Reisebericht mit dem Fahrrad nach Griechenland

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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
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Ich möchte von einen "etwas" anderen Trip berichten. Dieser liegt schon etwas zurück, jedoch hat sich dieser besonders eingeprägt. Diese Tour sollte allein mit dem Fahrrad und Muskelkraft bis nach Acona in Italien gehen. Ehe wir mit der Fähre nach Griechenland übersetzen wollten um dort ca. 2-3 Tagesetappen zu unserem Ziel dran zuhängen. Wir heißt in diesem Fall ein sehr guter Freund und ich. Ein Zweierteam mit Fahrrad durch halb Europa, 2 Alpenpässen, 1454 geradelten Kilometern, 4 Ländern, einigen Schmerzen und viele tolle Eindrücke und Erfahrungen.

Die Etappen waren:

1. Wohnort -Bad Friedrichshall 111,05 km
2. Friedrichshall - Hammerschmiedsee 125,48 km
3. Hammerschmiedsee - Donauwörth 86,69 km
4. Donauwörth - Landsberg am Lech 113,81 km
5. Landsberg - Reutte (A) 99,53 km
6. Reutte - Prutz 101,65 km
7. Prutz - Prato 80,8 km
8. Prato - St. Roco 136,51 km
9. St.- Roco - Verona 138, 71 km
10. Verona- kurz vor Ferrara 131,59 km
11. Ferrara - Marina di Ravenna 110,81 km
12. Marina di Ravenna der Küste entlang 35,88 km
13. 66,66 km
14. 65,12 km
15. Falconara Marittima - Ancona 46,62 km

1454km Gesamtstrecke


1. Wohnort - Bad Friedrichshall 111,05 km

Los ging es natürlich gleich mal mit einem Lacher, wir hatten ausgemacht, das wir uns im Hafen von Ancona mit unser DLRG Jugendgruppe treffen um gemeinsam nach Griechenland mit der Fähre überzusetzen, um anschließend zwei Wochen Ferien in Griechenland zumachen. Aus diesem Grund verstauten wir unser Urlaubsgepäck bei einer Freundin, die dieses dann zur Abfahrt der Gruppe bringen sollte. Ich hatte clevererweise meine ganzen schweren und unnützen Dinge dort eingepackt. So auch meinen Reisepass und Perso. Wieso auch brauche ich ein Ausweisdokument wir machen doch nur eine Fahrradtour...Also führte der erste Weg quasi in die entgegengesetzt Richtung. Sei es drum. 5 extra Kilometer.

Nachdem wir nun meinen Pass eingesammelt hatten ging es endlich los. Nach kurzer Zeit mussten wir dann auch den ersten heftigen Anstieg im heimischen Odenwald bezwingen. Anschliessend folgten wir einem Höhenzug der uns größere Steigungen ersparte und ab und an eine rasante Abfahrt z.B. durchs Moosautal bereit hielt. Kurz vor Eberbach stiessen wir dann auf den Neckar und folgten ihm bis nach Bad Friedrichshall. Eigentlich wollten wir im Hochmut der ersten Etappe noch weiter.

Jedoch zog schlechtes Wetter auf und wir wollten im trockenen das Zelt aufbauen. Das schafften wir auch, ehe wir uns in selbiges verkrümelten. Da wir extrem hungrig waren begangen wir sofort zu kochen. Kurz danach saßen wir beide im Zelt und blickten auf einen kleinen See also mit dem Rücken zum Wetter. Plötzlich wurde es sehr Hell, lauter Donner. Zeitgleich fing es an zuschütten. Wir zogen in aller Ruhe unser Zelt zu. Plötzlich hörten wir wilde Schreie: "Raus, raus geht ins Haus". "Ja, klar" macht mal nicht so einen Wirbel dachten wir nicht nur leise. Im nächsten Moment wurde es so gleißend hell das wir Minuten lang nichts mehr sehen konnten. Gleich drauf begaben wir uns unter das schützende Vordach eines nahe gelegenen Funktionshauses. Nachdem Regen stellten wir dann fest, dass das erste helle Licht ein Einschlag in einem Baum ca. 80m weiter weg am See war. Die Rinde des Baumes war wie auf gesprengt. Der zweite Einschlag war in die Wiese wesentlich näher zu unserem Zelt, ein Hoch auf die ThermaRest Matten! Die Schilderung der Augenzeugen waren grauselig. Scheinbar durch unsere Müdigkeit nahmen wir weder die Gefahr noch die Aufregung war. Erst am nächsten Morgen dämmerte uns, was wir für einen Blödsinn gemacht haben. Auf die harte Tour lehnten wir einen unserer größten Gegner, besten Freund und unseren Begrenzer kennen.

2. Friedrichshall - Hammerschmiedsee 125,48 km

Diese Etappe führte landschaftlich reizvoll am Ufer der Kocher entlang. Der Radweg war super ausgebaut, die Steigungen war völlig harmlos.

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Mit leichtem Rückenwind und angenehmen Temperaturen radelt wir dahin und einzig der Hintern zwickte aber wen wundert es...

