Mit Do 28 von Tegel nach Gatow zum Flugplatzfest (plus Lkw-Oldtimertreffen in Neuburg)

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Airsicknessbag

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11.01.2010
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2000 machte ich ein Praktikum in Berlin. Da ich damals schon ähnlich bekloppt war wie heute, aber halt auf bescheidenerer Ebene, ging ich schon damals meinen (Sammel-)Hobbies nach: An- und Abreise MHG-THF-MHG, hin ungeplanterweise sogar noch auf Cosmos-Air-AOC, da die Übernahme durch Cirrus noch nicht ganz abgeschlossen war, vor Ort mein Erstbesuch in Polen per Bahn nach Stettin, und auch ein Ausflug zum Luftwaffemuseum in Gatow.

Die Ausstellung gefiel mir ganz gut, auch wenn sie streckenweise schon damals fast ein bißchen den Charakter einer "Corrosion Corner" hatte, viel interessanter fand ich aber die Tatsache, daß, obwohl der Flughafen seit der Betriebseinstellung und Entwidmung sechs Jahre zuvor rein rechtlich ein Feld mit einer (nur noch) 800 Meter langen Asphaltfläche war, rein physisch-tatsächlich Flugbetrieb ohne weiteres möglich wäre. Und da stand ich nun, schlanke 68 Flüge auf dem Kerbholz, mit einem Berlin-Log von TXL 0/0, THF 0/1, SXF 0/0 und dachte mir "Mensch, hier will ich auch einmal hinfliegen."

Fast Forward elf Jahre, September 2011: BER steht als Metropolitan Area mittlerweile auf Platz zwei auf der Rangliste meiner meistbeflogenen Plätze; weit abgeschlagen hinter dem auf ewig uneinholbaren FRA, aber vor meinen diversen "zweiten Homebases" in NRW oder Drehkreuzen wie PAR, MAD, LON, MUC oder DXB - und das trotz des inhärenten Nachteils des ausschließlichen O/D-Verkehrs dort.

Ich bin also 6/8 mal von/nach TXL geflogen, 3/5 mal von/nach SXF und 3/4 mal von/nach THF. Es waren viele außergewöhnliche und Eventflüge dabei, wie ein Rundflug mit Belavia Jak 40, der Ferryflug des damals nagelneuen Lufthansa A330-300 von FRA zur ILA oder der Abschiedsflug mit LTU A330-200 von THF nach DUS mit Raketenstart. Viele der Fluggesellschaften oder Linien gibt es nicht mehr, von ganz THF ganz zu schweigen. Aber GWW fehlt mir immer noch.

Und nun höre ich, daß am folgenden Wochenende, wenn ich gerade durch Juba, Kabul und Sana'a turne, auf dem Flugplatzfest des Luftwaffemuseums Flugbetrieb mit Oldtimern stattfinden werde. Und ich wußte nichts von dieser Gelegenheit! Oh Mist, hoffentlich machen die das nächstes Jahr wieder! Also den Termin für das nächstjährige Fest, 8./9. September gleich einmal dick rot im Kalender markiert und "keine Reisen buchen!!!" vermerkt...

Kurz darauf hatte ich recherchiert, daß der RK-Flugdienst, auf dessen Do 27 und 28 ich ohnehin schon ein Auge geworfen hatte, mit unter anderem eben diesen beiden Mustern vor Ort gewesen war, also entstand vor meinem Auge ein Idealbild: Von Uetersen nach Gatow, hin mit der einen, zurück mit der anderen Do, nebenbei außer Gatow noch ein weiterer Platz, auf dem bis vor kurzem im weitesten Sinne Linienflüge stattgefunden haben. Nun mußte ich als "nur noch" einige Monate warten, ob die Veranstaltung 2012 in gleicher oder ähnlicher Form wie 2011 stattfinden würde.


Ich nahm frühzeitig Kontakt auf und bekam unkompliziert und schnell zum einen die Information, daß, ja, wieder Flugbetrieb stattfinden würde, man sich auch wieder beteiligen wolle, einem Mitflug grundsätzlich nichts im Wege stehe und wir Details kurzfristig besprechen sollten. Klasse!

Noch einmal ein paar Monate weiter meldete sich dann in der Woche des Events der Chef des RK-Flugdienstes bei mir und bot mir an, mit der D-IRES am Donnerstag von Uetersen nach Tegel oder am Samstag von Tegel nach Gatow zu fliegen. Auf der direkten Überführung der D-ICDY von Uetersen nach Gatow am Samstag sowie den Rückflügen beider Maschinen von Gatow nach Uetersen seien keine Plätze mehr frei, außerdem komme die Do 27 D-EOAD nicht (Nachwehen hiervon?)

Trotz der Uetersen- und Do-27-losigkeit war ich begeistert und sagte sofort für TXL-GWW zu. Wir verabredeten uns für Samstag um 0900 an der General-Steinhoff-Kaserne in Kladow, die sich mit dem Luftwaffemuseum das Areal des Flughafens teilt, um von dort aus gemeinsam im Dienstfahrzeug zum militärischen Teil Tegels zu fahren, da ich dort nur mit "Eskorte" Zutritt hätte, ich buchte ein Hotel und freute mich riesig auf den Samstag.


