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Eigentlich sollte es eine Junggesellen-Abschieds-Party für einen guten Freund werden, der trotz aller Warnungen das Lodderleben beenden und in den sicheren Hafen der Ehe einlaufen will. Doch es kam halt alles ganz anders als geplant und im Namen der Überlebenden dieses international hochdotierten Events muss ich von einer Odyssee auf dem Bodensee berichten.
Nach einigen erbaulichen In- und Outdoor-Aktivitäten, die ich hier nicht näher benannt werden sollen, machen wir uns auf den Weg zum legendären Überlinger Promenadenfest, wo so namhafte Bands wie die "Hotzenplotzer", "Jumbo und Big Daddy" oder auch die "Kreutzfidelen Polkagumpern" auftreten. Bei strömenden Regen ist es nach der dritten Band, die wie die beiden vorigen "Sweet Home Alabama" ganz unorthodox interpretiert, Zeit weiterzuziehen.
Gebucht ist die MS "München" mit Destination Meersburg, wo wir dem Staatsweingut Meersburg einen Besuch abstatten wollen. Das Boarding gestaltet sich unkompliziert, bei Free Seating wählen wir uns Plätze auf dem Oberdeck.
Wir legen um Punkt 16:00 Uhr ab, Schiff Ahoi! Die "München" dreht zwei ordentliche Pirouetten, wodurch gigantische Wellen ans Ufer krachen. Danach stösst das Schiffshorn ein Signal 4 x kurz und die Motoren verstummen. Die Seebären unter uns wissen, dass das Signal "navigierunfähig" bedeutet. Danach treibt die "München" auf den offenen Bodensee. Wir zollen unserem Eventmanager ordentlich Respekt, denn er hat nicht nur wochenlang hunderte Statisten für das Grossereignis gecastet, sondern auch die hochrangige Gesellschaft selbst aus Übersee örtlich und zeitlich zusammengebracht. Nur leider bestreitet er glaubhaft, dass die Havarie der "München" Teil seiner Regieanweisungen gewesen ist. Da der Zeitplan mit dem Staatsweingut in Gefahr ist, verhandelt er mit der Crew, doch diese besteht darauf, dass das Schiff havariert sei.
Nach etwa einer halben Stunde in der Gewalt der Fluten kommt über Bordlautsprecher die Durchsage, das die Passagiere sich keine Sorgen machen solle, die Besatzung hätte die Situation super im Griff. Welche "Situation"? Gehen etwa schon die Getränke aus?
Wenig später legt das Polizeiboot WSP 23 - "Überlingen" backbordseitig an und wird mit Seilen an der "München" festgezurrt. Danach dreht sich das ungleiche Schifsspaar mal links- und mal rechtsherum, fährt mal vor und mal zurück, das ganze aber immer schön in der Mitte des Bodensees.
WSP 23 - "Überlingen".
Irgendwann wird dann auch der Wasserpolizei langweilig und sie wollen etwas neues probieren. WSP 23 wird nun am Bug der "München" befestigt und die Zügel werden etwas lockerer gelassen. Ich befürchte, dass die "München" vielleicht kontrolliert versenkt werden soll und bestehe darauf, dass dies auf der Schweizer Seite des Bodensees passieren sollte, da hier die Erbschaftssteuern günstiger sind.
Stellungswechsel.
Nach einer weiteren Stunde gibt es nochmals eine Durchsage von der Besatzung (es gibt also doch noch eine Crew), dass die Wasserschutzpolizei ein Anlanden aufgrund des Sturmes untersage und man warten müsse bis sich der Sturm gelegt habe. Und es sei weiterhin "alles super unter Kontrolle". Hallo? Wir spielen hier ein wenig Schiffsunglück.
Da braut sich was zusammen.
Wieso gibt es noch keine freien Getränke und wo bleibt die Presse? Wo sind "Explosiv" oder "Brisant", wenn mal richtig etwas abgeht. Da nähert sich aus Richtung irgendwo ein kleines Schnellboot, ah das müssen sie sein.
Ist das die Presse?
Zu unserer Enttäuschung entsteigt dem Schnellboot nur der Stellvertretende Branddirektor der Stadt Überlingen. Gibt es jetzt auch noch Feuer? Und dann schicken sie auch nur einen Stellvertreter.