Nach einem schönen Tag auf dem Rad suchten wir auf unserer Liste nach einem Campingplatz in Reichweite. Reichweite definiert sich bei dieser Reise nach der körperlichen Verfassung, denn eitel und ehrgeizig wie ich bei solchen Dingen bin, sollte die Reise bis zur Fähre völlig aus eigner Muskelkraft bewältigt werden. Die Reichweite wird auch ganz entschieden vom Streckeprofil verändert. Der am nächsten liegende ist 6km entfernt. Was 6km bedeuten können, lernte ich wenig später kennen. 5km von diesen führte bergauf. Der Platz lag nicht unten im Flusstal sondern quasi oben. Das nach schon 120km in den Beinen gab uns den Rest. Nach dem duschen wuschen wir unsere Klamotten (ein Ritual welches wir ab jetzt alle 2 Tage machen mussten/wollten) und ich begann mit dem Gaskocher und Fertigprodukten das Essen zuzubereiten. Kulinarisch wahrlich keine Offenbarung.

Dafür waren wir Mitten im nirgendwo:

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Die Nacht sollte die zweit kälteste der ganzen Tour werden.

3. Hammerschmiedsee - Donauwörth 86,69 km

Morgens erwachten ich bereits gegen sieben Uhr morgens. Eine für mich völlig untypische Uhrzeit, da ich eher den Langschläfern zu zuordnen bin. Jedoch passt sich der Körper mit seinem Tag / Nacht Rhythmus schnell dem des Tages an. So machte das aufstehen überhaupt keine Probleme. Nach einem ordentlichen Frühstück rafften wir uns auf packten unsere sieben Sachen und radelten los. Hätten wir morgens gewusst was auf uns zukommt hätten wir wohl einen Löffel mehr Müsli gegessen. Was nun vor uns liegt, auf dem Weg nach Donauwörth, schimpft sich wohl schwäbische Alb. Besonders eine vermeintliche Abkürzung sollte uns noch schmerzhaft zu stehen kommen. Unsere Radkarte zeigte einen großen Bogen an, den ich mit primitiven Mittel auf über 25 km schätze. Laut Karte bestand jedoch eine viel kürze direkte Verbindung. Diese taxierte ich auf 7-9 km. Somit entschieden wir uns natürlich für die Abkürzung. Wir sind ja nicht so doof wie alle anderen, wir folgen nicht blind der Karte.

Schade, dass auf der Karte keine Höhenlinien eingezeichnet waren. Unsere Abkürzung entpuppte als eine fast 2 stündige Tortur. Steigungen bis über 40%, nach der ersten Steigung folgte ein ständiges auf und ab. Ich fühlte wie sich die Kraft aus meinen Beinen und aus dem restlichen Körper zurück zog... Diesen Moment sollte man nach Möglichkeit vermeiden, denn wenn man Hunger bekommt, ist es zu spät. Der Körper frisst bereits deine Reserven auf. Selten habe ich mich so verwundbar gefüllt. Es ging kaum noch vorwärts, wir suchten uns eine Möglichkeit zu rasten und assen warm zu mittag. Nicht nur der Wach/Schlaf Rhythmus passt sich an, sondern auch der Ernährungstrackt des Körpers. So assen wir die Mittagsration plus die Abendration. Zu den Hochzeiten dieser Tour verschlangen wir pro Mahlzeit 1,5kg Nahrungsmittel.

Weiter ging es über Ellwangen, Nördlingen, Harburg nach Donauwörth. Dort übernachtet wird bei einem Kanusportverein und lernten ein nettes Ehepaar in den 50igern kennen.


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Dieses Ehepaar radelte anders als wir auf Donauradweg. Dieser ist wohl fast durchgängig von der Quelle bis zur Mündung erschlossen. Gestartet waren diese in der Schweiz und wollten aber "nur" bis Wien radeln. Am beeindruckendste war jedoch ihre kulinarische Ausstattung und Vorbereitung. Anders als wir, die Tüten auf rissen, machten die Freunde der gehobenen Küche, eine Genusstour. Aus ihren Ortlieb Taschen zauberten Sie nach und nach: frisches Gemüse, rohen Lachs, Teller, ein frisches Baguette, allerlei Zutaten und Gewürze, einen Korkenzieher, Rotweingläser und eine Flasche Rotwein. Wir waren völlig baff. Unserer Gepäck war auf Leichtigkeit getrimmt - ihres ganz offensichtlich auf Genuss. Was dann folgte war die Feier von Lebensfreude, Gastfreundschaft, Heiterkeit und kulinarischen Köstlichkeiten.

Der Fisch wurde nicht etwa gebraten sondern, gedämpft, das Gemüse wurde nicht gekocht sondern blanchiert die Sauce gezaubert. Ebenso wurden Dipps zur Vorspeise zubereitet. Großzügig teilte man mit uns. Nach dem Essen wurde dann zum Rotwein, welchen wir Banausen aus Teebechern unseren einzigen Gefäßen tranken, noch verschiedene Käse und Nüsschen gereicht. Ihre Weingläser waren zwar aus Kunststoff und mit Gewinde aber immerhin.

Es wurde ein lustiger Abend...

4. Donauwörth - Landsberg am Lech 113,81 km

Ab Donauwörth folgten wir der alten Römerstraße "Via Claudia Augsta". Kaiser Augustus ließ diesen Weg ca. 15 v Ch. erbauen. Diese Straße verband Sübbayern mit Venedig bzw. der Po Ebene. In den 1990er Jahren wurde diese Straße "revitalisiert" und zu einem grenzüberschreitenden Fahrradfernwanderweg ausgebaut. Diese Straße teilt sich in Trento in zwei Straßen auf, eine führt weiter nach Venedig der andere Teil zum Fluss Po. Wir wollten bis zum Fluss radeln.