Am Freitag fuhr ich mit der Bahn nach der Arbeit nach Hoppegarten, verbrachte dort die Nacht, um mich am nächsten Morgen wieder früh um sechs aus dem Bett zu schälen. Manchmal müssen für das Hobby eben auch Opfer gebracht werden...

Anschließend ging es per S-Bahn, ICE (wer innerberlinisch fliegen kann, der kann auch innerberlinisch ICE fahren) und Bus über den Hauptbahnhof und Spandau nach Kladow und anschließend mit der Truppe der Reservistenkameradschaft nach Tegel Nord.

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Dort erwartete uns relativ typische Militärflugplatzatmosphäre sowie die Heuß, die dort seit einigen Tagen AOG war.

Leider war das Wetter mehr als bescheiden für VFR, so daß wir nach der Sicherheitskontrolle (ja, tatsächlich!) erst einmal in den Briefingraum der Flugbereitschaft "verlegten", wo wir leider etwa zweieinhalb Stunden dem Wetter beim Besserwerden zugucken mußten,

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bevor wir gegen 1145 unseren Wetterschutz verließen, Super Cub und Do abflugfertig machten,

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boardeten

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und losrollten.

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Wir brauchten etwa eine Viertelstunde vom Anlassen der Triebwerke bis wir auf der Bahn waren (Warmlaufen lassen?), dafür ging das Abheben umso schneller - das Spornrad war nach, ach, 20 Metern, höchstens, in der Luft,

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und der Rest folgte auch sehr bald nach. STOL at its finest.

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Airsicknessbag

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Anschließend flogen wir dann doch etwa 15 Minuten für die etwa 14 Kilometer Luftlinie, knapp unterhalb der Wolkengrenze in 1.000 Fuß Höhe und leider bei allenfalls brauchbar zu nennendem Wetter, was natürlich die Fotoausbeute etwas einschränkt:

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Bald kam Gatow in Sicht,

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und wir flogen zunächst einmal längs der Bahn,

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um in einem U

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in den Endanflug zu gehen,

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bevor wir wenige Meter über der Piste noch einmal Vollgas gaben und in einer scharfen Rechtskurve durchstarteten:

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Herrlich!

Also das selbe noch mal, Platzrunde, dieses Mal aufsetzen,

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abrollen

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und am Spalier der Fotografen vorbei

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zur Parkposition.

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Und so war um 1215 der fliegerische Teil eines richtig schönen Tages, der mir tatsächlich den nicht mehr für möglich gehaltenen vierten Berliner Flugplatz ins Log gebracht hatte (ok, wer fliegt mich jetzt mit dem Heli von Johannisthal nach Staaken?) zu Ende.
 

Airsicknessbag

Erfahrenes Mitglied
11.01.2010
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Ich lief noch ein bißchen auf dem Flugplatzfest bzw. im Luftwaffemuseum umher,

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mußte aber auch schon recht bald aufbrechen und fuhr mit Bus, ICE und Agilis über Spandau, Fulda und Ingolstadt nach Neuburg.


Denn dort fand, der geneigte Nur-Flugzeug-Spacko darf nun das Lesen einstellen, ein Lkw-Oldtimer-Treffen statt, auf dem meine Frau dienstlich zu tun hatte.

Bevor ich diesen Bericht also gleich mit noch ein paar Non-Aviation-Fotos beschließe, hier noch mein Rausschmeißer für den fliegerischen Teil:

Es war ein wirklich toller Tag, auch wenn der Aufwand für letztlich 20 Minuten Flug doch fast übertrieben scheint. Ganz abgesehen von den "Jawoll-endlich-abgehakt"-Aspekten (Gatow, Do 28, neue "Airline"), war es wieder ein faszinierender Ausflug in die nette Nische der Spaß-, Traditions- und "kleinen" Fliegerei abseits der immer mehr busfahrisierten "großen" Luftfahrtwelt. Außerdem fand ich meinen ersten Einblick in die militärische Fliegerei ziemlich spannend, vielleicht hätte man doch versuchen sollen, seinen Wehrdienst bei der Luftwaffe abzuleisten.

Und, last not least, fand ich es schön, wieder ein paar positiv Fliegerei-Verrückte kennenzulernen, die mit Herzblut bei der Sache sind. Die Bereitschaft, einen "fellow enthusiast" sehr gastfreundlich mitzunehmen, war vorbildlich. Danke!
 

SuperConnie

Erfahrenes Mitglied
18.10.2011
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56
Nordpfalz
Mit der RAAF DC-3 (A65-69 - die scheint ja da zu stehen :) flog ich unter der für Westberlin erforderlichen RAF-Reggie ZD 215 1980 auf einem Rundlfug ex Gatow über Havel und Grunewald mit. War cool; ich konnte in dem verglasten Ausguck (oben auf dem Rumpf sichtbar) stehen, einen touch-and-go gab es und ich habe irgendwo auch Dias davon...

Ich dachte, diese Maschine wäre im MVT geendet.

Für die historischen LKWs kann ich mich mit einem Schienenbus revanchieren:

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(Hunsrückbahn, mit Mittagspause)
 
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