Der "Stellvertreter".
Wir beschliessen, uns an strategischen Positionen auf dem Schiff zu verteilen, um zumindest die weiter Getränkeversorgung sicherzustellen. Nach einer Weile nähert sich die Doppelendfähre "Lodi", zu unserer Enttäuschung ohne Getränkeladung.
Nachschub?
Von daher wird abgelehnt, dass die "Lodi" backbordeseitig anlegt und die Lodi verbleibt zunächst in Habachtstellung.
Ihr kommt hier net rein?
Nach zähen Verhandlungen wird uns die MS "Überlingen", das neueste Passagierschiff der Bodensee-Schiffsbetriebe gesandt.
Ist das die Rettung?
Zwar sehen die Passagiere an Bord der "Überlingen" schon so aus als hätten sie bereits einen beträchtlichen Teil der Getränkevorräte getankt. Nachdem man uns jedoch versichert, das Verbliebene mit uns zu teilen, erklären wir uns bereit, überzulaufen.
Wir laufen über.
Den Havaristen lassen wir mit WSP 23 und dem "Stellvertreter" zurück.
Der nächste Halt der "Überlingen" ist Überlingen und nachdem unser Eventmanager sicherstellen konnte, dass der Weinkeller in Meersburg nochmals für uns geöffnet wird, machen wir uns auf den Landweg.
Soweit mir von der Weinprobe erinnerlich, möchte ich vom Spätburgunder der Lage "Meersburger Bengel" abraten, der Weissherbst ist jedoch eine interessante Alternative und der Secco hätte selbst gute Chancen in die Schweizerische Apéro-Kultur Einzug zu halten.
Über den Rest des Abends muss ich leider den Mantel des Schweigens breiten.
Weitere Berichte:
Tripreport Ilhas dos Açores 05.06.2012 bis 12.06.2012
Tripreport Ilhas dos Açores #2 13.07.2012 bis 18.07.2012
Tripreport Ilhas dos Açores #3 07.06.2013 bis 16.06.2013
Tripreport Ilha da Madeira 12.12.2013 bis 16.12.2013
21.07.2012: Havariert auf dem Bodensee oder Einfach mal treiben lassenl
Nach einigen erbaulichen In- und Outdoor-Aktivitäten, die ich hier nicht näher benannt werden sollen, machen wir uns auf den Weg zum legendären Überlinger Promenadenfest, wo so namhafte Bands wie die "Hotzenplotzer", "Jumbo und Big Daddy" oder auch die "Kreutzfidelen Polkagumpern" auftreten. Bei strömenden Regen ist es nach der dritten Band, die wie die beiden vorigen "Sweet Home Alabama" ganz unorthodox interpretiert, Zeit weiterzuziehen.
Gebucht ist die MS "München" mit Destination Meersburg, wo wir dem Staatsweingut Meersburg einen Besuch abstatten wollen. Das Boarding gestaltet sich unkompliziert, bei Free Seating wählen wir uns Plätze auf dem Oberdeck.
Wir legen um Punkt 16:00 Uhr ab, Schiff Ahoi! Die "München" dreht zwei ordentliche Pirouetten, wodurch gigantische Wellen ans Ufer krachen. Danach stösst das Schiffshorn ein Signal 4 x kurz und die Motoren verstummen. Die Seebären unter uns wissen, dass das Signal "navigierunfähig" bedeutet. Danach treibt die "München" auf den offenen Bodensee. Wir zollen unserem Eventmanager ordentlich Respekt, denn er hat nicht nur wochenlang hunderte Statisten für das Grossereignis gecastet, sondern auch die hochrangige Gesellschaft selbst aus Übersee örtlich und zeitlich zusammengebracht. Nur leider bestreitet er glaubhaft, dass die Havarie der "München" Teil seiner Regieanweisungen gewesen ist. Da der Zeitplan mit dem Staatsweingut in Gefahr ist, verhandelt er mit der Crew, doch diese besteht darauf, dass das Schiff havariert sei.