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Heute startete der Tag äußerst sonnig und mit leichtem Rückenwind, der Weg schlängelte sich am Lech entlang alles lief super. Leider sollte es so nicht bleiben, der Freund Wetter wurde rasch am Nachmittag zum Feind. Es begann zuschütten. Für unsere Sachen in den wasserdichten Radtaschen war das ganze kein Problem. Uns jedoch stelle das Wetter vor die Wahl: Nass werden vom Regen oder Regenjacke anziehen und von innen Nasswerden. Beides nicht sonderlich prickelnd. In Landsberg war die Laune dann so mau, dass wir beim nächst besten Restaurant, einem Asiaten einfielen. Dort waren wir dann nach 5 Portionen gebratener Hähnchen und Nudeln satt und wieder halbwegs trocken.

Nach einer Vorstellung deutschen Spießertum auf dem Campingplatz zogen wir das Zelt zu und schliefen sofort ein. Am Morgen dann die Überraschung auf dem gesamten Campingplatz waren wir Gesprächsthema Nummer eins. Während ich in der Dusche war hörte man Sätze wie: "Happ'ts ihr auch schon von den zwooi Spinnern gehört die von Frankfurt nach Griechenland roradeln wollen. Des schaffen die nie" ...

5. Landsberg - Reutte (A) 99,53 km

Angestachelt von so einem Blödsinn machten wir uns ,nach dem Packritual, auf den Weg nach Österreich mit einem "Liebesstopp" in Füssen. Mein Freund traf seine Freundin, die hier Verwandte besuchte. Der Weg bis dorthin war traumhaft schön. Die Wege zogen sich durch Wiesen und weitgehend unberührte Natur - ein Traum in weiß blau.

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Am Mittag erreichten wir dann den Forggensee, kurz darauf Füssen.

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Nach dem Stopp fuhren wir noch über die Grenze ehe wir in Reutte unserer Lager aufschlugen.
 
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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
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6. Reutte - Prutz 101,65 km

Unsere erste rein österreichische Etappe. Die sollte gleich den ersten Alpenpass für uns bringen - den Fernpass. Hier verlässt man den eigentlichen Radweg und muss sich den Pass mit den Autos auf der Straße teilen. Mein Ehrgeiz verhinderte eine vernünftigere Entscheidung und so quälten wir uns den Pass rauf während uns Autos und Lastwagen mehr als nur einmal sehr knapp überholten.

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Erstaunlicherweise geht es auch in den Alpen nach einem Berg auch mal wieder runter. In den ersten 4-5 Stunden des Tages schafften wir keine 30km in den darauf folgenden 3 Stunden aber über 70. Berg ab pulverisierten wir unsere Vmax Rekorde auf dem Tacho und jagten mit großer Freude Autos, ehe wir sie ab und an auch überholten. So machten die körpereigenen Drogen uns zu Opfern des Geschwindigkeitsrauschs und der Raserei.

Weiter führte unsere Route entlang des Inns. Wir passieren die Städte Nassereith, Tarrenz und Imst ehe wir zu einem kurzen Ausflug auf die Inntal Autobahn abbogen (unfreiwillig). Nach ca. 600m radelt wir auf einen Rastplatz auf dem wir die Flucht, vor der österreichischen Staatsmacht über einen Zaun antraten. Nun auf der richtigen Seite des Inns angekommen, der Umweg ohne Autobahn hätte einen viertel Tag gekostet, radelten wir noch eine Weile am Inn entlang. Dieser Fluss ist an und für sich ist sehr nett, die nähe zur Autobahn aber gar nicht toll. An diesem Abend erreichten wir noch Prutz unserer Nachtlager für den nächsten Alpenpass. Dort übernachteten wir auf einer Wiese deren Hauptmerkmal ihre Unebenheit darstellte.

7. Prutz - Prato 80,8 km

Der Morgen begann überhaupt nicht gut. Bei der Planung dieser Tour hatte ich schon mit einigen Schmerzen und "weh-wechen" gerechnet, bei den Körperteilen lag ich jedoch völlig falsch. Als ich morgens aufwachte, konnte ich meinen Kopf nicht mehr bewegen. Versuchte ich auch nur eine Bewegung, schmerzte es sofort. Also machte ich mich auf um das österreichische Gesundheitssystem zu testen. Zu meinem erstaunen wurde ich sofort dran genommen. Der Doktor war vor wenigen Tagen von einer Tagung zurückgekehrt die genau solche Leiden lindern soll. Ich hätte gewarnt sein sollen... Kurz drauf erklärte er mir, dass ein Nerv in meinem Nacken eingeklemmt sei. Auch das hatte ich kommen sehen, was dann folgte aber nicht. Auf diesem Lehrgang habe er gelernt, das man am besten an irgendwelchen Punkten (Fachmedizinisch habe ich mir nicht behalten) ein niedrig dosiertes Betäubungsmittel spritzt, damit sich die Blockade löst. Kein Mensch sagte mir das ich von diesen Punkten deren 12 hatte/habe. Nach 12 Spritzen in meinem Nacken und Hinterkopf (kennt einer das Geräusch wenn die Kanüle dort eindringt?), fühlte ich mich etwas aus der Welt gebeamt, was ich zu einem fixen Nickerchen auf seiner Pritsche nutzte. Durch das leicht antippen der Arzthelferin und dem Hinweis, dass man nun zum Mittag schließe machte ich mich samt einer handvoll Medis zurück zum Zelt wo wir dann auch gleich Richtung Reschenpass starteten. Erstaunlicherweise hatte ich keine Beschwerden mehr.

