SNCF, belgische Nahverkehrswagen und italienische Doppelstock-Triebzüge.
In Rabat angekommen suchten wir erstmal vergebens nach einer Möglichkeit, unseren Trolley irgendwo abzugeben bis wir beschlossen, diesen halt mitzuschleppen. Die Medina dort ist zwar nicht so atmosphärisch wie z.B. in Marrakesch, dafür sehr angenehm weil man wirklich nirgendwo angesprochen wird wenn man einen Laden anschaut. Ich deckte mich erstmal mit einem Kilo Datteln ein, bevor wir mit der brandneuen Straßenbahn zum Hassan-Turm und zum Mausoleum fuhren.
 
K

kraven

Guest
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Ein sehr imposantes Gebäude. Während man in Marrakesch für weniger interessantere Gebäude 10 Dhs Eintritt lohnen müsste, ist hier alles kostenlos.
Was kommt nach dem Rabat(t)? Genau, der Sale! So heißt nämlich die Nachbarstadt, wo wir nun hinliefen. Dort nochmal auf dem Markt noch paar Süßigkeiten geholt und Zeit verplempert, bevor es mit der Tram dann wieder zurück zum Bahnhof ging.

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Einmal Umsteigen später waren wir dann auch schon am Flughafenbahnhof von Casablanca, IMHO der einzige afrikanische Airport mit ÖPNV-Anschluss. Wir waren aber noch zu früh: Wir kamen um 21 Uhr an und laut Gate Agent macht man inschallah eine halbe Stunde später auf. Also noch ein Bierchen landside gezischt, die letzten Dirhams verbraten und so eine Stunde später hat dann der Check-In aufgemacht. Schnell den Trolley abgegeben und ab in die Lounge.
So früh war ich noch nie am Flughafen!
Warum das ganze: Genau, ich habs im ersten Absatz angekündigt: Der REDEYE DES GRAUENS. EIN HORROR-SCHOCKER VON FRANZ PRODUCTIONS IN KOOPERATION MIT NEK oder so ;)

Der Abflug ist zu einer unchristlichen Zeit von 02:10, d.h. wir haben noch fast vier Stunden zu vertrödeln.
Die Lounge ist relativ leer und zeitgemäß eingerichtet. Es gibt einen kleinen Teller mit Snacks, süß und pikant sowie eine Bedienung, die anscheinend für die Getränke zuständig ist. Allerdings hat er nichts dagegen, wenn man sich auch selbst bedient...

Das war aber das kleinere Übel. Das größere war, es gab noch genau drei Bierdosen im Kühlschrank und immer noch drei Stunden Zeit bis zum Abflug! Der Akku des Ipad war auch bedrohlich nahe am roten Bereich, aber am Ende habe ich doch die erste Etappe überstanden. Bislang war aber alles nichts gegen das, was noch kommt: Der REDEYE DES GRAUENS!

Am Anfang war mal ein 321 geplant, der dann zum 320 und am Ende zum 319 wurde. Alles gleich. Ladung war 94 Paxe wenn ich mich recht entsinne und das Seatblocking in der Exit Row hat geklappt. Ich bin eigentlich kein Freund dieser Reihe, aber bei diesem Flug war es wert.
Gleich nach dem Abheben Schlafbrille auf, Ohropax rein und versucht, es sich irgendwie bequem zu machen.

Das Catering bestand aus einer Tüte gefüllt mit 2 Brötchen (1 Käse, 1 Tunfisch), 1 Apfel, 1 kl. Flasche Wasser und 1 Schokoriegel. Finde ich persönlich ganz gut, weil man so entscheiden kann ob man sofort das verspeisen will oder erst im Landeanflug. Leider wurde mein Vegetarisch-Orientalisches Menü nicht an den Platz geliefert und der Rest war nicht wirklich verdaubar. Den Apfel habe ich erst heute Mittag auf der Arbeit gegessen, vielleicht hab ich jetzt davon die ganze Zeit Bauchweh :D

Reichlich vor offizieller Ankunftszeit landeten wir dann wieder in FRA obwohl wir auch schon vorher abgeflogen sind und Blauweiß Wiesbaden besuchte uns auf unserer Außenposition. Mein Hintern ist immer noch taub.
Taktischerweise stellte sich BWW nur an den vorderen Exit, während man am hinteren Exit ohne weitere Kontrolle den Flieger verlassen konnte. So sind sie, unsere Beamten ;)

Koffer waren dann auch schnell da und wir gingen uns noch in der Welcome Lounge frischmachen. Nach einem sehr reichhaltigem Frühstück und einer Dusche ging es dann auch nach Hause und damit die Flugsaison 2011 zu Ende. Für meinen 400. Flug habe ich mir zwar keinen arschbetäubenden Redeye gewünscht, bei dem jeder US-Nachtflug pillepalle ist, aber ab und zu kann man sich halt seine Flüge nicht aussuchen :(
 
Zuletzt bearbeitet:

Hase

Hasenator
19.11.2010
1.756
3
THF
Was tut man nicht alles um in der Welcome Lounge zu hocken! :)

Toller Bericht! (y)
 

jarino

Erfahrenes Mitglied
28.03.2009
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Toller Bericht, ich kann aus eigener Erfahrung als Alternative Larnaca-Frankfurt um 04.05 Uhr morgens empfehlen, 4 h Flugzeit, nahezu kein Catering selbst in Business, natürlich NEK und kein Zugang zur Welcome Lounge, aber wegen Gegenwind sowieso 30 Minuten mehr NEK-Erlebnis für das gleiche Geld die gleichen Meilen und keine Zeit für die Lounge.