Nach etwa einer halben Stunde in der Gewalt der Fluten kommt über Bordlautsprecher die Durchsage, das die Passagiere sich keine Sorgen machen solle, die Besatzung hätte die Situation super im Griff. Welche "Situation"? Gehen etwa schon die Getränke aus?
Wenig später legt das Polizeiboot WSP 23 - "Überlingen" backbordseitig an und wird mit Seilen an der "München" festgezurrt. Danach dreht sich das ungleiche Schifsspaar mal links- und mal rechtsherum, fährt mal vor und mal zurück, das ganze aber immer schön in der Mitte des Bodensees.
WSP 23 - "Überlingen".
Irgendwann wird dann auch der Wasserpolizei langweilig und sie wollen etwas neues probieren. WSP 23 wird nun am Bug der "München" befestigt und die Zügel werden etwas lockerer gelassen. Ich befürchte, dass die "München" vielleicht kontrolliert versenkt werden soll und bestehe darauf, dass dies auf der Schweizer Seite des Bodensees passieren sollte, da hier die Erbschaftssteuern günstiger sind.
Stellungswechsel.
Nach einer weiteren Stunde gibt es nochmals eine Durchsage von der Besatzung (es gibt also doch noch eine Crew), dass die Wasserschutzpolizei ein Anlanden aufgrund des Sturmes untersage und man warten müsse bis sich der Sturm gelegt habe. Und es sei weiterhin "alles super unter Kontrolle". Hallo? Wir spielen hier ein wenig Schiffsunglück.
Da braut sich was zusammen.
Wieso gibt es noch keine freien Getränke und wo bleibt die Presse? Wo sind "Explosiv" oder "Brisant", wenn mal richtig etwas abgeht. Da nähert sich aus Richtung irgendwo ein kleines Schnellboot, ah das müssen sie sein.
Ist das die Presse?
Zu unserer Enttäuschung entsteigt dem Schnellboot nur der Stellvertretende Branddirektor der Stadt Überlingen. Gibt es jetzt auch noch Feuer? Und dann schicken sie auch nur einen Stellvertreter.
Der "Stellvertreter".
Wir beschliessen, uns an strategischen Positionen auf dem Schiff zu verteilen, um zumindest die weiter Getränkeversorgung sicherzustellen. Nach einer Weile nähert sich die Doppelendfähre "Lodi", zu unserer Enttäuschung ohne Getränkeladung.
Nachschub?
Von daher wird abgelehnt, dass die "Lodi" backbordeseitig anlegt und die Lodi verbleibt zunächst in Habachtstellung.
Ihr kommt hier net rein?
Nach zähen Verhandlungen wird uns die MS "Überlingen", das neueste Passagierschiff der Bodensee-Schiffsbetriebe gesandt.
Ist das die Rettung?
Zwar sehen die Passagiere an Bord der "Überlingen" schon so aus als hätten sie bereits einen beträchtlichen Teil der Getränkevorräte getankt. Nachdem man uns jedoch versichert, das Verbliebene mit uns zu teilen, erklären wir uns bereit, überzulaufen.
Wir laufen über.
Den Havaristen lassen wir mit WSP 23 und dem "Stellvertreter" zurück.
Der nächste Halt der "Überlingen" ist Überlingen und nachdem unser Eventmanager sicherstellen konnte, dass der Weinkeller in Meersburg nochmals für uns geöffnet wird, machen wir uns auf den Landweg.
Soweit mir von der Weinprobe erinnerlich, möchte ich vom Spätburgunder der Lage "Meersburger Bengel" abraten, der Weissherbst ist jedoch eine interessante Alternative und der Secco hätte selbst gute Chancen in die Schweizerische Apéro-Kultur Einzug zu halten.
Über den Rest des Abends muss ich leider den Mantel des Schweigens breiten.
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Tripreport Ilhas dos Açores 05.06.2012 bis 12.06.2012
Tripreport Ilhas dos Açores #2 13.07.2012 bis 18.07.2012
Tripreport Ilhas dos Açores #3 07.06.2013 bis 16.06.2013
Tripreport Ilha da Madeira 12.12.2013 bis 16.12.2013
21.07.2012: Havariert auf dem Bodensee oder Einfach mal treiben lassenl
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