Der Reschenpass war dann auch die richtig große Bewährungsprobe. Für Radfahrer sehr angenehm, man kann die alte Passstraße nutzen. So kann man fast ungestört sich nach oben arbeiten. Durch den halben Tag Verlust fuhren wir natürlich zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt los. Es war schon ordentlich heiß und auch mit zunehmender Höhe wurde es nicht merklich kühler.

Ungefähr auf halber Höhe des Anstieges machten wir ein warmes Mittagessen. Ich schmiss gerade den Kocher an, als ich ein metallenes Geräusch wahrnahm kurz darauf ein pfeifen in der Luft. Ehe ich begriff was passierte starb die Flamme im Kocher, es wurde leise und man konnte das sich nun nicht mehr entzündende Gas, ausströmen hören. Ein Teil welches selbst im Verkauf unter einen 1€ kostet und das Gas gleichmässig in einer Art Brennkammer hält, flog uns um die Ohren.

Nun saßen wir da, mit einem kaputten Gaskocher und lauwarmen Essen. Als backup und für Soßen hatten wir glücklicher weise einen Spirituskocher dabei, jedoch dauert es ewig mit diesem Kocher etwas warm zu machen. Auf der restlichen Tour versuchte ich ohne Erfolg ein Ersatzteil zu bekommen, ich scheiterte kläglich.

Nachdem wir die Passhöhe von 1504m erklommen hatten, führte uns der Weg erst durch eine Ebene ehe wir zum Grenzübergang nach Italien kamen.

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Kurz dahinter liegt der Reschensee, nach den Strapazen wie ein sechser im Lotto:

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Was dann folgte ist , zumindest in unserer Fahrtrichtung ein Traum für Radfahrer. Der extrem gut ausgebaute Radweg führt entlang eines Baches, später Flusses der vom Reschen- und Haidersee gespeist wird. Das beste daran ist das stetige Gefälle, welches zu flottem vorankommen führte.

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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
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8. Prato - St. Roco 136,51 km

Heute führte der Weg weiter am Fluss entlang der sich durch das Tal zog. Immer noch mit Gefälle zu unseren Gunsten kamen wir sehr zügig voran. Die Landschaft hier ist geprägt von Plantagen für Früchte und Wein. Bis zum Nachmittag ein sehr schöner aber ereignisloser Tag. Wenig später schnitten uns beim überholen zwei Rennräder mit Anhänger und holländischen Fahnen... Vorurteile und gedankliche Verunglimpfungen schossen durch den Kopf. Ein paar Km weiter hielten Sie und entschuldigten sich für ihr Verhalten. Schnell kam man doch ins Gespräch und stellte fest, das man den selben Zeltplatz für den Abend ansteuert. Als bald brachen wir auf, ließen sie aber ziehen, da sie mit den Rennrädern wesentlich schneller waren als wir. Dieser Zeltplatz hatte nicht mal seinen Namen verdient, erstaunlicherweise trafen wir wesentlich früher als die Rennradjungs ein (tja, Karte lesen müsst man können). Der Platz lag eingekeilt von Brennerautobahn welche ein konstanten Grundlärmpegel erzeugte, Brennerbahnlinie welche im 90 Sekunden Takt einen Sitzenlärmwert erzeugte und einer Rennstrecke der lokalen Dorfjugend welche wahlweise noch mit lauter bummbummbäng Musik untermalt wurde. Der restliche Platz sah aus wie nach einem Bombenangriff - Krater überall. Trotz der Unannehmlichkeiten raffte uns die Müdigkeit schnell dahin.

9. St.- Roco - Verona 138, 71 km

Um den urbanen Lärm zu entgehen legten wir morgens einen Blitzstart hin und radelten früh los, nicht ohne noch ein paar "Ohne Holland fahren wir zu WM" Sprüche zu hinter lassen. Der Weg führte uns nun ins Trento. Der Tag wurde sehr heiß, wir kamen aber zügig voran ,dank ordentlichem Rückenwind. Kurz vor Verona studierten wir eine Karte, denn der Straßenverlauf passte so gar nicht zur Karte. Helfen wollte uns ein italienischer Rennradfahrer mit einem 5kg Carbon Rädchen natürlich ohne Gepäck. Er erklärte uns Karten helfen eh nicht und meinte wir sollen hinterher fahren. In den nächsten 90 Minuten legten wir so völlig irre fast 50km zurück... Der Herr mit dem Rennrad hielt uns mächtig auf Trapp. Zwar erreichten wir schnell Verona, jedoch fanden wir nicht die Unterkunft. Wir irrten einwenig in Vororten rum ehe ich mir ein Herz fasste und bei einem Hotel fragte. Hier wusste man auch nicht so recht, machte uns aber das unschlagbare Angebot hier zunächtigen. Natürlich zum Spezialpreis inklusive Frühstück.

Der Besitzer lud uns in seinen Garten ein, in dem er uns kostenfrei mit Wasser, Früchten und einem Abendessen versorgte. So sassen wir noch bis zum frühen Morgen in netter Gesellschaft ehe wir das beste Zimmer des Hauses bezogen.

11. Ferrara - Marina di Ravenna 110,81 km

Am morgen dann gingen wir zum Frühstücksbüffet. Wir wurden wir zu einem Tisch geführt, dort wartete bereits für jeden ein fulminantes Lunchpaket. Der Hotelchef überschlug sich vor Freundlichkeit und Großzügigkeit beinahe. Müsli, Spiegeleier, frisch gepresster O-Saft und cornettini Herz was willst du mehr. Der Abschied fiel uns dann auch extrem schwer...

Auf dem Rad war der folgende Tag vom Kampf gegen die Hitze geprägt. Nach 12l Wasser pro Person und ca. 130 km erreichten wir den Po. Gleichzeitig endet hier die "via Claudia Augusta" der auf der Karte eingezeichnete Campingplatz ist nicht zufinden... Nach einer Irrfahrt und vielen "helfenden" Italienern geben wir schließlich genervt auf und suchen uns ein ruhiges Plätzchen am am Ufer. An einem Trappelfahrt stellten wir unser Zelt auf. Nach kurzer Zeit schliefen wir tief und fest. Ich schlief sogar so fest, dass ich den beinahe Zusammenstoss eines Motocrossmotorrads mit unserem Zelt verschlief... Diese Geschichte erfuhr ich erst am nächsten morgen. Mein Freund konnte nach dem Vorfall nicht mehr schlafen und empfing mich Sekunden nach den aufstehen mit einem fertigen Frühstück, er war extra zu einem Bäcker geradelt. Ganz zu seiner Freude hatte er bereits fertig gepackt und kurz nach dem Frühstück war er abfahrbereit. Das heutige Etappenziel hieß: Meer!!

Nun gab es keine ausgeschilderten Radwege mir, was die ganze Fahrt etwas unangenehmer machte, da der durchschnittliche Italiener weder Verständnis noch Rücksicht auf Radfahrer nimmt.

Nach anstrengenden 110 km, es war wieder verdammt heiß, sprangen wir in die Adria. Kurz drauf suchten wir uns einen echt hübschen aber teuren Campingpatz gleich in der Nähe mit direktem Strandzugang. Wir waren nun einige Tage vor dem Zeitplan. So gestalten wir die restliche Zeit sehr locker und angenehm - so zumindest der Plan.

12. Marina di Ravenna der Küste entlang 35,88 km
13. 66,66 km


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Die nächsten Tage radelten wir nur soweit wie wir Lust hatten oder bis zur nächsten tollen Unterkunft. Die meiste Zeit verbachten wir dann auch mit lesen, essen, schlafen und faulenzen. Gezielt versuchten wir den italienischen Touristenhochburgen zu entgehen, was uns bis auf die Durchfahrt von Rimini ganz gut gelang.

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Von Gabbice Mare bis Pesaro ist die Strecke traumhaft schön, fast unberührt, wenig los, mit viel Schatten und einer angenehmen Brise vom Meer. So radelten wir völlig entspannt dahin. Das änderte sich aber schlagartig. Denn der Umwerfer am Fahrrad meines Freundes riss ab und blockierte das Hinterrad. Zu allem Überfluss fing es bei über 30° im Schatten auch noch an zu regnen. Im strömenden Regen schnitten wir die abgerissenen Speichen mit einem Leatherman heraus und brachten das Rad wenigstens wieder zum rollen. Da wir praktisch im nirgendwo waren, blieb uns nichts anderes übrig als uns selbst zu helfen. So zog ich meinen Freund auf ebener Strecke und im Gefälle, in Steigungen musste er schieben. So kämpften wir uns bis Pesaro durch.

Der Bus oder die Bahn kamen für mich nicht in Frage so trennten sich unsere Wege am Bahnhof kurz ehe wir uns am verabredeten Treffpunkt wieder sahen. Entnervt gingen wir essen ehe ich im Licht der Stirnlampe und mit unserm Boadwerkzeugen die Notoperation begann. Nach kurzem überlegen machte ich mich daran den gesamten Umwerfer zu demontieren was hier leichter klingt, als es angesichts der Deformationen war. Anschließend musste ich die nun viel zulange Kette kürzen, ehe ich aus einem 24 Gangfahrrad ein 3 Gangmodell gebastelt hatte. Nach erfolgreicher Testfahrt und anschließender Dusche zog ich mich zufrieden in meinen Schlafsack zurück.

14. 65,12 km bis Falconara Marittima

Diese Etappe überstand unserer Dreigangrad ohne jegliches Problem. Wir kamen auch normal zügig voran. Lediglich Steigungen und der Antritt mussten etwas langsamer und mit bedacht angegangen werden. Und so verbrachten wir einen schönen weiteren Faulenzertag unter italienischer Sonne. Unserer Zielort sollte den Charme von Duisburg Nord haben. Eine große Raffinerie lang am Strand und erstreckte sich weit ins Meer um auch großen Tankern das andocken zu erlauben. Wieder war laute Musik und ausgelassene Stimmung irgendwo in der Nähe deutlich wahrzunehmen. So machten wir uns auf den Weg und versuchten den Ort der Feier ausfindig zumachen. In Kern des Ortes steppte der Bär. Man feierte eine großes Straßenfest, mit Musik, Tanz, Essen und viel Spaß. Wir wissen beide bis heute nicht, wer oder was gefeiert wurde doch wir verbrachten einen fröhlichen und entspannten Abend unter uns völlig fremden Menschen die uns aber herzlich aufnahmen und zum mitfeiern animierten.

15. Falconara Marittima - Ancona 46,62 km

Dieser Tag sollte der letze in Zentraleuropa werden und nicht zuletzt deswegen sollte das ganze auch etwas zum Triumph werden. Dies sollte eigentlich nicht das Ende der Reise sein, jedoch wollten wir heute ein ganz großes Etappenziel erreichen. Aber es sollte ganz anders kommen. Kaum 10 km nach den Start verabschiedeten sich nach und nach Speichen aus dem Hinterrad des Dreigangrads. Durch einen ganz blöden Zufall riss eine weitere Speiche ab, welche sich in ein Kettenglied verhakte und anschließend im Ritzel blockierte... Im nächsten Moment riss die Kette ... Das letzte mal auf dieser Tour. Nach der Begutachtung wird klar - irreparabel.

Was nun? Soll das ganze nun zu Ende sein? Darauf waren wir nicht vorbereitet. Klar hatte man das mal überlegt aber doch nicht wegen einem technischen Defekts. Neben der grandiosen Enttäuschung kam nun der Zeitdruck. Unser Treffpunkt am Fährhafen in Ancona rückte immer näher, wir kamen diesem aber nicht näher. Einstimmig entschieden wir uns, dass wir gemeinsam zum Bahnhof fahren uns dort dann trennen, ich sollte die Tour zu ende zubringen. Merklich enttäuscht machten wir uns auf den Weg. Nach der Trennung radelte ich bedröppelt die Küstenstraße entlang und erreiche kurz drauf Ancona. Die Küstenstraße wird am Ende über eine Tangente (ähnlich wie eine Autobahnauffahrt von der Form her) zum Hafen geführt. Auf dieser sind nur Autos und LKW's erlaubt ... Ich sah keinen anderen Weg um runter zum Hafen zukommen und nahm einfach die Ausfahrt. Kurz drauf stoppt mich die Polizei mit Blaulicht und Sirene. Sie stellten den Streifenwagen quer vor mich und blockten nicht nur mich. Recht zügig bildeten sich auf Grund der nahen Fährenabfahrten eine lange Schlange hinter mir. Die Polizisten versuchten mir zu erklären das ich hier nicht fahren dürfe. Ich stellte mich auf dummen Deutschen und sagte immer wieder: "Ich verstehe nichts". Langsam wurde es hinter uns laut, wütende Rufe, jeder hupte. Nach einer kurzen lautstarken und gestenreichen Unterhaltung entschieden sich die Herren Polizisten mich mit Blaulicht bis zum Fähranleger zu eskortieren. So legte ich die letzten Kilometer in Italien statt mit meinem Freund mit einer Polizeieskorte zurück. Großes Kino.

Am Fähranleger treffe ich meinen Freund wieder kurz drauf kommen auch die DLRG'ler mit ihren VW Bussen an.
 

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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
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In Griechenland trafen wir im Hafen von Patras unseren griechischen "local" ich war unsicher ob ich alleine weiter radeln sollte. Diese Entscheidung nahm mir aber die Natur ab. Laut des "locals" brannte es auf meiner Strecke lichterloh. So blieb das Rad auf dem Gepäckträger des VW Buses. Auf dem Weg sahen wir schon die Rauchwolken aus der Ferne. Es sollten die schlimmsten Brände der letzten Jahre werden...

Fazit

Wie bekloppt muss man eigentlich sein und mit dem Fahrrad ca. 1450km am Stück mit einer Alpenüberquerung zufahren?

Die Frage ist, wie viel ist man bereit zu opfern und wie viel bekommt man zurück?. Der geneigte Milagerunner opfert Lebenszeit und tut sich Flüge an und erhält einen Status. Ich habe Komfort und Annehmlichkeiten geopfert - und eine tolle Erfahrung gemacht. Was diese Reise so besonders gemacht hat, ist zum einen das Zusammenwirken mit einem Freund und die vielen kleinen Geschichten (von denen gibt es noch unzählige, würde aber hier sicher den Rahmen sprengen) die sich entlang der Route ergeben haben.

Besonders erfrischend wirkte auf mich, die bewusste Reduktion auf das Wesentliche. Ich habe gelernt, dass alles was man wirklich zum leben braucht, im Prinzip in drei Radtaschen passt. Die Hauptsorgen sind: wie ist das Wetter, wo schlafe ich heute Abend und wo bekomme ich etwas zu essen her. Damit wird man zu einem wirklich glücklichen Mensch, denn man kann bis auf das Wetter alle "Probleme" relativ leicht bewältigen. Mit dem Wetter lernt man mit der Zeit zu leben, denn du kannst es eh nicht ändern. Natürlich muss man dazu sagen, dass dieser Zustand ohne Medien, ohne festen geografischen Bezugspunkt, ohne Erwerbstätigkeit und ohne Internet kein Dauerzustand werden kann. Schon aus dem Grund das man dem eigenen Anspruch eines mündigen Bürger einfach nicht gerecht werden kann. Abgesehen davon fehlt natürlich die Lebensgrundlage. Für mich aber, habe ich entschieden diese Flucht aus dem Alltag in dieser oder ähnlicher Form einmal im Jahr zumachen.
 
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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
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Tipps:

Wer nicht die ganze Strecke radeln möchte dem empfehle ich den Abschnitt ab Landsberg bis Füssen und vom Reschenpass bis Meran. Wer Hilfe oder Fragen hat meldet euch ruhig.



Links und Quellen die ich zur Vorbereitung genutzt habe:

Via Claudia Augusta

Die Radreisendatenbank: Radweg - Via Claudia Augusta

Via Claudia Augusta - Radreise-Wiki

Kocher Jagst Radweg

Kocherradweg: Von der Quelle bis Schwäbisch Hall

Reiseland Deutschland - Ferienstraßen - Via Claudia Augusta - Die Geschichte der kaiserlichen Römerstraße

Ausrüstung:

Globetrotter Ausrüstung | Outdoor Bekleidung Trekking Camping

Gudereit Fahrraeder

ORTLIEB GmbH - welcome outdoors

Ich hoffe, dem ein oder andern hat der Bericht gefallen. Kommentare sind wie immer erwünscht.
 
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Reaktionen: dreschen

dreschen

Gründungsmitglied und Senior Chefredakteur VFT
Teammitglied
07.03.2009
5.820
923
45
Ruhrgebiet
Ich habe Respekt vor so einer Tour, würde sie aber nie selber machen. Danke für den ausführlichen Bericht!
 

mumielein

Gründungsmitglied
06.03.2009
4.152
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Dorf bei NUE
Besonders erfrischend wirkte auf mich, die bewusste Reduktion auf das Wesentliche. Ich habe gelernt, dass alles was man wirklich zum leben braucht im Prinzip in drei Radtaschen passt. Die Hauptsorgen sind: wie ist das Wetter, wo schlafe ich heute Abend und wo bekomme ich etwas zu essen her. Damit wird man zu einem wirklich glücklichen Mensch, denn man kann bis auf das Wetter alle "Probleme" relativ leicht bewältigen. Mit dem Wetter lernt man mit der Zeit leben, denn du kannst es eh nicht ändern. Natürlich muss man dazu sagen, dass dieser Zustand ohne Medien, ohne festen geografischen Bezugspunkt, ohne Erwerbstätigkeit und ohne Internet kein Dauerzustand werden kann. Einfach schon aus dem Grund das man dem eigenen Anspruch eines mündigen Bürger einfach nicht gerecht werden kann. Abgesehen davon fehlt natürlich die Lebensgrundlage. Für mich aber habe ich entschieden diese Flucht aus dem Alltag in dieser oder ähnlicher Form einmal im Jahr zumachen.
DANKE. Ja, so ist es. Wenn man das mal wieder so erlebt hat, kann man auch um so mehr die kleinen Luxusschnickschnacks genießen, voller Freude, sie eigentlich nicht zu brauchen.
Ich bin zwar nie geradelt, aber das mit der Flucht aus dem Alltag genieße ich auch. Typische Urlaube dieser Art haben mich nach Alaska geführt.
 

flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Bitte


Ja, so ist es. Wenn man das mal wieder so erlebt hat, kann man auch um so mehr die kleinen Luxusschnickschnacks genießen, voller Freude, sie eigentlich nicht zu brauchen.

Absolut. Man bekommt doch einen ganz anderen Blick auf die Dinge. Es holt einen wieder zurück auf den Boden. Denn so manches mal verliert man sich im Alltag in Dingen die überflüssig und luxuriös sind. Für viele mag sich das wie blödes Esoterik Geschwätz anhören, so dachte ich davor auch, aber es stimmt einfach.

Ich bin zwar nie geradelt, aber das mit der Flucht aus dem Alltag genieße ich auch. Typische Urlaube dieser Art haben mich nach Alaska geführt.

Dazu muss man auch nicht radeln. Wie du schon sagst in anderer Form geht das genauso gut. Das radeln ist auch eher eine Alters- und Geschlechtsfrage. Da ging nicht zu einem kleinen Teil auch darum, Grenzen des Körpers und der Psyche zu erfahren. Das wirst du in deiner Lebenssituation einfach nicht mehr wollen/müssen.
 

jonnyisback

Neues Mitglied
28.03.2010
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Hei,

Danke für den Bericht. Noch ein Frage habe ich: Was habt ihr denn für Fahrräder benutzt und was hattet ihr an Werkzeug dabei?

Danke und liebe Grüße,
Jonny
 

flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Hei,

Danke für den Bericht. Noch ein Frage habe ich: Was habt ihr denn für Fahrräder benutzt und was hattet ihr an Werkzeug dabei?

Danke und liebe Grüße,
Jonny

Ich habe ein Gudereit LC 90 benutzt und tue das noch heute (y). Das Modell gibt es noch heute jedoch hat es 3 Evolutionsstufen hinter sich. Als ich es kaufte, gab es noch Tubus als Lieferant für den Gepäckträger bei diesem Modell. Das Rad kam damals auch gleich mit der passenden Bereifung (Schwabe Marathon Racer). Nachträglich habe ich nur den front Gepäckträger ergänzt (ebenfalls von Tubus), den Halter für die Lenkertasche und einen Tacho angebracht.

Die Werkzeugkiste umfasste einen Ersatzschlauch, ein Fahrradwerkzeugtool (ähnlich diesem http://src.discounto.de/pics/Angebot/53109/73539_Fahrrad-Werkzeug-53109_xxl.jpg) und eine Luftpumpe.
 

paulraum

Erfahrenes Mitglied
08.04.2009
2.477
13
ARN / ZRH
Ich habe ein Gudereit LC 90 benutzt und tue das noch heute .

Die sind wirklich super.
Ich habe ein C90, damals als Trekking+Reiserad, mittlerweile ist der Rahmen der Grundstock für mein Tria-Trainingsrad.
Das Teil ist wirklich unkaputtbar - nach sicher fast 25.000 km.
Und das Unterrohr in Tropfenform ist ein Herzerwärmer für den Designer :D
 

f0zzyNUE

Erfahrenes Mitglied
08.03.2009
8.416
744
Fazit

Wie bekloppt muss man eigentlich sein und mit dem Fahrrad ca. 1450km am Stück mit einer Alpenüberquerung zufahren? Eine Strecke die man im im Flugzeug in unter zwei Stunden bewältigen kann. Ich würde mal sagen nicht viel bekloppter als jemand der aus Spaß lax-sfo-den-ord-jfk-tpa-phl-clt-ord-dfw-lax-sfo-yvr-lax fliegt.

Die Frage ist, wie viel ist man bereit zu opfern und wie viel bekommt man zurück?. Der geneigte Milagerunner opfert Lebenszeit und tut sich Flüge an und erhält einen Status. Ich habe Komfort und Annehmlichkeiten geopfert - und eine tolle Erfahrung gemacht. Was diese Reise so besonders gemacht hat, ist zum einen das Zusammenwirken mit einem Freund und die vielen kleinen Geschichten (von denen gibt es noch unzählige, würde aber hier sicher den Rahmen sprengen) die sich entlang der Route ergeben haben.

Besonders erfrischend wirkte auf mich, die bewusste Reduktion auf das Wesentliche. Ich habe gelernt, dass alles was man wirklich zum leben braucht, im Prinzip in drei Radtaschen passt. Die Hauptsorgen sind: wie ist das Wetter, wo schlafe ich heute Abend und wo bekomme ich etwas zu essen her. Damit wird man zu einem wirklich glücklichen Mensch, denn man kann bis auf das Wetter alle "Probleme" relativ leicht bewältigen. Mit dem Wetter lernt man mit der Zeit zu leben, denn du kannst es eh nicht ändern. Natürlich muss man dazu sagen, dass dieser Zustand ohne Medien, ohne festen geografischen Bezugspunkt, ohne Erwerbstätigkeit und ohne Internet kein Dauerzustand werden kann. Schon aus dem Grund das man dem eigenen Anspruch eines mündigen Bürger einfach nicht gerecht werden kann. Abgesehen davon fehlt natürlich die Lebensgrundlage. Für mich aber, habe ich entschieden diese Flucht aus dem Alltag in dieser oder ähnlicher Form einmal im Jahr zumachen.

(y) einer der besten beiträge im ganzen forum (y)
 

flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Auf jeden Fall!

Hab den ganzen Bericht heute erst entdeckt und habe direkt Lust auf so einen Trip bekommen. Ganz großen Respekt! Wie siehts denn aus? Machst du so einen Trip nun tatsächlich jedes Jahr oder ist der gute Vorsatz dahin?

Aus dem Vorsatz ist Wirklichkeit geworden. Neben Touren mit Jugendgruppen habe ich auch meine eigenen. Jedoch meistens nicht mehr solange. War mittlerweile in Norwegen wandern, paddeln mit einem Kanu und noch eine Radtour.
 
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Reaktionen: Foppes

Foppes

Erfahrenes Mitglied
11.01.2010
485
1
SINGAPORE
Wobei so eine Jugendgruppen - Tour sicher etwas harmloser ausfällt ;) Aber trotzdem, echt genialer Trip. Wobei man wohl nicht wesentlich weniger als 14 Tage einkalkulieren sollte.
 

flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Wobei so eine Jugendgruppen - Tour sicher etwas harmloser ausfällt ;) Aber trotzdem, echt genialer Trip. Wobei man wohl nicht wesentlich weniger als 14 Tage einkalkulieren sollte.

Die Jugendtouren sind etwas lockerer. Hängt auch mit dem Alter der Kids zusammen.

Das mit der Tripdauer hängt ganz entschieden von deiner Fitness, Leidensfähigkeit, Höhenprofil und deinem Rad ab.

Wir haben mit 100km pro Tag gerechnet. Das war besonders nach den Alpen für uns relativ einfach zu überbieten. Aber man könnte ja auch kürzere Strecken als Genusstour machen. Da fallen mir auf Anhieb 10 Routen ein ...
 
Zuletzt bearbeitet:

Carrie

Erfahrenes Mitglied
15.11.2009
1.351
1
DUS
Danke für den interessanten Reisebericht! :)

Werde ich direkt mal an meinen Vater weiterleiten, der macht jedes Jahr solche Radtouren.

LG
Heike